Alles anzeigenNachkriegsbeton unterm Barockportal
Vor der Rekonstruktion steht der Abbruch: Um hinter der Zeil eine Kopie des Barockpalais der
Fürsten von Thurn und Taxis zu errichten, werden die Reste des historischen Baus abgetragen.
Denkmalschützer hatten den Abbruchantrag der Investoren von MAB erst gestoppt, wollen aber
jetzt zustimmen.
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Frankfurt · 27. Januar · Denkmalbeirat sowie die Denkmalämter des Landes und der Stadt haben am
Montag das Grundstück an der Großen Eschenheimer Straße 26 besichtigt, auf dem ein barockes
Portal und zwei sich rechts und links anschließende Pavillons von der aufs Jahr 1750
zurückgehenden Schlossgeschichte zeugen.
Um dort außer dem Palais eine Tiefgarage, ein Hochhaus-Ensemble und eine Ladengalerie zu
errichten, muss nach Auskunft der genehmigenden Behörden "eine fünf- bis siebengeschossige
Spundkonstruktion" in die Tiefe gesenkt werden. Landes-Hauptkonservator Christoph Mohr sprach
von "einer Mega-Baustelle: Es wird alles unterhöhlt". Ein Erhalt der Schloss-Reste am Ort "würde
die Baustelle unmöglich machen".
Dennoch hätte nach seinen Worten die Behörde auf Erhaltung der alten Bausubstanz "bestehen
müssen", hätte man denn die denkmalgeschützten Bauten im Original vorgefunden. Es habe sich
aber gezeigt, dass Portal und Pavillons nach den Bombenschäden "aus Industriesandstein" wieder
aufgerichtet worden sind: "Nur was man außen sieht, ist alt." Auch der Figurenschmuck auf der
Toranlage, Wappen, Vasen, Putten, Löwe, sei kopiert; die Originalplastiken würden im Historischen
Museum bewahrt.
Denn um das Palais Thurn und Taxis, einst als eines der schönsten barocken Schlösser gerühmt, gab
es in der Nachkriegszeit ein langes Ringen. Die Schlossanlage war 1943/44 von fünf Luftangriffen
getroffen worden. Die Stadt hatte das Gelände danach an die Post verkauft, die wegen 3,8 Millionen
Mark zusätzlicher Kosten den Neubau einer Rekonstruktion vorzog. Der damalige
Landeskonservator, so hat Evelyn Brockhoff im Institut für Stadtgeschichte aufgeschrieben, "konnte
den Portalbau retten und den Wiederaufbau der zum großen Teil zerstörten beiden Pavillons entlang
der Großen Eschenheimer Straße durchsetzen".
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Eine Fachfirma müsse die Originalteile einlagern und bei der Rekonstruktion nach alten Plänen, die
in Regensburg gefunden wurden, aufrichten: "Ich kümmere mich darum, dass die Gewände wieder
ihren Platz bekommen", sichert der Frankfurt-Kenner Mohr zu. Klar müsse aber jedem sein, dass
das neue Schloss "nur ein Modell des alten" wird, "eine High-Tech-Anlage des 21. Jahrhunderts".
Auszug aus einem Artikel vom 27.01.2004 der Onlineausgabe der Frankfurter Rundschau. Voller Artikel und eine Abbildung:
http://www.fr-aktuell.de/resso…2c12c52d32944b&cnt=378268