Beiträge von T. W.

    Sieh an, es wird ein Bau mit Rasterfassade :P . Man sollte daran denken, ein bestimmtes Raster baurechtlich vorzugeben. Die über das Kölner Stadtgebiet verteilten neueren öffentlichen Verwaltungsbauten würden doch ziemlich uneinheitlich wirken, wenn man auf die Idee käme, sie nebeneinander zu stellen.


    Aber im Ernst: Ich kenne das Justizzentrum gut von der Ausbildung. Sofern man etwas für die Beton-Architektur der 1970er Jahre offen ist, dann hat das Zentrum einen gewissen Charme und bietet interessante Sichtachsen. Die Umsetzung als Hochbau ist sozusagen eine Übersetzung der Idee des Justizpalasts in die moderne Zeit, also auch ein architektonisches Statement.


    Natürlich spricht heute viel dafür, ein Justizzentrum anders zu bauen. Die Neuentwürfe sehen für mich allerdings alle ziemlich belanglos aus: Mit den gerasterten Fassaden wirken sie wie Büroregale. Wenn man die Gebäude nach einigen Jahren nicht wieder abreißt, kann man irgendwelche anderen Verwaltungen dort unterbringen und entsorgt sie eben später.


    Fazit: Ein bisschen wenig als Statement für den demokratischen Rechtsstaat.

    Die FAZ berichtet, dass die Stadtverwaltung von Braunschweig einen städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb „Nachnutzung des Klinikums Holwedestraße“ ausgelobt hatte. Das Preisgericht vergab den ersten Preis an einen Entwurf, der vorschlägt, alle betroffenen Gebäude abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Das umfasst auch das denkmalgeschützte Hauptgebäude der Klinik (um welches es nach Maßgabe des Fotos im Artikel schade wäre).


    Link: https://www.faz.net/aktuell/fe…itik-abfuhr-18523526.html

    Es dürfte Einigkeit darin bestehen, dass es kein Verbot gibt, sich über die Bauästhetik zu unterhalten und dass das bei einem zentralen Stadtplatz auch vernünftig ist. Andernfalls lässt es sich gar nicht vermeiden, dass "das gebaute Resultat [...] nur selten über das Mittelmass hinausreichen" wird. Wenn man dies als kleinsten gemeinsamen Nenner ansieht, ist aber schon fraglich, was dann für Anforderungen an den Molkenmarkt zu stellen sind.


    Meine Sicht: Am ehesten braucht es eine Gestaltung, die dem Areal ein individuelles Aussehen gibt und auch im Wechsel der Moden bestehen kann. Dafür sind die bisherigen politischen Vorgaben ungünstig. Deshalb hoffe ich, dass die neue Senatsbaudirektorin nicht nur auf eine "schnelle Problemlösung" aus ist, die jahrzehntelange Verschandelung zur Folge hat.


    Man kann ihr insofern aber ruhig einen Vertrauensvorschuss geben.

    Beim ziellosen Browsen durch das Internet gefunden: Seite zum Endbericht des Rahmenplans für die Duisburger Altstadt vom 25. November:

    https://www.duisburg.de/micros…t/rahmenplan-altstadt.php


    Nach den begleitenden Erläuterungen geht es darum, den Negativtrend zu stoppen, der sich für die Altstadt durch Wegfall großer Kaufhäuser ergeben hat. Dazu soll ein kombinierter Ansatz verfolgt werden, bei dem historische Elemente der Altstadt herausgearbeitet werden und auch für mehr Grün gesorgt wird.

    Tja, scheint sich leider zu erledigen. Laut FAZ wird der Abriß fortgesetzt - Heimat- und Jugendstil hin oder her:

    https://www.faz.net/aktuell/fe…hussong-bau-17267522.html


    Hier gibt es noch weitere Informationen:

    https://www.baukultur-kaisersl…rojekte/drk-geb%C3%A4ude/


    Den Bebauungsplan gibt es hier:

    https://www.kaiserslautern.de/…nte-tp-ost-aend2_begr.pdf


    Das Neubauprojekt wird hier vorgestellt:

    https://www.iwg-kl.de/


    (Wenn die Seite das jetzt geplante Gebäude zeigt, möchte man heulen.)

    Die Lage ist sicherlich wichtig. Ich vermute, ohne Näheres zu wissen, dass die Architekten sich am bestehenden Justizzentrum orientiert haben. Das hat auch eine strenge Wirkung, aber es ergeben sich durchaus interessante Sichtachsen, wenn man durchläuft. Dennoch stimmt es auch, dass das Ende des inneren Grüngürtels insgesamt ausgefranst wirkt. Es dürfte schwierig sein, dort ein Stadtarchiv hinzustellen, das jeden überzeugt. Der jetzige Bau ist mir trotzdem zu dunkel und zu streng.

    Vielen Dank für die Photos. Das Gebäude sieht für mich aber eher trist aus - wie ein Sarg. In früheren Zeiten hätte man wohl auch durch bauliche Merkmale auf Besonderheiten der Stadtgeschichte hingewiesen. Aber das würde voraussetzen, dass diese bei Architekten und Betrachtern überhaupt bekannt ist, sonst kann man sich das natürlich sparen.

    Ich stimme cpcgn und pzkoeln zu. Man wird sich darauf einigen können: Egal welcher Entwurf es wird, es wird eine Schachtel. Der architektonische Anspruch ist erschreckend bescheiden. Insbesondere eine Auseinandersetzung mit anderer Kasinoarchitektur findet offenbar nicht statt. Dabei wäre eine originelle bzw. verspielte Lösung für Köln (Karneval) durchaus angebracht – warum also nicht gleich etwas von dem mondänen Glanz von Monaco, Las Vegas oder Macau (als Zitat) ins Rheinland holen? Die Entwurfsbauten könnte man dagegen – wahlweise – auch als Schauspielhaus, Stuttgarter Hbf oder gleich als Berliner Flughafen verwenden. Eine Auseinandersetzung mit dem baulichen Umfeld fehlt auch einmal wieder völlig (in Köln offenbar chronisch).


    Nach meinem unmaßgeblichen Eindruck wird in Köln erneut ein Tiefpunkt ästhetischer Gestaltung ausgelotet.

    Nachdem ich einige Zeit das DAF nur aus dem Off begleitet habe, möchte ich zum Erweiterungsbau des Wallraff-Richartz-Museums doch nochmal etwas schreiben.


    Ich stimme allen zu, die die Entwürfe neben dem Siegerentwurf für enttäuschend halten. Man muss seine Ansprüche schon sehr niedrig halten, um das, was bei diesem Wettbewerb herausgekommen ist, als anspruchsvolle Architektur anzuerkennen.


    Der Siegerentwurf selbst ist für mich jedoch ebenfalls eine Zumutung. Der Bau ist fensterlos, viereckig, nur durch waagerechte Linien gegliedert, hat keine Bezüge zur historischen Bebauung an diesem Ort (wobei das alles natürlich auch auf den Hauptbau zutrifft)...


    Die "Inspiration" durch das Gürzenich beschränkt sich außerdem wohl darauf, dass der Bau eckig ist und Naturstein verwendet werden soll. Warum wird überhaupt das Gürzenich zitiert, warum nicht gleich der Kölner Dom?


    Der Schriftzug mit den Stiftern auf Ebene des Erdgeschosses erscheint mir zuletzt als ziemlich abgedroschene Idee.


    Das ist jetzt mein persönliches Urteil, aber Geschmack gehört zur Architektur meines Erachtens dazu, auch wenn man drüber streiten kann.

    Tarsis: Danke für den Hinweis, korrigiert. Wenn Du meinen letzten Beitrag für verklärend hältst, wüßte ich schon gern, wie Du "Metropole" definierst.


    hoeppel: Die Bausubstanz fehlt nicht völlig, siehe meine Photos. Die ergänzenden Informationen zu Königsberg sind interessant, aber weiterhin kein Beleg dafür, daß die Stadt eine Metropole war oder ist. Der Vergleich mit Leipzig ist insofern unpassend, weil auch Leipzig kaum als Metropole bezeichnet werden kann. Eine Universitätsstadt zu sein, hebt Königsberg auch nicht heraus.


    Den Vergleich mit Bielefeld und Wuppertal meinte ich natürlich provokativ - aber Autobahnen und Flughäfen hatten und haben viele Städte in Europa, Königsberg hat andererseits keine Schwebebahn.


    Rexer: It's tragic indeed, in particular as regards the center of Kaliningrad/Königsberg. But consider how Breslau looks today, and how some other cities look like that still belong to Germany (e.g. Cologne, Mannheim, Kassel). In comparison, I think that Breslau is quite okay, and even Kaliningrad might be nicer than some German cities that were "reconstructed" after the war!

    Hallo Hoeppel,


    vielen Dank für die ergänzenden Informationen zu Königsberg. Allein, für die Bezeichnung der Stadt als Metropole dürften sie nicht reichen.


    Zugegebenermaßen ist der Begriff vage, und heute steht inflationär in fast jeder Werbung für Städtereisen, man besuche eine Metropole. Bei Städten mittlerer Größe ist das m.E. aber völlig unangemessen, ja wirkt zum Teil sogar abstrus: Wie gesagt, ist das Vorkriegs-Königsberg von der Größe her mit Städten wie Wuppertal oder Bielefeld (heute) zu vergleichen. Wer käme da auf die Idee, von Metropolen zu sprechen (zumal bei einer Stadt, die es angeblich gar nicht gibt...)


    Natürlich hatte Königsberg immer schon eine weitaus höhere regionale Bedeutung als diese beiden Städte. Das ist einerseits unbestritten, dürfte andererseits aber nicht ausreichen. Von einer Metropole sollte man nur bei Städten sprechen, die über ihre regionale Bedeutung hinaus internationale Zentren von Politik, Wirtschaft o.ä. sind. Eine solche Stadt gibt es im ganzen ehem. deutschen Osten nicht. Die nächsten Städte, die man als Metropole bezeichnen könnte, sind Berlin oder vielleicht Riga.

    Sorry wegen der längeren Pause. Die Arbeit hat mich abgehalten.


    Außerhalb der größeren Ortschaften gibt es verstreute Siedlungen, die oftmals aus vielleicht fünf bis zwanzig Häusern bestehen (immer ähnliche Häusertypen).




    Ein etwas größerer Ort auf der Fahrt war Jantarnyj (Palmnicken). Hier ein Bild von dem Denkmal am Ortseingang:



    Wie einige Orte im nördlichen Ostpreußen hat auch dieses Dorf noch mehrere Blöcke mit kleinen Einzelhäusern oder Doppelhaushälften, die vor dem zweiten Weltkrieg errichtet worden zu sein scheinen. Sie sind hier in keinem sehr gepflegten Zustand.



    Der Ort scheint wegen des nahen Bernsteintagebaus aber relativ wohlhabend zu sein. Die in den 1890er Jahren errichtete Kirche ist tadellos renoviert, ebenso die umliegenden zentralen Gebäude des Dorfes.




    Orte, in denen es nichts besonderes gibt, sind dagegen oft stark heruntergekommen. Das folgende Bild ist aus einem kleinen Dorf mit dem Namen Romanowo (dtsch. Pobethen) auf dem Weg nach Cranz zeigt nur die Kirche, die die Sowjetzeit in sehr schlechtem Zustand überdauert hat, ebenso wie der ganze Ort.



    Mittlerweile werden auf dem Land übrigens auch neue orthodoxe Kirchlein gebaut. Sie sind häufig rund und blau:



    Diese kleine Kirche steht unweit von Swetlogorsk (Rauschen), das heute als Wohn- und Ferienort neben Selenogradsk (Cranz) sehr beliebt ist. Cranz verfügt übrigens interessanterweise seit einiger Zeit auch wieder über ein deutsches Ortsschild. Ich war leider nur kurz durchgefahren, dabei fielen mir aber einige schön restaurierte Häuser auf:



    Auch die Kirche ist offenbar in gutem Zustand:



    Am Ortsrand gibt es eine auffallend umfangreiche Bautätigkeit von Investoren, die in großem Umfang Wohn- bzw. Urlaubs-Appartements errichten:




    Auch hier erinnert vieles vom Aussehen entfernt an die deutsche Bebauung (die freilich tlw. in Sichtweite verfällt).


    Demnächst werden Bilder von der Kurischen Nehrung und Memel (Klaipėda) folgen.

    ^ Schöne Bilder und interessante Infos. Aber warum nicht in der Galerie?


    Danke. Der Thread ergänzt den Kaliningrad/Königsberg-Thread, der auch nicht in der Galerie ist. Ich möchte es allen Interessierten am Kaliningrad Oblast ermöglichen, den Thread schnell zu finden und ihn um weitere Informationen zu den gezeigten Orten oder andere Kommentare zu ergänzen. Da gibt es sicher einige, die was beitragen können.


    Wenn ich hier länger der einzige bleiben sollte, der Beiträge postet, kann der Thread aber auch gern in die Galerie verschoben werden.

    Oblast Kaliningrad (Land)

    Hier mein neuer Thread für Bilder aus dem nördlichen Ostpreußen, v.a. aus dem Oblast Kaliningrad. Der alte Kaliningrad-Thread erscheint mir zu sehr auf die Stadt zentriert zu sein, als daß die Bilder dahinein passen.


    Diese Region bildet mit dem südlichen Ostpreußen, das heute in Polen liegt, kulturhistorisch eine Einheit. Wer heute über die Grenze fährt, meint aber tatsächlich, in ein anderes Land zu kommen: Das nördliche Ostpreußen ist nur noch dünn besiedelt. Bei einer Fläche von etwa der Größe von Schleswig-Holstein hat es nur ca. 1 Mio. Einwohner (Schleswig-Holstein: 2,8 Mio.). Die größten Städte sind Kaliningrad (420.000 einwohner), Sowetsk (Tilsit, 43.000 Einwohner) und Tschernjachowsk (Insterburg, 41.700 Einwohner). Ansonsten sind noch die Badeorte Swetlogorsk (Rauschen) und Selenogradsk (Cranz) beliebt. Das Militär unterhält einen großen Standort in Baltisk (Pillau), wo die russische Baltische Flotte liegt. Viele kleine Orte sind dagegen kaum noch besiedelt. Da die meisten Felder brachliegen, wirkt das Land naturbelassen, teilweise aber auch öde.


    Eine besondere Situation besteht im nördlichen Teil des nördlichen Ostpreußens, dem Memelland. Da es seit 1923 (abgesehen von 1939-45) litauisch ist, hat es sich anders entwickelt. Dort fühlt man auch noch recht stark eine Verbindung zur deutschen Vergangenheit, denn die Litauer verwenden noch die alten litauischen Ortsbezeichnungen der ostpreußischen Städte, etwa auf Schildern (z.B. “Tilse” für Tilsit). Ich nehme das Memelland in diesen Thread mal großzügig mit auf, obwohl es nicht zum Oblast gehört.


    Ich habe bei meiner Fahrt weder Tilsit noch Insterburg gesehen, allerdings Pillau, Palmnicken, sehr kurz Cranz und Rauschen, und natürlich Memel (Klaipėda).


    Hier zunächst Bilder der Strecke von Kaliningrad nach Baltisk, dem früheren Pillau. In der Landschaft sieht man hin und wieder kleine Häuschen und, bevor man auf die Straße nach Baltisk abbiegt, einen markanten Aussichtsturm o.ä.:



    Baltisk selbst ist Sperrgebiet und kann nur mit spezieller Zutrittserlaubnis angefahren werden. Der Ort besteht heute aus zwei Teilen: dem alten Teil mit dem Hafen und einem neueren im Landesinneren mit Wohnsilos und neueren Militärbauten. Hier Bilder vom alten Teil.


    Das Wahrzeichen ist der von Schinkel erbaute Leuchtturm (mit dem neuen Denkmal von Peter d.Gr.):



    Neben diesem steht ein altes Gasthaus, das wie vor dem Krieg “Zum Anker” heißt. Es ist ein ganz typischer schlichter Bau, wohl aus den 20ern:



    Der alte Ortskern ist leider weitgehend weg. Es sind aber noch einige militärisch genutzte alte Gebäude vorhanden:



    Dicht am Ortskern befindet sich auch eine Kaserne mit einem auffallenden Wasserturm:



    Ferner gibt es noch eine schwedische Festung im Ort:



    ... und deutsche Bunkeranlagen:


    Morgen eröffne ich den neuen Thread zum nördlichen Ostpreußen. Hier noch zwei Bilder von Kirchen in Kaliningrad, die nicht richtig in den Zusammenhang oben gepaßt haben.


    Die ehem. Kirche "Zur heiligen Familie" (heute Philharmonie) wird gerade restauriert:



    Die ehem. St. Adalbert-Kirche in Amalienau habe ich nur kurz im Vorbeifahren gesehen (und schlecht photographiert, sorry) und dann nicht mehr wiedergefunden. Sie enthält heute ein Forschungsinstitut:



    Und zum (endgültigen) Abschluß ein Bild von Börse u. Dom aus einer etwas ungewöhnlich niedrigen Perspektive:



    Der Dom scheint hier recht nah hinter der Börse zu stehen (auch, weil es zwischen beiden Bauwerken keine Gebäude mehr gibt). Dies ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall. Er steht wohl 100-300 Meter weit entfernt.


    Vielen Dank allen Interessierten!