... und auch nicht Gehry sind KSP, die hier ja maßgeblich mit die Finger im Spiel haben - jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass die gegenüber früheren, von Langhof dargestellten Fassadenversionen ja doch sehr viel gröbere Ausführung auch auf die Mitwirkung dieser großen und kommerzieller orientierten Planungsfirma zurückzuführen ist.
Beiträge von ulgemax
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Jetzt weiß ich, woran mich die Fassade des Upper West erinnert - das Forschungszentrum in Gießen von Behles & Jochimsen:
http://behlesjochimsen.de/de/p…orschungszentrum-giessen/
Das Gebäude steht allerdings an weniger prominenter Lage im Stadtgebiet, hat eine ganz andere Nutzung und wirkt aufgrund der weniger engen Kurvenradien deutlich eleganter.
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Für den gesamten Zeitraum sicher nicht, für die Endphase des industriellen Bauens in der DDR aber gewiss, und vor diesem Hintergrund ist die Bebauung an der Wilhelmstraße auch in engem Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der Friedrichstraße zu sehen, von der heute immerhin noch der Friedrichstadtpalast kündet. Zumindest lokalgeschichtlich sind die Bauten in meinen Augen schon interessant, interessanter auf jeden Fall als die drohende Patzschke-Styropor-Torte.
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Na, Architektur-Fan, ob sich die "tatsächliche Ästhetik" mit dem Patzschke-Neubau verbessert, sei mal dahingestellt, nach allem, was ich von dem Büro in der Stadt kenne, halte ich das für nicht ausgemacht. Aber selbst wenn, wieso sollte die Ästhetik höher bewertet werden als die Ideologie (oder sollten wir vielleicht besser sagen: Geschichte?). Sicherlich sind andere, vor allem handfeste ökonomische Gründe heutzutage ausschlaggebender für die Frage von Abriss und Neubebauung, aber grundsätzlich betrachte ich das eine wie das andere als wichtige, zu berücksichtigende Gründe für eine Beurteilung - und dann ist im Einzelfall abzuwägen. Aber eben im Einzelfall, nicht grundsätzlich. Oder?
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Dass es gar nicht im Rahmen der IBA 87 entstanden sein kann, zeigt schon ein Blick auf den Verlauf der nahen Bezirksgrenze Mitte/Kreuzberg, die damals noch Sektorengrenze war.
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Ich verstehe die diagonalen Streben der äußeren Fassadenebene nicht - es scheinen einige zu fehlen, was aber wohl kaum sein kann, so aber wird mir nicht klar, ob sie tatsächlich einer Lastableitung oder Aussteifung dienen oder nur als Deko-Elemente fungieren sollen. Am Punkt der Vorkragung wird deutlich, dass sie offenbar keine Drucklasten ableiten, weil sonst unter der Vorkragung wohl eine Stütze stehen oder die Vertikallasten rückwärts abgeleitet werden müsste, was die dünne Deckenplatte aber kaum leistet. Dass die Streben wiederum allesamt zugbelastet sind, ist auch nicht denkbar, wäre jedenfalls sinnlos. In meinen Augen mithin ein unlesbares Architekturkauderwelsch, dass bestenfalls als "mal was anderes" durchgehen mag. Da ist mir der spröde Bau von Miller Maranta deutlich lieber.
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In meinen Augen hat die Straße in der gezeigten Visualisierung schon ein Problem, das zu lösen freilich nicht so einfach sein dürfte - ihr Profil, sprich ihr Querschnitt, ist einfach nicht sonderlich urban. Wenn man davon ausgeht, dass hier auf möglichst zügige Weise der Ost-West-PKW-Verkehr abgewickelt werden muss und dieser Verkehr auf unabsehbare Zeit auch nicht abnehmen wird, dürfte die Breite der Straße nicht zur Dispositiion stehen. Dass breite, auch sehr breite Straßen trotzdem metropolitan und urban wirken können, zeigen Beispiele anderenorts (in Berlin zum Beispiel die Bismarkstraße). Dann braucht es rechts und links aber eine andere Architektur als dieses verklemmte Kritische-Rekonstruktion-der-Europäischen-Stadt-Gedöns - gerne etwas höher, dichter, mit öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss und vielleicht auch durchgehenden Kolonnaden (und zwar bitte nicht 1,2 Meter breit - da kann man mal nach Mailand, Turin oder Bologna schauen, um zu sehen, wie solche Übergangsräume dimensioniert und gestaltet werden können um eine Aufenthaltsqualität zu gewinnen, wie viel Verkehr auch immer in der Mitte brausen mag). Kurz und gut, mir erscheint die Planung als ein Kompromiss aus Altstadtfans und Autofraktion, der weder Alt- noch Neugier befriedigt.
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... und dann auch noch Hunderttausende in den letzten zwanzig Jahren nach Berlin Gezogene, die als Fußballfans alle längst vorgeprägt sind und zur Hertha allenfalls dann gehen, wenn gerade "ihr" Verein dort auswärts antritt.
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In meinen Augen liegt die mangelnde Frequenz weniger an der fehlenden Anbindung nach Norden, Richtung Pariser Platz - der Weg von dort führt die Touristenscharen in der Regel am Holocaust-Mahnmal entlang zum Potsdamer Platz, und daran dürften auch ein paar Cafés oder Anleger-Apartmenthaus-Projekte mehr in der Wilhelmstraße nicht viel ändern -, sondern vor allem an der für Fußgänger und Radfahrer unattraktiven Leipziger Straße mit ihrer Enge, ihrem Lärm und ihrem Gestank. Die Rekonstruktion des historischen Straßenprofils seit den 90er Jahren hat hier leider zu einer wenig attraktiven Situation geführt, und da nur wenigen an einer Verringerung des Autoverkehrs gelegen sein dürfte, wird sich daran auf absehbare Zeit wohl auch nichts ändern.
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Zugegeben sind die unmittelbaren Nachbarn nicht gerade Perlen der Berliner Architektur, doch ist die Wilmersdorfer Straße in den letzten Jahren durch zahlreiche Um- und Neubauten optisch doch insgesamt aufpoliert worden, und der Abschnitt direkt über dem U-Bhf zwischen S-Bahnhof und Karstadt an der Ecke Pestalozzistraße zählt gewiss zu ihren am stärksten frequentierten Metern. Von daher erscheint hier eine nicht nur einigermaßen elegant entworfene, sondern auch entsprechend hochwertig materialisierte und detaillierte Fassade i n meinen Augen nicht nur erfreulich, sondern auch unbedingt angemessen.
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Ziemlich geschlossene Straßenzüge mit gründerzeitlichen bzw. kaiserzeitlichen Häusern finden sich im Südwesten Kreuzbergs (das sogenannte 61, nach dem alten Zustellbezirk der Post), etwa rings um den Chamissoplatz, dort in der Nähe auch der besonders schöne Komplex Riemers Hofgarten an der Yorckstraße. Das ist abgesehen davon auch ansonsten eine ganz lebendige Gegend. Nahebei liegt auch der Victoria-Park mit Schinkels Kreuzberg-Denkmal, der "im Berg versunkenen Kathedrale", der ex-Flughafen Tempelhof und die Fliegersiedlung aus den 20er Jahren (Manfred-von-Richthofen-Str.). Also das lohnt auf jeden Fall einen Besuch.
Von dort aus kommst Du auch recht zügig hinüber nach Schöneberg, wo zwischen Hauptstraße und Winterfeldplatz auch ein paar schöne Straßenzüge zu finden sind (Akazienstraße, Belziger Straße, Eisenacher Straße) sowie, auf der sogenannten "Insel" zwischen den S-Bahn-Strecken, auch einige einfachere Wohnquartiere des späten 19. Jahrhunderts (Gotenstraße, Cheruskerstraße). Die sind vom Standard her allerdings eher vergleichbar mit den Wohnquartieren von Moabit nördlich der Turmstraße (ebenfalls viel Gründerzeit, aber eher einfach). In Moabit eher einen Besuch wert sind die Straßen zwischen Alt-Moabit, Lessingstraße und Spree (Bochumer/Dortmunder/Essener Straße), östlich der Lessingstraße bis zur Kirchstraße kommt auch der Industriearchitekturfreund in Dir ein wenig auf seine Kosten mit dem Areal der Meierei Bolle, das in den 80er und 90er Jahren umgebaut und ergänzt worden ist.
Geschlossene Straßenzüge des Historismus findest Du natürlich auch im Prenzlauer Berg rings um den Kollwitzplatz oder im Bötzow-Viertel am Volkspark Friedrichshain, in Friedrichshain im Partybezirk rings um den Boxhagener Platz, in Kreuzberg 36 am Schlesischen Tor sowie in Neukölln (dort empfehle ich Dir einen Besuch im Stadtbad Ganghofer Straße, eines der aufwendigsten der zu Kaisers Zeiten in D errichteten, kurz vor WK I eingeweiht). Besonders aufwendig gebaute Wohnhäuser haben sich in Charlottenburg, etwa in den Seitenstraßen des Kurfürstendamms erhalten, so in der Fasanen-, Bleibtreu-, Mommsen- und Niebuhrstraße sowie an der Ecke Olivaer Platz ein besonders großzügiges Eckhaus. Die paar Reste des gründerzeitlichen Hansaviertels können dagegen kaum begeistern, das Hansaviertel ist seit dem Neuaufbau zur Interbau 1957 eher eine Top-Destination für Freunde der Nachkriegsmoderne.
In Wilmersdorf sehr schön ist das "Rheinische Viertel" rings um den Rüdesheimer Platz. Du siehst, kaiserzeitliche Wohn- und Stadtstrukturen findest Du in Berlin quasi überall außerhalb von Mitte und den üblichen Touristen-Orten. -
Die vermeintliche Baulücke steht tatsächlich im Plural: Hier fehlen die Gebäude Linienstraße 123 und 122. Der Erweiterungsbau der Schule Linienstraße 125/124 füllt nur die Hausnummer 123. Ich habe keinen Einblick ins Grundbuch, aber möglicherweise ist die Parzelle 122 gar nicht im Besitz der Schule und kann mithin auch nicht von ihr überbaut werden, was die Dimension des Anbaus erklärte. Die Ausbildung von Fenstern in der eigentlich erforderlichen neuen Brandwand zur Linienstraße 122 erlaubt den Rückschluss, dass diese Parzelle vielleicht auch rechtlich gar nicht mehr zur Bebauung vorgesehen sondern als öffentliche Grünfläche ausgewiesen ist. Das wäre natürlich schlimm, aber nicht unbedingt der Metropolitan School und ihren Architekten anzulasten.
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Na, da habe ich aber Zweifel, ob das eine Verbesserung darstellt, im Gegenteil, der schlicht-straighte Industriebau aus den sechzigern ist wenigstens keine solche Geschmacksverirrung und Stilverwirrung wie diese Patzchke-Torte - allein schon, wie der Erker in den angedeuteten Sockel gezogen ist - hallo? Die sollten mal andere Drogen einwerfen oder wenigstens besseren Wein ausschenken beim Entwerfen. Und wenn ich dann noch einrechne, wie die gebauten Resultate dieses Büros in der Regel von den ja schon besorgniserregenden Renderings noch nach unten abweichen... nein, lieber nicht.
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Tja, die Zeiten wandeln sich, und mit ihnen wandelt sich mitunter auch die Beurteilung einer Bebauung. Auch ich war über die Bebauung damals sehr enttäuscht (ebenso über jene etwas weiter westlich an der Neuen Promenade) und freute mich ein paar Jahre später über den eleganten Lückenschluss von Grüntuch Ernst um die Ecke, direkt neben den Höfen. Mittlerweile, angesichts der Degenerierung dieses einst interessanten Viertels zur bloßen Marken-, Touristen- und Wichtigtuermeile im Laufe der letzten 15 Jahre (ich weiß, wovon ich spreche, ich bin da täglich, meine Kinder gehen bzw. gingen da zur Schule und verbrachten bzw. verbringen einen guten Teil ihrer Freizeit dort), betrachte ich diesen architektonisch banalen Bau mit seiner ganz alltäglichen Nutzung als Wohltat, die ich vermissen werde. Vom ökologischen Argument ganz zu schweigen.
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Unerträglich ist er nicht, der historische Sockel samt Begleitfiguren, er ist halt nicht mehr vorhanden, und da eine Rekonstruktion unerwünscht ist, muss nun eben ein neuer Sockel für Luther entworfen werden.
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Wahrscheinlich willst Du ja nur trollen, aber mehr als "Hamwa nich" und Discounter hat der Berliner Einzelhandel schon zu bieten - wenn auch vielleicht nicht in Reinickendorf oder Tegel, wo Du vielleicht meist unterwegs bist. Musst nur mal mit offenen Augen durch Mitte, Xberg, Nordneukölln, Schöneberg, Charlottenburg etc. gehen. Dagegen kommt mir der Londoner Einzelhandel im Durchschnitt sehr viel pragmatischer und gestalterisch ideenloser vor.
P.S.: Und dies noch für Dich als an seiner ach so schrecklichen Stadt leidenden Berliner - egal, in welches Land ich reise (und ich bin beruflich fast jeden Monat im Ausland), wann immer die Sprache auf Berlin kommt, bekommt mein Gegenüber leuchtende Augen. Darfst ruhig etwas Lokalstolz entwickeln, ist nicht alles schlecht hier, auch wenn wir keinen Kaiser mehr haben. Entspann Dich!
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... und natürlich das "Zusammenschieben" der beiden Torteile auf ihre ursprüngliche Durchfahrtsbreite, der Abbruch der in den 30er Jahren errichteten Brücke und die Rekonstruktion der alten Steinbrücke mit dem Buckel, die Rückkehr der in den 30er Jahren dort abgeschafften Straßenbahn, ein lokales Fahrverbot für alle Fahrzeuge mit Baujahr nach 1933 sowie eine entsprechende Kleiderordnung für Passanten. Yuppie!
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Was allerdings die Frage provoziert, warum es begrüßenswert sein soll, Berlin für Anleger aus der Golfregion attraktiv zu machen. In den besseren Lagen von London, Chelsea etwa, aber auch in Teilen von Kensington und Westminster, ist die Stadt wie ausgestorben, weil sämtliche Wohnungen als "Betontresore" für Anleger eben aus den Golfstaaten, Russland oder sonstwoher dienen, aber nicht bewohnt werden. Das ist eine Entwicklung, die sich vermutlich nicht aufhalten lässt und auch nicht reguliert gehört, begrüßen aber muss man es auch wieder nicht. Mir sind etwas weniger teure Immobilien, die auch für die wirklichen Einwohner einer Stadt erschwinglich sind, jedenfalls lieber.
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ja, gab es.
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Dein Einwurf, die Unterschiede im Bestand zur Kenntnis zu nehmen, ist berechtigt. Allerdings kenne ich auch niemanden, der die Gemäldegalerie von H&S oder das Kunstgewerbemuseum als Architekturikonen idealisiert. Im Grunde gibt es drei herausragende Solitäre westlich der Potsdamer Straße: die Neue Nationalgalerie, die Mathäikirche und die Philharmonie. Die Stabi gegenüber ist aus heutiger Sicht kaum mehr verständlich, wie sie von Scharoun über die Potsdamer Str gebaut worden ist - die Autobahn, die dahinter gebaut werden sollte, ist ja lange vergessen. Das Innere ist allerdings noch immer ein tolles Raumgefüge, das aus meinen Augen kaum zur Disposition stehen kann.
Piano hatte seinerzeit über eine Art Passage durchs Erdgeschoss nachgedacht, um das debis-Quartier durch das Gebäude hindurch mit dem Kulturforum zu verbinden, aber das scheiterte damals an der Bibliotheksleitung. Nun ist allerdings die Bibliothek recht weit von der Neuen Potsdamer zurückgesetzt: Sollte diese überbreite Trasse schmaler gestaltet werden können, wäre vor der Bibliothek vielleicht Platz für eine der Straßenflucht folgende Geschäftshausbebauung, die einerseits dem offenen Raum auf der Westseite Halt geben und andererseits etwas mehr Lebendigkeit auch für den Fußgänger erzeugen könnte. Auf der Ostseite hat Piano der Bibliothek mit dem Musical-Theater ja bereits einen Anbau gegeben, mit einer Umbauung auch auf den anderen Seiten bliebe der Innenraum erhalten, ohne dass das Äußere zerstört werden müsste, ohne dass dieses aber auch weiterhin so verloren an der Neuen Potsdamer herum stünde.