Beiträge von ElleDeBE

    ^ Danke!

    Man sieht schon jetzt, wie wohltuend dieser Bau sein Umfeld verändern wird. Das erinnert mich daran, wie deprimiert ich vor ca. 35 Jahren war, als ich das erste Mal die Heinrich-Heine-Straße entlang fuhr. Solche unspektakulären Formen kontinuierlicher Stadtreparatur werden, trotz ihrer Relevanz, gerne übersehen.

    Ich mag (Augustiner-)Biergärten und ich liebe Chipperfields Architektur. Bislang* ist es mir aber trotz guten Willens nicht recht gelungen, die Augustiner-Biergarten-Urigkeit mit der Architektur im Einklang zu bringen. Würde ich interessieren, wie Chipperfield dazu steht.


    * Wenn alles fertig ist und wenn die Bäume mal gewachsen sind, mag das anders sein.

    ^ Das ist objektiv nicht richtig.

    Das 115-Meter-Hochhausprojekt “Central Tower” wurde (dem von Dir verlinkten Beitrag zufolge) erst Anfang 2024 vorgestellt, konnte daher noch gar nicht von RRG "genehmigt und vorangebracht" worden sein. Das gleiche gilt für die Pläne für einen Wolkenkratzer am Europacenter, die, dem Text zufolge, den Du verlinkt hast, im April 2023 vorgestellt wurden, also nach dem Ende von RRG. Und die Änderung des Projekts auf dem Karstadtgelände ist, wie der von Dir selbst verlinkte Beitrag auch sagt, nicht von dem neuen Senat veranlasst worden, sondern von der Signa-Pleite.

    ^ Danke, interessant.

    Ich wundere mich allerdings über das vorgebrachte Argument, wonach das Umfeld nicht bedeutend genug für die 115 Meter sei. Das Umfeld scheint mir nicht unbedeutender als das des East-Side-Towers und ist gewiss deutlich bedeutender als das des Estrel-Tower. Außerdem ist der Eindruck von Bedeutsamkeit nicht etwas ein für alle Mal Gegebenes, markante Hochbauten können zum Eindruck einer Bedeutsamkeit beitragen, und das wird durch dieses Argument verhindert.

    Ich habe keine eindeutige Haltung zur Höhenfrage hier und schätze Gothe. Aber dieses Argument leuchtet mir nicht ganz ein.

    ^ Ich kann das nur aus den Bildern beurteilen, aber aus ihnen hatte ich umgekehrt den Eindruck gewonnen, dass der Bau der Ecke sehr gut tut, sie repariert. Auch scheint mir dieser spezifische Stadtraum die Höhe gut vertragen zu können. Man vergleiche noch einmal die Situation zuvor (Bild von Bauhelmchen (#25)

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    und jetzt (Bauhelmchen, #34)

    2024-07-13-10

    ^ Mit ging es nicht um "Vorwürfe". Frau Böhme steht vielmehr exemplarisch für eine strikte Vermeidung jeder persönlichen Wertung, die ich kritisch sehe. Und wenn das auf eine hierarchische Struktur der Verwaltung zurückzuführen ist, macht es die Sache nicht besser.

    Auf Xing stellt sie sich übrigens als persönliche Referentin der Senatsbaudirektorin (seit 16 Jahren) vor.

    ^ Danke dafür. Ich habe es mir angeschaut. Die Sitzung vermittelt einen guten Überblick über das gesamte Verfahren und über die Verfahrensweise. Sie bietet für Anthropologen einen geeigneten Untersuchungsgegenstand, um zu verstehen, warum der Berliner (und auch der deutsche) Städtebau so ist wie sie ist, im Guten wie im Schlechten.


    Ich habe jetzt nicht die Zeit und Ruhe, eine Analyse vorzunehmen, stattdessen einige subjektive Eindrücke: Ephraim Gothe war in meinen Augen der Einzige, bei dem ein echtes Anliegen zu spüren war. Bei den anderen überwog eine zuweilen lähmende Nüchternheit, insbesondere bei Frau Böhme, persönliche Referentin der Senatsbaudirektorin, die jede wie auch immer geartete Wertung vermied. Aber leben Städtebau und noch mehr Architektur nicht auch von naturgemäß subjektiven Wertungen?


    Ich bin durchaus ein Freund von Sachlichkeit, dort, wo Emotionalität überwiegt. Wo dies aber nicht der Fall ist, kann sie jeden Enthusiasmus ersticken, jede subjektive Beteiligung. Das methodische Vorgehen, die vielen Analysen und Krterienkataloge, alles rational nachvollziehbar und wissenschaftlich akkurat – was sollte man dagegen vorbringen können? Aber am Ende reduzieren sich Entscheidungen auf Kriterien, die man abhaken kann, so wie bei einem Hotel, das noch irgendwo eine Spielecke hinstellt, um auch dieses Kriterium zu erfüllen und auf Booking.com angeben zu können. Am Ende herrschte eine schlaffe Energielosigkeit vor, wie nach einer langen Arbeitssitzung, eine regelrechte Entgeisterung. Die Verantwortlichen selbst schienen mittlerweile vergessen zu haben, dass sie das Privileg haben, an einer der wichtigsten Projekte der Stadtreparatur im alten Zentrum Berlins mitwirken zu können.


    Ich erinnere an eine gute Unterscheidung des Philosophen Slavoj Zizek: Im Gegensatz zum Wissen, das sich auf eine unparteiische, "objektive" Haltung seines Trägers stützt, ist die Wahrheit niemals neutral, sie ist per definitionem kämpferisch, subjektiv engagiert. Ich würde mir von den Verantwortlichen wünschen, dass sie mehr Mut zur Subjektivität zeigen, ihre eigenen Präferenzen, Wünsche, Abneigungen, überhaupt ihre Emotionen stärker ins Spiel bringen. An Herrn Gothe können sie sich ein Vorbild nehmen.

    ^ Aber das sagte ich doch gleich in meinem ersten Post: "der betreffende Bau [ist], wie Camondo ausführte, schon wegen der Seltenheit von Bauten aus dieser Übergangszeit erhaltenswert." Darin sehe ich, in Übereinstimmung mit dem Denkmalschutz, seine spezifische Qualität.

    ^ Meinst Du wirklich, dass das Kriterium "in Natura eine Wirkung erzielen", so viel überzeugender ist als der sich über Jahrhunderte herausgebildete Denkmalschutz, an dem unzählige Menschen beteiligt waren? Merkst Du denn nicht, dass Dein Kriterium so unbestimmt ist, dass es auch auf das Gebäude der Friedrichstraße Anwendung findet und Du das sogar indirekt im letzten Satz Deines Posts zugibst?

    ^ Du kennst die Historie des Gebäudes, aber Du überschätzt die Bedeutung der Schönheit für den Denkmalschutz. Schönheit allein ist kein explizites Kriterium im Denkmalschutz und kann es auch nicht sein, denn das würde zu unendlichen Streitigkeiten führen.

    Gemessen an den zentralen Kriterien des Denkmalschutzes (kulturelle Bedeutung, Authentizität und Erhaltungszustand, Seltenheit und Einzigartigkeit, identitätsstiftende Funktion, wirtschaftliche und soziale Faktoren) ist der betreffende Bau, wie Camondo ausführte, schon wegen der Seltenheit von Bauten aus dieser Übergangszeit erhaltenswert.

    ^ Herzlichen Dank, das sieht ja aufregend aus! Ich mochte die verwunschene Lost-place-Atmo zuvor, aber das ist schon eine Bereicherung für PB und für Berlin. Weckt bei mir unbestimmte tropische Assoziationen, Brasilia oder so. Die Gebäude wirken sehr präsent, man vergleiche sie nur mit dem modernen Bau am rechten Rand des ersten Bildes. Chipperfields Bedeutung für Berlin wächst mit jedem verwirklichten Gebäude.

    ^ Ich habe Tomov nicht so verstanden, dass er Vandalismen ausgeschlossen hat, sondern dass öffentliche Spekulationen darüber Menschen auf diese Möglichkeit aufmerksam machen und auf dumme Gedanken bringen könnten. Wenn man Sorge hat, dass etwas geschehen kann, wäre es vielleicht sinnvoller, sich diskret an die Verantwortlichen zu wenden.

    Wenn ich das aus der Webcam richtig deute, wurde inzwischen ein weiterer Meilenstein erreicht: Die bisherige Straßenführung der Grunerstraße Richtung West-Ost ist nun geändert. Damit ist die gesamte Straße verschwenkt! Das hieße, dass auch hier die Entfernung der alten Straßenführung beginnen und die Arbeiten an den neuen Fuß- und Radwegen abgeschlossen werden könnten.

    Weil sich die Pläne zur Neubebauung der Breiten Straße zunehmend konkretisieren (zuletzt hier #1.541) und wegen der exponierten Lage dieser Straße sowie der entsprechenden Bedeutung dieses Projekts für die Stadt Berlin, scheint mir die Zeit gekommen, der Breiten Straße einen eigenen Thread zu widmen und sie von dem Sammelthread Fischerinsel/Petriplatz/Breite Straße abzukoppeln.


    Nein. Dann müsste der alte Thread entsprechend neu sortiert werden, was sehr aufwändig ist. Daher belassen wir es erstmal wie bisher.


    Die Berliner Zeitung meldet heute und hier (Bezahlschranke) folgende Neuigkeiten:


    Danach hätten sich die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in Berlin mit dem Senat darauf, bei der geplanten Bebauung der Breiten Straße von einer geltenden Regelung abzuweichen: Statt statt 50 Prozent sollen nur 30 Prozent der geplanten 82 Wohnungen als Sozialwohnungen mit Förderung des Landes Berlin errichtet werden.

    Die Kritiker argumentieren, dass eine solche Abweichung angesichts des dramatischen Mangels an bezahlbarem Wohnraum nicht akzeptabel sei und einen Präzedenzfall für weitere Projekte landeseigener Wohnungsbaugesellschaften darstellen würde. Ein WBM-Sprecher verteidigt die Abweichung und gibt an, dass das Wohnungsunternehmen bereits bei der Einbringung der Grundstücke die Zusage erhalten habe, von der 50-Prozent-Regelung abweichen zu dürfen, aus wirtschaftlichen Gründen.


    Dem Aufruf des nicht offenen Realisierungswettbewerbs im Dezember 2024 seinen „circa 500 Teilnahmeanträge“ gefolg wie, mindestens 30 und maximal 50 Bewerber sollten ausgewählt werden, das Preisgericht solle am 1./2. Juli zusammentreten.

    Die Allianz Berliner Bürgervereine warne, auch mit Blick auf den Neubau der WBM auf der Fischerinsel, vor "Billigfassaden" und fordere eine Gestaltung, die an die historische Bautradition des Ortes anknüpfe. Sie betone die Bedeutung hochwertiger und ästhetisch ansprechender Architektur, selbst wenn dies zu etwas höheren Kosten führe.

    ^ Danke, den Bildern nach zu urteilen ist der Bau besser, weil wertiger, als es die Renderings vermuten ließen. Mir gefällt auch die östliche abgerundete Ecke mit den unterschiedlich weiten Auskragungen. Auch die Variation zwischen dynamischen Ecken und statischer Mitte finde ich spannend, so als ob das Gebäude in der Mitte scharfgestellt wäre und an seinen beiden Flanken jeweils wegflitzen würde.

    ^ Gut, ich war nicht vor Ort, aber ich muss zugeben, dass mir das Gebäude, Deinen Foto nach zu urteilen, so schlecht nicht gefällt. Es ist sehr streng und einförmig, aber

    • die Fassade hat doch eine gewisse Tiefe;
    • kleine Abwechslungen, wie hier an der Ecke, wirken gerade dann gut, wenn der Bau sonst einförmig ist;
    • die Maße scheinen harmonisch zu sein;
    • die Farblichkeit und Materialität (wie sie sich mir aus den Bildern ergibt) lassen den Bau wertig erscheinen;
    • schließlich, das hat allerdings auch mit persönlichen Vorlieben zu tun, mag ich grundsätzlich vertikale Gliederungen.

    Das klingt jetzt, alles zusammengenommen, etwas zu positiv, aber es reicht vielleicht als Begründung dafür, dass ich mit dem Gebäude leben kann.

    Ja, die Situation am Alexanderplatz ist seit jahrzehnten unbefriedigend, auch deswegen, weil bislang noch jedes große Projekt aus unterschiedlichen Ursachen und Gründen unterbrochen, gestutzt, verzögert wurde: Durch den schwierigen Baugrund, durch wechselnde und widerstreitende politische Anliegen, durch spekulierende Investoren, durch Sanktionen, durch Baukrise, durch spektakuläre Insolvenzen. Rückblickend betrachtet fast schon Stoff für einen neuen Alexanderplatz-Roman, knapp ein Jahrhundert nach dem ersten: DER FLUCH DES ALEXANDERPLATZES.


    Immerhin geht ja doch was weiter, vielleicht wird genau diese Zeit rückblickend als die äußerste Talsohle erkennbar werden, der letzte Moment, als die ersten Hochhäuser gerade noch nicht aus dem Boden kamen und sich für die anderen noch keine Lösung abzeichnete. Und die Skizze von Fips_65 lässt selbst hier die Hoffnung nicht vollends ersterben: Es wird ja überdeutlich sichtbar, wie schmal der Riegel ist. Die ökonomischen Interessen (Bruttogeschossfläche) werden sich auch hier, bei günstigeren Rahmenbedingungen, durchsetzen.

    Ich halte es für eine typisch deutsche gut gemeinte Form von staatlicher Übergriffigkeit, wenn der der Staat jetzt auch noch bestimmen soll, ob und wie ich die private Fläche vor meinem Haus benennen darf. Meines Wissen ist der Platz doch ein Privatgrundstück?

    Genau! Dass der öffentliche Raum mit seinen Straßen und Plätzen noch nicht durchprivatisiert ist, ist ein unerträgliches Relikt staatlicher Übergriffigkeit. Aber warum es bei großen Arealen und seinen Plätzen und Straßen belassen, die sich nur Milliardäre wie Anschutz leisten können? Warum sollen nicht auch Kleinanleger Platzparzellen und Straßenabschnitte kaufen und benennen dürfen? Freie Platzparzellen- und Straßenabschnittsnamenwahl für freie Bürger!

    ^^ Ich denke, das Problem liegt tiefer und zeigt sich jetzt in aller Deutlichkeit: Dass hier private Investoren und Unternehmen Einfluss auf die Namensgebung von Straßen, Plätzen und Gebäuden nehmen können. Das scheint mir eine pervertierte Form von "Public-Private-Partnership" zu sein, sie verhindert, wie schon anlässlich der ersten Unbennung vor neun Jahren hier im Forum gesagt wurde, eine Kontinuität und Identifikationsmöglichkeit der Menschen mit einem Ort. Es würde mich interessieren, ob eine Rekommunalisierung der Namensgebung (von Straßen, Pätzen und markanten Gebäuden) irgendwo diskutiert und geprüft wurde. Das scheint mir ein legitimes kommunales Interesse.