Straßenbahn in Bochum
So, da es bisher noch keinen eigentständigen Bereich für Bus und Bahn gab, werde ich diesen Bereich nun mal schaffen. Zunächst etwas Geschichte:
Anfänger der Straßenbahn in Bochum bis in die Nachkriegsjahre:
Am 23.11.1894 fuhr die erste Straßenbahn in Bochum und zwar vom Kortländer (heutige Haltestelle Brückstraße Linie 306) bis nach Herne.
Schnell kamen zahlreiche Strecken dazu, wie die heutige Line 302 zwischen Gelsenkirchen und Bochum. Damals gab es neben der Bogestra (Gründung 1896) noch zahlreiche andere Unternehmen, wie zum Beispiel die Märkische Straßenbahn.
Gebaut wurde damals im Gegensatz zu Dortmund und Duisburg in Meterspur, einerseits aus Kostengründen, andererseits, weil die Eisenbahn den Bau von Normalspur nicht zuließ, da sie Konkurenz beim Güterverkehr befürchtete.
Bis zum den Kriegen boomte der Straßenbahnbau, viele Stadtübergreifende Linien entstanden. Im Jahr 1939 war die Bogestra mit 195 km Streckenlänge, 318 km Gleislänge und fast 400 Fahrzeugen, die auf 33 Linien eingesetzt wurden, der größte Straßenbahnbetrieb im Ruhrgebiet.
Im April 1945 ruhte der Straßenbahnverkehr dann komplett, wurde aber im gleichen Monat wieder aufgenommen.
Anschließend begann der Wiederaufbau- Im Mai 1945 waren bereits wieder 55 km hergestellt worden- bis in die 50er Jahre konnte das engmaschige Netz wieder hergestellt werden.
Stillegungswelle 1950-1969
Nun begann der Abschied der Straßenbahn. Viele Strecken waren eingleisig mit regelmäßigen Ausweichen am Rande der Straße. Sie stellten eine Behinderung für den wachsenden Autoverkehr dar. Die Bogestra legte einige Strecken in den Außenbezirken still und konzentrierte sich auf den Ausbau der stark befahrenen Strecken auf eigenem Bahnkörper. Von 163 km Streckenlänge und 27 Linien im Jahr 1951 blieben bis 1970 nur 116 km auf zwölf Linien übrig. (Stillgelegt wurden zum Beispiel die Straßenbahn in Werne, Stiepel, diverse in Langendreer, WAT- Günnigfeld, GE- Rotthausen und die Teilabschnitte der heutigen 308/318 nach Lütgendortmund und Castrop- Rauxel.)
Vision Stadtbahn 1969- heute
1969 stellte das Land NRW seine Pläne für den schienengebunden Nahverkehr im Ruhrgebiet vor:
In Bochum sollte es drei Linien geben:
U35: Recklinghausen-Herne-Bochum-Ruhr Universität- Witten
U38: Castrop- Rauxel- Bochum-Hattingen
U21: Langendreer- Bochum- Höntrop- Wattenscheid- Gelsenkirchen
Zudem sollten alle Strecken auf Normalspur fahren und in den engen Straßen und Innenstädten im Tunnel verkehren.
1970 wurde mit dem Tunnelbau für die spätere U38 begonnen. Castrop- Rauxel schied 1982 aus dem Stadtbahnbau aus und wurde deshalb nicht mehr berücksichtigt. Da es zu Verzögerungen geführt hätte, wurde die Strecke zunächst auf Meterspur gebaut, mit einer späteren Möglichkeit zur Umrüstung auf Normalspur.
Seit 1979 fährt die 308 nun diesen Linienweg.
Anfang der Achtziger begannen die Bauerarbeiten für die U35 in Herne. Auch Recklinghausen schied aus der Stadtbahngesellschaft aus, was dazu führte, dass die sinnvolle Fortsetzung in diese Stadt bis heute nicht gebaut wurde.
Hier wurde direkt in Normalspur gebaut und die Strecke ging 1989 in Betrieb. Seit 1993 fährt die U35 nun auch zu Uni und zur Hustadt. Die Fortsetzung nach Witten wurde zwar baulich vorbereitet, aber bisher nicht gebaut.
Anfang der 90er begannen die Arbeiten für die U21- allerdings hatte man nun erkannt, dass die alten Planung völlig überdimensioniert waren. Deshalb entschied man sich für den Beibehalt der Meterspur und verkürzte den Tunnel auf beiden Seiten, sodass auch die Strecke der 302 zwischen Wattenscheider Straße und August- Bebel Platz aufgenommen werden konnte. Der Weiterbau des Tunnels ist allerdings auf beiden Seiten betrieblich vorbereitet, eine Umspurung auf Normalspur ist weiterhin möglich. Die Linie 306 (bisher Stillegungskandidat und jahrelang auf Verschleiß gefahren) konnte durch eine eigene Rampe erhalten bleiben und benutzt am HBF die Bahnsteige der 308. Zudem können die Bahnen über ein Betriebsgleis zwischen Tunnel 306 und Tunnel 302/310 das Depot an der Engelsburgerstraße erreichen. Die Eröffung war 2006.
Ausblick
Heutzutage feiert die Straßenbahn überall auf der Welt ihre Wiedereinführung: Viele französische Städte, die in der "Autozeit" 1950-1980 ihre Linien komplett durch Busbetrieb ersetzt hatten, führen diese nun wieder mit großem Erfolg und deutlichen Fahrgastgewinnen wieder ein. Auch in Berlin wird seit den 90ern wieder stärker auf die Straßenbahn gesetzt. Die zahlreichen Stillegungen der vergangenen Jahre wurden als Fehler erkannt.
Auch in Bochum: Die ehemalige Straßenbahnstrecke Oberdahlhausen-Eppendorf-Bochum-Laer-Werne, die heutzutage von der Busline 345 bedient wird, ist deutlich überbelastet. Eine Umstellung auf Straßenbahnbetrieb ist allerdings, auch aufgrund des klammen Haushalts, nicht geplant.
Es war mal geplannt, die 302 im Werner Hellweg bis Laerfeldstraße zu führen, allerdings wurde dies mit dem schlechten Verkehrswert wieder zu den Akten gelegt.(-0,73)
Auch die Strecke zwischen Bo- Schürbankstraße und Castrop- Rauxel wäre sinnvoll, hier ist nur eine kurze zweigleisige Verlängerung bis H Cöppencastrop vorgesehen.
Die Strecke zwischen H Rottmanstraße und Do- Lütgendortmund soll als Verlängerung der 306 über Kirchharpen bis Ruhrpark EC langfristig reaktiviert werden.
In Dahlhausen soll die 318 bis zu H Am Ruhrort verlängert werden und damit das neue Wohngebiet erschließen. Allerdings ergab eine Prüfung durch die Landesverkehrsplanung einen zu geringen Kosten/Nutzen Faktor, sodass mit einer Realisierung erst nach 2015 zu rechnen ist. (-1,27)
Die Verlängerung der U35 nach Recklinkhausen ist weitehin erwünscht, ist aber wegen der hohen Kosten zu Zeit nicht in Planung.
Dagegen soll die U35 bis zur Fachhochschule verlängert werden. Eine Weiterführung nach Witten wäre damit nicht mehr möglich, da die Bahn dann durch das Naturschutzgebiet Kalwes fahren müsste, was die Stadt ablehnt. Auch hier wird erst nach 2015 gebaut, da der Faktor ebenso schlecht wie bei der 318 in Dahlhausen ist.(-1,30)
In Langendreer ist die eingleisige Führung der 310 über Kaltehardt inzwischen sanierungsbedürftig. Auch der Einsatz von neuen Zügen ist nicht möglich.
Deshalb soll die 310 durch das Zentrum von Langendreer geführt werden. Auch die 302 wird bis dorthin verlängert und soll am Langendreer Markt bis zum S Bahnhof fahren. Die 310 würde am Markt rechts fahren und über die Hauptstraße nach Witten. Als Baubeginn wird 2012 angepeilt. Gegen das Projekt stemmen sich diverse Geschäftleute von Langendreer.
Quellen: "Straßenbahn im Ruhrgebiet" von Axel Reuther, erschienen bei GeraMond
Wikipedia (http://www.wikipedia.de/)
Bogestra (http://www.bogestra.de/)
Landesverkehrsplanung NRW (http://www.lvp.nrw.de/)