Beiträge von Seh-Zeichen

    Museum Zerstörung und Wiederaufbau...

    Neuer Beitrag für ein altes Forumsthema:


    In Nürnberg nimmt ein Museum das die Zerstörung 1944/45 und den Wiederaufbau thematisiert Gestalt an. (Federführend ist das Kulturreferat /Fr. Prof. Lehner.)
    In der gegenwärtigen Diskussion ist ein inhaltliches Konzept mit chronologischen Themenbereichen angerissen:


    1. Kriegsvorbereitungen in und für die Stadt (Bunkerbau, Luftschutzpropaganda, etc.)


    2. Bombenkrieg und das Inferno vom 02. 01.1945


    3. 'Die Stunde Null' (Einrücken der US-Truppen, Militärverwaltung, Trümmerräumen, Schwarzmarkt, das wiederbeginnend Leben in der Trümmerlandschaft, Rezivilsation und Entnazifizierung)


    4. Wiederaufbau I (Ideenstreit, Diskussion über das Wie und Ob, Hassenpflugplan, Schmeissner, Bauausstellung)


    5. Wiederaufbau II (ca. 1950-1975/80, Darstellung typischer Einzelobjekte, Pläne Modelle, Fotografien /gewissermaßen auch eine kleine Architekturdokumentation der Nachkriegszeit in Nürnberg).

    Darin findet sich dann auch ein Architektur-Teil. Vielleicht gibt es ja auch in diesem Forum ein paar weiterführende Ideen?

    Fürther Straße - der Boulevard der Metropolregion?

    Mit der Fürther Straße besitzt Nürnberg, was ihre Erstreckung und Breite und die Höhe der begleitenden fünf- bis sechsgeschossigen, über weite Strecken noch gründerzeitlichen, Bebauung (jedenfalls für die ersten Kilometer) angeht, einen Straßenraum von tatsächlich weltstädtischen Ausmaßen. Das Profil der Straße entspricht dem der Kantstrasse oder des Kurfürstendammes in Berlin, oder dem der großen Pariser Boulevards. Die Leopoldstraße in München ist bereits schon deutlich kleinräumiger. Dieses versteckte städtebauliche Juwel (keine fränkische Schöpfung, sondern dem Weitblick des preußischen Ministers Hardenberg zu verdanken) ist für eine Stadt unserer Größe - in keiner ähnlich großen europäischen Stadt findet sich so etwas - einzigartig und hat in Süddeutschland kein Pendant.


    Leider zeigt sich diese großartige Straße heute in geradezu erbärmlichen Zustand, so als schäme sie sich ihrer Großzügigkeit: Zwischen bodendeckergefüllten Hochbeeten, zwischen denen die vergilbten Lichtkuppeln der U-Bahnhöfe versteckt sind und unbeschreiblichen Massen überflüssiger "Straßenmöbel" mäandriert eine viel zu schmale Fahrbahn in verkrampften Verschlingungen. Ein absurdes Musterbeispiel für kleinkariertes Kaputtplanen.


    Was könnte man aus dieser Straße - wenigstens aus dem drei Kilometer langen Abschnitt vom Plärrer bis zum Justizpalast - machen, wenn man den Mut zum Aufräumen und Neugestalten aufbrächte und denn ganzen Planungsmüll der 70er Jahre beseitigte.


    Stellen wir uns vor: Eine geradlinige Fahrbahn in der Mitte, begleitet von hohen Kandelabern, beiderseits doppelte Alleebaumreihen, breite gepflasterte Gehwege zum Flanieren mit viel Raum für Ladenauslagen und Straßencafès. Das ganze nur sparsam aber stimmig und konsequent möbliert. (Sogar für ein unprätentiös unter den Bäumen eingepflastertes Gleis, wäre Platz, sonn- und feiertags für nachmittägliche Traditionsfahrten des neurestaurierten 'Adler' als Touristenattraktion).
    Sicher würde es einige Zeit, vielleicht zwei, drei, vier Jahre, dauern bis dort wirkliches Großstadteben blüht... Die städtebaulichen Voraussetzungen (samt der 1A-Erschliessung durch die U-Bahn) wären gegeben. Die Fürther Straße könnte etwa der Nürnberger Kurfürstendamm, der Nürnberger Boulevard de Saint-Germain-des Pres werden, oder wenigstens die Nürnberger Leopoldstraße. Eine lebendige, tags und nachts pulsierende Ader urbanen Lebens.


    Wäre es das?

    Es wäre schade.....


    In Nürnberg dauert manches ein wenig länger, bis sich etwas herumspricht. Es braucht einfach so ein Forum. Und für mich und meine Arbeit ist es auch wichtig hier Meinungen und Ideen zu lesen zu können, die nicht spontan und manchmal auch 'quer' sind....
    Das Forum ist eine gute Sache.

    Altstadtring (Frauentorgraben)

    Der Frauentorgraben hat enormes Potenzial. Leider wird das wegen der unambitionierten und stümperhaften Detailausgesataltung kaum gesehen und so schläft auch dieses Enemble seinen Dornröschenschlaf. Auf der gesamten Länge zwischen Bahnhof, Opernhaus und Plärrer – bedarf er allerdings dringend der städtebaulich-gestalterischen Verbesserung.


    Ich hätte da eine Vision: Als einseitig bebauter Boulevard entlang dem Stadtgraben mit verbreitertem Gehweg auf der Südseite und formschönen großstädtischen Kandelabern (etwa solche wie sie in Berlin auf dem Kurfürstendamm stehen) in gerader Linie (wegen der Nachtwirkung als 'Lichtkette') und Baumreihen auf der Südseite gesetzt und dem nördlichen Gehweg mit terassenartigem Panoramablick auf die Befestigung (Graben und Stadtmauer, nachts effektvoll beleuchtet) hätte er nach entsprechender Aufwertung einen besonderen Reiz und als Prachtstraße so auch etwas einzigartiges.
    Die Baulücken würden sich an einer solchen 'Adresse' dann wohl schnell schliessen. Und vielleicht könnte man da ja sogar auch etwas besseres als die die öde Allerweltsbüroarchitektur erwarten....

    rund ums Opernhaus

    Nun mal eine gute Nachricht: Der Richard-Wagner-Platz - wer ihn nicht kennt, das ist die verkorkste Steinwüste auf dem TG-Dach vor dem Opern- und Schauspielhaus und die Opernhausvorfläche bis zum Frauentorgraben - wird in den nächsten Jahren grundlegend umgestaltet.


    Hier wollte die Stadtverwaltung (Baureferat) wieder mal klein springen. Angedacht war dort ein 'Gutachterverfahren' mit sechs von der Verwaltung vorausgewählten und an der kurzen Leine geführten Architekten, die ein bischen Oberflächenkosmetik vorschlagen sollten. Aus diesem Plan ist nichts geworden. Hier hat der Stadtrat (Stadtplanungsausschuss) dem Baureferenten einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Stattdessen wird jetzt nach Qualität gesucht. Hier wird es - beschlossen - einen regulären Architektenwettbewerb ohne vorimplizierte Denkverbote geben. ( 'Großer Wurf gesucht' - Nürnberger Zeitung vom 17.09.2008)
    Also wir können gespannt sein, was sich hier an Ideen entwickelt. Das sollte dann Anlass sein über die weitere Entwicklung des Frauentorgrabens zu einem städischen Boulevard nachzudenken. Und ein wichtiges stadträumliches Verbindungsglied zur Südstadt (Das Wettbewerbsgebiet wird bis kuru vor das Nordportal des Tafelfeldtunnels reichen) wird der neue RiWaPlatz auch werden.


    Also, es ist ja nicht so, dass hier gar nichts vorangehen würde ....:)

    Neptunbrunnen

    Ein interessantes Forum...
    ;) Danke an 'baukunst-nbg' für sein Plädoyer für den Hauptmarkt. Ich sehe das genauso.


    Der Neptunbrunnen ist nämlich eine ganz reale Chance für den Hauptmarkt, dessen nächtliche Öde und schwacher Ladenbesatz zunehmend beklagt wird. Wasser als belebendes Element schafft Aufenthaltsqualität und zieht Menschen an. Der 'schöne Brunnen' ist zwar ein Wahrzeichen und eine den Platz prägende Skulptur, aber er ist kein Wasserspiel. Und ein Platz von der Größe des Hauptmarkts verträgt auch (wie schon von 1902 bis 1935, solange stand der Neptunbrunnen mämlich bereits dort) zwei Brunnen. In deren grundsätzlicher Verschiedenheit läge doch sogar der besondere Reiz. Der abends beleuchtete Neptunbrunnen wäre doch eine enorme Aufwertung des Platzes und der Innenstadt. Sozusagen unsere Piazza Navona.


    Die unvergleichliche Atmosphäre dieses weltbekannten Platzes mitten in Rom, ein großer Tag und Nacht belebter Stadtraum mit sogar drei großen Brunnen (darunter übrigens auch eine 'Fontana del Nettuno'), vergisst keiner der je dort war. Sommerabends wird er zum öffentlichen Wohnzimmer der Römer und ist ansonsten erklärter Lieblingsplatz aller Touristen... Das wäre doch auch eine Vision für den Hauptmarkt, oder?


    Mehr dazu (Geschichte und Bilder): Stationen einer Irrfahrt, oder wie ein Architekturbrunnen in den Park kam

    Ideen für Nürnberg .....

    Norimbergus hat recht: "Die obigen Ausführungen (von Maxim) kommen mir irgendwie bekannt vor. Wenn mich nicht alles täuscht, dann habe ich sie größtenteils vor ein paar Jahren schon mal auf der Homepage eines Architekturbüros gelesen (bin damals bei der Suche nach den Preisträgern des Bahnhofsplatzwettbewerbs drauf gestoßen)."


    Der Beitrag stammt im Original aus dem Jahr 2001. Er steht übrigens immer noch (samt erläuternden Bildern) online: http://www.thiel-architekten.de/ifn/ifn_frame1.htm


    Schön, dass nach solanger Zeit so heftig darüber diskutiert wird .... :)


    Aber 'Maxim' sollte es doch mal mit eigenen Gedanken versuchen..... :nono:


    Ansonsten, interessante Diskussionsbeiträge. Und vielleicht tut sich in den nächsten Jahren ja auch was in dieser Richtung....