Natürlich kann man das erwarten. Aber natürlich mal wieder nicht hier im Ruhrgebiet. Stuttgart 6 Mrd. Euro, Berlin 1,2 Mrd. Euro, Leipzig 240 Mio. Euro. Nicht dass ich diesen Städten ihre Bahnhöfe nicht gönne und nicht davon überzeugt bin das solche Bauten nötig sind, aber 60 Mio. Euro für einen Umbau vom dem die Bahn meines Wissens gerade mal 14. Mio selbst zahlt, sind eine der größten Lächerlichkeiten die in Essen überhaupt je passiert sind. In Berlin sieht jeder lausige S-Bahnhof im Kerngebiet der Stadt besser aus als der Essener Hbf vorher und nachher. Jetzt wird der Bahnhof halbherzig und eher provisorisch als umfassend saniert und an allen Ecken eingespart. Das eigentlich Schlimme an dieser Lösung ist nicht der Bahnhof selbst, sondern die Aussicht, dass danach auf sehr lange Sicht NICHTS mehr passieren wird. Am besten wäre man noch dran gewesen, wenn sich die Privatwirtschaft des Bahnhofes angenommen hätte, aber das ist natürlich aus verständlichen Gründen kaum möglich. Solche Dinge wie Teer statt Platten auf den Bahnsteigen oder ein billiges Abdichten und Anstreichen der Dächer machen einen doch mürbe. Die Architektur des Bahnhofes bleibt generell die gleiche, der furchtbare graue Kasten bleibt stehen und wird am Ende nicht mal neu gestrichen. Die Bahnhofshalle, die eigentlich Potential hätte und die beim Bau des jetzigen Bahnhofs eigentlich einmal keine schlechte Sache war, wird zugepflastert mit Einzelhandelsflächen, die in Essen nun wirklich kein Mensch braucht. Aus dem drauaus resultierenden Platzmangel im Bahnhof selbst klotzt man ein völlig unpassendes Glashaus auf den Bahnhofsvorplatz. Zugegeben sieht dies besser aus als das aktuelle häßliche und klobige Dach, aber eine Verbesserung in städtebaulicher Hinsicht ist hier nicht gelungen. Der ganze Bahnhof ist eine Flickschusterei der uns Essener wieder einmal bis in alle Ewigkeit vertrösten soll. Die Bahn wusste genau, dass man hier in Essen und sowieso in allen Ruhrgebietsstädten nicht selbstbewusst genug ist um mehr von der Bahn zu fordern und mit der kleinsten Lösung zufrieden ist mit Blick auf die Kulturhauptstadt 2010. Meiner Meinung nach hätte man den Bahnhof und das Gelände der Bahn bis 2010 noch weiter abwracken lassen sollen und dann rundherum und in Sichtweite der Bahnstrecke Schilder aufstellen sollen im Sinne von: Essen ist Kulturhuaptstadt, die Bahn nicht! Das Image der Bahn ist in Deutschland sowieso so schlecht, dass jeder Kulturhauptstadtbesucher verstanden hätte, dass Essen nichts für seinen häßlichen Bahnhof kann, aber stattdessen soviel mehr zu bieten hat. Gerade das Kulturhaupstadtpublikum hätte bei so einer Aktion amüsiert zugestimmt. Stattdessen kommt man jetzt mit dem ICE an, wenn er denn fährt und geht auf schönen Teerbahnsteigen und zwischen BurgerKing und einem Drogeriemarkt durch den Bahnhof und sagt sich: Nach Hauptstadt sieht das aber nicht aus...