Hmm... interessanterweise hat sich hier noch niemand so richtig zum Thema Architektur und Städtebau des neuen südlichen Überseequartiers geäußert... dann wage ich mal den Anfang.
Die einzelnen Entwürfe wirken überwiegend interessant, wobei mich der KBNK-Turm am meisten überzeugt; der Entwurf ist simpel und elegant, gerade der Absatz von der Sockelzone zum Hauptbaukörper gefällt mir und ich kann mir vorstellen, dass die Fassade durch die einzelnen verschiebbaren Sonnenblenden einen lebendigen Eindruck haben und sich je nach Jahres- und Tageszeit und Wetter stark verändern wird. Ein schöner Beitrag zum Ensemble der sieben Türme auf dem Strandkai.
Auch die Waterfront-Towers wirken mit dem neuem Sockelbau elegant und schnittig. Auch wenn ich mir vielleicht eher vorstellen könnte, dass der westliche, freistehende Turm vielleicht zwei Geschosse niedriger sein könnte, weil es so etwas den Eindruck hat, als hätte man einfach dort, wo es noch passte, an den östlichen Zwilling noch mehr Baumasse angehängt. Eine unterschiedliche Geschossigkeit ließe die unterschiedlichen Baumassen stärker wie eine bewusste gestalterische Entscheidung wirken und schüfe zudem eine bessere Vermittlung zwischen den beiden Portzamparc-Bauten...
Das Segel-Hochhaus... hmm... irgendwie elegant, irgendwie sehr französisch... aber ist das Wellen-/Segel-/Schiffsthema in Hamburg nicht schon sehr ausführlich behandelt worden? Gespannt bin ich auf die Fassade, also welche Farbe das Glas haben wird, wie stark es spiegeln wird etc.
Ziemlich scheußlich finde ich das Kreuzfahrtterminal. Auch es sieht für mich sehr französisch aus, auch wenn ich nicht benennen kann, was diesen Eindruck für mich prägt... es wirkt auf mich wie eine aufgerüschte und aufgepumpte Version eines Bürohauses in Modulbauweise, wie man sie in vielfach in Gewerbegebieten findet... aber vielleicht wird ein höher aufgelösten Bild des Entwurfs ja noch Klarheit schaffen...
Der Roth-Entwurf für das Vis-à-vis des Sumatrakontors ist ambivalent... die tektonische Fassade mit der überbetonten Ecke zur Überseeallee ist im Prinzip eine Spiegelung des Kontors, mit dem Unterschied, dass die vornehmlich vertikale Gliederung seiner Fassade hier gleichermaßen vertikal wie horizontal wirkt... es könnte hier sehr dynamisch und in seiner Plastizität interessant sein, jedoch vielleicht auch zu komplex und unruhig. Außerdem läuft das Gebäude Gefahr, bei billiger Materialität und faulen Details wie ein Überbleibsel aus der sozialistischen Moderne der siebziger Jahre auszusehen... aber ich glaube, dass Carsten Roth dafür eigentlich zu gut ist.
Beim léonwohlhage bin ich mir auch nicht sicher... städtebaulich ebenfalls eine sinnvolle Spiegelung des gegenüberliegenden 25h-Hotels, aber bei der Fassade denke ich an Kuhflecken... ich denke jedoch, dass ein höheraufgelösten Bild hier Gewissheit bringen kann...
Der Lederer Ragnardóttir wirkt auf mich städtebaulich hilflos... eine riesige, zwischen Bürohochhaus und Waterfront Towers geklatschte Baumasse ohne jede Gliederung... die Fassadengestaltung wirkt willkürlich... die Parabelbögen könnte ich noch ganz nett finden, aber diese Bullaugenfenster... soll das irgendwie archaisch-fokloristisch wirken? Aber wieso dann darüber diese nüchternen Fensterbänder? Irgendwie ein etwas willkürlicher Mix...
Ebenso wie beim gesamten Ensemble, wie ich fürchte... ich bin mir nicht sicher, ob sich bei so viel Eigenständigkeit bei jedem Entwurf ein harmonisches Zusammenspiel der einzelnen Baukörper ergeben wird... vor allem das Nebeneinander der unterschiedlichen Fassadentypen zwischen Raster-Loch-Fassaden, geschlossenen Fassade, horizontalen Fensterbändern, vertikalen Gliederungen usw. könnte wohl sehr unruhig wirken...
Interessant im geänderten Konzept ist, dass das Ganze nun noch deutlicher in Richtung eines Urban Entertainment Complex geht, wenn natürlich auch typologisch eher an einem konventionellen Stadtraum als an einer introvertierten Mall orientiert. Ich denke, dass das Kino tatsächlich ein Beitrag zur Belebung sein wird und vermutlich auch deutlich unterschiedlichere Schichten ansprechen wird als das Flebbe-Kino im nördlichen Überseequartier mit seinem ganzen unsinnigen Chichi.
Es wird sicherlich noch hochspannend hier!