Zeil 123 - Chance vorbei
So leid es mir tut, ich kann nicht in den Jubel über dieses Projekt einstimmen.
Da stimmt irgendwie gar nichts. Das einzig Lobenswerte ist die verbreiterte Passage, welche nun einen weiteren Blick auf die Katharinen Kirche bietet. Aber Stichwort "Passage", mit dieser Passage hat man es, wie so oft in Frankfurt geschafft, das Objekt entsprechend seiner Bedeutung in der deutschen Sprache zu gestalten, nämlich als Durchgang.
Treppenhauszugänge, zwei Kundenfahrstühle, einen Zugang zur Rolltreppe und marginal Verkaufsfläche säumen nun den Weg durch diesen Durchgang. Es ist also mit diesen Funktionen eher ein Wirtschaftsweg.
Zur Fassade, wenn schon Natursteinverkleidung mit senkrechter Ausrichtung, dann doch bitte bis zum Boden.Steinsäulen haben die Funktion, die Last des Gebäudes zu tragen und die Kräfte senkrecht nach unten abzuleiten. Aber hier fehlen diese "Säulen" und damit scheint das Gebäude seltsam zu schweben. Das widerspricht allerdings der Logik. Somit entsteht zumindest bei mir ein seltsam unfertiger Eindruck.
Außerdem wirkt der Naturstein im Zusammenspiel mit den Glasflächen irgendwie aufgeklebt.
Ein Flugdach gibt es nicht oder es kommt noch. Glaskasten auf dem Dach - thats it. Keinerlei Sonnen- oder Regenschutz.
Die Krönung im negativen Sinn ist allerdings das trostlose Erdgeschoss. Keinerlei Rücksprung um dem Passanten oder Kunden kurzen Schutz beim Hinaustreten ins Wetter zu bieten, kein Vordach, nicht mal über der Tür. Darf ich es überhaupt Tür nennen?
Da betritt man den Bau sprichwörtlich dort wo der Zimmermann (in diesem Fall der Glaser) das Loch gelassen hat. Für einen Flagship Store sind das erbärmliche Eingänge. Wenn der Markenschriftzug nicht direkt über den Türen
angebracht wäre, würde man die Öffnung überhaupt nicht finden. Außerdem muß ich als normal gewachsener Mitteleuropäer bestimmt den Kopf einziehen, so niedrig scheinen die "Löcher" zu sein.
Die "Höhe" der Ladenzugänge ist niedriger als die Schaufensterhöhe. Wenn ich da bei Fossil was zu sagen hätte, ich würde da um die Eingänge herum alles wieder rausreissen lassen und standesgemäß umbauen.
Runde Glasscheiben an der Ecke allein reichen nicht. Mein Fazit ist, Dieses Gebäude wäre nur auf der Ost-Zeil ein architektonisches Highlight.
Für den Eingang der viertbestbesuchten Einkaufsmeile der Republik ist das zu wenig.