Ideen...ja, Ideen gäbe es.
Dabei bitte ich zu beachten, daß ich mit Ideen durchaus auch, bezogen auf die realen Bedingungen, Kleinstaaterei, Pfründe usw, wissentlich Utopien meine, die von ganz draußen betrachtet, mal über Bord geworfen gehören.
Womit vergleicht sich Nürnberg? Nürnberg braucht sich nicht zu und sollte sich nicht mit München vergleichen, einerseits, weil ich keinen, der beides zur Genüge erlebt hat und Nürnberg mit seiner Region mag, kenne, der sich eine weitere von Möchtegerns und Achsowichtigen Berufssöhnchen übervölkerte Stadt ohne jede Identität, wie es München nun mal ist, eine beliebige Ansammlung von nicht selten geschmacklosen Statussymbolen, die zusammen soviel Weltstadt ergeben, wie drei wahllos an die Scheunenwand gehängte van Goghs aus einem Bauernhof ein Schloß es Sonnenkönigs. Eine Stadt, in der man sich gegenseitig ununterbrochen versichern muß, wie dermaßen unersetzlich man ist, während man bei schlechtem Service zu Mondpreisen von unverschämtem Personal minderwertige Kantinenkost vorgeknallt bekommt, wohin man auch geht. Eine Stadt, in der sich alle gegenseitig versichern, wie supertoll es ist, daß die Alpen "gleich hinter dem Haus sind", nämlich nur knappe drei Stunden Dauerstau entfernt, denn es fahren alle gleichzeitig hin, um dann in der Idylle mit Millionen anderen gleichzeitig die Trampelpfade zu den kostenpflichtigen Großparkplätzen zu benutzen. Ich lach mich schlapp, wer, ohne ernsthafte psychische Probleme in Richtung erheblicher Komplexe möchte wirklich freiwillig in so einer Stadt leben?
Dann ist das weitaus trockenere Vergleichsargument der Größe, Nürnberg ist halt eine viel kleinere Stadt und sie paßt zu sich selbt. Nichtsdestotrotz könnte sie viel mehr aus sich machen.
Dazu braucht es allerdings viel Phantasie, denn viele Voraussetzungen dafür sind nicht regional begründet. Man kann es drehen und wenden wie man will, solange in der selbsternannten Krampfhaft"weltstadt" irgendein öffentlicher Wasserhahn nicht vergoldet ist, wird in Franken und der Oberpfalz (die es leider aufgrund tiefer Unterwürfigkeit nicht kapiert) kein Cent ankommen, um das Nötigste zu bezahlen.
Drum laßt doch München München sein, so WILL doch hier niemand wirklich sein. Aber anders. Wirkliche Städte und Regionen von eigener Bedeutung (nicht nur in der Prollpresse und dem Privatfernsehen für Minderbemittelte) messen sich nicht an ihrer reinen Einwohnerzahl, sondern an ihrem Charakter, wenn es um die Qualität des Lebens geht. Was interessiert es mich, wenn ich gerne lebe, wo ich bin und das dort auch gut kann, ob sich die nächsten 10km Umkreis jetzt 400000 oder 900000 Einwohner teilen? Null, genau.
Doch zurück zum Thema
Ideen, Visionen für Nürnberg?
Klar. Dann aber ungekürzt auf den Tisch, sind ja Visionen.
Sicherlich überall, besonders eben in alten Industriestädten mit viel entsprechender Fläche, wäre es sinnvoll, keine Neuversiegelung von Flächen mehr zuzulassen. Dies wäre leicht steuerbar, wenn man Brachflächen aktiv und natürlich zu -aus gutem Grund- dann auch günstig dafür anbieten würde. Dazu muß ich eben als Standort auch mal begreifen, daß ich erst Infrastruktur haben muß, bevor ich damit werbe. Mit den unsäglichen Aurelis und/oder(ist gleich Bahnbrachen kann man nun wirklich nicht ernsthaft darauf spekulieren, den großen Fang in Sachen Unternehmen zu machen. Wenn ich aber angeschlossene, ÖPNV-Erschlossene, BAB-angebundene und große, zusammenhängende Flächen mit fertiger Infrastruktur stadtnah an einer Großstadt mit eigenem Charakter und Lebensqualität anbieten kann, die im Kreuz von wichtigsten Routen Süddeutschlands liegt, schaut die Sache schon anders aus.
Wenn man die Utopie weiter spinnt und darüber nachdenkt, völlig überkommene und nur noch in Kirchturmdenken begründete Verwaltungsstrukturen durch eine den heutigen Verhältnissen angepasste Gebietsreform aufzubrechen, wird langsam ein sinnvoller Schuh draus. Warum muß Stein ein eigener Ort sein-und warum sich deshalb diverse Gremien auf dem Rücken der Bevölkerung um eine adäquate ÖPNV-Anbindung herumstreiten, wie es eher in oberbayerische Bierdimpfelwirtshäuser passen würde?
Abgesehen von politischen Grenzen - warum schafft es die Region N/FÜ/ER (SC, div. andere Randgemeinden und -städte) nicht, endlich zu sagen, "Hallo, wir sind EIN Ballungsraum von einer knappen Million Einwohner und wollen vom Zentralstaat (Ober)bayern das gleiche haben, was im SÜden auch ankommt"?
Wo sind die Projekte, die nach vorne schauen? Wo die Erschließung von Flächen, die in der postindustriellen Ära zur Verfügung stehen und mitten im Ballungsraum liegen?
Nein, Nürnberg wird kein Interkontinentalflughafen werden, braucht er auch nicht, es gibt drumrum wirklich genug davon. Aber die Möglichkeit, ihn auf ein Niveau zu bringen, entsprechenden einzelnen Verkehr auch zu ferneren Zielen von den überlasteten Drehkreuzen zu dezentralisieren, hätte er sehr wohl. Voraussetzung für das fliegende Material: Eine Bahn von 3000m brächte keine Einschränkungen mehr, was den realistischen Bedarf betrifft, das reicht auch für eine dezentrale Ostküstenroute mit 767/330 nebst Nachfolgemustern, alles andere wäre in NUE ohnehin völlig abwegig. Chance vertan, Platz wäre, Zeit auch, gebaut wird eh - verpennt.
Anbindung Flughafen: Warum kein gemeinsames Konzept mit dem Stadtbahnbau, kreuzungsfrei nach ER durch großen Umbau der B4 auf vorhandener Trasse mit Flughafenanbindung bei minimalem neuen Flächenverbrauch entlang der bestehenden Trasse? Kein Gezeter mehr um eine zusätzliche, wieder nur halbherzige Anbindung Nord, Nutzen auch für den Verkehr außerhalb des Flughafenverkehrs, also für alle. Endlich eine nennenswerte Verbindung der wirtschaftlich stärksten und arbeitsplatzreichsten mit der größen Stadt des Ballungsraumes mit einem verläßlichen, schnellen und Fahrgästen bindenden Verkehrsmittel. Chance gehabt, alles liegt einzeln seit Jahrzehnten auf dem Tisch - verpennt. Hier wäre ebenso der stadtbahnmäßige Ausbau der Straßenbahn in der Bucher Straße bis in die Innenstadt als Teil des Gesamtkonzept während des U-Bahn-Baus der U3 denkbar gewesen.
Groß denken, ergebnisorientiert, Visionen? Völlige Fehlanzeige. Verpennt, seit 20, 30 Jahren überfällig, nie ernsthaft eingefordert. Wo sind die Gießkannen auch nord"bayerischer" Steuergelder denn? Ach so, in Herrsching, Tutzing, Erding und Ebersberg, stimmt ja. Wo sind die Widerworte aus der Region? Ach so, man streitet sich ja lieber, ob die U-Bahn an der nicht bemerkbaren Stadtgrenze endet und ja kein Reihenhaus auf Fürther Landkreisgrund einen Anschluß bekommen könnte, weil sich in irgendeiner Dorfkneipe irgendwelche Vorstadtgrößen ihre Pensionen sichern müssen-kraft sogenannter Eigenständigkeit.
Das "neue" S-Bahn-Netz? Diese eingleisige Lächerlichkeit mit weitgehendem Hinketakt zwischen drei vernetzten und einen Ballungsraum bildenden Großstädten ist einfach nurnoch eine Peinlichkeit ersten Ranges. Von allem die zweite Wahl, die Sparlösung, die schöngelogene Konservierung des Mangels mit neuer Bezeichnung. Wo durch das "neue" Netz evtl. der Eindruck eines ernsthaften großstädtischen Taktverkehrs entstehen könnte, läßt man die S-Bahn lieber gleich ohne Halt vorbeifahren und nur eine von zwei Linien halten, nicht daß die Leute sich dran gewöhnen, daß eine S-Bahn auch zum fahren ganz gut wäre.
Zwischen N-FÜ-ER müßte mindestens im 10, von mir aus spät abend noch im 20min Takt lange und zu festen Zeiten gefahren werden. Tagsüber ein Express nur zwischen ER-FÜ Hbf-N Hbf alle 20, eine S-Bahn alle 20min. Das wäre die Vernetzung eines solchen Ballungsraumes, alles andere ist Augenwischerei.
Und das ist alles erst der Anfang. Gute Nacht, bevor mir der Kragen platzt.