Beiträge von tino255

    Die Frage, wohin mit den Bewohnern besagter Hochhäuser ist zweitrangig.


    Wenn man ein Wohnhaus gern abreißen und durch ein anderes mit weniger Wohnungen ersetzen möchte, halte ich die Frage, wohin die Bewohner sollen, für die wichtigste Frage überhaupt. Im Übrigen wäre auch mietrechtlich der Abriss eines überwiegend bewohnten Gebäudes sehr schwer umzusetzen, weil ein berechtigtes Interesse an einer Vermieterkündigung dann nicht besteht.


    Die Erkenntnis ist inzwischen da, dass Wohnen im Hochhaus ein Auslaufmodell ist. Wer kann, zieht dort weg (bzw. wer nicht muss, zieht dort gar nicht erst ein).


    Das halte ich für zu pauschal. Weiter oben wurde eine Reihe von Luxushochhäusern besprochen, auf die das so ganz sicher nicht zutrifft.


    Auch die meisten "Standard-Wohnhochhäuser" stehen nicht leer. Die Sozialstruktur ist auch nicht immer so wie Außenstehende denken. So bewohnen zum Beispiel die so genannten Papageien-Hochhäuser in der Großwohnsiedlung Ratingen West bei Düsseldorf nach Angaben der LEG zu ca. 40% Mieter, die über 60 Jahre alt sind, mithin mit den Häusern alt geworden sind. - Dass viele Leute, die es sich nicht leisten können, trotzdem vom Einfamilienhaus träumen, will ich nicht abstreiten. Das Einfamilienhaus für alle ist aber ökonomisch und ökologisch unmöglich. Im Übrigen: Wenn ich mit Menschen aus einer Hochhaussiedlung spreche, wollen die meisten gar nicht weg. Gelobt wird die Aussicht und die vielen Kontaktmöglichkeiten auf engem Raum. Beim Durchfahren anderer Stadtteile bekomme ich oft zu hören, das sehe ja alles schön und gut aus, aber da sei zu wenig los, weil da zu wenige Menschen wohnen würden. - Das ganze ist natürlich subjektiv, letztlich werden die meisten ihr eigenes Viertel am schönsten finden, wenn es nicht absolut total mies ist.


    Ich für meinen Teil würde nicht nur nicht in so ein Hochhaus ziehen, sondern noch nicht mal in dessen unmittelbarer Nähe. Ich wohne ca. 2,5 km Luftlinie vom Frankfurter Berg entfernt, und habe allein dieser Entfernung wegen schon ein Problem.


    Ich kenne den Frankfurter Berg, bin direkt vor Ort allerdings nur 1x kurz gewesen und das ist ca. 10 Jahre her.


    Es wird dich keiner zwingen, in die Nähe oder in ein Hochhaus zu ziehen. Wie wäre es mit einem Umzug aufs Land - oder wäre dir dann die großstädtische Infrastruktur zu weit weg? ;)


    Zu dem Beitrag weiter unten:


    Wie schon geschrieben, Wohnhochhäuser in den Innenstädten hätte ich auch gern mehr. Oft sind Stadtkerne aber historisch gewachsen und ein Wohnhochhaus dort wäre ein recht starker Eingriff. Mannheim z. B. hat einen solchen Eingriff vorgenommen mit dem Collini-Center, das sozial nach meiner Kenntnis gut durchmischt ist und auch Bewohner gehobener Gesellschaftsschichten beheimatet. Schlechter sieht es auf der anderen Seite des Neckars mit den 3 Wohntürmen aus.


    Tino255

    In gut verwalteten WHH gibt es keine Satellitenschüsseln auf den Balkonen, weil es eine Gemeinschaftssatellitenanlage gibt und die Programme über hausinternes Kabelfernsehen in die Wohnungen übertragen werden. Mit einem herkömmlichen Fernseher hat man dann die 36 üblichen Kabelprogramme, mit einem DVB-C-Empfänger Satellitenweltempfang. Das ganze kostet bei entsprechend großen Anlagen für den einzelnen Bewohner deutlich weniger als die üblichen Gebühren für einen analogen Kabelanschluss. Wer als WEG / Wohnungsbaugesellschaft diese Investition nicht tätig, spart an der falschen Stelle, weil die zahlreichen Sat-Antennen nicht nur optisch stören, sondern auch die Anlage drohen zu stigmatisieren.


    Und was das Rauchen angeht, so ist auch das eine Nutzung des Balkones. Stell dir eine Familie vor, bei der einer raucht, die anderen nicht. Wenn der Raucher nun dauernd am offenen Fenster stehen muss, ist das für alle Beteiligten eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Zustand, dass er auf den Balkon geht und bei geschlossener Tür raucht.


    Ich rauche übrigens nicht, hänge aber trotzdem an meinem Balkon. Gerade bei kleinen Wohnungen ist er ein guter Außenlagerplatz, hier stehen zB stapelbare Stühle, die ich nur brauche, wenn ich Besuch habe, auch viele andere nutzen ihre Balkone auch zum Aufstellen von Schränken. Müssten diese Sachen in der Wohnung stehen, wäre auch dies eine Verschlechterung. Darüber hinaus setze ich mich bei gutem Wetter auch mal auf den Balkon und lese dort.


    Von denjenigen Leuten, die derartige Gebäude gern abgerissen hätten, würde ich übrigens immer noch gern umsetzbare und sozial vertretbare Lösungen hören, wo die Bewohner denn bitte hin sollen. Man stelle sich mal vor, die Bewohner von sagen wir ca. 500 Wohnungen in einer Hochhausanlage hätten alle ein Einfamilienhaus - dann gäbe es in dieser Stadt wohl viel weniger öffentliche Grünanlagen und Freizeitparks, denn irgendwo muss die dafür benötigte Fläche herkommen.



    Tino255

    Noch mal zu dem erwähnten Wohnhochhaus in Höchst, dass nach der Modernisierung weiterhin zu einem erheblichen Teil leer steht.


    Mehr Informationen zu dem Projekt gibt es hier:


    http://www.frankfurt.de/sixcms…738/PDB_H%C3%B6chst_I.pdf


    An den Fotos dort kann man sehen, dass vor Beginn der Modernisierungsmaßnahme sogar Balkone vorhanden waren, diese wurden im Rahmen der Modernisierung ersatzlos entfernt!! Ich muss sagen, dass ich so etwas noch nirgendwo erlebt habe. Man hat das Thema Solarfassade wohl zu wichtig genommen und dem die Balkone geopfert - das war meiner Meinung nach eine sehr schlechte Idee. Wenn ich mir vorstelle, man modernisiert mir hier meine Fassade und entfernt dabei den Balkon, wäre ich davon alles andere als begeistert, das wäre - bessere Wärmedämmung hin oder her - eine massive Verschlechterung der Wohnqualität.




    Tino255


    Ich weiß ja nicht was du an den Kisten in DO-Clarenberg so toll findest.


    Ich habe die Gebäude vor Ort besichtigt und empfinde diese nicht als hässliche Kisten, aber über Geschmack lässt sich streiten. Um vertretbare Mietpreise zu erzielen, ist eine sehr teure Fassadengestaltung hier nicht möglich. Die farbige Metallverkleidung, die sich von unten nach oben verändert und in der Sonne glänzt sowie die farblich unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Gebäude - die auch im Bereich der Müllanlagen fortgesetzt wird - , halte ich für optisch ansprechend, der in der Nähe gelegene alte Ortskern wirkt demgegenüber richtig trist. Im Übrigen sind die Aufzugstüren verglast und es gibt einen Concierge-Service.


    Ich finde die Gebäude vom Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut; wie gesagt, für 4 Euro kriegt man in Dortmund vieles andere - aber nicht unbedingt mit einer Fassade, die der Energie-Einsparverordnung entspricht.


    Sind doch genau die Art Wohnhochhaus die überhaupt erst für das negative Image solcher Gebäude verantwortlich sind und die sich dementsprechend in diesem Strang keiner wünscht, schon gar nicht für zentralere Bereiche von Frankfurt.


    Manches wird auch durch gezielte Negativberichterstattung in den Medien erst mies gemacht, siehe z. B. die peinliche Berichterstattung im ZDF über den Mümmelmannsberg in HH (google: Mümmelmannsberg ZDF). Was man auch sehen muss: Die allgemeinen Wohnverhältnisse waren zum Zeitpunkt des Baus dieser Häuser weit schlechter als heute. Häuser wie diese haben auch einfacheren Bevölkerungsschichten eine Wohnqualität ermöglicht wie nie zuvor (Balkon, Zentralheizung, fließendes warmes Wasser, üppige Grünanlagen, in Einzelfällen sogar Schwimmbad). Ich sehe auch schwer eine andere Möglichkeit, die Bewohner in geeigneter Weise mit vertretbarem Flächenverbrauch unterzubringen - wer Abriss fordert (hast du nicht), muss eine vertretbare Lösung für die Unterbringungsfrage benennen können.



    Zwar saniert, aber immer noch billigste 70er-Jahre-Platte...


    Das kann man so schon wegen der drastisch verbesserten Wärmedämmwerte nicht sagen.



    Aber zurück zum Thema Frankfurter Innenstadt:


    Eine Mischnutzung mit Büros unten und Wohnungen oben halte ich auch für gut, weil in reinen WHH das Problem ist, dass die unteren Wohnungen unattraktiv sind. Man könnte sogar noch weiter gehen und noch weitere Nutzungen einmischen wie Geschäfte und Freizeitbereiche nach den Konzept einer vertikalen Stadt. Die Idee existiert seit den 1920er-Jahren, wurde in D aber wohl nie so richtig umgesetzt. Es gibt Ansätze von WHH über Einkaufszentren wie das Columbus-Center in Bremerhaven oder auch die - allerdings nicht sonderlich hohen - Wohnetagen über dem Frankfurter Nordwestcenter.


    Eine Mischnutzung würde auch bewirken, dass Wohnungen in Höhenlagen entstehen, in denen dies in Deutschland unüblich ist. Es gab in den 1960ern mal Planungen für den Bau des Alsterzentrums in Hamburg unter Abriss von großen Teilen von St. Georg, hier waren Gebäude mit über 60 Etagen vorgesehen, die auch Wohnungen enthalten sollten. Dies wurde aber nicht realisiert. Welche besonderen Einrichtungen brauchen Wohnungen, die im Bereich einer 60. Etage liegen? Wie sieht es insbesondere mit Windproblematik aus? Können hier noch Balkone gebaut werden und ist ein Lüften über Fenster möglich oder bedarf es zwingend einer elektrischen Lüftungs- und Klimaanlage? Hier wird man auch an möglicherweise zu hohen Energieverbrauch denken müssen, wobei ein Teil der benötigten Energie allerdings auch über Solar- oder Windkraftanlagen im Bereich des Hauses gewonnen werden könnte.



    Tino255

    sicherlich ist dasm thema wohnhochhäuser ein schwieriges, aber man muss da meiner meinung nach wirklich sehr unterscheiden zwischen den bankenviertel-vorzeige-projekten (still to come) und den frankfurter berg wohnsilos...


    Von denen - nach meiner Erinnerung - zumindest eines modernisiert ist. Gestalterisch hat man sich dabei allerdings nicht so viel Mühe gegeben wie am Dortmunder Clarenberg, der übrigens bundesweit von Vertretern der Wohnungswirtschaft besichtigt wird.


    allein vom leerstand oder auch dem fehlen dessen auf die wohnqualität zu schliessen halte ich für recht gefährlich. denn wenn bei gleichem mietpreis 30 millionen investiert werden, ist doch klar, dass das ganzeviertel attraktiver wird und sich manche leute überlegen, doch dorthin zu ziehen. dabei davon auszugehen, dass dies ein zeichen ist, dass die menschen das nun mehr akzeptieren als in den siebzigern scheint mir dennoch fraglich, weil im grunde der leerstand halt auch immer sehr vom mietpreis abhängt. und 4 euro erscheint mir nicht grade hoch!


    Die Mieten sind schon gestiegen, die Kaltmiete lag vorher deutlich unter 4 Euro. Auch bei der früher im sozialen Wohnungsbau geltenden Kostenmiete führte Modernsierung zur Preissteigerung, weil eingesetztes Eigenkapital mit 4% zu verzinsen ist und im Übrigen neue Fremdkapitalkosten entstehen, wenn auch mit sehr niedrigen Zinssätzen.


    4 Euro ist in Dortmund kein seltener Kaltmietpreis - auch im frei finanzierten Bereich. Wie gesagt, Dortmund ist wohnungsmarktmäßig mit Frankfurt in keiner Weise vergleichbar.




    ich persönlich mag übrigens die blockrandbebauung in bockenheim, lebe da schon seit jahren sehr gerne, weil es sich einfach städtisch anfühlt! dass am frankfurter berg vielleicht mehr grün ist, ist mir da völlig egal, dort würde ich selber nicht wohnen wollen...


    Ich auch nicht, es wäre mir zu abgelegen. Entsprechende Häuser hätten daher mehr in zentralere Regionen gehört wie dies z. B. in Mannheim geschehen ist (Neckaruferpromenade / Herzogenriedpark als BUGA75-Projekt).


    Um Missverständnisse zu vermeiden: Natürlich will ich nicht WHH wie am Frankfurter Berg in der Innenstadt gebaut haben, diese Bauart von Hochhäusern ist so nicht mehr zeitgemäß. Wobei übrigens nach meiner Kenntnis auch heute höhere Gebäude oft in Plattenbauweise errichtet werden. Nur kommt dann noch die eigentliche Fassade drüber.


    ihre tochter einfliessen lassen will, ist auch so (und ich kann dem nicht unbedingt so viel schlechtes abgewinnen, dass man sich gedanken macht, wie und mit wem seine kinder aufwachsen. und ich spreche hier sicher nicht von abschottung etc, sondern einfach nur von der überlegung, wie man seinem kinde einen guten start in diese welt ermöglicht!)


    Es gehört nicht näher hierher, nur kurz so viel: Es gibt eine gewisse Mentalität in höheren Schichten, Kindern eine heile Welt vorzuspiegeln im Glauben, ihnen damit Gutes zu tun. Leben in einem WHH würde die Kinder mit den tatsächlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten konfrontieren (damit will ich natürlich nicht sagen, dass in einem WHH nur soziale Problemfälle leben, aber zum Teil natürlich - damit ist das Gebäude aber nur Spiegel der gesellschaftlichen Realität), damit tut man sich schwer.


    Und damit komme ich noch zu einem weiteren Punkt, der zu einer meines Erachtens zu Unrecht negativen Bewertung von WHH führt: Man stelle sich ein breites WHH mit mehreren Eingängen, ca. 20 Etagen und ca. 500 Wohnungen unterschiedlichster Größe vor. Im Gegensatz dazu stelle sich man sich eine Siedlung mit 500 EFH vor. Nach aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland über 4 Millionen Alkoholabhängige und das in allen gesellschaftlichen Schichten. Irgendwo in der EFH-Gegend wird auch einer wohnen. Ebenso wird es irgendwo in den 500 EFH auch mal wegen Fahrlässigkeit eines Bewohners brennen und ein Feuerwehreinsatz erforderlich werden. Auf das Ansehen der restlichen 499 Häuser wirkt sich das aber nicht aus. Begegnet einem dagegen ein Alkoholabhängiger im Aufzug im WHH und trinkt dieser immer mal wieder im Hauseingang, fällt dies negativ auf das Haus und die restlichen 499 Wohnungen zurück, es heißt dann: "Hier wohnen Alkoholiker!". Gleiches gilt hinsichtlich der Feuerwehr, es entsteht dann schnell der Gedanke, dass hier im Haus die Leute nicht mit Feuer umgehen können und es deswegen brennt.


    Tino255

    Also ich möchte tino255 in fast allen Punkten widersprechen, und nehme gleich mal sein Beispiel der umgestalteten Clarenberg-Wohnanlage in Dortmund als Aufhänger. Dieses Beispiel zeigt mir nämlich, dass man in solche Wohnanlagen noch so viel investieren, und das Umfeld noch so grün und "kinderfreundlich" gestalten kann wie man will: Der soziale Brennpunkt-Charakter bleibt, weshalb Leute, die nicht finanziell auf solche Wohnanlagen angewiesen sind, dort auch nicht hinziehen werden.


    Woher beziehst du die Information, dass es sich beim Clarenberg um einen sozialen Brennpunkt handelt? Mit dem Begriff "sozialer Brennpunkt" verbinde ich Mängel wie hohe Kriminalität und beschädigte Gemeinschaftsbereiche. Hierzu ist mir nichts bekannt.


    Wie gesagt, in Dortmund besteht ein Wohnungsüberschuss, die Bevölkerungszahl nimmt ab, es gibt im Bereich günstiger Wohnräume - anders als in Frankfurt - für Singles und kleine Familien ein ausreichendes Angebot. Wenn die Hochhäuser am Clarenberg keine hohe Leerstandsquote haben, deutet das daraufhin, dass die Wohnungen dort angenommen werden und die Menschen sich wohl fühlen. Wollten sie woanders wohnen, könnten sie das in Dortmund größtenteils auch.


    Selbst im weiter vom Zentrum entfernten Dortmund-Scharnhorst (Großwohnsiedlung der 60er und 70er, überwiegend Zeilenbebauung, einige Achtgeschosser, keine "richtigen" Hochhäuser) konnte die Dortmunder DOGEWO ihren Leerstand durch eine Großmodernisierung gegen Null bringen. Hier werden derzeit insgesamt ca. 65 Mio. Euro von verschiedenen Wohnungsgesellschaften investiert. Wohngebiete dieser Art haben Vorteile, die die Menschen auch mögen wie zum Beispiel - in den höheren Häusern - Aufzüge, aber auch die ausgedehnten Grünanlagen ganz ohne Gartenzäune, die im Sommer zum Spielen einladen und der geringe Verkehrslärm.


    In vielen vergleichbaren Wohngebieten ist die Innenansicht übrigens weit besser als die Außenansicht. Während entsprechende Anlagen von Auswärtigen als schlechtes Beispiel dargestellt werden, Presse häufig einseitig berichtet (krasses Beispiel bezüglich sogar eines Schulbuches: http://www.wdr.de/themen/kultu…h_chorweiler/index.jhtml), fühlen sich die Bewohner oft gar nicht mal so unwohl - weswegen, wie schon erwähnt, trotz ausreichenden Angebots wie in Dortmund die Anlagen eben nicht leer stehen.


    Die gewünschte soziale Durchmischung in Großstädten findet nach wie vor nur in historisch gewachsenen Stadtteilen statt.


    Man sieht den Leuten ihr Einkommen nicht unbedingt an. Ich bin erstaunt, welch wohlhabende Leute im eigenen WHH zum Teil wohnen.


    Die "historisch gewachsenen Stadtteile" erfreuen sich heute in der Tat zumindest im Westen wachsender Beliebtheit, weil es einen Trend hin zu konservativeren Wohnformen gibt. Rational nachvollziehen kann ich das nicht unbedingt, weil es sich hierbei häufig um enge Blockrandbebauung entlängs der Straßen handelt. Hier erscheinen mir viele begrünte Nachkriegswohnanlagen einen höheren Wohnwert zu bieten.




    Tino255

    Ganz klar, der Fehler lag darin, genau das als "Wohnhochaus" herrichten zu wollen, was das schlechteste Image von allen Wohnungsbautypologien in Deutschland hat.



    Das kommt ganz darauf an, wo das Gebäude steht und wie gut die Modernisierung durchgeführt wird. Gerade am Höchster Beispiel halte ich für verfehlt, dass auf Balkone verzichtet worden ist. Fehlende Balkone sind bei WHH der 60er und 70er-Jahre sehr ungewöhnlich, in der Regel haben müssen die gar nicht angebaut werden, weil sie von Anfang an vorhanden waren. Das Argument, in so hoher Lage könne man die Balkone wegen der Windproblematik nicht nutzen, überzeugt mich nicht. So häufig ist kein Sturm. Die WHH der Neckarpromenade in Mannheim z. B. haben 30 Etagen und jede Wohnung hat einen Balkon.


    Ein sehr positives Beispiel, dass auch Hochhäuser im Plattenbaustil Zukunft haben, ist der Dortmunder Clarenberg, siehe http://www.ils-shop.nrw.de/down/reader_clarenberg.pdf.


    Durch die Lichteinstrahlung kommt die farbliche Gestaltung der Häuser auf dem Titelblatt leider nicht gut zur Darstellung. Dummerweise hat man auch zu einer Zeit fotografiert, zu der die Bäume keine Blätter tragen. Insgesamt sieht die Anlage also noch besser aus als auf dem Titelfoto. Es handelt sich nach wie vor um Wohnungen, die im Eigentum der Ruhr-Lippe stehen und die dem sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stehen, die Kaltmiete beträgt ca. 4 Euro / qm. Vor der Modernisierung stand sehr viel leer, jetzt herrscht da praktisch Vollvermietung, obwohl Dortmund eher einen Wohnungsüberschuss hat. Die Investitionskosten betrugen ca. 30 Mio. Euro, zinsverbilligte Darlehen haben die niedrigen Mieten erhalten können, so dass die bisherige Bevölkerung dort nicht "wegmodernisiert" worden ist.


    Meiner Meinung nach sollten die durch den Wegfall der Eigenheimförderung eingesparten Mittel genutzt werden, um die Modernisierung von Anlagen wie dieser zu fördern.


    Bei Schaffung einer modernen Fassade und eines optisch ansprechenden Umfeldes glaube ich, dass auch in Frankfurt Mittelschichtangehörige bestehende Wohnhochhäuser vermehrt nutzen würden wie sie sich zum Beispiel zwischen Stadion und Niederrad in der Nähe der Bahnlinie befinden. Nicht jeder will unbedingt nach außen zeigen, dass er mehr Geld verdient als andere. Durchaus kann man auch in einem einfacheren Wohnhochhaus die eigene Wohnung innen ansprechend und aufwändig gestalten. Ob andere Mitbewohner unteren sozialen Schichten angehören, ist manchem egal, so lange die Stimmung im Haus okay ist. Aus eigener Wohnerfahrung in einem WHH der 70er kann ich sagen, dass die manche Wohnungen auch von Besserverdienenden bewohnt sind, allerdings eher von solchen ohne Kinder. Hier ist das Hautproblem wohl die Wagenburgmentalität der deutschen Kleinfamilie. Im eigenen Häuschen mit Garten kann man eben weit mehr soziale Kontrolle über die Kinder ausüben als im WHH. Hier könnten die Kinder ja möglicherweise im Aufzug oder in den Gängen schlechtem Einfluss durch andere ausgesetzt sein, ohne dass die Eltern sofort eingreifen könnten...


    Zur Frankfurter Innenstadt:


    Den Bau von Wohnhochhäusern im Bereich der Skyline würde ich auch begrüßen. Allerdings fehlt mir gerade in der Frankfurter Innenstadt ausreichender familiengerechter Wohnraum. Wohnhochhausprojekte, die nur auf Besserverdienende ausgerichtet sind, werden zur Folge haben, dass im Grunde nur die Überversorgung bestimmter Bevölkerungsschichten mit Wohnraum gefördert wird. Große Wohnngen in solchen Häusern werden eben oft nicht von Familien bewohnt, sondern von Alleinstehenden oder Paaren, die im Grunde so einen großen Wohnraum nicht benötigen. Diese Problematik gilt z. B. auch für das neue Wohnhochhaus in Düsseldorf am Medienhafen.


    Die WHH der 70er hatten eigentlich den Zweck, eine soziale Durchmischung zu erreichen, angedacht war, dass Leute, die zu mehr Geld kommen, nicht unbedingt wegziehen, sondern da bleiben. Die Durchmischung sollte erreicht werden durch stark unterschiedlich große Wohnungen im selben Gebäude und durch einen für damalige Verhältnisse guten Wohnstandard. Die Entwicklung kam dann anders, u.a. weil die optische Gestaltung der Gebäude doch wichtiger ist als zu dieser Zeit angenommen, die gestiegenen Energiepreise und mehr Umweltbewusstsein die Plattenbaufassaden als ungünstig erscheinen lassen, aber auch, weil ab Beginn der 1980er-Jahre einseitig Wohnungseigentum gefördert wurde.


    Ich würde mir ein Hochhauskonzept in der Frankfurter Innenstadt wünschen, das nochmals versucht, diese soziale Durchmischung zu erreichen, d.h. es werden im selben Gebäude günstige Wohnungen geschaffen, bei denen die Wohnkosten auch von der ARGE übernommen werden (gerade Menschen, die Schwierigkeiten haben, schon eine Bahnfahrkarte zu bezahlen, profitieren von einer Wohnlage in Innenstadtnähe - Bewunderung daher für den Mannheimer Mut in Sachen Gestaltung im Bereich des Neckars), aber auch hochwertigere Wohnungen. Es wird ein ansprechendes Umfeld geschaffen und an notwendige soziale Einrichtungen gedacht.


    Zugebenermaßen: Angesichst der negativen Erfahrungen der Vergangenheit werden Investoren eher zurückhaltend sein und ohne eine Teilfinanzierung durch öffentliche Mittel würde da sowieso nichts laufen. Eine solche Finanzierung, z. B. auch unter Beteiligung der Wohnbau Frankfurt, entspricht aber nicht dem Zeitgeist. Haupthindernis bei der erfolgreichen Realisierung sehe ich in der schon erwähnten Wagenburgmentalität finanziell besser gestellter Familien. Es besteht da IMO ein Trend, die Kinder abzuschotten, und das ist einer solchen Anlage eben nicht möglich. Besserverdiende ohne Kinder haben meiner Meinung nach viel öfters nicht das Bedürfnis nach Abschottung.




    Gruß,


    Tino255