Laut Studie boomen Zukunftsjobs in Berlin
Eine Studie vom RWI im Auftrag des Regionalverbands Ruhr hat die Entwicklung in den Zukunftsbranchen zwischen 5 Metropolregionen verglichen (es ging konkret um den Zeitraum 2018-2022). Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Berlin insgesamt den mit Abstand stärksten Zuwachs zu verzeichnen hatte. Im Detail gibt es einige sehr erfreuliche Entwicklungen:
- Insgesamt wuchs die Zahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze um 9,1%, in den Zukunftsbranchen stieg die Zahl sogar um 18,4% (beides Rang 1). Der Anteil von "Zukunftsjobs" an allen Arbeitsplätzen liegt nur noch in der Region München deutlich höher (10% zu 8,7%).
- In 6 von 10 Branchen hatte Berlin die höchsten Job-Zuwachsraten:
1) Software-Entwicklung und -Programmierung (+60,5%)
2) IT-Systemanalyse, Anwendungsberatung + Vertrieb (+46,1%)
3) IT-Netzwerktechnik, -Koordination, -Administration etc. (+42,1%)
4) Informatik (+35,4%)
5) Elektrotechnik (+7,3%)
6) Mechatronik und Automatisierungstechnik (+7,1%)
Bei Ver- und Entsorgung sowie Energietechnik liegt Berlin zudem auf dem zweiten Platz (+12,5% respektive +0,4%)
Bei Bauplanung, u. Überwachung sowie Architektur ist man 3. von 5 (+16,4%) und nur beim Hochbau liegt man abgeschlagen auf dem letzten Platz (+0,8%).
Hauptstadtregion schließt immer weiter auf zu führenden deutschen Wirtschaftsregionen - diverse Zukunftsmotoren
Erst neulich war wieder im Forum zu lesen, dass Berlin angeblich keine nennenswerte Wirtschaftsleistung erbringe bzw. dass Berlin anders als Frankfurt und München keine Wirtschaftsregion darstelle. Allerdings ist diese Darstellung schon seit einigen Jahren nicht mehr aktuell. Die mW neuesten spontan verfügbaren Daten stammen aus 2019 und da lag Berlin beim BIP pro Erwerbstätigen auf einem ähnlichen Niveau wie u.a. Köln, Hannover, Nürnberg, Freiburg, Heidelberg und Augsburg.
Spannend ist mE auch der Blick auf die Metropolregionen (wiederum Stand 2019):
1) Rhein-Ruhr mit 10,2 Mio Menschen und rund 521 Mia BIP (Stadt Köln: 1,1 Mio/ 67 Mia)
2) München: 6,2 Mio/ 344 Mia (Stadt München: 1,5 Mio/ 129 Mia)
3) Rhein-Main: 5,8 Mio/ 281 Mia (Stadt Frankfurt: 0,8 Mio/ 74 Mia)
4) Stuttgart: 5,5 Mio/ 270 Mia (Stadt Stuttgart; 0,6 Mio/ 55 Mia)
5) Hamburg: 5,4 Mio/ 234 Mia (Stadt Hamburg: 1,9 Mio/ 131 Mia)
6) Berlin: 6,4 Mio/ 232 Mia (Stadt Berlin: 3,6 Mio/ 165 Mia)
7) Hannover & Co: 3,8 Mio/ 168 Mia
Nürnberg: 3,6 Mio/ 151 Mia (Stadt Nürnberg: 0,5 Mio/ 32 Mia)
9) Rhein-Neckar: 2,4 Mio/ 102 Mia (Stadt Mannheim: 0,3 Mio/ 21 Mia)
10) Region Nordwest: 2,8 Mio/ 102 Mia (Stadt Bremen: 0,6 Mio/ 31 Mia)
11) Mitteldeutschland: 2,4 Mio/ 97 Mia (Stadt Leipzig: 0,6 Mio/ 24 Mia)
Dazu sollte man jetzt auch noch berücksichtigen, dass die Arbeitsplätze (gerade in den Zukunftsbranchen) in Berlin seit 2019 wie beschrieben deutlich stärker gewachsen sind als in den anderen Regionen (und auch das BIP-Wachstum lag regelmäßig höher als in den meisten anderen Regionen). Inzwischen sollte die Hauptstadtregion also in absoluten Zahlen ziemlich sicher mindestens eine ähnliche Wirtschaftsleistung erreichen wie 8 der 10 sonstigen großen deutschen Wirtschaftsregionen. Nach wie vor problematisch ist allerdings die hohe Arbeitslosigkeit, die den Gesamtschnitt (BIP pro Einwohner) nach unten zieht.
Dennoch sollte man nicht den Fehler machen, deshalb die Wirtschaftskraft der Region gleich komplett in Frage zu stellen. Es gibt sicherlich weniger (schwere) Industrie als anderswo. Die vorhandene weist aber insgesamt eine starke Innovationskraft und Produktivität sowie eine hohe Exportquote auf. Zudem gibt es in und um Berlin eine ganze Reihe an spannenden Wachstumsmotoren (in Berlin: u.a. Adlershof und diverse neue Entwicklungsgebiete, in BB seit 2019 Tesla sowie der BER, inzwischen aber auch viele Wind- und Solarkraftwerke, zunehmend ergänzt mit Batteriespeichern aber auch Rechenzentren).
Und sicher sind die Zeiten nicht leicht und einiges dürfte gerne noch besser laufen. Aber nur negativ sehe ich diese Phase dennoch nicht. Aktuell entstehen in Berlin 4 Hochhäuser, die dann direkt mal die höchsten 4 der Stadt sein werden. In Brandenburg entstehen demnächst Windkrafträder, die auf rund 365m Höhe direkt nach dem Fernsehturm die höchsten Bauwerke Deutschlands darstellen und eine bessere Effizienz aufweisen werden. Überhaupt ist der u.a. in Brandenburg erzeugte Strom (Wind- und Solarkraft + Batteriespeicher) inzwischen wohl oft günstiger als Kohle oder Gas und auch zunehmend flexibel (nur für längere Dunkelflauten gibt es bisher mW noch keine überzeugende Lösung). Es passiert eine ganze Menge auf verschiedenen spannenden Ebenen.