Beiträge von jan85

    Das ist ja eine schöne und mE zugleich etwas überraschende Nachricht. Statt womöglich null wird die Bank nun voraussichtlich sogar zwei markante Türme im Zentrum langfristig füllen. Auch ein starkes Signal in diesen doch unruhigen Zeiten.


    Allerdings scheinen andererseits ja primär Arbeitsplätze verlagert zu werden, sodass Probleme wie Leerstand bei Bestandsbauten bleiben werden.


    Trotzdem wird sich der Turm gerade mit diesem bekannten Logo sicher gut in die Skyline einfügen. Auf der Visualisierung sieht es etwas danach aus, als wenn das Logo abends/nachts sogar beleuchtet wird (für eine mögliche Reflexion der Sonne wirkt das gerade für die Tageszeit sonst schon übertrieben hell).

    ^Ist doch kein Problem. Spannend finde ich dieses kleine Missverständnis übrigens trotzdem. Es sagt mE einiges über die Psychologie von oder in Bezug auf Architektur aus.


    Dieser Bau strahlt schon eine gewisse Ambivalenz aus, sodass ich die Deutung insgesamt immerhin nachvollziehen kann (auch wenn ich sie so nicht selbst wahrgenommen habe).


    Spannend empfinde ich auch die optischen Kontraste zwischen den Botschaften von Russland und Polen. Klar ist das gewissermaßen einfach Zufall, dass die Eröffnung gerade in diese Zeiten fällt. Aber diese robuste, vielleicht auch etwas abweisende Gestaltung passt irgendwie wie die Faust aufs Auge.

    Im Zuge unserer Eindrücke habe ich übrigens die Eröffnungsreden angesehen und interessanterweise wird darin weniger auf die Architektur aber dafür umso mehr auf das Verhältnis zwischen den Ländern eingegangen.

    Dabei wird mehrfach der (hybride) Konflikt angesprochen. Es wurde sogar mehrfach explizit auf die Botschaft der Russen ("da drüben") verwiesen. Teils spaßig (weil es Störgeräusche/eine Rückkopplung beim Mikrofon gab), teils sehr ernsthaft.

    Dagegen wurde auf die aktuell so immens wichtige Beziehung zwischen Polen und Deutschland sowie die jeweils bevorstehenden, sehr wichtigen Wahlen verwiesen, aber auch auf das geplante Deutsch-Polnische Haus mit dem Denkmal für das erlittene Leid der Polen. Da hatte ich teilweise tatsächlich etwas Gänsehaut.

    Camondo Spannend, auf diese Assoziation wäre ich alleine anhand der Architektur wirklich nicht gekommen.


    Vom Sinn her wäre es aber schon eher nahe liegend: Tatsächlich wünschen sich die Polen ja schon seit längerer Zeit ein Denkmal bzw. eine öffentlichkeitswirksame Erinnerungskultur an das erlittene (aber hierzulande im Vergleich zum Holocaust weniger präsente) Leid. Dafür ist auch seit einigen Jahren ein Deutsch-Polnisches Haus in Planung, wo es neben Gedenken und Verstehen der Verluste aber auch um Begegnung gehen soll (was wiederum zumindest Hardlinern zu missfallen scheint). Ein mögliches Motiv für so ein architektonisches Denkmal gäbe es also schon.


    Die spannende Frage bei mir bleibt aber, ob Du diese konkrete Architektur auch bei jedem anderen Land so kritisch/negativ geprägt wahrgenommen hättest und Dich erst die Architektur auf die mögliche/vermeintliche Botschaft hinter der Botschaft gestoßen hat. Oder ob eher umgekehrt ein bestimmtes Vorwissen diese Deutung angeregt hat.


    Wenn man jetzt grundsätzlich annimmt, dass so eine Architektur eine negative Konnotation in sich trägt, dann bauen wir nämlich u.a. u.a. in Berlin gewissermaßen seit Jahren an einem riesigen steinernen Zeige- oder gar Mittelfinger. Mich erinnert die polnische Botschaft ja spontan u.a. an den modernen Flügel des Humboldtforums.

    eine von der alten polnischen Regierung gezielt hier Unter den Linden platzierte Unverschämtheit


    Das hat schon was von „Spiegel vorhalten“

    Bitte nicht falsch verstehen, aber wie kommst Du denn auf so eine bizarre Deutung?


    Eine Botschaft - also Landesvertretung - repräsentiert doch immer primär das hierdurch vertretene Land - erst in zweiter Linie das (ggf. problematische) Verhältnis und wohl kaum direkt das Gastland. Die Architektur wird mE jeder Passant intuitiv mit dem dadurch vertretenen Land assoziieren, auch die vielen internationalen Gäste in der Berliner Innenstadt. Da wäre so eine vermeintliche Geste mE völlig verfehlt.


    Aber auch im Stil des Gebäudes sehe ich keinen Anlass für so eine Deutung. Es entspricht dem Zeitgeist (den man durchaus kritisch wahrnehmen darf), wirkt aber immer noch wertig und solide. Ich empfinde es zudem durchaus als respektvoll (vielleicht sogar etwas zu respektvoll), wenn sich eine Botschaft nahtlos in ihre Umgebung einfügt.

    Wenn man dagegen ein selbstbewusstes Statement mit klarem ggf. gar provokativem Sendungsbewusstsein hätte setzen wollen, wäre das sicher (ggf. an einem anderen Standort aber selbst hier) auch leicht möglich gewesen. Zum Beispiel hätte man weniger Fenster/Öffnungen setzen und dafür einen überdimensionalen polnischen Adler anbringen können. Und/Oder die Flagge hätte ähnlich wie bei der britischen Botschaft selbstbewusst in den Stadtraum ragen können, statt direkt neben der EU-Flagge bescheiden über die Dachkante.

    ^Danke für die Bilder.


    Das Gebäude an sich ist sicher architektonisch nicht herausragendes, keine Visitenkarte wie andere Botschaftsbauten, aber immerhin solide. Man könnte es auch als Understatement zu Deutsch vornehme Zurückhaltung werten, was bei dem zuletzt angespannten deutsch-polnischen Verhältnis nicht unbedingt negativ sein muss.

    Die Beflaggung finde ich dann aber - ohne respektlos sein zu wollen - doch etwas zu versteckt und somit unglücklich. Bei den meisten anderen Botschaften hängt die Flagge vor der Fassade oder aber deutlich über dem Dach. Hier lugt sie gerade einmal so über die Dachzone hervor.

    Insgesamt ist der Bau daher mE nicht besonders gut als Botschaft erkennbar. Das könnte auf den ersten flüchtigen Blick auch einfach irgendein Bürogebäude sein. Vielleicht war das auch exakt so beabsichtigt. So oder so finde ich es aber etwas schade. Gerade Botschaften sind sonst oft besonders interessante Gebäude.

    Camondo Dazu ein paar kurze Gedanken:


    1) Wer weiß, wann diese Animation ursprünglich erstellt wurde und mit welchem konkreten Motiv?


    2) Für mich vermittelt der Film davon unabhängig ohnehin primär, wie genau das Schloss von innen und außen einmal aussah und gewirkt hat. Natürlich will man sich damit zugleich auch für eine möglichst umfassende Rekonstruktion dieses Ursprungszustands stark machen. Weder das eine noch das andere suggeriert doch aber falsche Tatsachen!


    3) Und auch sonst ist es ja wohl nicht verboten, auch nach einem demokratisch gefassten Entschluss weiterhin für alternative Varianten zu werben.

    Es wird auch immer mal wieder dafür geworben, das Humboldtforum wieder abzureißen bzw den Palast der Republik zurück zu holen oder mindestens die Fassaden zu verfremden. Erst kürzlich wurde aufwändig Stimmung in diese Richtung gemacht und sogar ein Haufen Entwürfe gesammelt. Was zumindest mich auch absolut nicht gestört hat - im Gegenteil. Es ist doch schön, wenn sich Menschen überhaupt so stark für das Stadtbild engagieren und die Kreativität auch nicht unbedingt an eine wahrscheinliche Umsetzbarkeit gebunden ist.


    Insgesamt vermute ich, dass jetzt durch die letzten Arbeiten wie Propheten oder Portaldurchgänge nochmal ein wenig stärker die Öffentlichkeit gesucht wird, eben DAMIT man ggf noch einen gewissen Konsens für die eine oder andere potentielle Anschlussarbeit finden kann. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass dieser Konsens zumindest vorerst nicht über ohnehin schon thematisierte Elemente wie etwa das Treppenhaus hinaus gehen wird. Gerade beim Denkmal muss man sich da gar keine Gedanken oder gar Sorgen machen.

    ^Das wusste ich gar nicht, dass man sogar aus dem Flieger raus musste. Dachte naiv gesagt, die machen dort "nur kurz" den Flieger weiter voll. Das ist dann ja wirklich kaum/nicht besser als ein üblicher Umstieg. Allerdings scheint es der BER dennoch als Verlust und Wien (trotz identischem Ablauf mit Stop in Athen) als strategischen Gewinn zu empfinden.


    Nicht zu vergessen, dass es die Verbindung in Berlin früher auch Mal ohne die Zwischenlandung gab. Also dann insgesamt schon ein Verlust in zwei Schritten.

    Übrigens habe ich im Kontext der Debatte feststellen müssen, dass ich fast gar nichts über die charakteristische Architektur von Synagogen weiß. Der verlorene und hier potentiell zu rekonstruierende Bau wirkt auf mich aber etwas merkwürdig für eine Synagoge. Daher habe ich zumindest ein wenig hierzu recherchiert:

    - Ursprüngliche Synagogen sollen gerade äußerlich meist sehr einfach gestaltet gewesen sein. Außerhalb des Ursprungsgebietes, auch etwa in Europa, waren die frühen "Export"-Synagogen meist ebenfalls sehr schlicht und unauffällig, wobei man sich zunehmend den regional zur jeweiligen Bauzeit vorherrschenden Baustilen angepasst hat.

    - Erst ziemlich spät wurde dann wohl (wiederum passend zum Zeitgeist aber zugleich auch dem wachsenden Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinden) monumentaler und teils auch experimenteller gebaut, so unter anderem die (zumindest mir) deutlich bekanntere Neue Synagoge.


    Die Synagoge am Fraenkelufer als orthodoxe Synagoge griff diese orientalische und ggf. etwas fremdartige oder zumindest auffälligere Gestaltung dann jedoch nicht auf. Stattdessen ähnelte sie als klar klassizistisches Bauwerk der Formensprache griechischer Tempel wie es wiederum repräsentativen sakralen und säkularen Bauten der Zeit entsprach. Sie war also gleichermaßen um Repräsentation und Integration bemüht (und wirkt dabei mE ziemlich streng und auch etwas eingeengt). Im Zweifel sind mE mit den repräsentativen Teilen der Neuen Synagoge die weitaus wertvolleren und einzigartigeren Überreste in die Neuzeit gerettet worden.

    Mit dem nun favorisierten Neubauentwurf folgt man gewissermaßen der alten Tradition schlichter Gestaltung sowie wiederum dem Trend, sich an den jeweils vorherrschenden Zeitgeist anzunähern. Der Entwurf wirkt mE trotz der Zurückhaltung warm, offen und gefällig sowie vergleichsweise (i.e. nach heutigen Maßstäben) fast schon kleinteilig strukturiert. Also zugleich zeitgemäß und (je nach Umsetzung der Details und speziell des Mauerwerks) durchaus vorzeigbar. Für einen echten Hingucker fehlt mir dann zwar doch das gewisse Etwas, aber es geht insgesamt schon in eine erfreuliche Richtung.


    Damit würde ich mich dann doch dem Gemeindevertreter anschließen, dass ich mich darauf freue (und der Reko in diesem Fall auch nicht hinterhertrauern werde).

    Baukörper Da bin ich etwas verwirrt, was Du wie verstanden hast.


    Der erste Link enthält ein Plädoyer für einen (originalgetreuen?) Wiederaufbau als symbolische Korrektur des hier an dem Ursprungsbau vollzogenen historischen Unrechts. Da ist Gideon Joffe einer von vielen Unterzeichnern und eine potentiell abweichende Position zumindest nicht erkennbar.


    Der zweite Link beschreibt mE primär verschiedene Prioritäten und deren finanzielle Hintergründe. Ich verstehe das eher so, dass die Jüdische Gemeinde das symbolische Projekt des Synagogen-Wiederaufbaus zwar von der Idee her unterstützt aber auf ihrer eigenen Agenda zunächst wichtigere Baustellen sieht - und vor allem zu finanzieren hat. Daher wollen bzw. können sie sich nicht finanziell beteiligen.

    OT: Meines Erachtens ergibt das aber auch so (also von der erwünschten symbolischen Geste her und unabhängig von der Architektur oder Nutzung) Sinn, wenn Staat und Gesellschaft den zugefügten Schaden nicht nur aus eigener Initiative reparieren, sondern auch vollständig selbst bezahlen. Dass Saleh in Moscheen Spenden für eine Synagoge sammeln wollte, ist dabei mE ein interessanter Kniff aber nicht unbedingt ein Widerspruch, da die muslimischen Gemeinden Teil der modernen deutschen Gesellschaft sind.


    Potentielle Missverständnisse gibt es ansonsten wie so oft bei den Begrifflichkeiten: Inwiefern ist "Wiederaufbau" als Synonym oder in Abgrenzung zu einer originalgetreuen Rekonstruktion zu verstehen?

    Zunächst einmal ist da natürlich ganz pragmatisch der Umstand, dass ja nicht die eigentliche Synagoge in dieser Funktion wiedererrichtet werden soll. Denn früher hatten wir hier einen großen orthodox ausgestalteten Betsaal (für 2.000 Menschen) mit angegliedertem Gemeindezentrum in Nebengebäuden. Heute gibt es stattdessen einen nach wie vor bestehenden Synagogenbetrieb in einem erhaltenen Nebengebäude, der nun umgekehrt um ein großes Gemeindezentrum auf den Dimensionen der alten Synagoge ergänzt werden soll.


    Dass man dieses Gemeindezentrum exakt wie die zerstörte Synagoge gestaltet, wäre unabhängig vom Sinn theoretisch sicher dennoch eine Option gewesen. Es ist aber offenbar unklar, inwiefern das je so behauptet wurde. Auf der Webseite der Synagoge steht es wie folgt:


    Am Ort des ehemaligen Hauptgebäudes der Synagoge am Kottbusser Ufer, heute Fraenkelufer, soll ein jüdisches Kulturzentrum entstehen. Dieses soll sich in Größe und Form am Original orientieren und eine Antwort auf die Bedürfnisse der stark wachsenden jüdischen Bevölkerung in Berlin geben.

    Der Neubau soll architektonisch an den neoklassizistischen Bau von Alexander Beer anknüpfen und Raum bieten für Kultur und Bildung, einen Kindergarten, für nachbarschaftliche und interkulturelle Begegnungen, Feierlichkeiten, Veranstaltungen, Ausstellungen und mehr.

    Quelle


    Neben der Realisierung am historischen Ort und in den historischen Dimensionen ist also die Rede von einer Orientierung bzw. einem Anknüpfen an der Architektur des Ursprungsbaus. In meinen Augen sind die Umrisse der alten Synagoge in den Visualisierungen analog dazu auch eher blass und diffus gehalten, was gewissermaßen wie ein Platzhalter bzw. eine Orientierung verstanden werden könnte. Zudem werden ja mehrfach die Nutzung bzw. die Bedürfnisse betont, die hier nun einmal nicht mehr im Beten und Lesen der Tora mit tausenden Gläubigen liegen werden, sondern in erheblich kleinteiligeren kulturellen Aufgaben.


    Dass der Siegerentwurf dann doch sehr deutlich von der historischen Synagoge abweicht und das überraschen mag, sehe ich zunächst ähnlich. Den Vorsitzenden des Vereins Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelstraße scheint das aber nicht zu stören bzw. er mag es anders wahrnehmen. Die Jüdische Allgemeine gibt ihn wie folgt wieder: Der Entwurf habe besonders überzeugt. Er greife auf die Formensprache von Alexander Beer, den Architekten der ursprünglichen Synagoge, zurück. Da sehe ich persönlich wie gesagt kaum Ähnlichkeiten, auch nicht bei näherem Hinsehen.

    Allerdings spannend: In dem Artikel wird anders als auf der Webseite der Synagoge zugleich geschrieben, dass die Gottesdienste künftig dann nicht mehr im Nebengebäude stattfinden sollen. Das suggeriert ja, dass der Neubau dann doch u.a. auch wieder als Synagoge genutzt werden könnte?

    Singapur fällt weg, Boston-Pläne dafür nun offiziell

    Der BER verliert ab März seine einzige Direktverbindung nach Südostasien - mit diversen interessanten Anschlüssen. Scoot verlagert die Verbindung nach Wien und verlässt Deutschland damit ganz. Über mögliche Gründe (wie bspw. die gestiegenen Kosten in Deutschland) wurde nichts bekannt. Die Rede ist von einer strategischen Entscheidung, was ja alles und nichts bedeuten kann.


    Umgekehrt hat Frau Giffey (hoffentlich nicht etwas zu vorschnell) verraten, dass aktuell eine Direktverbindung nach Bosten verhandelt werde und man diese unbedingt wolle. Allerdings: Auch spandauer hatte ja angedeutet, dass die Verbindung sehr bald kommen sollte. Damit sind es nun zwei Quellen. Hoffentlich bestätigen sich auch noch die anderen Ziele - speziell Seoul und Delhi wären wirklich tolle Verbindungen.

    aero.de zu Scoot

    B.Z. zu Boston


    BER erhält 4 Sterne im Skytrax-Ranking

    Nach 3 Sternen im Vorjahr konnte sich der Hauptstadtflughafen damit deutlich verbessern und liegt nun gleichauf mit Frankfurt, Düsseldorf oder auch Hamburg. Allerdings liegt München mit Bestwertung noch davor. Im Ranking wird u.a. hervorgehoben, dass sich in den letzten beiden Jahren viel verbessert habe. Zu den Stärken zählen die Kategorien Ausstattung, Komfort, Sicherheit/Einreise, Sauberkeit, Personalservice, Einkaufen sowie Essen und Trinken. Sogar volle Punktzahl gab es für WLAN und die effizienten neuen Sicherheitschecks. Umgekehrt erhielten die Ruhe- und Entspannungsbereiche aber nur 2 Sterne.

    Quelle Morgenpost

    Es ging mE eher darum, dass die gängigen Zuschreibungen nicht pauschal/ immer so zutreffen. Man sollte es also jeweils im konkreten Fall untersuchen und bewerten. Eigentlich ja auch mehr oder weniger selbstverständlich und fast schon eine Binse. Aber da es zumindest öffentlich nicht mal mehr eine politische Diskussion gibt, eben auch irgendwo sehr hypothetisch und daher müßig.


    Generell ist dieses mE inzwischen einer der ermüdendsten Threads des Berlin-Bereichs. Das liegt jedoch weniger an den Foristen (die teils immerhin noch wie durch ein Wunder noch neue Aspekte und Argumente aus dem Hut zaubern) als an den unglaublich zähen Prozessen. Man kann wirklich nur inständig hoffen, dass da bald ein paar Weichen neu gestellt werden und der Zug überhaupt mal vom Wartehangar und dann zeitnah auch aus dem Startbahnhof rollt. Sonst drehen die Diskussionen hier noch ein Dutzend Schleifen, ohne dass sich in der eigentlichen Sache irgendetwas Neues ergeben hätte.

    spandauer Na, das klingt dann ja doch schon erfreulich konkret bezüglich Air Canada/ Toronto und Korean Air/ Seoul! Natürlich habe ich die sporadischen öffentlichen Meldungen auch verfolgt, aber da kam ja länger nichts Konkretes mehr. Alleine diese beiden Verbindungen wären mE schon enorm attraktiv (2 riesige und relevante Städte in jeweils modernen Staaten/Systemen). Weitere US-Destinationen und insbesondere weitere US-Drehkreuze wie Philadelphia wären natürlich auch noch erfreulich, aber da wird man evtl. auf mehr Jet-Auslieferungen warten müssen.


    Bei den großen indischen Fluggesellschaften vermute ich auch stark, dass es vor allem eine Frage der Zeit (bzw. auch hier der Jet-Auslieferungen) sein wird, bis es mindestens eine direkte Verbindung gibt.


    Insgesamt scheint es aber, als wenn tatsächlich ein erster kleiner Durchbruch geschafft ist und absehbar einige der größten und wichtigsten Regionen und Drehkreuze direkt angeflogen werden, was ja auch immer eine Menge attraktiver neuer Umsteigedestinationen bringt. Spannend könnte werden, ob Lufthansa (ggf. über Töchter oder Partner) nicht irgendwann doch auch stärker in diesen Markt stößt.

    Im außereuropäischen Verkehr hat man 2024 die Zahlen von 2019 bereits wieder übertroffen. Das Rekordjahr 2017, als airberlin noch viele Langstrecken flog, wird man vermutlich 2026 knacken, wenn neue Strecken nach Toronto (Air Canada), Philadelphia (American Airlines), Seoul (Korean Air) und vielleicht sogar Dehli (Air India) an den Start gehen werden.

    Das ist ja extrem spannend und würde einen ganz schönen Durchbruch bedeuten! Hast Du diese Info aus verlässlicher Quelle?


    Was den innerdeutschen Verkehr angeht: Der mag auch lukrativ sein, hier finde ich den Siegeszug der Bahn aber absolut begrüßenswert. Wenn der BER die europäische und interkontinentale Konnektivität (u.a. mit den von Dir genannten Verbindungen) noch weiter ausbauen kann, dann sehe ich ihn langsam aber sicher auf dem richtigen Kurs.

    Rückblick 2024 und Ausblick 2025

    Erstmal ein paar Zahlen: Die Passagierzahlen des BER sind 2024 um rund 10% auf ca. 25,5 Mio gewachsen. Damit (f)liegt man über dem Plan und auch klar über dem deutschen Gesamtmarkt. Umgekehrt sind erst ca. 72% des alten Rekordwertes aus 2019 erreicht. Die aktuellen Zahlen entsprechen etwa dem Stand von 2012 - allerdings ohne die damaligen Wachstumsprognosen.


    Denn für 2025 erwartet der BER ca. 26 bis 27 Mio Passagiere. Das entspräche einem Wachstum von 2 bis 6 Prozent. Interessant finde ich die doch relativ große Spanne, die für mich gut die aktuelle Ungewissheit spiegelt. Dazu zählt auch, dass Ryanair irgendwann Anfang Januar wohl seine finale Planung für den Sommerflugplan bekannt geben wird. Anders als bei easyJet und Eurowings wird ja mit einem Rückgang (sogar um bis zu knapp 20%) gerechnet. Daran wird wahrscheinlich auch nichts mehr groß ändern, dass der BER entgegen dem Trend u.a. die Sicherheitskontrollen effizienter sowie um 0,50 Euro billiger selbst anbieten kann und sich auch stark für eine Senkung der staatlichen Gebühren eingesetzt hat (etwas, das gerade durch easyJet honoriert wurde).


    Die wirtschaftliche Entwicklung des BER bleibt übrigens ambivalent. Ohne die hohen Schulden aus der Bauphase hätte man jetzt schon steigende Gewinne erreicht. So hingegen drücken die Altlasten weiter enorm auf das Ergebnis. Eine entscheidende Frage wird also bleiben, inwiefern man diese alten Verbindlichkeiten ablösen kann. Dazu gab es ja auch mal Planungen aber nun leider schon seit längerem ohne Update.

    Quelle Tagesspiegel

    (plus ein längerer Artikel aus dem Tagesspiegel Print mit dem Titel: "Neue Flugziele, hohe Gebühren - BER wächst, die Probleme bleiben")

    Camondo Das sind aber zwei paar Schuhe, da ein privater Investor ja kaum die Hausaufgaben der Politik übernehmen und bezahlen wird. In dem Fall bringt er sich ja schon ein, indem er ein öffentliches (Wasser-)Parkgelände gestaltet und auch für 20 Jahre pflegt. Zudem wird zumindest die Uferzone ökologisch aufgewertet (i.e. geschützt).

    Im besten Fall macht das ganze Konzept (durch die Wasserbiotope und die didaktische Arbeit aber eben auch durch die Gestaltung des Außengeländes) zumindest aufmerksam auf das Thema Wasser(qualität) und schiebt da vielleicht langfristig auch etwas an.

    Ein wenig Steuern werden ja auch fließen inkl. City-Tax der Hotelgäste. Wie diese Gelder dann wirklich genutzt werden, ist wiederum Verantwortung der Politik. Oder aber man schafft es sogar, den Investor mit ins Boot zu holen. Ich vermute aber, dass er nicht den Großteil der erforderlichen Summe bezahlen würde. Wurde die eigentlich je ermittelt?

    Der Kritiker So eine Diversifizierung des Angebots ist doch super und natürlich wird manches Angebot bestimmte Zielgruppen besser ansprechen als andere. Den Rest regelt dann ohnehin der Markt über Angebot und Nachfrage. Erstmal ist die Verbindung wohl gut ausgebucht und das ist zumindest ein erster Hinweis.Ich kann ansonsten aber auch noch nicht beurteilen, inwiefern sich dieses Angebot auch langfristig am Markt behauptet.


    Die Hauptkonkurrenz dürfte mE primär das Fliegen darstellen, das trotz Transfers zu/von den Airports und dem frühzeitigen Erscheinen, Einchecken, Security + Warten auf Gepäck insgesamt immer noch schneller sein dürfte. Generell gibt es aber immer auch Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht oder nicht so gerne fliegen (neben Flugangst und ökologischen Gründen wird es ja auch immer teurer und manche finden es inklusive der ganzen Rahmenbedingungen auch einfach nicht komfortabel).

    Daneben werden immer auch einige lieber mit dem eigenen PKW reisen wollen, andere dagegen keinesfalls. Auch da entscheidet sich das über individuellen Präferenzen und ggf. Erfahrungen.

    Ansonsten ist das nun mE aber schon die attraktivste Option auf dem Markt. Der Nachtzug braucht eben deutlich länger und ist nicht für jeden attraktiv, ebenso der Reisebus. Und bei den regulären Zügen mag es ja sein, dass es mit Umstieg (in der Theorie!) teils auch nur 15-20 Minuten länger dauert. Beim Thema Direktverbindung vs. Umsteigen geht es aber mE nicht nur allein um die Zeitersparnis. Gerade mit Familie ist ein zusätzlicher Umstieg oft schon ein ganz schöner Akt. Und bei der Bahn muss man zusätzlich immer noch darauf hoffen, dass man den Anschluss überhaupt erwischt.


    Unsere Familie bspw. hat genau auf so ein Angebot ohne übermäßige Unwägbarkeiten gewartet: Noch bezahlbar und dazu ein echtes Reiseerlebnis (i.e. man erfährt wirklich, welche Distanzen und Landesteile man durchquert) aber zugleich in einem erträglichen Zeitrahmen und mit angemessenem Komfort. Wobei ich dem Guardian zustimme, dass man sich auf Deutscher Seite auch etwas mehr Tempo wünschen würde, sodass es vielleicht sogar in 6-7 Stunden machbar wäre. Da sind aber noch viele Hausaufgaben offen. Und ähnlich sieht es ja leider auch Richtung Polen aus.


    Trotzdem: Wenn man genau nach Paris will (weil man dort z.B. wie wir enge Verwandtschaft hat) oder auch nur nach Strasbourg, dann kann es allemal eine sehr reizvolle Variante sein. Und ich wünsche mir noch mehr in der Richtung. Für Dich dagegen ist es halt kein Mehrwert und Du liebst andere Strecken (und ggf. Ziele) offenbar generell mehr. Ist doch völlig ok. Denn Rest wird man ja sehen.

    Bezieht sich auf diesen Beitrag.


    Allein das sind ja schon einmal 3 ziemlich ambitionierte, weltstädtische Projekte in der obersten Gewichtsklasse (Stadt-)Autobahn sowie U-/S-Bahn und wie schon zuletzt die U5 alle primär gesponsert vom Bund/ der Deutschen Bahn. Mal sehen, inwiefern die BVG da zeitnah auch mal (annähernd) mitziehen kann. Vermutlich aber eher nicht.


    Wirklich schön finde ich übrigens die neue Direktverbindung Berlin-Paris, die wir in diesem oder spätestens nächstem Jahr unbedingt mal selbst ausprobieren wollen (und von der ich stark hoffe, dass sie sich fest etabliert und noch mehr Nachfolger findet).

    Ein kleiner aber feiner Reisebericht im Guardian vom 24.12.24 hat die Vorfreude nochmal deutlich erhöht: Auf dieser gut achtstündigen Bahnreise von der Seine an die Spree würden die reisenden einen schönen Querschnitt durch die Europäische Geographie erleben und mit Mosel, Maas, Rhein, Neckar, Main und Elbe noch 6 weitere große Flüsse überqueren - ebenso wie eine faszinierende Mischung aus Landschaften: die Weinberge der Champagne, Saverne-Tunnel und Vogesen, Rheinland, Schwarzwald, Mittelgebirge mit Odenwald, Rhön & Co und schließlich die Nordeuropäische Tiefebene...

    Immerhin: Laut Visit Berlin steigt die Zahl der internationalen Bahn-Touristen nach Berlin und damit hoffentlich auch solche Angebote.

    ^Gegenüber der zwischenzeitlichen Visualisierung gibt es zwar weniger farblichen Kontrast. Dafür wirkt es nun aber deutlich cleaner/definierter und vor allem auch wertiger. Spannend finde ich, dass die abstrakte Fassade auf verschiedenen das Wasser- bzw. Wellenthema aufgreift und zugleich auch an Motive aus Biologie und Bionik/ Schiffsbau erinnert.

    Insgesamt sicher trotzdem etwas weniger ikonisch als das Ozeaneum in Stralsund, das aber auch nochmal in deutlich exponierterer Lage errichtet und wohl eins der oder gar DAS moderne Aushängeschild der Stadt Stralsund wurde (übrigens bis heute eine meiner absoluten Lieblingsstädte in Deutschland). Aber ich habe doch das Gefühl, das Ocean Berlin könnte mit diesem Entwurf eine Art Leitbau/ optischer Anker des Viertels werden. Mir gefallen auch einige der anderen Projekte aber hier wird nun offenbar doch eher ein gewisser optischer Punch/ Wow-Effekt umgesetzt (erstaunlich, nachdem ja sehr lange überhaupt keine und dann eben nur eine ziemlich provisorische Visualisierung geboten wurden).

    Wenn man jetzt noch den Wasserpark gut umsetzt, könnte das eine reizvolle Ecke mit (maritimem) Flair werden. Ich hoffe sehr, dass der Investor hier nochmal entsprechend Liebe und auch Mittel investiert. Immerhin wird auch der Park ja ein Teil der Adressbildung und der visuellen Visitenkarte werden und es kann potentiell sicher auch helfen, in der Nachbarschaft besser akzeptiert zu werden. Also sollte man schon ein entsprechendes Interesse haben.


    Ansonsten noch ein mE spannendes Detail: Auf der Webseite ist nachzulesen, dass der Beton und das Acrylglas angeblich statisch darauf ausgelegt wurden, dass sie mindestens 100 Jahre halten werden. Das wäre ja mal eine Ansage.

    Bousset Da hast Du grundsätzlich völlig Recht. Ich kann mich beispielsweise noch gut erinnern wie der Spandauer Bezirksbürgermeister damals sagte: "Wenn Kreuzberg Google und BMW nicht will, nehmen wir sie sehr gerne." Allerdings ist dann nie was daraus geworden.

    Der Unterschied zwischen Nordneukölln und bspw. Marzahn-Hellersdorf oder aber Spandau ist eben, dass man hier neben erträglichen Preisen und breiter politischer Unterstützung zugleich auch einen zentrumsnahen (sowie flughafennahen) und extrem internationalen Stadtteil hat. In Schmargendorf bei GO West ist es ja etwas ähnlich, wenngleich sicher mit höheren Preisen und etwas weniger international aber dafür natürlich wirtschaftlich ungleich besser eingebunden. Spandau braucht dann eben schon einen starken Anker wie Siemens, damit man da etwas Großes raus holen kann.

    Grundsätzlich sollte es sich mE aber keiner der Bezirke leisten, gute(!) Deals mit Investoren auszuschlagen und Projekte im Zweifel zu verhindern statt gemeinsam zu gestalten.


    Aber noch ein paar aktuelle Dinge:


    Indische Einwanderer Gewinn für alle Beteiligten - Bürokratie nun auch hier zunehmend effizienter

    Entgegen einem früheren populistischen Slogans lautet die Devise zunehmend "Kinder plus Inder". Auch wenn im Bildungssektor noch immer viel Luft nach oben bleibt, gibt es weiter großen Druck in verschiedenen Branchen, besonders in den hierzulande traditionell zu wenig geliebten MINT-Fächern. Indien dagegen hat regelmäßig viel und durchaus gut ausgebildeten Nachwuchs, kämpft aber mit einer hohen Arbeitslosigkeit (und freut sich umgekehrt über Auslandsüberweisungen erfolgreicher Auswanderer, die inzwischen über 3% des BIP ausmachen). Neben den Golfstaaten und englischsprachigen Nationen wird nun zunehmend auch Deutschland interessant.

    Entsprechend hat man schon bilaterale Kooperationsprojekte gestartet. In manchen indischen Regionen wird jetzt sogar gezielt Deutsch in der Schule unterrichtet und es gibt offenbar auch eine Art "Casting", für wen sich die Auswanderung nach Deutschland lohnen könnte (noch während des Studiums oder aber mit Abschluss).

    Wer den Schritt wagt, kann offenbar durchaus mit schnellem Erfolg rechnen. Inder verdienen in Deutschland im Schnitt mehr als alle anderen Nationalitäten inklusive Deutschen aber auch bspw. Amis oder Briten (Median bei 5.390 Euro, 40% mehr als Deutsche und fast 80% mehr als bei allen ausländischen Arbeitskräften kombiniert)! Das ist übrigens in anderen Ländern wie den USA sehr ähnlich.

    Und der Bezug zu Berlin? Wie in der Vergangenheit schon geschrieben, zieht es besonders viele Inder in die multikulturelle Hauptstadt (auch, weil hier speziell im Zentrum und in der Wirtschaft sehr viel Englisch gesprochen wird). Laut Statista lagen Inder im vergangenen Jahr mit über 30.000 Menschen bereits auf Platz 8 aller ausländischen Nationalitäten - wie auch in Gesamtdeutschland mit weiter stark wachsender Tendenz (zumal neben Informatikern inzwischen auch u.a. Busfahrer, Pflegekräfte und Mechatroniker angeworben werden, was natürlich die Durchschnittslöhne entsprechend senken wird).

    Dabei hilft auch, dass Deutschland die Visa-Verfahren vereinfacht hat und in Berlin jetzt sogar die Einbürgerungen sehr viel schneller und einfacher (digital eben und zudem inzwischen zentralisiert statt in den Bezirken) funktionieren (von ca. 10.000 Einbürgerungen in 2023 auf deutlich über 20.000 in 2024 und voraussichtlich etwa 40.000 in 2025). Besonders bei den besagten Indern dauere es schon jetzt oft nur noch wenige Wochen. Allerdings müssen die Antragsteller seit 5 Jahren rechtmäßig und rechtschaffen in Deutschland leben, Deutsch sprechen, einen Test bestehen und seinen Unterhalt selbst leisten (bzw. bei sehr erfolgreicher Integration und C1 Sprachniveau reichen auch 3 Jahre).

    Was macht es mit Berlin, wenn inzwischen eine kleine Mittelstadt an überwiegend sehr gut verdienenden Indern in der Stadt lebt? Jedenfalls hilft es dabei, dass der spendenfinanzierte Sri-Ganesha Tempel, Deutschlands größter Hindutempel, in Neukölln nach langen Jahren bald eröffnen wird. Tatsächlich leben immer mehr wohlhabende Hindus in Berlin und spenden großzügig. Und vielleicht wird es am BER dann ja auch bald mal mindestens eine Direktverbindung nach Delhi oder Mumbai geben? Das wäre nicht nur für Berliner Inder oder indische Berliner reizvoll. Der Indische Markt gilt als großes Wachstumsfeld für den Tourismus.


    Tourismus im Aufwind - über 30 Mio Übernachtungen in 2024

    Apropos Tourismus: In 2024 hat Berlin erstmals wieder die Marke von 30 Mio Übernachtungen übertroffen - und das schon vor Weihnachten und Neujahr. Zuvor war das erstmals 2015 gelungen und dann bis auf den Rekord von 2019 mit gut 34 Mio Übernachtungen angestiegen. Zumindest hier sind die alten Zahlen (und damit sicher auch bald die Diskussionen über "zu viele" Touristen) also schon fast wieder erreicht. Zumindest für 2025 wird aber gerade bei internationalen Gästen nur geringes Wachstum erwartet, auch wegen der steigenden Flugpreise.

    Quelle rbb24


    Zalando schluckt About You mit Scayle

    Der Schritt war schon länger erwartet worden. Die Otto-Tochter About You war erst vor ein paar Jahren mit einer Marktkapitalisierung von rund 4 Milliarden an die Börse gegangen und hat seither trotz Wachstumskurs (aber mit fehlenden Gewinnen) deutlich an Wert verloren, sodass Zalando nun mit gut 1 Milliarde an liquiden Mitteln einen großen Wettbewerber mit teils ergänzendem Profil günstig übernehmen kann. Aber auch About You ist wohl froh über die Fusion, die nicht als feindliche Übernahme sondern einvernehmlich und strategisch abgestimmt ablaufen wird.

    Während Zalando vor allem beliebte Marken abdeckt, zielt About You auf jüngere Kunden mit Affinität zu Influencern. Ähnlich wie die aufstrebenden chinesischen Konkurrenten will man dort zudem künftig on demand Fabriken anwerfen (statt in China aber in Portugal oder der Türkei sowie hoffentlich mit etwas besserer Qualität) und so Trends bzw. Hypes bedienen.

    Auch wenn Zalando anders als About You schon seit längerem profitabel arbeitet, erwartet man sich neben einem wachsenden Umsatz auch deutliche Synergien von rund 100 Millionen pro Jahr. Bei den Umsätzen in jeweils 25-30 europäischen Märkten steht man insgesamt bei 12 Milliarden, allein im Deutschen Markt bei etwa 4 Milliarden (große Konkurrenten sind hier u.a. Otto mit 4,5 Milliarden, H&M mit rund 3 Milliarden sowie zunehmend auch Shein mit nunmehr schon 2 Milliarden).

    Außerdem haben die Hamburger mit Scayle eine interessante und sehr profitable Plattform geschaffen, über die inzwischen auch klassische Firmen wie Deichmann, Fielmann oder der Fanshop von Manchester United ihre Produkte absetzen. Diese gilt sogar als eins der potentiellen Hauptziele der Fusion und wird künftig in Zalandos eigene App integriert (oder auch umgekehrt).

    Quellen: Gründerszene, Capital, Manager Magazin, Wirtschaftswoche, Tagesschau


    Neue Satellitenfabrik in Berlin bedient mit innovativem Produkt Boommarkt

    Einen etwas kleineren und inzwischen doch kometenhaften Aufstieg erlebt das Start-Up Berlin Space Technologies (kurz BST), eine Ausgründung von TU Studenten. Die Berliner gelten als Experten für unschlagbar preiswerten aber zugleich flexiblen und vielseitigen Satellitenbau und erreichten neben verschiedenen Auszeichnungen inzwischen auch aus anderen Gründen Bekanntheit: Sie haben den ersten kommerziellen Satelliten Indiens in die Umlaufbahn gebracht und dort auch bereits eine große Kooperation inklusive Fertigungsanlage am Start.

    Inzwischen ist mit OHB jedoch auch ein großes Bremer Raumfahrtunternehmen eingestiegen, sodass die Satelliten bald in einer neuen Fabrik in modularisierten Großserien zu hunderten und irgendwann 1.000 oder mehr entstehen werden. Dafür wurde ein alter Berliner Baumarkt für 15 Millionen zu einer Produktionsanlage um- bzw. ausgebaut, die potentiell sogar bald die größte Satellitenfabrik Europas darstellen könnte. Zudem soll sich die Mitarbeiterzahl bald von 50 auf 100 verdoppeln. Die Umsätze von aktuell 5 Millionen werden sich absehbar vervielfachen.

    Quelle Handelsblatt


    Berliner Hersteller von E-Lastenrädern "Onomotion" gerettet und auf Wachstumskurs

    Gute Nachrichten gibt es auch für einen Berliner "Brot-und-Butter-Betrieb". Die insolvente Produktionsfirma von E-Lastenbikes Onomotion wird nicht nur übernommen, sondern soll nun sogar ordentlich wachsen. Daher werden auch alle Mitarbeiter übernommen. Durch die Integration in einen größeren Mobilitätsanbieter sollen die Lastenräder optimiert und neben Bestandskunden wie Hermes und Mediamarkt-Saturn zudem auch neue Kunden und Märkte erreicht werden.

    Quelle Tagesspiegel

    Das "Wunder von Neukölln" - Bezirk im Aufwind

    Neukölln hat in der Vergangenheit äußerst selten positiv auf sich aufmerksam machen können. Berühmt-berüchtigt ist der Stadtteil bundesweit ja vor allem für Rekordarbeitslosigkeit und Rütlischule sowie Parallelgesellschaften und arabische Familienclans (siehe Netflix-Serie 4 Blocks).


    Inzwischen hat sich aber besonders in Nordneukölln doch einiges getan und es scheint so eine Art Wendepunkt erreicht.

    Am auffälligsten und zugleich wichtigsten dürfte wohl das Bauprojekt Estrel-Tower sein, dass man inzwischen aus vielen Ecken der Stadt schon von weitem erblickt.

    Wenn man sich die offizielle Präsentation des Projektes auf der Webseite und auch die letzten Berichte etwas ansieht, ist hier eine durchaus ambitionierter Versuch der Höherpositionierung sowie Ergänzung/Diversifizierung der bisherigen Geschäftsfelder (Hotel, Kongresse, Events) zu erkennen. Neben gut 520 klassischen Hotelzimmern* werden in insgesamt 1.100 Räumen auch jeweils eine Reihe Serviced Apartments sowie Büros und Coworking-Spaces aber auch exklusive Tagungs- und Eventflächen sowie Spa, Fitness und sogar Gastronomie (Restaurant und Bar) mit Dachterrasse ganz oben im Turm beworben. Das Motto lautet selbstbewusst: "Der Höhepunkt Berlins" - und tatsächlich macht nun ausgerechnet Neukölln die Hauptstadt zur dritten Wolkenkratzer-Stadt Deutschlands nach Frankfurt (obviously) und Bonn (immerhin ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung gewissermaßen ein Treppenwitz der Geschichte).

    *Insgesamt liegt man dann übrigens bei weit über 1.600 Hotel-Zimmern und somit Rang 4 in Europa - nach drei Russischen Riesenhotels. Vor den Umplanungen sollten ursprünglich sogar über 700 neue Hotelzimmer entstehen, womit man gar in den Top 3 gelegen hätte.


    Im direkten Kontext mit dem Estrel sind auch die Projekte von Klingsöhr (Hohe 9, Shed) und Trockland (DOXS NKLN)am Neuköllner Schiffahrtskanal zu sehen. Kürzlich bin ich im Rahmen einer kleinen Recherche auf einen interessanten Podcast der beiden Projektentwickler gestoßen, in welchem sie die erhoffte Entwicklung etwas näher einordnen:

    - Insgesamt entwickeln beide zusammen gut 150.000 m² Nutzfläche und investieren ca. 1,5 Milliarden in ihre Areale!

    - Trockland-Mitgründer und CEO Nathaniel beschreibt übrigens u.a. wie er durch entsprechende Gegenleistungen an die Gemeinschaft inkl. bezahlbarer Mieten ca. 50% mehr Nutzflächen als ursprünglich veranschlagt heraus holen konnte.

    - Beide betonen übrigens, dass die Zusammenarbeit mit Politik, Wirtschaftsförderung in Neukölln herausragend klappt - gerade auch im Kontrast zu anderen Berliner Bezirken. Hier zögen alle an einem Strang und am Ende würden so auch alle Seiten gewinnen.

    - Daneben sei auch unglaublich wichtig, was Streletzki hier über Jahrzehnte an Vorleistungen und auch Überzeugungsarbeit geleistet habe. Das Estrel sei und bleibe daher federführend bei der gesamten Entwicklung.

    - Unter anderem die Infrastruktur sei absolut herausragend: Direkter Anleger am Schifffahrtskanal, Güterbahnanschluss, S-Bahn-Ring, demnächst Autobahnanschluss, künftig auch noch Anschluss an eine Fahrrad-Schnelltrasse. Mit Taxi und ÖPNS sei man künftig in kürzester Zeit am Flughafen oder auch am Hauptbahnhof.

    - Die Grundstückspreise und auch die Mieten seien etwa im Vergleich zum Ostkreuz noch sehr moderat, zögen nun aber etwas an.

    - Zusätzlich sei man wie gesagt auch teils auf den Bezirk zugegangen, um reizvolle Mischnutzungen zu ermöglichen:

    Klingsöhr hat neben der ersten Hochschule Neuköllns zugleich auch eine Menge an spannendem Gewerbe anlocken können. Hierzu zählen u.a. eine Berliner Zentrale von Amnesty International aber auch der Umzug der Deutschlandzentrale von Foundever aus Düsseldorf nach Neukölln, die Data Group, We.CONECT sowie das Start-Up (und inzwischen Unicorn) 1,5 Grad.

    Trockland baut neben Gewerbe/Büros und innovativer Produktion u.a. auf Gastronomie, Wellness, Galerien aber auch ein Hostel und Kitaflächen.

    - Insgesamt würden sich eine Menge Synergien bei den verschiedenen Einrichtungen und Zielgruppen ergeben, wobei auch explizit viele junge Menschen und somit viel Leben in das Areal geholt werde. Trotz vieler Büros soll das Leben hier nicht schlagartig um 18 Uhr enden.

    - Neben der Nutzung sei auch die Gestaltung der Flächen eine bewusste Entscheidung und teils Investition gewesen. Beide betonen bewusst das industrielle Erbe und Zugleich die Nähe zum Wasser und der alten (Güter-)Hafeninfrastruktur. Etwa die alten Ladekräne stehen zwar nicht unter Denkmalschutz aber alle wollten sie unbedingt erhalten und integrieren. Und auch die öffentliche Uferpromenade mit dem großen Stadtplatz inkl. Sitztreppen soll eine neue Aufenthaltsqualität ermöglichen.

    Spannend finde ich in dem Zusammenhang übrigens, dass man beim Estrel laut oben verlinktem Artikel ursprünglich mal einen reinen Hotelturm mit diversen flankierenden "Flachbauten" geplant hatte. Zum Glück ist es trotz Wegfall von Zimmern (s.o.) dann beim Turm (zzgl. Sockel) geblieben, wobei die Funktionen der geplanten Flachbauten mit integriert wurden, sodass hier ebenfalls Freiflächen für einen kleinen Uferpark gewonnen wurden.


    Ein entsprechend betitelter Artikel zum KALLE NEUKÖLLN hat mich dann übrigens zur Überschrift animiert. Was ist nun so ein "Wunder" an dem Projekt? Nun ja: Neukölln zeigt exemplarisch, was man aus einem runter gerockten (zuletzt Ramsch-)Warenhaus noch so machen kann. Für 200 Mio wurde alles komplett umgebaut. Inzwischen sind hier schon 1.000 Büroarbeitsplätze entstanden und es hat sich u.a. die Berliner Code University angesiedelt. Daneben hat ein legendärer Britischer Plattenladen seine Kontinentaleuropäische Dependance bezogen. Daneben gibt es einen innovativen Food Market, wo Spitzenköche an Ständen ihre Gerichte anbieten. Ebenso große Konferenzräume, Sportstudios und eine Konzertlocation. Auf dem Dach gibt es einen schallgeschützten Wintergarten mit mehreren Restaurants, eine große Außenterrasse und auch ein großes Schwimmbecken.

    Wer wie ich noch das "Schnäppchenparadies" mit dem hässlichen alten Parkhaus kannte, wird sich wohl verwundert die Augen reiben.

    Und vielleicht fühlt man sich auch an das Karstadt-Projekt am Herrmannplatz erinnert. Das scheiterte bekanntlich erst an der Hinhaltetaktik des primär zuständigen Bezirks (Kreuzberg) und dann endgültig an der Pleite des Investors. Irgendwie schon symbolisch für das was Klingsöhr und Nathaniel über Neukölln und andere Bezirke schreiben. Dort blockiert, hier passiert's und wird von der Politik stolz mit gefeiert.


    Und zu guter letzt gibt es nun auch endlich Informationen zum Marlboro-Gelände (Quelle Morgenpost Print), also einem bald komplett abgewickelten Fabrikgelände, das nun unter dem symbolträchtigen Titel NLND (offenbar ein Wortspiel aus Neukölln und Neuland) neu entsteht bzw aufersteht:

    Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass Marlboro komplett raus geht und die Flächen abstößt. Weit gefehlt. Es bleibt nicht nur der Marlboro-Cowboy erhalten, sondern auch der Tabakkonzern. Die Amis wollen hier im Zuge der Konzern-Transformation hin zu Tabakerhitzer & Co neue Produkte entwickeln und auch als Prototypen produzieren.

    In 30 Gebäuden plus Gelände sollen auf insgesamt 150.000 m² Startups und Mittelständler sowie Industriepartner angesiedelt und mit einer Prototypenhalle auch wieder eine Art Produktion hochgefahren werden (und Produktion soll auch den Großteil der Flächen einnehmen, gefolgt von Lagern und Büros). Noch in diesem Jahr soll ein großes Bürogebäude neu eröffnet werden. In der höchsten Halle (18m hoch) will ein Filmstudio einziehen und auch ein Spieleentwickler will sich einmieten.

    Daneben verhandelt man offenbar auch hier mit (einem) Universitätspartner(n) und plant zudem ein Konferenzzentrum für bis zu 10.000 Menschen!

    Für die Öffentlichkeit wird u.a. mitten auf dem Gelände ein großer Marktplatz entstehen, daneben werden auch die Kantinen und ein Café öffentlich nutzbar sein. Wechselnde Märkte und auch Events wie Public Viewing sollen die Menschen anlocken.


    Fazit: Mal wieder ist ein Trend zuerst ein Stück weit an mir vorbei gezogen, nur damit er nun so voll einschlägt. Insgesamt werden hier Milliarden investiert und es werden völlig neue Unternehmen aber auch Institutionen und vielfältige öffentliche Angebote angesiedelt. Man merkt dabei mE, dass sich die (Misch-)Nutzungen ähneln. Neukölln wird noch mehr denn je zu einem führenden Tagungsstandort mit recht vielfältigen Angeboten. Aber nach der von Großkonzernen geförderten Free Coding School "Berlin 42" siedeln sich auch immer mehr Bildungsinstitutionen an, gefolgt von Startups und weiteren Unternehmen verschiedener Branchen (mit Fokus auf Tech und Kultur). Aus dem Schulischen Kontext weiß ich zudem, dass inzwischen auch Initiativen wie Maker Labs und Amazon Future Engineer gezielt in Neukölln aktiv geworden sind.


    Auch wenn es mE letztlich dennoch kein Wunder ist, sondern einfach gute Standortpolitik: Wenn Neukölln in den kommenden Jahren in den Medien auftaucht, dann vielleicht zunehmend in einem positiveren Kontext als gewohnt. Ebenso wie sich der Estrel Tower "plötzlich" in der Skyline der Stadt aufgetürmt hat. Und meine Hoffnung ist, dass diese Dynamik zum Vorbild wird und schon bald in der ganzen Stadt Schule macht.