Beiträge von Dirk1975

    "Bleibt der zweite Vorschlag von Auer + Weber, der ist Tekkno, zeitgemäß und zeigt wo in der Technologie-Metropole München der Hammer hängt - bajuwarische Folklore lasst man den Städtchen im Umland.
    München braucht endlich seiner Stellung gemäße fortschrittliche Architektur."


    Gestatte mir höflichst daß ich da mal wieder VÖLLIG anderer Meinung bin TowerCat :) Fortschritt drückt sich nicht in "techno" look aus. Und das Gegenteil muß auch nicht "Folklore" sein. Das ist allenfalls deine ganz persönliche Wahrnehmungswelt.


    "Lasst Euren Ex-OB da ruhig in seinen urtümelnden Stadtbild-Vorstellungen verharren."


    Diese Vorstellungen sind keinesfalls urtümelnd, sondern weise und vorausschauend. :)

    Natürlich kann man hier genauso von "spekulativ" reden, die Frage ist worin mehr Nachvollziehbarkeit und dadurch Glaubwürdigkeit enthalten ist. In Bernaus oder Guratzschs Beurteilung.

    Ornament ist kein Verbrechen
    Im Jahr seines 200. Geburtstages sind Werk und Lehre des Architekten Gottfried Semper aktueller denn je
    von Dankwart Guratzsch



    Der Architekt Gottfried Semper schuf mit der Semperoper in Dresden sein bedeutendstes Werk
    Foto: dpa
    Im Eingang der 4. Grundschule am Rosengarten in Dresden-Neustadt stehen Eltern und Schüler dicht gedrängt. Schulleiterin Margitta Klapper sagt: "Das ist für uns ein besonderer Tag." An den Wänden hängen Schautafeln mit Fotos und Texten. Sie zeigen eine feine Villa: Terrasse, Rundbogenarkaden, karyatidengeschmückte Pfeiler. Das weiße Haus hoch über der Elbe, nach dem sich einst die Spaziergänger die Hälse reckten, gibt es nicht mehr. Es stand an gleicher Stelle, an der sich jetzt der Plattenbau der Schule erhebt.



    Diese Villa ist der Grund für die Feier, denn an diesem 29. November 2003 gedenkt die Stadt Dresden des 200. Geburtstages von Gottfried Semper. Er hat das Haus im palladianischen Stil für den Bankier Oppenheim als Sommerresidenz erbaut, und mitten unter den Kindern sitzt die Rentnerin Irmgard Müller, die es noch von innen gekannt hat und von der viele der Fotos stammen. "Die Schüler aller zwölf Klassen", erklärt die Schulleiterin, "haben an diesem Dokumentationszentrum mitgearbeitet. So wollen wir die Liebe zu unsrer Heimatstadt pflegen." Dann verteilt sie 60 Kerzen, und die kleine Prozession geht hinaus in den nachtfinstren Garten. Eine Bronzebüste und eine Gedenktafel werden enthüllt. Denn wenn die Villa auch "völlig aus dem Gedächtnis der Bevölkerung geschwunden ist", wie eine Kunsthistorikern einräumt, soll sie doch als Fatamorgana zurückgeholt, ja sogar nachgebaut" werden. Denn die Villa Rosa des 36 Jahre alten Semper ist der Prototyp der einst berühmten Villenbaukunst des "deutschen Florenz" (Herder) schlechthin. "Wir werden ihren Grundriss im Schulhof markieren. Dann könnt ihr selbst hinein ins Wohnzimmer und in die Küche und ins Schlafzimmer", verspricht ein untersetzter Herr mit Vollbart und heiserer Stimme. Es ist Klaus Tempel, der "Vater" der Dresdner Semper-Feiern 2003, der an diesem regennassen Tag schon viele Reden halten musste.



    Dass eines Architekten, der vor 124 Jahren gestorben ist, mit soviel Aufwand, soviel offizieller Ehrerbietung, aber auch soviel inniger Zuwendung gedacht wird, ist überraschend. Parallel zu Dresden feierte seine Geburtsstadt Hamburg ihren Sohn mit einer Ausstellung und einer Festveranstaltung, zeigen München und Zürich glanzvolle Werkschauen.



    Und doch ist Semper in keiner anderen Stadt so hymnisch und anhaltend gewürdigt und gepriesen worden wie jetzt in Dresden, wo er mit 31 Jahren seine Laufbahn begann und doch nur anderthalb Jahrzehnte tätig war. Seit Februar wurde mit zehn Semper-Akademien, drei Kabinettausstellungen, mit zwei großen wissenschaftlichen Kolloquien, mit Konzerten, Buchvorstellungen, Schüleraufführungen, der Übergabe einer Sonderbriefmarke und einer Sondermünze, mit Sonderführungen und einem Semper-Fest dem Mann gehuldigt, der der Stadt das einzige Opernhaus der Welt geschenkt hat, das den Namen seines Architekten trägt.



    Aber das ist es nicht allein, was Semper zum Helden einer Stadt macht, die der steckbrieflich gesuchte Barrikadenkämpfer von 1849 nicht im Frieden verlassen hat und in den ihn die Bürger doch zurückgeholt haben - "die erste deutsche Bürgerinitiative", so Oberbürgermeister Ingolf Roßberg.



    Erst jetzt, nach hundert Jahren Semper-Schmähung in Kunstwissenschaft und Architekturlehre, wird erkennbar: Semper, dieser vorwärtsstürmende, in modernen Gesellschaftsbegriffen denkende Geist, war der geborene Antipode des 20. Jahrhunderts und seiner Architektur- und Städtebaulehren, noch ehe es begonnen hatte.


    So wie bereits Schinkel vor der "rein radicalen Abstraktion" warnte, verwahrte sich Semper gegen die "Nacktheit" von Konstruktionen, gegen Schematismus und sture Rationalität im Bauen, gegen das Zerfließen der Städte und ihre Zerstörung durch immer breitere Straßen. Und er knüpfte an die Kunst die kühne Vision: "Je größer und reicher das öffentliche Leben zu werden verspricht, in gleichem Maße beschränkt sich das Privatbedürfnis."



    Könnte es sein, dass die Semper-Feiern von 2003 von einer neuen Sehnsucht nach solchen Idealen künden? Dass es wirklich so etwas wie ein neues Schmuckbedürfnis gibt, dass Ornamentierung, Symbolik, tieferer Sinn und Geschichtlichkeit in der Baukunst, die in der Dresdner Semper-Oper und ihrem Nachbarbau, der Semper-Galerie, Triumphe feiern, wieder gefragt sind? Kein Satz ist heute so "out" wie der des Propheten der Ausnüchterung, Adolf Loos: "Ornament ist Verbrechen."



    Vielleicht lehrt das Beispiel der Schule am Rosengarten, wie selbstverständlich die von Semper erhoffte Bildung der Geschmackskultur junge Menschen wieder begeistern kann. Und doch scheint diese Botschaft nicht bei allen angekommen zu sein: auf dem Semper-Kolloquium der Kunstwissenschaftler fehlten die Architekten. Die Dresdner Professoren, die an einer der größten Technischen Universitäten Deutschlands lehren, zeigten sich weder selbst interessiert noch hatten sie mehr als zehn ihrer Studenten für den großen Vorgänger begeistern können. Statt mit Blumen schmückten sie Sempers Denkmal mit einem Kranz.



    Die Welt, 3. Dez 2003

    Ein wichtiges und überfälliges Projekt das meiner Meinung nach Vorrang vor "Stuttgart 21" haben sollte. Besonders der Bereich zwischen Charlottenplatz und Wilhelmsplatz kann so enorm aufgewertet werden.

    Kulturmeile/City-Boulevard

    Die Threads "DASL-Konzept" und "Kulturmeile", sowie "Stuttgarts City-Boulevard", Erweiterungen "Landtag", "Staatsbibliothek" und "Staatstheater" wurden zusammen geführt. Es geht um die Verkehrsschneise B14 insbesondere im Bereich Konrad-Adenauer-Str. bis zum Charlottenplatz, aber auch bis zum Wilhelmsplatz (oder noch weiter), die die Innenstadt von Stuttgart zugunsten der einst propagierten "autogerechten Stadt" städtebaulich unglücklich "zertrennt". Seit Jahren wird über eine Umwandlung dieser "Stadtautobahn" in einen Boulevard diskutiert, vor allem im Bereich der sog. "Kulturmeile" mit Staatsoper, Staatsgalerie, Haus der Geschichte etc. Favorisiert wird eine "Tunnellösung", die aber bislang an der Finanzierungsfrage scheiterte. OB Schuster verfolgt jedoch mit Nachdruck eine Realisierung der Tunnelllösung zwischen G.-Müller-Platz und Charlottenplatz bis 2012 und hat dem Land jüngst einen Finanzierungsplan vorgelegt. (Wagahai, 22.02.07)



    Vorschlag der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung für den Umbau der Stadtautobahn Hauptstätter Straße, Konrad-Adenauer-Straße und Willy-Brandt-Straße zu einer zukunftsfähigen, urbanen Straße:


    http://jonas.stuckenbrock.bei.t-online.de/index.htm

    Es wäre jetzt genauso spekulativ, würde ich Herrn Semper in die heutige Zeit versetzen und ihm ein imaginäres Urteil über Rekonstruktionen und den "Wahrheitsanspruch" der Gegenwartsarchitektur in den Mund legen. Meine Überzeugung ist daß ein ernstzunehmender Architekt heute mit der Angemessenheit einer Rekonstruktion im Vergleich zu einer Neuschöpfung argumentiert, was ja auch vielen Fachleuten der Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses anstelle einem der modernen Entwürfe den Vorzug geben ließ, da es im logischen Zusammenhang mit seinem Umfeld mehr "Wahrheit" enthalten wird als jede Alternative. An dem Artikel gefällt mir übrigens die Erwähnung daß Semper ein Gegner "doktrinären" Denkens war. In diesem Punkt hätte er heute jedenfalls genug Anlaß zur Kritik.

    Semper war sicherlich nicht nur an einer "Oberflächenwirkung" im Sinne der "Materialwirkung" der Oberfläche interessiert, was die heutige Architektur prägt und wodurch sich der Bezug eigentlich verbietet, und ob er angesichts der Zerstörungen unserer Städte heute auch gegen "Kopien" wäre ist rein spekulativ. Herr Bernau pickt sich hier mal wieder raus was ihm für seine Argumentation dienlich erscheint. Er sollte Semper lieber in Frieden ruhen lassen.

    Also historische Bedeutung hat er schon, schließlich wurde dort in der Volkskammer der Beitritt der DDR zur BRD beschlossen. Aber darin allein sehe ich keinen Erhaltungsgrund, das Gebäude symbolisiert das Zentrum eines Unrechtsstaates, auch wenn das heute so gerne verklärt betrachtet wird, und kann nicht den Platz einnehmen der eigentlich das repräsentative Zentrum des historischen Berlin markiert.

    "Beliebige Bürogebäude mit Raster-Fassaden lassen sich kaum mehr am Markt platzieren. Gefragt sind Gebäude, die sowohl Käufer als auch Nutzer durch ihre Individualität begeistern können."


    Das ist ja gerade am Leipziger Platz hervorragend gelungen :rolleyes:


    "Helmut Jahn, Architekt des Sony-Centers, hat neue Pläne für das denkmalgeschützte Telegraphenamt Oranienburger Straße"


    Oh bitte nicht...:master:


    "Historisierende Fassaden kommen dabei inzwischen gleichermaßen zum Zug wie niveauvolle GlasArchitektur"


    Gleichermaßen??? Schön wär's :lol:

    Das sind ja erstmal nur grobe Entwürfe ohne Details, sie sollen lediglich eine gestalterische Richtung vorgeben und das auch nicht verbindlich. Also kann es besser oder schlechter werden. Hoffentlich ersteres. :)