Wieso sind eigentlich gerade die Berliner unter euch so skeptisch gegenüber dem Schloß? Wäre in Stuttgart das neue Schloß gesprengt worden würde ich Luftsprünge machen, wenn eine Fassadenrekonstruktion beschlossen würde. Man muß es ja nicht fehlenden Lokalpatriotismus nennen, aber ich kann nicht verstehen wieso man den Wiederaufbau des Zentralbaus der eigenen Stadt so madig macht. Ich glaube ich wiederhole mich da, aber ich begreif es eben auch 30 postings später noch nicht. Seid doch stolz daß ihr diesen Prachtbau wieder zurückerhaltet, er wird Berlin außerordentlich bereichern.:)
Beiträge von Dirk1975
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Mir gefällt der traditionelle Kitsch außerordentlich gut. Angehende und praktizierende Architekten müssen wirklich sehr unter der verbreiteten Geringschätzung der "Moderne" leiden...Schön daß es Patzschke gibt.
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Von so vielen historischen Schönheiten im Stadtzentrum können die meisten anderen deutschen Großstädte nur träumen.
Wenn man nur die verbliebenen Lücken etwas einfühlsamer schließen würde, da hatte man in Leipzig bisher nicht gerade eine glückliche Hand.
Schöne Übersicht Hast du von dem markanten Eckhaus Ritterstraße eventuell auch eine Großaufnahme? Danach suche ich schon länger. -
Booni, wie recht du hast
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Schon wieder so ein Museumsbunker :alt1:
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Gottseidank ist das letzte Bild Realität
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Wieviele Schuhkartons wurden für die Arbeiten verwendet?
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Zitat von Manuel
Ob es beim Städtebau wirklich immer darum geht, den Geschmack der Mehrheit zu treffen, ist eine interessante Frage.
Nicht immer, aber ganz wesentlich. Nur wird dieser leider meist mißachtet (um nicht zu sagen verachtet).
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Sollten wir uns dereinst, wenn das Schloss steht, noch in diesem Forum austauschen würde ich gerne nochmal all jene zu Wort kommen lassen, die zur Zeit so strikt gegen dieses Vorhaben sind.
Ich würde mich, wäre ich Berliner, unendlich freuen, wenn in meiner Heimatstadt DAS zentrale Bauwerk wieder errichtet würde. Eines Tages werdet ihr es sicher ins Herz schließen, vielleicht sogar stolz darauf sein, und von der sauertöpfischen Kritik des Jahres 2005 nichts mehr wissen wollen. Wetten wir? -
Einkaufszentren als Quartiers-Killer
"In der Politik brauchen Einsichten länger. Während die Politiker vielerorts noch darauf bauen, sich mit überglasten Palmenhainen und Einkaufsparadiesen ein Denkmal setzen und als "Modernisierer" in die Geschichte ihrer Kommune eingehen zu können, bekommt der heimische Einzelhandel zunehmend kalte Füße. In Münster, Cottbus, Würzburg setzten die Geschäftsleute den Eindringlingen mit Hilfe findiger Juristen den Stuhl vor die Tür. In Hameln und Oldenburg prozessieren sie noch.
Die ungeheure Lukrativität innerstädtischer Standorte für Centerbetreiber erweist sich daran, daß diese im Gegenzug zu den ihnen unvermutet entgegenstarrenden Blockaden ihre Projekte zu wahren Paradegäulen aufzuzäumen begannen. In Braunschweig, Potsdam und Frankfurt/Main wurde den Stadtvätern versprochen, daß in Kombination mit dem beantragten Center ganze Schlösser wiederauferstehen könnten - im Zweifelsfall auch mal nur ein renovierungsbedürftiger Königsbau, womit sich Stuttgarts Parlamentarier zufrieden gaben. Gleich mehrere Projekte wurden in symbiotischer Verknüpfung zu bestehenden Kaufhof-Warenhäusern konzipiert, offensichtlich um ihre Marktmacht zu stärken und mächtige innerstädtische Türöffner für das Einschleusen der chrom- und glasblitzenden Trojanischen Pferde in das Getto der ortsansässigen Händlerschaft zu gewinnen.
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Andernorts hilft man sich mit Gegenstrategien, die in Windeseile abfangen sollen, was die Stadtväter der heimischen Geschäftswelt eingebrockt haben. In Hamburg und Frankfurt, wo die Politiker ihren Segen zu neuen monströsen Center-Projekten geben, wird über "Business Improvement Districts" nach amerikanischem Vorbild diskutiert. Geschäftsleute und Hauseigentümer sollen sich - notfalls per Zwangsmitgliedschaft und Grundsteueraufschlag - in Interessenverbänden zur Aufwertung der City organisieren und in solchem Verbund den Centern Paroli bieten. Dahinter steht die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland, die derartige Zusammenschlüsse inzwischen bundesweit propagiert.Folgt man Kerstin Lehmann, Partnerin beim Beratungsunternehmen OC&C Strategy, ist dies purer Katastrophenschutz. Denn die vermeintlich "neuen Handelsstrukturen" schlagen inzwischen auf das Gefüge der Städte zurück. Unter dem Druck der sich mitten in den Städten festsetzenden Konkurrenz brechen bestehende Handelsstrukturen zusammen. Und das hat Konsequenzen für die Entwicklungschancen der Stadt: "Die stetig steigende Zahl leerstehender Läden zeigt, daß immer mehr Grundeigentümer Schwierigkeiten haben, mit ihren Immobilien noch Renditen zu erzielen." Mit anderen Worten: Laden-Leerstand führt zu schleichendem Verfall von Grundbesitz und zum Abrutschen ganzer Einzelhandelslagen und Quartiere.
Daß es sich dabei nicht um die Quittung für falsches Management, sondern um eine geradezu gesetzmäßige Folge der Centeransiedlung handelt, hat der Fachanwalt für Verwaltungsrecht in Münster und Leipzig, Norbert Große Hündfeld, schon 2001 als Prozeßvertreter klagender Geschäftsleute in Cottbus nachgewiesen. Denn eine Mall dieser Größenordnung - den benachbarten Kaufhof eingeschlossen, errechnete der Jurist eine Verkaufsfläche von 35 000 qm - werde der Innenstadt "soviel Kaufkraft entziehen, daß mit einem drastischen Rückgang des Anteils privater Finanzierungsmittel zur Deckung der Sanierungskosten" für die Innenstadtquartiere gerechnet werden müsse.
Artikel erschienen am Mo, 11. Juli 2005, Die Welt
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Mal wieder etwas Bruddelei:
Einkaufszentren als Quartiers-Killer
"In der Politik brauchen Einsichten länger. Während die Politiker vielerorts noch darauf bauen, sich mit überglasten Palmenhainen und Einkaufsparadiesen ein Denkmal setzen und als "Modernisierer" in die Geschichte ihrer Kommune eingehen zu können, bekommt der heimische Einzelhandel zunehmend kalte Füße. In Münster, Cottbus, Würzburg setzten die Geschäftsleute den Eindringlingen mit Hilfe findiger Juristen den Stuhl vor die Tür. In Hameln und Oldenburg prozessieren sie noch.
Die ungeheure Lukrativität innerstädtischer Standorte für Centerbetreiber erweist sich daran, daß diese im Gegenzug zu den ihnen unvermutet entgegenstarrenden Blockaden ihre Projekte zu wahren Paradegäulen aufzuzäumen begannen. In Braunschweig, Potsdam und Frankfurt/Main wurde den Stadtvätern versprochen, daß in Kombination mit dem beantragten Center ganze Schlösser wiederauferstehen könnten - im Zweifelsfall auch mal nur ein renovierungsbedürftiger Königsbau, womit sich Stuttgarts Parlamentarier zufrieden gaben. Gleich mehrere Projekte wurden in symbiotischer Verknüpfung zu bestehenden Kaufhof-Warenhäusern konzipiert, offensichtlich um ihre Marktmacht zu stärken und mächtige innerstädtische Türöffner für das Einschleusen der chrom- und glasblitzenden Trojanischen Pferde in das Getto der ortsansässigen Händlerschaft zu gewinnen.
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Andernorts hilft man sich mit Gegenstrategien, die in Windeseile abfangen sollen, was die Stadtväter der heimischen Geschäftswelt eingebrockt haben. In Hamburg und Frankfurt, wo die Politiker ihren Segen zu neuen monströsen Center-Projekten geben, wird über "Business Improvement Districts" nach amerikanischem Vorbild diskutiert. Geschäftsleute und Hauseigentümer sollen sich - notfalls per Zwangsmitgliedschaft und Grundsteueraufschlag - in Interessenverbänden zur Aufwertung der City organisieren und in solchem Verbund den Centern Paroli bieten. Dahinter steht die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland, die derartige Zusammenschlüsse inzwischen bundesweit propagiert.Folgt man Kerstin Lehmann, Partnerin beim Beratungsunternehmen OC&C Strategy, ist dies purer Katastrophenschutz. Denn die vermeintlich "neuen Handelsstrukturen" schlagen inzwischen auf das Gefüge der Städte zurück. Unter dem Druck der sich mitten in den Städten festsetzenden Konkurrenz brechen bestehende Handelsstrukturen zusammen. Und das hat Konsequenzen für die Entwicklungschancen der Stadt: "Die stetig steigende Zahl leerstehender Läden zeigt, daß immer mehr Grundeigentümer Schwierigkeiten haben, mit ihren Immobilien noch Renditen zu erzielen." Mit anderen Worten: Laden-Leerstand führt zu schleichendem Verfall von Grundbesitz und zum Abrutschen ganzer Einzelhandelslagen und Quartiere.
Daß es sich dabei nicht um die Quittung für falsches Management, sondern um eine geradezu gesetzmäßige Folge der Centeransiedlung handelt, hat der Fachanwalt für Verwaltungsrecht in Münster und Leipzig, Norbert Große Hündfeld, schon 2001 als Prozeßvertreter klagender Geschäftsleute in Cottbus nachgewiesen. Denn eine Mall dieser Größenordnung - den benachbarten Kaufhof eingeschlossen, errechnete der Jurist eine Verkaufsfläche von 35 000 qm - werde der Innenstadt "soviel Kaufkraft entziehen, daß mit einem drastischen Rückgang des Anteils privater Finanzierungsmittel zur Deckung der Sanierungskosten" für die Innenstadtquartiere gerechnet werden müsse.
Artikel erschienen am Mo, 11. Juli 2005, Die Welt
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Ich stimme recs Aussagen 100%ig zu
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Von mir kriegst du das Statement sofort
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Wohnbebauung Mautern, Steiermark
Riegler Riewe Architekten: -
Und, gefällt euch das Ergebnis?
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Das Bild zeigt die historische Innenstadt bei Kriegsende.
Gelb markiert sind wiederaufbaufähige, meist bis zum Dachgesims erhaltene Gebäude, die über die folgenden Jahrzehnte abgeräumt wurden (Von 90% Kriegsverlust kann also keine Rede sein, wenn man damit Totalzerstörung meint).
Rot markiert sind die stark beschädigten, aber instandgesetzten Gebäude.
Nun mag sich jeder sein eigenes Urteil fällen, welche Zerstörung der Stadt schließlich den Rest gab. Letztlich ist dies heute auch gleichgültig, aber ein Armutszeugnis ist es schon, daß mit dem Fruchtkasten (der übrigens äußerst stark zerstört war und dennoch neu aufgebaut wurde) nur ein einziges mittelalterliches Gebäude innerhalb der Kernstadt wieder rekonstruiert wurde. -
Dagegen stehen
- Rathaus
- Kronprinzenpalais
- Großer Bazar
- Landesbibliothek
- Königin-Olga-Bau
- Friedrichsbau
- Hotel Victoria
- Lindenhof
- Großteil der Neckarstraße
- Kaufhaus Union
- Kaufhaus Breuninger
- Hälfte der Charlottenstraße
- Hälfte der Schloßstraße
- Garnisonskirche
- Historischer Stadtgarten
- Hälfte der Kriegsbergstraße
- Gebäude in der Kronprinzstraße
- Hälfte der Friedrichstraßeu.v.m.
Es gab die Alternative zwischen Wiederaufbau und Abtragen. Unbestreitbar ist, daß in der Nachkriegzeit vieles endgültig zerstört wurde, das der Bombenkrieg in wiederaufbaufähigem Zustand hinterlassen hatte.
Die Frage, wie das Verkehrsaufkommen heute ohne den Innenstadtring in dieser Form gelöst würde ist Spekulation. Tatsache ist, daß er in dieser Form wie ein Relikt aus fernen Zeiten wirkt, in denen die amerikanische, autogerechte Stadt als Vorbild diente."Daß man sich überlegte diese Großstadt quasi neu hochzuziehen, zeigt doch auch, wie die Zerstörung gewesen sein mußte."
Es zeigt nur, welche Lösungsstrategien jeweils in den Rathäusern vorherrschten. Nürnberg und München waren ähnlich zerstört, konnten aber mehr in die Gegenwart retten. Letztlich war für die jeweilige Stadt insbesondere schicksalhaft, wer in der Wiederaufbauphase deren Oberhaupt war und wer an der Spitze der Stadtbauverwaltung stand.
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Die orthodoxe Kirche wurde übrigens erst vor wenigen Jahren erbaut.