Hallo,
ich habe mir das DASL - Konzept angeschaut. Einige Vorschläge finde ich sehr gelungen, insbesondere was die Randbereiche des Altstadtrings angeht. Von der Gestaltung des Rings selbst bin ich insgesamt weniger überzeugt:
-: Die Vorher - Nachher - Vergleiche finde ich etwas albern. Vorher fahren nur Autos, wo sich nachher im Bild angeblich die Fußgänger tummeln. Vorher ist ein regnerischer Novembertag, während nachher strahlender Sonnenschein ist.
-: Auch der Vergleich des Altstadtrings mit O'Connell St. in Dublin ist aus eigener Anschauung vollkommen hanebüchen. Bei O'Connell St. handelt sich um eine zweispurige Altstadtstr. mit Busspur, nicht um eine Durchgangsstraße.
+: Sehr gut finde ich die Idee mit den zusätzlichen Fußgängerüberwegen an der Oper. Da es jetzt schon Überwege auf der Ringstr gibt, dürfte es kein Problem bereiten, die neuen Überwege so zu schalten, dass die Fußgänger dann Grün haben, wenn ohnehin kein Auto kommt.
+: Auch die Idee, die Fahrspuren schmaler zu machen und die Ausfahrten zu verkürzen, gefällt mir gut. Derzeit sind die Fahrspuren auf dem Altstadtring sehr breit und verleiten zum Rasen. Ein ähnlicher Umbau der Sonnenstr in München war vor Jahren sehr erfolgreich.
+: Eine tolle Idee ist die Verlegung der Wilhelmstr in Platzmitte und die Reduzierung der Fahrspuren. Da dies sowieso nur die Ausfahrt aus einem Wohngebiet ist, dürfte ein solcher Umbau keine größeren Probleme bereiten (zur Not eben mit Linksabbiegeverbot). Von dem Umbau profitiert die Mehrzahl der Lokale auf nördlicher Platzseite. Dieser Umbau tangiert den Altstadtring allerdings eher am Rand.
0: Ebenfalls sehr gut gefällt mir, dass vor dem Marstall am Planie ein dreieckiger Platz nach historischem Vorbild entsteht. Die derzeitige Gestaltung mit einigen schwer erreichbaren Parkplätzen ist doch sehr verloren. Allerdings bedeutet eine Verlegung der Fahrspuren hier auch einen erheblichen Aufwand für die Verlegung der U - Bahn - Ausgänge, der m.E. nicht ausreichend dargestellt worden ist.
Auch geht mir der Umbau dieses Bereiches nicht weit genug. Der Charlottenplatz ist mit Abstand der komplizierteste Verkehrsknotenpunkt, mit über 10.000 kreuzenden Autos gemäß Verkehrsstudie auf Seite 26. Ich denke, dass es die angrenzenden Straßen, nur marginal belasten würde, wenn der Planietunnel unter dem Schlossplatz komplett geschlossen würde - schließlich kommen aus dieser Richtung laut Studie nur etwa 1000 Autos und nur einige davon aus dem Tunnel. Durch eine Schließung des Tunnels würde sich der Verkehr auf der Planie auf einen Zulaufverkehr zum Karlsplatz / Schlossplatz beschränken und die gesamte Kreuzung wäre durch die geringere Zahl der Fahrzeuge aus Richtung Westen besser beherrschbar.
Die eigentlich schöne Gestaltung des Charlottenplatzes selbst zu einer Art Kreisverkehr geht dadurch wieder verloren, dass mehrere Abbiegespuren den Platz durchschneiden. Die Aufenthaltsqualität für Fußgänger büßt dadurch doch erheblich ein.
-: Überhaupt nicht gefällt mir die Idee, zwischen Wilhelmsplatz und Charlottenplatz einen Boulevard für Fußgänger in der Mitte der Straße einzurichten. Da sich rechts und links von diesem wahrscheinlich eher schmalen Streifen dreispurige Straßen befinden, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Bereich von Fußgängern akzeptiert wird, gescheige denn, dass dort ein Flohmarkt entstehen würde, wie skizziert. Die Idee, zwischen den Fahrspuren am Wilhelmsplatz die Tunnelrampen aufzuschütten und einen Fußweg in Straßenmitte herzustellen, gefällt mir zwar, allerdings denke ich, dass ein solches Bauwerk auch recht teuer ist.
-: Dass der Österreichische Platz zu einer Kreuzung zurückgebaut wird, kann ich mir gut vorstellen, zumal es im weiteren Verlauf der Hauptstätter Str. und Paulinenbrücke auch mehrere Ampeln gibt. Allerdings würde ich mir in diesem Bereich dann ein integriertes Konzept wünschen, das beispielsweise auch den Abriss der Paulinenbrücke und die Sichtachse zur Kirche beinhaltet. Insgesamt wird der Österreichische Platz in der Studie praktisch nicht weiter beachtet, nur einmal kurz auf Seite 34, warum danach nicht mehr.
Fazit: Im Rund um den Ring macht die Studie in meinen Augen, einige sehr gute Vorschläge, die zur Aufwertung von Plätzen führt, wie z.b. der Planie oder des Wilhelmplatz. Insgesamt hätte ich mir allerdings einen mutigeren und innovativeren Ansatz gewünscht.
Holger