Wenn man auf die Landkarte schaut, wird man feststellen, dass Leipzig im "Grenzland" Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt. Aus meiner Sicht ist das ein Grund für die Misere.
Die Linienführung hat sogar Tiefensee kritisiert, der ja in Thüringen keine ganz unbedeutende Persönlichkeit ist. In einem LVZ-Artikel (vor ein paar Jahren) äußerte er sinngemäß die Hoffnung, dass die Bahn in ca. 30 Jahren die Linienführung revidiert.
Der Verkehrsexperte Tiefensee und die Verkehrsexpertin der Grünen Jähnigen hatten sich in einem MDR-Beitrag nach der Eröffnung des Citytunnels entäuscht geäußert, weil keine (oder kaum) Fernzüge durch den Citytunnel fahren. Ist ein S-Bahntunnel ohne Fernzüge wirklich eine Fehlplanung? Oder fehlt einfach das Verständnis für Verkehrsabläufe?
Anfang der 1990er Jahre war der Plan folgender:
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1991 schlug der damalige Verkehrsminister Kajo Schommer Bundesverkehrsminister Krause in einem Spitzengespräch unter anderem einen viergleisigen Eisenbahntunnel mit getrennten Röhren für Fern- und Nahverkehr unter Leipzig vor. Der Fernbahntunnel sollte als Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 aus Bundesmitteln hergestellt werden, der Regionalverkehrstunnel aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG).[3] Die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle wäre nach frühen Überlegungen über den Raum Naumburg zum Bayerischen Bahnhof und von dort unterirdisch zum Hauptbahnhof Leipzig geführt worden.[8] Diese Variante wurde nach Prüfung durch die Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit schließlich verworfen.
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Andere Quellen meinen, dass Biedenkopf ein Problem mit Kohl hatte. Oder umgekehrt. Dagegen hatte Vogel in Erfurt einen ganz guten Draht zu Kohl und die Streckenführung geht heute über Erfurt nach München.
Karte Verkehrsprojekte Deutsche Einheit
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Erinnert sei daran, dass die Sinnhaftigkeit des Citytunnels Leipzig (Länge ca. 3,2 km, mit Rampen ca. 5,3 km) von vielen angezweifelt wurde. Vor allem wegen der fehlenden Fernzüge und der hohen Kosten. Während der Citytunnel als "Kürzeste U-Bahn" der Welt verspottet wurde, klagte der SPIEGEL über die längste U-Bahn Deutschlands im Thüringer Wald.
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Mehr als fünfzig Prozent der Streckenlänge bestehen aus Ingenieurbauwerken – ein neuer Spitzenwert für Neubaustrecken in Deutschland.[82] Die 22 Tunnel haben eine Gesamtlänge von 41 km, davon sind die beiden längsten der Tunnel Bleßberg mit 8326 Metern[3] und der Tunnel Silberberg mit 7407 Metern.[2] Die 29 Talbrücken weisen eine Gesamtlänge von 12 km auf, die längste ist die Ilmtalbrücke mit 1681 Metern sein.
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Dass sich die Politiker Sachsens in Fragen des Eisenbahnwesens gegen Berlin/Bonn nicht durchsetzen können hat Tradition. Preussen war infrastrukturell schon immer wesentlich engagierter als Sachsen. Viele der Bahnstrecken waren preussisch und damit auch die Bahnhöfe:
Eilenburger Bahnhof
Thüringer Bahnhof
Magdeburger Bahnhof
Das dürfte noch heute Folgen haben. Nur am Rande: Wenn die Strecke Berlin - München durch zwei Fernbahn-Tunnelröhren unter Leipzig verlaufen würde, wäre Chemnitz heute sicher ans deutsche Fernbahn-Netz angeschlossen.
Vielleicht ist Leipzig aber auch zu weit entfernt von Dresden. Wie schreibt die Sächsische Zeitung aus Dresden: " Noch ist der Weg zu 200 km/h zwischen Sachsen und Berlin weiter als der zwischen zwei Fahnenmasten..."
Leipzig liegt halt immer noch an einer preussischen Bahnstrecke, auf der aber schon lange mit 200 km/h Höchstgeschwindigkeit gefahren werden kann.