Birte danke für den zivilisierten Austausch. Gibt anscheinend doch noch Forenmitglieder, die Diskussionen auf gesitteter Art und Weise ermöglichen, danke dafür.
Deine Argumente sind auch nachvollziehbar und soweit in meinen Augen stimmig, auch wenn die Schlussfolgerungen teilweise etwas unverständlich sind. Wieso das Stadtgebiet exklusiv den Radfahrenden zustehen soll und autofahrende Personende in die Randgebiete zu ziehen haben, passt für mich nicht in den Grundsatz der Freiheit und Gleichheit. Mit der gleichen Argumentation könnten Autofahrer auch sagen: Wenn euch der Verkehr und der Dreck stört, zieht ihr doch alle aufs Land. Du siehst, so wird man keinen Konsens finden.
Ich glaube auch nicht, dass die Anhängern und Fans des MIV den Menschen, die andere Beförderungsmöglichkeiten bevorzugen, den Platz nicht gönnen. Wahrscheinlich herrscht auf seiten der Autofahrer viel mehr Toleranz ggü. Fußgängern, als ich das sehr oft von Fahrradfahrern ggü. Fußgängern vernehme. Egal, geschenkt.
Trotzdem noch mal ganz deutlich: Das verbieten oder massiv erschweren des MIV ohne gleichzeitig die Alternativen deutlich zu verbessern, wird nur Konflikte schüren.
- es kann nicht jeder am Südplatz wohnen
- es kann nicht jeder 90 Minuten (2x45 min für die Rechenfaulen) an einem Januar auf Arbeit radeln
- "Wir können nicht alle mit nem MacBook und nem Chai Latte in Berlin im Co-Working-Space sitzen und die 10. Dating-App erfinden. Es gibt auch ein paar Leute, die etwas anfassen müssen und sich die Hände schmutzig machen." (Dannke Marco Scheel für diese erheiternden Worte)
- es kann nicht jeder seine Arbeitszeit auf 8:00-16.00 Uhr legen
- es kann nicht jeder den ganzen Tag im Home-Office in Boxershorts vorm Rechner sitzen
solange der ÖPNV + das Fahdrad nicht einen Großteil der Bedürfnisse der großen Mehrheit erfüllt, wird es einen MIV geben müssen. Jeder Mensch hat seine persönliche Aufwand-Nutzen-Ratio. Wenn man mit Gewalt den Menschen die Ausführung ihres Jobs erschwert, werden sie ihn irgendwann aufgeben. ACHTUNG EXTREMBEISPIEL: Wenn ich jeden Tag mit dem Fahrrad bis ins St. Georg oder bis ins BMW Werk radeln soll, damit ich pünktlich 6:00 Uhr zur Frühschicht da bin, um dann 500 € mehr als mit Bürgergeld zu haben, dann lass ich das sein. Dann meld ich mich Arbeitslos und gönn mir die 500 € Mini- oder Midi-Job im Kaufland nebenan. Das reicht übers Jahr für den Fuerteventura-Urlaub. ACHTUNG POLEMIK: Dann freu ich mich, wie die Doktoranden dieses Landes den Laden am Laufen halten und mit ihren 10k € Steuern im Jahr Griechenland aus der Schuldenfalle helfen. Dann hab ich auch mehr Zeit darüber nachzudenken und verstehe endlich, wie alles funktionieren wird, wenn keine produzierende und exportierende Industrie mehr in Deutschland existiert (BASF als aktuelles Beispiel). Momentan bin ich einfach noch zu blöd und ungebildet dafür. Ich gelobe aber Lernwillen.
Anmerkung: und jetzt für den ein oder anderen zum Triggern ganz viel Angstmacherei und Schwurblerei. Dass der Staat dann seine Verantwortung übernimmt und alles regelt, dass er die benötigten Güter herstellt und BMW würde niemals den Standort schließen, auch wenn keine PKWs mehr in D abgesetzt werden. Lest euch mal gern etwas zu Gemeinkostenrechnung durch. Wenn sich zehntausende Menschen keinen 3er BMW mehr kaufen, dann wird BMW auch keinen 3er BMW mehr entwickeln, dann gibt es auch keine 3er BMWs mehr für die Polizei. Das gleiche gilt für alle anderen für den europäischen Markt konzipierte Baureihen und andere Hersteller genauso. Dann kann die Polizei sich Toyota Corollas importieren. Das Geld dafür erhalten wir aus dem Export von Braunkohle und Frackinggas.
Also: Nieder den Kraftfahrzeugen! Viva la Fahrradland.