Also bei aller Liebe für Nostalgie: Ich finde an den Seitenflügeln nichts Erhaltenswertes. Schön finde ich sie wahrlich nicht, nur alt und muffig. Das ist beim Haupttract des Bonatzbaus durchaus anders. Die städtebaulichen Perspektiven von S21 gefallen mir deutlich besser als die Flügel: die direkte Verbindung der Bezirke Nord und Ost (ich selbst lebe auf der Ost-Seite), das Wegfallen der Cannstatter Straße, die Verbreiterung des Parks und die vielen neuen Plätze, Straßen und Ecken, und nicht zuletzt das weite und spacige Bahnhofsvorfeld am Straßburger Platz. Aber das alles ist sicher auch Geschmackssache.
Über die Unzulänglichkeiten des jetzigen Kopfbahnhofes und die bescheidenen Möglichkeiten von K21 zur Behebung dieser hatte man sich ja auch schon ausgiebig ausgelassen. K21 steht realistisch gar nicht zur Debatte.
Es geht in diesem Thread zwar um Alternativen zu S21, aber diese gibt es m.E. nicht. Das Ding wurde über die Jahre hinweg geprüft und geschnürt und ist als solches kompakt und durchaus überzeugend, wenn auch teuer. Das Ding geht so durch oder nicht. Ein paar Retuschen gerne, hier und da, aber das Paket steht. Und die Perspektiven für ein "Go" stehen gut. Ich hoffe, es schafft endlich auch die Fakten.
Sollte S21 dennoch scheitern dürften wir uns u.a. vom TGV in Stuttgart verabschieden. Die Magistrale aus Paris kommend würde dann bestimmt nicht über die Schwäbische Alb dümpelnd nach München und Budapest ziehen, sondern über Frankfurt (und Nürnberg). Pläne dafür liegen schon in der Schublade. Und dass das uns von Bund, Bahn und Land zugedachte Geld hierfür stattdessen in Kultur und Kunst und in unsere Schulen fließen würde ist eine Utopie. Kommt es Stuttgart's S21 nicht zugute, dann der Infrastruktur einer anderen Region. Hätten wir davon mehr?
Und jetzt meine "Wahlrede": Wir haben alle was davon, wenn es unserer Region gut geht und sie die besten Grundlagen und das beste Klima für Investitionen bietet. Einen Lebensstil jenseits von Konsum, Technik-Fetischismus und Spießigkeit kann jeder Einzelne gerne für sich führen. Aber nur ein stabiler Wohlstand bietet die Grundlage dafür, dass sich Jeder seine Art zu leben frei und unbeschwert aussuchen und auch realisieren kann.
Wir können uns über diese neuen Perspektiven freuen und auch durchaus stolz sein, dass wir diese Chancen haben. Lokalpatriotismus ist gesund und sogar wichtig. Wir haben sogar allen Grund dazu. Man weiss nie wie etwas ausgeht. Aber manchmal muss man auch was wagen.
(Und damit verweise ich wieder auf den Haupt-Thread zu Stuttgart21 Teile 1+2+..., lehne mich jetzt erst mal wieder zurück, blende alle Konjunktive in diesem Zusammenhang aus, will von nichts Eventuellem mehr hören und lesen, friere mich quasi ein und warte auf das nächste Definitive. "COL".)