^ Der Städtbau ist hier völlig in Ordnung. Es liegt hier doch vielmehr an der Gestaltung.
Nein, das halte ich für eine völlig falsche Ausage. Der Städtebau ist die Ursache des Dilemmas.
Entweder man hätte beim lockeren Städtebau der Nachkriegsmoderne bleiben müssen, die die Stadt als Landschaft mit eingestreuten Hochhäusern begreift. Diese benötigen, um städetbaulich zu wirken, ihren Platz.
Am Petriplatz/Köllnischen Fischmarkt hat die Stadtplanung jedoch versucht die klassische Blockrandstadt mit den Hochhäusern und der autogerechten Stadt zu verbinden. Das ist gründlich schief gegangen.
1. Die Verkehrsachse der Getraudenstraße zerschneidet die Viertel brutal und macht eine anspruchsvollsvolle Wohnbebauung aufgrund der Lärm- und Schadstoffwerte unmöglich.
2. Der Petriplatz ist gar kein Platz, da ihm die Platzwände, die Begrenzungen fehlen. Durch die Verkehrstrasse ist ein Platz nicht erkennbar.
3. Auch beim Köllnischen Fischmarkt ist ein Platz nicht erkennbar, auch nicht mit dem neuen Wohnungbau der WBM, der kein Wohnhaus der Berliner Traufhöhe und kein Hochhaus ist sindern nur ein Klops.
4. Die städtebauliche Anbindung und Verzahnung mit der Breiten Straße und dem Schloßplatz ist verpasst.
5. Die städtebauliche Körnung, also die Parzellengröße, ist für einen Altstadtbereich viel zu groß.
Nach diesen grundsätzlichen Fehlern im Städtebau könnte man in der Architektur sicher noch einiges mildern aber nicht mehr an diesen beiden ehemaligen Plätzen. Die Stadt hat weder den Mut noch die Kraft den kürzesten Weg mit den Kfz durch den ältestens Teil der Stadt zu brechen sondern hat die Trasse nur halbherzig verschmälert, an manchen Stellen aber auch verbreitet. So bleibt die Verkehrsachse der leipziger-Gertrauben-Grunderstraße eine Ausfallstraße mit Mittelstreifen, an deren Seiten sich Solitäre aufreihen.
Die Alternative wäre gewesen, sich am Blockrandstädtebsu zu orientierungen, die kleinmaßstäbliche Parzellengröße wieder einzuführen, herausragende Bauten als Erinnerunsgbauten zurückzuholen und den Rest der Architektur an ein Innenstadtgebiet anzupassen. Die Hochhäuser können stehen bleiben und teilweise aus den Blöcken wachsen. Man hat doch mit Brüchen sonst kein Problem, wenn eine historische Struktur ergänzt werden soll. Dieser Zu jedoch, fürchte ich, ist abgefahren. Das Gebiet wird als großes Scheitern des Stadtbaus der Jahrtausendwende gelten, die Entscheidungen zum Spittelmarkt führen diese Fehler aktuell fort.
Die meisten in Berlin scheinen das wenig interessant zu finden. Der Durchnittsberliner begibt sich dort sowieso nicht hin. Zu häßlich, zu zugig, zu laut.