Wenn höhere Neubauten entstehen sollen, ändert sich die Grundfläche nicht. Wo soll da bei Nachverdichtungen in bestehenden Wohngegenden (Baulücken) der Platz herkommen? Und bei Aufstockungen und Dachgeschoßausbau von Häusern ist in der Regel überhaupt kein zusätzlicher Stellplatz möglich.
Das Dilemma ist eher psychologisch-politisch-rechtlicher als technischer Natur - bräuchte man die Flächen für Stellplätze und breitere Straßen nicht, wäre eine viel stärkere Nachverdichtung möglich. Etliche Metropolen zeigen, dass es geht.
Die gegenwärtigen Bauverordnungen ermöglichen nicht einmal den Investoren und Wohnungskäufern, selbst zu entscheiden, ob sie teurere Immobilien mit Stellplätzen oder preiswertere ohne haben möchten. Natürlich sind dann die Entscheidungen für's Sparen unrealistisch, wenn man sie nicht einmal treffen kann. Selbst in unserer mittelgroßen Firma kenne ich eine gut bezahlte technische Redakteurin, die von Duisburg nach Düsseldorf ziehen und dann aufs Autofahren verzichten möchte. Bisher empfand sie sämtliche Angebote als zu teuer - würde man das Bauen nicht mit behördlichem Ballast belasten, hätte es anders werden können.
Der Zwang zu den Stellplätzen bedeutet nicht nur Kosten, sondern auch zahlreiche Probleme für die Planer. Im Frühjahr habe ich eine Wohnanlage im Quartier Central besichtigt, wo die Tiefgarage-Stellplätze in einem gewaltigen Sockel untergebracht wurden, der im Osten (zum Park hin) um mehrere Meter hinausragt. Da einige kleinere Wohnungen auf diese Seite blicken, musste ein komplexes Konzept der Fluchtwege erarbeitet werden - alles Probleme, die man sich bei weniger Stellplätzen ersparen könnte.
Diese Wohnanlage bietet übrigens Abstellkammer für Kinderwagen, was sie familien- und kinderfreundlich macht. Es ist ein Klischee, nur Häuser mit Gärten seien familienfreundlich - vernünftig zugeschnittene Etagenwohnungen (mit mindestens einem Kinderzimmer) tun es auch; bei einem Platzbedarf, den man sich in einer Metropole leisten kann.