Für mich ein bisschen witzig einen Einwohnerzahlen-Vergleich als "Pimmelvergleich" zu bezeichnen, aber dann doch selbst anzuwenden. Naja gut...
Natürlich ist Leipzig immer noch schwer mit den anderen Top 10. Städten zu vergleichen, auch wenn sie keine Millionen-Städte sind. Dass Stuttgart mit seiner Automobilindustrie und den großen Firmen wie Bosch etc. einen Vergleich im Detail "gewinnt", sollte ja klar sein. Düsseldorf fungiert als Verwaltungs- und Finanzstandort für das Rheinland und das Ruhrgebiet oder hat Rheinmetall, Vodafone Deutschland, Henkel. Darüberhinaus sind beide Städte Landeshauptstädte von zwei der drei großen Bundesländer mit über 11 und fast 20 Mio. Einwohner und einer hohen Anzahl an Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Frankfurt als einer der größten Finanzplätze Europas (nach London, Paris) und als globales Drehkreuz einer der größten Wirtschaften der Erde spielt auch in einer anderen Liga. What's the news?
Die Erkenntnis, dass alle drei Städte durch die Suburbanisierung ab den 1970er Jahren ein wesentlich dichteres Netz einer Agglomeration haben ist jetzt auch kein Hexenwerk oder gar Wunder. Leipzig hat nicht nur große Firmen verloren und einen Brain Drain im Zuge der Deutschen Teilung erlebt, sondern ab rund 1960 eine stetige Stagnation und Verringerung der Einwohnerzahlen bis in die frühen 2000er Jahre hinein.
Dennoch sind ja Vergleiche gut um auch den Status Quo zu testen. Und wie von LEonline geschrieben, finde ich es eher spannend, dass die Stadt heute überhaupt da oben mitspielt. Den Irrweg der 1990er Jahre, mit einem neoliberalen Gedanken die verlorenen 100.000 Industriearbeitsplätze mit einer auf Finanzdienstleistung fokussierten Wirtschaft zu amortisieren, hat man geändert und definitiv durchschritten. Das sind heute ganz andere Zeiten. Dazu kam eine auf Dresden konzentrierte Landespolitik mit welcher Leipzig stark zu kämpfen hatte und auch heute noch zu kämpfen hat.
Dass die Einwohnerzahl wächst ist gut, auch wenn sie natürlich Herausforderungen bringt. Es kommen junge, neue Leute in die Stadt. Die Bevölkerung bildet langsam aber stetig eine gesamtdeutsche Bevölkerung ab und wird auch internationaler. Das ist im Vergleich mit anderen Ostdeutschen Städten ganz klar und selbst im Vergleich mit Dresden sichtbar.
Zu guter letzt ist eine höhere Bevölkerung aber auch ein Teil einer notwendigen wirtschaftlichen Weiterentwicklung, bringt mehr Einfluss in der parlamentarischen Demokratie/Politik und ist der Schlüssel für höhere Zuweisungen vom Bund. Es geht dabei also nicht nur um Stammtisch-Themen.