Fröhlichs Rede ist seit längerem bekannt und somit auch der Forschung zugänglich gewesen. Selbstverständlich gab es auch aus der KMU selbst, vor allem aus der Theologischen Fakultät und den Studentengemeinden, aber auch seitens einzelner Wissenschaftler Protest gegen die von der Universitätsleitung seit den 50er Jahren betriebenen Vernichtungspläne für die Universitätskirche und das Augusteum.
So sammelte beispielsweise der Theologiestudent Nikolaus Krause Unterschriften dagegen und wurde deshalb wegen "Staatsverleumdung" ins Gefängnis geworfen. Heute ist er Pfarrer an einem Krankenhaus in Dresden.
Allerdings lag Fröhlich bei seiner Rede die Erklärung des Akademischen Senats der KMU vom 17. Mai 1968 vor.
Vor mir liegt eine Abschrift dieser sogenannten Willenserklärung des Akademischen Senats.
Sie besagt, daß der akademische Senat die Pläne und Modelle für die abschließende Gestaltung des Karl-Marx-Platzes als politisch-kulturelles Zentrum unserer Stadt zur Kenntnis genommen habe. Die Neugestaltung des Zentrums der Stadt Leipzig trete jetzt in ihre entscheidende Phase ein.
Der sozialistischen Gesellschaftsordnung sei es vorbehalten, den Platz entsprechend der Perspektive Leipzigs als eine moderne sozialistische Großstadt neu zu gestalten.
Mit dem neu zu schaffenden zentralen Komplex der Karl-Marx-Universität im Herzen Leipzigs, an dem Platz, der den Namen von Karl Marx, des größten deutschen Wissenschaftlers und Revolutionärs, trägt, werde eine Stätte der Lehre, der Aus- und Weiterbildung und der Forschung, ein Zentrum der Wissenschaften, des Zusammenwirkens von Theorie und Praxis errichtet und damit dem Grundanliegen der Hochschulreform Rechnung getragen.
Ein zentrales Ensemble der Karl-Marx-Universität werde entstehen, das neben dem Hauptgebäude mit modernsten Ausbildungseinrichtungen ein Universitätshochhaus mit einer Höhe von 140 m sowie im Grüngürtel an der Südseite des Karl-Marx-Platzes ein Auditorium maximum einschließlich Mensaeinrichtungen umfassen wird. Damit werde unsere Stadt Leipzig in wenigen Jahren über einen bedeutsamen Universitätskomplex im Herzen der Stadt verfügen, der Ausdruck der Macht der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten, der beispielhaften Entwicklung und Förderung der Wissenschaft darstellt, wie sie einzig und allein nur in der sozialistischen Gesellschaftsordnung möglich sei. Hierbei handele es sich um den ersten Neubau eines zentralen Universitätskomplexes in unserer Republik.
Der Akademische Senat spricht dem Ersten Sekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Vorsitzenden des Staatsrates, Genossen Walter Ulbricht, seinen Dank dafür aus, daß er durch seine wertvollen konstruktiven Vorschläge und Hinweise entscheidend dazu beigetragen hat, um die vorliegenden Pläne realisieren zu können.
Der Senat der Karl-Marx-Universität ist davon überzeugt, daß alle Untersuchungen für die endgültige Gestaltung des Karl-Marx-Platzes verantwortungsbewußt durchgeführt wurden. Die völlige Neugestaltung sei aus strukturell-funktionellen, aus städtebaulich-architektonischen und aus Raumgründen erforderlich.
Der Akademische Senat gibt dem neu zu errichtenden Universitätskomplex am Karl-Marx-Platz seine uneingeschränkte und freudige Zustimmung.
Die Karl-Marx-Universität dankt der Partei der Arbeiterklasse und der Regierung für diese großzügige Förderung der Wissenschaft.
Wir werden alle Angehörigen unserer Universität mit diesem großartigen Vorhaben vertraut machen und unseren Teil dazu beitragen, dieses Projekt zu verwirklichen, heißt es in der Willenserklärung weiter.
Der Akademische Senat ruft die Wissenschaftler, Studenten, Arbeiter und Angestellten der Karl-Marx-Universität auf, unter der Losung
»Mach mit für Dein Leipzig, das Dir am Herzen liegt«, alle Kräfte für den weiteren Aufbau des Stadtzentrums einzusetzen.
An unsere Studenten ergeht der Ruf, im 11. Leipziger Studentensommer tatkräftig am Aufbau unserer Stadt mitzuwirken und gemeinsam mit der Arbeiterjugend hohe, eines sozialistischen Studenten würdige Leistungen zu vollbringen, schließt die Willenserklärung vom 17. Mai 1968
Lediglich der damalige Dekan der Theologischen Fakultät der KMU, Herr Prof. Dr. theol. Ernst-Heinz Amberg verweigerte dieser Willenserklärung seine Zustimmung.