Nun, die Veranstaltung vom Samstag (2 Stunden Dauer in der Paulskirche, plus Rundgänge z.B. durch die Kämmerei) mit vielen verschiedenen Beiträgen auf rund 400 Worte in der FAZ einzudampfen ist die eine Sache. Den Artikel (oder auch tunnelklicks Zusammenfassung) zu lesen und zu deuten eine andere. Bereits die Überschrift zitiert die doch ziemlich einhellige Meinung, dass ein Signature-Bau nach Vorbild einer Elbphilharmonie oder eines Guggenheims nicht nötig und auch nicht gewollt ist. Generell nahm dieses Thema nur einen sehr, sehr kurzen Part ein.
Auch war am Samstag nicht die Rede von „modernistischen Umgestaltungen“ der Kämmerei. Claudia Meixner stellte u.a. zwei Studien vor, die sich mit einer möglichen Flächenbelegung in der Kämmerei beschäftigten - einerseits die Nutzung auf einer kompletten Ebene im Erdgeschoss, mit der Option auf sehr weitläufige Räume (-> Stichwort „Öffnung“) unter Einbeziehung des Innenhofs. Andererseits einer vertikalen Nutzung über mehrere Stockwerke mit der Option des Ausblicks auf die Paulskirche. Im Inneren der Kämmerei sei lt. Harzenetter nicht mehr allzu viel in denkmalschutzrelevantem Zustand, der Umbau damit eher als unproblematisch zu betrachten. Der Kämmerer selbst hege wohl ein großes Interesse, das Gebäude weiter selbst zu nutzen, jedoch ist ein zumindest vorübergehender Auszug für anstehende (und zumindest stellenweise dringend nötige (persönliches Erleben)) Sanierungsarbeiten unumgänglich. Darüberhinaus plane man für den Ort der Demokratie eine Nutzungsfäche von rd. 4000 Quadratmetern, was etwa einem Stockwerk entspreche.
Demokratie bei der Aufstellung von Wettbewerb etc. entsteht bereits dadurch, dass demokratisch gewählte Organe die Entwicklung des Ortes der Demokratie vorantreiben. Foren aktiver Bürgerbeteiligung sind nach Eingang der Wettbewerbsentwürfe vorgesehen. Auch hier sei betont: Der erste und bewusst offene Wettbewerb beschäftigt sich allen voran mit der städtebaulichen Thematik und bringt noch keinen finalen Einblick in das tatsächliche Aussehen.
Mir aus der Seele sprachen die kleinen und größeren Seitenhiebe Reiner Nagels, der die Veranstaltung souverän und munter selbst moderierte, beispielsweise zu den Parkplätzen zwischen Kämmerei und Paulskirche, die zugestellte Sicht durch Reisebusse, die brutal trennende Wirkung der Berliner Straße.
Auch teile ich die - inzwischen ja per Magistratsentschluss festgesetzte - Meinung, dass der Paulsplatz nicht bebaut werden sollte. Gleich von mehreren Seiten gab man sich in der Veranstaltung selbstkritisch, was die Gestaltung von Plätzen in Frankfurt angeht und zählte den Paulsplatz zu einem der besser gestalteten.
Die nicht vorhandene Geschwindigkeit in der Planung/Umsetzung kritisierte Peter Cachola Schmal (DAM) sehr deutlich mit einem Hinweis auf die 2048 anstehende 200-Jahr-Feier.
Um noch einmal das Thema der demokratischen, offenen Beteiligung der Allgemeinheit aufzugreifen: Die Veranstaltung am Samstag stand allen Interessierten offen, wurde vorab unter anderem von der Stadt Frankfurt kommuniziert - sie war mit ca. 100 Personen sehr überschaubar besucht und ich wage die Vermutung anzustellen, dass mehr als 90% aus einem rein professionellen Grund dort anwesend waren. Bürgerbeteiligung zu ermöglichen ist die eine Sache - sie anzunehmen und wahrzunehmen die andere.
Ich denke, wir können alle gespannt sein, welche Ideen der offene Wettbewerb ans Licht bringen wird. Und ja, Öffentlichkeit kann sicher helfen, dass der Planungsprozess nicht immer wieder ins Stocken gerät.