Beiträge von Monade

    In Potsdam wird gegenüber der Schinkel-Kirche ein Neubauviertel errichtet. In Potsdam meinen sie mehrheitlich, dass sich die neuen Gebäude an dieser zentralen Stelle auf den Dom und das bald wieder errichtete Schloss und nicht auf benachbarte Fünfzigerjahre- oder Sechzigerjahrebebaung beziehen sollte. Deswegen an dieser ausgewählten Stelle Kleinteiligkeit und tradierte Formensprache - privat finanziert.


    http://www.pnn.de/mediathek/589561/1/


    Der Markt ist meiner Meinung nach für die Versäumnisse in Köln kein Argument. Im Kölner Gerling-Quartier kostet ein Quadratmeter Wohneigentum ab knapp 4.000,00, bis hoch zu 12.000 Euro. Das liegt über dem Nivau Berlins im Luxussegment. Das Gerling-Quartier ist ein hervorragendes Beispiel in der Kölner Innenstadt für den traditionsbewussten Umgang mit dem Bauerbe, dass sich am Markt durchsetzen wird. Solche Beispiele wünschte ich mir mehr für Köln. Neben dem Gürzenich-Quartier ist für mich die lustlose Bebauung des mittelalterlichen Waidmarkts eines der größten aktuellen Versäumnisse. Die Bebauung des Rudolfplatzes wird der nächste große Test sein. Möchte man hier Druck auf die Stadt erzeugen, um mal eine ambitionierte Ausschreibung an den Start zu bringen, braucht es wohl eines Vereins. Sonst entsteht hier, so meine Prognose, WEST GATE II.

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    @ Osiris
    Sehe ich ähnlich. Im Block gegenüber dem Gürzenich befinden sich zwei Altbauten. Neben Samen Grün noch die Sandkaule 2, ein verkachelter Altbau. Das entspricht in einem Block von schätzungsweisen zehn Gebäuden ziemlich genau dem Zerstörungsgrad der Kölner Altstadt von 80 oder 90 Prozent. Mit dem Bau der Stangenware macht man nur 100 Prozent daraus. Wer kann das wollen? Und natürlich bezieht sich der Block auf das Gürzenich, dem bürgerlichen Bau des mittelalterichen Kölns. Und nach dem Glasaufzug und dem Interconti, wird er nun, wie Citysurfer schreibt, durch das Gürzenich-Quartier in seiner herausragenden Alleinstellung weiter entwertet.


    Aber selbst wenn der Block komplett aus Nachkriegsbebauung bestünde, so wäre er doch weiterhin kleinteilig bebaut. Er hätte auch dann ein charakteristisches Merkmal von Altstadtbebauung, mit diversen Eigentumsverhältnissen und höchst unterschiedlichen Nutzungen. Das macht eine Innnenstadt lebendig. Die Stadt Köln ist immer noch voll von dieser Kleinteiligkeit und schon dieses strukturelle Merkmal halte ich für erhaltenswert.


    In anderen Städten wird versucht, Kleinteiligkeit wiederherzustellen, hier wird sie sie nicht erhalten. Das ist keine Frage von Finanzkraft, finanzkräftige bürgerliche Bauherren gäbe es sicher genug, Köln ist nicht Gelsenkirchen. Aber man muss ihnen erstmal die Möglichkeit zum Bauen bereiten, und nicht nur Immobilienfonds.


    Der Masterplan von Speer sagt sehr wenig zum Umgang mit der Kleinteiligkeit, einem Alleinstellungsmerkmal der Kölner Innenstadt, aus. Zum Beispiel für die Südseite des Rudolfplatzes schlägt Speer ein monolithisches Gebäude vor, anstatt die vorhandene Nordseite mit kleinen Parzellen zu spiegeln. Hier böte sich eine Bebauung wie sie z.B. in der Frankfurter Altstadt durch eine Vielzahl von Bauherrn an. Als Alternative ließe sich zumindest über differenzierte Fassaden nachdenken, wenn nur ein Investor baut, auch wenn das letztlich nur eine Illusion von Kleinteiligkeit herstellt.


    @ Rainer: Mein Kritik an Speer war etwas polemisch, zugegeben, aber dennoch bin ich mit meiner Kritik weder alleine (http://www.ksta.de/html/artikel/1231945318864.shtml) noch ist das Büro international ganz unumstritten (http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1518,783475,00.html). Und auch ganz ohne Referenzen meine ich nach wie vor: Mir fehlt im Masterplan eine zentrale Aussage - eine, nicht mehrere 'Visionen'. Ich teile Tilous Meinung, dass sie in dieser Stadt gegen die Bestandswahrer nicht einfach durchzusetzen wäre. Aber das war sie in Berlin auch nicht. Sie könnte zum Beispiel lauten: Die kleinteilige Stadt der Zukunft bauen.

    @ Rainer: aha.


    Ich habe mehrfach geschrieben, dass ich in der Altstadt eine Städtebaupolitik für wichtig halte, die der Kleinteiligkeit einer Altstadt Rechnung trägt. Das würde bedeuten, dass zum Beispiel im Falle des Gürzenich-Quartiers eine Block aus vielen Gebäuden nicht durch einen Investoren-Quader ersetzt würde, sondern eben kleinteilig gebaut wird. Weiterhin fände ich Bestandsschutz alter Gebäude wichtig, genauso wie Regeln zur Fassadengestaltung alter Gebäude. So könnte verpflichtend festgelegt werden, dass wenn ein Altbau renoviert wird, gewisse Fassaden-Elemente wieder angebracht werden müssen, so wie es in anderen Städten längst Praxis ist.


    Und weiter würde ich als erstes ein Verkehrskonzept erwarten, dass versucht, die West-Ost-Auto-Trasse, welche die drei wichtigsten innerstädtischen Plätze (Heumarkt, Neumarkt, Rudolfplatz) zerschneidet, erheblich zu verkleinern, so dass sie ihr trennendes Wesen verliert. Zum Beispiel, durch den Bau einer Ost-West-U-Bahn und/oder auch eine Umleitung des automobilen Verkehrs von der Deutzer Brücke auf die Rhein-Uferstrasse. Dazu wurde mal ein Modell von Studenten der FH erarbeitet. Den Rückbau der vielen Parkhäuser in der Innenstadt würde ich auch befürworten. Platz für Neubauten gäbe es auf diese Weise ein ganz Menge.


    Die Vision wäre also die Bewahrung und Stärkung der Altbausttrukturen der Stadt.

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    @ Tilou


    ja, durchaus weiß ich, dass die neustadt auf brachen entstanden ist. der vergleich bezog sich auch nur auf das visionäre und visionen brauchen keine freien felder. dass berlin nicht als vorbild verwendet werden darf, weil hauptstadt und überhaupt so gross, habe ich mittlerweile verstanden. ich hätte besser frankfurt oder leipzig oder dresden sagen sollen. auch hier gibt es sicher genügend gründe, köln in schutz vor dem vergleich mit diesen kleineren städten zu nehmen. aber als liebhaber dieser stadt möchte ich das gerade nicht. ein bisschen mehr an ambition tut nicht weh.


    grundsätzlich bedeutet eine vision auch nur, dass man eine vorstellung davon hat, wo wie gebaut wird, bezogen auf blockgesaltung und straßenführung, geschoss- und traufhöhen, fassadengestaltung, alles wiederum bezogen auf alt-, neu- oder modernen stadt, einem weitgreifenden verkehrkonzept, dass mehr vorsieht als gleisanlagen in rasen zu betten, ein langfristiges städtebauliches kulturelles konzept usw.... und wie gesagt, alles unter einem zentralen motiv. dass berlin weiß, dass es den blockrand zurückwollte, oder frankfurt und dresden teile der altstadt, oder hamburg das wasser, erleichtert planungen. es definiert eine bandbreite der möglichkeiten.


    alle diese dinge können sich über ein oder zwei generationen entwickeln. aber in köln entwickelt sich vergleichsweise wenig, weil niemand weiß, was das städtebauliche leitmotiv oder die vision (oder wie auch immer man es nennt) dieser stadt ist. es wird von fall zu fall enstschieden, in der regel heftig gestritten, ressourcen sinnlos verbraucht, und - relativ - wenig erreicht.

    @ So_Ge,


    ich denke die meisten hier wissen, dass die Stadt am eindrucksvollsten gerade dann gewachsen ist, wenn es eine fulminanten Plan gab, wie sie wachsen kann. Du erwähnst die Gründerzeit, oder die Zwanzigerjahre mit den Grünanlagen. In der Gründerzeit ging es um den Weiterbau der alten Stadt, um nichts weniger als den Bau einer damals modernen Stadt. Die ringförmigen Grünanlagen setzen sie nach Außen fort. Beide Pläne waren wichtig und erfolgreich.


    Aber es geht um die Gegenwart. Ich kenne heute eben keinen, einem solchen Plan zugrunde liegende Idee für die gesamte Stadt erkennen. Der Speer-Plan ist mehr ein Sammelsurium verschiedenster Ideen. Eine zentrale, auch mehrheitsfähige These findet sich darin meines Wissens nicht.


    In Berlin zum Beispiel gibt es seit zwanzig Jahren einen Plan, der auf die Wiederherstellung der Strukturen der Vorkriegsstadt zielt, in Hamburg ist es die Öffnung der Stadt zum Wasser.


    In Köln denkt man an jeder Ecke immer wieder neu, völlig ohne Leitmotiv. Deswegen kommt es auch ständig zu peinlichen Pannen, wie etwa dem Gezerre um die Bühnen oder die zu großen Hochhäuser in Deutz. Wenn die Stadt grundsätzlich wüsste, wo sie hinwollte, täte es ihr gut.

    Mittelmäßige Investorenarchitektur in der Altstadt

    Den Kritiker der Kölner Bescheidenheit kann ich mich nur anschließen. Köln gibt sich zu oft mit Mittelmaß zufrieden und Kritik an den Baugebaren der Stadt wird viel zu oft als Netzbeschmutzung abgetan.


    Die Stadt baut seit Jahrzehnten unter ihrem Potenzial, wie der Blick in andere Städte offenbart. Dies ist nicht eine Frage des Geldes, sondern vor allem eines fehlenden Bewusstseins, was für eine Stadt man überhaupt bauen möchte. In Köln wird zu oft von Fall zu Fall entschieden, es fehlen ambitionierte städtebauliche Standards.


    Unbeantwortet ist in Köln die Frage, wie man die Strukturen der Altstadt, die an den Ringen endet, trotz großer baulicher Zerstörung strukturell erhält.


    In dieser Hinsicht halte ich es für bedauernswert, dass in Köln mit dem Bau des Gürzenich-Quartiers ein weiterer kleinteiliger Block verschwindet, in dem sich entstuckte Altbauten befinden, die mit relativ geringen Aufwand in einen ursprünglichen Zustand hätten versetzt werden können. Statt einen weiteren langweiligen Investoren-Quader zu bauen, hätten die Altbauten durch moderne, ebenfalls kleinteilige Neubauten ergänzt werden können, um so den Charakter des Altstadtblocks zu erhalten.


    Eine das Erbe erhaltende Baupolitik ist heute Standard in den meisten deutschen Großstädten, aber die Stadt Köln wirft die letzte Reste der ehemals größten mittelalterlichen Altstadt weiter gedankenlos weg. Und die eigentliche nivellierende Kraft ist nicht das wie so oft überforderte Politikpersonal der Stadt, sondern das weitgehende bürgerliche Desinteresse.


    Dass das Bühnen-Ensemble am Offenbach-Platz gerettet worden konnte, ist eines der wenigen Beispiel, wo Bürger-Engagement etwas bewirkt hat. Viel mehr davon wäre wünschenswert. Auch bezüglich der Altbauten.

    Wo bleibt ein grundlegender Diskurs in Köln?

    @RainerCgn


    "Ich denke, man kann die Zeit in Köln nicht zurückdrehen und sollte in die Zukunft schauen."


    Auch das ist leider ein kölscher Klassiker, das 'es kütt wie es kütt', man ist ja fast stolz darauf, es alles laufen zu lassen. Ich meine, wegen dieser Geisteshaltung ist die Stadt so verbaut, so ohne Geschichtsbewusstsein, ohne Selbstbild und Ziele, wie sie seit Jahrzehnten erscheint. Ganz nebenbei: Es ging nicht um den Abriss des Intercontis, sondern um den des kleinteilig bebauten Block nebenan.


    Es ist meine Überzeugung: Die Stadt braucht ein grundlegende und kontroverse Diskussionskultur zu ihrem Städtebau. So wie in allen größeren Städten. Fragen der Altstadt, Verkehr, der Nutzung der Plätze etc. Erst dann kann die Stadt überzeugend ihre traditionelle und moderne Baukultur pflegen, und künftige entwickeln.


    Der Speersche Masterplan ist von Vorneherein als Minimalprogramm ausgelegt, als würde man den Kölner erst gar nicht viel zutrauen. Mutige Schritte, oder gar Visionen finden sich darin kaum.


    Man vergleiche mal die Diskussionen, die in diesem Forum zu anderen Städten geführt werden. Gibt es hier eigentlich einen lebendigen Thread zum Thema 'Kölner Baukultur'?


    Gibt es jetzt hier.


    @ Mischakr


    Immerhin ein interessanter Vorstoß. Ja, warum gibt es keine Stiftung zum Erhalt alter Bausubstanz? Und nicht nur aus der Gründerzeit. Ich würde bspw. davon ausgehen, dass das besagte Gebäude in der Kleinen Sandkaul 2 älter ist.


    Gibt es in Köln nicht ausreichend Interesse dafür von Stadt, Bürgern, Gewerbe?


    In Köln sind vermutlich mehr als die Hälfte aller alten Häuser als solche nur noch an den Geschosshöhen erkennbar.

    @ Citysurfer.


    Nach dem Ansatz müsste ja ein kleinteilig gebauter Block nach dem anderen fallen, weil er dann nicht mehr zur Umgebung passt.


    Aber umgekehrt wird ein Schuh draus. Die zitierten Altstadt-Häuser beziehen sich - geografisch, historisch - auf den Kern der Altstadt. Die nach wie vor vorhandenen Areale um Alter Markt und Heumarkt in unmittelbarer Nachbarschaft.

    Direkt um die Ecke, die Kleine Sandkaul 2, ist der Altbau, den ich meinte. Links im Bild.


    Es ist der kölsche Klassiker. Der entstuckte, verkachelte Altbau.


    http://www.express.de/image/vi…+%25286889110413%2529.jpg


    Und das ist der Zustand unmittelbar nach dem Krieg:


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/116248#157430


    Und hier die 'integrierte' Fassade von gegenüber. So wird die Altstadt zur Farce.


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/157430#72045


    Ich find den Umgang mit der wenigen vorhandener Altbau-Substanz in Köln zumindest bedenklich.

    Danke. Das letzte ist ein schönes Referenzbild. 'Samen Grün' ist also ein entstuckter Altbau, andernorts werden sie wieder in diesen Zustand versetzt. Es gibt mindestens ein weiteres Altbau-Gebäude in der Straße zum benachbarten Hotel mit einer Interessanter Naturstein-Schaufensterfassung.


    Aber wie gesagt, die Diskussion führt nicht weit genug. Es geht zunächst weniger um die Fassaden, sondern die Kleinteiligkeit des Blocks. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn das ein oder andere bestehende Haus verschwände und durch interessante - von mir aus auch moderne - Gebäude ersetzt würde. Aber geplant ist es ja, die Kleinteiligkeit dieses Altbaublocks unwiderbringlich zu zerstören. Kleinteiligkeit ist aber ein Merkmal einer Altstadt. Was außer kurzfristige Renditemaximierung spricht also dafür, sie zu zerstören?

    Kleinteiligkeit fördern anstatt abzureißen

    Der Block gegenüber dem Gürzenich ist in Struktur und Funktion ein Stück erhaltene Altstadt. Mit mehreren historischen Gebäuden, die entstuckt, entstellt und vergessen sind. Wie so oft in Köln.


    In fast allen Städten kümmern sich mächtige Bürgervereine um die Wiederherstellung innerstädtischer kleinteiliger Strukturen. Wie etwa in Berlin, Dresden, Frankfurt, Nürnberg etc. Die Kölner kümmert das alles wenig. Sie werfen weg, was sie haben. Und dabei geht es nicht in erster Linie um das umstrittene Thema Rekonstruktionen.


    Anschaulich gleich nebenan, was der Kölner Rat unter Denkmalpflege versteht. Die in den riesigen Hilton-Komplex eingemauerte historische Fassade. Als ginge es um das bisschen Stuck. Es geht aber auch um eine funktional erhaltene Altstadt, mit kleinteiliger, unterschiedlicher Bebauung. Um Verdichtung und Lebendigkeit versus einer öden Investoren-City im 70er-Duktus. Um Erhalt des Vorhandenen. Wie dann die einzelnen Gebäude aussehen, darüber liesse sich immer noch ringen.

    themenkontrolle

    @ Bato.
    Eine Architekturdiskussion darf auch gerne etwas weiter gefasst werden oder? Oder endet es hier im Forum beim Thema 'ist die fassade hübsch genug?'. Für die meisten Forumsnutzer scheint das Thema in diesem Thread zu sein: Wie unordentlich darf/darf nicht eine Innenstadt sein. Und das Tacheles bietet sich geradezu zu diesem Thema an.

    München? Nein danke!

    ReinhardR, erstrebenswert? Nein Danke. Dafür gibt es tatsächlich schon München, als Hauptstadt der Sekundärtugenden.


    Zur 'Sauberkeit' im halbfaschistischen Singapur gibt es übrigens eine schöne Kurzgeschichte von Christian Kracht. Der Autor wagt es sich über das Spuckverbot lustig zu machen und wird schließlich des Landes verwiesen. Penibler Ordnungswahn ist meistens mehr als nur ein Straßenbild.


    Die Nutzung des Tacheles mag nicht überzeugen. Es spricht allerdings viel dafür, auch in Berlin-Mitte Freiräume von Nutzenmaximierung und Fassadennivellierung zu behaupten; gerade damit Berlin nicht so schnell aussieht wie München, Münster oder Singapur. Vielleicht können wir mal das 'Wie' der Nutzung anstatt immer nur das 'Ob' diskutieren?

    Ja, RebelHai, aber wer startet sowas?


    Es ließe sich vermuten, dass eine starke städtebauliche Initiative für den Dom aus dem Umfeld der Dombauhütte oder anderer den Dom unterstützender Stiftungen ginge. Aber so weit ich weiß: Fehlanzeige. Auch gibt es in Köln - im Gegensatz zu den meisten anderen historischen Städten - keinen prominenten Altstadtbauverein o.ä., der sich für die Wiederherstellung punktueller historischen Lösung bemüht.


    Mir geht es nicht um die unbedingte Bevorzugung einer historischen Lösung, aber das Dom zeigt, dass die für den Ort optimale Lösung gefunden längst gefunden und im Zuge der Automobilisierung der Kölner Innenstadt aufgekündigt wurde. Seither wird der gegenwärtige Zustand bemängelt, aber nicht der Mut gefunden, einen Fehler einzugestehen und den daraus folgenden, vielleicht auch langen Weg zu gehen. Die Modernisten-Fraktion scheint in Köln nicht nur stark, sondern auch besonders dogmatisch zu sein. Oder dieser Umstand ist schlicht phänomenal.


    Ziel für den Dom sollte ein weitreichender Masterplan sein, der das gesamte Gebiet mit dem Bhf-Vorplatz, und den nördlichen Plätzen der Domplatte, bis hinein in die angrenzende Strassen aufgreift. Schließlich kann mit dem Verschwinden der Domplatte auch die Gestalt des Römisch-Germanischen-Museums und des etwas vernachlässigten Entrees des Museums Ludwigs verbessert werden.

    Wie bereits dargelegt, hilft die Flickschusterei am Dom gar nicht. Ein bisschen weniger Straßendeckelung dort, ein bisschen mehr Treppe hier. Das Problem ist grundsätzlich die Nutzung durch den automobilen, mehrspurigen, kreuzungsfreien Verkehr in unmittelbarer Nähe der Kirche. Die kreuzungsfreie Strasse wie natürlich auch die Tiefgarage, sollten verschwinden und die Kirche von allen Seiten frei zugänglich sein. Denn: Es gibt keine kunstgeschichtliche Hierarchie zwischen den einzelnen Flügeln des Doms! Es ist völlig unverständlich, wieso die Stadt den Ostflügel des Dom so stiefmütterlich behandelt bzw. auf der Stichstrasse unter dem Museum Ludwig beharrt. Inzwischen drängen auch die schönen, engen Städte am Mittelmeer den automobilen Verkehr konsequent aus den schönen Zentren. Köln dagegen kann selbst sein größtes Bauwerk nicht davor schützen.


    siehe auch den Link von Rebelhai


    http://www.historisches-koeln.de/

    Als gebürtiger Rheinländer beginne ich meinen ersten Eintrag im Forum mit einem Beitrag zu Köln. Ich war aus beruflichen Gründen den letzten Monat in der Stadt und sie hat mich wieder mal fasziniert und zugleich abgeschreckt. Fasziniert weil sie so vielfältig und - wenn man sich ein bisschen auskennt - voller großartiger Gebäude ist. Abgeschreckt, weil sie wie kaum eine andere Großstadt in Deutschland (oder auch Europa) hinter ihren Möglichkeiten bleibt. Vielleicht nicht einmal den ernsthaften Versuch unternimmt, die Möglichkeiten zu erkennen. Die unmittelbare Domgegend ist da nur ein herzzerreißendes Beispiel.


    Köln ist nicht gewillt, ein wirklichen Schnitt zu wagen. Eine Lösung wie die Domplatte, welche die Turmseite begünstigt und die Ostfassade so stiefmütterlich behandelt, kann keine Lösung sein, denn es gibt keine qualitative Hierarchie zwischen den Gebäudeteilen. Der Dom muss freigestellt werden, in seiner Gänze als außergewöhnliches und allseitig stadtprägendes Bauwerk sichtbar und zugänglich werden. Und um dies zu erreichen, muss die Domplatte verschwinden. Meiner Ansicht nach komplett; das wiederum muss nicht bedeuten, dass an die Stelle der Fußgängerflächen Straßen treten müssen.


    Als Neu-Berliner und jemand der in Hamburg und London gelebt hat, frage mich, wieso großartige städtebauliche Entwürfe in Köln so schwer durchsetzbar sind. In Hamburg zum Beispiel werden Häfen verlegt und umgewidmet, in Köln ist dies kaum mit einem Busbahnhof wie am Breslauer Platz möglich. Und wird die Schließung einer relativ unbedeutenden Stichstrasse am wichtigsten Bauwerk der Stadt nicht mal diskutiert.


    Auf den ersten Blick wird deutlich, dass die Verkehrssituation das zentrale städtebauliche Problem in Köln ist: Zerschneidung der Innenstadt, schlechter Anschluss der östlichen Stadtteile an das Zentrum, geringe Aufenthaltsqualität auf Straßen und Plätzen sowie die unbefriedigende Situation am Dom. Man kann hier nicht beides haben: Kreuzungsfreien Verkehr sowie optimale Freistellung und ungehinderten Zugang zur Kirche. Köln muss sich entscheiden. Ich meine die Entscheidung sollte für die Kirche ausfallen, denn kreuzungsfreier Verkehr ist kein Wert an sich.


    Vielleicht können die Stadtverwaltung und voran die Bürger darüber nachdenken, ob auf die Untertunnelung des Museum Ludwig ganz verzichtet werden kann? Dann entstünde mit dem Rückbau der Untertunnelung auch kein Lärmproblem. Ist diese Straße unbedingt notwendig?


    Stellen wir uns einmal vor: Die Straße zwischen Bahnhof und Dom verschwindet, mitsamt den grotesk Mitleid erregenden Betonpilzen und Zementkiosken, ebenso die Tiefgarage zu Füßen der Türme und auch der Tunnel unter dem Museum. Der Raum des Tunnels könnte dem Museum Ludwig zugeschlagen werden. Mit einem neuen oder erweiterten Empfangsgebäude bräuchten die Museumsbesucher auch nicht mehr in den Keller zu gehen, um die großartige Sammlung zu sehen.


    Die Lösung des Problems am Dom muss einhergehen mit einer kritischen Analyse der Verkehrssituation in Köln. Dem Überwinden des kölschen Klein-Kleins. Einem großen städteplanerischen Entwurf, der meines Erachtens der industriefinanzierte Speersche 'Masterplan' keineswegs ist. Vielleicht wird dann eine nachhaltig positive Entwicklung der Kölner Innenstadt endlich möglich.