Beiträge von ElleDeBE

    ^^ Ich kann dem nicht beipflichten. Der Entwurf nimmt Anleihen an den Bestand der näheren Umgebung und entwickelt den Stil eigenständig und zeitgemäß weiter. Das ist genau das, was man von einer guten städtischen Architektur erwarten kann und was die Moderne häufig nicht beachtet hatte.


    Was an diesem Entwurf "proviziell, kleinkariert" und unurban sein soll, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig, was für ein "fataler politischer Aspekt" hier vorliegen soll. Vielleicht kannst Du das ja etwas ausführen.


    Die Kritik, dass hier "sentimental und larmoyant an Vergangenem festgehalten" wird, würde auf unzählige andere Entwürfe zutreffen, z.B. auf diesen hier. #678. Hier und in vielen anderen Fällen hätte ich diese Kritik verstanden, beim vorliegenden Entwurf nicht.

    ^ Ja, scheint auch mir, den Fotos nach zu urteilen, eher missraten. Auf #520 immerhin, also in der Totale, scheint eine architektonische Idee der Schmalseite erkennbar zu werden: Dass zwei Teile auseinander gezogen sind. Die Fenster wären die Lücken, durch die man den rechten und linken Teil der Schmalseite zusammen- oder ineinanderschieben könnte. Wenn dies die Idee war, so fände ich sie an sich originell. Durch die Kombination aus dunklen Farben wird die Wirkung aber unnötig geschmälert. Eine hellere Fassadenfarbe wäre dann besser gewesen.

    Weil mir das für eine Treppe eine ziemlich lange Bauzeit erschien, habe ich meinen Ratgeber in allen Lebensfragen gefragt, was er dazu meint.
    Sein Fazit aus einer ausführlichen Erklärung samt Verweis auf international vergleichbare Beispiele lautet:


    "Zwei Jahre Bauzeit für eine 7 Mio. Euro teure, großformatige Treppenanlage an prominenter Stelle mit wasser- und denkmaltechnischen Herausforderungen ist weder ungewöhnlich noch übertrieben, sondern international vergleichbar und plausibel. Kritikwürdig ist in Deutschland oft nicht die Dauer des Baus selbst, sondern der langwierige Vorlauf – aber das ist ein anderes Thema 😉." (ChatGPT)

    ^ Danke, interessant! Und wichtig, wenn Mythen als Verklärungen der Vergangenheit Hindernisse einer adäquaten Wahrnehmung der Gegenwart und Gestaltung der Zukunft sind. Wenn (und nur wenn) Mythen dagegen uns, wie vielleicht im Fall von "Unter den Linden", dazu inspirieren und motivieren, eine bessere Welt (hier: eine schönere Straße) zu gestalten, habe ich nichts gegen sie.

    Gefällt mir gut, v.a. wegen der in der Tat sehr hochwertig wirkenden Fassade und Stilelementen, die mich an Architektur der 20er jahre des letzten Jahrhunderts erinnern. Die Balkone an der Berliner Ecke dagegen scheinen mir etwas zu massiv und überdimensioniert.

    Ja, gefällt auch mir, vor allem der Kork. Ist das eine gute energetische Lösung?


    Der Balkon im ersten Stockwerk allerdings überzeugt mich gar nicht. Von oben wird der Raum erdrückt, unmittelbar darunter die Garageneinfahrt, wo schlimmstenfalls die Autos mit laufenden Motor warten, bis das Tor offen ist; dazu ist man den Blicken der Straße ausgesetzt und dann auch noch die vielleicht irrationale, aber doch, auch wegen der geringen Höhe, nicht ganz zum Versiegen zu bringende Unruhequelle, dass da jemand nachts raufklettern könnte.


    Der Kontrast zwischen Kork und den glatten cremefarbenen Verkleidungen unten finde ich nicht ganz stimmig und der Gegensatz zwischen den hohen Blöcken oben (2. und 3. Stock) und dem sehr gedrungenen Erdgeschoss will mir nicht wirklich gefallen.


    Aber das sind relativ kleine Einschränkungen, die das positive Gesamtbild nicht wirklich trüben.

    ^ Danke!

    Man sieht schon jetzt, wie wohltuend dieser Bau sein Umfeld verändern wird. Das erinnert mich daran, wie deprimiert ich vor ca. 35 Jahren war, als ich das erste Mal die Heinrich-Heine-Straße entlang fuhr. Solche unspektakulären Formen kontinuierlicher Stadtreparatur werden, trotz ihrer Relevanz, gerne übersehen.

    Ich mag (Augustiner-)Biergärten und ich liebe Chipperfields Architektur. Bislang* ist es mir aber trotz guten Willens nicht recht gelungen, die Augustiner-Biergarten-Urigkeit mit der Architektur im Einklang zu bringen. Würde ich interessieren, wie Chipperfield dazu steht.


    * Wenn alles fertig ist und wenn die Bäume mal gewachsen sind, mag das anders sein.

    ^ Das ist objektiv nicht richtig.

    Das 115-Meter-Hochhausprojekt “Central Tower” wurde (dem von Dir verlinkten Beitrag zufolge) erst Anfang 2024 vorgestellt, konnte daher noch gar nicht von RRG "genehmigt und vorangebracht" worden sein. Das gleiche gilt für die Pläne für einen Wolkenkratzer am Europacenter, die, dem Text zufolge, den Du verlinkt hast, im April 2023 vorgestellt wurden, also nach dem Ende von RRG. Und die Änderung des Projekts auf dem Karstadtgelände ist, wie der von Dir selbst verlinkte Beitrag auch sagt, nicht von dem neuen Senat veranlasst worden, sondern von der Signa-Pleite.

    ^ Danke, interessant.

    Ich wundere mich allerdings über das vorgebrachte Argument, wonach das Umfeld nicht bedeutend genug für die 115 Meter sei. Das Umfeld scheint mir nicht unbedeutender als das des East-Side-Towers und ist gewiss deutlich bedeutender als das des Estrel-Tower. Außerdem ist der Eindruck von Bedeutsamkeit nicht etwas ein für alle Mal Gegebenes, markante Hochbauten können zum Eindruck einer Bedeutsamkeit beitragen, und das wird durch dieses Argument verhindert.

    Ich habe keine eindeutige Haltung zur Höhenfrage hier und schätze Gothe. Aber dieses Argument leuchtet mir nicht ganz ein.

    ^ Ich kann das nur aus den Bildern beurteilen, aber aus ihnen hatte ich umgekehrt den Eindruck gewonnen, dass der Bau der Ecke sehr gut tut, sie repariert. Auch scheint mir dieser spezifische Stadtraum die Höhe gut vertragen zu können. Man vergleiche noch einmal die Situation zuvor (Bild von Bauhelmchen (#25)

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    und jetzt (Bauhelmchen, #34)

    2024-07-13-10

    ^ Mit ging es nicht um "Vorwürfe". Frau Böhme steht vielmehr exemplarisch für eine strikte Vermeidung jeder persönlichen Wertung, die ich kritisch sehe. Und wenn das auf eine hierarchische Struktur der Verwaltung zurückzuführen ist, macht es die Sache nicht besser.

    Auf Xing stellt sie sich übrigens als persönliche Referentin der Senatsbaudirektorin (seit 16 Jahren) vor.

    ^ Danke dafür. Ich habe es mir angeschaut. Die Sitzung vermittelt einen guten Überblick über das gesamte Verfahren und über die Verfahrensweise. Sie bietet für Anthropologen einen geeigneten Untersuchungsgegenstand, um zu verstehen, warum der Berliner (und auch der deutsche) Städtebau so ist wie sie ist, im Guten wie im Schlechten.


    Ich habe jetzt nicht die Zeit und Ruhe, eine Analyse vorzunehmen, stattdessen einige subjektive Eindrücke: Ephraim Gothe war in meinen Augen der Einzige, bei dem ein echtes Anliegen zu spüren war. Bei den anderen überwog eine zuweilen lähmende Nüchternheit, insbesondere bei Frau Böhme, persönliche Referentin der Senatsbaudirektorin, die jede wie auch immer geartete Wertung vermied. Aber leben Städtebau und noch mehr Architektur nicht auch von naturgemäß subjektiven Wertungen?


    Ich bin durchaus ein Freund von Sachlichkeit, dort, wo Emotionalität überwiegt. Wo dies aber nicht der Fall ist, kann sie jeden Enthusiasmus ersticken, jede subjektive Beteiligung. Das methodische Vorgehen, die vielen Analysen und Krterienkataloge, alles rational nachvollziehbar und wissenschaftlich akkurat – was sollte man dagegen vorbringen können? Aber am Ende reduzieren sich Entscheidungen auf Kriterien, die man abhaken kann, so wie bei einem Hotel, das noch irgendwo eine Spielecke hinstellt, um auch dieses Kriterium zu erfüllen und auf Booking.com angeben zu können. Am Ende herrschte eine schlaffe Energielosigkeit vor, wie nach einer langen Arbeitssitzung, eine regelrechte Entgeisterung. Die Verantwortlichen selbst schienen mittlerweile vergessen zu haben, dass sie das Privileg haben, an einer der wichtigsten Projekte der Stadtreparatur im alten Zentrum Berlins mitwirken zu können.


    Ich erinnere an eine gute Unterscheidung des Philosophen Slavoj Zizek: Im Gegensatz zum Wissen, das sich auf eine unparteiische, "objektive" Haltung seines Trägers stützt, ist die Wahrheit niemals neutral, sie ist per definitionem kämpferisch, subjektiv engagiert. Ich würde mir von den Verantwortlichen wünschen, dass sie mehr Mut zur Subjektivität zeigen, ihre eigenen Präferenzen, Wünsche, Abneigungen, überhaupt ihre Emotionen stärker ins Spiel bringen. An Herrn Gothe können sie sich ein Vorbild nehmen.

    ^ Aber das sagte ich doch gleich in meinem ersten Post: "der betreffende Bau [ist], wie Camondo ausführte, schon wegen der Seltenheit von Bauten aus dieser Übergangszeit erhaltenswert." Darin sehe ich, in Übereinstimmung mit dem Denkmalschutz, seine spezifische Qualität.

    ^ Meinst Du wirklich, dass das Kriterium "in Natura eine Wirkung erzielen", so viel überzeugender ist als der sich über Jahrhunderte herausgebildete Denkmalschutz, an dem unzählige Menschen beteiligt waren? Merkst Du denn nicht, dass Dein Kriterium so unbestimmt ist, dass es auch auf das Gebäude der Friedrichstraße Anwendung findet und Du das sogar indirekt im letzten Satz Deines Posts zugibst?

    ^ Du kennst die Historie des Gebäudes, aber Du überschätzt die Bedeutung der Schönheit für den Denkmalschutz. Schönheit allein ist kein explizites Kriterium im Denkmalschutz und kann es auch nicht sein, denn das würde zu unendlichen Streitigkeiten führen.

    Gemessen an den zentralen Kriterien des Denkmalschutzes (kulturelle Bedeutung, Authentizität und Erhaltungszustand, Seltenheit und Einzigartigkeit, identitätsstiftende Funktion, wirtschaftliche und soziale Faktoren) ist der betreffende Bau, wie Camondo ausführte, schon wegen der Seltenheit von Bauten aus dieser Übergangszeit erhaltenswert.

    ^ Herzlichen Dank, das sieht ja aufregend aus! Ich mochte die verwunschene Lost-place-Atmo zuvor, aber das ist schon eine Bereicherung für PB und für Berlin. Weckt bei mir unbestimmte tropische Assoziationen, Brasilia oder so. Die Gebäude wirken sehr präsent, man vergleiche sie nur mit dem modernen Bau am rechten Rand des ersten Bildes. Chipperfields Bedeutung für Berlin wächst mit jedem verwirklichten Gebäude.

    ^ Ich habe Tomov nicht so verstanden, dass er Vandalismen ausgeschlossen hat, sondern dass öffentliche Spekulationen darüber Menschen auf diese Möglichkeit aufmerksam machen und auf dumme Gedanken bringen könnten. Wenn man Sorge hat, dass etwas geschehen kann, wäre es vielleicht sinnvoller, sich diskret an die Verantwortlichen zu wenden.