Beiträge von Dirk1975

    "Allerdings muss jeder erkennen dass die Moderne einfach die Norm und das Maß aller Dinge unserer zeitgenössischen Architektur ist."


    Der bloße Begriff "Moderne" sagt nichts aus, also kann man ihn nicht zur Norm erklären wenn er nicht definiert wird. Wenn der funktionale Bauhaus-Klon oder die Vollglasfassade damit gemeint ist widerspreche ich deiner Aussage absolut.
    Eine Moderne kann auch anders aussehen, ohne sich nur auf "Relikte vergangener Zeiten", zu berufen, entschuldige aber solche Aussagen finde ICH wiederum anstößig.
    Der link am Ende zeigt zeitgenössische Architektur der anderen Art (ich sage dazu, auch dort ist manch kritikwürdiges dabei), derartiges ist hierzulande leider nicht zu finden, da wir leider einem sehr "kleingeistigen" und überholten Modernitätsbegriff nachhängen während in anderen Ländern bereits längst ein neuer Weg jenseits von schlichten Kuben und eintönigen Lochfassaden beschritten wird. Hier wird eine Formgebung wiederentdeckt über die bei uns in Deutschland noch angestrengte moralinsaure Diskussionen im Stil von "Legitimation von Rundbögen und Säulen" geführt werden. Typisch deutsch und wirklich kleingeistig. Und wir sind mal wieder Jahre hintendrein und bauen weiter denselben langweiligen Stiefel. Ladenhütermoderne ist das doch.


    Ich wollte aber ebensowenig wie TowerCat irgendjemanden hier angreifen. Es ist einfach nur der Austausch unterschiedlicher Meinungen.
    Aber es verläßt das eigentliche Thema hier und drum halt ich jetzt wieder meinen Schnabel :D:).


    http://www.atelier-art-urbain.com

    Schon mal daran gedacht, daß man in 200 Jahren die jetzigen "modernen" Gebäude als "klassisch", um nicht zu sagen, altmodisch, empfinden könnte?


    Altmodisch finde ich die funktionalistische Moderne schon lange. ;)
    "Klassisch" nur den wirklichen Kleingeist, der daran weiterhin festhält.

    Ich finde ausnahmslos die Vorkriegszustände der Gebäude und Orte um Lichtjahre schöner, aber das ist Geschmackssache. Einziger Pluspunkt einer Veränderung: die heute begehbare Reichstagskuppel, auch wenn diese Glashaube äußerlich keinem Vergleich mit der alten Kuppel standhält.
    Auch fehlen heute die großen Geschäftshäuser und Hotels der Gründerzeit in Berlins Mitte. Auch die eindrucksvollsten modernen Neubauten können die im wahrsten Sinn des Wortes abgeräumte Geschichte im Zentrum Berlins nicht ersetzen (siehe Bild Brandenburger Tor). Das Hotel Adlon hatte ja Hoffnung gemacht daß noch manch anderes Gebäude zumindest in angedeuteter Form wiederaufgebaut werden würde. Aber bisher blieb es ja nur dabei.
    Eine schöne Bilderreihe bei der man staunt wie schnell sich Berlin in wenigen Jahren verändert hat.

    Wer außer dem "großen Namen" etwas besonderes an diesem Gebäude ausmachen kann soll bitte bescheidgeben. Erinnert mich an die Lacoste tshirts, kaum war das Krokodil drauf schon wars was besonderes. Ich sehe da nur gestapelte Geschosse mit Glasabdeckung. Absolut beeindruckend... *gähn*. Aber wieso sollte Jahn was anderes machen wenn man ihm diese Fließbandglashütten auch nach zigfacher Variierung immernoch aus der Hand frißt ?

    Wie Stuttgart sein Gesicht verlor
    Das Ergebnis des Schlossplatz-Wettbewerbs ist die Fortsetzung der Nachkriegssünden mit anderen Mitteln



    Von Dankwart Guratzsch



    Nun also scheint es unumkehrbar. Stuttgarts Schlossplatz wird nie wieder das, was er einmal war. Das klaffende Loch an seiner Westseite, Hinterlassenschaft einer geschichtliche und ästhetische Werte missachtenden Verkehrsplanung der fünfziger Jahre, bleibt bestehen. Das ist das Ergebnis des dreistufigen Wettbewerbs "Kleiner Schlossplatz", mit dem sich Stuttgarts Stadtverwaltung schwer getan hat und der die Jury zuletzt in eine Zerreißprobe trieb, die in schroffer Konfrontation endete: 16 Stimmen für den Sieger-Entwurf, elf dagegen.


    Den Triumph davongetragen hat ein Büro aus Berlin: Hascher + Jehle Architekten und Ingenieure. Es schlägt für die Städtische Galerie einen frei stehenden Würfel mit gläserner Ummantelung vor, der wie bisher über Freitreppen vom Fußgängerstrom umspült werden soll. Oberhalb wird ein neuer "Kleiner Schlossplatz" freigehalten, den im Norden ein ebenfalls in Glas gepackter lang gestreckter Riegel flankiert. Er ist über ein modisches "Galeria"-Dach auf ganzer Länge mit der Hauptpost verbunden. Diese neue "Fürstenpassage", zu verstehen als eine Art "Schleuse" parallel zur Hauptströmung über die Freitreppen, ist mit 9820 Quadratmetern Handelsfläche der "Geldesel", sprich: die Finanzierungsgrundlage für das 100-Millionen-Projekt, das dadurch zu 50 Prozent abgedeckt ist.


    Entscheidend für die Bewertung erweist sich weniger die Architektur als vielmehr der Beitrag zum Städtebau. Für Stuttgart ist der Kleine Schlossplatz, dessen Name schon allein einen Zynismus bedeutet, zu einem Trauma geworden: Pavillons aus Waschbeton türmen sich über Plattformen, monströsen Auf- und Abgängen, Brückenresten und Treppenabsätzen zu einem chaotischen Geschiebe, vor dessen Unansehnlichkeit selbst Efeu und Wilder Wein zurückzuschrecken scheinen: Alle Berankungsversuche der Nachkriegszeit sind gescheitert.


    Diese städtische Abseite, für die es nur in ganz wenigen deutschen Gemeinwesen heute noch etwas Vergleichbares gibt, befindet sich nicht etwa in einem Hinterhof, sondern markiert die Westseite des von dem Architekten und Haupt der "Stuttgarter Schule" Paul Bonatz einst so genannten "edelsten Bezirkes der Stadt": des Schlossplatzes. Es ist ein Un-Ort, der das Bild der Stadt beschädigt, der den benachbarten säulengeschmückten "Königsbau" ebenso deklassiert wie sein Gegenüber, das zumindest äußerlich in alter Pracht wieder erstandene Schloss.


    Vor allem aber ist durch diesen - wie es heute unumwunden heißt - "Schandfleck" die ganze Logik der Platzanlage zerrissen: Das Betonmassiv, das aussieht, als seien hier Reste früherer Gebäude zum Abtransport zusammengekehrt worden, füllt das Loch in der abschließenden Raumkante des Platzes nur mit einer Art Trümmerberg, schlecht kaschiert durch eine Freitreppe, die sich seit sechs Jahren zum Treff von Jugendlichen und von Skateboard-Fahrern entwickelt hat. Das Preisgericht erkannte darin eine schützenswerte Nutzungsform, die eine Reparatur des Platzes verbiete.


    Der jetzt prämierte Entwurf ändert an der Grundstruktur des im Westen aufgerissenen Platzes folglich nur wenig. Er stellt mit dem aus der alten Fluchtlinie zurückgesetzten Galeriebau lediglich einen Fels in die Brandung. Das zeichnet ihn zwar gegenüber dem zweitplazierten Entwurf von Hanno Chef (Berlin) aus, der die Treppe noch breiter aufgerissen und die Passage zu der dahinter liegenden Stadtautobahn (einst Rote Straße, heute Theodor-Heuss-Straße) noch zugiger gestaltet hat, führt aber vom einprägsamen Bild des einstigen Schlossplatzes weg.


    Doch der Gedanke der "Flutung" hatte das Preisrichter-Kollegium schon bei der ersten Stufe des Wettbewerbs im Februar derart fasziniert, dass es alle Alternativen unter den 341 eingereichten Arbeiten ausgesondert hatte. Selbst dem dritten und letzten in die Endrunde vorgestoßenen Entwurf (Johann Überlackner, Berlin), dem originellsten von allen, haftet dieser Gedanke noch an. Er schließt zwar als einziger die Raumkanten, bildet dafür aber die "Flutwelle" zwischen den parallelen Straßenzügen in der Gebäudeform ab - mit fragwürdigen Folgen für Funktionalität und Innenarchitektur.


    So hat zwar der beste der drei Entwürfe gesiegt, im Hinblick auf den jahrzehntelangen "Reifungsprozess" dieser Entscheidung ist das Resultat jedoch enttäuschend. Dabei hätte die Chance bestanden, eine Planungssünde ersten Ranges wieder gutzumachen. Denn der Kleine Schlossplatz ist ja keine Hinterlassenschaft des Krieges, sondern das Ergebnis eines mutwilligen Zerstörungsaktes, gegen den Bonatz und große Teile der Stuttgarter Öffentlichkeit in den fünfziger Jahren vergeblich Sturm gelaufen waren.


    An der Stelle, wo jetzt die Betonhalde starrt, stand noch zehn Jahre nach dem Krieg das Kronprinzenpalais - ein neoklassizistischer Bau von Ludwig Gaab aus dem Jahr 1850. In der Ära von Arnulf Klett, dem von der "Modernisierung" der zerbombten Stadt besessenen Oberbürgermeister, hatte die gut erhaltene Ruine des Gebäudes keine Chance. Als sie niedergelegt und durch die 5850 Quadratmeter große, 100 Millionen Mark teure Betonplatte ersetzt war, jubilierte das Stadtoberhaupt: "Ein imponierendes Ergebnis."


    An der Seite Kletts waren es damals vor allem die Verkehrsplaner gewesen, die den Abbruch des Palais gefordert hatten. Es stand einer tragfähigen Nord-Süd-Verbindung im Wege. Heute sind die Autos unter der Erde. Einer Reparatur des Platzes - auch mit "moderner" Architektur - hätte somit nichts mehr im Wege gestanden. "Wenn man das Kronprinzenpalais abreißt", so hatte Bonatz 1951 gewarnt, "verliert die Westseite des Schlossplatzes die Hälfte ihres Gesichts." Sie wird es auch jetzt nicht wiederfinden.


    Mit der Idee eines gläsernen Würfels gewann das Berliner Büro Hascher + Jehle den Stuttgarter Schlossplatz-Wettbewerb.


    Seit Jahrzehnten müht sich Stuttgart mit der Neugestaltung des westlichen Schlossplatzes. Die Ergebnisse eines Gutachtens aus dem Jahre 1987, bei der sich der Entwurf des Architekten Cobb vom Büro Pei & Partner durchgesetzt hatte, wurden nicht realisiert. 1993 war interimsweise eine Freitreppe errichtet worden.


    Das jetzt prämierte Projekt hat ein Volumen von 100 Millionen Mark, es umfasst eine Galerie von 12 000 und Handelsflächen auf 10 000 Quadratmetern. Das Büro Hascher + Jehle hat bisher unter anderem die Landesversicherungsanstalt in Schwaben, die Hauptverwaltung der Datenverarbeitungsgesellschaft in Hannover und das Klinikum Kröllwitz in Halle gebaut.


    Der Kommentar des Stuttgarter Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster zum Wettbewerb: "Die Entwürfe zeigen, wie schwierig es ist, eine qualitätvolle Lösung zu erzielen."


    Quelle: Die Welt

    Hier ein Bild des Kronprinzenpalais, an dieser Stelle wird die Galerie stehen. Das Gebäude war äußerlich nur gering beschädigt, wurde aber noch 20 Jahre nach Kriegsende abgerissen, obwohl eine Bank es wieder instandsetzen wollte. Die Gelegenheit für eine zumindest äußerliche Rekonstruktion wäre jetzt nach dem Abriß des "Kleinen Schloßplatzes" dagewesen, doch man hat sie mal wieder nicht wahrgenommen. Stuttgart ist eben nicht München. So wird man sich weiterhin an alte Bilder halten müssen um sich vorstellen zu können wie prächtig die Königstrasse einmal war. Im Hintergrund sieht man den Königsbau, dahinter das Hotel Marquardt und gerade noch erkennbar den Bahnhofsturm. Diese 3 Gebäude sind noch erhalten.


    Die Musikhochschule ist Teil der von James Stirling entworfenen Kulturmeile, zu der u.a. die Neue Staatsgalerie und das Haus der Geschichte gehören. Dieses Ensemble zeigt wozu (post-)moderne Architektur mit Anklängen an klassische Formensprache fähig ist, es ist eine phantasievolle, spielerische und doch stimmige Gestaltung, die wechselnde und schnellebige Modernitätsdefinitionen (im Moment Glasfassade=Transparenz, morgen:....?) gelassen an sich vorbeiziehen läßt, gerade weil sie sich zeitlos akzeptierter Standards in Aufbau und Material bedient und somit in ihrer Ästhetik nicht altert. Die Staatsgalerie wirkt heute noch so frisch wie vor 20 Jahren. Der marmorierte Stein ist immer wieder schön anzusehen.

    Die Hochhäuser Stuttgarts kann man wirklich fast alle vergessen. Eines häßlicher als das andere. Einzig der Tagblatturm und das Musikhochschulgebäude haben Ausstrahlung. Die schönen Seiten der Stadt liegen jedoch auf alle Fälle anderswo. Wer mal dort vorbeikommt sollte mal nach dem Heusteigviertel oder der Karlshöhe fragen. Dort kann man noch die Atmosphäre der Residenzstadt spüren, die einst bestimmend war bevor die "Modernisten" eine Kisten-Ödnis aus weiten Strecken des Zentrums machten und dies immernoch tun. Was interessieren mich da die paar belanglosen, kalten Bürotürme die man in jeder Stadt findet? Der Blick geht aus Mangel an Beachtung sowieso daran vorbei da Hochhäuser, besonders solch einfallslose, in dieser Stadt in Kessellage überhaupt keine Wirkung entfalten.