Dieser Bau ist der reine Hohn für die Bemühung um eine subtile und dem Genius loci verpflichtete Bebauung des Friedrichswerdes. Glücklicherwiese ist das Gebiet vollständig bebaut bzw. planfestgestellt - sonst würde dieses Ungetüm noch zum Präzendezfall mutieren und weitere Bauherren sich bemüßigt fühlen, uns so etwas zu bescheren.
Dieser Bau sprengt den Rahmen des Viertels gleich in verschiedenen Dimensionen und ohne damit vielleicht ein besonderes architektonisches Statement zu formulieren - so arrogant selbst dieses auch wäre. Aber der Bau sagt nichts aus. Er ist. Das ist alles.
Die Materialästhetik des neuen Friedrichswerders wird konterkariert, die extrem glatten Façaden gehen in Opposition zur sonstigen Bebauung, die sich sehr durch die Ausbildung feiner Details auszeichnet.
Und schließlich wird auch die Proportione des Umfelds empfindlich gestört. Zwar ist der Neubau nicht höher, aber durch seine Kubatur erscheint er einfach viel wuchtiger als seine Nachbarn.
Selbst das Kaiserliche Telegraphenamt, daß durch seinen Rückgriff auf die italienische Hochrenaissance seinerzeit und auch heute sehr monumental erscheint, wird durch den Neubau in seiner Wirkung stark geschmälert.
Wenn derartiges schon gebaut werden muß, dann vielleicht in einem gesichtslosen Büroviertel, in dem man mit solchen brachialen Gesten punkten kann, um gegenüber seinem Nachbarn optisch aufzutrumpfen. Auf dem Friedrichswerder wäre mehr Subtilität angezeigt.