Beiträge von Urbanist

    Entstehen sollen außerdem 200 PKW Stellplätze. Bei der ersten Planung waren sah 62 Stellplätze vorgesehen.


    Zudem hat das DAI auf dem Areal nahe der Jahrhunderthalle ein zweites Baugrundstück erworben, auf dem eine weitere Stellplatzanlage – zusätzlich zu den Parkplätzen direkt neben dem Neubau – errichtet werden wird. „Durch die zusätzliche Stellplatzanlage können wir unseren Seminarteilnehmern größtmöglichen Komfort bei der Anreise bieten.


    Und auch hier wieder, ähnlich wie bei den krass überdimensionierten Vonovia-Parkplätzen meine Frage:


    HALLO VERKEHRSWENDE? IST DA WER!?


    Diese beiden Projekte befinden sich 2(!) bzw. 4 Stationen Stadtbahn (die Tunnelstrecke davon vor wenigen Jahren mit massivem Finanzaufwand durch die Bochumer Innenstadt gegraben) vom Hbf entfernt. Wieso werden hier so großzügig Pkw-Stellplätze ausgewiesen?
    Ich finde es enttäuschend dass selbst bei innenstadtnahen Konversionsprojekten offensichtlich aller Lippenbekenntnisse zum Trotz weiter am Dogma der autogerechten Stadt festgehalten wird. Nachhaltige und klimaneutrale Stadtentwicklung sieht anders aus.

    Das Aus für den Strassenstrich?

    Laut einem Artikel im Tagesspiegel stehen der Kreuzung Potsdamer-/Kurfürstenstrasse große Veränderungen bevor: eine Projektgesellschaft habe die Grundstücke des eingeschossigen Woolworthbaus wie auch das Geschäftshaus gegenüber (LSD-Erotikcenter) aufgekauft und beabsichtige beide Gebäude abzureißen und durch Geschäftshäuser zu ersetzen. Woolworth kann offenbar als Mieter in den Neubau zurückkehren, LSD oder sonstige Nutzungen aus dem Sexgewerbe dagegen nicht.

    Der Bezirk hat auf der Bauausschußsitzung gegenüber Signa zu verstehen gegeben, dass der vorgesehene Zeitplan für Gutachten und Bürgerbeteiligung unrealistisch knapp ist.
    Außerdem wurde auch sehr klar kommuniziert, dass an einem vorhabenbezogenen B-Plan kein Weg vorbei geht; womöglich wird es auch noch einen städtebaulichen Vertrag geben, im dem die von Signa als Kompensation für gewährtes Baurecht zu finanzierenden Leistungen festgehalten werden.
    Baustadtrat Schmidt hat dabei durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er sich diese Kompensation auch gut als Finanzierung des von ihm geplanten Kommunalisierungsfonds vorstellen könne.

    Gibt es eigentlich irgendwelche Pläne für den Parkplatz hier zwischen Brühl und Richard-Wagner-Straße?
    Mich wundert es dass ein so zentral gelegenes Grundstück im Jahr 2019 immer noch unbebaut bzw. nicht entwickelt ist?

    Sorry, aber ich finde das geht gar nicht.
    Das Reichssportfeld (euphemistisch "Olympiapark") ist ein einmaliges Ensemble, und nur weil es einigen Kommentatoren zu unbequem ist, ist der Ort keinesfall "verloren".
    Berlin ist eben kein Disneypark, sondern wahrscheinlich einer der Orte mit der verkorkstesten Geschichte des 20. Jahrhunderts weltweit, und genau das prägt die Stadt bis heute, und das Reichssportfeld ist eine dieser Orte an denen man jener sehr ambivalenten Angstlust sehr nahe ist.
    Finger weg!

    Dann möchte ich Deine Gefühle mal um ein paar Fakten ergänzen.


    Im Jahr 2017 sind in Deutschland von 483 im Verkehr getöteten Fußgängern 4 (!) durch Kollisionen mit Radfahrern ums Leben gekommen, die restlichen 479 Getöteten kamen durch motorisierte Fahrzeuge ums Leben, das sind mehr als 99% aller getöteten Fussgänger.
    Von 30.564 verletzten Fußgängern im selben Jahr wurden 2.777 durch Unfälle mit Radfahrern verletzt, 27.787 durch motorisierte Fahrzeuge; also mehr als 90% aller verletzten Fussgänger wurden durch motorisierte Fahrzeuge verletzt.
    (Quelle)


    Wie eine fahrrad- und fussgängerfreundliche Gestaltung der Stadt und der Verkehrsflächen aussieht ist doch nur wenige Kilometer von Düsseldorf entfernt im Nachbarland Niederlande zu sehen, und gute Radinfrastruktur nach NL-Standard führt nicht zu mehr Konflikten zwischen Fahrrad- und Fußgängerverkehr, sondern hilft eben diese zu vermeiden.
    Düsseldorf ist überwiegend flach, relativ kompakt und damit prinzipiell eine für Fahrradverkehr gut geeignete Stadt. Mit einer Infrastruktur wie in niederländischen Städten könnte das Fahrrad einen erheblichen Teil des Verkehrs übernehmen und so Schadstoffbelastung, Lärm und Gefährdung wesentlich vermindern und Düsseldorf zu einer viel entspannteren und lebenswerteren Stadt machen, aber dazu muß man auch mal anfangen.
    Verkehrswende heißt Veränderung.
    Wenn ich sehe dass die Neugestaltung des Bereichs Schadowstraße als Vorzeigeprojekt gedacht ist muß es hier auch eine adäquate, d.h. sichere und bequeme Infrastruktur für Radfahrende geben, alles andere ist 2020+ ein Armutszeugnis, und Platz genug ist hier ja wohl allemal.

    Letzten Endes ist die Zahl der Pkw in einer Stadt kein Naturereignis.
    Wenn man politisch wirklich eine Verkehrswende wollte (Ich weiß, in D unrealistisch solange die hiesigen klassischen OEMs nicht an die Wand gefahren sind) könnte man sich auch am Vorbild asiatischer Städte orientieren und die Zahl der Kfz-Zulassungen administrativ steuern und beschränken.
    In vielen chinesischen Großstädten wird auf diesem Wege zudem die Umstellung auf E-Mobilität beschleunigt, indem neue Zulassungslizenzen überwiegend nur noch für BEVs zur Verlosung/Versteigerung freigegeben werden.

    Es wird die Verdichtung bei Supermarktflachbauten gefördert (auch richtig), aber es gibt überall freie Flächen an überbreiten Straßen.


    Ein weiterer Kandidat für einen Rückbau der autogerechten Stadt ist z.B. auch der letzte Abschnitt des Hohenzollerndamms zwischen Hohenzollernplatz und Bundesallee. Das würde auch den Hohenzollernplatz überhaupt erst wieder als Platz erkennbar machen.

    Und genau das ist der Unterschied zum Potsdamer Platz, der ja (bis auf die Arena) ein ganz ähnliches Programm hat. Beim PP wurde noch versucht durch Städtebau und Architektur die europäische Stadt zumindest zu simulieren; die Arena-City zeigt dagegen ganz ungeschminkt, dass sie eine reine Entertainmentindustrie- und Immoverwertungsmaschine ist, funktionale Baumassen mit notdürftigen "Fassaden", und einer blockweisen, grobkörnigen Funtionsmischung.
    Das sollte kein Modell für die Zukunft sein.

    Anders sind die enormen verkehrlichen Probleme in dieser Stadt gar nicht in den Griff zu bekommen und da diese schon heute enorme gesamtgesellschaftliche Schäden erzeugen (Personen- und Blechschäden, Erkrankungen durch Luftverschmutzung, Zeitverlust durch Stau etc.) finde ich es zudem recht perfide, dass du hier von einer Überdramatisierung sprichst.


    Und es gibt ganz aktuell eine Erinnerung an einen weiteren Grund den privaten Autoverkehr in der Stadt massiv einzuschränken: "Erderwärmung viel dramatischer als angenommen (IPCC)"
    Der Beitrag des Verkehrssektors zur CO2-Einsparung seit 1990: weniger als Null.
    Das muss und wird sich ändern.

    Natürlich sollte man zu Recht kritisieren, dass die Erdgeschosszone beim gezeigten Beispiel abweisend und ohne öffentliche Nutzung wie z.B. Ladenlokalen ist.
    Aber muß man daraus wieder den üblichen fundamentalen Rundumschlag gegen die "Moderne" machen, gekoppelt mit dem heimlichen Wunschtraum in die gute alte Zeit vor 1945 zurückzukehren?


    So, jetzt habe ich mich auch wieder abgeregt. Deswegen meide ich das Dresdner Zentrum wie der Teufel das Weihwasser! Dieser geballte Angriff auf die Sinne verfehlt leider nie seine Wirkung.


    Man möcht garnicht lesen, weil einem dann selbst der Kamm schwillt.


    Tun sie Euch da eigentlich irgend was ins Leitungswasser?
    Warum fühle ich mich beim Tonfall im Dresden-DAF (aber auch bei anderen Sachen die so aus Dresden kommen) immer so an diesen Freund hier erinnert?

    Stadtentwicklung in Berlin aus Rotterdamer Sicht

    Im Tagesspiegel ein sehr lesenswertes Interview mit dem langjährigen obersten Stadtplaner Rotterdams, Martin Aarts.
    Im Interview benennt Aarts sehr deutlich die Defizite der Berliner Stadtentwicklungsplanung, angefangen bei einer praktisch nicht vorhandenen strategischen Vision für die Stadt, über zaghaftes und inkonsistentes Vorgehen in den Bereichen Verdrängung, Touristifizierung, Verkehrspolitik, Bürgerbeteiligung bis hin zu einem seiner Ansicht nach in Deutschland bei Politik und Verwaltung stark ausgeprägten sektoralen Denken, welches Verantwortung scheue und wenig lösungsorientiert sei.
    Frischer, intelligenter Pragmatismus aus den Niederlanden; schade dass wir nicht jemanden seines Formats als Stadtentwicklungssenator oder Senatsbaudirektor haben.