Beiträge von Seh-Zeichen

    Es gibt keinerlei Notwendigkeit für einen Abbruch

    Das Sandstein-Gebäude der früheren Königlichen Kavallerie-Kaserne ist von stadtgeschichtlicher Bedeutung weil es exemplarisch für die erste bauliche Phase der Entwicklung des Stadtteils Gostenhof ist. Es ist völlig unakzeptabel wertvolle historische Bausubstanz ohne nachvollziehbaren Grund abzubrechen und historische Spuren leichtfertig zu verwischen. Hier steht ein denkmalwürdiges und vor allem auch gut nutzbares Gebäude, das an keiner Stelle sinnvolle Entwicklungen behindert und problemlos erhalten werden kann. Einer sinnvollen Nachnutzung steht hier nichts im Weg.


    Die Neubauplanung ist ohnedies städtebaulich völlig verfehlt. An der gebogenen Roonstraße gehört eine pointiert städtische, klar straßenraumfassende Architektur mit einer dem Stadtteil entsprechenden Geschossigkeit entlang der Straßenkante. Ein zurückgesetztes solitäres auf sich selbst bezogenes Gebäude mit modisch abgerundeten Ecken, das die vorgegebene Stadtstruktur im von einer Blockbebauung des 19. Jahrhunderts geprägten Gostenhof ignoriert, ist der falschen Ansatz. Wenn der Neubau des Zentrums Familie und Soziales - städtebaulich richtig – nicht von der Roonstraße abgerückt wird, kann das historische Sandsteingebäude der ehemaligen Kavalleriekaserne ohne Weiteres erhalten werden.

    Glaube jetzt nicht so recht, dass die Personalie Schmeißner & Co. an dem Frevel Schuld ist.


    Klar, Schmeißner hat enorme Verdienste um den Wiederaufbau. Er war aber natürlich eine Persönlichkeit die auch im Dritten Reich verwickelt war, selbstverständlich nicht als Schuldiger, aber eben als Amtsleiter und Parteimitglied. Insoweit ist seine Rolle - aller unbestrittener Verdienste in der Nachkriegszeit ausdrücklich gewürdigt - natürlich durchaus auch ambivalent zu sehen. (In Wikipedia ist das sehr korrekt und mit der angezeigten Distanz erfolgt.)


    Seine Rolle bei der Nichtwiederkehr des Neptunbrunnens auf den Hauptmarkt ist nicht spekulativ, sie ist belegt: Die naheliegende Idee, den Brunnen nach Ende von Krieg und NS-Herrschaft im Zuge des Wiederaufbaus auf den Hauptmarkt zurückzuversetzen wurde in den 50er Jahren verdrängt; Baureferent Schmeißner, bereits in den 30er Jahren an führender Stelle im für den Abbau federführenden Hochbauamt tätig, sprach sich dafür aus „den Neptunbrunnen am Marienplatz zu belassen“.
    Quelle: Kurzprotokoll Nr. 22 Referentenbesprechung vom 23. Juni 1935 Ziffer 34 / Stadtarchiv Nürnberg C29 Nr. 1547

    das verschwundene Becken .....

    Wo ist denn eigentlich der Trog gelandet?


    Die 1934 ebenfalls abgebrochene barocke Beckenfassung wurde 1937 sogar noch auf den Schlageterplatz (vor 1933 und 1945 bis 1995 Marienplatz, jetzt Willy-Brandt-Platz) umgesetzt. Dort überstand sie - inmitten einer Trümmerwüste - den Bombenhagel offenbar relativ unbeschädigt (wie der Brunnen selbst auch).




    Quelle Hochbauamt der Stadt Nürnberg / gemeinfrei - erstmals veröffentlicht bei E. Mulzer Altstadtberichte 1988/Nr. 13


    Irgendwie hat dieses Bild doch auch eine gewisse Symbolik. Der 'Friedensbrunnen', so seine ureigenste Widmung von 1650/1660 überragt als Überlebenszeichen und Mahnung zum Frieden die Trümmer des Infernos des Krieges.


    Am Marienplatz war der Neptunbrunnen ja dann 1961/62 dem Verkehr im Wege. Man versetzte ihn in den Stadtpark, wo er bis heute in völlig unangemessener Weise 'verwahrt' wird. Das musste offensichtlich dann auch noch 'auf die ganz billige Art' geschehen. Denn das Barockbecken umzusetzen ersparte man sich gleich ganz. Die (zusammengeschobenen) Brunnnenskulptur pflanzte man mirnichts-dirnichts in ein kreisrundes Betonbecken:



    eigenes Bild


    Erich Mulzer hatte dieses Becken 1988 als 'Hundenapf' bezeichnet. Wie treffend!
    Angeblich soll das Originalbecken 1962 geborgen und eingelagert worden sein. Ob es heute noch vorhanden ist ist unbekannt.


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    Vielleicht hilft es dabei die Geschehnisse von 1961/62 und die hier zutage tretende ostentative Mißachtung des Neptunbrunnens/Friedenbrunnens/'Judenbrunnens' zu verstehen, wenn man sich die personelle Kontinuität in der Nürnberger Baubehörde von der Nazi-Zeit
    bis in die Nachkriegszeit vor Augen führt. Beispielsweise war NSDAP-Mitglied Heinz Schmeißner bereits von 1937 bis 1945 städtischer Baureferent. Von 1947 bis 1970 war er es (dann allerdings für die SPD) wieder. Ähnliche personelle Kontinuitäten aus dem 'Dritten Reich' heraus belegen viele weitere Personen in der städtischen Baubürokratie. (Siehe dazu auch die wikipedia Artikel zu Walter Brugmann, Heinz Schmeißner, Wilhelm Schlegtendal und dem Neptunbrunnen). 1960/62 wollte sich wohl niemand mit mehr 'alten Geschichten' befassen, über die schon 'Gras gewachsen' war, oder?


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    Mod: Editiert. Bitte immer eine Quelle angeben und fremde Bildrechte beachten.

    eine andere 'Veranstaltung' hingegen hat der Neptunbrunnen im Jahr 1933 ganz offensichtlich schon gestört....



    Reichsparteitag im Sommer 1933. (Quelle Hochbauamt der Stadt Nürnberg / gemeinfrei - erstmals veröffentlicht bei E. Mulzer Altstadtberichte 1988/Nr. 13)



    Rechtzeitig zur nächsten Veranstaltung dieser Art im darauffolgenden Jahr war der sichtlich störende Brunnen abgebaut.....
    Der seinerzeitige Wunsch des 'Führers' für einen Aufmarschplatz ohne Friedensbrunnen mitten in Nürnberg, verkörpert sich im Zustand des Hauptmarktes bis heute. 65 Jahre nach Ende der Nazi-Diktatur fand diese Stadt keine Gelegenheit das zu korrigieren.


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    Mod: Editiert. Bitte immer eine Quelle angeben und fremde Bildrechte beachten.

    .... und die Stadt kann ihren Christkindlesmarkt behalten.


    Stört der Neptunbrunnen den Christkindlesmarkt? Oder gefährdet er ihn sogar, wie Herr Oberbürgermeister Maly kürzlich in der NZ zitiert wurde?
    http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=1241462&kat=11


    Also, den Hauptmarkt mit Neptunbrunnen kann man sich meiner Meinung nach deffinitiv abschminken! Denn wie in folgendem Artikel der OB nochmals erwähnt, würde Nürnberg hierdurch den Christkindlesmarkt verlieren. Und eine solch weltberühmte und imageträchtige Veranstalltung will man natürlich auch nicht verlieren.
    Ich glaube, mich erinnern zu können, dass angeblich um die 300Mio € am Christkindlesmarkt umgesetzt werden sollen! Das ist auch ein Argument gegen den Brunnen.


    So weit so gut. Bevor man die leichtfertigen Äußerungen des OB - der subkutan den Eindruck erwecken will Neptunbrunnen und Christkindlesmarkt seien unvereinbar (was Dich Mattes schon in Deiner Meinung beeinflusst haben mag) für bare Münze nimmt hilft vielleicht ein Blick zurück.


    Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Der Christkindlesmarkt 1933. Hat der Brunnen gestört?



    (Quelle Hochbauamt der Stadt Nürnberg / gemeinfrei - erstmals veröffentlicht bei E. Mulzer Altstadtberichte 1988/Nr. 13)
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    Mod: Editiert. Bitte immer eine Quelle angeben und fremde Bildrechte beachten.

    Schön, dass hier so lebhaft diskutíert wird. ;)


    Aber die Geschichte um den Neptunbrunnen ist eben doch etwas mehr als eine Denksportaufgabe, nach dem Motto "unsere Stadt soll schöner werden". Und dieser Brunnen hat eine sehr vielschichtige Vergangenheit, der man nicht mit einer "ich-weiß-auch-noch-nen-Platz"-Diskussion gerecht kommt.



    Die Geschichte in Stichpunkten:


    1648 Der Dreißigjährige Krieg, der auch Nürnberg verheerte, endet mit dem Westfälischen Frieden (historisch korrekt: Frieden von Münster, Osnabrück und Nürnberg)


    1649 Der Große Rat der freien Reichsstadt Nürnberg gibt den größten Barockbrunnen nördlich der Alpen in Auftrag. Mit diesem Brunnen, der dem Beschluss gemäß (als zweiter Brunnen neben dem Schönen Brunnen) auf dem Hauptmarkt zu errichten ist, soll dem (erhofft) immerwährenden Frieden ein Denkmal gesetzt werden. Zeitgenossen bezeichnen ihn als Monumentum pacis.


    1668 Der vom damals (und im Ausland auch heute noch) europaweit berühmten Bildhauer Georg Schweigger geschaffene Brunnen ist fertig, aber Nürnberg hat zwischenzeitlich zerüttete Finanzen (sic!), und die Versorgung mit der notwendigen Wassermenge bereitet szt. nicht lösbare technische Schwierigkeiten. Der Brunnen wird im Peunthof (heute: Bauhof) eingelagert.


    1797 Der Brunnen wird für 66.000 Gulden - heute in etwa 7 Millionen Euro - an den russischen Zaren Paul I. verkauft und nach Peterhof bei St. Petersburg verbracht, wo er in stark modifizierter Form im klassizistischen Zeitgeschmack verändert aufgebaut wird.


    1881 Prof. Friedrich Wanderer bemüht sich unter dem Motto "Rückgewinnung des Verlorenen" um einen Rückkauf des Brunnens, bleibt aber ohne Erfolg.


    1895 Das kaiserliche Außenministerium verhandelt mit Zar Alexander III. um den Rückkauf des Neptun-Brunnens; Alexander III. lehnt den Verkauf zwar ab, gestattet aber den Nürnbergern, Abdrücke vom Brunnen zu machen, um einen Zweitguß des Brunnens anzufertigen. Dem Zar gefällt der völkerverbindende Gedanke, dass derselbe Friedensbrunnen in zwei Exemplaren eines in Russland und eines in Deutschland die friedliche Nachbarschaft der beiden Länder symbolisiert.


    1896 Bürgermeister Ritter von Schuh veranlasst die Abdrücke in Peterhof. Es entstehen so die Gussformen für einen absolut formidentischen Zweitguss (keine Kopie!).


    1901 Der wohlhabende Nürnberger Ludwig Gerngroß errichtet eine Stiftung und bezahlt 80.000 Goldmark (heute etwa 2 bis 2,5 Millionen Euro) den Neptun-Brunnen. Er stellt eine einzige Bedingung: Der Ort der Aufstellung muß der Ort sein, für den der Brunnen stets vorgesehen war: der Hauptmarkt. Nürnberg nimmt diese Bedingung an (siehe Verwaltungsbericht für das Jahr 1902, für jederman im Lesesaal des Stadtarchivs einsehbar). Gerngroß wird zum Ehrenbürger Nürnbergs ernannt.


    1902 Der Brunnen wird in der Nürnberger Gießerei Lenz in Bronze gegossen und auf dem Hauptmarkt aufgestellt. Gerngroß wird vom bayerischen König zum Ritter geschlagen.


    1934 Die Nazis stören sich am Neptun-Brunnen, denn der Stifter Gerngroß war Jude. Außerdem war der Brunnen den NS-Aufmärschen im Weg. Auf Betreiben von Julius Streicher (NSDAP-Gauleiter von Franken, Herausgeber des Hetzblattes 'Stürmer', pathologischer Antisemit und 1946 bei den Nürnberger Prozessen zum Tod verurteilter Hauptkriegsverbrecher) wird der Neptun-Brunnen - von den Nazisverächtlich "Judenbrunnen" genannt - vom Hauptmarkt entfernt Die Stiftungsauflage wird verächtlich ignoriert, denn so Streicher "das Geld mit dem es der Jud bezahlt hat, hat er (...) herausgewuchert".


    1934 Baureferent Brugmann und OB Liebel (beide NSDAP) schieben eine fingierte Begründung nach, der Brunnen passe am Hauptmarkt nicht ins Stadtbild. Der wahre Grund ist bis heute aktenkundig: Aktenvermerk des Städtischen Hochbauamtes (Ref X.6) vom 30. April 1934: "(...) Gerade weil der Brunnen von einem Juden ist und so protzig mitten auf dem Adolf-Hitler-Platz (Anm. Umbenennung des Hauptmarktes 1934-1945) steht muss er weg! Fingerspitzengefühl!" - Stadtarchiv Nürnberg AvN, C7/1 GR Nr. 5354 / lfd.Nr. 26


    1960 Forderungen der Nürnberger, ihren Neptunbrunnen wieder auf den Hauptmarkt zu verlegen, scheitern insbesondere am Baureferenten Schmeißner. Schmeißer, ab 1937 Mitglied der NSDAP und Ende der 30er Jahre bis 1945 Baureferent der Stadt Nürnberg und dann von 1947 bis 1970 wieder in derselben Funktion, hielt daran fest, daß der Brunnen nicht auf den Hauptmarkt gehöre.


    1962 Der Neptunbrunnen ist wieder im Wege - diesmal dem Straßenbau. Er wird in den Stadtpark verlegt. Dabei verliert er auch gleich noch das barocke Becken. Er wird in einem viel zu engen vorhandenen Waschbetonnapf abgestellt. Dort steht er in kläglichem Zustand bis heute. Bis heute wird auch die Stiftungsauflage des jüdischen Spenders von Gerngroß wissentlich mißachtet.



    Fazit:
    Nürnberg - das sich selbst gern als Stadt des Friedens und der Menschenrechte sieht - versteckt (1.) ein authetisches Friedensdenkmal im Gestrüpp des Stadtparks und fand (2.) auch 65 Jahre nach Ende des 'Dritten Reichs' keine Gelegenheit diesen Kulturfrevel rückgängig zu machen und setzt (3.) einen für jeden offensichtlichen Rechtsbruch gegen einen jüdischen Mitbürger (der sich mangels rechtewahrenden Erben nicht dagegen wehren kann) fort.

    Leserabstimmung

    Die NZ hatte ja letzte Woche als Montagsfrage zur Leserabstimmung gestellt:


    "Soll der Neptunbrunnen wieder auf den Hauptmarkt?"


    Seit gestern liegt das Ergebnis vor:


    Dafür: 54,8%
    Dagegen: 45,2%

    Die Pläne für den Hauptmarkt werden langsam konkreter. (...) Folgende Stichpunkte stehen mehr oder weniger fest (...)


    So konkret ist es nun auch noch nicht. Es wird erst noch öffentliche Anhörungen geben und man erwartet eine öffentliche Diskussion. Dann geht es an die Detailformulierung der Aufgabe.


    Interessante historische Anekdote: 1947 gabe es einen Architektenwettbewerb zum Wiederaufbau (Teile davon sind gerade in der Ausstellung "Wiederaufbau in Nürnberg" im Fembohaus zu sehen (sehenswert, es gibt auch einen wirklich gutgemachten Katalog dazu). Diesem Architektenwettbewerb war ein Jedermann-Wettbewerb ("Tausend Gedanken für den Wiederaufbau") vorgeschaltet, in dem jeder Bürger seine Ideen einbringen konnte. Da kamen (neben vielen naiven und illosorischen Vorstellungen, natürlich) sehr viele gute Anregungen, die dann in die Auslobung des Architektenwettbewerbs eingingen. Ist das eine sinnvolle Sache? Wäre so etwas für den Hauptmarkt überlegenswert?


    Zum Schluß noch ein Hinweis: Im NZ-Weblog läuft gerade eine sehr lebendige und intelligente Diskussion über den Neptunbrunnen und den Hauptmarkt:
    http://blog.nz-online.de/senf/…unnen-auf-den-hauptmarkt/
    Lesenswert.

    vernichtende Kritik des Landesamtes für Denkmalflege

    Mittlerweile ist - durch Recherche der NZ - bekannt geworden, dass zum von der Bauverwaltung forcierten Neu-/Umbau der Stadtbibliothek eine vernichtende Kritik des Landesamtes für Denkmalflege (Datum des Schreibens 25.05.2009), die der Öffentlich und den Beschlussgremien der Stadt verschwiegen wurde vorlag. Hier der unkommentierte Wortlaut:



    "Zur vorgelegten Baueingabe nimmt das Landesamt für Denkmalpflege wie folgt Stellung:


    Grundsätzlich wird in Anbetracht der öffentlichen Nutzung als Stadtbibliothek eine gewisse architektonische Sonderstellung des geplanten Gebäudes innerhalb der innerstädtischen Bebauung für vertretbar gehalten. Kulturbauten dieser Art haben im Stadtbild ihre volle Berechtigung. Auch erlauben die großen Baukörper der näheren Umgebung (Konservatorium, Kunstgewerbemuseum) durchaus die Entwicklung eines größeren Volumens an dieser Stelle.
    Zu kritisieren ist jedoch die Form, in der dies umgesetzt soll. Der geplante Baukörper zerfällt in verschiedene Bauteile mit jeweils unterschiedlicher Formensprache, die nicht zu einer Einheit zusammenfinden.


    Im Einzelnen:


    Die Trauflinie des alten Luitpoldhauses wird um ein Vollgeschoß höher gesetzt. Darüber befindet sich zurückgesetztes Terrassengeschoß, welches durch sein optisches Zurücktreten die beabsichtigte kubische Erscheinungsweise des neuen Luitpoldhauses und die strenge Monotonie seiner Fassaden vermutlich noch unterstreichen soll. Widersprüchlich ist jedoch, dass sich das zurückgesetzte Terrassengeschoß mit seinem Rücken an den geplanten Neubau anlehnt, was sich motivisch und von der Gestaltung der Dachlandschaft her als äußerst unvorteilhaft darstellt. Zu kritisieren ist, dass das Maß der Zurücksetzung an den drei Seiten unterschiedlich ist, was die Konsequenz und innere Logik dieser Dachform verringert.


    Auch der Dachaufbau über dem „Flugdach“ findet aus gestalterischen Gründen keine Anerkennung, weil es die formale Leichtigkeit der darunter befindlichen Glasfassaden konterkariert. Das Dach kann in der vorliegenden Form nur als plumper Unterbau für die geplanten Sonnenkollektoren interpretiert werden. Die Materialität der Lochfassaden (Wärmedämmverbundsystem mit Putzhaut, aluminiumverkleidete Fenster, Sichtbetonfertigteile im Sockelbereich) wird als sehr konventionell bzw. trivial empfunden.


    Die Fassadengestaltung der Neubauscheibe im Westen wird im vorliegenden Entwurf in einen starken Kontrast zur Formensprache des Bücherspeichers gesetzt. Die Kleinteiligkeit des Rasters und die Materialität der Fassade (Glas, Glaspaneele) werden zwar als angemessen empfunden, doch unbefriedigend bleibt die steile und scheibenartige Wirkung dieses Neubauteils. Sie ist nicht in der Lage, mit dem Bücherspeicher eine architektonische und städtebauliche Einheit zu bilden. Die unterschiedlichen Baumassen und Fassadenkonzepte stehen unvermittelt nebeneinander, die Silhouette ist gestört. Die beiden Bauteile sind so kontrastierend aufgefasst, dass sie keine allgemeinverständliche Verbindung entsteht. Unter diesem eklatanten Mangel leidet die Wertigkeit des Gesamtprojekts.


    Erschwerend kommt hinzu, dass mit dem niedrigen Bauteil zum ehemaligen Kloster noch eine dritte Formensprache zur Anwendung kommt. Hier ist eine Fassadenverkleidung aus horizontalen Aluminiumlamellen vorgesehen. In der über Eck gestellten Eingangszone im Norden prallen die drei Bauteile räumlich und architektonisch zusammen. Die Gestaltung des Eingangs zeigt mit aller Deutlichkeit, dass die Aufgabe in dieser Ausgangskonstellation nicht befriedigend zu lösen ist.


    Fazit:


    Das Umbau- bzw. Neubauvorhaben im Zentrum der Nürnberger Altstadt ist in der vorgelegten Form leider nicht in der Lage, das denkmalgeschützte Ensemble um einen gestalterisch hochwertigen Baukörper zu bereichern. Sowohl die Gliederung der Baumassen, als auch die heterogene Fassadengestaltung führen zu einem äußerst unbefriedigenden Ergebnis. Darunter leiden die städ-tebauliche Gesamtwirkung an dieser Stelle und die architektonische Erscheinungsweise der benachbarten Baudenkmäler. Das Landesamt für Denkmalpflege ist daher zu der Auffassung gelangt, dass vor dem Hintergrund des Denkmal- und Ensembleschutzes eine fachliche Ablehnung des vorgelegten Bauantrags notwendig ist.
    In Anbetracht der außerordentlich prominenten Lage und der großen Öffentlichkeitswirkung des Projekts wird die Stadt Nürnberg gebeten, weitere Beurteilungen zur geplanten Gestaltung einzuholen, etwa vom Heimatpfleger. Alternative Gestaltungsansätze wären von einem konkurrierenden Verfahren (Plangutachten) zu erwarten. Grundsätzlich hätte das Landesamt für Denkmalpflege die Durchführung eines Architektenwettbewerbs zur bestmöglichen Lösung der Entwurfsaufgabe für erforderlich gehalten.”


    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Richard Nemec
    Pressesprecher
    Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
    Hofgraben 4
    80539 München



    Quelle: Nürnberger Zeitung /NZ-online "Bibliotheksneubau: Unwahrheiten aus dem Rathaus"


    http://blog.nz-online.de/senf/…ment-page-1/#comment-1150



    Aufgedeckt wurden das durch die Berichterstattung der NZ vom 14.10.2009:
    "Plumb, unvorteilhaft und trivial"

    Suchspiel

    .... zu den unter http://nuernberg.de/imperia/md…itpoldhaus_handout_fg.pdf zum "Fachgespräch" verteilten Unterlagen:


    Leider ist entweder etwas schief gelaufen, weil es die gleichen Ansichten dreimal gibt, oder es wurde nicht mehr verteilt, was in der Tat äußerst mager wäre.


    ;) .... ja so ist das mit den "Alternativen".... man muss hier wirklich dreimal hinschauen und das ganz scharf, um hier die "Unterschiede" zu erkennen.


    Früher gab es in einer angesehenen Fernsehzeitschirift in den Rätselseiten ganz am Schluss ein Suchspiel "Original und Fälschung", auf dem man mit geschicktem Augen kleine Manipulationen an Bildern suchen musste..... So oder so ähnlich verhält sich das mit den vom städtischen Hochbauam angebotenen Fassadenalternativen...


    Also schaut mal, ob Ihr die "Unterschiede" findet.


    Wem es zu mühsam ist, hier die Auflösung: Das erste Bildpaar zeigt die Ausgangssituation. Das zweite Bildpaar zeigt eine Variation bei der der Abstand der Vorderkannte der Betonlammellen gegenüber der Glasebene etwas zurückgenommen ist. Das dritte Bildpaar zeigt - wie originell (!) - noch eine Variante bei der nur jedes zweite horizontale Betonband zurückgesetzt ist.


    Sehzeichen meint: Totale Verarsche


    PS: Für Variante drei wurde auch noch die Erklärung mitgeliefert. Hier wird die Anregung des Baukunstbeirates "aufgegriffen" und "die Geschossigkeit nach außen gezeigt" (so der Architekt). Der BKB hatte nämlich kritisiert, dass die Fassade etwas vorspiegelt, was nicht ist. Die stark hervortetende vertikale Gliederung zeigt nämlich nicht die wirkliche Geschossigkeit, hinter außen vermeintlich zwei ablesbaren Geschossen verbirgt sich nämlich in Wirklichkeit nur eines, jedes Geschoss hat außen zwei horizontale Glasbänder.


    (Früher nannte man so etwas "Scheinarchitektur". Übrigens hinter der einheitlichen Glasfront verbirgt sich nicht ein großer Lesesaal oder irgend etwas von der Nutzung angemessenes. Die Fassade ist einfach zur Gänze vorgeblendet. Dahinter verbergen sich verschiedenste Nutzungen - Lesesaal, Archive, Arbeitsräume, Büros, Werkstätten, und WCs.)

    Plärrer bei Nacht .....

    Der Plärrer ist ein wirklich großstädtischer Platz. (Vielleicht - ganz wie man das definiert - der einzige in der Metropolregion....)


    Was läge näher als diese Charakteristika städtebaulich weiter auszuarbeiten? (Die Randbebauung könnte - besonders zur Fürther Strasse hin - allerdings noch etwas höher sein, zwischen ihr und den platzumkreisenden Fahrbahnen sollten geschlossene Baumreihen stehen. Das mit Skulpturen belebte Platzinnere könnte in das U-Bahn-Verteilergeschoss, dem eine Öffnung zur Oberfläche sehr gut täte, herabterrassiert und großzügiger als heute an den Stadtgraben angeschlossen werden. ... aber das gehört thematisch ja nicht hierher, in diesen Diskussionsfaden....)


    Die Fassaden der Platzwände könnten zunehmend mit bunten Leuchtreklamen bedeckt sein, der Platz hätte dann eine faszinierende Nachtwirkung, wie man sie sonst eben nur von Metropolen kennt. Ein Hauch Times-Square- oder Picadilly-Circus-Lebensgefühl eben und ein Stück neue Lebensqualität in der Stadt.

    Wohnbebauung auf dem früheren Freigelände im Langwasser-Bad

    Im Langwasser-Bad wird das Freibad aufgelassen. Diese Entscheidung war sehr umstritten....


    Die große Liegewiese wird jetzt einer anderen Nutzung zugeführt. Die städtische Tochtergesellschaft "WBG" (Wohnungsbaugesellschaft) will hier Wohnhäuser errichten.


    In einem "Plangutachten" (warum hat man eigentlich keinen regulären städtebaulichen Ideewettbewerb veranstaltet?) hatte man vier Entwürfe angefragt.


    Die liegen jetzt vor:


    http://online-service.nuernberg.de/eris/downloadPDF.do;jsessionid=0CBC3C020EA6B06D156797E49A5E3A30?id=433708"]4 Entwürfe (PDF)


    und einen


    favorisierten Entwurf


    hat die WBG wohl auch schon.....

    AEG-Areal: Entwicklungsmaßnahme an der Fürther Straße

    Auf dem früheren AEG-Gelände an der Fürther Straße (ein im Grunde riesiges Areal, dessen Ausmaße einem so eigentlich gar nicht bewußt sind tut sich was.
    Unter dem (vielleicht ein bischen arg volkstümlich-umgangssprachlich geratenem) Titel "auf AEG" wird ein Entwicklungskonzept vorgelegt.


    Die Vorstudien liegen jetzt dem Stadtplanungsausschuss zur Begutachtung vor:


    Masterplan Südareal


    Strukturplan


    Übersichtsplan / Umgriff Weststadt


    Interessantes Projekt, mit viel Potenzial.....

    Information oder Desinformation?

    Zitate von kurushiX:

    immer wenn es losgehen soll kommen sie aus ihren Löchern.


    Hauptsache gegen alles sein ..


    kurushiX ist das nicht ein wenig einfach als Erklärung? Und überhaupt, was hat denn das mit dem Milchhof zu tun?


    Warum kommen die erst jetzt? Oder ist nicht die richtige Frage: Warum hat das Baureferat nicht rechtzeitig die Öffenlichlkeit gesucht, warum wurde das seit langem in Fachkreisen kritierte Projekt die ganze Zeit hinter verschlossenen Türen behandelt? Um jetzt sagen zu können: "So und nicht anders?"


    Offene Kommunikation sieht anders aus.


    So ein Vorhaben muss öffentlich erörtert werden. Schließlich ist eine Bibliothek ein explizit öffentlicher Kulturort. Ist da die Anmutung einer Allerwelts-Bauträger-Büroarchitektur die richtige Antwort?


    Die öffentliche Diskussion dieser Frage ist überfällig. Kritisieren kann man nur dass sie erst so spät einsetzt.
    Aber ist es die Schuld der Öffentlichkeit, der Bürger, der Interessierten, dass es keine rechtzeitige und ehrliche Information gab. Sind sie für die geheimiskrämerische amtliche Handhabung dieser wichtigen öffentlichen Bauaufgabe verantwortlich?


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    Was mich heute morgen allerdings doch ein wenig verwundert die Augen reiben liess, ist die verharmlosend manipulierte Fotosimulation des Baureferats (das ansonsten diese Woche ja eher durch Sprachlosigkeit zum Thema aufgefallen ist), die in der NN und der NZ von heute ist.

    Zunächst einmal ist die Fotomontage, (leicht erkennbar auf Basis eines stark verzerrten Teleobjektivfotos von der Burgterasse her) so definitiv nicht richtig:
    Der Querriegel ragt deutlich weiter vor. Seine Vorderkante liegt nämlich (wie der Lageplan deutlich zeigt) etwa in einer Linie mit der Fassade des Gewerbemuseums, bzw. sogar noch davor.
    Das Beste aber: Versuchet doch einmal die Katharinenruine (sie stünde nämlich unmittelbar - Abstand 9,50m ! - vor dem Querriegel) zu finden: Tatsächlich vom Erdboden verschwunden! (auf dem Foto wegretuschiert)
    Fällt Euch dazu noch was ein? Mir nicht.

    (Abgesehen davon ist der Blick von der Burgterrasse doch nicht unbedingt der wichtigste: Er ist aber sicher für die mit dieser Fotomanipulation verfolgte Intension der geeignetste. Das Dach der Akademie ist nämlich nur zu sehen weil der Fotostandpunkt von hier oben so hoch ist. Von der Heu- oder der Museumsbrücke - vermute ich mal - sieht man nichts mehr, weil das Glasregal alles verdeckt.)

    fortschreitende Zerstörung durch Desinteresse.....

    Der Baureferent - Wolfgang Baumann - spielt auf Zeit. Eigentlich wollte er die Sache im Stadtplanungsausschuss nämlich auf die lange Bank geschoben haben und überhaupt nicht behandelt wissen. Erst auf Dringlichkeitsanfrage gelang es, den CSU-Antrag zur Villa Zucker-Bär noch vor der Sommerpause im Stadtplanungsausschuss überhaupt zur Behandlung zu bringen.


    Viel Neues wusste die Stadtverwaltung nicht zu berichten, stattdessen attackierte der (inzwischen auf breiter Front in die öffentliche Kritik geratene) Baureferent in einer vorab verbreiteten Presseerklärung die Bezirksheimatpflegerin Dr. Kluxen, die die Stadt aufgefordert hatte ihren gesetzlichen Pflichten nachzukommen und die unbedingt erforderlichen Notsicherungsmaßnahmen vorzunehmen. (Das Gebäude ist undicht, Fenster sind herausgebrochen, Feuchtigkeit dringt ein, und weil sdas Innere leicht zugänglich ist werden wiederholter Vandalismus und Brandstiftungsversuche befürchtet.
    Der Baureferent verhöhnte das als wörtlich "Schönheitsreparaturen" und erntet für diesen unsachlichen Vorstoß heftige Kritik aus dem Bezirkstag und vom Bürgerverein.
    http://bv-leonhard-schweinau.d…ttacken-des-baureferenten


    Es wird nunmehr kolportiert, der Verkauf des gesamten Geländes stehe unmittelbar bevor. Der Eigentumsübergang wird in der Ferienzeit erwartet....


    Übrigens:
    Bei der Zucker-Bär-Villa handelt es sich nicht um irgendeienen "alten Kasten", um 1900 herum waren die dort bestehenden Werkstätten ein Kristallisationspunkt des deutschen Jugendstils. Hier gingen Friedrich Adler, Peter Behrens, Joseph Maria Olbrich und Walter Scherf seinerzeit ein und aus ....

    Zucker-Bär-Villa - [vor dem] Verfall [bewahrt]

    Im Südosten von Nürnberg, etwas abseits gelegen, gleich neben dem U-Bahnhof 'Rothenburger Straße, an der Holzschuherstraße liegt das Areal der ehemaligen Süßwarenmanufaktur Zucker-Bär.


    Seit Jahren verfallen die Gebäude so vor sich hin. Eine Briefkasten-Firma, mit dem vertrauensheischenden Namen "Beamten-Treuhand" hat sich hier kräftig verspekuliert. Seit vielen Jahren tut sich hier nichts. Der Verfall des Areals schreitet voran.


    Erwähneswert ist vorallem die einstige Fabrikanten-Villa. Hier gingen seinerzeit berühmte Jugendstil-Künstler, allen voran Olbricht und Behrens ein und aus..... Heute regnet es zu Dach rein.


    Eine Fotoreportage war vor Tag und Jahr in der NN/NZ veroffentlicht
    http://suche.nordbayern.de/dia…129&nr=12&catch=10&man=NI.


    Weitere Bilder sind in einer WWW-Dokumentation aus 2007 zu sehen http://www.industriezerfall.de/Zucker%20Baer/index.htm


    Die Bezirksheimatpflegerin hat mit einem 'Branndbrief' am 15.05. den Baureferenten aufgefordert die überfälligen Notsicherungsmaßnahmen anzugreifen. Der Bürgerverein St.-Leonhard-Schweinau berichtet darüber... http://bv-leonhard-schweinau.de/


    Doch wie so häufig bei Fragen des Denkmalschutzes Funkstille und Desinteresse im Baureferat.....


    Nun geht der Notgeschäftsführer in die Verwertung. Der Erhalt der Zucker-Bär-Villa ist natürlich eine schwere 'Hypothek'; derartige Zwänge vermindern allemal den potentiellen Verwertungserlös des Grundstückes. Und dartn haben die Gläubigerbanken, allen voran die Hypo-Real-Estate, und Konsorten natürlich höchstes Interesse. Durch unvorsichtige Beleihungspolitik vergangener Tage stehen sie hier schwer in der Kreide und wollen den Geldverlust durch abzuschreibende Kredite natürlich möglichst minimieren.... Der Abbruch der Villa käme dem sehr entgegen.


    Spannende Frage - wird der Denkmalschutz Opfer der geplatzten Spekulationsblase? Bleibt die Baukultur und ein Stück Industriegeschichte deshalb auf der Strecke?


    Was denkt Ihr über die diese Melange aus behördlichem Versagen, Spekulation und geduldetem Verfall?