Beiträge von Bienitz

    Die Geschichte des Leipziger Augustusplatzes ist nicht zuletzt eine Geschichte des Verlustes. Die Nachwirkungen des letztes großen Verlustes dauern bis heute an.


    Wer - zumal unter den jüngeren Nutzern dieses Forums - die Emotionen besser verstehen will, die mit städtebaulichen Verlusten jener Jahre verbunden sind, dem sei ein Filmbeitrag (s. u.) empfohlen.


    Gut möglich, daß manch einer es nicht für möglich hält, daß eine einst stolze, keine 200 Kilometer von Leipzig entfernte Königsstadt, die in etwa zu entstehen begann, als im 13. Jahrhundert in Leipzig die Paulinerkirche erbaut wurde, mitten in Friedenszeiten vernichtet wurde - in etwa zu der Zeit, als in Leipzig Augusteum und Universitätskirche gesprengt wurden ...


    http://paulinerkirche.foren-ci…irche-im-sozialismus.html


    http://www.youtube.com/watch?v=lFOwPrpY-Vs

    Fröhlichs Rede ist seit längerem bekannt und somit auch der Forschung zugänglich gewesen. Selbstverständlich gab es auch aus der KMU selbst, vor allem aus der Theologischen Fakultät und den Studentengemeinden, aber auch seitens einzelner Wissenschaftler Protest gegen die von der Universitätsleitung seit den 50er Jahren betriebenen Vernichtungspläne für die Universitätskirche und das Augusteum.


    So sammelte beispielsweise der Theologiestudent Nikolaus Krause Unterschriften dagegen und wurde deshalb wegen "Staatsverleumdung" ins Gefängnis geworfen. Heute ist er Pfarrer an einem Krankenhaus in Dresden.


    Allerdings lag Fröhlich bei seiner Rede die Erklärung des Akademischen Senats der KMU vom 17. Mai 1968 vor.


    Vor mir liegt eine Abschrift dieser sogenannten Willenserklärung des Akademischen Senats.


    Sie besagt, daß der akademische Senat die Pläne und Modelle für die abschließende Gestaltung des Karl-Marx-Platzes als politisch-kulturelles Zentrum unserer Stadt zur Kenntnis genommen habe. Die Neugestaltung des Zentrums der Stadt Leipzig trete jetzt in ihre entscheidende Phase ein.

    Der sozialistischen Gesellschaftsordnung sei es vorbehalten, den Platz entsprechend der Perspektive Leipzigs als eine moderne sozialistische Großstadt neu zu gestalten.


    Mit dem neu zu schaffenden zentralen Komplex der Karl-Marx-Universität im Herzen Leipzigs, an dem Platz, der den Namen von Karl Marx, des größten deutschen Wissenschaftlers und Revolutionärs, trägt, werde eine Stätte der Lehre, der Aus- und Weiterbildung und der Forschung, ein Zentrum der Wissenschaften, des Zusammenwirkens von Theorie und Praxis errichtet und damit dem Grundanliegen der Hochschulreform Rechnung getragen.


    Ein zentrales Ensemble der Karl-Marx-Universität werde entstehen, das neben dem Hauptgebäude mit modernsten Ausbildungseinrichtungen ein Universitätshochhaus mit einer Höhe von 140 m sowie im Grüngürtel an der Südseite des Karl-Marx-Platzes ein Auditorium maximum einschließlich Mensaeinrichtungen umfassen wird. Damit werde unsere Stadt Leipzig in wenigen Jahren über einen bedeutsamen Universitätskomplex im Herzen der Stadt verfügen, der Ausdruck der Macht der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten, der beispielhaften Entwicklung und Förderung der Wissenschaft darstellt, wie sie einzig und allein nur in der sozialistischen Gesellschaftsordnung möglich sei. Hierbei handele es sich um den ersten Neubau eines zentralen Universitätskomplexes in unserer Republik.


    Der Akademische Senat spricht dem Ersten Sekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Vorsitzenden des Staatsrates, Genossen Walter Ulbricht, seinen Dank dafür aus, daß er durch seine wertvollen konstruktiven Vorschläge und Hinweise entscheidend dazu beigetragen hat, um die vorliegenden Pläne realisieren zu können.


    Der Senat der Karl-Marx-Universität ist davon überzeugt, daß alle Untersuchungen für die endgültige Gestaltung des Karl-Marx-Platzes verantwortungsbewußt durchgeführt wurden. Die völlige Neugestaltung sei aus strukturell-funktionellen, aus städtebaulich-architektonischen und aus Raumgründen erforderlich.


    Der Akademische Senat gibt dem neu zu errichtenden Universitätskomplex am Karl-Marx-Platz seine uneingeschränkte und freudige Zustimmung.


    Die Karl-Marx-Universität dankt der Partei der Arbeiterklasse und der Regierung für diese großzügige Förderung der Wissenschaft.


    Wir werden alle Angehörigen unserer Universität mit diesem großartigen Vorhaben vertraut machen und unseren Teil dazu beitragen, dieses Projekt zu verwirklichen, heißt es in der Willenserklärung weiter.


    Der Akademische Senat ruft die Wissenschaftler, Studenten, Arbeiter und Angestellten der Karl-Marx-Universität auf, unter der Losung
    »Mach mit für Dein Leipzig, das Dir am Herzen liegt«, alle Kräfte für den weiteren Aufbau des Stadtzentrums einzusetzen.


    An unsere Studenten ergeht der Ruf, im 11. Leipziger Studentensommer tatkräftig am Aufbau unserer Stadt mitzuwirken und gemeinsam mit der Arbeiterjugend hohe, eines sozialistischen Studenten würdige Leistungen zu vollbringen, schließt die Willenserklärung vom 17. Mai 1968


    Lediglich der damalige Dekan der Theologischen Fakultät der KMU, Herr Prof. Dr. theol. Ernst-Heinz Amberg verweigerte dieser Willenserklärung seine Zustimmung.

    Einige Stichworte zu den den derzeit strittigen Punkten zwischen Architekten und Bauherren finden sich hier:
    http://www.bild.de/BILD/region…beschimpft-leipziger.html


    Ein Interview von l-iz zum ersten Gottesdienst hier:
    http://www.l-iz.de/Leben/Gesel…esdienst-im-Paulinum.html


    Das MDR-Magazin "Nah dran" sendet heute abend (22.35 Uhr bis 23.05 Uhr; Wiederholung: 27.12.2009, 03:20 Uhr) einen Beitrag über den ersten Gottedienst seit 41 Jahren in der Universitätskirche:
    http://www.mdr.de/nah_dran/6944423.html#absatz8

    Es sollte "nur" ein Gottesdienst sein, schreibt Dankwart Guratzsch in der WELT über den ersten Gottesdienst seit einundvierzig Jahren in der Universitätskirche St. Pauli, doch es wurde eine Demonstration. Die Leipziger, führt er aus, haben ihre Paulinerkirche in einer überwältigenden Feier wieder in Besitz genommen. Weiter sagt er, daß der riesige Zulauf zur ersten kirchlichen Feier im Nachfolgebau jener Kirche, die die Urzelle der 600 Jahre alten Universität war, zu einem hoch emotionalen Bekenntnis zur Bestimmung dieses Gebäudes als Kirche wurde und zitiert die Stiftung Universitätskirche St. Pauli, für die in der Überlassung des Gebäudes am 6. Dezember durch den Freistaat ein deutliches, symbolreiches Zeichen für die historisch gewachsene und künftige Dreifachnutzung der Universitätskirche St. Pauli: akademisch, musikalisch und kirchlich verbunden ist.
    http://www.welt.de/die-welt/ku…akralen-Raum-zurueck.html


    BILD sah im ersten Gottesdienst unter der Überschrift „St. Pauli lebt wieder!“ eine Wiederauferstehung der alten Kirche: http://www.bild.de/BILD/region…t-nach-der-sprengung.html


    Auch die LVZ „Zurück in St. Pauli“ (Printausgabe 7. Dezember) berichtete umfangreich (incl. Fotogalerie: http://nachrichten.lvz-online.…cht-galerie-128-2216.html) über den Gottesdienst als „historisches Ereignis“: http://nachrichten.lvz-online.…um/r-topthema-a-4750.html



    Der umfangreichsten, dem gesamten Universitätsjubiläum gewidmete Artikel, der sich ebenfalls ausführlich mit dem ersten Gottesdienst befaßt, erschien gestern in DIE ZEIT: http://paulinerkirche.foren-ci…fleben-der-unikirche.html


    Die Leipziger kamen in Scharen, heißt es dort, um das Wiederaufleben ihrer Universitätskirche zu feiern und um in der Paulinerkirche den Abschied von der Diktatur zu vollenden. In der Ermöglichung dieses bis zuletzt gefährdeten Gottesdienstes durch den Bauherren, den Freistaat Sachsen, sieht die Verfasserin Evelyn Finger, letztlich die Konsequenz aus der 1989er Revolution. Daß der Gottesdienst bereits eine halbe Sunde vor Beginn des Gottesdienstes überfüllt gewesen sei und hunderte Leute draußen bleiben mußten, wird mit der Frage kommentiert: „Wann hat man schon Gelegenheit, selber zu erleben, wie sich der Kreis der Geschichte schließt und historisches Unrecht gesühnt wird?“


    In der Predigt des Zweiten Universitätspredigers vermißte sie Kritik an der geplanten Glaswand und bedauert dies. Am Ende findet noch der ins Blickfeld rückende Umstand der seinerzeit nicht erfolgten Entwidmung der Kirche Erwähnung, wobei auf Konsequenzen der res-sacra-Problematik eingegangen wird. Alles in allem ein wieder einmal höchst lesenwerter Artikel, der sich auch mit dem Festakt und manchem mehr beschäftigt, von Europas „größter und angesehenster Wochenzeitung“ (Gräfin Dönhoff).

    LVZ-Online hat inzwischen Photos vom ersten Gottesdienst nach über einundvierzig Jahren in der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig veröffentlicht, der heute vormittag unter überwältigender Anteilnahme der Leipzigerinnen und Leipzig stattgefunden hat.


    http://nachrichten.lvz-online.…lansicht-galerie-128.html


    P.S.
    ^ @ DaseBLN


    Ich habe nicht gemeint, daß ein gemauertes Gewölbe kostengünstiger sei als die jetzt angebotene Variante, sondern, daß der Gesamtbau - unter statischen Gesichtspunkten - bei durchgehenden Pfeilern, wie im Siegerentwurf vorgesehen, kostengünstiger geworden wäre als bei der jetzt vorgesehenen Variante mit den amputierten Saulenpaaren im Kirchenschiff.

    ^


    Der ursprüngliche Siegerentwurf sah bekanntlich durchgehende Pfeilerpaare vor: http://images.google.de/imgres…Dde%26sa%3DN%26start%3D18


    So hätten die Pfeiler natürlich auch statische Funktionen übernehmen können. Dann hätte das Gewölbe selbstverständlich auch gemauert werden können.
    Ganz nebenbei wäre diese Variante auch die kostengünstigere gewesen.


    Was den Gottesdienst betrifft: Vermutlich werden die 700 frei zugänglichen Stehplätze nicht ausreichen, daß jeder, der es gerne möchte, dabei sein kann. Es sei denn, er kommt rechtzeitig ...


    Dafür wird, wie zu lesen war, zumindest eine zusätzliche Übertragung auf den Augustusplatz erfolgen.

    Wie die LVZ in ihrer Wochenendausgabe schreibt, wird der am Wochenende stattfindene erste Universitätsgottesdienst seit 41 Jahren in der Universitätskirche für viele Leipziger "das wohl schönste Nikolausgeschenk seit Jahrzehnten". Immerhin ist ihr diese Tatsache einige wenige Zeilen wert ...


    Da der Raum danach für längere Zeit der Öffentlichkeit nicht mehr ohne weiteres zugänglich sein wird, besteht am Sonntag zugleich für jedermann die Möglichkeit, sich vor Ort ein eigenes Bild davon zu machen, ob ihn die gegenüber dem ursprünglichen Egeraat'schen Siegerentwurf nachträglich vorgenommenen Veränderungen (weg von den vorgesehenen Pfeilern hin zu sog. beleuchteten Glassäulen u.a.) überzeugen oder nicht.
    http://nachrichten.lvz-online.…cht-galerie-106-1853.html zeigt u. a. die derzeit bereits im Raum befindliche Säule. Bedacht werden muß, daß die Mehrzahl der nach jetzigem Planungsstand dazu hinzukommen sollenden stalaktitartigen Säulen mehrere Meter über dem Boden enden würden.

    Der heute neu herausgekommenen ZEIT (50/2009) ist der erste Universitätsgottesdienst nach 41 Jahren in der neuen Universitätskirche eine "Halleluja! Halleeeeeluja"-Überschrift wert.
    http://paulinerkirche.foren-ci…ienst-halleluja.html#1027



    Drei große historische Symbolbaustellen, ist in dem höchst lesenswerten Artikel zu lesen, habe Nachwendedeutschland heute: Im Vergleich zum Berliner Stadtschloss und zu der Dresdner Frauenkirche sei die Wiedererrichtung der Leipziger Paulinerkirche sogar das kleinere Problem gewesen, denn hier hätte nie der Vorwurf einer selbstgefälligen Geschichtsklitterung verfangen können – dass wir etwa als Nation zum Preußenkult zurückkehren oder ein Mahnmal des Zweiten Weltkrieges beseitigen würden.

    Dank an DaseBLN sowie an leipziger für die Beantwortung der Frage zur Dachabdeckung!


    Zum Vormerken:
    Am 6. Dezember findet nicht nur der erste Gottesdienst seit 41 Jahren in der Universitätskirche St. Pauli statt, sondern am Abend läuft in der ARD auch der erste Tatort, der sich mit der Sprengung der Kirche, insbesondere mit dem im Rahmen der Grabschändungen stattgefundenen Kunstraub beschäftigt:
    „Vor mehr als 40 Jahren beging die DDR-Führung das 'größte Kulturverbrechen der Nachkriegszeit': 1968 wurde auf Geheiß der SED die Leipziger Paulinerkirche gesprengt.“ (aus der Ankündigung, s. u., erster Link)


    http://www.monstersandcritics.…eben-06-12-2009-20-15-ARD
    und


    http://www.mdr.de/DL/6719574.pdf

    ^ dj tinitus schrieb: „es ist dem universitätsjubiläum sehr angemessen, dass die erste veranstaltung im neubau eine veranstaltung der universität sein wird.“


    Zunächst einmal sollten Sie wissen, daß Universitätsgottesdienste Veranstaltungen der Universität sind.


    Hätten damalige Leitungen der Universität Leipzig (KMU) nicht seit den fünfziger Jahren beim SED-Politbüro u.a. intensiv wieder und wieder auf die Vernichtung der Universitätskirche sowie die Augusteums gedrängt, bis diesem „Ersuchen“ schließlich nachgekommen wurde, hätte es ohne die verbrecherische Sprengung im Mai 1968 bis heute allein an sonntäglichen Universitätsgottesdiensten über 2150 (in Worten: über zweitausendeinhundertundfünzig) am angestammten Platz gegeben. Ganz abgesehen von Semesterbeginn- und Semesterabschlußgottesdiensten, die noch hinzukommen.


    Und da halten sie es tatsächlich für nicht angemessen, daß im Nachfolgebau der gesprengten Universitätskirche St. Pauli, dem gerade entstehenden sog. Kirche-Aula-Bau - also jenem Universitätsbau der zukünftig neben anderen Veranstaltungen wieder den kirchlichen Veranstaltungen an der Universität Leipzig dienen wird -, wenige Stunden vor dem Festakt am 2. Dezember der Jubiläumsgottesdienst zum 600-jährigen Bestehen der Universität Leipzig zusammen mit zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland stattgefunden hätte?!
    Und dies, obwohl die Leipziger Universitätsgemeinde seit 1968 über nunmehr 41 Jahre aufgrund eines Verbrechens ins Exil hat gehen müssen und nun endlich, endlich wieder zurück kann?
    Und dies, obwohl unter der Sprengung der Universitätskirche St. Pauli niemand so sehr zu leiden hatte wie gerade diese Universitätsgemeinde?
    Und dies, obwohl es diesen Nachfolgebau in dieser Form nie und nimmer geben würde, wenn an seinem Ort nicht über 729 Jahre die Paulinerkirche gestanden hätte und wenn er nicht neben anderen Veranstaltungen gerade den kirchlichen an der Universität Leipzig dienen soll?


    Genug davon.
    Kann jemand evtl. mitteilen, wie der exakte momentane Sachstand hinsichtlich der Dachabdeckungsproblematik (Naturstein vs. Aluminiumabdeckung) ist?
    Wird mit der Anbringung gewartet, bis ein Gericht darüber entschieden hat oder ist davon auszugehen, daß zunächst Tatsachen geschaffen werden, die den Intentionen des Architekten zuwiderlaufen?

    ^
    Selbstverständlich befinden sich unter jenen Bürgerinnen und Bürgern Leipzigs, die sich mit der Absage des verbindlich zugesagten Gottesdienstes durch die Universitätsleitung weder abfinden konnten noch wollten, Universitätsangehörige. Aber so meinen Sie Ihren Satz vermutlich nicht. Wie aber dann?


    Mein Dank jedenfalls gilt all denen, die dieses historische Ereignis am 6. Dezember doch noch ermöglichen und sich dafür intensiv eingesetzt haben.


    Schöner noch und dem Universitätsjubiläum angemessener wäre es natürlich gewesen, wenn der Jubiläumsgottesdienst am 1. Dezember mit seinen zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland, wie von der Universitätsgemeinde gewünscht und bei der Universitätsleitung beantragt, in der Universitätskirche St. Pauli auf Universitätsgelände hätte stattfinden können und nicht in der Thomaskirche. Der entsprechende Antrag war bereits im Spätsommer aus "organisatorisch-technischen Gründen" seitens der Universitätsleitung abgesagt worden.

    Wer die noch im Werden befindliche Innenarchitektur der Universitätskirche St. Pauli erleben will und für den 2. Dezember keine Karten erhalten konnte, kann dies bei freiem Eintritt tun am Sonntag, dem 6. Dezember, um 11.15 Uhr. http://www.paulinerkirche.de/gottesdienst1209.pdf


    Es wird ein historischer Tag werden. Erstmals seit 41 Jahre wird wieder ein Universitätsgottesdienst am angestammten Ort stattfinden wie über viele Jahrhunderte zuvor. Passend zur ehemaligen Wirkungsstätte Bachs erklingt auch erstmals wieder eine Kantate desselben.


    Daß der ursprünglich verbindlich zugesagte und vor kurzem dann durch die Universitätsleitung abgesagte Gottesdienst doch noch wie vorgesehen stattfinden kann, ist dem Engagement Leipziger Bürgerinnen und Bürger, die sich mit der Absage weder abfinden wollten noch konnten, sowie dem Freistaat Sachsen als Bauherren zu verdanken.

    @ dj tinitus


    Sie schreiben heute als einer, der am 2. Oktober 1989 nach eigenen Angaben fünfzehnjährig war, "danke für nichts".
    Vielleicht denken Sie über diese drei Worte noch einmal nach. Sie haben verschiedene Gründe, wenn Sie damals dabei waren, für vieles sehr dankbar zu sein.


    P.S.
    Versuchen Sie bitte nicht den Eindruck zu erwecken, die Absage der Universitätsmusiktage und der verbindlich zugesagten kirchlichen Veranstaltungen durch die Universitätsleitung wäre ursächlich begründet in mangelnden Geldern seitens der Staatsregierung für " sicherheitsabsperrungen, deko" o. ä., denn es stimmt einfach nicht.

    ^
    Stahlbauer schrieb: "Universitätsmusiktage ohne Orgel, auf einer Baustelle, wie bitte soll das praktisch funktionieren?"


    Genau so, wie es bis vor wenigen Tagen geplant war.
    Genau so, wie es am 2. Dezember "funktionieren" wird, wenn Mendelssohns Lobgesang an jenem Ort wieder erklingen wird, an dem Mendelssohns Sarg aufgebahrt war.


    Wer bitte sollte die Absage der Universitätsmusiktage authentischer einschätzen können als die Vertreter der Leipziger Universitätsmusik selbst?:


    http://uni-leipzig.de/unichor/…sletterCont.inc.php?id=11


    Ein weiteres: Warum bitte wird das Gebäude am 4. Dezember unmittelbar vor der ersten, lange verbindlich zugesagten kirchlichen Nutzung (4. Dezember, 24.00 Uhr) von der Universität wieder "übergeben", s.d. diese Veranstaltung ebenfalls nicht wie geplant stattfinden kann?


    Weil die Universitätskirche St. Pauli und Aula noch eine Baustelle ist? Das ist sie am 4. Dezember nicht mehr und nicht weniger als am 2. Dezember ...


    P.S.: "User Bienitz hat immer noch nicht verstanden" ... schreiben Sie. Seien Sie versichert, das erinnert mich doch sehr an "Schüler Bienitz", "Soldat Bienitz", "Student Bienitz", "Bürger Bienitz", der etwas nach Meinung seiner Vorgesetzten "nicht verstanden" hatte. Zum Beispiel das "Wesen der Diktatur des Proletariats", die "Notwendigkeit des antifaschistischen Schutzwalles", "das Absterben der Religion unter den Bedingungen des entwickelten Sozialismus" oder die Vernichtung der Universitätskirche St. Pauli "zur Schaffung einer sozialistischen, modernen Karl-Marx-Universität".


    Wenn Sie die Vorgänge vom 2. Oktober 1989 auf dem Thomaskirchhof zu beschreiben versuchen, sollten Sie wissen, daß ich bzw. "User Bienitz" damals dort erlebt habe, was nach der Auflösung des Demonstrationszuges vor dem Hauptbahnhof geschah. Übrigens zusammen mit einem Pfarrer.

    In gewohnt pointierter und zugespitzter Weise schreibt Christian Wolff in seiner gestrigen Presseerklärung (http://www.lvz-online.de/download/content/091112_wolff.pdf), der derzeitige Zustand auf der Baustelle sei wahrhaft kein Zufall, denn wer ein solch grandioses Gebäude wie die neue Universitätskirche nicht will, könne nicht erwarten, dass es gelingt.


    Gut möglich und leider sehr nachvollziehbar, daß diese Einschätzung stimmt.


    Auch wenn Wolff bemerkt, daß der, der das Schwingen des Tanzbeins als die wichtigste Jubiläumsveranstaltung einer traditionsreichen Universität ansieht und sich dann auch noch dazu versteigt, den Ball zur „Weihe“ der neuen Universitätskirche zu erheben, - eine gestern in der LVZ veröffentlichte Bemerkung des Rektors, die vielerorts auf ungläubiges Kopfschütteln gestoßen sein dürfte -, zeige, auf welchem Niveau diese Universität inzwischen angekommen sei, dürfte er leider recht haben.


    Daß - die jahrelange Vorbereitung zunichte machende - Absage der Universitätsmusiktage im Jubiläumsjahr dieses Bild vervollständigt, bedarf keiner zusätzlichen Erwähnung.

    Die Leipziger Universitätsmusiktage rund ums Unijubiläum - abgesagt. Jahrelange Vorbereitung, beklagt der Chor - vergebens.
    Kein Weihnachtsoratorium mit dem Thomanerchor.
    Nur für einen einzigen Tag, den 2. Dezember, wird die neue Universitätskirche St. Pauli und Aula geöffnet werden. So wollen es die Entscheidungsträger.
    Den vielen, vielen Leuten, die über die Theologische Fakultät Karten für die ersten Gottesdienste bestellt hatten, muß seit gestern abgeschrieben werden.
    Hunderte, darunter viele ehemalige Leipziger, wollten sich zu den Gottesdiensten aus ganz Deutschland auf den Weg machen. Hotels waren gebucht usw. usf. Alles umsonst, alles vergebens.
    Denn nur für einen einzigen Tag, so wollen es die Entscheidungsträger, öffnen sich die Türen. Danach wird wieder ausgeräumt. Zwei Tage später soll alles schon wieder beräumt sein. Nur wenige Stunden später, am 4. Dezember um 24.00 Uhr, hätte der erste Gottesdienst stattfinden sollen ...

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    Gehen Sie einfach mal davon aus.
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    Inzwischen zieht der Bauverzug an der Universitätskirche u.a. leider immer weitere Kreise.
    Der Beginn des für den 29. Oktober angekündigten Kartenvorverkaufs für das für den 6. Dezember in der Universitätskirche St. Pauli angekündigten Weihnachtsoratoriums mit dem Thomanerchor unter Leitung des Thomaskantors Professor Georg Christoph Biller wurde für unbestimmte Zeit verschoben.

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    Waren Sie dabei?


    Die gestrige, trotz der ungewöhnlichen Zeit (13.30 Uhr) überaus gut und prominent besuchte Veranstaltung in der Alten Börse war nicht nur hoch interessant in der Sache, sondern m. E. auch zukunftsweisend.


    So geht es zukünftig - aufgrund der Rechtslage - unter Berücksichtigung der im Sächsischen Kirchenvertrag vorgezeichneten, sog. "amicablen Lösung" darum, im Gegensatz zu beliebig ausdeutbaren Absichtserklärungen ohne rechtliche Bindungskraft eine endgültige und verbindliche Vereinbarung zwischen dem Freistaat Sachsen und der Evangelisch-Luth. Landeskirche über die Ausgestaltung und Nutzung der Universitätskirche St. Pauli und Aula der Universität zu treffen.


    Diese wird zum Ziel haben, Grundlagen dafür zu schaffen, die weltliche und kirchliche Nutzung des Gebäudeteils sinnvoll,einverträglich und verbindlich zu vereinbaren.