Beiträge von Valjean

    Ist schon klar, Leipzig war auch, aber eben niemals ausschließlich, eine Industriestadt, sondern auch Messe-, Banken- und eben auch Kulturstadt. Daher halte ich es nach wie vor für unzutreffend die Stadt alleine mit "small industrial city" zu charakterisieren.


    Ohne mich jetzt zu sehr in Haarspalterei zu ergehen, aber diese Begrifflichkeit käme mir auch nicht in den Sinn, wenn ich bei einer Beschreibung Nürnbergs zwei Adjektive auswählen müsste. Und dies obwohl Nürnberg womöglich über eine ausgeprägtere industrielle Geschichte verfügt (MAN, Grundig, AEG, Siemens, bedeutende Druckindustrie etc.) und nach wie vor deutlich mehr Arbeitsplätze im industriellen Bereich aufweist als Leipzig.


    aber warum nicht? ich halte das für cleveres stadtmarketing.


    interessantes Interview! Ich halte das auch für eine positive Sache!

    Klar, von NYC aus betrachtet mag es gerechtfertigt sein von Leipzig als kleiner Stadt zu sprechen, aber das Etikett "industrial" ist unpassend. Dann könnte man ja beinahe von jeder deutschen 500'000-Einwohnerstadt als "small industrial city" sprechen.


    Dass man offenbar auch in England Leipzig in erster Linie damit assoziert, kann auch darin begründet liegen, dass gerade Birmingham, die britische Stahlstadt schlechthin, die Partnerstadt von Leipzig ist.


    Wobei Kultur beflissene Menschen weltweit wohl eher Musik mit Pleißen-Athen in Verbindung bringen!


    Gleichwohl ist es selbstverständlich erfreulich, dass die NYT Leipzig in ihre Liste mit aufgenommen hat.

    Mir ist im Übrigen gänzlich unklar, warum in Leipzig etliche von der Größe her absolut hinreichende Kirchengebäude inclusive Nebengebäuden leerstehen und allmählich verfallen (u.a. Philippuskirche), zum Teil auch innenstadtnah (Lutherkirche), wo sich die bereitgestellten Millionen gut gemacht hätten zur Sanierung und Nutzbarmachung. Aber nein, man braucht ja einen Neubau, auch wenn der dann ruhig völlig belanglos aussehen darf. Die Nach/Weiternutzung eines protestantischen Baus ist offenbar nicht mal der Diskussion wert gewesen...


    Das ist tatsächlich ein diskussionswürdiger Punkt. In Zeiten zunehmender Kirchenaustritte, die mitunter sogar dahin führen, dass Kirchen umfunktioniert werden, hatte man offensichtlich seitens der Stadt und katholischer Kirche von vorneherein ausgesschlossen auf bestehende Kirchen zurück zu greifen, evtl. auch in einer konfessionsüberschreitenden Cohabitation.


    Ebenso schliesse ich mich der Aussage an, dass öffentliche Gelder sinnvoller für die Sanierung bestehender Gotteshäuser hätten genutzt werden können!


    Bei der Betrachtung der von DJ Tinitus verlinkten Bilder zu den Aachener Kirchen, kann ich durchaus Aehnlichkeiten zum Siegerentwurf für St. Trinitatis erkennen. Demnach wird nun eine Kirche "für das nächste Jahrtausend" im Geiste und im Stile der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gebaut.


    Es wäre ja alles in Ordnung wenn dieser Neubau in einem zentrumsfernen Stadteil umgesetzt werden würde, aber an dieser städtebaulich wichtigen Stelle kommt es einem Affront gleich.

    DaseBLN:
    Zunächst einmal habe ich gar nichts behauptet, sondern lediglich wertfei die Frage gestellt, warum denn dieses Gebäude, welches sich "zwischen zwei herausragenden Gründerzeitgebäuden" (Zitat: Cowboy) befindet, seit Jahren leer steht.


    Da du selbst eine ungünstige Raumaufteilung ins Spiel bringst, zudem einen mangelhaften Zugang zu den Verkaufsräumen konstatierst, scheint es wohl in der Tat Aspekte an besagtem Gebäude zu geben, welche besser hätten gelöst werden können.

    dj tinitus: Danke für die Links zu den Aachener Kirchen aus den Jahren 1960 bis 1980! Die Bilder sprechen für sich und untermauern deine Ausführungen!


    off-topic:

    Das Merkurhaus ist ja wohl ein gutes Beispiel, …Und das, obwohl das Gebäude zwischen zwei herausragenden Gründerzeitgebäuden steht und seit Jahren verwaist ist.


    Bleibt nur zu beantworten warum das Merkurhaus seit Jahren verwaist ist!

    Tja, ich bin einigermaßen niedergeschlagen beim Anblick des Siegerentwurfs. Zwar hatte ich bereits geringe Erwartungen, nachdem ich die Ankündigungen eines Kirchenbaus für das dritte Jahrtausend vernahm, aber dass so etwas uninspiriertes Rechtwinkliges an einer derart zentralen Lage in der Stadt realisiert werden soll, betrübt mich für die Stadt Leipzig.


    Halte ich mir weitere, kürzlich fertig gestellte oder geplante Neubauprojekte vor Augen, z.B. die Bibliothek und den Fachbereich der Maschinen- und Energietechnik der HTWK in der Karl-Liebknechtstrasse oder in gewisser Hinsicht auch die Höfe am Brühl, so komme ich nicht umhin mit einem gerüttelt Maß an Polemik konstatieren zu müssen, dass die Kölnisierung und Ruhrpottisierung Leipzigs voranschreitet.


    Offensichtlich gibt es genug Leute in der Stadt in entscheidender Position, welche großen Wert darauf legen, es den westdeutschen Großstädten gleich zu tun und deren Bausünden der 50er und 60er Jahre nachzuholen.


    Abzuwarten bleibt ob sich genug (masochistisch veranlagte) Katholiken einfinden werden, um diese triste Kirche mit Leben zu erfüllen…

    Ich habe mich gestern tatsächlich ein wenig off-topic abtreiben lassen. Der Rotweingenuss bei gutem Essen und späterer Übergang zu Whisky trug wohl dazu bei ;)


    Auch ich zolle dieser Initiative grundsätzlich Respekt, möchte mit einem abschließendem Urteil aber noch die Entwurfsveröffentlichung abwarten.


    In der Tat scheint es mir ein schwieriges Unterfangen zu sein, mit bescheidenen Mitteln an dieser Stelle eine städtebauliche überzeugende Lösung hinzubekommen!

    Was haben die Leipziger (Wer sind eigentlich DIE Leipziger?) in den Augen von Frau Finger verbrochen? Sie ziehen einen Neubau einer Rekonstruktion der Unikirche vor!:daumen:


    Vielleicht weil es in Leipzig fast keine Katholiken gibt?


    Ich komme aus Bayern, bin katholisch getauft und auch wenn ich nicht unbedingt gläubig bin, beschleicht mich doch hin und wieder so eine Art religiöses Gefühl, woraufhin ich das Bedürfnis habe mich in eine Kirche zu begeben. Dort wo ich herkomme, gibt es zahlreiche Kirchen, schöne und alte aber auch ein paar, die nach dem Krieg erstellt wurden. Nie käme ich auf die Idee eine "moderne" Kirche aufzusuchen!


    "eine Kirche für das dritte Jahrtausend"


    Wollen wir mal sehen was dabei raus kommt.

    Nun gebe ich auch mal geschwind meinen Senf dazu. Zunächst einmal freue ich mich, dass von der KSW das Eckgebäude Harkortstraße 6 so vorbildlich saniert worden ist. Daneben ist es ebenso begrüßenswert, dass die Lücke nun geschlossen wird.


    Der Entwurf hierzu ist sicher interessant. Abzuwarten bleibt allerdings, wie sich das ganze mit besagtem neuem Material in Realität darstellen wird, vor allen Dingen auch in Hinblick inwieweit Material und Fassade die Fähigkeit besitzen in Würde zu altern, d.h. auch über mehrere Jahre und Jahrzehnte hinweg ein gewisses ästhetisches Niveau halten zu können.


    Wenn ich mir die Visualisierung in Beitrag #1 ansehe, so scheint es mir, dass sich die rechts angrenzenden Neubauten aus den 90ern besser in das Platzensemble einzufügen.


    Den Neubau des Ärztehauses nehme ich hingegen als Fremdkörper innerhalb der Nachbarbebauung war. Dies scheint aber auch beabsichtigt und gewünscht zu sein ("interessanter Kontrast", "Bruch" etc.).


    Alles in allem überwiegt dennoch die Freude über die gelungene Sanierung/Teilrekonstruktion des Eckgebäudes Harkortstraße und ebenso über den notwendigen Lückenschluss
    !

    Man kann es schwer in Worte beschreiben in Worte, aber wer z.B. sich ein paar Tage in Berlin aufhält und dann zurückkehrt nach Leipzig; wird einige Unterschiede feststellen, die Berlin einfach wesentlicher attraktiver machen.


    Nun ja, du hast scheinbar eine Aversion gegenüber Leipzig und ein Faible für Berlin. Dass sich beide Städte ob ihrer deutlich unterschiedlichen Einwohnerzahl schwer in Relation setzen lassen, sollte eigentlich klar sein!
    Woher kommst du eigentlich?


    Ich selbst komme aus Bayern und habe in den 90ern in Leipzig studiert. Berlin kenne ich durch wiederholte Besuche bei Freunden, die dort studierten. Berlin gefällt mir und ist auf jeden Fall spannend, dennoch würde ich Leipzig immer vorziehen. Aus dem einfachen Grund weil es (für mich) schöner ist, d.h. es bietet auf geringerer Fläche mehr an attraktiver (historischer) Bausubstanz und insgesamt auch ein höheres Mass an Lebensqualität. Selbstverständlich setzt hierbei jeder Mensch andere Parameter an!


    Sei's drum. Lächerlich fand ich allerdings seit jeher Leute, welche sich einbilden in der Coolheitsskala nach obern geklettert zu sein, nur weil sie plötzlich eine Adresse in einer gewissen Stadt (hier: Berlin) vorweissen können.


    Ich kann Deinen Optimismus bzgl. Leipzig als Lebensort nur bedingt teilen..


    Du brauchst lediglich die statistischen Daten zur Bevölkerungsentwicklung Leipzigs in den letzten 10 Jahren heranziehen, um einen gewissen Optimismus in dieser Richtung nachvollziehen zu können!

    Schöne Bilder!


    In Lienz bin ich hin und wieder aus beruflichen Gründen. Auffällig ist, dass diese kleine Stadt, in der Agglomeration leben ca. 20'000 Menschen, ein solch städtisches Flair vermittelt. Das liegt vor allen Dingen daran, dass weit und breit keine grössere Stadt anzutreffen ist und Lienz das Zentrum für Ost-Tirol (ingesamt 40'000 Einwohner) und eines Teils von Kärnten ist.
    Klagenfurt ist mit dem Auto ca. zwei Stunden, Innsbruck und Salzburg über zweieinhalb Stunden entfernt.


    Lienz liegt tatsächlich hinter den sieben Bergen!

    Die Verkleidung scheint aus gut abwaschbarem Material zu sein. Kleine Kritzeleien, die sich leicht wieder entfernen lassen, wird es sicher geben, aber großflächige Bombings wohl eher nicht


    Danke für die Info. Zu meiner Leipziger Zeit fiel mir halt auf, dass gerade in diesem Bereich von Leipzig Richtung Connewitz Kreuz oder Wiedebachplatz, selbst die schönsten sanierten Gründerzeitler alsbald mit Schmierereien versehen waren.


    Zu Erweiterung des Campus der HTWK möchte ich noch anmerken, dass ich selbst dereinst dort Wirtschaftsingenieurwesen studierte und meine Vorlesungen sich auf Markkleeberg, Gustav-Freytag-Strasse, Wächterstrasse und teilweise auch Trufanowstrasse verteilten. Insbesondere das Pilgern nach Markkleeberg empfand ich als nervig, neben der Abgeschiedenheit war es auch die schlechte Anbindung mit der Strassenbahn (Taktzeit nur alle 20 min bis zum Forsthaus Raschwitz).


    Kurzum, dass nun anscheinend geplant ist den Fachbereich Maschinen- und Energietechnik in den Campus zu integrieren, kann ich nur begrüssen. In der Südvorstadt lässt sich’s einfach gut aushalten!

    Für die HTWK ist die Verdichtung und der Ausbau des Campus natürlich ein enormer Gewinn und somit auch insgesamt für die Stadt Leipzig als Hochschulstandort.


    Auf den Bildern erscheint der Bau tatsächlich angenehmer als die Visualisierung vermuten ließ. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Bau darstellt, wenn er ein wenig gealtert ist. Auch in Hinblick, dass die nackten weißen Wände für Graffiti-"Künstler" höchsteinladend wirken müssen.

    Ich bezog mich auf die Aussage, dass du den Augustusplatz schön findest "wie er ist".


    Zur Wirkung eines Platzes tragen neben den umgebenden Bauten auch Aspekte der Platzgestaltung bei, wie Art des Bodenbelags, Bepflanzung, Sitzgelegenheiten, Brunnen, usw.
    Und unabhängig von den Fassaden der Gebäude war ich seinerzeit nicht vom Ergebnis der Neugestaltung des Platzes begeistert, obgleich eine Verbesserung zur Vorsituation erreicht wurde. Nun es ist schon ein paar Jahre her, dass ich zuletzt den Augustusplatz gesehen habe. Gut möglich, dass der Platz nun mit etwas grösseren Bäumen freundlicher aussieht.


    Prinzipiell möchte ich anmerken, dass ich kein Architekt bin und städtische Räume hinsichtlich ihrer Attraktivität in erster Betrachtung nicht analysiere - hierzu fehlen mir auch Grundkenntnisse - sondern diese schlicht auf mich wirken lasse um schliesslich für mich zu urteilen ob dieser oder jener Strassenzug oder Platz gelungen/angenehm/schön oder was auch immer ist.


    Und damit bitte wieder zurück zum Thema oder im Kaffeeklatsch-Thread weiter über die Situation am Augustusplatz diskutieren. Cowboy.

    Und ich finde diesen Augustusplatz schön wie er ist. Wirklich trotz aller Irrungen der Geschichte gewachsen und eben icht hingeklotzt dem Zeitgeist einer einzigen Dekade entsprechend ! Da kann man reden wie man möchte - so etwas hat Seltenheitswert !


    Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Der Augustusplatz ist wohl interessant in dem Sinne, dass er verschiedene Bauphasen des 20. Jahrhunderts abbildet und wohl auch bedeutende Bauzeugnisse aus der DDR-Zeit, aber „schön“ ist er für mich nicht.


    Insbesondere das Bedürfnis dort zu verweilen, ist bei mir sehr gering ausgeprägt, da der Platz auf mich zugig und kahl wirkt und in keiner Weise einladend. Die Neugestaltung des Platzes Ende der Neunziger stellte eine Verbesserung dar, aber der große Wurf gelang meines Erachtens nicht.


    Postkartenmotive des Augustusplatzes zeigen diesen meistens bei Nacht, mit entsprechender Ausleuchtung. Derart inszeniert kann der Platz durchaus Schönheit entfalten, aber bei Tage betrachtet hält sich meine Begeisterung in Grenzen.