Ganz klar, der Fehler lag darin, genau das als "Wohnhochaus" herrichten zu wollen, was das schlechteste Image von allen Wohnungsbautypologien in Deutschland hat.
Das kommt ganz darauf an, wo das Gebäude steht und wie gut die Modernisierung durchgeführt wird. Gerade am Höchster Beispiel halte ich für verfehlt, dass auf Balkone verzichtet worden ist. Fehlende Balkone sind bei WHH der 60er und 70er-Jahre sehr ungewöhnlich, in der Regel haben müssen die gar nicht angebaut werden, weil sie von Anfang an vorhanden waren. Das Argument, in so hoher Lage könne man die Balkone wegen der Windproblematik nicht nutzen, überzeugt mich nicht. So häufig ist kein Sturm. Die WHH der Neckarpromenade in Mannheim z. B. haben 30 Etagen und jede Wohnung hat einen Balkon.
Ein sehr positives Beispiel, dass auch Hochhäuser im Plattenbaustil Zukunft haben, ist der Dortmunder Clarenberg, siehe http://www.ils-shop.nrw.de/down/reader_clarenberg.pdf.
Durch die Lichteinstrahlung kommt die farbliche Gestaltung der Häuser auf dem Titelblatt leider nicht gut zur Darstellung. Dummerweise hat man auch zu einer Zeit fotografiert, zu der die Bäume keine Blätter tragen. Insgesamt sieht die Anlage also noch besser aus als auf dem Titelfoto. Es handelt sich nach wie vor um Wohnungen, die im Eigentum der Ruhr-Lippe stehen und die dem sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stehen, die Kaltmiete beträgt ca. 4 Euro / qm. Vor der Modernisierung stand sehr viel leer, jetzt herrscht da praktisch Vollvermietung, obwohl Dortmund eher einen Wohnungsüberschuss hat. Die Investitionskosten betrugen ca. 30 Mio. Euro, zinsverbilligte Darlehen haben die niedrigen Mieten erhalten können, so dass die bisherige Bevölkerung dort nicht "wegmodernisiert" worden ist.
Meiner Meinung nach sollten die durch den Wegfall der Eigenheimförderung eingesparten Mittel genutzt werden, um die Modernisierung von Anlagen wie dieser zu fördern.
Bei Schaffung einer modernen Fassade und eines optisch ansprechenden Umfeldes glaube ich, dass auch in Frankfurt Mittelschichtangehörige bestehende Wohnhochhäuser vermehrt nutzen würden wie sie sich zum Beispiel zwischen Stadion und Niederrad in der Nähe der Bahnlinie befinden. Nicht jeder will unbedingt nach außen zeigen, dass er mehr Geld verdient als andere. Durchaus kann man auch in einem einfacheren Wohnhochhaus die eigene Wohnung innen ansprechend und aufwändig gestalten. Ob andere Mitbewohner unteren sozialen Schichten angehören, ist manchem egal, so lange die Stimmung im Haus okay ist. Aus eigener Wohnerfahrung in einem WHH der 70er kann ich sagen, dass die manche Wohnungen auch von Besserverdienenden bewohnt sind, allerdings eher von solchen ohne Kinder. Hier ist das Hautproblem wohl die Wagenburgmentalität der deutschen Kleinfamilie. Im eigenen Häuschen mit Garten kann man eben weit mehr soziale Kontrolle über die Kinder ausüben als im WHH. Hier könnten die Kinder ja möglicherweise im Aufzug oder in den Gängen schlechtem Einfluss durch andere ausgesetzt sein, ohne dass die Eltern sofort eingreifen könnten...
Zur Frankfurter Innenstadt:
Den Bau von Wohnhochhäusern im Bereich der Skyline würde ich auch begrüßen. Allerdings fehlt mir gerade in der Frankfurter Innenstadt ausreichender familiengerechter Wohnraum. Wohnhochhausprojekte, die nur auf Besserverdienende ausgerichtet sind, werden zur Folge haben, dass im Grunde nur die Überversorgung bestimmter Bevölkerungsschichten mit Wohnraum gefördert wird. Große Wohnngen in solchen Häusern werden eben oft nicht von Familien bewohnt, sondern von Alleinstehenden oder Paaren, die im Grunde so einen großen Wohnraum nicht benötigen. Diese Problematik gilt z. B. auch für das neue Wohnhochhaus in Düsseldorf am Medienhafen.
Die WHH der 70er hatten eigentlich den Zweck, eine soziale Durchmischung zu erreichen, angedacht war, dass Leute, die zu mehr Geld kommen, nicht unbedingt wegziehen, sondern da bleiben. Die Durchmischung sollte erreicht werden durch stark unterschiedlich große Wohnungen im selben Gebäude und durch einen für damalige Verhältnisse guten Wohnstandard. Die Entwicklung kam dann anders, u.a. weil die optische Gestaltung der Gebäude doch wichtiger ist als zu dieser Zeit angenommen, die gestiegenen Energiepreise und mehr Umweltbewusstsein die Plattenbaufassaden als ungünstig erscheinen lassen, aber auch, weil ab Beginn der 1980er-Jahre einseitig Wohnungseigentum gefördert wurde.
Ich würde mir ein Hochhauskonzept in der Frankfurter Innenstadt wünschen, das nochmals versucht, diese soziale Durchmischung zu erreichen, d.h. es werden im selben Gebäude günstige Wohnungen geschaffen, bei denen die Wohnkosten auch von der ARGE übernommen werden (gerade Menschen, die Schwierigkeiten haben, schon eine Bahnfahrkarte zu bezahlen, profitieren von einer Wohnlage in Innenstadtnähe - Bewunderung daher für den Mannheimer Mut in Sachen Gestaltung im Bereich des Neckars), aber auch hochwertigere Wohnungen. Es wird ein ansprechendes Umfeld geschaffen und an notwendige soziale Einrichtungen gedacht.
Zugebenermaßen: Angesichst der negativen Erfahrungen der Vergangenheit werden Investoren eher zurückhaltend sein und ohne eine Teilfinanzierung durch öffentliche Mittel würde da sowieso nichts laufen. Eine solche Finanzierung, z. B. auch unter Beteiligung der Wohnbau Frankfurt, entspricht aber nicht dem Zeitgeist. Haupthindernis bei der erfolgreichen Realisierung sehe ich in der schon erwähnten Wagenburgmentalität finanziell besser gestellter Familien. Es besteht da IMO ein Trend, die Kinder abzuschotten, und das ist einer solchen Anlage eben nicht möglich. Besserverdiende ohne Kinder haben meiner Meinung nach viel öfters nicht das Bedürfnis nach Abschottung.
Gruß,
Tino255