Beiträge von Crimplene

    Die Altstadt wurde durch das Technische Rathaus und dann durch die Kunsthalle Schirn so nachhaltig versaut, dass es einem Wunder gleichkommt, dass wenigstens eine der beiden Scheusslichkeiten abgerissen werden soll. Vielleicht sind die Stadtoberen in zehn oder zwanzig Jahren soweit, dass sie erkennen, wie sehr die Geschmacksverirrung der Postmoderne die Weiterentwicklung der Altstadt in Frankfurt behindert. Und ja, bitte: reisst dann auch diese inzwischen nur noch schäbigen Grausamkeiten in der Saalgasse gleich mit ab!


    Erstaunlich, wie schnell diese ephemere Architektur in die Jahre kommt. Bei Google Earth findet sich ein 360-Grad-Panorama des Schirn-Hinterhofs mit der Rückseite der Saalgasse. Sehr instruktiv, wenn jemand lernen möchte, eine schäbige, menschenleere Hinterhofatmosphäre mitten in der City zu erzeugen.

    ... diese entsetzlichen Betonkisten der 50er, 60er und 70er ersetzt, die einen allerorten anstarren...


    Das nenne ich differenziert. :lach:
    Du scheinst jeden anderen als Deinen Geschmack für pervers zu halten.




    ...selbst der drittklassigste Gründerzeitler mit aufgeklebten Putten vom Band in der hinterletzten Vorstadt ist mir immer noch lieber als AutoCAD-Fließbandarbeit von heute. Warum? Weil ich ihn gerne anschaue.


    Weiter oben schrieb wer (Du?), das Auge verweile länger auf alten Gebäuden mit viel Schmuck. Meine Frau, die beim Lesen hinter mir stand, meinte nur: "Da kann er wohl länger Teile zählen."


    Nicht alles was heute gebaut wird ist eine Fließbandarbeit. Vieles, zweifellos. Aber das sind viele der "schmucken" aber austauschbaren Gründerzeit-Dinger auch. Man kann halt länger Teile zählen...


    Das Auge verweilt womöglich auch länger auf einem "Röhrenden Hirsch" als auf einem abstrakten Bild. Oder auf einer Sonnenuntergangstapete anstelle einer weißen Wand. Oder auf einem tollen Tribal-Tattoo statt nackter Haut. Schlechter Geschmack findet sich überall. Das abfällige Urteil über alles Moderne (Abstrakte, "Kalte") auch.


    Muss ich mich dafür jetzt schämen?


    Natürlich nicht. Aber Du scheinst diejenigen, die womöglich mit International Style mehr anfangen können als mit Neoneoneo-Barock für ziemliche Lunatics zu halten, für Stadtverschandler und Menschenfeinde.



    Nur zur Aufhellung der Stimmung hier ein Blick auf zwei wirklich schöne Dinge:


    http://de.wikipedia.org/wiki/D…nerkirche_Mainz_innen.jpg


    http://de.wikipedia.org/wiki/D…urt_heiligkreuzkirche.JPG

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    Wie belieben? Es mag schockieren, aber die Römer-Ostzeile ist Fachwerk, kein Beton mit Verblendung. Die Rekonstruktion erfolgte bei den gut dokumentierten Gebäuden wie dem Großen und dem Kleinen Engel weitgehend originalgetreu. Der rest wurde mangels Doku etwas "angepasst".


    Sie z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_und_Kleiner_Engel



    Das Palais, so wie es jetzt dasteht, ist ein wunderschönes Bauwerk geworden [...]


    Ist das aus einem Werbeprospekt? Was hat das mit der Realität zu tun?


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    Mod: Beiträge zusammengefasst. Bitte achte auf unsere Richtinien bezüglich des Zitierens. Danke.

    Nee, beko-bus, das ist doch kein Argument! Zum einen gibt es schon einen gravierenden Unterschied zwischen (möglichst) originalgetreuer Rekonstruktion (Samstagsberg etc.), ähnlichem aber aus irgendwelchen Notwendigkeiten abgewandelten Neubau (TuT-Palais?)und Disneyland-Architektur, die halt irgendwelche Schnörkel irgendwo dranhängt.


    Beim TuT-Palais verschwimmen für mich Nummer zwei und drei so ein wenig und da ist das auch nicht sehr hilfreich, dass die Mehrheit der Menschen davon ohnehin keine Ahnung hat und das nicht sieht. Dadurch wird das nicht alles total egal. Die Mehrheit der Menschen hat von allem Möglichen keine Ahnung. Und trotzdem sollten diejenigen, die was von der Sache verstehen, sie auch korrekt betreiben und darüber diskutieren können, ohne nur immer auf den Massengeschmack verwiesen zu werden, der im Endeffekt jedes Argument zum Pippifax degradiert.


    Was die "Rekonstruktion" des TuT-Palais angeht: Das Ding war weg, nur ein kleiner Teil satnd überhaupt noch und es wurde durch die Kombination mit dem 50er Jahre-Neubau immerhin sehr schön (wie ich fand) deutlich, was alt war und was neu, was kaputt gegangen war und was stehen geblieben war etc. Eine Rekonstruktion erweckt zwar nicht notwendig den Eindruck, es sei nie etwas verändert gewesen - schließlich ist die Information, dass das alles Neubau ist, den meisten Leuten geläufig. Was aber passiert ist, dass die Leute sich das Ding angucken und ein Bild von der Vergangenheit kriegen, das einfach falsch ist. Und Denkmalschutz (der hier natürlich eher untergeordnet ist) hat nach meiner Vorstellung davon, den Leuten ein Bild von der Vergangenheit zu bieten, dass nicht völlig verwischt ist durch moderne Veränderungen. Ich verweise Dich mal auf historische Busse und Straßenbahnen. Was hieltest Du davon, wenn Neugierigen ein Bus von 1950 mit Kotflügel von 1970, Scheibenwischern von 1990 und einem Dachgepächträger Marke Eigenbau von 2009 vorgeführt wird, den sie dann munter als antikes Stück und tolles Beispiel der Nahverkehrs der Nachkriegszeit fotografieren?


    Diese Bild vom Baudenkmal als möglichst original zu erhaltend ist natürlich auch erst historisch gewachsen. In früheren Zeiten wurde munter alles gemischt, teilabgerissen und drangebaut und so weiter. Heute denkt man sinnvollerweise anders, auch wenn die Masse der Passanten davon nix versteht (und auch nichts verstehen muss, ist ja alles freiwillig). Ein Gebäude das nicht nur so tut, als wäre es etwas altes, sondern dass auch für Fachleute (oder interessierte Laien) erkennbar viele neue, unhistorische Teile hat, ist eine Lüge. Ganz gleich, ob alle die es anlügt das auch schlimm finden. :)

    Ich stand heute vor der Villa und war auch ganz überrascht. In der Tat ist man sehr einfühlsam auf die Gebäudehöhen der Nachbargebäude eingegangen. Leider lässt sich das mit der Kamera nicht so gut einfangen


    Entschuldige, wenn ich kurz anmerke, dass ich Deine Formulierung befremdlich finde. "einfühlsam auf die Gebäudehöhe eingehen" nennt man es, wenn etwas Neues in etwa gleich hoch ist wie das Alte daneben? Wo ist da die EInfühlung? Spürt man die? Und wie?

    Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei

    Mod: Die folgende abstrakte Architekturdebatte entstand im Thread zum Palais Thurn und Taxis. Weil sie sich von der dortigen Thematik (zu) weit entfernt hat, soll sie in einem eigenen Strang fortgesetzt werden.
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    Eine Rekonstruktion, die dem Rekonstruierten nur entfernt ähnlich sieht, ist keine Rekonstruktion. Vielleicht sollte man den Begriff nicht mehr verwenden, er ist einfach falsch. Damit muss kein Urteil über die Qualitäten dieses Gebäudes verbunden sein.


    Eine Meinung habe ich aber doch:


    Man hat ein irgendwie alt aussehendes Dingen hingestellt, einige Spolien drangehängt und die Masse mag es. Meinetwegen! Aber wer kann denn von einem "historischen" Gebäude sprechen, ohne sich ob dieser Lüge nicht sofort in Grund und Boden zu schämen? Historisierend wäre das Wort, das man sinnvollerweise gebrauchen sollte. Es wird etwas altes unglaubwürdig dargestellt. Das ist in etwa so wie der Pseudo-Tropfstein beim Wallenstein-Palais in Prag: sieht irgendwie aus wie Stalaktit. Ist aber nicht alt. Sieht auch nicht wirklich aus wie Stalaktit. Und heute macht man sich über den damaligen Zeitgeschmack ganz zu recht lustig :)

    Ich bin heute mal im Selbstversuch gegen 14 Uhr durch die Innenstadt gefahren, allerdings nicht die Berliner Straße, da fahre ich nur ungern, weil es mir in Richtung Battonstraße schon immer zu langsam geht.


    In der Hochstraße hat es sich bis zur Ampel an der Goethestraße etwas gestaut. Die Ampelphasen waren sehr kurz und nicht jeder Autofahrer hat gleich das Gaspedal gefunden, wenn es grün wurde. Dabei war der Rest des Anlagenringes fast wie ausgestorben, weil diese Ampel zu stark bremste. Am Hilton vorbei und dann nach rechts in die große Eschenheimer fühlte ich mich fast wie am Sonntag. Offenkundig ist das Parkhaus noch nicht hinreichend bekannt und zu viele versuchen noch ins Parkaus Hauptwache zu fahren, anstatt sich zum Goetheplatz und in die Große Eschenheimer zu bewegen. Das wird sich einspielen, denke ich.


    Die Große Eschenheimer selbst ist wie verwandelt! Zumindest an diesem Samstag wimmelte es auf der Straße unterhalb der Parkhauseinfahrt (ja, auf der Straße!) von Fussgängern und Radfahrern zwischen denen sich einzelne Taxis und nur sehr wenige andere PKW durchschlängelten. Eine sehr erfreuliche Mischung aus Frühlingsanfang (es waren 13 Grad) und Volksfeststimmung. Natürlich strömten alle zu "My Zeil".
    Die Biebergasse war zu meiner Verblüffung schwächer befahren als früher. Ich hoffe, das bleibt so. Was ich zu beobachten vergaß: dürfen die aus dem Parkhaus Ausfahrenden eigentlich nach links abbiegen?


    Früher jedenfalls ist doch eine erkleckliche Anzahl von Autofahrern an der Hauptwache links in die Biebergasse eingebogen. Ich weiß bis heute nicht warum.


    Erst bei soviel Musse und ohne die bislang gewohnten vielen Autos kann einem so richtig auffallen, wie schäbig die 50er-Jahre-Notarchitektur rund um Lorey ist. Da lässt sich in den kommenden Jahrzehnten sicher noch viel entwickeln.


    Auf der anderen Seite der Sperrung war es auch nicht so schlimm, wenn auch immer noch einige Autofahrer versuchen, über die Katharinenpforte ins Parkhaus zu gelangen. Das geht aber nicht und führte heute zu einigem Gedrängel. Das Salzhaus war leicht überfüllt, aber das war dieses traurige etwas von einer Parkhauszufahrt schon immer.


    Wenn ich an die Innenstadt noch vor zehn Jahren denke: Samstags machten die Läden am frühen Nachmittag zu und es gab vormittags einen einzigen innenstadtumfassenden Anfahrts-Stau und ab 14 Uhr einen einzigen innenstadtumfassenden Abfahrts-Stau. Wer damals von der Eschersheimer zur Taunusstraße wollte, war ein Idiot, wenn er die Börsenstraße nahm. Heute ist dieser Weg praktisch ganztägig befahrbar. Wer damals Samstags an der Hauptwache vorbei zum Oederweg oder zur Eschersheimer wollte war genauso ein Idiot, weil er vom Theater an im Stau stand und oft am Salzhaus kaum vorbeikam. Merkwürdigerweise geht das heutzutage (via Neue Mainzer natürlich) alles viel flüssiger. Es wird wohl nicht zuletzt an den geänderten Ladenöffnungszeiten liegen.


    Mir hat die Stimmung rund um die heute sehr belebte Hauptwache wirklich gut gefallen. Das Aussperren des Autoverkehrs scheint tatsächlich ungeahnte Freiheitsgrade für die Einkaufenden zu bewirken. Verblüffend!

    Was ich meine, sind die von Pbruhn so genannten "Bänder". Gut zu erkennen im zweiten Bild von oben: im EG und 1.OG dunkler Naturstein, darüber weißer Putz. Variierende Fensterhöhen und in der Mitte diese auskragenden stilisierten Pseudofensterstürze (oder was soll das sonst sein?). Das ganze ist bei genauer Betrachtung sicher nicht ganz so konfus wie ich oben behauptet habe. Immerhin wiederholen sich die Fenster des 1. OG. weiter oben (im 5. OG?). Für mich hat die Fassade etwas konfuses und "flatteriges". Die Geschosshöhen wirken zumindest von außen uneinheitlich, die Fenster scheinen mal nur einen Teil der Raumhöhe, mal die ganze Raumhöhe einzunehmen. Sehr auffällig wird das im untersten Bild. Nicht, dass Geschosse immer gleich hoch sein (oder aussehenen) sollten, aber hier wurde die Uneinheitlichkeit offenbar zum ästhetischen Programm gemacht.


    Ich mag's nicht. Aber ich habe schon viel Schlimmeres gesehen. :)



    Ein Glück immerhin, dass nicht als einziger auf das Schiffsmotiv gekommen bin.

    z.B. auf dem obersten der von Massimo gemachten Bilder ist das Schiffs-Heck sofort erkennbar. Die "Bandfassade" ist kein Argument dagegen.


    Und warum nicht eine Fassadenart? Leute, die von Monotonie faseln, wo ein durchdachtes, einheitliches Design zu sehen ist, haben eh keine Ahnung. :)


    So ist das ein konfuses Sammelsurium von offenkundig geschmacksverirrten Architekten. Und diese Brücken sind und bleiben offen? Stehen Galoschen und Schirme bereit?

    Die Fressgasse wurde meines Wissens Mitte der Fünfziger Jahre zu einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße ausgebaut (dazu wurde mindestens ein Haus gegenüber der neu erbauten Volksbank abgerissen) und der Verkehr ging dann direkt über aus der Bockenheimer Landstraße über den Opernplatz und die Fressgass in die schon früher (um 1950) verbreiterte Biebergasse und die Zeil. Ich habe mir eben noch mal ein Luftbild davon angeschaut, dass wirklich erschreckend ist. Die Freßgass war eine Verkehrshölle.


    Man hielt es damals für notwendig, die autogerechte Stadt zu bauen. Aus der gleichen Planung von 1948 stammen die grandiose Kurt-Schumacher-Straße ("Süd-Nord-Verkehrsstraße") und ihre später erfolgte Verlängerung in der heutigen Konrad-Adenauer-Straße. Man hatte also zwei parallele Süd-Nord- und zwei parallele Ost-West-Trassen durch die Innenstadt zu hauen. Also Untermain-Brücke/Friedensstraße/Hauptwache/Eschersheimer nach Norden plus Alte Brücke/Schumacher/Adenauer/Friedberger nach Nordwesten und quer dazu Bockenheimer/Freßgass/Biebergasse/Zeil/Wittelsbacher (als Querspange zum Alleenring) und südlich davon die Berliner/Batton/etc. die südlich wie heute noch in die Hanauer Landstraße mündete. Die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt oder an den Einkaufsstraße war etwas, was sich in den Köpfen der Planer vermutlich über die perfekte Erreichbarkeit mit dem Auto herstellte.


    Aus Perspektive eines Flaneurs (oder einer einkaufenden Hausfrau) stellt sich die Entwicklung nicht so dar, dass es früher "urban" war und heute verödet ist, wie es dem FAZ-Autor offenbar erscheint. Vielmehr hat sich nach meiner Vorstellung eine etwas komplexere Entwicklung vollzogen.
    Zu Ende des 19. Jahrhunderts waren die Hauptverkehrsstraßen in der (oder in die) Stadt - ich bleibe mal bei der Linie Alte Oper-Konstabler Wache - ganz gewiss von Droschken und Fuhrwerken, Tram-Bahnen, Handkarren und Menschen überfüllt. Es war aber noch keine fast hermetische Trennung der Verkehre vollzogen und auch die Geschwindigkeiten unterschieden sich nicht so drastisch wie später. Die Fressgass war zum Opernplatz und der Biebergasse offen, aber ein Engpass. Die Hauptwache auf dem Schillerplatz im wesentlichen von Straßenbahnen umkreist. Zu Fuß bahnte man sich seinen mitunter nicht ungefährlichen Weg, war aber in der Auswahl seines Weges (ob kreuz oder quer) fast völlig frei. Mit der Einführung der Autos änderte sich das natürlich. Es wurde eine klarere Trennung der Verkehrsteilnehmer nötig, um Unfälle zu vermeiden und den schnellen Autoverkehr fließen lassen zu können. Das führte dazu, dass schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg die Verkehrswege in Frankfurt massiv umgekrempelt werden sollten. Die Ideologie, dass das moderne Verkehrsmittel Auto den Vorrang vor allen anderen zu erhalten habe, konnte sich aber erst nach dem Krieg endgültig Bahn brechen und führte dazu, dass z.B. auf der Fressgass wie auf der Zeil die Fussgänger an die Ufer des Verkehrsflusses verbannt wurden und diesen nur an wenigen Stellen überqueren konnten (ganz anders als noch 1940). In einigen Städten führte das zu absurden Fussgänger-Stegen über den Straßen (Leipzig, Offenbach), nahezu überall zu einem wirklich nur noch für Autofahrer erträglichen Getöse und Gedränge. Flanieren auf Fressgass oder Zeil waren in den 60er Jahren Höllentrips und kein Spaziergang.


    Was der FAZ-Autor sich zu wünschen scheint ist eine imaginierte Vergangenheit, die ich evtl. in der Zeit der 20er ansiedeln würde. Es gab zwar schon recht viel motorisierten Verkehr, der aber auf den alten Straßen sich zu bewegen hatte, die Fussgängern relativ viele Bewegungsräume liessen, zumal es noch keine Ampeln gab. Ich hielte die Abschaffung von Fussgängerzonen für einen Rückschritt, der sowohl der Bevölkerungsentwicklung als auch der Entwicklung der Transportmittel widerspricht. Einen solchen Schritt quasi romantisierend zu begründen wie der FAZ-Autor das tut, finde ich direkt lächerlich. Der motorisierte Individualverkehr in seiner heutigen Form ist das, wovon die Planer der 50er Jahre ausgegangen sind und was sie auch mit ihrer Planung aktiv gefördert haben. Die Städte waren also durchaus "zeitgemäß" und zukunftstauglich (jedenfalls für zwei Jahrzehnte). Jetzt wären sie es nicht mehr. Für Frankfurt hiess das schon 1972 die Sperrung der Zeil für Autos und vor über 20 Jahren den Abschied von der Idee der "schienenfreien Innenstadt". Und heute scheint für mich die Sperrung der Hauptwache eine logische Folge zu sein. Straßenbahnen auf dem Schillerplatz wären schön - aber völlig natürlich unsinnig :) Man könnte den schönen Garten des Hauptwache-Cafés rekonstruieren, das wäre was!


    Ergänzung:


    Das moderne Fußgängerzonen mitunter den Charme von öffentlichen Bedürfnisanstalten haben, ist klar. Zumal man wegen austauschbarer Kaufhaus-Architektur oft nicht weiß, ob man sich auf Zeil oder Kettwiger Straße (Essen) aufhält. Am Konzept "Fußgängerzone" scheint mir das nicht zu liegen.

    Ich habe das Schiffsmotiv schon schöner umgesetzt gesehen. Das hier wurde weniger ein Ozean-Kreuzer als ein etwas plumpes modernes Kreuzfahrtschiff. :)


    Leider fällt mir auch hier auf, dass ein buntes Allerlei an Gestaltungselementen den Architekten oft als Ausweis für zeitgemäße Architektur herhalten muss. Etwa wie ein Flugblatt mit acht Schrifttypen und fünf Farben, schräggestelltem und geschwungenem Text - mittendrin noch eine Sprechblase: "Das ist modern!"
    Gerade auf dem zweiten Bild von unten sieht man, dass wirlich jede der vier Etagen anders aussieht. Schön ist das nicht unbedingt - aber sicher "unkonventionell". Immerhin: an meinen absoluten Favoriten in dieser Hinsicht, die Monstrosität der Mainova in der Solmsstraße, kommt das neue Ordnungsamt nicht heran.


    Seit Wochen frage ich mich schon, ob die Brücken offen bleiben. Macht man bei Schnee und Regen doch lieber einen Umweg durchs ganze Gebäude?


    Übrigens ganz in der Nähe auf dem alten Teves-Gelände: das Ausbildungs-Restaurant "Startorante". Dort gibt es täglich für höchstens 7,- Euro ein Mittagsmenü mit Suppe, Salat, Hauptgericht und kleinem Dessert. Die Lage ist sehr interessant, das Essen schmeckt. Das Projekt ist gemeinnützig und verdient Unterstützung, finde ich.

    jan85


    Meinst Du nicht, dass es müssig ist, sich auf die anonym abgegebenen Beitragsbewertungen öffentlich zu beziehen? Nach meiner (kurzen) Erfahrung tendieren einige Leute zu unfreundlichen und mitunter dummen Abstrafungen von Beiträgen, die nicht ihrem Geschmack (oder ihren politischen Ansichten) entsprechen. Anonym kann man wunderbar Vorurteile abreagieren. Man kann diese Kommentare aber auch ignorieren.

    Stimmt, man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. :) Übrigens ist das Viertel mitunter belebter, als man erwartet. Vergangenen Sonntag waren alle Straßen und Plätze mit Spaziergängern gefüllt. Ich war wirklich verblüfft. Es wohnen massenhaft Menschen hier. Im ABG-Wohnhaus von Forster leben auch viele Kinder. Die spielen aber im Innenhof.


    Im ehemaligen Sushi-Lokal in der Volta-Straße hängt seit Monaten ein Plakat, in diesem Gebäude werde bald ein Bio-Supermarkt eröffnet (Schmittchen erwähnte es): "In Kürze" steht da. Leider dehnt sich die Kürze inzwischen recht beachtlich.


    Auch dieses bedeutende stadtgeschichtliche Detail habe ich kürzlich fotografiert:


    Hier noch der Link auf den FAZ-Artikel zur oben schon verlinkten Grafik:


    http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Das Geheule der Einzelhändler hat mich bei Artikel-Lektüre beinahe den Kaffee (Wacker) auf die FAZ spucken lassen. Die Millionen von Autos, die täglich als reiner Durchgangsverkehr an der Hauptwache vorbeifahren, werden künftig durch die Töngesgasse irren und ein gar schröckliches Chaos anrichten. Ich rechne mit einem zweiten Fettmilch-Aufstand.


    Es scheint eine anthropologische Konstante zu sein, dass Ladenbesitzer über jede - wirklich JEDE! - Änderung in der Umgebung ihres Geschäfts jammern. Das war so, als die Zeil Fußgängerzone wurde, das ist jetzt so und wird auch der Fall sein, wenn Speers "Frankfurt 2030" jemals Auswirkungen auf die Innenstadt haben sollte. Und Herr Albrecht gefällt mir schon seit Jahren in der Rolle des Bremsers vom Dienst. Dabei ist sein Parfum-Angebot immer auf dem neuesten Stand, wenn ich auch lieber zu Kobberger gehe... :lach:


    Aber im Ernst: Als Autofahrer und Fußgänger ist mir in den letzten Monaten aufgefallen, wie stark die Baustelle um das Palais den Durchgangsverkehr bereits auf andere Wege gezwungen hat. In der Regel kann ein Fußgänger inzwischen an der Hauptwache auch bei Rot die Straße sicher überqueren. Das war früher anders. Ob der Verkehr von der Eschersheimer Landstraße kommend wirklich über die Kapazität der Kreuzung gehen wird, bleibt abzuwarten. Auch bisher schon besteht ein nicht unerheblicher Teil dieses Verkehrs aus Einkäufern, die ins Börsenparkhaus fahren. Zumindest die Börsenstraße wird von der besseren Verteilung auf mehr Parkhäuser profitieren. Dass der aus der Kaiserstraße strömende Verkehr künftig in die Junghofstraße abbiegen kann, könnte für die Gegend um den Frankfurter Hof evtl. sogar weniger Stau bedeuten. Was die Änderung für Katharinenpforte und Salzhaus bedeutet, wird sich weisen. Ich gehe aber bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass das Parkhaus Goetheplatz dort viel Druck rausnimmt.

    Living Galvani

    Das Haus mit dem brillanten Namen "Living Galvani" steht teilweise schon ohne Gerüst da. Auf dem Bild sieht man die West-Seite. Mir gefallen die Balkone und die Strukturierung durch Fenster und die demonstrativen silbernen Fallrohre recht gut. Auf den anderen Seiten wird noch verputzt. Wenn ich das heute bei meinem Spaziergang richtig gesehen habe, wird nicht jede Seite weiß werden (oder wird üblicherweise auf beigen Putz noch weiß gestrichen? Ich bin wirklich kein Praktiker :) )


    Das Bild habe ich mit meinem Handy gemacht - zwei Hälften mit Photoshop vereint und mit ShiftN entzerrt. Für ein frontales Foto von der Straßenseite Voltastraße (noch teilweise eingerüstet) bräuchte ich ein anständiges Weitwinkel oder muss arg basteln. Mal sehen.


    Links am Bildrand sieht man das Mäckler-Haus in der Ohmstraße, rechts die Voltastraße.