Hallo,
also ich finde jetzt sollten wir alle mal wieder die Füße auf den Boden setzen, denn sonst driftet die Diskussion wirklich in die Spinnerei ab (wo ich die K21 - Protagonisten allerdings ehrlicherweise schon ziemlich lange sehe).
Punkt 1: Natürlich kann man trefflicherweise darüber streiten, ob die Neubaustrecke Stuttgart - Ulm wirtschaftlich ist oder nicht. Erstaunlich ist jedoch, dass der Bau eben dieser NBS bis vor kurzem unabhängig aus welchem Lager für notwendig erachtet wurde und jetzt plötzlich von den K21 - Protagonisten wieder in Frage gestellt wird.
Es ist richtig, dass sich die Güterzugzahlen im Filstal nicht so entwickelt haben wie erwartet. Jedoch gibt es auch laute Forderungen nach einem S - Bahn- System bis Geislingen. Dieses kann nur dann gebaut werden, wenn der Fernzugverkehr von der alten Strecke weg ist. Weiters ist es gerade für Baden - Württemberg wichtig, dass alle Regionen eine gute Verbindung mit Stuttgart haben. Für den Donauraum trifft dies derzeit nicht zu. Insofern ist die Neubaustrecke eine gute Entwicklungschance für das Bundesland.
Ich kenne auch viele Strecken in Deutschland, die gegenüber der Strecke Stuttgart - Ulm prioritär zu behandeln wären, z.B. der zweigleisige Ausbau Dortmund - Münster, der Ausbau im Ruhrgebiet, Fulda - Frankfurt etc. Es ist jedoch nicht Baden - Württemberg anzulasten, dass die jeweiligen Bundesländer die Planungen nicht vorantreiben. Wenn NRW seit Jahrzehnten pennt, wieso soll dann BaWü mitschlafen und nicht von der Situation profitieren? Tatsächlich kenne ich kaum ein Land, in dem so viel in den Fernzugverkehr investiert wird / wurde, wie in BaWü, hier gibt es die NBS Mannheim - Stuttgart, Karlsruhe - Basel, Stuttgart - Ulm, während es in NRW gerade einmal den Zipfel Köln-Porz - Siegburg gibt.
Punkt 2: Die Kosten für das Bahnhofsprojekt wurden mit 4,1 Mrd. kalkuliert. Es ist ganz normal, dass es während des 10jährigen Projektes zu Kostensteigerungen kommen kann und wird.
Schließlich können künftige Lohnentwicklungen und Inflationsraten nur schwer in eine Planung mit aufgenommen werden. Es ist auch ganz normal, dass im Tunnelbau Mehrungen entstehen können, da während der Vorbereitungsphase eben nur stichprobenweise Probebohrungen durchgeführt werden können. Dies ist aber kein Unterschied zwischen K21 und S21. Bei K21 soll es sogar einen Tunnel durch das geologisch interessante Körschbachtal geben, wofür es bis heute keine seriösen Berechnungen gibt.
Also: Kostenschätzungen können immer nur den Stand der Kosten aus heutiger Sicht widerspiegeln, das ist ganz normal und war niemals anders.
Punkt 3: Ich höre von den K21 - Protagonisten immer wieder unlautere Argumentationsweisen, die sich bei genauerem Hinsehen als nicht stichhaltig erweisen.
So wurde mir gegenüber beispielsweise erwähnt, dass im Bereich des Schlossgartens ein riesiges Loch entstehen würde, oder dass Hunderte ökologisch wertvolle Bäume gefällt würden oder umgekehrt, dass im Stuttgarter Schlossgarten ein 10m hoher Wall entstehen würde.
Es wurde von der Verkehrsseite behauptet, dass Züge in Stuttgart nicht wenden oder verlängert/gekürzt werden können, dass Züge von Karlsruhe nach Nürnberg Umwege über Wendlingen machen müssten etc. etc.
Das ist alles vollkommener Nonsens und dient nur der Stimmungsmache. Aber es gibt durchaus Details von S21, die man hinterfragen könnte. So habe ich beispielsweise noch keine detaillierte topographische Planung des Schlossgartens im Bereich des neuen Hbf. sehen können. Es würde mich aber schon interessieren, in welchem Bereich des Schlossgartens der Bf. wie hoch wird. Und es würde mich interessieren an welchen Stellen in Zukunft keine Bäume mehr gepflanzt werden dürfen.
Umgekehrt würde mich auch interessieren, wie denn nach K21 dieses neue Überwerfungsbauwerk aussehen soll, dass die Gleise 13 - 16 im Stuttgarter Hbf. mit der Strecke nach Feuerbach verbinden soll. Wie hoch baut diese Brücke und wo soll diese neue Brücke entlangführen?
Diese Detail gehen bei dem ganzen K21 - Getöse leider vollkommen unter.