Beiträge von Golden Age

    Die helle, angenehme und saubere B-Ebene am Münchener Bahnhof ist für mich entscheidend. An den S- und U-Bahngleisen am Frankfurter Hauptbahnhof würde ich hingegen die Aufenthaltsqualität derzeit als unterirdisch bezeichnen. Zugegebenermaßen, wird auch die B-Ebene am Frankfurter Bahnhof endlich aufgemöbelt, aber der First Mover hat eben den Vorteil und nicht der ewige Nachzügler.


    München ist auch in puncto Hotels deutlich besser positioniert. Rocco Forte hat beispielsweise am Standort München festgehalten. Die Messehotels im Frankfurter Bahnhofsviertel befinden sich zudem teilweise inmitten der am meisten verwahrlosten Ecken Deutschlands. So vergrault man sein Publikum.

    Ich glaube diese Messe ist gelesen, der Zug abgefahren und der Drops gelutscht. Für BMW und Audi ist es in München ein Heimspiel. Zudem ist Minga Landeshauptstadt, die kurzen Wege zur CSU machen es da leichter, als das hessische Klein-Klein.


    Außerdem kommt man als Messebesucher doch ganz gerne im Münchener Bahnhof an und nicht im schäbigen Frankfurter Bahnhofsviertel. Der Fußweg zwischen Bahnhof und Messe gehört leider zu den besonders prekären Ecken unserer Stadt, besonders abends. Als erstmaliger Messebesucher wäre ich schockiert von diesem ersten Eindruck. Frankfurt muss eben erst seine Hausaufgaben machen, der „Musterschüler“ München ist uns da in sehr vielen Bereichen voraus.

    Geht doch! Eine unverhoffte Nachricht mit erhoffter Signalwirkung, der dem Abgesang der Innenstadt entschieden entgegen tritt und vor allem der doch stark lädierten Zeil in einem entscheidenden Moment unter die Arme greift. Der Neubau setzt zudem der jahrelangen Zwischennutzung und Verramschung ein jähes Ende, die Architektur verspricht auch hier Aussicht auf deutlich interessantere Mieter als zuletzt.


    Dieser erfreuliche Beitrag zur Stadtreparatur von Holger Meyer ist stimmig und beruhigt das Auge in der hektischen / schnelllebigen Umgebung. Besonders das versetzte, begrünte Dach dürfte ein Hingucker werden. Die graue, viel zu biedere Architektur des einstigen Marks & Spencer Gebäudes war schon zu seiner Eröffnung nicht wirklich eines Eingangs zur Zeil würdig. Das wird nun glücklicherweise nachgeholt.

    Mörfelder Landstraße 10–18


    Das Stefan Forster Projekt an der Mörfelder Landstraße scheint nun auch äußerlich loszugehen. Die mittlerweile geschlossene Shell-Station wurde bereits abgesperrt und wird scheinbar für die Räumung vorbereitet.


    Für Sachsenhausen ist es zu verkraften diese Tankstelle zu verlieren, da sich gleich zwei Aral Tanken in einem 3 minütigem Fahr-Radius befinden.


    An der Offenbacher Landstrasse (d.h. Weiterführung der Mörfelder in Richtung Offenbach) gibt es gleich mehrere potenzielle Projekte (Dekra-KfZ Prüfstelle, Mercedes Benz Werkstatt), die ebenfalls nach einer Wohnungs-Umwandlung betteln. Diese PKW-basierten Betriebe gehören an den Stadtrat und wirken zwischen den Wohnhäusern wie Fremdkörper.

    An einem prominenten Leerstand (d.h. Ex “Leib & Seele” neben Ex Sportarena) kündigt sich seit neuestem eine “Valenzia & Friends” Gastronomie (?) an. Die Bauarbeiten sind eifrig unterwegs. Auch das Zeit für Brot in der Innenstadt hat einen Nachfolger gefunden. Das ist erfreulich.


    Nicht gut hingegen ist die Stilllegung sämtlicher Gastronomie am Walther von Cronberg Platz. Davon betroffen ist das geschlossene “Gang & Gäbe Weinlokal”, die exzellente Eisdiele “Firenze” sowie das Casa di Tomalia. Dort ist die populäre Gastronomie von Tom Bock wegen Insolvenz geschlossen worden.Quelle: https://www.journal-frankfurt.…rg-Platz-dicht-40647.html


    Durch die gleichzeitige Abschaltung des Brunnens am eigentlich funktionierenden WvC Platz sieht es dort so menschenleer / unwirtlich aus wie in einem drittklassigen Gewerbegebiet. Eine ziemlich blamable Entwicklung direkt gegenüber der zweitwichtigsten Zentralbank der Welt. Auch für das als “exklusiv” vermarktete Deutschherrenviertel bedeutet das nichts Gutes.


    Weshalb der Brunnen nach der Coronazeit auch im Sommer einfach sang- und klanglos abgeschaltet wurde, bleibt scheinbar auch den hiesigen Medien ein Geheimnis. Durch solche scheinbare Arroganz verärgern die zuständigen Behörden die Bürger, denn dieser Brunnen war neben dem Günthersburgpark und der Alten Oper wohl der beliebteste der Stadt, besonders bei Familien.

    Beim Schweizer Platz bin ich zwiegespalten, denn es ist des Guten zuviel. Auf der einen Seite ist es zu begrüßen, dass die Stadt Geld in die Hand nimmt um die schönsten Ecken der Stadt in Stand zu halten oder weiter aufzuwerten (wie schon am Oeder Weg, Holzhausenpark, Grüneburgpark, Günthersburgpark, etc). Allerdings ist der Schweizer Platz aus meiner Sicht schon jetzt ein hübscher Ort mit hoher Aufenthaltsqualität und keineswegs gefährlicher Verkehrssituation. Die Schweizer Straße und die Nebenstraßen sind zudem ganzjährig belebt, es gibt so gut wie keinen Leerstand und einen guten Mix an Einzelhandel/ Gastro, wie man ihn sonst in München Bogenhausen vorfinden würde. Hier wird also ein funktionierendes Gebilde ohne Not aufgebrochen und durch jahrelange Umbauarbeiten gestört. Wenn überhaupt werden die neuen Haltestationen in der Platzmitte Rumlungerei bis 4 Uhr morgens und Lichtverschmutzung erzeugen.


    Aus meiner Sicht hätte ein hässliches Entlein wie der herunter gekommene Merianplatz hier wesentlich mehr Kosten-Nutzen bzw ROI. Auch die etwas abgehängte Leipziger Straße könnte einen Facelift gebrauchen. Das Museumsufer zwischen Eiserner Steg und Alter Brücke macht nach jahrelanger Abnutzung auf beiden Seiten einen schäbigen Eindruck. Am Walther von Cronberg Platz wurde aus Kostengründen (?) einfach der wunderschöne Springbrunnen abgestellt. Seitdem ist die Gastronomie dort komplett dicht (darunter einer der besten Eisdielen der Republik) und der eigentlich hübsche Platz quasi ausgestorben. An diesen Stellen sollte die Stadt viel eher ansetzen als die funktionierenden Plätze so zu belasten wie an der Schweizer Straße. Es ist alles eine Frage der Prioritätensetzung.

    Die Umsetzung der Idee einer Kulturmeile zwischen Alter Oper und Oper Frankfurt durch die Wallanlage finde ich großartig. Es belebt das Herz des Bankenviertels auch an Wochenenden und wochentags nach Betriebsschluss. Zudem wird der lange graue Sparkassen Riegel (ähnlich teilend wie die Schirn) aufgebrochen und es ergeben sich ganz neue Wege zwischen Innenstadt und Park. Die Meile liesse sich neben der Vermarktung analog zum Museumsufer auch mit hochwertiger Beleuchtung / breiterem Weg / stilvoller Bepflanzung kenntlich machen.


    Ich erhoffe mir hierdurch auch neue Impulse für das vor der Schließung stehende English Theater, das derzeit um das nackte Überleben kämpft trotz seiner herausragenden Rolle in Frankfurts Kultur Landschaft. Vielleicht erkennt die Stadt, dass es sich umso mehr lohnt das Theater am jetzigen Standort als Teil der Kulturmeile zu erhalten und hierfür zu kämpfen? Das Theater hätte es verdient nicht außen vor gelassen zu werden.

    Es wird hier immer so getan als ob Repression als einzige mögliche Alternative im Raum stünde. Dem ist eindeutig nicht so. Der Züricher Weg, eine sehr gute Alternative aus meiner Sicht, wurde bspw. lange besprochen (erlaubter Kleinhandel in Druckräumen), aber hier macht die deutsche Gesetzgebung scheinbar nicht mit. Der Austausch mit anderen Kommunen fehlt mir komplett. Wo ist der Austausch mit dem Drogen-Hilfseinrichtungen in Fulda, Wiesbaden, Heidelberg, Mannheim, Köln, Mainz, Offenbach, Speyer oder Aschaffenburg um den Drogentourismus einzudämmen??


    Ich stelle mir immer die Frage: Wie bekommen es eigentlich München, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, Köln, Leipzig, Hannover und selbst Berlin hin, dass nicht mal annähernd dieselben prekären Verhältnisse wie im Frankfurter Drogenviertel vorherrschen? Frankfurt will hier nicht über den Tellerrand schauen und bietet bislang keine Lösungen an, die der neuen Lage (Crack als das neue Heroin und ausufernder Drogentourismus) ansatzweise gerecht werden. Meine Hoffnung war, dass das angrenzende Europaviertel weiteren Handlungsdruck aufbauen würde, aber ich sehe weiterhin eine gewisse Gleichgültigkeit und ein starres Festhalten am Status Quo im Frankfurter Magistrat bei dieser Thematik. Das Schlimme ist, dass die Verwahrlosung des Viertels längst auf den gesamten Bahnhof, das nördliche Mainufer, Westhafen und Teile der Innenstadt übergeschwappt ist. Dieser Spillover wird nur größer, je länger die Handlungsverantwortlichen den Kopf in den Sand stecken.


    So sehr ich mich freue, dass es bei einem der ganz großen Themen wie der Oper / Schauspielhaus vielversprechend weiter geht, muss dieses Thema zentral für die Agenda von OB Josef sein. Wenn er hier nicht handelt, bleibt er für mich eindeutig auf dem unterirdischen Niveau seines Vorgängers.


    Update: Ein entscheidender Satz kommt von einer Ex-Drogensüchtigen in einem FR Artikel vom 25.07.: „Was Frankfurt vergisst, ist, dass nicht nur die Abhängigen im Bahnhofsviertel die sehr liberale Unterstützung der Stadt in Anspruch nehmen. Jeden Tag ist das Viertel voll von Drogentouristen, die wissen, dass Frankfurt ihren Konsum toleriert.“ Voller Artikel hier zu lesen: https://www.fr.de/frankfurt/bl…ertel-aktiv-92420975.html

    Wohin die Reise gehen könnte, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird, tippt "philadelphia zombies" in YouTube ein...

    Ich tippe eher auf eine Ähnlichkeit zu San Francisco, die bei weitem liberalste Stadt der USA, die die amerikanische Variante des Frankfurter Wegs verkörpert. In der einstigen Counter Culture Hochburg wurde der Bogen solange überspannt, bis die Stadt neben der chronischen Drogen- und Obdachlosenproblematik (auch hier löst SanFran die Probleme vieler anderen Stödte), auch einen starken Anstieg an Kriminalität zu verbuchen hat. Irgendwann war es selbst den liberalsten Amerikanern zu viel und der District Attorney San Franciscos, der einen sehr nachgiebigen Kurs fuhr, wurde abgewählt. In Frankfurt wurde die SPD hingegen wieder gewählt, allerdings hat OB Josef einen härteren Kurs als sein desinteressierter Vorgänger angekündigt. On va voir.

    Um mal „Breaking Bad“ als Vergleich heran zu ziehen: Wir brauchen Lösungen gegen Gus Fring, Walter White oder Don Eladio, nicht nur die kleinen Fische, die x-beliebig ausgetauscht werden. Im sehr gut recherchierten Tagesschau Artikel steht klar drin, dass die internationalen Kartelle Frankfurt als ihr Drehkreuz und Umschlagplatz verwenden. Hier ist Interpol und grenzüberschreitende Drogenfahndung nötiger als je zuvor.

    An Teilen der Ostzeil (Bereich zwischen Konsti und Karstadt) hat der jahrelange Leerstand definitiv zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung von Rumlungerei und sinkender Aufenthaltsqualität geführt.


    An der Kaiserstrasse hielten sich die Drogenabhängigen hauptsächlich vor geöffneten Restaurants und Kioskbetrieben auf, die ich an dieser Stelle nicht benennen möchte. Es war keinesfalls so, dass die Leerstände die Hotspots waren. Es darf aber auch nicht die Erwartungshaltung sein, dass die Ladenbesitzer als „Ersatz-Ordnungsdienst“ fungieren. Sie können nicht ihre Energie dafür aufwenden den ganzen Tag ungewolltes Publikum abzuwimmeln und sauber zu machen. Das ist Aufgabe der städtischen Ämter und der Polizei, auch am Sonntag.


    Zum Thema Drogenhandel möchte ich auch auf den unten aufgeführten Tagesschau Artikel vor einem Monat verweisen, in dem Frankfurt als DAS europäische Drehkreuz der internationalen Drogenkartelle genannt wird. So hat beispielsweise die Ndrangheta, d.h. die süditalienische Mafia aus Kalabrien, Frankfurt als den perfekten Standort für Kokain-Drogengeschäfte mit südamerikanischen Kartellen auserkoren. Soll heißen: In Frankfurt geht es längst nicht mehr um ein paar Kleinkriminelle, hier werden mittlerweile die ganz großen Drogen-Deals abgeschlossen. Daran können die Ladenbesitzer an der Kaiserstrasse dann auch nichts mehr ändern. Hier wären vor allem Bund und Land gefragt den komplett überforderten Frankfurter Behörden unter die Arme zu greifen.


    https://www.tagesschau.de/inve…ogenhandel-mafia-100.html

    Es ist wohl kaum überraschend, dass McD, Aloha Poke oder Starbucks von der Kaiserstrasse flüchten. Ich bin erst am Sonntag wieder mit Familie von Kaisersack in Richtung Innenstadt gegangen und war schockiert, dass keinerlei Verbesserung seit Corona zu erkennen ist und gerade im und am Bahnhof ist aggressives Anbetteln obwohl ich mit Frau und Kind unterwegs war (3x in 5 Minuten) scheinbar „the new normal“. Ja, der neue Vorplatz und die B-Ebene 2.0 versprechen Aussicht auf Besserung. Dennoch darf man erwarten, dass an einem Sonntagnachmittag die Kaiserstrasse nicht komplett sich selbst überlassen ist. Der Müll wird nicht beseitigt, die Polizei oder Sicherheitspersonal war nirgends zu sehen und die wild geparkten EScooter versperren an allen Ecken einen normalen Durchgang. Das war gruselig. Es können noch 28 Hochhäuser in Frankfurt entstehen, solange OB Josef das Bahnhofsviertel nicht zur Chefsache macht, ist das Eingangsportal zur Stadt weiterhin eine einzige Bankrotterklärung.

    Das Ergebnis ist angesichts der Ergebnisse, die sonst bei Frankfurter Platzgestaltungen erzielt werden, geradezu großartig und erinnert an Teile des Palmengartens. Schon die wertige Neugestaltung des Bethmann Parks hat mir sehr gut gefallen. Wenn diese Sorte Platzgestaltung in Richtung Aufenthaltsqualität, Begrünung und Entsiegelung in Frankfurt anhält, ist man ein großes Stück weiter gekommen.

    Die Kritik ist nicht pauschal, sondern komplett berechtigt, da die zwei Hauptakteure aus der Finanzindustrie kommen und wenig Pragmatismus an den Tag legen. Der Final Outcome ist schließlich die ersatzlose Streichung des kulturellen Juwels English Theater. Ich habe die 10 Millionen der CoBa explizit erwähnt. Das ist lobenswert und hat den Betrieb aufrecht erhalten. Dennoch scheint die CoBa nun leichtfertig mit dem Hintern das einzureißen was sie bzw. die wesentlich sozial engagierte Dresdner Bank davor über Jahrzehnte mit den Händen aufgebaut hat. Ist die CoBa oder WasteLand an einer Lösung beteiligt? Scheinbar nicht. Wer nicht Teil der Lösung ist, ist Teil des Problems und das ist was die Öffentlichkeit völlig zurecht aufregt.


    Als Alternativstandort benötigt man nun etwas Phantasie. Das Depot in Bockenheim scheint mir nur selten in Gebrauch zu sein bzw. wird unter Wert verwendet. Warum nicht dort ein Joint Venture zwischen Oper Frankfurt und ET? Auch die Volksbühne am Goethehaus oder die Komödie hätten vielleicht noch Kapa für eine Doppelnutzung frei? Auch die Naxoshalle im Nordend scheint nicht gerade aus allen kulturellen Nahten zu platzen.

    Danke für die Zusammenfassung.


    Hier zeigt sich CapitaLand oder „CapitalWasteLand“ leider als „culturally insensitive“ und macht sich in Frankfurt durch ihr unterkühltes Gebaren sehr wenig Freunde. Ja, es wäre an der Zeit, dass sich auch Bund und Land für das größte englischsprachige Theater des Kontinents einsetzen. Leider hat die Commerzbank (bzw. Dreba), die über die Jahre etwa 10 Mill. Euro in das ET investierten, hier auch keine sonderlich glückliche Rolle gespielt. Ich verstehe nicht warum man das ET nicht als Frequenzbringer und Aushängeschild für das Galileo ansieht, sondern eher als lästigen Störenfried, der zu wenig Miete zahlt und evtl. zu viele Ansprüche stellt. Noch unverständlicher ist warum 8 Jahre verstrichen sind, in denen nach Kompromissen oder Alternativlösungen hätte gesucht werden können. Unter OB Roth wäre es sicherlich nicht zu diesem Fiasko gekommen, nochmal ein Dankeschön an den inkompetenten OB-Sonnenkönig Feldi, der die Stadt um ein Jahrzehnt zurückgeworfen hat.


    Beim English Theater handelt es sich nicht um irgend ein beliebiges 0815-Theater, sondern um eine überregional bedeutende kulturelle Institution und um eines der “Kronjuwelen” der Stadt, besonders für die vielen Internationals in Frankfurt. Wer mal beispielsweise die Google Reviews (4,8 - ungewöhnlich für ein Theater) zum ET liest, wird verstehen, dass es ein sehr schützenswertes Gebilde ist. Es sollte schleunigst nach alternativen Standorten Aussicht gehalten werden, ansonsten wird hier ohne Not eines der kulturellen Highlights der Stadt auf dem Altar geopfert. Warum die Finanzindustrie in der Öffentlichkeit weiterhin einen schweren Stand hat, lässt sich leider an solchen selbstzerstörerischen und jämmerlichen Episoden ablesen.

    In Alt Sax existieren Wohnungen und Nachtleben aber schon heute in größten Teilen ohne nennenswerte Probleme nebenher. Frankfurter, die hier wohnen, wissen worauf sie sich einlassen und müssen eine höhere Lärmtoleranz mitbringen als anderswo. Auch der beliebte Weihnachtsmarkt am Paradiesplatz sollte daher kaum vor der Schließung stehen.


    Mir ist nicht ersichtlich weshalb dieses Gefüge komplett aus dem Gleichgewicht geraten soll, wenn 8-12 neue Wohnungen hinzu kommen. Eine Lärm-Klagewelle hat es auch in der Neuen Altstadt nicht gegeben.


    Einig sind wir uns, dass die 85. Eifler Filiale hier nicht hingehört. Ein nettes Café würde ich aber gutheißen. Eine kulturelle Nutzung dürfte hingegen genauso viel Aussicht auf Erfolg haben wie die letzten 15 Jahre auch schon. Anders formuliert: es gibt einen Grund warum die Kulturschaffenden hier nicht hinwollen, der Erhalt des unattraktiven Bestands ist eine zu große Hypothek.

    Neuigkeiten zur Dauer-Ruine Paradieshof


    Die drei Fraktionen des Ortsbeirats 5 (SPD, CDU, FDP) haben einen neuen Vorschlag für den seit 15 Jahren leer stehenden Paradieshof in Alt-Sachsenhausen ins Spiel gebracht (Quelle: FR vom 22.2.2023). Das dürfte auch als Reaktion auf die desolaten Zustände im gesamten Viertel (grassierender Leerstand, Vermüllung, Rumlungerei, Vermietung an drittklassige Nachmieter, stark abfallende Aufenthaltsqualität) zurück zu führen sein, die schon lange vor Corona absehbar waren.


    Das Ziel des Ortsbeirats ist der Abriss des Paradieshofs (bislang sollte dieser nach Maßgabe der Stadt erhalten werden) und Ersatz durch eine Häuserzeile mit 8-12 Wohnungen und Café / Bäckerei im Erdgeschoß als "Ankerprojekt für Alt-Sachsenhausen". Hierzu gibt es einen skizzenhaften Entwurf der Architekten Marie-Theres Deutsch, die die Neue Altstadt als Vorbild nehmen möchte (wahrscheinlich in diesem Stil?). Der Entwurf von Frau Deutsch sieht hierbei eine Gliederung in fünf Gebäude vor mit einer möglichen Nettowohnfläche von 1.500 qm. Da der Paradieshof sich im städtischen Besitz befindet, kann die Stadt sogar selbst bauen und u.a. Sozialwohnungen bzw. gemischte Nutzung entstehen lassen.


    Die drei Fraktionen wollten hierzu einen Antrag auf Abriss und Neubebauung an den Frankfurter Magistrat stellen, da alle bisherigen jämmerlich gescheiterten Ausschreibungen den Erhalt der Paradieshof-Ruine aus den 60er Jahren vorsahen. Nach 15 Jahren Leerstand am Paradiesplatz und einem kontinuierlichen Abstieg des gesamten Viertels kann man von einem einzigen Debakel für die Stadtregierung sprechen. Soll heißen: dieses bisherige "PR-Desaster" würde man sicherlich gerne vom Tisch haben und hätte für neue, umsetzbare Ideen sicherlich ein offenes Ohr.


    Zur besseren Einordnung der Gemengelage: Der bisherige Plan der Stadt war es bis Jahresende 2022 eine Neu-Ausschreibung auf den Weg zu bringen. Die European School of Design sprang wegen Dissonanzen mit der Stadt als Mieter ab und blieb in Bockenheim. Eine Zwischennutzung durch bspw. Künstler ist wegen der Baufälligkeit des Gebäudes ebenfalls vom Tisch. Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) sprach sich bislang gegen eine Wohnnutzung aus Angst vor möglichen Ruhestörungsklagen. Mit dieser realitätsfremden Argumentationslogik müsste auch die ganzjährig stark benutzte und laute Neue Altstadt zwingend nur für Gewerbe und nicht für Wohnen genutzt werden.


    Dem Ortsbeirat 5 drücke ich an dieser Stelle fest die Daumen. Ihr Ansatz der ganzjährigen Belebung durch Wohnen ist für das Problemviertel genau der richtige und nicht die "Taube auf dem Dach" am Sankt Nimmerleinstag.

    Sachsenhausens Antwort auf den Friedberger Markt ist gefunden, jeden Samstag findet seit neuestem der sogenannte Dribbdemarkt von 11 bis 18 Uhr statt, als Nachfolger zum einstigen Szenetreff "Markt im Hof" im Brückenviertel (Wallstrasse 9-13). Bereits zu Weihnachten wurde ein wertiger Indoor "Xmas-Dribbdemarkt" an selbiger Stelle abgehalten und hat scheinbar Appetit auf mehr gemacht. Der Markt findet nun schon seit zwei Wochen statt, darf als gelungen bezeichnet werden und bietet vor allen den lokalen Geschäftsinhabern eine willkommene Einnahmequelle.


    Das ist gerade für Sachsenhausen eine willkommene Nachricht, da vor 3 Wochen noch der Ausfall des diesjährigen Schweizerstrassen-Festes zu beklagen war (FAZ vom 17.4.2023). Dieser war wegen stark gestiegener Kosten für Sicherheit, Müllentsorgung und Reinigung, sowie Schienenersatzverkehr für Ausfall der Strassenbahn abgesagt worden. Die Krokodilstränen der "Ordnungsdezernentin" Annette Rinn (FDP), die von der Absage angeblich überrascht wurde, obwohl das Fest schon seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen hat, waren dann nur noch der blanke Hohn.

    Gute Nachricht, mich freut’s für die 220 Karstadt Angestellten nach der schweren Corona Zeit.


    Die zwischenzeitliche Nutzung durch die Aachener Modehauskette kauft vor allem Zeit. Ein langes Pokerspiel mit ungewissem Ausgang hätte die schlimmen Zustände zwischen Karstadt und Großer Friedberger Straße nur weiter verschlimmert (Ex-Zara). Jetzt besteht wenigstens Aussicht auf schnellere Besserung.


    Das seit 2020 (!!) leer stehende Esprit in 1A-Lage zeigt zudem, dass Leerstand und Pop-Up Ramsch die direkte Umgebung stark runterziehen können. Auch das Lorey Haus findet keinen Abnehmer und selbst die Ex Commerzbank an der Alten Oper steht leer. Ist man ein Schelm, wenn man unterstellt, dass die Miet-Erwartungen für Einzelhandel besonders in Frankfurt noch lange nicht in der neuen Realität (weniger Kaufkraft, mehr Online Konsum, Home Office, steigende Zinsen, Corona-Minus bei Retail Ketten) angekommen sind?

    Eine sehr vielversprechende Neuigkeit und eine große Bereicherung für diesen besonders vernachlässigten Teil der Innenstadt. Das Massif Central war schnell zu einem Hipster-Anlaufpunkt im Nordend geworden und vollzieht nun den logischen nächsten Schritt. Der traurige Anblick Bethmannhof sieht besseren Zeiten entgegen. Bin sehr gespannt auf das was sich hier tun wird.