Das Pellerhaus war vor dem Krieg zwar nicht Stadtbibliothek (die war im ehemaligen Dominikerklosters in der Burgstraße), aber Stadtarchiv. Nach dem Krieg hat man dann hier mit der Erweiterung um das Imhoffhaus Stadtbibliothek und Stadtarchiv zusammengelegt (und ich glaube, die Bibliothek der Wiso war auch noch drinnen). Damals, in den Fünfzigern, hätte man den Peststadel als Büchermagazin und Archiv wiederaufbauen müssen. Dafür hätte man aus dem das Pellerhaus und dem (dann weiterhin eigenständigen) Imhoffhaus keine Magazingebäude machen müssen; die Außenmauern des Peststadels haben den Krieg ja zu erheblichen Teilen überstanden. Das wäre meiner Meinung nach die einzig sinnvolle Lösung gewesen. Auch für das Imhoffhaus halte ich den Wiederaufbau als Magazingebäude für einen Fehler. Hier wäre eine Rekonstruktion zwar nicht so zwingend gewesen wie beim Pellerhaus (welcher Zustand hätte überhaupt rekonstruiert werden sollen?), aber ein eigenständiges Gebäude mit eigenem Eingang und Satteldach mit ordentlicher Dachneigung wären absolut notwendig gewesen. Das jetzige Haus ist zum Platz hin extrem abweisend und das Flachdach ein Fremdkörper, der so gar nicht in die Umgebung paßt. Darüberhinaus sieht man dem Haus die sehr niedrigen Geschoßhöhen in den oberen Geschossen ja auch von außen an; gut proportioniert schaut auf jeden Fall anders aus.
Damals, also in den Fünfzigern, hatte die jahrhundertealte Stadtbibliothek - eine wissenschaftliche Bibliothek, nicht auf breite Bevölkerungsgruppen als Nutzer ausgelegt - übrigens noch nichts mit der Bibliothek im Luitpoldhaus zu tun. Letztere war die Volksbücherei, aus zwei privaten Büchereigründungen hervorgegangen, dann zwar von der Stadt übernommen, aber noch jahrzehntelang von der Stadtbibliothek organisatorisch getrennt. 1973 wurden dann die Bibliotheken zusammengeführt. Daher kommt die frühere Aufteilung auf zwei Hauptstandorte. Kurz nach der Fusion der Bibliotheken wurde der Standort Gewerbemuseumsplatz enorm erweitert, indem das bis dahin immer noch ruinöse Katharinenkloster als Erweiterung der Bibliothek wiederaufgebaut wurde - ein sehr sinnvoller und gelungener Schritt, wie ich finde.
Die in den Neunzigern begonnene Umstrukturierung war dann ja etwas anders geplant als letztendlich umgesetzt, wobei man sich angesichts des Themas Deckenhöhen fragen muß, was man sich bei der ursprünglichen Planung gedacht hat:
Das Stadtarchiv ist in die Norishalle gezogen, die Unibibliothek in einen Neubau bei der Wiso. Beides war meiner Meinung nach auch sinnvoll.
Das Meistersingerkonservatorium (oder war es damals schon Musikhochschule?) ist PROVISORISCH in den Wastl-Altbau in Veilhof gezogen und das frühere Kons-Gebäude wurde für die Stadtbibliothek saniert und umgebaut. Diese ist dann als letzte Institution aus dem Pellerhaus ausgezogen, das daraufhin leer war. Soweit ist alles nach Plan verlaufen.
Der letzte Schritt, der dann nicht gekommen ist, erscheint aber heutzutage eigenartig: Das Pellerhaus sollte für die Musikhochschule saniert werden. Die Musikhochschule ist aber im Wastl geblieben und es hat dort bei laufendem Betrieb umfassende Sanierungsarbeiten gegeben. Da es sich ja nur um ein Interimsquartier handeln sollte hatte man vor Einzug der Musikhochschule natürlich nur das Nötigste hergerichtet. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß bei der Entscheidung, in Veilhof zu bleiben, irgendwann mal die Deckenhöhen im Pellerhaus als Argument genannt wurden. Meiner Erinnerung nach hat es nur geheißen, der Musikhochschule gefällt es im Wastl so gut, daß sie dort bleiben will. Es kann aber natürlich gut sein, daß das Wastl so gut gefallen hat, weil man gesehen hat, daß das Pellerhaus problematisch ist. Außerdem frage ich mich, wie der Platz im Pellerhauskomplex ganz unabhängig von den Deckenhöhen für die Musikhochschule hätte reichen sollen. Das Wastl erscheint mir doch erheblich größer. Oder werden dort nicht alle Flächen genutzt?
Dann noch kurz zum Thema Altstadtfreunde/Pilatushaus. Wenn man sagt, die Altstadtfreunde sollen sich auf das Pilatushaus konzentrieren, gleichzeitig noch Pellerhaus/Schwarzes Pellerhaus würde den Verein überfordern, dann kann das durchaus stimmen, aber andererseits habe ich den Verdacht, daß genau das das Kalkül der Stadt war, als sie den Altstadtfreunden die Sanierung des Pilatushauses angeboten hat: Man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe - man muß sich nicht mehr ums Pilatushaus kümmern und die Altstadtfreunde sind mit der Aufgabe so gefordert, daß sie bei der Pellerhausfrage nicht mehr lästig werden können.