Ich war gestern auch da. Das was vorgetragen wurde war zwar stellenweise nicht immer neu, der Rest dafür aber sehr interessant. Gestern ist mir auch erst so richtig klar geworden, wie sehr das Ganze in sich verheddert ist. Das Hoquel die ganze Zeit geschwiegen hat, könnte durchaus damit zu tun haben. Vielleicht war er ja sauer auf die Stadt, das wäre ja bei einem solchen Investor ein sehr gutes Zeichen.
Problem ist meiner Meinung nach, das die Bebauung des Areals dem Stadtrat sehr wichtig ist und das nicht zu unrecht, denn schließlich soll der Bau als Initial dienen, um die gesamte nördl. Innenstadt baulich wachzuküssen. Das hat zur Nedden explizit auch so geäußert und er liegt damit meiner Meinung nach auch wahnsinnig richtig (sieht man ja schon jetzt an Kretschmanns Hof. Wenn man sich die Innenstadt ansieht, gibt es mal abgesehen vom Burgplatz und dem unvollendeten Bau im Magazingäschen südlich der Grimmaischen so gut wie keine Sanierungs oder Baunotwendigkeiten mehr. Im Norden ganz anders. Dort liegen aber auch nur 10-15% der relevanten Einkaufsflächen. - Das der Bau der Stadt aus diesem Grund sehr wichtig ist weiß natürlich auch die Mfi. Die Stadt weiß natürlich aber, dass es der Mfi sehr wichtig ist in der Innenstadt Fuß fassen zu können. Man sitzt also im selben Boot und versucht nun mit völlig unterschiedlichen Vorstellungen ins Stadtbild zu finden und beide Seiten müssen dabei einige Kröten schlucken. Die Stadt die Hochgaragen und die zu große Verkaufsfläche, die Mfi den hohen Anteil der Kleingewerbetreibenden, die zu kleine Verkaufsfläche und einen Bebauungsplan der wirklich sehr gut ist, weil er tatsächlich ein Gebäude definiert, was zur Stadt gehören könnte, weil es zumindest zum Brühl hin sehr offen ist und im Grunde alle Möglichkeiten zur Gestaltung bietet. So man dazu gewillt ist. Natürlich kostet das Geld. Als ich gestern die drei gelackten Mfi Yuppies gesehen habe wurde mir allerdings erst so richtig klar, dass das Stadtbild in deren Planungen nicht die geringste Rolle spielt. Furchtbare Assis, wären die bloß Handyvertragsverkäufer geworden. Aber im Grunde war das ja schon vorher klar. Wer ernsthaft fordert das ein Teil des Promenadenrings geopfert werden soll, nur damit die Kunden von zwei Seiten bis ins Haus rollen können, zeigt deutlich, dass der Standort für den Investor einzig aus Infrastrukturgründen Bedeutung besitzt. Leider setzt sich das in der Gestaltung des Baukörpers fort. Grüntuch selbst war mir vom Typ her doch eher sympathisch. Er war auch ganz schön aufgeregt, zu Beginn waren seine Ähs so dicht gesetzt das kaum zwei Silben dazwischen passten. Ich würde einfach mal vermuten, dass er selbst weiß, dass hier viel mehr herrauszuholen wäre, (freilich nur ne Vermutung) aber er ist ja eben auch nur ein Angestellter der Mfi und die will nun mal eine Shopping Mail bauen. Dass diese auch als soche zu erkennen sein soll sieht man an den Entwürfen ganz deutlich, vielleicht hat man ja Angst, dass die potentiellen Kunden an zu kleinteilig gestalteten Fassaden vorbeiirren könnten. Im Bebauungsplan steht nun aber, dass sich von den 20 Baukörpern 12 erkennbar unterscheiden sollen, tatsächlich gibts aber nur drei "Typen". Ich als letzter Diskutant, an dieser Stelle Grüße an DJ Tinitus, wollte eigentlich wissen, warum sich Bauvorschrift und Bauvorhaben an dieser Stelle so gravierend unterscheiden, hab gleichzeitig auch versucht zu erklären, dass das Gebäude, weder über moderne noch über historische Aspekte verfügt, im Grunde auch über keinerlei nennenswerte Gestaltung. War natürlich auch ziemlich aufgeregt, weil ich eigentlich auch gar nicht vorhatte etwas zu sagen. Aber mir war es dann an negativen Rückmeldungen einfach mal zu wenig vom übrigen Publikum. Ne richtige Antwort hab ich letztlich allerdings nicht erhalten, mag durchaus an der schon vorgerückten Stunde gelegen haben.
Ich weiß nun nicht so richtig, wie man mit diesem Projekt als Bürger weiter verfahren soll, bin mir aber sicher, dass ich mich die nächsten 40 Jahre jedes Mal wenn ich an dem Gebäude vorbeifahre, darüber ärgern werde. Andererseits ist der Bau wirklich wichtig in seiner Funtion als Schrittmacher. Seit gestern glaube ich aber, man sollte nicht jedem Inverstor die Möglichkeit geben sich zu verewigen (auch wenns in diesem Fall nurn paar Jahrzehnte sind). Und dieser Invesor besticht gerade zu durch Mangel an Kompetenz und Qualität. Außerdem gab es ja noch vier andere Bewerber, wenn ich mich nicht täusche, vielleicht ist ja von denen einer näher an der Stadt dran.
Die Mfi wollte in Würzburg übrigens ebenfalls Arcaden errichten (ich glaub die Bahnhofsarcaden sollte das Projekt heißen). Ist zweimal durch ein Bürgerbegehren verhindert worden. Wäre vielleicht ne Möglichkeit, kenne mich mit sowas allerdings nicht aus. Da es aber auch einen Vertrag mit der Stadt gibt, der ganz offensichtlich von Seiten der Mfi her sabotiert wird, gäbe es ja vielleicht auch rechtliche Möglichkeiten, kenne mich da leider auch nicht aus. Definitiv könnte man beim Stadtrat Druck ausüben, der schließt ja schließlich die Verträge im Auftrag der Bürger und ist auch für deren Einhaltung verantwortlich. Als Bürger selbst wird man die Mfi wohl nicht anzeigen, wäre in Form einer recht umfangreichen Sammelklage aber zu schön.