Beiträge von Abyssalon

    Vielleicht führt der nachlassende Andrang ja dazu, dass de Geschäfte ihre Türen auch von außen öffnen. Die Höfe sind, wenn man durch die Stadt flaniert, aufgrund der geschlossenen Haupteingänge von außen nicht als Passage erkennbar. Möglicherweise bewirkt das, trotzdem sich die Türen automatisch öffnen, so eine Art gedankliche Barriere. Dann läuft man halt lieber den Brühl entlang. Wenn ich explizit nichts suche, warum sollte ich dann reingehen?

    Der erste Entwurf lässt soviel Spielraum, dass er beliebig ist. Im Gegensatz beispielsweise zum Holocaustmahnmal in Berlin, dass ebenfalls abstrakt und individuell lesbar ist, könnte dieses Denkmal für alles stehen, und damit für nichts. Insofern sind die Reaktionen vorallem der an der friedlichen Revolution Beteiligten verständlich. Was den Entwurf abhebt, seine Veränderlichkeit, scheint etwas an der Realität vorbei gedacht zu sein.

    Schade, dass keiner der Entwürfe die historische Platzfläche des Königsplatzes aufnimmt...das Wettbewerbsareal umfasste eine größere Fläche, damit nun umzugehen, indem man wiederum Plätze gestaltet, die sich damit nicht auseinandersetzen, finde ich etwas ungelenk. Mir gefällt der drittplatzierte Entwurf am ehesten, er schafft einen erlebbaren Raum, auch wenn der inhaltliche Bezug sehr abstrakt bleibt. Die anderen beiden Entwürfe sind ziemlich grell und platt...eine bunte Tanzfläche und beliebige Sprüche mit größtenteils wohl geringer Halbwertszeit.

    Nunja, was den persönlichen Geschmack angeht, gebe ich dir recht, allerdings gibt es auch im Schönheitsempfinden nicht nur Subjektivität (viel eher wäre Normativität fragwürdig). Das sachliche Architektur nicht repräsentativ sein kann hat garniemand behauptet. Und Kreativität und Abwechslungsreichtum einer Gestaltung sind durchaus Begriffe, hinter denen Konstrukte stehen, und warum sollte man diese in einem Architekturforum nicht verwenden dürfen?

    Mir gefällt der Entwurf nicht so sehr. Die Idee mit den beiden verkeilten Türmen ist zwar nett, aber hätte aus meiner Sicht noch deutlicher umgesetzt werden können, beispielsweise so, dass sich der Turm aus der Nähe deutlich zur Kreuzung hin orientiert, aus der Ferne aber Richtung Stadtzentrum. Die Silhouette ist ein Rechteck, das finde ich besonders schade, und da fällt das Haus auch den bestehenden Hochhäusern gegenüber deutlich ab (außer Westin, das hoffentlich ohnehin nicht für die Ewigkeit gebaut ist). Die Fassade hätte ich mir auch etwas abwechslungsreicher gewünscht...die Raster nach oben hin zu vergrößern wirkt auf mich ein wenig bemüht. Da hat das ebenfalls dreieckige Grundstück am Stadthaus mehr Kreativität ausgelöst, allerdings: gab es überhaupt einen Wettbewerb? Netter Entwurf, aber für einen representativen Bau aus meiner Sicht zuwenig (sicherlich auch von Finanzen abhängig).

    @ Saxonia: ich gebe zu bedenken, dass der Raum "Mitteldeutschland" zu großen Teilen eine stark verbundene Kulturgeschichte (Religion, Musik, Literatur etc) aufweist und die Grenzen der Länder oder zuvor Fürstentümer sich immer mal wieder verschoben haben. Bis zur Leipziger Teilung 1485 bildeten große Teile der heutigen drei Bundesländer das Wettinerreich. Es gibt also durchaus noch eine andere Grundlage als nur wirtschalftliche Überlegungen. Und sind die Mentalitäten, wenn man so will, zwischen den Bundesländern zumindest in bestimmten Regionen verschiedener als innerhalb?

    Zwar scheinbar nicht aus Blech, aber für mich dennoch den Gesamteindruck trübend sichtbar auf dem ersten Bild in Beitrag #72. Wenn man näher am Gebäude steht mag das keine Relevanz haben, aber von Ferne würde ich mir wünschen, dass die Dachlandschaft generell auch stärker als zu gestaltender Teil von Architektur und nicht nur rein funktionell betrachtet würde.

    In einem früheren Zustand wiesen die vertikalen "Fensterpfeiler" noch versetzte horizontale Linien auf, schade dass die im Endzustand kaschiert wurden, meiner Ansicht nach hatten sie dem Gebäude mehr Leichtigkeit und Lebendigkeit verliehen. Ansonsten fügt sich das Gebäude besser ein als ich erwartet hatte. Die Betonwand im Erdgeschoss mit der klaffenden Einfahrt ist, sofern sie so bleibt, allerdings eine Zumutung. Pseudocoole Antihaltung zur Umgebung. Da fühlt man sich eher im Gewerbegebiet als auf einem Fußgängerweg mit der Familie Richtung Zoo...

    Die Situation ist in Leipzig vielleicht nicht so gravierend wie der Artikel über Hamburg suggeriert, aber auch hier gibt es solche Beispiele, nicht nur Gebäude aus den 90ern (beispielsweise der Keksbau neben der Reformierten Kirche), auch beim Ärztehaus am Simsonplatz, so gelungen es ist, stören die Blechentlüftungsaufbauten auf dem Dach gewaltig. Ähnlich wenn man von der Hainstraße auf den Markt tritt und Richtung Königshaus schaut. Zumindest aber scheint die Stadtverwaltung hier nachhaltiger zu denken was das Bauen betrifft. Trotzdem wieder bemerkenswert, mit welcher Arroganz dort in HH "Laien" eine fundierte Meinung abgesprochen zu werden scheint. Meiner Meinung nach sollte versucht werden, im Fachbereich den Begiff "Schönheit" wieder einzuführen und auf "interessant", "konsequent" und "schlicht" zu verzichten, damit ein wesentliches Merkmal von Architektur nicht dem Diskurs entzogen bleibt.

    Vermutlich wird aber in zwei drei Jahren der Dreck aus den Fugen fließen, daann siehts erst recht nicht mehr so Prall aus. Aber zumindest könnte man eine Art "Westside Gallery" installieren, unter dem Lindenauer Künstlertum finden sich auch sicher ein paar Street-Art-isten.