Beiträge von mescha

    Wenn man allerdings eine Bebauung zwischen Spandauer Straße und Littenstraße möchte, dann ist eine Verschwenkung vor dem roten Rathaus unumgänglich.


    Warum ist diese Verschwenkung unumgänglich? Das leuchtet mir nicht ein, ich halte diese Aussage für falsch. Eine Bebauung ist auch ohne Verschwenkung möglich.


    Hier mal eine (schnelle und nicht sonderlich akurate) Skizze. Die blauen Flächen wären die zu bebauenden Flächen bei einer Verschmälerung des Straßenquerschnitts der Grunerstraße ohne Verschwenkung des Straßenverlaufs:



    Quelle: Google Earth

    Wie gesagt, ich möchte jetzt nicht alle meine Argumente wiederholen, die ich schon ein paar Seiten zuvor angebracht habe. Und ich will auch niemandem irgendetwas polemisch unterstellen. Nur nochmal eine Zusammenfassung: Ausgangspunkt der Diskussion war, dass die Befürworter des historischen Stadtgrundrisses argumentiert haben, dass nur durch die Verschwenkung der Straße der Autobahn-Charakter des Straßenzugs beseitigt werden kann.


    Das ist meiner Meinung nach falsch, weill man diesen städtebaulichen Missstand auch ohne eine Verschwenkung beseitigen könnte (was ich in mehreren Posts mit Argumenten unterlegt habe). Wenn man unbedingt eine Verschwenkung will und keine andere Lösung zum historischen Stadtgrundriss hinnehmen will, ist das völlig legitim, dann sollte man aber auch entsprechend argumentieren und es nicht als einzige Lösung um den Verkehrsraum zu reduzieren darstellen.


    Ich bin gegen die Verschwenkung, aus mehreren bereits genannten Gründen. Verkürzt: zusätzliche Kreuzungen die zu zusätzlichen Staus und Verkehrsbelastungen (inklusive Lärmbelastung) führen, künstliche Umleitung der natürlichen Verkehrsströme (egal ob Fußgänger, Fahrradfahrer oder Autofahrer) innerhalb der heute vorhandenen Stadt und ihrer Bevölkerungsschwerpunkte und Geschäftszentren, und vor allem die Lenkung des Hauptverkehrs aus Richtung Westen direkt in die Spandauer Straße (zusammen mit dem Rathausforum und der Karl-Liebknecht-Straße ein wichtiger Stadtraum, der eher von den Verkehrsströmen entlastet anstatt zusätzlich belastet werden sollte).


    Und nun zum Thema autogerechte Stadt wie in den 60er Jahren: Ich habe selbst überhaupt kein Auto, ich halte die autogerechte Stadt für eine der größten städtebaulischen Sünden, die unsere Städte im letzten Jahrhundert in großem Ausmaß verunstaltet haben. Deshalb bin ich nahezu überall für einen Rückbau von autobahnähnlichen innerstädtischen Straßenschneisen. Allerdings geht es mir dabei um die Dimensionen des Straßenraums, das Verhältnis zwischen Raum für MIV, Fahrradfahrer und Fußgänger, Gestaltung des öffentlichen Raums etc. und nicht um die Richtung eines Verkehrswegs oder einen Straßenverlauf.


    Auch ich als Fahrradfahrer befürworte hier den geradlinigen Verlauf, da ich (obwohl ich nicht gerne in Malls einkaufe) die Verbindung zwischen Alex und Potsdamer Platz als für die Stadtbewohner wichtiger bewerte als der Weg ins touristische Nikolaiviertel. Auch für Fahrradfahrer ist der jetzige Verlauf (nicht die Dimension!) der Straße vorteilhafter. Mehrmaliges Links- und Rechtsabbiegen an vielbefahrenen (zusätzlich und mutwillig herbeigeführten) Straßenkreuzungen ist auch für Fahrradfahrer kein Spaß und zum Teil auch gefährlich.


    Der Straßenverlauf alleine ist nicht autogerecht, sondern die Dimension. Der Straßenzug Unter den Linden/ Lustgarten, wenige hundert Meter weiter nördlich, hat z.B. einen fast identischen Straßenverlauf. Ist das autogerechte Stadtplanung der 60er? Nein, das ist barocke Stadtplanung, Jahrhunderte alt, niemand stellt diesen Verlauf dort in Frage.


    Zum Zuschnitt der Grundstücke: Der größte Teil der Freiflächen entlang der Grunerstraße ist unbebaut - öffentliche Verkehrsflächen. Bei einer zukünftigen Bebauung ließen sich die neuentstehenden Grundstücke auch entlang des heutigen Verlaufs zuschneiden.


    Man kann gerne den historischen Verlauf befürworten (er ist aber nicht die einzige Möglichkeit um den MIV zurückzudrängen). Ich bin anderer Meinung. Meiner Meinung nach muss man nicht überall den historischen Stadtgrundriss ohne ihn zu hinterfragen, um jeden Preis wiederherstellen. Vor allem hier nicht, wo meiner Meinung nach der heutige Verlauf viel eher die Realität der heutigen Stadt widerspiegelt. Aber das ist nur eine Meinung.


    Jetzt kann die Diskussion meinetwegen gerne wieder zur Waisenbrücke zurückkehren, die Konstantin aus irgendeinem Grund mit meiner Argumentation zur Grunerstraße in Verbindung gebracht hat, auch wenn ich mich mit keinem Wort auf diese Brücke bezogen habe.

    ^Hast Du meinen Beitrag überhaupt vollständig gelesen? (am besten liest Du bevor Du drauf los kritisierst auch noch die Diskussion auf den vorangegangen Seiten, ich bin nämlich dazu gezwungen, mich immer wieder zu wiederholen, weil immer wieder jemand Neues meinen letzten Beitrag nicht versteht, ohne sich mit der vorangegangenen Diskussion vertraut zu machen).


    Ich habe nirgends etwas davon geschrieben, dass ich die autobahnähnliche, monströse Verkehrsschneise erhalten will.


    Ganz im Gegenteil: Ich plädierte mehrfach (!) für eine Rückbauung des Verkehrsraums, einer Einengung des Straßenraums und einer Reduzierung der Straßenbreite!


    Einzig und allein den Straßenverlauf (!!!! nicht die Breite, nicht den Raum für motorisierten Individualverkehr, nicht die Parkplatzflächen!) möchte ich erhalten. Was ist denn daran so schwierig zu verstehen?


    Alle Effekte, die Du erreichen willst (Rückbau, Reduzierung des Raums für den motorisierten Individualverkehr, Urbanität etc.), lassen sich auch entlang des heutigen Straßenverlaufs erreichen. Für urbanen Stadtraum und Lebensqualität macht es doch überhaupt keinen Unterschied ob eine Straße von Ost nach West oder von Nordost nach Südwest verläuft.


    Eine Verschwenkung des Straßenverlaufs hätte ganz im Gegenteil eher negativen Einfluss auf den Verkehrsfluss und damit die Lebensqualität und Lärmbelastung (Rückstau, anfahrende und bremsende Autos etc.), da man plant, zwei zusätzliche (!) Kreuzungen samt Ampelanlagen zu errichten.


    Nimm doch mal als Beispiel die Friedrichstraße: Eine schnurgerade verlaufende Straße. Dennoch kann man hier wohl nicht von einem autobahnähnlichen Erscheinungsbild sprechen, da der Raum für den Straßenverkehr das nicht hergibt. Entlang der Friedrichstraße haben sich viele Läden, Geschäfte etc angesiedelt und sie wirkt sehr urban. Es geht auch eine Nummer kleiner: Oranienstraße in Kreuzberg: schnurgerader Straßenverlauf mit einer Vielzahl von Bars, Restaurants und Urbanität pur. Die Liste lässt sich ewig fortführen (Oranienburger, Kastanienallee, Simon-Dach-Straße, Kurfürstendamm). Also: es ist auch bei einem geraden Straßenverlauf möglich, all diese Effekte zu erreichen (es kommt dabei nämlich gar nicht auf den Straßenverlauf an, sondern auf die Gestaltung und die Dimensionen!), dafür ist keine Verschwenkung notwendig. Es gibt unzählige weitere Beispiele an Straßen, die einen geradlinigen Verlauf haben und dennoch nicht wie eine Autobahn wirken, sondern sehr urban sind.


    Im Übrigen geht es nicht darum, von einer Mall die nächste zu erreichen. Es geht um vorhandene Bevölkerungsschwerpunkte und Geschäftszentren (neben Einkaufsmöglichkeiten auch Ballung von Arbeitsplätzen, auch über Potsdamer Platz und Alexanderplatz hinaus) innerhalb der Stadt. Diese sind in der 3,5 Millionenstadt von 2016 nun mal andere als sie es zum Zeitpunkt der Anlage des historischen Straßenverlaufs waren, als berlin ausschließlich aus dem heutigen Mitte bestand.

    ^Diese Aussage von mir stand ja auch gar nicht im Zusammenhang mit der Waisenbrücke oder der Gestaltung eines viergeschossigen Wohnhauses. Es ging um den Verlauf und die Gestaltung der Grunerstraße und des Mühlendamms. Die Littenstraße und Waisenbrücke wären davon gar nicht betroffen.


    Zur Erklärung, was ich in diesem Sinne unter Bedarf der gegenwärtigen und zukünftigen Bevölkerung verstehe:


    Der Straßenzug Grunerstraße-Mühlendamm gehört heute zu der wichtigsten Verbindung der beiden stadtweit bedeutenden Plätze Alexanderplatz und Potsdamer Platz (inklusive der ebenfalls bedeutenden Friedrichstraße, die gekreuzt wird). Der Hauptverkehrsfluss ergibt sich also in diesem Bereich zwischen diesen beiden Plätzen (und darüber hinaus). Folglich besteht der Bedarf der gegenwärtigen Bevölkerung darin, eine effiziente Verbindung zwischen diesen beiden Plätzen zu haben.


    Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade, das gilt sowohl, wenn man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Auto unterwegs ist. Um dem Bedarf gerecht zu werden, wäre folglich eine (möglichst) geradlinige Verbindung, wie sie mit dem jetzigen Verlauf der Straßen nahezu (bis auf eine leicht geschwungene Kurve im Bereich des Spittelmarktes) gegeben ist, die sinnvollste Lösung. Deshalb plädierte ich dafür diesen Straßenverlauf nicht zu verändern und unnötigerweise mit zusätzlichen Kurven und Kreuzungen zu versehen.


    In der Vergangenheit gab es offensichtlich einen anderen Bedarf, damals war offensichtlich eine Verbindung zwischen Alexanderplatz und Nikolaiviertel wichtiger, weshalb der historische Straßenverlauf folglich geradlinig zwischen diesen beiden Punkten verlaufen ist. Dies ist aber heute nicht mehr der Fall.


    Zur Ästhetik, an der man sich meiner Meinung nach orientieren sollte: Das derzeitige autobahnähnliche Erscheinungsbild inklusive der ausgefransten Straßenränder mit überdmensionalen Parkplatzflächen ist ein ästhetisches Disaster. Deshalb Sollte man den Straßenraum einengen, ihn mit einer Blockrandbebauung versehen (entlang des heutigen Straßenverlaufs) und den Straßenraum nach ästhetischen Gesichtspunkten gestalten (z.B. mit Alleebäumen, ansprechender Stadtmöblierung etc.). Dies alles ist aber eben auch ohne eine Verschwenkung des Straßenverlaufs möglich. Die Randbebauung der Straße kann dann meinetwegen auch gerne aus viergeschossigen Wohnhäusern bestehen.


    War das jetzt weniger abstrakt und konkret genug?


    Aber nochmal: Mit der Waisenbrücke, die soweit ich weiß zwischen Littenstraße und Wallstraße verlaufen ist (korrigiert mich bitte, wenn ich mich irre) hat das nüscht zu tun. Einen Wiederaufbau der Waisenbrücke würde ich begrüßen.

    ^Auch meine Kritik bezog sich lediglich auf das "Empfangsgebäude" bzw. den "Empfangsunterstand" wie man ihn korrekterweise bezeichnen müsste. Von Größe und Umfang finde ich diesen völlig ausreichend und der Bedeutung des Bahnhofs angemessen. Aber eine Verglasung der Halle wäre wirklich notwendig, um zum einen dem Anspruch eines richtigen Gebäudes gerecht zu werden und zum anderem um die Fahrgäste, wenn schon nicht vor Kälte (beheizte Warteräume) zumindest vor dem eisigen Wind und der Witterung zu schützen. Eine solche Verglasung ist sicher nicht sonderlich teuer und wird das Budget der Bahn auch bei Sparflamme sicher nicht sprengen.

    Wirklich? Das kann ja wohl nicht wahr sein! Dort pfeift von allen Seiten eisiger Wind durch die Bahnhofs"halle", weil es der Bahn zu teuer ist, ein paar einfache Glasscheiben einzusetzen, wie es sie an jeder größeren Bushaltestelle gibt? Unglaublich. Bisher war ich eigentlich (trotz der deutlichen Reduzierung des architektonischen Anspruchs) ganz zufrieden mit dem Gebäude, da ich davon ausgegangen bin, dass die Halle noch geschlossen wird, aber wenn das komplett offen bleibt, ist das wirklich ein schlechter Witz und bis auf die Tatsache, dass der Bereich nun überdacht ist und es anstatt 2 nun ca 10 Verkaufspavillions gibt, kaum eine Verbesserung zum Ursprungszustand ohne Gebäude.

    Frage zur Fertigstellung des Bahnhofs Gesundbrunnen


    Weiß jemand, ob der Bahnhof Gesundbrunnen in Zukunft noch eine Außenwand/-verglasung bekommen wird? Die Geschäfte sind ja nun schon fast ein halbes Jahr geöffnet und derzeit wird der Boden verlegt, auf den dazugehörigen Bauschildern ist aber keine Information zur Errichtung der Außenwand/-verglasung zu finden. Oder soll das etwa in Zukunft offen bleiben? Derzeit müssen Fahrgäste, die im Warmen warten wollen, in einem der gastronomischen Betriebe sitzen und sind damit zum Konsumieren gezwungen. Die Halle ist immer noch nach allen Seiten offen, das wird ja wohl nicht der Endzustand sein, oder? Ansonsten könnte ja kaum von einem Empfangsgebäude die Rede sein, so ist es lediglich eine Überdachung des Platzes mit mehreren Verkaufspavillions. Hat jemand dazu Informationen?

    Und vielleicht ja sogar einmal auf der anderen Seite vom Rathaus um die Marienkirche herum...;)


    Na dann hoffe ich mal, dass ich das nicht mehr miterleben werde ;)


    Im Grunde ist es eine Geschmacksfrage. Da gibt es kein Richtig oder Falsch. Wenn man partout keine Alternative zum historischen Straßenraster zulassen will, ist das eine Entscheidung, die man natürlich treffen kann. Dann sollte man aber auch entsprechend argumentieren und sie nicht als einzige Möglichkeit darstellen, den jetzigen unbefriedigenden Zustand der Grunerstaße mit Autobahnflair zu verbessern oder den Molkenmarkt zu beleben. Dazu gibt es sehr wohl Alternativen.


    Ich plädiere dafür sich an Ästhetik und gegenwärtigen bzw. zukünftigen Bedarf der Stadtbevölkerung zu orientieren. Auch in der Vergangenheit sind im Städtebau mal Fehler gemacht worden. Man muss nicht alles reproduzieren, wie es mal war, nur weil es mal so war, ohne es zu hinterfragen, ohne selbst zu denken.


    In vielen Bereichen ist wahrscheinlich sogar die Wiederherstellung des historischen Straßenrasters die beste und ästhetischste Lösung. Aber in diesem Fall und auch bei der Freifläche um den Fernsehturm -meiner Meinung nach- nun mal nicht.

    ^ Der Vorteil ist, dass die neue Fahrbahnführung gegenüber der heutigen gewaltig Platz spart: Zwei Fahrspuren verschwinden, die Parkfläche zwischen den Fahrbahnen verschwindet und die Parkplätze/ungenutzten Asphaltflächen rechts und links der Straße verschwinden auch. Die Straßen werden künftig viel enger von Gebäuden eingefasst sein, was den Eindruck einer Autobahn in einer undefinierten Brache aufhebt. Zudem findet eine Annährung an den historischen Stadtgrundriss statt. Ohne Verschwenkung ließe sich das nicht machen.


    Das ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Wieso ließe sich das nicht machen?
    Man könnte zwei Fahrspuren streichen, die Parkflächen zwischen den Fahrbahnen streichen und die Asphaltflächen rechts und links der Straße entlang des heutigen Verlaufs (allerdings in reduzierten Ausmaßen in Bezug auf die Straßenbreite) bebauen. Zu bebauen wäre also ein ungefähr trapezförmiges Grundstück an der Rückseite des Rathauses und ein ungefähr dreieckiges Grundstück westlich der Jüdenstraße. Der gleiche Effekt würde erziehlt wie mit Verschwenkung: Die Straßen würden viel enger mit Gebäuden eingefasst und der Eindruck einer Autobahn wäre ebenfalls verschwunden. Also Rückbau der Straße ohne Verschwenkung ist absolut machbar!


    Die Verschwenkung ist Kern der Wiederherstellung des Innenstadtbereichs Molkenmarkt. Das ist doch nicht einfach nur eine Maßnahme zur 'Verkehrsberuhigung'. Wie willst du denn die Bebauung realisieren ohne vorherige Straßenverlegung?


    Okay, wenn das einzige Motiv für diese Verschwenkung die Wiederherstellung des historischen Straßengrundrisses ist, dann sollte man das auch konkret so benennen und nicht mit verkehrlichen Verbesserungen argumentieren, wenn das gar nicht der Fall ist.


    Ob man den historischen Stadtgrundriss an dieser Stelle 1 zu 1 wiederherstellen will oder nicht, ist natürlich eine Entscheidung die man Treffen muss. Aber dies als einzige Möglichkeit darzustellen, das autobahnähnliche Erscheinungsbild der Grunerstraße zu eliminieren, halte ich für Augenwäscherei.


    Meiner Meinung nach muss nicht an allen Stellen krampfhaft am historischen Straßenraster festgehalten werden, insbesondere dann nicht, wenn die dazugehörigen historischen Gebäude ohnehin nicht rekonstruiert werden. Das historische Straßenraster ist in einem Kontext entstanden, in dem Berlin eine märkische Kleinstadt war. Damals war offensichtlich eine geradlinige Verbindung zwischen Alexanderplatz und Nikolaiviertel sinnvoll. Heute ist aber eine Verbindung zwischen Alexanderplatz und Potsdamer PLatz viel bedeutender. Berlin ist im Gegensatz zu damals eine 4-Millionenmetropole und die Bevölkerungsschwerpunkte und Geschäftszentren haben sich verschoben und somit auch die alltäglichen Wege der Bewohner (ganz gleich ob sie nun mit ÖPNV, Auto, zu Fuß oder mit dem fahrrad unterwegs sind). Dadurch gibt es heute andere Anforderungen an das Straßenraster.


    Versteht mich nicht falsch: ich würde niemals für einen Abriss vorhandener historischer Strukturen plädieren und halte auch in einigen Bereichen der Stadt ggf. eine Wiederherstellung von historischen Straßenverläufen für sinnvoll, aber hier, wo ohnehin nichts mehr vorhanden ist, was man erhalten könnte, und auch keine Rekonstruktionen geplant sind, und zudem der historische Straßenverlauf sehr suboptimal war, könnte man doch die Chance der Leere nutzen und so planen, dass man ein Ergebnis erhält, dass sowohl aus verkehrstechnischen als auch ästhetischen Gesichtspunkten angemessen ist.

    Warum sollte das so sein? Der Hauptverkehrsfluss in der Grunerstraße wird auch künftig dorthin fließen wo er jetzt auch hin will - dann also abbiegen. Was soll ich auf der KLS wenn ich nach Weißensee will?


    Ich bezweifle stark, dass jeder Autofahrer, der diesen Straßenabschnitt benutzt, ausschließlich nach Weißensee will. Viele wollen einfach das Stadtzentrum in West-Ost-Richtung durchfahren mit ganz unterschiedlichen Endzielen. Und das kann man sowohl über Grunerstraße/Otto-Braun-Straße als auch über Karl-Liebknecht-Straße/ Prenzlauer Allee. Durch die neue Verkehrsführung wird der Verkehrsfluss aber eindeutig in Richtung der zweiten Variante geleitet, da abbiegen für Autofahrer in der Regel zeitaufwändiger ist, als dem geradlinigen Straßenverlauf zu folgen auf Grund von ggf. kürzeren Günphasen auf Abbiegespuren (bei eigenen Ampeln für Abbieger) und querenden Fußgängern und Fahrradfahrern.


    Wie ich ja schon geschriebent habe: ich plädiere unbedingt für eine schmalere Straße und Reduzierung des Raums für den Autoverkehr. Lediglich die Verschwenkung des Straßenverlaufs halte ich in diesem Bereich für einen großen Fehler. Worin liegen in dieser unsinnigen Verschwenkung bitte die Vorteile?

    Wieso das denn? Die Straße wird doch lediglich wieder ans Rathaus herangeführt. Dorthin wo jetzt noch der Parkplatz ist. Der Fußgängerbereich auf der anderen Seite ist davon überhaupt nicht betroffen.


    Sie wird nicht nur lediglich ans Rathaus herangeführt, sondern der Hauptverkehrsfluss aus Richtung Westen (aus der vielbefahrenen Leipziger Straße, Gertraudenstraße sowie Mühlendamm) wird auch unmittelbar in die Spandauer Straße geleitet, diese mündet ein paar Meter weiter in die Karl-Liebknecht-Straße. Sowohl Spandauer als auch Karl-Liebknecht-Straße grenzen unmittelbar an die Freiflächen um Rathaus und Fernsehturm (Rathausforum). Das bedeutet das dieser Freiraum zukünftig von noch mehr Verkehr umflossen wird, als es ohnehin schon der Fall ist. Die Haupt-Fußgängerströme beschränken sich aber nicht ausschließlich auf die Freifläche sondern verlaufen zum Großteil zwischen Alexanderplatz und Museumsinsel/Unter den Linden sowie in Richtung Hackescher Markt. All diese Fußgänger müssen dafür entweder die Spandauer oder die Karl-Liebknecht-Straße kreuzen, was bei den zu erwartenden zusätzlichen Autoverkehrsströmen durch die ungünstige geplante Verkehrsführung am Molkenmarkt noch unattraktiver wird als es heute schon ist. Diese beiden Straßen sollte man viel eher vom MIV entlasten als sie zusätzlich zu belasten.

    Ich finde die geplante Straßenführung nach wie vor unsinnig und befürchte, dass sie mehr Verkehrslärm und Staus verursachen wird. Der Hauptverkehrsstrom aus der vielbefahrenen Leipziger Straße/ Gertraudenstraße/ Mühlendamm wird zukünftig direkt in die Spandauer Straße geleitet, was dort voraussichtlich mehr Verkehr verursachen wird, was sich weiter auch auf die Karl-Liebknecht-Straße auswirken wird. Gerade diese beiden Straßen rund um das Rathausforum sollten aber meiner Meinung nach eher entlastet und zurückgebaut werden.


    Der von Fußgängern viel genutzte Raum um Rathaus, Fernsehturm und Marienkirche wird also durch zusätzlichen Autoverkehr belastet und dafür die für die Fußgängerströme viel weniger bedeutende Rückseite des Rathauses teilweise vom Verkehr entlastet. Was wiederum aber ebenfalls fraglich ist, da sich die von Osten kommenden Autos an der neu entstehenden Kreuzung voraussichtlich aufstauen werden.
    Meiner Meinung nach ist das geplante Verkehrskonzept wenig durchdacht und verschiebt Probleme einfach an andere Stellen.


    Ich bin absolut kein Fan der gegenwärtigen Grunerstraße, im Gegenteil, diese autobahnartige Schneise ist furchtbar hässlich, aber das liegt meiner Meinung nach nicht an ihrem Verlauf, sondern vor allem an ihrer überdimensionierten Breite, den vielen Parkplätzen und den ausgefaserten Straßenrändern ohne Randbebauung. Die Straße ließe sich aber genausogut in ihrem jetzigen Verlauf verschmälern und attraktiver gestalten. Durch eine Verengung, eine Einfassung des Straßenverlaufs durch Blockrandbebauung entlang des heutigen Verlaufs und eine Bepflanzung mit Allee-Bäumen sowie einer geschmackvolle Straßenmöblierung würde der Stadtraum deutlich attraktiver werden (mindestens ebenbürtig wie es geplant ist), ohne die oben angesprochenen Verkehrsprobleme zu verursachen.


    Selbst wenn man es tatsächlich schaffen sollte, den Autoverkehr in der Innenstadt zukünftig zu verringern (wofür ich momentan kein schlüssiges Konzept sehe), werden einige leistungsfähige Verkehrsachsen, die die wichtigsten Teile des Stadtzentrums möglichst geradlinig verbinden notwendig bleiben und dieser Straßenzug ist fast die einzige existierende in Ost-West-Richtung. Eine künstliche Unterbrechung und Belastung durch die neuen zusätzlichen Kreuzungen sind hier sinnlos.


    Breite Straßen müssen auch nicht per se unattraktiv sein, es kommt ganz auf ihre Gestaltung an. Auch auf breiten Achsen, kann der Raum für den Autoverkehr reduziert werden. Schaut man sich Straßen wie Champs Elysees, Ku'Damm oder Paseo de Gracia an, sieht man, dass breite Straßen auch durchaus attraktiv sein können.


    Die derzeitige Grunerstraße ist fürchterlich, aber das liegt meiner Meinung nach, wirklich viel eher an ihrer Gestaltung, fehlenden Einfassung und dem viel zu großen Raum für den Autoverkehr als an ihrem Verlauf!

    ^ Die Datumsangabe auf deinem ersten Bild beschreibt die Architektur des Hauses ziemlich genau: 08/15
    Vielleicht war das Aufkommen dieser Redewendung im letzten Jahrhundert ja ein waiser Blick in die Zukunft der Architekturgeschichte, an der wir jetzt angekommen sind ;)

    Endet die Stadtbahn nicht am Ostbahnhof? An der Stadtbahn westlich des Ostbahnhofs gibt es keine klassischen S-Bahn-Bögen, sondern eine einfache Betonwand, wenn ich mich richtig erinnere. Das, was du meinst, müsste das Viadukt der Zubringergleise zum Postbahnhof sein, oder? Die Bögen darunter gastronomisch und gewerblich zu nutzen, ist eine gute Idee und würde das Viertel bestimmt estwas beleben.

    Das BMUB hat gestern in seinem aktuellen Newsletter ausführlich über den Stand der Arbeiten am Berliner Schloss berichtet. Die Arbeiten an der Rekonstruktionen der Schlossplatzfassade und der Fassade im Schlüterhof haben demnach bereits begonnen, dort werden schon die ersten Sandsteinelemente montiert. Bis auf die Kuppel sei der Rohbau fertig gestellt und am 12. Juni werde Richtfest gefeiert, darauf folgen 2 Tage der offenen Baustelle.
    Hier der komplette Newsletter (falls ich den hier nicht zitieren darf, bitte löschen):

    Mir gefällt der Gehry-Entwurf eigentlich sehr gut, aber es stimmt schon, dass er sich an dieser Stelle hinter dem grottenschlechten Saturn-Bau nicht wirklich einfügt. Er würde eigentlich super an die Stelle des Monarch-Turms neben dem Alexa passen, dort wird ja offensichtlich auch ein verschobener Würfel-Turm geplant. Der qualitativ hochwertige Gehry-Entwurf würde das etwas trashige, aber dennoch sehr extravagante Alexa sicher aufwerten. Hinter dem Saturn wäre mir ein schlichterer, klassischerer Entwurf lieber.

    ^Ich schätze mal, Saxonia meint die Brücke der Hochbahn und nicht die Hallesches-Tor-Brücke über den Landwehrkanal. Die Hochbahnbrücke durchkreuzt die Sichtachse tatsächlich, allerdings weniger dominant als die Bebauung am Mehringplatz.
    Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit, dass sich am Mehringplatz etwas tut (ich hätte nichts gegen einen Komplettabriss der aktuellen Bebauung und komplette Neubebauung). Der Platz mit der Friedenssäule und den übrigen noch erhaltenen Figuren könnte solch ein Schmuckstück und attraktiver Anziehungspunkt am Ende der Friedrichstraße sein, derzeit wirkt er wie tristes Stadtrandgebiet.

    Mal eine andere Frage: Wieso spricht man bei Unter den Linden eigentlich von einem Boulevard? Städtebaulich handelt es sich doch gar nicht um einen Boulevard, also eine ringförmige Straße parallel zu den ehemaligen Stadtmauern. Eigentlich ist es doch eher eine Avenue. Man müsste eigentlich die Torstraße oder Skalitzer Straße als Berliner Boulevards bezeichnen. Gibt es dafür irgendeine historische Begründung? Hatte die Straße mal einen anderen Verlauf?

    Das neue Museum ist sehr eine erfreuliche Nachricht. Eine zusätzliche Verdichtung hat das Gebiet um das Kulturforum dringend nötig. Die größte Schwachstelle des Kulturforums ist aber meiner Meinung nach weniger die jetzt bebaute Freifläche (auch wenn ich mich darüber freue, dass diese Freifläche verschwinden wird), sondern die unglückliche Position der Staatsbibliothek und dem dahinterliegenden Theater am Marlene-Dietrich-Platz. Ich plädiere hier für einen Abriss und Neugliederung der Wegeführung und Grundstücke, sodass das Potsdamer-PLatz-Areal mit dichter urbaner Bebauung weiter nach Westen, bis zur Potsdamer Straße erweitert werden kann. Hier sollte eine neue Straße den Marlene-Dietrich-Platz mit dem Kulturforum verbinden und mehr Durchlässigkeit zwischen den beiden Arealen schaffen, die sich heute trotz der räumlichen Nähe gegenseitig den Rücken zuwenden. Für eine neue Staatsbibliothek würden sich in Berlin sicher noch genügend andere Plätze finden. Und mit Philharmonie und Kammermusiksaal blieben die deutlich gelungeneren Vertreter der Sharoun-Bauten ja bestehen, sodass ich den Verlust der Staatsbibliothek für vertretbar halten würde.