Beiträge von Stahlbauer

    Halle an der Saale



    Sich Halle/Saale emotional zu nähern ist nicht ganz einfach. Die Stadt - die größte in Sachsen-Anhalt- hat eine mehr als 1200-jährige Geschichte und jede Menge historische Gebäude, eine Universität und die größte Kunsthochschule in Ostdeutschland (außerhalb Berlins). Aber kaum Touristen. Laut einer im Frühjahr 2008 veröffentlichten Statistik hatte Wernigerode mehr Übernachtungen als Halle.



    Vielleicht hat das etwas mit dem gewöhnungsbedürftigen Humor der Hallenser zu tun.









    Den Imbiss habe ich auf dem Markt in Halle gesehen. Der Spruch heißt vollständig "Halloren, Hallenser und Halunken" oder "Hallunken"- gemeint sind damit die Zugezogenen.







    Halle ist die einzige Stadt die ich kenne, in der ein Einkaufszentrum "Rolltreppe" genannt wird.








    Im Zeitalter der Einkaufs- oder besser Shoppingparcs, -malls, arcaden, -promenaden usw. eigentlich kein Wunder. "Rolltreppe" ist aber ein Relikt aus Ostzeiten.









    Wer nach dem z.B. Baedeker geht und die dort beschriebenen Sehenswürdigkeiten aufsucht, muss sich darauf gefasst machen vor verschlossenen Türen zu stehen. Der Dom hat werktags nur stundenweise geöffnet. Sonntags ist er geschlossen.








    Der Dom zu Halle



















    Die Stadt wird von der Saale und ihren Nebenarmen geprägt. Nachdem das Wasser wieder relativ sauber ist, kann man sich dort gut erholen.







    In der Neuen Residenz befindet sich u.a. das Geiseltalmuseum. An Wochentagen stundenweise geöffnet.




















    Burg Giebichenstein - Sitz der Hochschule für Kunst und Design Halle (Saale)












    Das Gebäude des hallischen Kunstvereins "Talstraße"

















    Daneben wurde ein modernes Stadthaus errichtet.













    Halle wurde im letzten Krieg kaum zerstört. In den Jahren danach aber um so mehr. Die Zerstörung der alten Stadtstruktur geht auch heute weiter. Richtigen Widerstand dagegen spürt man nicht.



    Zunächst aber Fotos der Schauseite von Halle.






    Der Markt mit dem Roten Turm und der Marktkirche St.Marien














    Das Stadthaus - errichtet im Neorenaissancestil- und das Händeldenkmal








    Das Rathaus von Halle (1928-1930) -rechts neben dem Galeria-Kaufhof-Neubau aus den 1990ern.








    Galeria-Kaufhof-Neubau aus den 1990ern.











    Leider beginnt dahinter gleich das Drama der Stadtperforation.





















    Von Ost- und Westarchitekten sauber eingepasste Gebäude.

















    Die Leipziger Straße ist Halles Flaniermeile. Vom Markt bis zum Hansering finden sich schön restaurierte Gebäude.






















    Die Neubauten sind besonders im Inneren meist wenig gelungen













    Das Ritterhaus














    In die Seitenstraßen sollte man aber nicht gehen. Rückfront des Ritterhauses.












    Oder doch?














    Zwischen Hansering und Riebeckplatz ist die Leipziger Straße eher etwas für den schmalen Geldbeutel.





    Leipziger Turm












    Gebäude am Hansering




























    Im Charlottencenter kann man noch jede Menge Ladenfläche mieten.
















    Zwischen Riebeckplatz und dem Hansering scheint sich Halle in Auflösung zu befinden. Ganze Karrees fehlen schon. Viel Arbeit für zukünftige Rekonstruktionisten. Es scheint eine unlösbare Aufgabe zu sein, den Bestand zu erhalten.






































    Eingangsgebäude des Stadtgottesackers - ein in Europa einmaliger Renaissancefriedhof.















    Aber es gibt Inseln der Hoffnung. Wie hier am Hansering.

























    Im Bereich der Moritzburg hat der Osten versucht die Stadt durch Abriß und den Bau von Plattenbauten zu retten. Den zerfallenden Beton kann man auf den Fotos leider nicht sehen.





















    Aber auch hier ist noch nicht alles zu spät.



    In der Moritzburg wird die Staatliche Galerie erweitert. Der Neubau entsteht in der Ruine der Moritzburg.

































    In Paulusviertel befindet sich das Landesmuseum für Frühgeschichte. Das 1911/1912 errichtete Museum wurde kürzlich umfassend rekonstruiert und zeigt die Himmelsscheibe von Nebra.






    Für die Verwaltung, als Depot etc. wurde daneben ein moderner Neubau errichtet.








    Am Fundort der Himmelsscheibe - in der Nähe von Wangen- wurden ein Museum und ein Aussichtsturm gebaut.















    Alles eigene Fotos.


    So richtig vergleichbar - vom Bauumfang her- sind die Vorhaben ja nicht gerade.


    Eine kleine , aber wie ich denke sehr vielversprechende, Baustelle habt Ihr vergessen: Das Kleine Joachimsthal.


    Es sieht auf der Baustelle zwar irgendwie tot aus, aber das Dach hat zwischenzeitlich neue Gauben erhalten.


    Hier eine alte, sicher nicht mehr aktuelle, Studie:



    Studie Weis und Volkmann

    DrZott  ungestalt


    Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Beteiligten sich doch noch zusammenraufen.
    Das sollte aber ein Geben und Nehmen sein.


    LEgende


    Gerade in Bitterfeld kann man sehen wie schnell sich hier etwas entwickeln kann. Allerdings fürchte ich,dass, auch auf Dauer, die Außenenwirkung der Marke "Bitterfeld" - zumindest auf touristischem Gebiet" -eher bescheiden bleiben wird. Schaun wir mal.

    Begonnen werden soll mit Merseburg.



    Hier finden sich jede Menge historische Bauwerke. Allerdings werden die von den umliegenden Chemiearealen "verdeckt".








    Der Chemiestandort Schkopau


















    Chemiestandort Leuna




















    Dom und Schloß wurden um 930 von König Heinrich I. ausgebaut und eine Pfalz errichtet.
























    Schloßgarten mit Schloßgartensalon













    Aus Mitteldeutschland stammen einige der ältesten schriftlichen Zeugnisse aus dem deutschen Sprachraum. Das Gero-Kreuz aus dem Kölner Dom wurde z.B. in der Chronik Thietmar von Merseburgs (975- 1018) beschrieben.











    Die Neumarktkirche St. Thomae wurde vor 1188 errichtet. Die Kirche war zu Ostzeiten fast zur Ruine geworden. Nach 1991 wurde sie saniert.


















    Merseburg gehörte zur preußischen Provinz Sachsen. Auch aus dieser Zeit finden sich eine Reihe Zeugnisse in Merseburg.












    Denkmal zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig 1813














    Preußisches Ständehaus

























    Ironie der Geschichte. Der Maler Willi Sitte - von 1974 bis 1988 Präsident des Verbandes der Bildenden Künstler (VBK-DDR) und seit 1976 Abgeordneter der Volkskammer der DDR- konnte das Gebäude der Domkurie für seine Stiftung nutzen. Seine Werke mag ich nicht. Das historische Gebäude wurde aber zu einem sehenswerten Galeriegebäude umgebaut.








    willi-sitte-galerie-merseburg




    Alles eigene Fotos.

    Städte in Mitteldeutschland

    In diesem Thema sollen Städte in Mitteldeutschland vorgestellt werden, die zu klein sind oder zu wenig beachtet werden .


    Der Begriff Mitteldeutschland ist nicht genau definiert und wird verschieden benutzt. Keinesfalls soll hier zum Ausdruck kommen, dass jenseits von Oder und Neiße heute noch Gebiete liegen, auf die Deutschland Anspruch erheben kann.


    Gedacht ist an Städte die westlich der Elbe in Ostdeutschland liegen. Städte in dem Landstrich den der Kölner DUMONT-Verlag als "Kernraum der Staatsgründung in Deutschland" bezeichnet.


    Mitteldeutschland hat bekanntermaßen jede Menge Probleme. Eines ist der Verfall historischer Bausubstanz. Ein schwieriges Thema. Ohne einen erfolgreichen Strukturwandel ist das wohl nicht zu lösen.


    Hab mir das nochmal durchgelesen. Wikipedia kann einen manchmal ganz verrückt machen!




    #13
    Ich wage mal die These, dass, wenn sich Mitteldeutschland gut entwickelt, auch die Städte und Regionen im Zonenrandgebiet davon profitieren. Ober eben mit leiden. Daher werde ich hier jetzt auch Städte vorstellen die in etwa zwei Stunden vom Schkeuditzer Kreuz erreichbar sind. Also den Harz und Franken.

    ^
    @ungestallt


    Der Beitrag bezieht sich auf das posting von DrZott (#126).


    Allgemein gesagt halte ich ein Zusammengehen und ein gemeinsames Marketing der Region Halle/Leipzig für wünschenswert. Gerade Wolfen-Bitterfeld bezieht Leipzig in Imagekampagnen immer mit ein (siehe obiges Beispiel).


    Mehr findest Du im thread "Leipziger Kaffeeklatsch".


    Im Moment ist die Goitzsche doch der einzige ernst zu nehmende See in der Region Halle/Leipzig. Der Motorsegler auf der Goitzsche heißt übrigens "Reudnitz" (Stadtteil von Leipzig).

    Auf der Halbinsel Pouch bei Bitterfeld fand das splash!Festival statt. Wie die Plakate verkündeten, liegt Puoch bei Leipzig. Auch die Veranstalter verkünden das Klick.





    Die Halbinsel Pouch liegt im neuen Goitzschesee.









    Hier finden sich einige kleinere interessante Bauwerke.




    Zum Beispiel diese ehemalige Fabrikantenvilla im Neorenaissancestil.
    Das Gebäude stand früher direkt an der Tagebaukante und sah auch dementsprechend aus. Heute befindet sich darin ein Restaurant und ein kleines Hotel.
















    Hier befand sich früher eine Papierfabrik:










    Das Gebäude vom See aus gesehen :
















    Der Hafen von Bitterfeld:
















    Am gegenüber liegendem Ufer wurde eine kleine Ferienhaussiedlung mit Häusern im skandinavischen Stil errichtet.



















    Das Areal befindet sich noch in der Entwicklung. Hier einige Fotos aus dem Jahr 2003. Erst danach konnte die touristische Erschließung beginnen.







    Das Neorenaissancen-Gebäude. Der Hafen fehlt noch.














    Das Areal vom Pegelturm aus gesehen. Den Turm kann man heute nicht ohne weiteres besteigen - der Schwimmsteg wurde ein Opfer des Orkans Kyrill.














    Blick vom Pegelturm über die Goitzsche in Richtung Friedersdorf:













    Der schwimmende Pegelturm mit dem Schwimmsteg vor dessen Zerstörung:














    Ohne die Flut von 2002 wäre die Goitzsche und der unmittelbar anrenzende Seelhauser See heute noch nicht soweit entwickelt. Innerhalb von Stunden hat der Fluss Mulde über mindestens zwei Durchbrüche die beiden Seen mehr als gefüllt.
























    Die Natur hat sich recht schnell erholt. Im Hintergrund der Rote Turm von Pouch:








    Alles eigene Fotos.

    Die Dresdener "Würfelarchitektur" finde ich hat auch ihre Vorteile ...


    Cowboy meint wohl nicht die Wohnbauten in Dresden, sondern eher die neuen Einkaufspaläste. Die sind überwiegend quaderförmig gestaltet. Den Neubau für das "Wiener Loch" kann Cowboy aber auch nicht meinen. Die Entwürfe die ich kenne sind nicht quader- oder würfelförmig , eher rund und geschwungen.


    Bei den vielen geplanten Shopping-Arcaden wird Dresden die neue Einkaufsstadt in Sachsen!

    Gespannt bin ich auch auf die Diskussionen zur Kunst im Paulinum. Einen Vorgeschmack bekommen wir ja schon bei der Diskussion um das Marx-Relief.
    Das ist wahrlich nicht schön; aber vielleicht sehen das spätere Generationen anders? Und wie erklären wir den unseren Kindern warum Menschen gegen den Kommunismus gekämpft und ihn beseitigt haben wenn nichts mehr da ist?
    Die Linken können doch schon wieder in schönen Erinnerungen schwelgen.

    Wenn man auch vorsichtig sein muß und ich erst über den van-Eggerath-Bau urteilen will wenn er fertig ist, bin ich doch der Meinung, dass dieser Bau - viel besser als eine Rekonstruktion - die ganze Geschichte der Universität widerspiegeln wird. Der Bau wird noch lange an die Kulturbarbarei der DDR erinnern und für Diskussionen sorgen. Vielleicht regt das "Paulinum" auch heutige und künftige Entscheider an nachzudenken, bevor wertvolle Originalgebäude beseitigt werden. Rekos sagen doch nur: wir können heute bedenkenlos wertvolle Gebäude abreißen - wenn wir uns geirrt haben sollten, bauen wir es nach den Originalplänen eben wieder auf.


    NewUrban


    Schön das Du eine feste Meinung hast. Erinnert mich aber fatal an die Denkweise der Herrschenden in der DDR. Vielleicht hätten die christlichen Kirchen im Osten heute bessere Chancen, wenn das SED-Gefassel nicht auch eine Art Glaube war.

    @ Cowboy


    Schöne Fotos der sich entwickelnden Flusslandschaft in Leipzig. Meine gestern gefertigten Fotos vom ehemaligen Unihochhaus brauch ich jetzt nicht mehr bearbeiten - Du warst schneller ;).


    Mit der B2 hast Du recht. Ist aber eigentlich egal warum und wann die Straßen im Südraum Leipzig gebaut wurden. Wenn man heute die B2 oder die A38 entlang fährt und ins Grüne oder auf die Seen schaut, kann man nicht mehr erkennen, dass dies eine Landschaft ist, in die vor 19 Jahren ein westdeutscher Politiker noch nicht mal seinen Hund jagen wollte.


    Caspar Borner


    Die Flüsse und Kanäle sollen überwiegend für Kanus, Ruderboote sowie für das Leipzig-Boot befahrbar gemacht werden (siehe z.B. den. o.g. Artikel aus der Lausitzer Rundschau).

    Ein wie auch immer vollzogener Aufbau der Paulinerkirche, wäre halt nur eine Rekonstruktion (nicht wie im Falle der Dresdener Frauenkirche ein wirklicher Wiederaufbau), solche Rekonstruktionen können den Geist eines Gebäudes nicht wiederbringen. So sehe ich das auch beim Berliner Schloss, beim Braunschweiger Schloss etc. Ein Beispiel: Meine Mutter erzählte mir immer, dass es in der Universitätskirche "alt" roch – wahrscheinlich meinte sie, diese ganz besondere "Seele" die in historischen Gemäuern zu spüren ist. Ein Neubau kann diese "Seele" eines Gebäudes nicht wieder bringen. ...


    Ich würde mir wünschen, dass am Neubau, an prominenter Stelle, daran erinnert wird, welche Kulturbarbarei einst stattfand. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, dass gerade die Universtätskirche und ihr Schicksal als Lehrbeispiel für falsches Dogma in der Architektenausbildung Eingang findet.



    Kann dem nur beipflichten.




    @ Baukasten:
    Auch wenn ich die Rekonstruktionsbefürworter angesichts vieler Bauten der letzten Jahrzehnte verstehen kann, bin ich doch für modernes Bauen in unseren Städten unter Wahrung der Altbausubstanz.
    Selbst die Bauten am Dresdner Neumarkt sind hinter der Fassade Bauten des 21. Jahrhunderts. Dort habe ich den Eindruck, dass beim diskutieren um die Fassadengestaltung die Gestaltung im Inneren vergessen worden ist.




    Das mit der Seele eines Gebäudes finde ich eine klasse Idee. Auch in einer mit den Originalsteinen wieder aufgebauten Paulinerkirche, wären die Grüfte leer. Alle Lebensspuren am Gebäude würden fehlen.


    Hier mal ein Beispiel aus meiner gegenwärtigen Lieblingsstadt Weimar:





    Diese Skizze der Anna-Amalia-Bibliothek zeigt die einzelnen Teile des heutigen Gebäudes (Autor Dr. Mangei)







    Wie man sieht, wurde das heutige Gebäude unter Verwendung verschiedener bestehender Gebäude "komponiert" und ergänzt. Es entstand ein völlig neues Gebäude.






    Das Gebäude wurde auch nach dem Tod Anna Amalias umgebaut und ergänzt.
    Manche Rekonstruktivisten bevorzugen eine bestimmte Bauepoche. Soll nun die Anna-Amalia-Bibliothek von "fremden" Bauteilen befreit - rekonstruiert- werden? Wenn ja von welchen?


    Der Rokokosaal ist wirklich schön. Entspricht er aber unseren heutigen Nutzungsanforderungen an eine Bibliothek? Wohl eher nicht. Deshalb wurde auch ein umfangreicher Neubau errichtet.





    Neuer Lesesaal im Studienzentrum der Anna-Amalia-Bibliothek







    Bei wirklich schönen Gebäuden ist es dem Architekten gelungen, das schöne Äußere mit einem schönen und nutzbaren Inneren zu verbinden.



    Wenn man am Altbau der Anna-Amalia-Bibliothek unter die Fassade geht, findet man Geschichte; alte Bauspuren, verdeckte, überbaute Kacheln, alte Schächte usw. Was bleibt von einem Rekobau wenn die Fassade zurückgebaut wird?



    Eigene Fotos

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    dj tinitus


    Finde Deinen Vorschlag interessant.


    Hier zunächst meine persönliche Zusammenfassung der Geschichte der Leipziger Unikirche/Paulinerkirche. Damit will ich nur eine Basis zur Diskussion schaffen. Ich behaupte nicht, die "richtige" Geschichte darzulegen, vielmehr will ich zeigen wie vielfältig die Ursachen für die heutigen Auseinandersetzungen sind. Und gleich vorweggenommen: Meine Sympathie liegt eher auf Seiten der Uni.


    Die Paulinerkirche wurde nach 1231 erstmals errichtet. Das gotische Gebäude ,das wir kennen, allerdings erst im 15. und 16. Jahrhundert.
    Nach der Säkularisierung des Dominikanerklosters hat der damalige Landesherr Moritz von Sachsen die Paulinerkirche der Universität Leipzig übereignet. Seit 1545 war die Paulinerkirche Universitätskirche. Eigentümer des Gebäudes war die Universität Leipzig. Und die Universität Leipzig war damals die einzige Landesuniversität in Sachsen. Die Technische Universität Dresden wurde 1961 gegründet und nach 1990 vom Freistaat Sachsen zur Volluniversität ausgebaut. Träger der Universitäten in Sachsen ist der Freistaat Sachsen.


    Hier liegt oder vielmehr lag die Besonderheit der Unikirche. In ihrr waren 700 Jahre Geschichte Sachsens, Leipzigs und ca.550 Jahre Geschichte der Universität Leipzig erlebbar. Martin Luther hat die Paulinerkirche als erste Universitätskirche geweiht. Bach hat dort Orgel gespielt.
    Mehr als 800 Personen darunter eine Reihe von sächsischen Kurfürsten waren in der Unikirche begraben. Die in der Kirche vorhandenen Epitaphien zeugten von der Geschichte dieser Uni in Sachsen. Auch ein noch so originalgetreuer Wiederaufbau hätte das nicht wieder herstellen können.



    So wie ich die Kommunisten kenne, war auch nicht so sehr das Gebäude deren Problem. In anderen Städten sind die Kirchen auch nicht abgerissen worden. Die Unikirche und das daneben stehende Augusteum waren aber Orte des geistigen und intellektuellen Widerstandes. Oder auch nur des Andersseins. Die Predigten in der Unikirche waren den Machthabern genauso ein Dorn im Auge wie die Vorlesungen Mayers oder Blochs. Diese Kontinuität sollte unterbrochen werden. Vollständig ist ihnen dies nicht gelungen. Die Diskussion über die diese Kulturbarbarei hat - wie man sieht- sogar an Schärfe zugenommen.



    Nach 1990 gehörte die Universität Leipzig wieder dem Freistaat Sachsen. Nun war sie aber eine von vier Universitäten in Sachsen. Seit dem hat die Universität Leipzig damit zu kämpfen, dass die heute wichtigen technischen Fakultäten und Fachgebiete vom Freistaat nur an den anderen Universitäten eingerichtet wurden.


    Zurück zur Unikirche bzw. zum Campusumbau in der Innenstadt. Eigentümer und späterer Nutzer ist die Universität Leipzig. Bauherr und Geldgeber der Freistaat Sachsen. Dieser bestimmt was gebaut wird. Die Uni kann Vorschläge einbringen. Die Stadt Leipzig ist mehr oder weniger außen vor.


    Die Planungen des Freistaates sahen ursprünglich nur einen Umbau der Bestandsgebäude vor. Es ist überwiegend der Renitenz des Paulinervereins zu verdanken, dass heute ein doch ganz ansehnliches Gebäude errichtet wird.



    Das Problem, welches heute über der Diskussion über Glaswand ja oder nein bzw. über den Namen des Gebäudes, vergessen wird, war damals, dass der Freistaat Sachsen einen kleinen Verein ernster nahm als die Universität Leipzig. Gleichzeitig wurde damals nämlich die sächsische Hochschullandschaft umstrukturiert. Leipzig sollte dabei die Bauingenieurwissenschaften an Dresden und die Geowissenschaften an Freiberg abgeben. Und der Paulinerverein bestimmte, dass die Universität auf die dringend benötigte Aula zu Gunsten einer Kirche verzichten sollte.


    Letztlich hat die Universität Leipzig doch ein akzeptables Ergebnis erreicht.



    Die heutige Leipziger Universitätsleitung zu vergleichen mit den Sprengmeistern von 1968 ,zeugt doch eher von ideologischer Voreingenommenheit als von Kenntnis.




    Die Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT hat einen ähnlich problematischen Artikel der Autorin Finger veröffentlicht.



    DIE ZEIT: Die Angst vor der Kirche



    Zu diesem Artikel nur ein Beispiel. Frau Finger hat einen Ausschnitt aus dem Wandgemälde "Arbeiterklasse und Intelligenz" von Werner Tübke ausgesucht und betitelt mit "Die Herren in dunklen Anzügen,....,unterstützten die Kirchensprengung."


    Nun hat sich das wissenschaftliche Personal der Uni Leipzig 1968 nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Warum aber gerade der Physiker Prof. Pfeifer, der Zahnmediziner Prof. Bethmann oder der Pädagoge Prof. Uhlig als Beispiel dienen, bleibt um so rätselhafter, als die wirklichen Protagonisten der Sprengung- SED-Bezirkschef Paul Fröhlich, Oberbürgermeister Walter Kresse und der Vorsitzende des Rates des Bezirkes Erich Grützner - doch gleich daneben stehen.


    Waren Spiegel und DIE ZEIT nicht die Publikationen, die einen zweiten deutschen Staat als Gegenentwurf zur bürgerlichen Bundesrepubilik begrüßten?



    Wie schon beschrieben, waren die Anstrengungen der Universität Leipzig auch technische Fachgebiete anzubieten praktisch erfolglos.


    Im aktuellen manager magazin klingt das so: "Doch anders als in Dresden fehlt in Leipzig der Fokus auf Hightech-Branchen. Die Leipziger Universität ist eher geisteswissenschaftlich ausgerichtet....Langfristig hat Dresden die deutlich besseren Wachstumspespektiven als Leipzig.....Die Stadt setzt auf
    Branchen, die kluge Köpfe in die Stadt ziehen. Die werden selbst dannfür wirtschaftliche Dynamik sorgen, wenn einzelne Unternehmen in Schwierigkeiten geraten."



    Nun hat die Universität Leipzig wenigstens einen Aula-Kirchenbau.





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