Die Fragen haben durch die Bank Sinn, auch neben den von dir anderswo gegebenen Antworten. Mindestens den, einen Spiegel vorzuhalten. Nämlich den Spiegel, dass bei allen architektonischen, stadtbildnerischen, historischen Gründen eben doch auch die Wirtschaftlichkeit eines Projektes eine Rolle spielt, was bei deinen Ausführungen nicht immer deutlich wird, da du prinzipiell für den Erhalt eines jeden alten Baus plädierst und kämpfst (durchaus zT: Beifall) - auch wenn durchaus sachlich-nüchterne Gründe dagegen sprechen. Insofern die Übertreibung, denn natürlich sind es letztlich wirtschaftliche Gründe, die stärker waren als aller Enthusiasmus, welche die Investoren haben Abstand nehmen lassen von dem Objekt. Nichts anderes wollte ich notieren...
Beiträge von Untermieter
-
-
Hochinteressante, ...
...aber eben auch nicht zum ersten Mal geführte Diskussion, die ihr hier in den Tagen um den Jahreswechsel durchgenommen habt.
In unserer Stadt machen Annahmen und Prognosen Politik. ... Ach könnten sich doch die Macher in unserer Stadt durchsetzen.
Werter rotwang, wie soll ein Stadtentwicklungsamt denn anders den stadtentwicklungspolitischen Rahmen gestalten als auf der Basis von Prognosen? Es wird doch hier -zurecht- immer eingefordert, dass die Stadt einen Entwicklungsplan aufstellen und verfolgen soll, damit am Ende ein stimmiges Bild rauskommt. Sowas funktioniert nunmal nur auf Jahre, beinahe Jahrzehnte im Voraus, wie sonst? Und dann eben auf der Basis von Prognosen. Wie sonst?
Die Neefestraße 83 - auch aus meiner Sicht höchst bedauerlich. Weil du die "erfahrenen Investoren" nun hier aber so hübsch präsentierst: Wenn alle Parameter so schick waren und die Stadt ja auch ihre 70.000 (?) zugeben wollte (was sie nicht musste!) - warum sind die Investoren denn dann abgesprungen? Keine Liebe zur gesamtstädtischen Entwicklung mehr? Kein ästhetisches Empfinden mehr? Nur weil die Stadt nicht noch mehr zugeben wollte?
Bzgl. der Leipziger hast du ja selbst Relativierungen drin (...ein Teil...). Bin da durchaus gespannt, was dort geschieht. Für mich, wenn ich nach Chemnitz zurückkäme, wäre die Leipziger auch mit den schönsten Altbauten kein Thema. Never. Für andere vielleicht, vermutlich aber auch für andere andere
ebenso nicht... Gut, wir werdens erleben.
Und: Ich denke mal, keiner in der Stadt hätte was dagegen, wenn die Macher kämen. Geht los, steht doch jedem frei, Gebäude zu kaufen und zu sanieren. Ja, ich versteige mich sogar dazu zu behaupten: auch in der Stadtentwicklung Chemnitz sitzen Leute mit Fachwissen und ästhetischem Empfinden. Bleibt die Frage, wers bezahlt und wieso eine nennenswerte Anzahl von Menschen in der Platte wohnen will, obwohl diese Gebiete für das Gesamtstadtbild in der Tat eher entbehrlich sind als die innenstadtnahen Altbauviertel...
Wird also wohl noch eine Weile bei sehr viel Idealismus und Enthusiasmus Einzelner bleiben müssen, bis die Demographie in den Plattenbauten in die gewünschten Bahnen gekommen und damit der Markt insgesamt günstiger für die Altbauten ist... -
Theorie und Praxis
... Aber, und hier beginnen wir uns wohl wieder im Kreis zu drehen, von außen nach innen. Perforation ist fatal für die Stadt und mittlerweile auch in jeder stadtgeographischen Abhandlungen so nachzulesen...
Richtig. Und an der Stelle fehlt nun nur noch ein geeignetes Instrumentarium für die Städte, derlei gute und richtige Pläne mit dieser Vielzahl von Akteuren und deren unterschiedlichsten Interessen umzusetzen. Warum soll die Genossenschaft oder inzwischen ja auch zunehmend mehr der Private, der nur draußen am Rand in den Platten größere Bestände oder auch nur einzelne Blöcke oder gar nur einzelne Häuser hat, diesem von den Städten angestrebten Ziel Applaus zollen? Weil dann sein Besitz weg ist? Warum sollen die Unternehmen, die in anderen Stadtlagen Besitz haben, irgendwelchen Tauschaktionen zustimmen, um solchen Betroffenen einen Ausgleich zu gewähren? Warum sollen nicht sogar städtische Unternehmen, die "draußen" Besitz haben, diesen an private Investoren verkaufen, wenn dies für die Unternehmensbilanz wesentlich günstiger ist als der Abriss?
Die Theorie ist gut und eindeutig. Dies wissen auch die Fachleute in den Städten. In der Praxis sind diese städtischen Hände dann doch weitestgehend gebunden. Wichtig wäre daher mMn die Vermeidung von Fehlern und das Nutzen der geringen Spielräume. Siehe in Chemnitz die Neefestraße 83. Tschja, und die Utopie, dass alle Akteure ein Stück vom Verlustkuchen nehmen, um so eine gesunde Basis für alle zu schaffen. Aber wie das so ist mit den Utopien...
-
hihi
Nur dieser Teil?
Ich habe schon nach deinem ersten Beitrag zur Parkplatzproblematik befürchtet, dass du den Ironie-Knopf hättest lauter und deutlicher drücken müssen ... naja, wird sich schon herumsprechen, andernfalls nehme ich ne Tüte Popcorn und lese einfach weiter mit.
-
In dem Fall hätte man dann wohl viel früher verkaufen sollen, wenn ich mir die Bilder anschaue. Habe zuletzt privat in einem seit beinahe der Wende leerstehenden Objekt beim Entkernen geholfen - gruselig, aber doch fast neuwertig gegenüber diesen Ruinenresten.
Und: mal von dem lokalhistorischen Wert des Objektes abgesehen (ja, der Textildruck als ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Industriemetropole), so richtig erschließt sich mir der fehlende Sinn oder auch die fehlenden guten Absichten der Stadt gegenüber nicht, wenn selbige in Person ihrer Stadttochter bei diesem Objekt in dem Umfeld nicht alle Hebel in Bewegung setzt. Die Neefestraße 83 ist ein trauriges Kapitel, aber hier? Was hätte man dort in dem Umfeld denn etablieren wollen/sollen? Hättest du dort wohnen/eine Galerie/ein Kneipchen/wasweißich haben/betreiben wollen? Nur weil das Gebäude mal das Erste unter seinesgleichen war? Ganz ehrlich?
-
Zahlen interpretieren
Laut Seko wurden von 2002 bis 2007 13575 Wohnungen abgerissen, davon befanden sich ca. 9000 im Heckert-Gebiet. In den Altbauqartieren wurde dagegen relativ wenig abgerissen, obwohl es auch hier große Leerstände gab. So betrug die Zahl der Wohnungsabrisse in Schlosschemnitz 385, auf dem Kassberg 199. Auf dem Sonnenberg gab es 1255 Abrisse, aber hier dürften die Plattenbauten an der Augustusburger Straße einen Großteil ausmachen. [...]
Das Durchschnittsalter der westdeutschen Bausubstanz ist ja auch deshalb deutlich niedriger als das der ostdeutschen Bausubstanz, darauf weist ja auch das IÖR hin. Der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland bestand nicht in den Großsiedlungen, sondern darin, dass in Westdeutschland viel mehr Einfamilienhaussiedlungen als in Ostdeutschland gebaut wurden.Vieles richtig, gut auch, Differenzierung einzufordern. Obige Zahlen aber sind doch anders zu bewerten (wie hier auch schon geschehen): Ein Plattenbau beinhaltet gemeinhin wesentlich mehr Wohnungen als ein Gründerzeithaus. Folge: für die deutlich geringere Zahl an vom Markt genommenen Wohnungen in Gründerzeitbauten mussten relativ deutlich mehr Gebäude vom Markt genommen werden als Plattenbaugebäude für die größere Anzahl von dort weggerissenen Wohnungen. Zudem, Hannes schrieb es bereits, fällt ein fehlendes Plattenbaugebäude stadtstrukturell weniger ins Gewicht als ein Gründerzeitgebäude, welches in seinem Karree fehlt.
Das geringere Durchschnittsalter der westdeutschen Bebauung ist nicht nur wegen der Suburbanisierung niedriger, sondern vor allem auch kriegsbedingt. In den dortigen Städten gab es dann doch zT noch deutlich umfangreichere Zerstörungen als im Osten, auch wenn das grad in Chemnitz und zB Dresden natürlich schwer zu vermitteln ist. Im Zusammenhang mit den großen Flüchtlingszahlen nach dem Krieg fiel der Neuaufbau dort dann auch entsprechend umfangreicher aus, während im Osten dann doch eher später (auch aufgrund des Verfalls der Substanz) begonnen wurde, das Wohnungsproblem (und dann gleich) industriell zu lösen.
-
falsche Zuordnung
@lguenth, natürlich nicht. Aber das "Argument" hat nicht Klarenbach sondern der User arnold in die Diskussion gebracht, nur eben in umgekehrter Richtung. Er wollte einen Zusammenhang zwischen der positiven Entwicklung von Städten wie Dresden und den dort (angeblich; trifft so überhaupt nicht zu) getroffenen Entscheidungen gegen die Platte konstruieren. Dieser nicht zutreffende Zusammenhang wurde von Klarenbach lediglich widerlegt.
-
Argumentationstiefe
Meiner Meinung nach hatten wir hier schon einmal eine tiefgründigere Debatte zu diesem Thema als in der in den letzten Beiträgen vorliegenden Form und es hilft auch überhaupt nichts, die Augen vor unbequemen aber argumentativ unterfütterten Beiträgen wie denen von Klarenbach mit dem Hinweis auf eigene Erfahrungen zu verschließen (@rotwang). Eigene Erfahrungen bilden nunmal immer nur eine Teilmenge der möglichen Meinungen/Ansichten/Erfahrungen ab.
Über Geschmack und ästhetisches Empfinden lässt sich immer -und ergebnislos- diskutieren und wir haben auch schon umfangreiche Argumente für und wider Plattenbau- und Gründerzeitviertel besprochen. Insofern lässt sich darauf basierend auch mitnichten urteilen, die Plattenbaugebiete hätten keinerlei Zukunft ( arnold). Hier sehe ich das Argument der demographiebedingten "Lösung" des Problems wesentlich zugkräftiger, wenngleich nicht absolut überzeugend. Die aktuellen Leerstandszahlen sprechen in Chemnitz eine andere Sprache, die Stadtteilmigration in Städten wie Dresden und Jena weisen gleichfalls in andere Richtungen, wenngleich sich dort natrl. der Wohnungsmarkt auch prinzipiell anders darstellt. Der wachsende Anteil von jungen Studenten in Plattenbaugebieten wie Gorbitz oder Lobeda verweist aber zumindest die Absolutheit der Ablehnung ins Reich der Fabeln. Ich möchte an der Stelle noch hinzufügen, dass die rückgebauten Plattenbauten auf dem innenstadtnahen, unteren Sonnenberg (SWG, GGG) ebenso stark nachgefragt sind, wie rückgebaute Pilotprojekte wie jenes an der "Grünen Galerie" mitten in Halle-Neustadt. Die Kräutersiedlung in DD-Gorbitz muss man nicht mehr erwähnen. Mit die höchsten Mieten erzielt man in Halle übrigens mit (allerdings eben nicht in den Plattenbaugebieten angesiedelten) topsanierten, innerstädtischen Plattenbauten. Maisonetten, clevere Balkon- und Dachterassenlösungen, sinnvoll geschnittene Wohnungen - also eine pauschale absolute Ablehnungen der Platte kann genauso wenig richtig sein wie der Abriss von (vermeintlich) hoffnungslosen, ruinösen Altbauten, für die es (privat) vielleicht doch Erhaltungslösungen geben kann.
-
hm, drucks...
P.S.: Du bist hoffentlich nicht aus Chemnitz weggezogen, oder?
Hm, doch. Liegt aber eindeutig nicht an der Stadtentwicklung in Chemnitz, sondern ist privat zu begründen. Naja, was muss, das muss. Allemal bin ich/sind wir beileibe nicht von Chemnitz abgeschreckt, sondern können uns gut vorstellen, eines Tages zurückzukommen...
-
Umfeld
Neben den spezifischen Komponenten Nutzung (besser auf der Fanpage zu diskutieren) und äußeres Erscheinungsbild (es bleibt halt bei allem möglichen Schnörkel ein Fußballstadion) wäre hier aus meiner Sicht vor allem diskussionswürdig, wie sich der Umbau in das Umfeld einbinden ließe. Ich notiere daher mal meine Fragen (tlw. wiederholt):
- Wird der gesamte Komplex des alten Straßenbahndepots weggerissen incl. Powerhall? Gäbe es für diese andere Hallen als neuen Standort in Chemnitz?
- Was geschieht mit dem alten Gebäude an der Kreuzung Zieten/H.-Schütz-Straße? Abriss? Integration in das Ensemble Stadion+Umfeld, zB wie ehedem hier schon mal angedacht als Fanhaus (Fanprojekt, Fanhallenanker(?), Fanshop, ...)?
- Was geschieht mit dem vor nicht zu vielen Monaten neu gestalteten Eingangsbereich an der H.-Schütz-Straße? Abriss? Integration (Wenn ja, wie, braucht man den dann noch?) Überarbeitung bzgl. der Mängel?
- Großer Wurf, da doch als (durchaus bedenkenswertes) Contra-Argument die schlechte ÖPNV-Anbindung genannt wurde: Könnte man nicht auf den frei werdenden Flächen (H.-Schütz-Straße? Zieten?) Aufstellspuren für Busse neben der eigentlichen Straße einplanen, auf denen bei Spielen mit großem Zuschaueraufkommen (10,15,20,50?) Einsatzbusse warten und die Zuschauer zügig ins Stadtzentrum/zum Bahnhof abtransportieren können?
Btw., war jetzt umzugsbedingt einige Wochen nicht online, aber: täuscht der Eindruck, oder passiert in Chemnitz grad ne ganze Menge in Sachen alter Bausubstanz und großer Pläne?
-
Stadionneubau
Zustimmung, Chemnitzer, insbesondere zur Umfeldfrage.
Ein Abriss des heute als Fanhalle etc. dienenden Depotteils bei gleichzeitigem Verbleib der Gokart-Halle wäre eine halbe Sache, mit der niemandem geholfen ist. Die Halle würde dem neuen Stadion(vorplatz), der Hauptansicht des Stadions jegliche Weite nehmen, im Blickfeld stehen, das Stadion "in den Hof rücken".
Prinzipiell war ich bis eben auch der Ansicht, das Gebäude an der Kreuzung müsse gleichfalls aus obigen Gründen weichen. Allerdings ist ein großes Problem ja, dass mit den alten Hallen auch der Fantreff, die "Fanhalle" wegfällt, aber so wichtig für die Fanszene ist, dass da ein Ersatz her muss. Keine Ahnung, ob man dieses Haus mit dem Konzept der Fanhalle zusammenbringen kann, aber wenn man eh grad dabei ist, große Visionen in die Tat umzusetzen, dann sollte man auch mal auf dieses leere Haus schauen...
-
lohnenswert?
War von den hier mitlesenden Chemnitzern schon jemand bei einer Veranstaltung der Ringvorlesung zum Thema "Stadt der Moderne" (wohl immer donnerstags, 19 Uhr im Gunzenhauser)? Lohnt sich diese Reihe auch aus städtebaulicher Perspektive?
-
vage Erinnerung (?)
Die Optik mit den gut gewählten neuen Fassadenfarben überrascht mich. Hat jemand eine Ahnung, ob die Putzfassade zum Lessingplatz schon immer so einfach war?
Ohne mich zu sehr festlegen zu wollen, auch, weil die Erinnerung doch nur sehr vage ist: Ich würde behaupten, nein, die Fassade war detaillierter. Ohne das intensiv verfolgt zu haben, glaube ich beim Vorbeigehen beobachtet zu haben, dass da vor die eigentliche Fassade Dämmplatten etc vorgehangen und einfach verputzt wurden. Finde die Sanierung gut, auch weil der Lessingplatz damit insgesamt wieder ein Stück mehr aus seiner unverdienten Schmuddelrolle rausgeholt wird.
-
zu grob
... den Abriß in den Plattenbausiedlungen am Stadtrand zu forcieren ... positives Beispiel: ... eine komplette Plattensiedlung von der Bildfläche verschwinden ... Mit etwas Mut kann man viel erreichen...
Das mag alles sein und ich schätze deine sachliche Herangehensweise an die Problematik, die vielen Daten, Fakten, Statistiken, die du zusammenstellst.
Und dennoch: die Argumente, die Klarenbach drüben im Nachbarthread (Stadt der Moderne) zum Wohnen in der Platte bringt, lassen sich damit nicht vom Tisch wischen. Insofern schade, dass darauf nicht eingegangen wird. Allein mit "Altbau óle - Platte weg" wird (und darf! - wir leben nicht in einer Diktatur) man das Problem nicht lösen. Es gibt sehr wohl Argumente für das Wohnen in der Platte und vielleicht würde es hilfreich sein, die dortigen Mieter einzubinden, zu klären, was im Altbau stört, diese Mängel beseitigen. Und natürlich müsste man in der Platte differenzieren in erhaltenswerte Standorte, müsste die Vorzüge dort noch verstärken (zu enge Bebauung ausdünnen, Flächen noch weiter begrünen, parkähnliche Anlagen schaffen; zu hohe Bebauung auf eine erträgliche Höhe stutzen (wobei die Kosten für den partiellen Rückbau kaum zu tragen sind, ich wäre diesbezüglich sehr gespannt auf die Umgestaltung des unteren Sonnenberg), Fronten und Fluchten auflockern) und nicht erhaltenswerte Standorte am Ende von Versorgungstrassen, Außenbereiche. Problem im Heckert: grad die ganz außen stehenden Gebäude sind angesichts des Blicks ins Erzgebirge wohl besonders nachgefragt - abgesehen von der Fußballfrage
verständlich. Den Altbaufreunden sind in der Tat Exkursionen in Platten-Perlen wie die Kräutersiedlung Gorbitz oder auch in -heute vielleicht nur in Ansätzen zu erahnende- zukünftig attraktive Wohngebiete in waldparkartiger Umgebung wie in Halle-Neustadt, ja selbst in ein wirklich nicht schönes Wohngebiet wie Halle-Silberhöhe ob des dort entstandenen parkähnlichen Grünzugs zu empfehlen. Dann muss man noch nicht mal die enge lokale Bindung der Ureinwohner dieser Platten haben, um auch positives an jenen Wohnstandorten zu entdecken und damit den eingeforderten Mut zum Kahlschlag für ein zu grobes Werkzeug zu halten.
Dessen ungeachtet bleibt natürlich stehen, dass sich Stadt und GGG stärker als bisher für ihre alten Stadtgebiete engagieren müssen, enger und sturer an den vorhandenen Visionen festhalten sollten, Perforation und Raubbau an Baukultur und Stadtbild viel mehr eindämmen müssten. Einfache Lösungen dürfte es dafür kaum geben und insofern ists gut, wenn eine breite Öffentlichkeit immer wieder Achtung und Mühe einfordert...
-
wichtige Frage?
Ich bin mir sehr sicher, dass man z.B. in Leipzig genau die gleiche Aussage von der LWB bekäme, würde man sie zu den Vermietungschancen in Leipzig fragen. Nur spricht hier das Wohnungsmarktbarometer der Stadt Leipzig eine ganz andere Sprache. ... Drei Viertel der Befragten prophezeien für die Plattenbauwohngebiet eine sinkende Nachfrage.Warum soll sich der gemeine Chemnitzer so fundamental von der Leipzigerin unterscheiden? Zumal die ja nicht alleine ist, sondern den Trend auch mit den Brüdern und Schwestern in fast allen ostdeutschen (Groß)-Städten teilt ...
Hm, vielleicht müsste man diese Frage zuerst klären. Warum können die hiesigen Wohnungsunternehmen denn vglw. gute Vermietungszahlen in den Platten vermelden, sprich, warum zieht der gemeine Chemnitzer nicht mit Pauken und Trompeten in die Altbaukarrees?
Fehlt es an geeigneten Angeboten im Altbau? Sprich saniert/bezahlbar/günstige Lage? Gibt es dazu verifizierbare Daten, sprich Leerstand im sanierten Altbau?
Wie groß wäre die Nachfrage nach unsaniertem Altbau für Kreative/Experimentelle? Hat StadtHalten dazu Zahlen?
Wird von den Unternehmen tatsächlich in Schieflage zugunsten der Platten geworben?
Spielt die Altersstruktur, sprich der höhere Rentneranteil eine Rolle (hohe Stufen, kein Fahrstuhl vs. flache Treppen, Aufzug)? Der Sonnenberg gilt als jüngster Stadtteil, mal so als möglicher Beleg. Vielleicht müssten die Altbauten altengerechter aufbereitet/angeboten werden?
Wie sind diese Fragen zB in Leipzig zu beantworten? Altersstruktur der in den Altbau ziehenden usw.? -
Natürlich hat die GGG auch in den Neubaugebieten abgerissen, allerdings nicht sytematisch wie offenbar in Halle, sondern eben das, was wegen ständig steigendem Leerstand nicht mehr zu halten war - so zumindest mein Eindruck.
Der Eindruck täuscht. Zwar kann auch ich die Quelle nicht mehr rekapitulieren und muss mich auf meine vage Erinnerung stützen, doch war vor knapp zwei Jahren irgendwo in Chemnitz eine Statistik zu finden, wonach die GGG etwa 2/3 ihrer Abrisse im Plattenbaubestand vorgenommen hat (auch wenn die Statistik natrl. durch die Platten mit ihren vielen Wohnungen vs. die Altbauten mit ihren 10-16 Parteien verzerrt ist) . Aufschrei über den Abriss gibt es in Chemnitz ja erst, seit vor ein paar Jahren auch in die Altbauviertel gegangen wurde. Dessen ungeachtet hätte die GGG natürlich eine andere Rolle beim Chemnitzer Stadtumbau spielen können, wäre mehr politischer Wille der Stadt durchaus denkbar und wünschenswert gewesen. Der erzeugte Eindruck, die GGG hätte ihre Platten saniert und mehrheitlich im Altbau abgerissen, trifft aber definitiv nicht zu.
-
Meine ...
... Welt geht auch nicht unter, wenn dieser Treffpunkt hier zur "Zenti" wird. Ist zwar nicht so vielschichtig wie C++, hat aber natrl. dafür den klareren Bezug zur aktuellen Stadt. Für die wahrscheinlich für 98% der Chemnitzer völlig unbekannte Uralt-Treffpunktbezeichnung hingegen kann ich mich nicht erwärmen. Unbekannt, missverständlich, nicht alleinstellend und nicht zuletzt auch nur rückwärtsgewandt, dabei hat die Stadt zwar Geschichte, braucht aber vor allem Zukunft...
Ergo: C++ oder Zenti/Zentralhaltestelle
-
Stimmabgabe
Möchte mich hier -und nicht nur, weil er all seine Kreativität gebündelt hat- dem lguenth mit seinem Vorschlag C++ anschließen.
Erzgebirgsklause ist in der Tat nicht tragbar und alle Begründungen sind hier bereits zu lesen, was mich nicht davon abhält, nochmals auf die Existenz männlicher Geographen hinzuweisen und den Fußballbezug als absolutes Ausschlusskriterium zu nennen.
Das C++ hingegen ist doch so schön vielschichtig. Hat ne ganz andere Herkunft, hat das Chemnitz-C und die beiden Plus, die zeigen, dass Chemnitz noch viel mehr bietet und dass es hier im Thread um alles und auch noch mehr gehen könnte. Und es ist eben grad nicht herkömmlich sondern anders - und irgendwie modern. Womit ein brachial-guter Bogen zu Chemnitz geschlagen wäre.
Finde selbstredend das Subforum an sich klasse und wünsche bei der Gelegenheit dem DAF und insbesondere den hiesigen Aktiven ein gutes 2011. Hoffentlich werden die Weichen in Chemnitz in die richtige Richtung gestellt...
-
Cherubino, mir stellt sich eher die Frage danach, was die Gesellschaft, nein, besser, die heutige Zeit will. Ich gehe zunächst mal davon aus, dass die Handlungsträger in der Stadt fachliches Rüstzeug für ihre Aufgaben und auch ein ästhetisches Grundempfinden mitbringen. Ich behaupte: keiner hat ein Interesse daran, die (Innen-)Stadt bewusst mit hässlichen Zweckbauten im Stil des unsäglichen Parkhauses am Wall zuzustellen. Und auch die Kompetenz, dies wenn möglich zu verhindern, würde ich den Handelnden zugestehen.
Das Problem liegt mMn im Zeitgeist, der uns alles auf Effizienz und Profitmaximierung bürsten lässt. Deshalb muss die Stadt in Zeiten leerer kommunaler Kassen den Gürtel bei Investitionen enger schnallen (so sie sich noch einen Gürtel leisten kann), deshalb legen die großen (ehemals/ halb)staatlichen Institutionen keinen Wert mehr auf repräsentative Bauten (man vergleiche Postämter früher mit diesen x-beliebig austauschbaren Postfilialen heute (jaja, Corporate Identity, hoher Wiedererkennungswert, blabla), man vergleich Bahnstationen früher mit den Haltepunkten heute, uswusf.) und man vergleiche eben Gebäude privater Investoren von früher mit denen von heute. Des Reimschemas wegen das Kaufhaus Schellenberger mit den "Objekten" Kellnbergers. Damals eben DAS eigene Kaufhaus vor Ort, Unternehmergeist, Unternehmerehre, ein Gefühl der Verantwortung für die "eigene" Stadt (und nebenbei natrl. auch Gewinnabsichten). Heute ein Investitionsobjekt unter mehreren/vielen in vielen Städten. Rendite und ein gutes Image ("Wir tun was.") solls bringen und sonst? Insofern ist es zwar ein schöner Referenzwert, aber illusorisch, ein Modell des alten Chemnitz dagegenzustellen.
Das ist nicht neu, jeder weiß es. Keine Ahnung, wie man dem noch entgegentreten könnte. Bleibt also, damit umgehen zu lernen. Ich persl. kann diesen hässlichen Parkhäusern nichts abgewinnen (aber da sind wir eben wieder bei dem Ursachenbündel von oben: Warum kann ein Parkhaus denn überhaupt in die engeren Überlegungen kommen? Weil zu viele dekadent und bequem mit der eigenen Blechkiste in die Stadt wollen (oder eben alternativ in die hässlichen "Center" in der Peripherie fahren würden)). Aber, @ Seb, ne grüne Wiese in der Innenstadt? Keine Ahnung, was geschehen wäre, wenn die Stadt stets hart geblieben wäre, keine Abstriche an ihren Vorstellungen für die Innenstadt gemacht hätte. In dem Zusammenhang noch die Anmerkung, dass man in den 90ern hart blieb, als ECE damals ernsthaft vorschlug, drei riesige Einkaufsmalls nebeneinander zu stellen, solitäre Blöcke, keine öffentliche Plätze. Preis war, dass man nach vielem hin und her letztlich nur noch die Sachsenbau hatte und denen dann eben erste Zugeständnisse machen musste (geschlossene Galerie statt offenes Gassen- und Platzkonzept (in Ansätzen kann man das ja in der Galerie noch erahnen)). Damit war die Büchse der Pandora offen und die Investoren standen und stehen wohl bis heute nicht Schlange für die Innenstadt. Grüne Wiese oder kompromissbehaftete Zweckbauten? Wahrscheinlich doch eher letzteres, weil wir die ganz großen Räder (deutliches Bevölkerungswachstum, Verjüngung der Stadt, Schließung des CC und anderer hässlicher "Center" (stattdessen dort meinetwegen Gewerbeflächen statt irgendwo Neuausweisungen) zugunsten des Zentrums, Zentrumscampus der Uni) (bis auf letzteres hoffentlich) eh kaum drehen können.
-
stadtgestalterische und architektonische Aspekte
Möchte noch zwei Gedanken zur Hartmannstraße 16 beisteuern.
Zunächst, weil Hannes K. das Stichwort Torsituation einbrachte, ein genau daran anschließendes, allerdings subjektives Empfinden: Unbesehen aller architektonischer, baudenkmalerischer (sic!), stadthistorischer Argumente empfinde ich ganz subjektiv den räumlichen Gesamteindruck vor Ort ohne das Gebäude für besser. Eine wirkliche Torsituation bestand dort mit dem zurückstehenden Luxor und dem Chemnitzufer auch vorher nicht, insgesamt scheint mir der Gesamtraumeindruck nun harmonischer als mit dem einen (verloren wirkenden?) Gebäude. Wie gesagt, subjektiv und alle anderen, aus meiner Sicht gewichtigeren Argumente für den Erhalt des Gebäudes außer Acht lassend.
Zum anderen behagt mir die hier im Forum weitgehend ausgeprägte Sachlichkeit der Auseinandersetzung mit der Stadt, auf Dokumenten fußend, oft abwägend. Das Sachsen-Fernsehen-Web dürfte warnendes Beispiel sein, welche Zustände zu vermeiden sind, wenn pauschal und meist unwissend alles abgekanzelt wird, was in der Stadt entschieden, vorgenommen wird. Kritik ja, aber eben sachlich. Ein interessanter Einblick in die Arbeit der verantwortlichen Leute in den Stadtämtern, den man einigen "Kritikern" im Web vorhalten sollte, wurde letztens im ZEIT-Magazin abgedruckt. Wohlan, wollte es als mehrLeseralsSchreiber mal loswerden. Weiter so, gibt ja leider auch ganz sachlich ne Menge zu kritisieren...
Untermieter