Über die Kunst des Lebens
Es gibt einen Menschenschlag, an den mich die aktuellen Statements der S21-Gegner nach der Ratifizierung ziemlich stark erinnern. Als hieße ihre Konsequenz nach dem gestrigen Tage und in Bezug auf diese "Baustelle" nur noch:
Warten und hoffen, dass etwas schief geht. Hoffen, dass man bei den Bohrungen irgendwann mal auf etwas trifft, dass ne Statue im Schlossgarten plötzlich einsackt, dass die Kosten in einem Bereich etwas über Erwartung steigen etc. ... Und wenn dann etwas passiert, dann freut man sich, weil man dadurch für irgendwas in der Vergangenheit nachträglich "Recht" bekommt.
Und geht alles ne Weile gut, und sitzen die ersten Menschen in den Cafés der neu erschlossenen Gebiete und sonnen sich locker beim Verzehr ihrer Sandwiches, können diese "Gegner" nur mürrisch dran vorbei laufen, weil sie das alles ja ursprünglich gar nicht gewollt haben, oder sie gehen gar nicht mehr aus dem Haus. Nur ein nachträglich auftrender Baufehler könnte auch sie zum lachen bringen, während alle anderen verstummen, weil sie dann wieder "Recht" bekämen, obwohl sie selbst zu keinem Zeitpunkt jemals wirklich reelle Einblicke in irgendwas gehabt hatten.
Wäre S21 gescheitert, dann nicht wegen dieser Gegner. Trotzdem wäre diese Chance für Stuttgart vertan gewesen, ob wegen Tiefensee oder wegen der Bahn etc. Wenn ich dadurch ein schlechtes Gefühl bezüglich meiner Stadt bekommen hätte, wäre ich über kurz oder lang in eine Stadt gezogen, wo für mich mehr "abgeht", eigentlich nur nach Berlin.
Aber für eine Perspektive nach der obigen Beschreibung wäre mir mein Leben zu schade. Ich möchte im Großen und Ganzen auf der Seite derer stehen, die sich begeistern können, die sich freuen können, wenn etwas gelingt. Manchmal sollte man sich vielleicht auch selbst überprüfen, in welche Ecke man durch das Treiben von Tag zu Tag so geschwemmt wurde, und ob es das alles so Wert ist und einem wirklich entspricht.