Beiträge von Timmi

    Noch einmal vielen Dank für die viele Arbeit in diesem Thread an alle!


    Also der Platz hinter dem Schloss, in Aixois Entwurf erinnert mich spontan etwas an den Pariser Place des Vosges, der eine Art Park umschließt. Damit dieser Platz nicht in seine Einzelteile zerfällt, wären eher "altbackend" wirkende Arkaden eine Möglichkeit. (Die Leibnitz-Kolonnaden von Kollhoff wären ein Beispiel, aber für das Schloss zu monomental.)
    Man müsste nur sehen, dass dieser Platz nicht in den Lustgarten und den Schlossplatz hineinfließt. Das hat Aixois ja auch beachtet (beim Schlossplatz nicht ganz so), wie ich finde. Mit dem Schloss als Solitär muss man aber aufpassen, das die Bebauung sich nicht zu sehr vom Schloss fernhält und nur Plätze das Schloss begleiten. Aber ein etwas kleinerer Platz mit breiteren Kanten, an der Spreeseite zu Stellas-Schinkel-Treppen-Geschichte wäre durchaus überlegenswert. Zwischen Rathaus und Marienkirche ergibt sich auch eine gute Beziehung.


    Batos Vorschlag finde ich auch nicht schlecht. Bei dem runden Platz und den vielen abgeschrägten Ecken, kommt es aber auf die Gesamtgestaltung der einzelnen Gebäude an, sodas diese Maßnahmen überhaupt wirken können.


    Tolle Vorschläge!:daumen:


    Es gibt von mir noch einen kleinen, allgemeinen Kritikpunkt. Bei einer Blockbebauung um Rathaus und Marienkirche, sollte man die viel höheren Plattenbauten, welche den Platz immer noch einfassen, mehr beachten. Ich weiß nicht ob die teils sehr vereinzelten Blöcke dann richtig zur Wirkung kommen. Oder man müsste die oberen Geschosse der Platten abreißen.

    @ Guderian

    EDIT: Auch so Kleinigkeiten, wie die Pflanzenkübel aus Beton, die dreieckigen Beete und diagonalen Weege, spiegeln das Thema des Sockelbaus vom Fernsehturm wieder. Das sieht alles nicht besonders hübsch aus und ist auch nicht sonderlich funktional. Aber ohne das Zeug steht der Fernsehturm ganz alleine da und ist nicht mehr das Zentrum vom Zentrum.


    Genau das ist eine der wichtigsten Fragen für eine mögliche Bebauung des Forums!
    Ich finde die Sockelbebauung des Fernsehturms gar nicht schlecht.


    @ Kent

    Es ist nicht das Marx und Engels Forum, dass das sozialistische Stadtzentrum ausmacht, es war die Kombination aus Außenministerium und Palast der Republik.


    Der Schlossplatz war das politische Zentrum und der Alex das Zentrum für die Arbeiter und Bauern der DDR! Das Forum war ein Irgendetwas-Zentrum dazwischen, mit mehr Aufenthaltsqualitäten als der zügige, turbulente Alex.

    Ich bemängele dies auch, und gehöre deswegen auch zu den wenigen im Forum, die die Rathauspassagen unbedingt erhalten möchten. Sein wir mal ehrlich, es nicht die Architektur, die das Problem ist, sondern die fehlende Einpassung der Bauten in eine Struktur.


    Stimmt völlig!
    Man muss sich entscheiden was man will.
    Die Rathauspassagen setzt dem Rathaus in seiner Höhe und Länge zwar extrem zu, aber zum Fernsehturm passen sie perfekt. Stimman hat sich ja immer noch mit den noch lebenden Architekten der Passagen, Heinz Graffunder in den Haaren. Er will sie weg haben.
    Auch über einen Abriss der oberen Geschosse wurde nachgedacht, dann würde man die doch ganz stimmigen Proportionen des Baus zerstören und man könnte sie komplett abreißen.
    Das ist langfristig kaum in Sicht, ebenso nicht wie einen Abriss der Plattenbauten an der Karl-Liebknecht-Straße, die als verdichteter Zeilenbau ganz großstädtsch wirken könnten. Dort jetzt eine Blockrandbebauung zwischen zu quetschen? Ob das dann Sinn macht... Der Fernsehturm bleibt weiterhin die Dominante.


    Man wird es also nie schaffen die Marienkirche aus diesem Kontext zu lösen. Das Rathaus schon eher. Da kann man noch so kleinteilige Bebauungen über das Forum verteilen wie man will. Die Neubauten (Dom Aquare) rund um das Forum und auch das Rathaus vertragen aber auch keine zu kleinen Gebäude. Das würde dann aussehen wie ein Nikolaiviertel umstellt mit Hochhäusern.


    Sofern das hier noch alles zum Schloss oder Braunfelsentwurf gehört, ganz kurz meinen Lösungsansatz....
    - Eine Blockrandbebauung scheidet im nördlichen Forum aus oben genannten Gründen aus. Die maßstabslose Situation der Marienkirche würde auf den Fernsehturm zurückfallen, er würde wie ein "Spargel" im Häusermeer dastehen.
    - Besser wäre eine Blockbebauung im passenden Maßstab bis zur Spandauer Straße, um dem neuen Schloss seine Wirkung als Solitär zurück zu geben (ihn den Rücken stärken). Diese Blöcke würden zu den Blockbebauungen des Nikolaiviertels und des Aqua-Doms überleiten. Der Blockrand der Spandauer Straße, oder ein Zeilenbau nach der Spandauer Straße, kann ein paar Geschosse höher ausfallen und von mir aus auch etwas gerasterter (ein wenig Platte), wie Stella ja auch. Das Forum hätte eine erhöhte hufeisenförmige Einfassung und würde sich zum Fensehturm und zur geplanten Hochhausbebauung öffnen. Der Platz wäre nicht so sehr groß und hätte wieder klare Konturen. Ein wenig wie der Schlossplatz Anno 1990. Ob man noch eine Zeile/Block vor die Rathauspassage setzt um dem Rathaus einen Vorplatz zu geben, könnte man überlegen.
    Wenn nicht (fast) alles abreißen!;) Viele hier im Forum haben ja so ähnlich gedacht.

    @ Kent
    Ja stimmt. Tut mir leid wenn es bei mir etwas untergegangen ist. Ich finde einige Ansätze auch besser als die von Braunfels. Es war ja auch eine grobe Einschätzung der Lage, mit dem "Aufhänger" - Braunfels Entwurf. Ich wollte auch nochmal zu deinem vorigen Beitrag Stellung nehmen.

    Die Achse wird ein Muss werden, da bis jetzt die Bereiche der Stadt künstlich getrennt sind, und die fehlerhafte DDR Planung in diesem Bereich überwunden werden muss.


    Müsste da glaube ich den Thread wechseln um über alle Entwürfe zu reden.;)


    Vielen Dank nochmal für die Links!

    @ Kent


    Ich gebe dir recht, dass das Marx-Engels-Forum muss mit einem Neubau auf dem Schlossplatz auch umstrukturiert werden. Stella hat mit seiner Spreefassade auch schon eine Lösung vorgegeben, für mich nur leider jenseits der Spree.
    Warum muss dort unbedingt eine Achse hin? Wenn schon eine Achse, dann finde ich, zumindest so eine die nicht den Schlosskörper aufreißen muss um eine zu werden und dann in einem Verhältnis von Länge und Breite die angemessen ist, eher ein Straßenraum, wie Unter den Linden. Bei Braunfels wird die Achse eher zu einem Platz der sich unschlüssig in alle Richtungen auflöst. Meine ich!


    Die schönsten Plätze im Städtebau entstehen nicht damit das man einen Stadtraum/Platz mit einer platzartigen, räumlichen Achse mit dem nächsten Stadtraum verbindet.


    Mit Braunfels Entwurf werden ja auch keine Plätze oder Orte verbunden, sondern zwei unterschliedliche Gebäude, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.


    Warum will man das historische Zentrum mit dem neuen solzialistischen (oder was jetzt daraus werden soll) Stadtzentrum verschmelzen? Der PdR ist nicht mehr da und das ehem. Außenministerium auch nicht mehr. Es stehen nur noch die Bauwerke von Größe die eine Beziehung zum Schloss hatten (selbst das Staatsraatsgebäude). Warum kann man die beiden Zentren, die ja beide irdendwo ihren Charme haben und ihn auch behalten wollen, nicht einfach trennen und diese mit einer vernünftigen Wegebeziehung verbinden? Um Orte zu verbinden benötigt man nicht ausschließlich Achsen. Sie werden vielmehr oft zu einer Ideologie, von den Nazis bis zum klassisch modernen Städtebau.


    So ganz trennen kann man den Thread Wiederaubau Stadtschloss und "Forum", wie man sieht ja nicht.:)

    @ Aixois
    Natürlich habe ich deinen Betrag gelesen, ich stimme dir auch in vielen Punkten zu. Ich meinte dich ja nicht direkt, habe nur das vorige Thema näher beschrieben.


    @ Duderian
    Habe Hinterkeusers Doktorarbeit im Regal stehen und noch ein paar Standart-Nachschlagewerke. (Ein muss für alle die Schlüter und das Schloss städtebaulich und architektonisch fundiert einordnen wollen. Darunter auch Kunsthistoriker die das Schloss noch aus eigener Anschauung kannten und nicht über Erzählungen und alten Postkarten philosophieren.)

    Hallo Dvorak!
    Ich fand die Diskursion die du vor dem Wettbewerbsentscheid, mit Schultes Entwurf angeregt hast ganz interessant. Dort wird das Schloss endlich mal aus architektonischer und städtebaulicher Sicht betrachtet. Hab diese Vogelschau schon mal intern gepostet.


    Also dies ist kein Entwurf von Schlüter. Es ist eine Radierung von Jean Baptiste Broebes einen Franzosen am Hofe des Soldatenkönigs.


    Schlüters Entwürfe wurden nur mäßig in dieser Darstellung übernommen, sofern sie schon überhaupt vorhanden waren.


    Das Schloss bleibt ein leicht rechteckiger Solitär. Die Darstellung zeigt auch schon einen Münzturm (der dem Entwurf besser tat, als die heutige Kuppel). Schüters erste Entwürfe zu seinem Münzturm kann man dieser Darstellung noch nicht genau entnehmen. Er ist extrem in seiner Höhe gedehnt worden und wirkt eher wie eine Nadel, im Gegensatz zu Schlüters Entwürfen.


    Zu erkennen sind auch Schlüters Kolonnaden zwischen Münzturm und Schloss. Die Kolonnaden schlossen direkt an den damaligen Kapitelsaal, der alten Kapelle an. Diese Planung einer Kolonnade verfolgte Schlüter später nicht weiter.


    Ein Neubau des Doms an alter Stelle sticht noch besonders hervor und das sich zu dieser Zeit noch im Bau befindliche Zeughaus (deshalb auch die veränderte Gliederung und der Bauschmuck).


    Der Rest auf der Abbildung ist alles kein Schloss. Von der Gliederung der Architektur zu entnehmen, ein Idealbild französischer Schule. Wo du noch "Nebenflügel" auf der Abbildung entdeckt hast, bleibt mir rätselhaft.


    Schlüter wollte das Schloss niemals komplett abreißen lassen. Er hat seine Anstellung bei Friedrich I bekommen um es umzubauen und zu erweitern. Hätte er es abreißen wollen, hätte er gleich in Warschau bleiben können. Bei seinen ersten Entwürfen von 1703, waren größere Abrisse im Spreeflügel und dem Südflügel geplant, da diese breiter werden sollten (sog. Schulterrücklagen, diese wurden von vier Achsen auf die unten Dargestellte Anzahl verringert). Der Schlossplatz- und der Spreeflügel wurden vom Renaissancebau übernommen, an der Stelle der Wendelsteine traten die Risalite des Schlüterhofs. Schlüter hatte dies auch mit dem späteren Flügel zwischen den Schlosshöfen vor, diesmal vieleicht auch einem Abriss. Auf dem Kapellenturm des Spreeflügels plante Schlüter sogar ein Belvedere. (siehe Schlüters eigentliches Schlossmodell) Da wäre er wohl schlecht beraten gewesen jenen Flügel abzureißen zu wollen, sie sollten nur barock überformt werden.


    Den Spreeflügel wollte Eosander abreißen lassen, ebenso wie Schlüters Erker.



    Wo du gehört hast das Schinkel das Schloss abreißen wollte ist mir auch neu. Ich habe da eher das Gegenteil gehört. Er wollte eher die gesamte Umgebung abreißen, außer Schloss und Zeughaus. Schinkel hatte lediglich Umbauten am Schloss im Zusammenhang mit seinen Entwürfen für einen neuen Dom und für eine Schlosskuppel geplant. (Die Innenräume des Schlosses mal ausgenommen) Wenn Schinkel das Schloss nie mochte hätte er sein Altes Museum dem Schloss nich so untergeortnet und sich darauf bezogen.


    Das ist Schlüters Schlossmodell:
    Quelle: http://upload.wikimedia.org/wi…/7f/Stadtschloss_1702.jpg
    (leider wieder etwas groß, bekomme es nur bearbeitet und hochgeladen kleiner)


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    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.

    @ GIGI DAG (& @ Aixois)


    In wie fern bekommt das Schloss einen besseren Status?


    Weil es den Fernsehturm anbiedert?
    Das Schloss hätte es so mit dem Fernsehturm nie gegeben. Der Verkehr fährt links und rechts an der Achse vorbei und? Schlüters runde Erker als Akzent am massigen Baukörper verkommen als seltsames Anhängsel an den schmalen Hofflügeln. Der Hauptrisalit des "neuen Schlüterhofs" bekommt besonders dabei seine unsymetrische Anortnung, in der auf ihn symetrischen Achse zu spüren. Was ändert sich am Status der Marienkirche und des Rathauses? Es kommen nur solitärhafte, würfelförmige Blöcke hinzu. Da schafft nicht ein Würfel an der Marienkirche einen vernünftigen "Raum". Das Schloss dreht den "Linden" den "Rücken" zu und öffnet sich in einer toten Achse zum Fernsehturm. Genau das wollte Schlüter mit diesem Bauwerk immer verhindern. Er wollte "alte Stadt" und "neue Stadt" gleich behandeln. Bis auf die Bebauung des Marienviertels ist der heutige Kontext nahezu gleich geblieben. Es sollte keine "Schokoladenseite" bekommen. Solche Seiten hatten für die Stadt immer eine Bedeutung. Es würde seiner städtebaulichen Bedeutung als verbindendes Glied beraubt werden. Der Baukörper wirkt unschlüssig. Der Schlosssolitär bekommt keinen städtebaulichen Rahmen und verschwindet in mitten von Schneisen im Stadtraum. Die Fassaden ständen dann im Wiederspruch zur Bautypologie (siehe o.g. Bild Seite 10). Das Schloss wäre dann historischer Nonsense. ...und die Rekonstruktion dann auch.

    Ich versuchs mal kurz zu formulieren....
    Die "preußischbarocke - sozialistische Stadtachse" über alle Hindernisse, wie der Spree hinweg, finde ich lächerlich. Der Fernsehturm auf Du und Du mit einem idealisierten Schloss(neu-/nachbau). Er stellt die gesamte Konzeption des Schlosses auf den Kopf. Die Fassaden ergaben sich aus genau dieser Gebäudeform (das weiß er aber dem anschein nach). Das man es immer mit einer Ehrenhof-Anlage bzw. Dreiflügelanlage versuchen muss. Das Schloss wird zu einem Zwitterwesen. Eine exakt senkrecht, auf einer gesamten Seite des Schlossvolumens, zulaufende monomentale Achse, finde ich generell fatal.
    Das Rote Rathaus und die Marienkirche sind wie heute wieder nur Statisten und jetzt zur Huldigung des Fernsehturms, der städtebaulich so prägnant ist und einer Huldigung nicht bedarf, schon lange nicht mit einer nur auf sich bezogenen Stadtachse. Die Marienkirche steht immer noch frei, nur groß aufgefädelt an den Würfeln der Achsbebauung. Die Bebauung an der Karl-Liebknecht-Straße springt zu einer weiteren Achse zurück mit der Marienkirche im Vesir.


    Wusste garnicht mehr das er soviele Bilder über den Entwurf auf seiner Seite hat. Danke nochmal Aixois!


    Ansich hat Braunfels aber nicht so ein schlechtes Gespür für städtebauliche Fragen, wie ich es eben angedeutet habe. Er hat sich mit seinem Entwurf auch mit dem Schloss stark auseinandergesetzt und es akzeptiert. Man verlangt dem Gebäude wieder zu viel ab und sieht seine wahren Qualitäten nicht. Das Braunfels diese wenigstens erkannte sieht man HIER Seite 10


    Ich kannte ja schon die Ähnlichkeit zum Palazzo Madama in Rom, aber diese Gegenüberstellung... Ich bin fast sprachlos. Man beachte das Mezzaningeschoss! Hier nochmal Rom:
    (sorry hab das Bild herausgenommen, war etwas zu groß)
    Quelle: http://upload.wikimedia.org/wi…s/5/5e/Palazzo_madama.JPG

    Da sind wir uns ja fast einig.;)


    Obwohl dort natürlich eigentlich das Bismarck Denkmal hingehört. Dies symbolisiert nun wirklich die Anfänge der Republik und das Ende der Monarchie.


    Das Bismarck eine Republik repräsentiert hat geht aber etwas zu weit. Vieleicht in einer ähnlichen Aufassung wie eine spätere Deutsch-Demokratischen-Republik. Bismarck war unfreiwilliger Mitbegründer des Kaiserreichs. Er war nur ein Zugeständnis vom König an die demokratischen/liberalen Kräfte und an die anderen deutschen Kleinstaaten, die Wilhelms Thron gefährden konnten. Er hat aber natürlich maßgeblich zum deutschen Einigungsprozess beigetragen. Also auch ein Einheitsdenkmal, nur für eine andere Einigung.


    Dass das Bismarck Denkmal etwas zu versteckt ist und allenfalls bei nächtlicher Beleutung wahrgenommen wird, finde ich auch.
    Dann könnte man gleich die Siegessäule zurück auf den "Königsplatz" (Platz der Republik) stellen, was natürlich auch quatsch wäre.


    Aber anderes Thema...


    Über Braunfels städtebauliche Geniestreiche könnte ich noch mehr sagen. Das sieht man auch wieder an seinen tollen Wettbewerbsbeitrag zum Stadtschloss. Aber diese Diskursion will ich jetzt nicht wieder anfangen...

    Wiederaufbauplanung und Restaurierungskonzept unterliegen gleichermaßen einer soliden wissenschaftlich und intellektuell fundierten Bewertungsgrundlage, vergleichbar mit hochrangigen Dokumenten wie der ICOMOS-Chartas von Venedig.


    Quelle: http://www.wiederaufbauneuesmuseumberlin.de


    Wer die Chartas von Venedig kennt, weiß Bescheid. Auf jeden Fall alles andere als eine Rekonstruktion von verloren gegangenen Bauteilen.


    Jede kleinste Vergabe ist hier aufgelistet.



    Und nochmal Wikipedia:

    Gliedernde Elemente der erhaltenen Fassaden sollen in den ergänzten Fassaden aufgenommen, Originalbefunde am Bau erhalten und die zahlreich entnommenen Bauteile wieder integriert werden. Die Ergänzungen müssen offen gezeigt und ablesbar sein.


    Dieses Konzept war bindend für den 1993 international ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für den Wiederaufbau des Neuen Museums


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Museum_(Berlin)

    HILFE! So langsam bekomme ich Angst. So dogmatisch hatte ich das aber nicht gemeint. Ich versuchs nochmal...


    @ Guderian

    Eine hochglanz Rekonstruktion des linken Flügels hätte die Konservierung der anderen Gebäudeteile in Frage gestellt.
    Wie bitte? Im Gegenteil, nur wenn das Gebäude als Ganzes wieder aufersteht, macht die Restauration der erhaltenen Fragmente Sinn. Was hätte denn eine Restauration der wenigen Originalteile der Frauenkirche gebracht, wenn man den Rest in einem völlig anderen Stil aufgebaut hätte?


    Was macht es bitte für einen Sinn jedes bisschen Geschichte am Originalbestand peinlichst zu konservieren um jegliche Zerstörung zu zeigen und daneben wird der völlig zerstörte linke Flügel einfach Hochglanz rekonstruiert? Wo ist da der inhaltliche Sinn? Da ist im Bestand aber noch mehr "Original" vorhanden der ein markeloses "Make up" verdienen würde. Die Rekonstruktion der Frauenkirche ist da wohl etwas anderes.


    Seine Ergänzungen sind vierlmehr eine Rekonstruktion des Stülerbaus als Rohbau.
    Das ist Unsinn, dann würden wir überall Ziegelwände sehen. Schlüters Rohbau hatte auch nie eine Betontreppe.


    Der Vergleich ist auch nicht 1:1 gemeint. Dann musste man auch für die "historischen" Decken, trotz heutigen Auflagen nur Ziegel-Stahlkonstruktionen nehmen und keine Betonverbunddecken. "Rohbau" ist sinnbildlich gemeint. Es ist alles an seinem alten Ort, den Schmuck könnte man fast überall wieder einbauen. Selbst die Frauenkirche musste mit Beton verstärkt werden.


    Wenn das als moderne Ergänzung noch zu modern ist, kann man sich ja noch das große Kranzgesims aus Sandstein, als verbindendes Element dazudenken. Wozu denn bitte? Dem linken Flügel fehlt alles, was Schlüters Architektur ausmacht. Da hat man überhaupt keinen Ansatz sich Teile dazu zu denken. + ...man hätte ihn rekonstruieren müssen. Und sei es nur in Ansätzen.

    Das meinte ich doch, es geht dir darum den linken Flügel dem Bestand mehr anzugleichen. Es kann doch nicht um jedes kleine Detail gehen. Wenn man es noch stärker angleichen will, fällt mir dann als erstes das Kranzgesims ein. Es scheint aber so das du erst bei einer kompletten Rekonstruktion zufrieden bist.



    Dann wäre ja die Pei-Pyramide vor dem Louvre noch viel mehr als ein Fremdkörper, schon eine extraterrestrische Anomalie jenseits aller Vorstellungskraft, wenn man diese Maßstäbe anlegt.
    Nein wäre sie nicht, denn die Glaspyramide steht vor dem Louvre nicht im Louvre. Sie ist ein moderner Anbau am Louvre, aber kein moderner Umbau des Louvres. Und schon dafür kassiert Pei von den Franzosen (zu recht) verbale Prügel.


    Dann dürfte der moderne Anbau, Chipperfields neues Erschließungsgebäude, am Neuen Museum ja auch nicht das Problem für dich sein. Die Pariser haben ihnre Pei-Pyramide jetzt ja auch lieb.;)


    Wenn man immer wieder zu große Kontraste bemängelt, dann will man eine Rekonstruktion und sollte das dann auch so sagen.
    Wer bemängelt denn Kontraste? Ich verdamme die blosse Existenz moderner Elemente, die einfach nicht zu diesem Gebäude dazu gehören. + Sag ich doch, man hätte ihn rekonstruieren müssen. Und sei es nur in Ansätzen.


    Passt das zusammen? Dann sag doch einfach das du dir nur eine komplette Rekonstruktion vorstellen kannst. Das ist doch völlig legitim.

    Viel weiter kann man mit einem Neubau, der als solcher zu erkennen sein sollte, wirklich nicht gehen.
    Aha, du gibst also zu das es ein Neubau ist! Keine Restauration oder Rekonstruktion des Neuen Museums. Es ist ein völlig anderes Gebäude, das erst gar nicht den Versuch unternimmt, dem Neuen Museum ähnlich zu sein.

    Die nicht mehr vohandenen Teile, entsprechen einer Ergänzung oder einem Neubau, wenn du so willst. Der Bestand ist in meiner Definition einer Sanierung/Konservierung unterzogen worden.


    Da wären wir schon wieder beim eigentlichen Thema.
    Die DDR hatte vor der Wende den Grundstein für ein "originalgetreue Rekonstruktion" gelegt. Diese Pläne waren nach der Wende obsolet geworden. Wenn du Wende später gekommen wäre, hätte man bestimmt die ursprünglichen Planungen beibehalten. Kaum jemand hätte sich dann im nachhinein über eine Rekonstruktion beschwert. Das die DDR-Regierung das vernünftig bewerkstelligen hätte können, trotz beschränkter Mittel, zeigt die Semperoper. Außer einem spiegelverkehrten sächsischen Wappen, ist alles bestens abgelaufen. Niemand beschwert sich heute darüber.
    Ich kann verstehen das sich viele ein solches Vorgehen auch für Berlin wünschen.


    Fakt ist aber das der Originalbestand, saniert und konserviert werden sollte und die fehlenden Teile als "moderne Ergänzung" hinzugefügt werden sollten.
    So ähnlich hatte es die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in der Ausschreibung festgelegt. (von mir aus auch das zuständige Bundesamt)
    Jetzt nachdem die Baugerüste gefallen sind, sind ganz plötzlich alle, incl. der Gesellschaft Historisches Berlin, völlig vom Ergebnis entsetzt und wundern sich warum das Neue Museum nicht so wie auf alten Fotos aussieht und einfach rekonstruiert wurde. Manche würden sagen ein wenig naiv.
    Diesen Protest sollte man dem Bauherrn, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz entgegenbringen und nicht den im diesem Sinne handelnden Architekten. Und dann auch bitte etwas früher!:nono:


    Wenn eine deutsche Kommune einen Kindergarten baut, die Opposition hingegen lieber dort eine Grundschule bauen will, bemängelt man den Kindergarten, nach seiner Fertigstellung dahingehend, das keine Klassenzimmer eingeplant wurden? So kommt mir das langsam auch mit dem Neuen Museum vor...;)

    Was den Tunnel unter dem Lustgarten angeht, finde ich diesen Vorschlag etwas bedenklich. Unter den Linden werde ich einfach mit meinem Auto verschluckt, bekomme von Berlins zukünftig schönsten Ecke nicht zu Gesicht und werde jenseits der Spree im Plattenbau umstellten Marx-Engels-Forum wieder ausgespuckt. Wäre für mich ein seltsames Erlebnis.
    Sinn hätte es aber auf jeden Fall über eine Verkehrsberuhigung an manchen Stellen nachzudenken.


    Der eigentliche Boulevard Unter den Linden ging eigentlich nur bis zum "Forum Fridericianum". Dort begann der Schlossbezirk. Der städtebauliche Zusammenhang der einzelnen Gebäude wurde mit dem Ausbau über den Lustgarten hinaus und mit dem Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Brücke/Liebknechtbrücke, ziemlich verwischt. Wer sich alte Bilder vor 1880 ansieht, bemerkt das ab dem Reiterstandbild Friedrich II noch eine gewisse Einheit, auch im Straßenbelag, vom Forum Fridericianum bis zum Schloss, vorhanden war. Heute wird alles durch eine große, stark befahrene Verkehsschneise zerschnitten. Der heutige Bebelplatz ist ein "Durchgangsplatz" geworden und der Lustgarten bildet nicht mehr das "endgültige Ende" der "Linden".


    Es scheint aber heute sehr schwer zu gelingen, den den Verkehr irgendwie umzuleiten oder zu reduzieren. Vieleicht eine Umleitung von den "Linden", über die Friedrichs- oder Charlottenstraße, zur Französische Straße, zum Alex. Das würde aber dann eher in einem Verkehrschaos enden.
    Da bleibt nur noch die Möglichkeit den Verkehr vom Lustgarten über die Schlossfreiheit in die Spandauer Straße und Rathausstraße zu leiten. Man müsste zwar einen Bogen um das Schloss machen, aber das könnte man in Kauf nehmen. Der zukünftige Schlossplatz wäre dann das was er einmal war, ein quirliger Platz, zu der noch belebteren, heutigen Rathausstraße. Und das Wichtigste das Schlossvolumen würde wieder als verbindendes "Gelenk", zwischen dem "Alten" Berlin und der barocken Stadterweiterung, der Friedrichstadt in erscheinung treten.


    PS: Tut mir sehr leid, wenn meine letzten Kommentare in diesem Thread, in ähnlicher Weise schon lange durchdiskutiert wurden. Mein weiß bei der andauernden Diskursion und dem ständigen in Frage stellen aller Entscheidungen auch nicht mehr ganz wo hinten und vorne ist.:)

    Ich fände es sehr bedenklich wenn das Einheitsdenkmal genau hier gebaut wird.


    Sicherlich war das Nationaldenkmal sehr protzig. Die gesamte hist. Umgebung wäre dann aber auch Sinnbild für die Monarchie und das Kaiserreich. Der Dom, das Alte Museum, die "Linden" und natürlich dann auch das "neue" Schloss, da kommt es auf ein Denkmal auch nicht mehr an. Die Wiederaufstellung vom Reiterstandbild des Alten Fritz hatte auch eine gewisse metaphorische Symbolik. Der Kaiser scheint aber heute (noch) nicht salonfähig zu sein.


    Der Sockel des ehem. Nationaldenkmals steht heute unter Denkmalschutz und unter einer Asphaltschicht befinden sich immer noch die Mosaike, mit den Darstellungen aller Provinzen des "Reichs". Das könnte zwar für ein Einheitsdenkmal gelegen kommen, aber die ehem. Ostgebiete sind natürlich auch dabei. Das wäre schon ziemlich grotesk. Das Einheitsdenkmal auf dem wilhelminischen Präsentierteller. Dieser Standort würde einen guten Entwurf für ein Einheitsdenkmal auch extrem beschränken.


    Für mich wird damit der Schlossbezirk erst richtig bis zum Anschlag ideologisch überfrachtet. Ein rekonstruiertes Schloss mit den Außereuropäischen Sammlungen, als "Multikulti" meets Tradition. Ein bisschen zeitgenössische Architektur darf nicht fehlen und der sozialistische PdR natürlich auch nicht. Man wird schon genug damit beschäftigt sein, die hist. Gebäude mit der verbleibenden sozialistischen Umgebung im Einklang zu bringen. In einer solch historischen, monomental überfrachteten Umgebung ein "Liliput"-Einheitsdenkmal für unsere jüngste Vergangenheit hinein zu quetschen finde ich falsch.
    Ein Denkmal für unsere heutige Republik hätte an dieser Stelle immer einen sehr engen Bezug zum ("Kaiser")Schloss. Es würde immer vom Schloss dominiert werden. Eigentlich eine viel bedenklichere Konstellation als ein rekonstruiertes Denkmal für Wilhelm I im "kaiserlichen Umfeld". Mal ganz ideologisch übertrieben: Unsere Republik gründet auf dem Kaiserreich und wird noch immer von ihn dominiert. Damit tut man keinen der beiden Bauwerke einen Gefallen.
    (Nicht das jetzt jemand denkt ich halte das Schloss für ein Symbol des Absolutismus und des Kaiserreichs, soviel Geschmack traue ich einem deutschen Kaiser auch wieder nicht zu.;))


    Dann lieber "Kaisers Sockel" sanieren, neu einfassen, vieleicht um den Rekonstruktionsbeführwortern entgegen zu kommen, auch mit einer schlichten Kolonnade, von mir aus platziert man die Löwen aus dem Tierpark Friedrichsfelde wieder hierher, ein paar Bänke und Infotafeln für die Touris und alle sind zufrieden.


    Mit dem Einheitsdenkmal kann man sich dann auf dem öden Platz der Republik austoben. Dort ist doch schon ohnehin das "Denkmalviertel" von Berlin. So könnte endlich auch mal das eigentliche Symbol der Republik, der Reichstag/Bundestag mit einbezogen werden. Braunfels hat mit seinem alles zerschneidenden "Band des Bundes" den Reichstag einfach links liegen lassen. Mit diesem Ort hätte man einen direkten Bezug auf die Berliner Mauer, das Symbol der geteilten/wiedervereinten Stadt, das Brandenburger Tor, zum Ort der Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung und dem Symbol der "neuen Republik", dem Reichstag.
    Was soll da ein eingeschränktes Einheitsdenkmal zwischen preußischer Repräsentanz, Bauten für die Weltkultur und sozialistischer Weltanschauung?

    Da es hier jetzt sehr interessant wird, wofür ich nochmal allen danke:daumen:,
    noch ein kleiner Auszug aus der sehr umfangreichen Darstellung bei Wikipedia (es mag sicher auch bessere Quellen geben), indenen die Bedeutung und die Vor- und Nachteile des Museums trefflich beschrieben werden:

    Stülers Konzept

    Stüler beschreibt die Leitlinien für die dekorative Gestaltung mit „… erschien es als angemessen, die Räume mit größtmöglicher Harmonie mit den aufzustellenden Gegenständen zu halten“. Der Zweck von Museen sei es „ausser dem Genusse schöner Kunstwerke auch eine möglichst klare und ausgedehnte Uebersicht der Kunstübungen verschiedener Völker und Zeiten zu gewähren“ und da „[…] die Künste aber nie für sich abgesondert, sondern stets im Zusammenhang mit den Schwesterkünsten richtig zu würdigen sind, so glaubte der Architekt die Verpflichtung zu haben, in der Haltung und Decoration der Localien die Sammlungen so viel als möglich zu ergänzen, zumal in allen guten Kunstepochen die Architektur Träger der Sculptur und der Malerei war.“ Eine Konkurrenz der Dekoration und der Exponate sollte aber vermieden werden, so sind z. E. die Sculptursäle nur mit Malereien, die andere Gegenstände als die Bildwerke behandeln, geschmückt und ihr letztere ein ruhiger, isolirender Hintergrund angeordnet.[1] Nach diesen Prinzipien erzeugten Kopien architektonischer Details, Wandbilder und reiche ornamentale Bemalung mit Bezügen zu den jeweiligen Sammlungen ein zu den Exponaten passendes Ambiente. Die zeitgenössische Publikation Berlin und seine Kunstschätze bezeichnet das Neue Museum aufgrund der reichen Symbolik und den vielfältigsten Beziehungen und Verbindungen denn auch als Labyrinth der Symbolik und als steinernes Kompendium der Kultur- und Kunstgeschichte.[


    Quelle: Wikipedia/http://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Museum_(Berlin)


    Kritik am Konzept

    Die enge Verbindung der Exponate mit den Ausstellungsräumen erwies sich in der weiteren Entwicklung tatsächlich als eher hinderlich beim Auszug oder bei der Verschiebung einzelner Sammlungen. Erstmals war dies in den 1870er Jahren mit dem Auszug der Kunstkammer und der ethnografischen Sammlung als Folge der Eröffnung des Völkerkundemuseums der Fall. Dies war auch der Hauptkritikpunkt der Architekten, wie ihn zum Beispiel 1893 das Handbuch der Architektur äußert: Stüler war bestrebt, die architektonische Ausbildung der Räume ihrer Bestimmung anzupassen. Die Gestaltung derselben hat sich jedoch hier und dort als Hindernis für die Verschiebung der einzelnen Sammlungen, die in Folge ihrer Vermehrung nothwendig wurde, herausgestellt.[5]


    Die Kritik der Wissenschaftler richtete sich gegen das romantisierende und exotisierende Interieur, wie auch gegen Darstellungen, die inzwischen wissenschaftlich überholt waren. Trotzdem wurden die Innenräume auch bei Umgestaltungen sehr behutsam behandelt....


    Quelle: Wikipedia/http://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Museum_(Berlin)


    Auch in den angrenzenden Räumen des Erdgeschosses verdeckten abgehängte Decken und Platten die ursprünglichen Dekoration und erzeugten so moderne, neutrale Ausstellungsräume. Diesen inneren Zerstörungen folgten die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg.


    Quelle: Wikipedia/http://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Museum_(Berlin)


    Zu den Fassaden/Konstruktion:

    Hinter der schlichten, eher konventionellen Fassade im klassizistischen Stil verbergen sich vielfältige und in den 1840er-Jahren äußerst innovative Eisenkonstruktionen. ....verbirgt sich innen hinter einer reichen Architekturkulisse mit eigentlichen „Inszenierungen“ im ägyptischen, griechischen oder römischen Stil. Die Bedeutung des Neuen Museums liegt also weniger in der äußeren Architektur sondern in der reichen Innenarchitektur und seinen Eisenkonstruktionen, die Zeugnis ablegen von den mit der Industrialisierung verbundenen Veränderungen und neuen Möglichkeiten in der Baukunst.


    Quelle: Wikipedia/http://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Museum_(Berlin)


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    Hinweis der Moderation: Bitte 6.1 der DAF-Regeln beachten und nicht übermäßig Texte zitieren. Vielen Dank.

    (Sorry an die Moderation, hoffe es geht so.)

    Vielen Dank für die exelente Zusammenfassung der unterschiedlichen Sichtweisen! Hätte es nicht besser sagen können.:)


    Mit antiken Bauwerken, wie mit manchen Kolosseum/Amphietheater ging man aber auch sehr selektiv um. In Nimes entwickelte sich das Amphietheater zur Festung und zu einer eigenständigen, mittelalterlichen Stadt mit über 200 Häusern. Später wurde alles abgerissen. Um die Ruinen des Forum Romanum wieder aufbauen/rekonstruieren zu können, riss man auch einfach ganze historische Quatiere ab. In Athens Altstadt ist man auch so vorgegangen.
    Antike Bauwerke werden als solche nur als Ruine oder stark beschädigtes Gebäude wahrgenommen. Also doch etwas anderes.


    Diskursionen um Rekonstruktionen sind immer sehr kompiziert und gleichen einander kaum. Wenn sie aber funktionieren sollen müssen sie erst gemeint sein und ein Teil eines historischen Prozesses werden. (siehe Frauenkirche alte und neue Steine)


    Für mich würde der Gedanke von Stülers Museums als "rekonstruierungswürdig" gelten und nicht historische Abbildungen, die dazu den Anstoß geben. Dieser macht den Wert aus und nicht jedes Detail.


    Ich sagte aber schon es kommt auf die Auffassung vom alten-neuen "Neuen Museum" an.
    Bis in jedes Detail kann ich da Chipperfield auch nicht folgen. Meine Kritik an Chipperfield habe ich auch schon geäußert. Ich dachte auch zuerst das von Stülers "Geist" bei diesem Konzept nicht viel übrig bleibt. Der jetzige Entwurf kann aus heutiger Sicht Stülers Konzept aber auch durchaus weiterinterpetieren.


    Das ich Chipperfields Arbeit schätze und er für mich einer der wenigen "echten" Stararchitekten ist, ändert aber nichts daran.


    Man sollte sich nur einen anderen Architekten von Weltrang an Chippis Stelle vorstellen, da ist kaum jemand einer solch komplexen Situation und dem hist. Kontext, gewachsen. "Künstlerarchitekten" die für jeden Ort in der Welt immer die gleichen Rezepte haben, gibt es genug.

    Danke Backstein, hab ich ja ähnlich formuliert. Du warst beim Antworten etwas schneller!


    Ich kann alle Sichtweisen irgendwie verstehen, es geht ja darum den Wert des Gebäudes zu "rekonstruieren/konservieren". Ich kann aber nicht Verstehen warum Chipperfield an allem Schuld sein sollte. Er hat seine Aufgaben die ihm anvertraut wurden nur umgesetzt und das, so finde ich, sehr überzeugend für eben jene Sichtweise der Dinge. Wenn die Stiftung Preußischer Kulturbesitz oder der Bund gesagt hätte wir knüpfen an den ehem. Planungen der DDR an und rekonstruieren das Museum, was hätte Chipperfield daran ändern können?


    Bei Wikipedia wird auch der Entscheidungsprozess erläutert:


    Zusammen mit der Sicherungen des Baues 1986 begannen die Planungen zum Wiederaufbau des Neuen Museums. Die zahlreich entnommenen Bauteile – Säulen, Kapitelle, Gesimse, Böden, Wandbilder – sollten als Kopiervorlagen bei der geplanten weitgehenden Rekonstruktion des Gebäudes dienen. Auch die große Treppenhalle mit Kaulbachs Zyklus zur Geschichte der Menschheit sollte anhand der in der Nationalgalerie verwahrten Originalkartons originalgetreu wiederhergestellt werden. Die Wende 1989/1990 machte die Planungen aus DDR-Zeiten hinfällig. Der Wiederaufbau im Rahmen des Masterplan Museumsinsel folgt seither dem Konzept der ergänzenden Wiederherstellung. Dies beinhaltet die Schließung der Hof- und Außenfassaden des Baus über dem historischen Grundriss. Gliedernde Elemente der erhaltenen Fassaden sollen in den ergänzten Fassaden aufgenommen, Originalbefunde am Bau erhalten und die zahlreich entnommenen Bauteile wieder integriert werden. Die Ergänzungen müssen offen gezeigt und ablesbar sein.


    Dieses Konzept war bindend für den 1993 international ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für den Wiederaufbau des Neuen Museums, der keine befriedigenden Resultate brachte. 1997 beauftragte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Architekten David Chipperfield mit dem Wiederaufbau des Neuen Museums.


    Man sieht Chipperfield war bei dieser Herangehensweise noch die beste Alternative.


    Und Chipperfields Statement:

    Chipperfield sichert, repariert und vervollständigt die Ruine des Neuen Museums, das in seinen Worten einer enthistorisierenden Rekonstruktion ebenso entgehen [soll] wie einer romantisierenden Alt-Neu-Rhetorik oder der Monumentalisierung seiner Zerstörung.

    Ich danke euch für die ausagekräftigen Links!


    Wenn ich mir so den linken Flügel anschaue, kann ich nicht verstehen was daran konserviert werden sollte oder konnte. Vom linken Flügel war zu Beginn der Bauarbeiten fast nichts mehr übrig. Also hätte man ihn rekonstruieren müssen und nicht konservieren. Auch eine Konservierung der Ruine in ihrem Bestand am Anfang der Neunzigerjahre, hätte eine Nutzung des Gebäudes sehr stark eingeschränkt. Also musste dieser Flügel wieder her. Eine hochglanz Rekonstruktion des linken Flügels hätte die Konservierung der anderen Gebäudeteile in Frage gestellt.


    Wenn man immer wieder zu große Kontraste bemängelt, dann will man eine Rekonstruktion und sollte das dann auch so sagen. Wo ist denn in Chipperfields Ergänzungen der Große Kontrast zu finden? Eine Glasfuge zwischen Alt und Neu, wie es anderorts oft zu sehen ist? Seine Ergänzungen sind vierlmehr eine Rekonstruktion des Stülerbaus als Rohbau. Vieleicht mit zu großen undifferenzierten Wandflächen, farblichen Unterschieden, aber kein architektonischer Bruch mit dem Bestand. Wenn man das Bild noch weiter betrachtet fällt sogar auf, das er alle Gesimse in den farblich differenzierten Streifen seines Ziegelmauerwerks weiterführt hat und damit sogar eine Sockelzone andeutet wird. Wenn das als moderne Ergänzung noch zu modern ist, kann man sich ja noch das große Kranzgesims aus Sandstein, als verbindendes Element dazudenken. Viel weiter kann man mit einem Neubau, der als solcher zu erkennen sein sollte, wirklich nicht gehen. Es geht also nur wieder darum ein Gebäude zu rekonstruieren oder neu zu interpretieren und zu zitieren, beides mit allen Vor- und Nachteilen die dies mit sich bringen würde. Alles andere wären nur wieder halbe Sachen.
    In Fällen indem es nicht anders geht und nur im Originalbestand rekonstruiert Chipperfield auch hin und wieder etwas.
    OriginalScore ist da nicht ganz allein mit seiner Meinung!;)


    Wenn ich mir das zweite Bild betrachte kann ich das Problem mit dem Putz und der Farbe gut verstehen, aber es zeigt für mich ein Detail das unglaublich antik wirkt. In Italien geht die dortige Denkmalpflege genau so vor. Da sieht jedes Denkmal aus unseren Augen sanierungsbedürftig aus, ein "glänzender" neuer Farbanstrich ist dort verpönt.

    ^ Stimme kaktus da voll zu.


    Ironischer Weise entspricht diese Collage widersprüchlicher Stile genau dem vorherrschenden Trend in der Stadt. Der auch die verschiedenen Fassaden des Stadtschlossentwurfs und die modernen An- und Umbauten an Zeughaus, Reichstag, Pergamonmuseum, Olympiastadion, Reichsluftfahrtministerium etc. hervorgebracht hat. Daher wird sich diese „Harmonie der Widersprüche“ (was in sich schon ein Widerspruch ist) perfekt in das ebenso unharmonische Stadtbild einpassen und den Ruf Berlins als „spannender Ort voller Gegensätze“ noch verstärken. Berlin ist und bleibt die „hübsch-hässlichste Stadt der Welt“.


    Die genannten Beispiele sind wohl eher Beispiele für Gebäude die nach einer Zerstörung nicht in ihren ehemaligen Zustand zurückversetzt werden bzw. nicht werden können oder die heutige Zeit andere Aufgaben/Nutzungen an das Gebäude stellt. Möchte jemand gern in einem "original" Krankenhaus der Zwanziger Jahre behandelt werden incl. der fehlenden Elektrik, OP-Technik, Fahrstuhl etc.? Das dies nicht immer ohne "Bruch" mit dem Bestand kompartibel ist, scheint eher logisch. Oder man müsste einen Fahrstuhlschacht als neoirgendwas Glockenturm daneben stellen. Was daran jetzt Berliner Tradition sein soll weiß ich nicht. So etwas gibt es in jeder deutschen Stadt. Ich kann mir nicht vorstellen im Olympiastadion Anno 1936 unter freiem Himmel zu sitzen und mich bei jeder zweiten Veranstaltung nassregnen zu lassen. Da verlange ich im 21. Jahrhundert etwas mehr, in der Dritten Welt scheinen solche Zustände auch heute noch normal zu sein.


    Das manche Architekten da mal gern mit Kontrasten umsich werfen und maßlos übertreiben um ihr eigenes Ego zu befriedigen ist dennoch sehr traurig.
    Bei Chipperfield sehe ich das zumindest nicht beabsichtigt, aus dem Nichts heraus agierent. Er folgt eher wissenschaftlichen/konservatorischen Gesichtspunkten. Ob das jetzt gerade gut ist sei dahin gestellt.


    Für mich kommt es darauf an wie man den historischen Wert des (Rest)gebäudes wieder verdeutlichen kann und wie dies mit einem Museum des 21. Jahrhunderts zu vereinbaren ist. Oder in diesem Fall ist Stülers oder Chipperfields Konzept (auch heute noch) besser und bleibt das Neues Museum das was es eigentlich verdeutlichen sollte, das wofür man es heute so sehr schätzt.
    Rekonstruktion ist da die eine Antwort. Radikaler Umbau eine andere. Konservierung und "behutsamer" Umbau wiederum eine andere, genauso wie eine Abstraktion aller Baudetails zu einem historischen-postmodernen-historistischen Durcheinander auch.



    Einen Wert daran zu messen wieviel rekonstruiert wurde und ob die ein oder andere Neuzutat als Bruch oder nicht erscheint, ist zwar wichtig aber nicht Handlungsorientiert. Auf das Gesamte kommt es an und was davon noch übrig bleibt.
    Man sollte erst das Ziel festlegen und dann über bestimmte Maßnahmen die sich damit ergeben diskutieren.


    Selbst wenn man sich dazu entschliesst, bei einer Restauration weitgehend auf Rekonstruktionen zu verzichten. Weil diese erstens gegenüber den wenigen erhaltenen Originalteilen dominieren würden und sie zweitens bei allem Bemühen um Authentizität immer die Gefahr bergen, die künstlerische Aussage des Originals zu verfälschen. Dann müssten sich die nicht rekonstruierten Ergänzungen im Gesamteindruck dennoch unsichtbar machen. Das kann zum Beispiel geschehen, in dem man ursprünglich vorhandene Formen und Bilder nicht bis ins Detail ausführt. Sondern sie nur in groben Umrissen andeutet, ohne sie vollständig "auszumalen". So dass einerseits die Raumwirkung wiederhergestellt wird, aber andererseits der Blick nicht von den erhaltenen original Fragmenten abgelenkt wird.


    Um dieses "Maß" von Rekonstruktion, Authentizität und Aussage des Originals kommt es an. Chipperfield meinte es wäre mit wenigen Rekonstruktionen nur authentisch und würde so das Original nicht verfälschen.
    Das Ergänzungen das Original nicht dominieren dürfen bin ich auch deiner Meinung. Wenn man die Details abstrahiert, nicht bis ins Detail ausführt, bedeutet das für die "wirklichen Details" im Falle des Treppenhauses, die Treppengeländer beständen aus kuriosen Kreuzen und Kreisen, die Bogensehnenträger im sichtbaren Dachtragwerk hätten seltsame Ornamente und die Karyatiden am oberen Treppenlauf (Kopie Erechtheions-Korenhalle) wären grob behauene Säulen. Ein postmodernes-historistisches Durcheinander würde entstehen, welches das "Original" nicht viel deutlicher als dieses zur Erkennung verhelfen vermag.


    Chipperfields modernen Ergänzungen haben fast immer die selben Proportionen und eine annähernd gleiche Gliederung wie die Bauteile die sie ersetzen sollen.

    Es entsteht vielmehr ein völlig neues Gebäude als Stilmix aus Moderne, Ruine und ein bisschen Original. Die vielen Brüche und Kontraste entsprechen dabei weder dem Charakter des Originals noch dem der originalen Ruine.


    Das bedeutet aber nicht das ich eure Kritik nicht teile.
    Es sieht schon noch nach konservierter Ruine, auch nach traditionsorientierter Moderne und auch noch ein wenig nach dem Original, aus. Jedes Stadium des Gebäudes bleibt sichtbar, mit der Dominante der Ruine. Diesen Spagat wird man aber auch nicht "Stilrein" hinbekommen können, lediglich in veränderten Verhältnissen zueinander.

    @ Andy 777
    Von einer "klassischen" homogenen Bebauung, im Zusammenhang mit der Museumsinsel zu sprechen, finde ich nicht ganz trefflich vormuliert. Ihnes wilheminisch-neobarockes Bodemuseum hat wenig mit Schinkels Alten Museum oder dem "griechischen Tempel" der Nationalgalerie gemein. Wenn man sich das riesige Pergamonmuseum ansieht, sind die Unterschiede noch größer. Noch eine S-Bahn Trasse mittendurch - typisch Berlin. Jedes Gebäude der Museumsinsel bietet sich dem Besucher zu einer anderen Seite der Insel an, Stülers Neues Museum muss da sehen wo es selber bleibt (darum der Streit um Chippi´s Eingangsgebäude). Stüler ist dabei vieleicht eher Schinkels "Zurückhaltung" (Altes Museum) verpflichtet. Untereinander besteht also keine große Organisation der Gebäude zueinander. Es sind vielmehr fünf Solitäre die geographisch eng aneinander gebunden sind, inhaltlich und von der Farbgebung aufeinander abgestimmt sind. Aber schon ein Ensemble.;)


    Ich muss für Chipperfield aber auchmal eine Lanze brechen. Ich halte ihn für den fähigsten Architekten die uns "die Insel" bescheren konnte. Wenn ich mir das Neue Museum von seinen geadelten Landsleuten Foster und Rogers vorstellen müsste, wird mir ganz anders.
    Chipperfield hat oft genug bewiesen das seine Gebäude einen starken örtlichen Bezug haben und vor allem handwerklich gekonnt sind (jenseits der Glas-Beton Fetischisten). Wer sich seine Galerie am Kupfergraben ansieht aber auch seine Ergänzung beim Neuen Museum, merkt das er nicht in die Klischeekiste greift, sondern typisch regionale Materialien für seine Fassaden benutzt, geschlämmtes Ziegelmauerwerk (also eine Mischung zwischen Putz und sichtbares Ziegelmauerwerk). Darauf hat million schon zu recht hingewiesen. Wenn man seine neuen Fassaden für das Neue Museum an einer anderen Stelle in Berlin-Mitte hinstellen würde, würden viele seiner Kritiker, wegen des traditionellen Bezuges und der historisierenden Gliederung in die Hände klatschen.
    Seine Gebäude können in Würde altern, was man in Berlin ja nicht so oft über Neubauten sagen kann.


    Auf Chipperfields zentrales Eingangsgebäude bin ich aber sehr gespannt.
    Viele sagen es würde sich nicht in das Ensemble einfügen und das Neue Museum verdecken. Das tat Schinkels Packhof auch, den ja manche lieber haben wollten. Der Packhof als Neubau für ein Museum oder ein Eingangsgebäude? Alle Neubauten der Insel orientierten sich damals am Bestand, sprachen aber dennoch die klare Sprache ihrer eigenen Zeit.

    Ich finde Chipperfield orientiert sich auch stark an der Museumsinsel (siehe die Kollonaden). Auch der hohe Sockel und die Freitreppe wirken elegant und die Antike zitierend. So manches müsste aber noch überarbeitet werden.
    Die heutigen Gegebenheiten erfordern ein solches Eingangsbebäude. Es entspricht darin der Konzeption der Museumsinsel, die nicht nur schöne Gebäude verspricht sondern ein Museum von Weltrang. Als solches darf sich ein neues Eingangsgebäude nicht verstecken. So ein Neubau macht leider nur an diesem Standort Sinn. (Es gab einen Entwurf von Josef Paul Kleihues der ein unterirdisches Eingangsgebäude an dieser Stelle vorsah.)

    Die gleiche Diskursion erinnert mich etwas an der über Pei´s Pyramide für den Louvre.


    (Hier nochmal die Webside über die Arbeiten am Museum, die glaube ich, schon allen bekannt ist.http://www.wiederaufbauneuesmu…e/rg_e0_4_ve_3_23_51.html)

    Meiner Meinung nach hätte man sich von Anfang an die Frage stellen sollen, welchen Philosophie man für das Museum und insbesondere zur Präsentation der Exponate verfolgen will.


    Stülers "Neues" Museum war insofern innovativ und bewundert worden, weil es den Besucher mit auf eine Zeitreise in die antike Welt genommen hat. Es standen nicht nur die Exponate im Mittelpunkt sondern die Inzinierung dieser in ihrem Kontext. Auch neuer, wie antiker Bautechniken bediente sich Stüler (siehe Gewölbedecke aus Tonkrügen) Jenseits einer Mediengesellschaft sicherlich eine Zeitreise. Ein Bildungsauftrag! (Eine ähnliche Philosophie hat auch Ihne beim Bodemuseum angewandt.) Vieleicht würde man sich heute, von der reinen Masse an Exponaten und den üppigen Darstellungen an den Wänden, "erschlagen" fühlen. Exponat und präsentierende Umgebung konnte man nicht visuell trennen. (Beim Bodemuseum wurde ja auch etwas "entrümpelt")


    Chipperfield ging einen zwar redlichen, wissenschaftlerischen Weg, der aber mit Stülers Leitidee und dem "echten" Neuen Museum nicht mehr viel Gemeinsamkeiten hat. Hierbei spielt das Wieviel rekonstruieren und Womit nicht die primäre Rolle.
    Der Grad den man gehen konnte ohne das Projekt ins lächerliche zu ziehen war nicht einfach.
    Man nehme den Kaulbach-Zyklus im Hauptreppenhaus. Kaulbach war nicht irgendwer, den man mal eben nach alten Fotos nachmalen kann. Er war der bekannteste "Historienmaler" seiner Zeit im deutschsprachigen Raum. (http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Kaulbach)
    Insofern Chipperfields Ansatz. Die Kriegsspuren sollte man natürlich auch nicht ganz vergessen.


    Was er aber daraus bertieben hat, spricht eine andere Sprache. Warum kann man eine rot gestrichene Wand nicht wieder rot streichen? Wenn bei mir in der Wohnung die Farbe von den Wänden fällt werde ich diese nicht konservieren sondern wieder überstreichen. Eine logische historische Entwicklung. Welchen historischen Wert hat eine einfach und einfarbig gestrichene Wand? Das gleiche gilt für die Putzflächen im Äußeren. Obwohl Chipperfield natürlich damit konsequent war.


    Ich bin mal gespannt wie der Ägyptische Hof werden wird. Da könnten doch wenigstens die Säulen, schlicht und modern in alter Form mit Sichtbeton nachempfunden werden.


    Die äußerlichen Ergänzungen sind sicherlich und mit den horizontalen Streifen für sich betrachtet sehr gut gemeint und architektonisch gut, wie unkonventionell gestaltet worden.
    Die Porportionen des linken Flügels wirken aber völlig anders als der originale rechte Flügel. Er wirkt höher und schmaler. Größter Grund dafür, das Weglassen der Gesimse, insbesondere des abschließenden Kranzgesimses. Dies wäre mit einer zeitgenössischen Formensprache auch nicht so sehr eigenständig gelungen.


    Was soll ich jetzt vom Neuen Museum halten? Redlich bemüht aber Thema verfehlt?, Er hat das Neue Museum ein zweites Mal zerstört? oder Architektonisch neu interpretiert, konsequent konserviert und handwerklich solide?


    Das jetzige "pompejianische Interior" wirkt vieleicht so auch als Weiterentwicklung zu Stülers lupenreinen Themenräumen. Das Exponat bekommt nicht einen auf sich idealisiertes passendes, räumliches Pondant, sondern eines was sich auf gleicher Ebene mit ihm bewegt, als historisch verschlissenes Gegenstück. Das Museum als "antikes" Austellungsstück No 1. Ob dabei das Exponat noch weiter in den Hintergrund tritt, als manche es von Stülers Konzept behaupten ist fraglich.


    Das Neue Museum ist zumindest keine totsanierte und für jedliche Austellung sterile "Museumshülle" geworden. Es polarisiert und lässt Platz für jedliche Interpretation, wie es die Kunst tut.?! :confused:


    Ihr seht so ganz im Klaren bin ich mir noch immer nicht was jetzt dort entsteht.

    Natürlich sagen die Rendering noch nichts über die Bebauung ansich aus. Die Gebäude darauf sehen auch wirklich sehr banal und trist aus, so wie man sie schon des öfteren in der Friedrichstadt sehen kann.


    @Westopolis
    Meine größte Kritik beläuft sich ja nur auf den Bereich Molkenmarkt. Das eigentliche Hauptproblem des Projekts.



    kaktus
    Ich wüsste keinen Grund warum man wieder Omas altes Fotoalbum rauskramen sollte. Dort standen nur unbedeutende, kleinbürgerliche Wohnhäuser, vieleicht zwei bescheidene Adelspalais, die schlichte Französische Kirche im "Hinterhof", am Molkenmarkt und in der Klosterstraße ein paar repräsentative Geschäftshäuser. Höchstens die mittelalterlichen Reste mit dem Kapitelhaus des Grauen Klosters, das Ende der 60er Jahre dem Ausbau der Grunerstraße zu Opfer viel, war von Bedeutung. Und welchen Zustand hätte man gern? Gerade der Molkenmarkt hat sich ja rasant umentwickelt. Wenn es nur um schöne Fassaden geht, kann man sich ja das niedliche Nikolaiviertel als Beispiel nehmen. Dann muss man nur noch mit der Kutsche heil über die Spandauer Straße zum nächsten "Original Alt Berlin" kommen. ;) Zudem ist die Nutzungsstruktur und die Bebauungsdichte eine ganz andere als heute. Die Anbindung an das Nikolaiviertel macht allerdings Sinn.


    (Tut mir leid es so überspitzt beschrieben zu haben. Die Diskursion um das Schloss reicht mir zurzeit.)


    Sonst muss ich dir Recht geben.
    Ich halte die Höfe für dieses Konzept auch für sehr wichtig. Diese sehen auf den älteren Plänen besser gelungen aus.


    Mit der Verkehrsplanung muss man sehen was möglich ist. Einen Wechsel vom Asphalt zum Pflaster, im Bereich des Molkenmarktes (als verkehrsberuhigende Maßnahme?), halte ich für gut. Ein übergreifender Straßenbelag könnte das Nikolaiviertel gut mit dem neuen Viertel verbinden und den Platzcharakter stärken. Eine Ampel würde da reichen. Aber stört den Verkehrsfluss bestimmt zu sehr.


    Wichtig ist das es wieder urban wirkt.
    (hier nochmal ein paar (schlechte) Bilder der Entwicklung Molkenmarkt http://www.baerentouren.de/grafik/Molkenmarkt.jpg + http://www.berlin.de/geschicht…&place=Molkenmarkt&page=3 + http://galerien.koepenick.net/…image.php?album=2&pos=101 + http://www.bildindex.de/rx/apsisa.dll/ortezoom?sid={169ccd6a-5003-4956-b218-d0ebadb90c99}&cnt=506623&did=1223495&aid=*&rid=1&picno=37&zoomlevel=1 [müsste mal bessere einscannen, aus der selben Perspektive])


    Ein Architekturbüro hat sich damit auch schon befasst:
    http://diagrampool.org/NewFiles/molkenmarkt_01.html


    Eine sehr große Parallele zu den Townhouses sehe ich aber nicht, der Maßstab, die zentrale Lage und die Nutzung ist eine andere. In der einzelnen Gestaltung aber schon.