Beiträge von Timmi

    ^Da hast du natürlich völlig recht.


    Noch mal kurz zu Skylinefreaks inhaltlicher Ausführung:
    Das am Alex 10 Hochhäuser (wenn es überhaupt Wolkenkratzer werden) entstehen sollen ist eher ein Wunschtraum. Keine konkrete Planung, kein konkreter Entwurf, kein Zeitfenster, nur ein Masterplan. Ab und zu ein Zeitungsente und ob die konkreter werdenden Pläne für das Hines-Areal bzw. das "Alexa-Hochhaus" wie gehabt umgesetzt werden, steht noch in den Sternen. Aber stimmt schon optimistisch bleiben! Hoffen wir das Beste. ;)


    Aber wenn man schon den Masterplan vom Alex mit Frankfurt vergleicht muss man ihn mit den Frankfurter Hochhausrahmenplan vergleichen. Dort stehen dann 10 + sagen wir mal max. 5, weitere Hochhäuser gegen ca. 20-30 geplanten gegenüber.


    Gebaut werden aktuell 4, darunter 2 über 150m (naja die EZB ist ja eingeschlafen) + ein paar in den Startlöcher für 2009?!. In Berlin ist es aktuell nur das Zoofenster und die konkrete Aussicht auf zwei weitere.


    Also wieder 1:3 ungefähr.


    Aber wie du schon sagtest, es wäre echt mal interessant zu überlegen wie Berlin mit seiner Wirtschaftskraft wie vor dem Krieg, heute aussehen würde. Wären die Banken und die Großkonzerne in Berlin geblieben, wäre die Masse von Höchhäusern bestimmt nicht in Frankfurt, sondern größtenteils auch in Berlin. Das wird besonders deutlich wenn man die Hochhausentwürfe für Berlin aus den 20er Jahren sieht, die gab es für Frankfurt in der Zeit noch nicht. Wahrscheinlich stände heute die gesamte Friedrichstadt, vom Potsdamer Platz bis zur Spree mit Hochhäusern voll. Dort waren ja das Geld, und die Lobbyisten zu Hause. Etwas ist Berlin da glaube ich auch erspart geblieben.


    Trotzdem - Armes Berlin, gut das man es wenigstens ewas unter die Arme greift!


    Arm aber sexy! - Keine Banken aber dafür Kultur!

    ^
    Danke für den Beistand!


    @ RMA2000


    Also erstens ich wollte dich, noch jemand anderen hier im Forum beleidigen. Wenn du dich mit den "Kindchenschema" angesprochen fühlst, bedauere ich dies. Ich bin davon ausgegangen das du meinen genannten ortsfremden Billig-Historismus nicht propagierst, wozu der Bezug eigentlich gedacht war.


    Ich finde die Art und Weise nicht nachvollziehbar inder man hier an die Sache heran gegangen ist. Die Absicht dass man dieses Gebäude wieder aufbauen will ist für jeden nachvollziehbar. Ich bin deswegen kein Dogmatiker. Wenn man alle Rekonstruktionen gleich gut oder gleich schlecht findet ist man ein Dogmatiker.


    Vor einer Rekonstruktion muss eine klare Absicht stecken das bestmögliche zu erreichen, diese hat es nie gegeben und die Befürworter hat dies auch kaum gekümmert. Wenn man ein Gebäude in den Deck ziehen möchte, es als Fiktion hinstellen möchte wie in Braunschweig, dann bin ich nicht bereit Baugeschichte für Investoren zu opfern die sich in der Rolle eine Mäzens gut gefallen, nur das man jetzt sagen kann das es zumindest schöner als vorher ist. Dann können die Traditionalisten unter den Architekten wenigstens was Eigenständiges zusammenwürfeln.


    So eine Mentalität hat das Palais zu Abriss preis gegeben und so eine Mentalität baut es als Konsumgut wieder auf.:nono:


    Was mein letzter Betrag mit dem Projekt jetzt zu tun hat? Sehr viel.
    Gut das alle die Textpassage schon kannten. Dann verwundert mich es schon sehr das so viele, in Kenntnis dieser Tatsache, in den letzten Beträgen diesen tollen Kompromiss gelobt haben, fast der selbe Kompromiss der zum Verlust dieses Bauwerk geführt hat. Jeder Anflug von Kritik wurde mit Lobeshymnen über Fassadenpracht und Steinmetzkunst erstickt. Mir wird die Argumentation da etwas schwammig.
    Als ich die Abrissfotos hier sah hat auch kaum einer sich darüber brüskiert.
    Und wenn man dann nur eine blinde Tür kritisiert, kennt man die Baugeschichte nicht und will das "schöne Palais" schlecht machen.


    Ich habe auch nichts gegen ernst gemeinte historistische Bauten von Kahlfeldt, Kollhoff etc. Jedem das seine. Das auch die Moderne traditionell sein, und Ornamente haben kann, habe ich ja bereits erläutert. "Ornament ist kein Verbrechen" -wer hat das Gegenteil behauptet? Es gibt kaum einen Satz in der Architektur der so fehlgedeutet wurde. Loos hat ihn so auch nicht gemeint. Wer sich seine Bauwerke ansieht weiß dass er dies so nicht gemeint hat.


    @ RMA2000
    PS: Ein Nacktmull ist genauso ein Lebewesen wie ein Hase und kann für sein Aussehen nichts (würde meine Oma sagen). Meine Oma häkeln den Mull einfach ein Flokati-Overall mit Ohren und dann könnte man jetzt auch sagen, "Was ein schöner Hase, ein guter Kompromiss"! Also mir wäre da ein Hase ohne Ohren lieber. :gibgrin30 (Nein, im ernst, du hast schon recht)

    Der gute Kompromiss

    Jetzt nur noch was für Fans der wie hier gefundenen guten Kompromisse:
    Zitat aus Wikipedia:

    Zunächst war dabei sogar der Wiederaufbau des Palais geplant, doch stellte sich heraus, dass die Verlegung der unter dem Gebäude zusammenlaufenden Kabel einen Millionenbetrag gekostet hätte. Nach langen Verhandlungen stimmte die Stadtverwaltung daher einem Kompromiss zu. Das Corps de Logis und die Seitenflügel wurden niedergelegt, nur die Portalbauten an der Großen Eschenheimer Straße blieben in der alten Form erhalten. Diese waren allerdings Neubauten gewesen...

    Quelle: Wikipedia


    Kommt das nicht bekannt vor? Wer trauert da um den Kompromiss der das Palais dahin gerafft hat nach? Leider war auch der Erhalt der Portalbauten zu teuer für den neuen Investor. Aber da gab es ja so einen guten Kompromiss, der schon einmal geklappt hatte. Geschichte wiederholt sich, es bleibt aber weiterhin ein "schönes" Projekt! (Sorry für die Polemik! ;))

    In arabischen Ländern gibt es auch Tendenzen indem man bei 40C° im Schatten, in einem Glashaus leben möchte.


    Der Thronfolger mit den großen Ohren setzt sich ja für so viele Dinge ein. Vieleicht setzt sich Angie auch demnächst für den Erhalt von DDR-Architektur ein.
    Solche Gebäude mit Klinker gibt es auch in der Hamburger Hafencity. Moderne mit traditionellem Hintergrund. In der Schweiz baut man noch traditioneller aber modern und alle Welt schaut verwundert hin dass sowas geht.
    Vielerorts scheint sich aber ein mediterran angehauchter pseudo Klassizismus durchzusetzen, der mit seinen Säulchen, Rundbögen und Balustraden ganz auf das Kindchenschema der Traditionalisten zielt.


    Historistische und Neoklassizistische Architektur findet man auch in der ganzen Welt, das kann kein Parameter für die Authentizität des Ortes sein. Materialität, Maßstab und Typologie spielen eine Rolle und da sind historistische Bauten nicht immer authentischer.



    Das was ich nur sagen wollte ist, das hier manche das hemmungslose Bauen und Rekonstruieren im historischen Gewand beklagen, was in den genannten Ländern offenbar ohne jede Diskussion als selbstverständlich hingenommen wird. Damit öffnet man aber die Büchse der Pandora der Beliebigkeit, wie man sieht. Gestern abreißen, heute Größenwahn und morgen wieder was Historisches. (Palais abreißen, Palais zu 1/3 wieder aufbauen mit Tiefgarage und Hochhaus, Palais Wiederaufbau wieder abreißen, Palais nach belieben neu aufbauen mit noch größeren Hochhäusern, und in Zukunft? Fehlt nicht noch ein Geschoss der Tiefgarage? -Wie, nicht skuril?) Wenn die Städte dort wirklich schöner werden, wandere ich aus!


    Ich will es auch nicht weiter vertiefen. Solche Diskursionen gibt es bei Projekten die irgendwie historisch aussehen oder aussahen hier im Forum genug, auf den Inhalt kommt es da nicht immer an.;)

    @ Avatar


    Willkommen im Forum!



    @ RMA2000


    Ich habe mich vielleicht etwas barsch ausgedrückt. China und Russland hatten in der Tat eine Baugeschichte die sich in hunderten von Jahren im Gegensatz zu Europa nur wenig verändert hat. (siehe Baugeschichte der Verbotenen Stadt) Das ist jedoch nicht negativ gemeint. Zurück zu Thema…


    Ich habe nicht behauptet dass die genannten Länder keine Baukultur haben. Im Gegenteil, sie sind dabei ihre durchaus reiche Baukultur zu demolieren indem selbstverliebte Architekten aus dem Ausland und Scheichs/Oligarchen/Parteimitglieder, größenwahnsinnige Projekte verwirklichen. Was hält Dubai als Stadt zusammen und was die vielen gesichtslosen Millionenstädte in China? Das sind Fragen, finde ich, die man dort der Architektur stellen sollte und nicht wie historistisch und extravagant ihre Fassaden sind. Diesen von einigen so bewunderten und geforderten „Monolog-Historismus“ der mit der Baugeschichte keinen Sinn ergibt bringt niemanden weiter. Er bedeutet vielmehr das Ende von vielen Altbauten und dessen Geringschätzung sowie Reproduzierbarkeit. Jetzt in China und in den 30ern und auch im wirklichen Historismus bei uns. In Deutschland ist Gewiss nicht alles gut es scheint aber hier einige Erkenntnisse aus eigenen Fehlern zu geben, die man in der Realität aber meistens vermisst. So ein „immer höher hinaus“ und „die Geschichte schreiben wir neu“, gab es bei uns in den Nazi-Planwerken und zu Hochzeiten des Wiederaufbaus auch. Eines der Opfer was das Palais und scheint es auch wieder geworden zu sein.


    Mit den „Investoren-Klotz“ triffst du meiner Meinung nach genau das Problem was das Palais hat. „Die breite Bevölkerung“ kann auch noch stärker ihren Einfluss einbringen, wenn sie so etwas will. Ihr scheint das Palais eher Gleichgültig zu sein. Den Einfluss verbuchen die Investoren für sich, wie in Dubai und machen daraus Kommerz mit Einrichtungen für die oberen Zehntausend.

    Vortschrittliches Ausland

    @ RMA2000


    Das sind also die "Paradiese des Neohistorismus"!


    In Sachen Architektur kann man von dort also noch viel lernen? Wenn ich von Architektur-Diaspora gesprochen habe, sind das exakt die besten Beispiele!


    Welche Länder holen sich aus Deutschland haufenweise Architekten? Russland, China, Saudi-Arabien und die Emirate. Wo macht man ganze historische Quartiere platt um Wolkenkratzer und pseudo historischen Schnickschnack hochzuziehen? Wonach sieht St. Peterburg aus und wer baut dort heute? Wohin ist die "halbe Moderne" von Deutschland aus, in der neohistoristischen Nazizeit ausgewandert? In die USA und nach Israel. All die Länder die klassischerweise vom Architekturexport leben. Genau dort sind Architektur und die Baugeschichte x-beliebig. Länder indem teils vom Mittelalter bis in 20. Jahrhundert größtenteils (zumindest in der Provinz) nichts in der Architektur passiert ist. In diesen von so manchem geprahlten Ausland herrschen also die Zustände die man sich auch hier wünscht.


    Nur seltsam warum man seit Jahrhunderten auf zeitgenössische Architektur aus Europa abfährt!:D


    Sieht das nicht wie ein großer Wiederspruch zum "monohistoristischen Bauen" aus und schadet man letztenendes seiner eigenen Geschichte nicht selber?


    Zudem wird eines besonders deutlich, es sind Länder in denen Immobilienspekulationen, schnelles Geld und Größenwahn grassieren und nur nebensächlich die Architektur. (Siehe "The World"-Dubai, keine Inhalte sondern Marketing) Genau dort sind wir mit dem Projekt und der Immobilie "Palais Thurn und Taxis" auch angekommen, wie es der Name "Palais Quartier" als Marketing-Gag suggeriert.

    @ ryosuke
    Mit der "schönen Tür" über die man bei diesem schönen Palais ruhig hinwegsehen kann, hast du vollig recht. Hab es in meinen vorletzten Beitrag ja ähnlich beschrieben.


    Wozu die Kritik im Detail? So lange das Palais für ne Postkarte taugt ist doch alles ok.;)

    @ Xalinai
    Muss man deine Argumentation verstehen?
    Das führt die hier bei manchen so beliebte Forderung nach Rekonstruktionen und dessen wenigstens in Ansätzen vorhandene Nachvollziehbarkeit ad absurdum. Was wären die Gründe sich überhaupt nach irgendeinem Vorbild zu richten? Kann man den Schwindel dann nicht gleich lassen?
    Was würde man da für Kreaturen schaffen? Las Vegas, Phantasialand oder ein allgemein propagierter Historismus?


    Wenn es also der Authentizität und der Ehrlichkeit in der Architektur hilft „unzeitgemäße Architektur/historisierende Neubauten“ mit zeitgemäßen Details und Materialien zu versehen um den Laien die Baugeschichte verständlicher zu machen finde ich das schon skurril.


    So könnte man bei der seltsamen Altstadt-Rekonstruktion das Fachwerk anschrauben oder aufmalen und dem Palais hätte man Kunststofffenster und ein Flachdach verpassen können, dann kann jedermann sehen dass es sich um gute Architektur der 21. Jahrhunderts handelt. Eine wirklich ehrliche Variante.


    Hat „das Palais“ nicht auch „moderne Teile“ und kann der Laie es deswegen klar als Neubau einstufen? So schafft man erst recht Verwirrung. Und was wäre dann der Reichstag? Eine Rekonstruktion oder ein Neubau nach diesem Prinzip, ein Altbau oder ein Umbau oder alles zusammen? Der Laie erkennt es ja dann sofort.


    @ RMA 2000
    Mit den Ideologen hast du recht. Ich weiß aber nicht in Welchen Land der Welt diese Diskussion überhaupt so präsent ist, die meisten Menschen sind da eher froh überhaupt ein Dach über den Kopf zu haben, da muss es nicht ein historisches sein.


    Wo im Ausland soll denn dieses so oft genannte Rekroparadies sein? Ich denke mal es ist mal wieder das „wilde Osteuropa“ gemeint, indem Oligarchen noch Paläste bauen dürfen. Im Polen gab und gibt es vollkommen andere Hintergründe und im Vergleich mit der Denkmallandschaft hier nicht vergleichbar. Und in Russland, im Fall Kaliningrad (Königsberg) ist die Diskussion darüber auch nicht gerade leicht behandelt worden. Zumal man dort ob orthodoxe Kirche oder Wohnhaus ohnehin gern so baut wie vor 500 Jahren. Die Weltarchitektur seiner Zeit holt man heute, wie zu Zeiten Peter des Großen aus dem „modernistischen“ Ausland. Was von Bedeutung aus einheimischer Produktion war (20er Jahre) reißt man heute dann gern ab. Bevor es keine Diskusionen mehr gibt und wir auch in eine Architektur-Diaspora geraten, da lob ich mir doch die Dogmatiker hier.


    Was die reine Masse von Rekonstruktionsvorhaben angeht kann Deutschland heute wohl kein anderes Land das Wasser reichen. „Das Paradies“ liegt so oft vor der eigenen Haustür.

    ^Die breite Masse würde auch nicht so ausführlich darüber diskutieren wie wir hier.;) Darum...


    Wollte mich eigentlich nicht einmischen, aber ich muss ryosuke in vielen Punkten recht geben.


    Das Problem mit der Geschossdecke die das Fenster schneidet ist ja nicht das eigentliche Problem. Das gibt’s nicht nur im Vatikan und in Wiesbaden sondern auch in jedem zweiten Treppenhaus. Zum Foto. Ich kann zwar nicht sagen ob es im fertigen Zustand auch noch so schlimm aussieht, aber meiner Meinung nach ist das Problem die geschossübergreifende Tür/Notausgang mit der Leichtbauwand?? (oder nur eine provisorische Absturzsicherung), die zu 50% verstellt wird. Und wo soll es jetzt so etwas noch geben, in Schilda? Die Tür hätte man auch statt fast 4 Meter nur bis zur Geschossdecke führen können. Dort gäbe es dann optisch eine dickere Sprosse. Naja..


    Wenn man die Kopie schon an allen Enden verändert und verkleinert, könnte man sicherlich auf den „Schornstein“-Fake auch verzichten. Sieht sonst bestimmt so aus als hätte ein Flugzeug weiße Pakete über dem „Palais“ abgeworfen.


    Was nützt das schönste Palais, wenn es aufgrund seiner Bauweise nicht nutzbar und somit schlecht zu vermarkten ist?


    Ein Satz wie aus den Lehrbüchern eines Immobilienmaklers. (Sorry!;))
    Pragmatisten könnten darauf antworten: dann bauen wir es erst gar nicht wieder auf. (Mit dem Argument könnte man aber auch echte Denkmäler planieren.)


    Wenn es um ein „echtes“ Palais geht muss man sich wohl mit einer Nutzung zufrieden geben die nicht den Maximalprofit erbringen wird. Zudem würde aufgrund der Auflagen (Denkmalschutz) und unwirtschaftlichen/unflexiblen Nutzflächen bestimmt keinen Investor einfallen darin zu investieren, es sei denn man hat Glück und man kann das Ding komplett neu bauen. Ansonsten entledigt man sich halt dem Gebäude oder dessen Teile die Probleme schaffen und man kann mit dem alten Image uneingeschränkt bauen.


    Darin steckt doch die Perversion dieses Projekts. Geht es hier wirklich um Werte die man wieder haben will, um Identität? Werte die man auch mutwillig vernichten kann um sie augenscheinlich neu zu erschaffen. Hatte man nicht eigentlich Glück das wenigstens ein kleiner Teil des Gebäudes trotz gegenteiliger Tendenzen wieder errichtet wurde. Wenn man dann natürlich anführt das es sich ohnehin um eine im Wiederaufbau der Nachkriegsjahre geschaffene Neubau handelt, also vollkommen wertlos, dann ist man voll konform mit den Wertevorstellungen der Investoren und des Turbokapitalismus im allgemeinen. Dann kann man das Ding auch in 20 Jahren wieder abreißen um es wieder anders mit Tiefgarage und Luxuswohnungen aufzubauen.


    Ich frag mich langsam wo das noch hinführen soll, wenn das „schlechte“ Abbild eines Bauwerks, mehr wert sein soll als seine wahre oder verbliebene Historie.

    Kriegsschäden

    Ich versuche mal auf die zuvor gestellte Frage bezüglich der Kriegsschäden zu antworten.


    Ich bin zwar kein Erfurter, die Stadt hat mich aber schon sehr interessiert. Also hab ich mal nachgeblättert...
    Zitat: "Erfurt zählte besonders im Bereich des ehemaligen Innenstadtrings, zu den wertvollsten Stadtzentren Deutschlands. Durch mehrere Bombenangriffe 1944 und 1945 sowie Artilleriebeschuss im April 1945 wurde Erfurt empfindlich getroffen." Quelle: Rudolf Zießler; Schicksale Deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg.
    Einige Verluste wiegen bis heute schwer im Gedächtnis der Stadt.

    Folgende Gebäude hat es sehr schwer getroffen oder wurden zerstört:


    1. Augustinerkloster (sehr bedeutender Denkmalkomplex, ab 1266 gegründet, Wirkungsstätte Luthers, bedeutende spätgotische Bibliothek)
    der größte Teil der Klosteranlage wiederhergestellt; Gotische "Waidhäuser" an der Augustinerstraße abgetragen sowie die Bibliothek bis auf die Grundmauern des Kellers. Rekonstruktion zu DDR Zeiten geplant. 2006 wurde der Grundstein zum Wiederaufbau der alten Gebäudekubaturen gelegt. (siehe hier und hier.)


    2. Barfüßerkirche ("..einer der monumentalsten Bettelordenskirchen Deutschlands.."; Bau ab 1291; nach dem Dom die größte Kirche der Stadt (wenn nicht einst die Größte); etwa gleicher Typus wie die Predigerkirche und Augustinerkirche) Erhebliche Zerstörungen; Abbruch des südlichen Seitenschiffs und des Obergardens; Abbruch der Gewölbe im nördlichen Seitenschiff; Wiederherstellung des Chors als Kirchenraum; Sicherung der Ruine.


    3. Collegium Majus (Alte Universität; 1510 spätgotischer Neubau) Fast komplett zerstört; Architekturteile geborgen; bis auf die Grundmauern des Erdgeschosses abgetragen; Rekonstruktion seit einigen Jahren, nach einem Wettbewerb zur Nutzung und zur Erweiterung für das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, soll es wohl weiter gehen.


    Des Weiteren wurde die Ursulinen-Klosterkirche und die Schottenkirche nach erheblichen Zerstörungen wiederhergestellt.
    Profanbauten bzw. ganze Straßenzüge/Viertel waren auch betroffen, jedoch wurden sie meist nie gänzlich zerstört.
    Darunter:
    - Bebauung um das Augustinerkloster
    - Bebauung um die Barfüßerkirche und das Predigerkloster
    - Bebauung Hundorfgasse, Stunzengasse
    - Bebauung Schlösserbrücke, Hermann-Jahn-Straße, Hinter dem Rathaus
    - Bebauung Kreuzgasse
    - Bebauung Futterstraße, Wenigemarkt, Meienbergstraße, Johannisstraße
    - Sowie in einzelnen Bereichen, der Anger


    Viele Gebäude konnten wiederhergestellt werden. Unter den Verlusten sind ca. ein Duzend Gebäude der Gotik, Spätgotik und Renaissance mit teils bedeutenden Portalen besonders hervorzuheben.


    Vieleicht kommt ja jemand von euch aus der Gegend. Weiß jemand wie der Bau des Collegium Majus - Kirchenamt der EKM voranschreitet bzw. über den seltsamen Zustand der Bauruine Collegium Majus bescheid?


    Als ich dort war sah es dort wie eine behelfsmäßig zusammengeflickte Baracke aus den letzten Kriegsjahren aus. Sichtbare Stahlbetonstützen im wieder aufgemauerten Bruchsteinmauerwerk, Abschnitte die einfach mit Hochlochziegel vermauert wurden, Garagentorgroße Öffnungen (keine Fenster) hat man in der Fassade eingebaut die mit Brettern vernagelt waren, die Giebelpartie teils offen, mit Schaltafeln oder Planen geschlossen und das wohlgemerkt über einen augenscheinlich langen Zeitraum ohne weitere Bauarbeiten??? (Hier nochmal eine Meldung des letzten Jahres)


    @ Moderation, hoffe diese Antwort passt in die Galerie

    ^
    Vielen Dank für die schönen Fotos!
    Ich verstehe auch nicht so recht warum Erfurt so ein Schattendasein fristet.
    Erfurt ist mit Regensburg und Lübeck die am besten erhaltene "mittelalterliche Großstadt" Deutschlands. (14. Jahrhundert 20.000 Einwohner)
    Als ich vor ein paar Jahren das letzte Mal in Erfurt war, sind mir jedoch die vielen Brachen abseits vom Anger, Fischmarkt, Domplatz etc., aufgefallen. Ich finde trotzdem dass das Stadtbild relativ geschossen wirkt, insbesondere wenn die genannten Freiflächen eines Tages größtenteils verschwinden. Ob diese hauptsächlich aus Zeiten der DDR Stadtplanung stammen oder noch Kriegslücken sind weiß ich nicht genau. Es scheint wahrscheinlich zu sein das es eine Kombination aus beiden ist.

    Ich finde, die Löwen sehen durch ihren Kopfschmuck und der kräftig akzentuierten Pranken sowie deren Haltung eher nach einer Dekoration Stülers aus. Antike Sphinxen würde Stüler und erst recht nicht Chipperfield als Deko am Treppenaufgang platzieren. Kann mich natürlich irren.


    Es war aber sicherlich nicht Chipperfields Intention ein "Ruinen-Disneyland" zu erschaffen, wo der der Besucher nicht weißt, was nun echt Antik oder einfach nur Kriegsruine ist. Ich würde sagen, Thema verfehlt!

    Diese Sinnestäuschung war doch auch schon früher gewollt. Ist jedoch hier etwas anderes.


    Echt Antik wirkt das Gebäude heute nur weil es einst "Neoantik", eine Übersteigerung des Klassizismus, wirken sollte. (Dies bezieht sich natürlich nur das Innere) Die Gedächtniskirche verwechselt heute auch niemand mit einer echten Ruine der rheinischen Romanik.

    Super! Das trifft den Nagel doch genau auf den Kopf!
    Das eigentliche Problem des Neuen Museums ist doch das man Exponat und Präsentation der selbigen nicht genau auseinander halten kann. Dies ist nicht nur heute, nach Chipperfields Restaurationen und Ergänzungen so, sondern war beim einstigen Stülerbau auch nicht anders, schließlich ist die Eingangshalle einer der am besten erhaltenen Räume aus jener Zeit. Diese Verwechselungen kann man als Vorteil oder aber auch als Nachteil des Museums sehen, sicher ist, es macht das Neue Museum zu einem Unikat. Man sieht auch, so gravierend liegen beide Konzepte, Stülers und Chipperfields, nicht auseinander.

    Zur Geburt der Gestaltungssatzung "Historisches Zentrum"

    Mit der Gestaltungssatzung hat man ja geschickt alle Gebiete mit neuen, geplanten oder auch schon abgeschossenen Bauvorhaben ausgespart. Molkenmarkt/Klosterviertel, Spittelmarkt/Gertraudenst., das Gebiet nördlich des Doms/Heilig-Geist-Viertel mit den aktuellen Baufeld am Hackischen Markt, den gesamten Friedrichswerder sogar mit "Neuer Kommandantur" und Friedrichswerderschen Kirche, die fast vollendeten Gebäude der "Upper Eastside", Humboldforum und eine mögliche Bebauung des Marx-EngelsForums und die Breite Straße und den Schlossplatz hat man auch mal eben weg gelassen, schließlich soll das gesamte Gebiet ja komplett umgekrempelt werden.
    Die Satzung schließt, mit Ausnahme des Spreeufers nur Flächen ein indem es zumindest theoretisch keine Bauflächen und Baulücken mehr gibt.


    Schon schlau gemacht! Noch mehr Verordnungen, Vorschriften und Richtlinien würden auch den letzten Investor abschrecken in z.B. nicht so sehr begehrte Lagen wie dem Klosterviertel zu investieren. Zumal es dort ja schon andere Satzungen und anders ausgerichtete Baubauungspläne gibt. Man sollte sich mal vorstellen was eine solch rigorose Satzung für jede Fassade am Alex bzw. wie vorrausgehend genannt dem/das Alexa, bedeuten würde und genau das selbe wird dann auch Unter den Linden angewandt?! Machen im Klosterviertel nur ausschließlich Natursteinfassaden Sinn, wie in der Friedrichstadt oder darf es auch eine Putz oder eine Fassade aus Ziegeln sein? Würde dem Viertel eine leicht individuelle Traufhöhe nicht besser zu Gesicht stehen?
    Avila hat aber da völlig recht, ein Papiertiger!


    Die Satzung scheint für die Zeit nach 2020 gemacht zu sein, in der die heute fertiggestellten Investorenklötze und der letzte DDR-Chic in Frage gestellt werden. Oder damit es in den kommenden Jahren keine gravierenden Veränderungen des Bestandes gibt (wie bei klassischen Altstadtsatzungen).


    Meiner Meinung nach macht diese Satzung auch nur dort Sinn wo man eine wirklich homogene/einheitliche und geschlossene Bebauung vorfindet, bzw. ein Ensemble. Also genau im eingezeichneten Gebiet.
    Seltsam ist nur das man dem Monbijou-Park und die ehem. F-E Kaserne mit einbezogen hat, dort wäre es zwar auch nötig aber mit den gleichen Gestaltungsvorschriften wie am Gendamenmarkt wohl auch kaum vorstellbar. Bevor man dann in dieser Satzung bei jeder zweiten Straße Ausnahmeregelungen verspricht, lieber für jedes Gebiet ne extra Satzung und das Chaos ist perfekt!


    Ich weiß auch nicht was man sich von der Museumsinsel städtebaulich so tolles in dessen Umgebung verspricht. Es ist und bleibt eine Insel. Man hat ja hier noch nicht einmal eine vernünftige Uferpromenade, sondern nur Brachen, eine alte Kaserne, Hinterhöfe, S-Bahn Brücken und den von Junkies und Prostituierten beliebten Monbijou-Parkt mit angeschlossenen Sportplatz und Freibad. Nach dem Masterplan Museumsinsel, Zeit für einen "Masterplan vis-á-vis Museumsinsel" (incl. Museumshöfe)!:cheer:

    ^ Ich hoffe nur du weiß was dort vorher stand. Eine Bebauung von Geschäftshäusern des späten 19. Jahrhunderts die mal locker zwei Geschosse mehr hatte, gemischt mit ein paar älteren, bescheidenen -i.d.R. Wohnhäuser. Kaum eine Ecke Berlins hat so schnell sein Gesicht verändert wie diese. Von der Nikolaikirche sah man da nur noch wenig. Mehr oder weniger ist die Bebauung im Nikolaiviertel auch rekonstruiert worden. Nur so wie vor 150 Jahren, mit einigen (baugleichen) Gebäuden die dort nie standen + Plattenbauten und nicht wie vor dem II. WK.. Rekonstruktionen sind auch "pseudo Altbauhäuser".
    Vieleicht meinst du auch nur die historisierenden Platten. ;)

    Natürlich kommt es auch auf die Lage an. Für Quartiere mit ohnehin überwiegender Wohnbebauung kein Problem, aber für die zentralen Lagen in Mitte?


    Es gibt bei diesen Touwnhouses auch Eigentumswohnungen und auch Mietshäuser aber diese beschränken sich fast nur auf die Eckgebäude und diese machen nicht einmal die Hälfte der Baufläche aus, es wohnen dort aber wesentlich mehr Menschen als in der übrigen Bebauung.


    Kleine Beispiele: Das Haus von Nalbach + Nalbauch (das mit den grünen Fensterläden) Bewohner:2; Wohnfläche: 350m²; 5 Geschosse oder das Haus genau daneben, Klaus Theo Brenners Touwnhouse mit Klinkerfassade: Bewohner:2; Wohnfläche:330m² (mit Dachterrasse); 5 Geschosse; !nur 1 Schlafraum!; offenes Wohnen über 3 Etagen.
    Ein Loft oder Penthouse auf dem Dach mit 300m² ok, aber diese Hauptstadtrepräsentanzen betuchter Leute sind nur grotesk. Es ist gut-bürgerlich getarnte Dekadenz. Innenstädte sind seit jeher die Orte mit der höchsten Baudichte und der größten Dichte an Bewohnern. Jenes Quartier scheint teilweise mehr zersiedelt zu sein als Reihenhäuser am Stadtrand. Man sieht diese Townhouses haben nicht mehr viel mit Bürgerhäusern gemein. Wo früher ein duzend Menschen einer Familie oder Generationen lebten und sich ihrem Umfeld sozial, wirtschaftlich und architektonisch anpassten, leben heute 2 Personen in reinen Villen.


    Mal ganz im ernst wer noch so gut verdienende "Normalbürger" kann sich solch ein Eigenheim in Berlin eigentlich leisten? Oder warum solle er sich solch ein Objekt leisten? Weil die Straße zum Auswärtigen Amt des öfteren gesperrt ist, weil es so ruhig ist, weil Touris dort flanieren, weil es die Kinder in Mitte so leicht zur nächsten Schule haben oder weil der nächste Discounter so nah ist?


    Es stimmt natürlich es wurde eine bewährte Typologie aufgegriffen, aber diese könnte man auf normale Verhältnisse zurückfahren mit einer mehr auf die Umgebung angepasste Mischnutzung. Keine 200m² für eine Person und es dann als urbanes Quartier verkaufen.
    Häuser mit 2-3 Eigentumswohnungen und eine lebendigere Grundstücksbreite hätte man dann schon aus der Typologie erreicht. Geschosswohnungen für kleine Haushalte oder für die, die keine Garage und Minigarten benötigen und ganze Häuser "in Mitte" für echte Familien, von mir aus auch ein ganz schmales Haus für einen größenwahnsinnigen Snop. Aber bitte kein reines zelebriertes Einfamilienhausidyll zwischen bestehenden Bürohäusern für Einzelpersonen mit dem entsprechenden Geldbeutel.


    Architektonisch, insbesondere städtebaulich versprechen die Townhouses auf dem Friedrichswerder viel. Endlich mal ein Baublock mit kleine Parzellen (vieleicht teilweise zu klein) und individuell gestaltet, obwohl es in diesem kleinen Raster teils einem Karton mit vielen verschiedenen Tetra-Packs ähnelt. Man sollte nur sehen dass bei vielen nicht der Inhalt leer ist und eine Reihenhaussiedlung in der Vorstadt in Wirklichkeit urbaner daherkommt.

    Ich stimme OriginalScore auch zu. Stadthäuser als Zeilenbau oder Blockrand haben eine völlig andere Wirkung, es gibt aber auch noch Lösungen zwischen diesen beiden Möglichkeiten.

    Million hat meinen Einwand schon schneller formuliert, schließe mich seiner Meinung voll an.
    Zum Friedrichswerder...
    dort trifft der Begriff Townhouses, wie ich finde mehr zu als in der Heidestraße.


    Die Typologie von Stadthäusern ist eine völlig andere als die von Reihenhäusern. Backstein hat die Stadthaus-Reihenhausproblematik schon richtig angesprochen. Gebäude in einem Baublock und über vier Vollgeschosse hinweg, kann man nicht als Reihenhaus bezeichnen. Eine gute Definition erhält man aus in dieser Buchreihe (Stadthäuser; Birkhäuser Verlag). Das eigentliche Problem an den Townhouses auf dem Friedrichswerder sind die Nutzungseinheiten, diese entsprechen dort überwiegend denen von Reihenhäusern. Historisch entsprechen die klassischen Bürgerhäuser (der Hansestädte etc.) ebenso einem Stadthaus wie die bekannten Berliner Mietskasernen. Beide hist. Typen würden auch in ihrer Tiefe verdichtet mit Hinterhäusern und Hinterhöfen. Ein Bürgerhaus gehörte zwar einer wohlhabenden Familie es war aber alles andere als eine vertikal verdichtetes Einfamilienhaus. Im Hinterhaus wohnten teils Bedienstete und es gab nicht selten separate Bereiche/Geschosse für kommerzielle Zwecke, sprich Handel. Eine klassische Mischnutzung in einem Gebäude. Das Gleiche gilt auch für die ärmlichen Behausungen und Werkstätten in den ehem. Berliner Hinterhöfen. Die angelsächsischen Stadthäuser, also die eigentlichen Townhouses entsprechen schon eher der heutigen Definition.
    Zu der äußerlich und architektonischen Difinition sehe ich vor allem inhaltliche Mängel.


    Um es kurz zu sagen sehe ich das inhaltliche Problem darin, das sich wie im Fall Berlin-Mitte irgendwelche Jetset Familien und kinderlose Paare ein Grundstück in Mitte zulegen, weil es ja dort so hip ist und man sich von Udo Wals mal schnell die Haare schneiden lassen kann und nebenan sich für den Cocktailempfang am Abend noch ein Handtäschchen kaufen kann. Dann beauftragt man einen Architekten nach eigenen (falls vorhandenen) Geschmack und Geldbeutel und lässt im Duktus eines Stadthauses seine Villa in die Baulücke quetschen. Seinen Sportwagen versteckt man dann geschickt hinter einen getarnten Garagentor, sodass man sich erst recht vom übrigen Pöbel der Stadthäuser und deren Bewohner absetzen kann. Das alles aber nur als Zweitwohnung falls man es doch einmal ruhiger haben will. :nono:Ein scheinbar urbanes Quartier wird zur Monokultur.

    ^ Danke für die guten Beispiele!


    Mir ist es eigentlich völlig egal wie teuer das Schloss werden wird. Man hat in Berlin seit der Wende soviel Geld für architektonische Luftblasen ausgegeben, da kommt es jetzt um einige hundert Millionen auch nicht mehr an. Wenn man Geld sparen will, hätte man die Ministerien auch in Bonn lassen können (zum Glück nicht!). Die Museumsinsel verschlingt allein mit ihren Sanierungsarbeiten über eine Milliarde. Im eigentlichen Zentrum der Stadt sollte man dann auch nicht sparen. Ein paar Jahre kann ich auch noch ohne ein Gebäude an dieser Stelle auskommen.


    Mir geht nur die Sichtweise (das meinte ich mit Diskurssion) des Auftraggebers, dem Bund auf die Nerven.
    Es wird ja fast keinen geben der an eine Einhaltung der jetzt genannten Kosten und diesen Zeitrahmen glaubt. Es wird aber allen weiterhin als seriös verkauft. Auch eine erneute Kostenschätzung über den jetzigen Entwurf, wird die veranschlagte Summe nicht ändern. Man wird versuchen an allen Enden zu sparen, nur damit einige Politiker gut darstehen. Die Politik suggeriert die Kosten wären vom Kostenanschlag bis zur Kostenfeststellung immer noch die gleichen.


    Das schlimmste ist das der Bundestag mit in dieser Sache hängt. Eine Überschreitung der Kosten im jetzigen Stella-Entwurf bedeutet, das im Bundestag erst erneut über zusätzliche hohe Millionenbeträge abstimmt werden muss. (Es muss ja ohnehin über den Entwurf abgestimmt werden.) Eine Ausweitung der Kosten würde eine riesen Debatte auslösen und Tiefensees Kopf würde rollen. Man kann also nur hoffen das man sich mit Stella einigt und erst nach der Bundestagswahl abgestimmt wird. Trotzdem ist es sehr schwer die jetzige "Kostenobergrenze" zu ändern. Wenn dies aber nicht geschieht, wird Stellas Entwurf, der mit einer qualitätvollen Realisierung steht oder fällt, kein zufriedenstellendes Ergebnis liefern. Die Überschreitung des Zeitrahmens ergiebt sich von selbst und man findet genug Ausreden.


    Man weiß auch gar nicht wie viel Zeit man für die hist. Fassaden benötigt und auch nicht wieviele Menschen (= €) dafür beschäftigt werden müssen bzw. können, um diese zu reproduzieren. Man geht einfach davon aus (Schlossverein + Bund) das dies nur so lange dauern kann bis der Rohbau einmal fertig ist. Die Politik verkauft mal wieder die Menschen für dumm...;) ...und die Diskurssion um das Schloss geht in die nächste Runde.

    ^ Ob es in Fall Berlin gleich 30 Jahre werden müssen, hängt davon ab ob man sich in naher Zukunft auch an die Innenräume begibt. Für die äußeren Maßnahmen der genannten Rekonstruktionen benötigte man nicht so lange.


    Eine solide Kostenschätzung halte ich bei den dortigen Gegebenheiten für Irrsinn. Allein der Baugrund ist dort bekanntlich unberechenbar. Wie man mit der Betonwanne des PdR, die heute ein Sandkasten ist, umgehen will sagt auch kaum jemand. Der Grundwasserspiegel, die gefährdete umliegende Bebauung und die gesamte Baugrube stellen ein kaum einzuschätzendes Hindernis dar. Eine U-Bahn Trasse unter dem Schloss. Eine mögliche Einbeziehung der Kellerreste oder was man sonst noch im märkischen Sand findet. Mehrere Nutzer die Änderungen im Bauablauf fordern. Ein sehr enges Zeitfenster....usw.
    Wenn die Kosten jetzt schon in einer dreistelligen Millionensumme überschritten sind, wie hoch sollen da sich erst die Kosten nach der Fertigstellung belaufen?


    Das Ganze ist eine sehr komplexe Bauaufgabe. Und für sowas sieht der Gesetzgeber auch eine mäßige Kostenüberschreitung vor. Das man den Betrag aber schon vor einem Wettbewerbsergebnis derart "deckeln" kann ist völliger Unsinn. Vor mehreren Jahren hatte man die Kosten ohne einen Entwurf noch ca. 50% höher beziffert. An was konnte man auf einmal sparen, was noch nicht bekannt war?


    Wer eine Rekonstruktion will, der kann anschließend nicht auf den Euro schauen. Es wird auch kein geringer Teil der Kosten in die Bauforschung gehen müssen, wie beim Neuen Museum.


    Mit dem Zeitlimit ist es noch irrsinniger....
    Selbst Schlüters Werkstatt hat allein für den reinen Bauschmuck der Schlossplatzfassade ca. ein ganzes Jahr benötigt und das mit einem versierten, eingespielten und einem ausreichend vorhandenem Handwerker- und Bildhauerteam.
    Nach Eosanders und Böhmes Erweiterung ist die heute zu rekonstruierende Fassade mehr als doppelt so groß. Nur die Fassade zum Schlossplatz! (Die Fassaden zum Lustgarten und zur Schlossfreiheit, die Kuppel, den Schlüterhof und die von Stella geplanten Fassaden des Eosanderhofs, nicht einberechnet.) Ganz primitiv gerechnet also allein für die Fassade am Schlossplatz, min. 2 Jahre, wenn man genügend und vor allem geeignete Fachkräfte findet. (Rechnet man die anderen Fassaden hinzu, würden es min. acht Jahre werden.)
    Wer denkt, oder Leuten ernsthaft weiß machen möchte das, dass Schloss 2013 schon so aussehen wird wie auf den Animationen und das alles dann in einer vernünftigen Qualität, den kann ich nicht ganz ernst nehmen.;) Wer denkt das es mit "Fertigteilen" vielseitiger Art und Weise, schneller gehen wird, müsste wohl auch enttäuscht werden. Das "neu Entwerfen" und modellieren des Bauschmucks benötigt die längste Zeit.


    Ob man will oder nicht, muss man mit der Idee des Sonderpreises (Kühn Malvezzi Architects), den Fassadenschmuck schrittweise anzubringen, vorlieb nehmen. Das bedeutet wiederum weitere Kosten.
    Aber wie es aussieht wird erst einmal gebaut, man bemerkt dann das man mit den Sandsteinarbeiten nicht hinterher kommt und das Schloss wird dann einmal zehn Jahre eingerüstet bleiben.



    Diese ganze Diskurssion um Kosten und Zeitplan ist für mich nur lächerlich.
    Die Altlasten des PdR waren da wohl keine Lehre...:nono: