Beiträge von Cowboy

    @ Kurushix, nein, von Soli hast du nichts geschrieben (habe ich auch nicht behauptet), aber die Art und Weise erinnert mich stark daran.


    Ansonsten kann ich dj tinitus nur beipflichten: Die kritisierten Projekte (City Tunnel, Airport, Messe) sind selten schlechte Beispiele dafür, dass das Geld dort schlecht angelegt sei. Und es ist beim City Tunnel auch völlig unerheblich, ob der ICE nun letzendlich da hindurch rollt oder nicht (ich sage, er wird auf alle Fälle), die Fahrzeit wird sich für ihn in jedem Fall verringern. Der Leipziger Hbf ist ein Sackbahnhof, da wäre es gut, wenn zumindest Regionalzüge und S-Bahn einen durchgehenden Tiefbahnhof-Anschluss bekommen statt dass sie die Gleise oben blockieren. Das hat sich schließlich auch in Frankfurt (ähnliche schlechte Situation, weil ebenso Sackbahnhof) mehr als bewährt.


    Im übrigen ist die ICE-Strecke Berlin-Leipzig und Nürnberg-München ja jüngst bestens ausgebaut worden, da macht es ja auch Sinn, die Strecke zwischen Leipzig und Nürnberg so auszubauen, dass der ICE Berlin-München ab Leipzig nicht mehr im Schneckentempo über Erfurt fahren braucht.

    Beiträge in der Art "ihr verschwendet unseren Soli!" sind natürlich wenig konstruktiv, und im übrigen auch völlig falsch. Mir ist es zu blöd, darauf einzusteigen. Vielleicht aber nur soviel: Wenn's dem Kurushix in seinem verschlafenen Nürnberg zu langweilig werden sollte, dann wird er sich womöglich auch darüber freuen, dass er dann dank des City Tunnels und dem damit verbundenen Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale mit der Bahn in Nullkommanix in der Boomtown ist - oder in Berlin, da ist noch mehr los.

    ^ aber bitte nicht von drittklassigen Amateur-Sprayern! Gebe euch recht, der Abschluss zu der Brandmauer des Gründerzeitlers ist unter aller Kanone. Es ist ja nicht mehr so neu, dass Reihenhaussiedlungen zunehmend in der Stadt, inmitten gewachsener Strukturen hingepflanzt werden, um der seit Jahrzehnten anhaltenden Stadtflucht von Mittelklasse-Familien (sprich: Steuerzahlern) entgegenzusteuern.


    Ansonsten sehen die Reihenhäuser ziemlich schlicht und unproportioniert aus. Einzig die schönen Fenster und Fensterläden reißen einiges 'raus.


    Umso schöner die Reihenhäuser im Harvestehuder Weg. Die sind spitze, entsprechen der Hamburger Bautradition - finde ich weniger "londonhaft". Wobei...!


    Auf das bereits gezeigte Gebäude Schwägrichenstraße 11 möchte ich noch einmal kurz zu sprechen kommen, denn es ist lt. dem Hoquélschen Architektur-Führer "Leipzig - von der Romanik bis zur Gegenwart" von besonderer kulturhistorischer Bedeutung. Erbaut wurde das Gebäude 1894 vom Architekten und Hofbaumeister Otto Brückwald (Richard-Wagner-Festspielhaus Bayreuth), gewohnt haben in ihm, die Ehefrau von Max Klinger, Elsa Asenijeff, Kirchenmusiker Günter Raphael und nicht zuletzt Kunsthistoriker Nikolaus Pevsner.


    Nikolaus Pevsner ist am 30.01.1902 als Sohn einer jüdischen Pelzhändlerfamilie geboren und studierte an den Universitäten Leipzig, München, Berlin und Frankfurt am Main Kunstgeschichte. 1934 emigrierte er nach England, wo er später zuerst in London, dann in Cambridge und ab 1968 in Oxford als Professor für Kunstgeschichte lehrte. Neben seinen bekannten Veröffentlichungen "Leipziger Barock", "Europäische Architektur" und das "Lexikon der Weltarchitektur" schuf Pevsner für England "The Buildings of England", das Pendant zum deutschen "Dehio", das "Handwerksbuch der deutschen Kunstdenkmäler".


    2002 bekam der Bauherr für die denkmalgerechte Sanierung der Schwägrichenstraße 11 den Hieronymus-Lotter-Preis für Denkmalpflege der Kulturstiftung Leipzig. Interessant in diesem Zusammenhang ein paar Aufnahmen des Treppenhauses.


    Ansonsten habe ich auch noch eine Website gefunden, auf der ein paar schöne Aufnahmen des von mir schon viel gelobten KPMG-Gebäudes zu sehen sind: KLICK!

    Siehst du, Kurushix, das fränkische Unternehmen, das in Leipzig baut, ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Soli-Gelder wieder in die "alten" Bundesländer zurückfließen.


    Sind im 2en Weltkrieg Bomben auf Leipzig gelandet?


    Natürlich, im Zentrum sind ca. 50 Prozent zerstört wurden, in der ganzen Stadt etwa 25 Prozent. Es wurde lediglich vergleichsweise wenig in der Nachkriegszeit abgeräumt, mittlerweile ist es ja kein Tabu mehr zu sagen, dass in der Nachkriegszeit mehr zerstört wurde als im Krieg.


    In Leipzig ist noch viel im Aufbau und das Frachtaufkommen wird sicherlich noch stark wachsen.


    Irgendwo las ich neulich, dass Leipzig-Halle mittelfristig unter die Top 10 des Frachtaufkommens in Europa kommen möchte. Fedex zeigte ja auch schon Interesse, gehen jetzt aber 2009 von FRA nach CGN (Köln).

    Das neue Karstadt-Warenhaus in der Petersstraße ist seit letzten September fertig, und allen Unkenrufen (ich eingeschlossen) zum Trotz, ist es doch ganz ordentlich geworden. Eigentlich ist es der beste Karstadt-Neubau, den die Republik erlebt hat. Hier wurde richtig geklotzt und nicht gekleckert.


    Zur Erinnerung: Das Karstadt-Carrè wurde bis auf die denkmalgeschützten Fassden - zum einen die Reformstil-Fassaden von 1913, und zum anderen die spätklassizistischen Gebäude Neumarkt/Peterskirchhof - abgebrochen und neu aufgebaut. Die große Lücke in der Petersstraße wurde nach mehr als 60 Jahren wieder mit einem sehr ansprechenden Neubau gefüllt, der zugleich den neuen Haupteingang von Karstadt bildet. Ausführende Architekten waren Rhode, Kellermann und Wawrowsky (RKW).


    Ich hoffe, das Einbinden der nächsten 2 Bilder von den RKW-Architekten verstößt nicht gegen die Richtlinien, aber gerade ersteres möchte ich euch nicht vorenthalten. Die Petersstraße ist in diesem Bereich ziemlich schmal, weshalb die hohen Gebäude links und rechts die Passanten zu "erschlagen" drohen. Durch eine pfiffige Idee der Architekten wird nun der historische Straßenverlauf mittels ovale Säulen lediglich angedeutet. Durch den zurückgesetzten Neubau wird die Straße breiter, und durch dessen geschwungene Form wirkt die Petersstraße dort weniger erdrückend. Optischer Gag dabei: Egal ob man von unten oder oben der Petersstraße auf Karstadt zusteuert, die ovalen Säulen nimmt man im spitzen Winkel verblüffend als vollständige, steinerne Fassade war, so wie das früher einmal der Fall gewesen sein musste. Wenn man eine gewisse Gradzahl überschritten hat, erkennt man erst, dass es sich lediglich um Säulen handelt und dass sich dahinter ein Neubau befindet. In diesem Zusammenhang denke ich, dass die wie zufällig platzierten Säulen alles andere als zufällig platziert sind. Find' ich gut:

    Quelle: RKW-Architekten



    Quelle: RKW-Architekten


    Und noch noch ein paar eigene Bilder, die ich wenige Tage vor der Eröffnung schoss (September 2006).



    Karstadt-Front zur Petersstraße mit den Fassaden von 1913:



    Seiteneingang Preußergässchen:



    Jetzt die entkernten spätklassizistischen Bauten (noch schön zu sehen auf dem Luftbild von "baukasten"). Nun ja, ich bin auf Totalentkernung nie gut zu sprechen, aber es ist wohl ein großer Verdienst der Stadt, dass Karstadt zumindest die Fassaden erhalten hat. Die wollten die nämlich ganz platt machen. Die gestaltete Einfahrt zur Tiefgarage ist erfreulicherweise dezent gehalten:



    Blick in den Neumarkt (leider mit LKW)



    Erker mit unterem Schaufenster, wo jetzt Karstadt-Produkte ausgestellt sind:



    Blick zum neuen Rathaus:



    Blick in den Neumarkt. In dieser Straße fand eigentlich die größte Aufwertung statt. Die Farbe der Fassaden in Verbindung mit den Fenstern finde ich richtig klasse



    Die ganze Karstadt-Seite im Neumarkt:



    Immer noch Neumarkt: Die Sandsteinfassade ist identisch mit der in der Petersstraße:



    Neubau Seiteneingang Neumarkt/Preußergässchen. Davor stand hier jahrzehntelang ein unappetitlicher Flachbau:



    Zum Schluss noch eine Nachtaufnahme, zu sehen das fertige FERTIGE KARSTADT MIT LICHTKUPPEL

    Nun ja, Sammy, ich denke, in erster Linie wird ein solcher Boulevard von den Patienten und deren Angehörigen besucht werden, logischerweise weniger von Besuchern, die Samstag abend mal schick ausgehen möchten. Macht aber auch nichts, die Straße mit hoffentlich einigen Cafés und Restaurants wird allein schon wegen der Konzentration vieler Kliniken dort immer gut besucht sein. Jeder, der schon einmal einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus erdulden musste, weiß eine solche Flaniermeile zu schätzen. Ob es eine solche wird, bleibt abzuwarten, die Idee finde ich aber schonmal gut:daumen:

    Wenn ich auch nochmal meinen Senf abgeben darf: Das Haus am Dom ist für mich eines der miserabelsten Gebäude, die mir je untergekommen sind. Dabei stellt sich für mich nicht einmal die Frage nach der Ästhetik; das Gebäude ist ideologisches Sinnbild für ein Land, das tief gespalten ist, wenn es um Neubebauung in zerstörten Altstädten geht. Rekonstruktionen sind in hiesigen Fachkreisen nicht „ehrlich“ (wobei eine Reko des ehemalige Hauptzollamt, ein 08/15-Bau von 1927, nicht in Frage käme) - und bei modernen Kisten ohne Bezug zur Altstadt rebelliert seit 20 Jahren die Bürgerschaft. Was muss zwangsläufig rauskommen? Murx á la Jourdans Haus am Dom. Und was für ein grässlicher Murx.


    Ich frage mich, was Pseudofachwerk aus Glas und unproportioniertes Spitzdach an einem klobigen Kubus mit dem Charme eines Achtziger-Jahre-Gebäudes mit „ehrlicher“ Architektur zu tun hat, und ich frage mich, was ausgerechnet das Bistum Limburg dazu bewegte, Jourdans Entwurf zu favorisieren? Eine moderne Glaskiste wäre in meinen Augen zumindest „ehrlicher“ und auch besser gewesen.

    Die Pressemitteilung der Architekten aus #126 ist eine Persiflage ihrer selbst, auf die es nicht einzusteigen lohnt. Ansonsten überzeugen die Lenbach Gärten als Wohngebäude mit hoher Qualität und hohem Anspruch, was Form und Qualität der Materialien angeht. Leider lässt ausgerechnet das Hotel, dessen Form mich eigentlich überzeugt, bei näherem Hinsehen einige Mängel erkennen. In erster Linie betrifft das die unproportionierte Fensteranordnung. Das ist Murx! Bei der Dachpartie hat den Architekten wohl außerdem der Mut verlassen (bzw. die Schelte seiner Berufsgenossen gedroht), denn die 2 Eckrundbauten sehen ohne Kuppel einfach daneben aus. Die Wohngebäude sind von schlichter, klassischer Eleganz geprägt. Die Fenster sind eine Wucht (dafür gab's bestimmt auch wieder Schelte vom BDA...und vom Baumarkt um die Ecke;))

    Gesundheitsboulevard Universitätsklinikum


    Die Liebigstraße soll bis 2010 umgestaltet werden. Neben den klinischen Neubauten, auf die ich gleich zu sprechen komme, soll die gesamte Straße den Charakter eines Gesundheitsboulevard erhalten. Alles zur Umgestaltung erfahrt ihr HIER
    Die Kosten dafür werden sich auf ca. 2,1 Millionen Euro belaufen.


    Unterdessen nimmt die Neubebauung auf dem Gelände des Universitätsklinikums Gestalt an. Ab voraussichtlich Ende 2008 wird es 4 große Komplexe geben:


    - das Zentrum für Frauen- und Kindermedizin (seit 2005 im Bau)
    - das Zentrum für konservative Medizin (ebenfalls seit 2005 im Bau)
    - das operative Zentrum (bereits fertig)
    - die Kopfbauten in der Nähe des Bayerischen Platzes (ebenfalls fertig).


    Sieger des Architekturwettbewerbs: Wörner und Partner
    Bauherr: Universität Leipzig



    Als erstes ein paar Luftaufnahmen vom Klinikgelände:


    BILD 1


    BILD 1


    BILD 3



    Jetzt 2 Bilder vom Wettbewerbssieger Wörner und Partner aus dem Jahr 2003.

    Quelle: wörner und partner



    Quelle: wörner und partner

    In diesem Zusammenhang ganz interessant, die Zeitraffer-Filme vom Bau des Zentrum für Frauen- und Kindermedizin und vom Zentrum für konservative Medizin (leider mit Abriss eines Altbaus im Vordergrund verbunden :Nieder: )


    Ich würde mich freuen, wenn die Leute vor Ort (also in erster Linie wahrscheinlich nur du, Dr. Faust) ein paar Updates schießen könnten. Wenn genug Resonanz da ist, bin ich sehr dafür, dass dieses Thema einen eigenen Thread bekommt. Was meint ihr?


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    Klar! Was sich in diesem Thema gut entwickelt, kann jederzeit in einen eigenen Thread verschoben werden, zumal sich auf diese Weise erfahrungsgemäß deutlich mehr Zuspruch findet. Würde sich auch für den Brühl anbieten. PN mit kurzer, stichhaltiger Begründung an einen Mod oder an mich reicht. Cowboy, schöne Vorstellung des Projekts übrigens! Gruß, Schmittchen

    Berlin - Prenzlauer Berg

    Berlin, Du bist so wunderbar, so meine dreitägige Erfahrung mit der Stadt. Nun war ich schon sehr oft in Berlin, aber noch nie im Sommer, und noch nie bei schönem Wetter, geschweige denn bei Temperaturen über 30 Grad. So geschehen aber vor 10 Tagen, als ich 3 Tage lang die Stadt erkundete, diesmal weniger die Mitte als vielmehr die Wohnbezirke - Entschuldigung: Kieze natürlich.


    Unter anderem war ich zum ersten Mal im Prenzlauer Berg unterwegs, und habe dieses Viertel auch gleich zu meinem Lieblingsbezirk erklärt. Neben dem sehr homogenen Stadtbild aus der Gründerzeit und der hohen Sanierungsquote dort, hat mir das bunte, quirlige, mitunter schräge Flair sehr zugesagt. Die junge Bevölkerung und die unzählig vielen, sehr individuellen Läden, Kneipen und Restaurants haben mir ausgesprochen gut gefallen. Ähnlich toll ist der Bergmannkiez in Kreuzberg, nur nicht ganz so homogen wie der Prenzlauer Berg.


    Insgesamt gefällt mir der Ostteil besser als der Westteil Berlins, was wohl auch daran liegt (nehmen wir mal die Plattenbaubezirke aus, wo ich sowieso nicht war), dass man merkt, im Osten hat ein Bevölkerungsaustausch stattgefunden, der frischen Wind brachte. In diesem Zusammenhang enttäuschend für mich: Charlottenburg. Hier habe ich mir, nachdem, was man so gutes über diesen Bezirk hört, viel mehr versprochen. Stattdessen biedere Nachkriegswiederaufbau-Tristesse wo man hinsieht, mit ein paar wenigen Ausnahmen bis vors Schloss. Ebenso trist: Spandau und die ganze nordwestliche Ecke Berlins. Im Ostteil fand ich Lichtenberg ähnlich depremierend.


    Das Fazit der Reise ist aber sehr positiv: Wenn es eine deutsche Stadt mit Weltflair gibt, dann Berlin (zumindest im Sommer bei über 30 Grad).



    Nun aber zu den Fotos aus dem Prenzlauer Berg, die ich unkommentiert hier einstellen werde. Entschuldigt bitte, dass die Bilder weniger mit Fotografieren als viel mehr mit tumber Touristenknipserei zu tun haben.


    Weiterführende Infos zum Prenzlauer Berg HIER




































    Wertvoll und spektakulär in der Fassadenornamentik.


    Zum KPMG-Gebäude noch ein paar Worte: Dem Architektenbüro Schneider + Schumacher ist mit diesem unkonventionellen Gebäude das gelungen, was in meinen Augen mit modernen Neubauten in historischer Bebauung viel zu selten gelingt. Der Bau fügt sich ein, ohne sich zu behaupten, einen Bruch herbeizuführen. Die schwierige Ecklage wurde bravourös gelöst, in dem man das Gebäude dem spitzwinkligem Straßenverlauf einfach folgen ließ. In der hauchdünnen Glashülle, die den urbanen Charakter des Viertels unterstreicht, spiegeln sich harmonisch die Steinbauten. Vieleicht sollte man noch ein paar Fotos vom Gebäude schießen, um dem, was ich schrieb, besser Rechnung zu tragen. Insbesondere abends und nachts beeindruckt es mit seiner dezenten Beleuchtung.

    @erbsenzähler, der verlinkte Artikel (den übrigens ich geschrieben habe) erzählt das traurige Schicksal der Friedrich-Ebert-Straße 81, das wohl spektakulärste Gründerzeitwohnhaus in Leipzig. Leider verdichten sich aber die Fakten, dass nicht die Stadt, sondern vielmehr die jüdische Erbengemeinschaft Fein aus den USA um jeden Preis diesen Abriss herbeiführte. Besonders makaber, weil sie auf den Boden spekulierte, wo in Leipzig aber nichts zu holen ist. Das ist alles sehr traurig, aber ich weiß auch nicht, was ich von dem schwierigen Komplex halten soll. "Arisierung", Enteignung, schleifende Rückübertragungen wohl aufgrund städtischer Interessen spielen da eine Rolle.


    Dass viele Altbauten (ca. 2500 in der ganzen Stadt) noch nicht saniert sind, liegt ganz allgemein oft an ungeklärten bzw. schwierigen Eigentumsverhältnissen.

    Vielen Dank für eure Antworten und die eine Richtigstellung. Die Bilder der gezeigten 3 Stadtteile vermitteln einen sehr repräsentativen Eindruck. Die Sanierungsquote liegt hier bei geschätzten 90 Prozent, was für Leipzig viel ist (Schnitt: ca. 75 Prozent). Aber auch in anderen Stadtteilen im allgemeinen, und in der Innenstadt im besonderen, passiert derzeit sehr viel in Sachen Sanierung, Stadtumbau, Neubau und Bausündenbeseitigung. Als ich eine Galerie über das Graphische Viertel/Ostvorstadt (siehe Galerie APH) erstellte, war ich sehr überrascht, was sich hier die letzten 3 bis 5 Jahre getan hat. Alle Prognosen gingen davor noch davon aus, dass sich dieser Stadtteil selbst entledigen werde. Heute, insbesondere auch durch das Wiederaufleben der Buchindustrie und riesige Investitionen im Bildungsbereich, in der Medizin und in der Wirtschaft, wird die Ostvorstadt allen anderen Stadtteilen davonlaufen.


    Was ich damit andeuten will: wer vor 5 Jahren das letzte Mal die Stadt besucht hat, kann sich heute im Prinzip kein Urteil mehr bilden, weil sich schon wieder soviel geändert hat. Und selbst in Straßenzügen, die noch an graue DDR-Zeiten erinnern, werden die Gebäude notgesichert, künden Bauschilder von einer bevorstehenden Sanierung an oder werden mittels Fördervereine am "Leben" gehalten.


    Meine Intention in diesem Forum zum Thema Leipzig (außerhalb dieser Galerie) soll aber weniger die Gründerzeit sein als vielmehr Neubauprojekte wie die Brühlbebauung (da wird es richtig spannend), den geplanten Gesundheitsboulevard, Universität, Stadthäuser und anderes.

    Villen an der Karl-Tauchnitz-Straße, im Hintergrund die Türme des Neuen Rathaus.



    Mitte Polizeipräsidium, Hugo Licht (Neues Rathaus), 1888 - 1890, rechts angeschnitten Landgericht, Emil Anton Buschick, 1876 - 1878.



    "Italienische" Villa in der Karl-Tauchnitz-Straße.



    Galerie für zeitgenössische Kunst, Bruno Eelbo, 1893, Umbau und Sanierung von Peter Kulka.





    Hochschule für Technik und Wirtschaft, Hugo Licht, 1889 - 1896.




    Hochschule für Grafik und Buchkunst, Otto Wankel, 1887 - 1890.




    Hochschule für Musik und Theater, Daten mir unbekannt.



    Detail einer Villa ganz in der Nähe.



    Blick entlang der Grassistraße zum schönsten Wohnhaus im Viertel, der Beethovenstraße 8 mit Türmchen und Belvedere.



    Portal Beethovenstraße 8, Arwed Rossbach, 1882/83.



    Im Hausflur, Aufnahme Sommer 2006



    Gleich gegenüber, die zwischen 1992 und 2002 weitgehend rekonstruierte Universitätsbibliothek Albertina, Arwed Rossbach, 1887 - 1891.



    Foyer mit Treppenaufgang zu den 2 Lesesälen, Aufnahme Sommer 2006



    Ehemaliges Reichsgericht, heute Bundesverwaltungsgericht, Ludwig Hoffmann und Peter Dybward, 1888 - 1895. Davor der wieder freigelegte Pleißemühlgraben mit vor wenigen Wochen fertiggestelltem Mendelssohn-Ufer. Zu Ehren des Komponisten hat man 4 Stufen, die Notenlinien darstellen sollen, geschaffen, auf denen wiederum Sitzgelegenheiten die Anfangsnoten von Mendelssohn-Bartholdys Violinenkonzert in e-Moll bilden.



    Die 1947 errichtete Büste wurde an dieser Stelle neu aufgestellt. Das Menelssohn-Bartholdy-Denkmal haben die Nazis 1938 zerstört, es wird derzeit wiederhergestellt und findet zukünftig Platz vor dem Westportal der Thomaskirche.



    Auch an dieser Stelle wird man den Pleißemühlgraben wieder ans Tageslicht befördern. Ein Verein kämpft noch um dessen Finanzierung.



    Gründerzzeitlicher Straßenzug an der Simsonstraße.



    Eckhaus.



    Häuser in der Schwägrichenstraße.



    Einzelaufnahmen dieser Häuser aus dem Jahr 2005.






    Weitere Impressionen aus dem Musikviertel.





    Art-Déco-Portal (?)




    Gelungener Naubau aus den 90er-Jahren.




    Aber das hier wird grottenschlecht...







    Leider hat sich der real existierende Sozialismus hier auch ein wenig verwirklicht.




    Geisteswissenschaftliche Zentrum, Dietrich und Dietrich aus Stuttgart, 1999 - 2002. Das Gebäude hat bei seinen Kritikern auch den Beinamen "Bildungsknast" weg. Ich finde, nicht zu unrecht, zumal an dieser Stelle einst das Alte Gewandhaus stand.




    Südvorstadt / Connewitz:


    Schumannhaus, 1869






    Ehemalige Kraftstation zum Betrieb der ersten elektrischen Straßenbahn in Leipzig nebst dazugehörigem Wohngebäude, 1896.




    Die Schrift stammt vermutlich noch aus den 1920er-Jahren.





    Blick die Münzgasse rauf in Richtung Innenstadt.




    Blick die Münzgasse wieder runter mit dem KPMG-Neubau rechts, Schneider+Schneider (Frankfurt), 1995, das mir außerordentlich gut gefällt.



    Blick durch die Riemannstr. zur Peterskirche.



    Peterskirche, August Hartel und Constantin Lipsius, 1882 - 1885, französische Kathedralgotik, äußere Restaurierung nahezu abgeschlossen.






    Seit der "Wende" bemüht man sich auch, das Kircheninnere historisch zu restaurieren.







    Verband deutscher Handlungsgehilfen, Georg Wünschmann, 1914 - 1917, Reformstil mit Hang zum Monumentalen, typisch für diese Zeit, sehr eindrucksvoll.







    Sonntagnachmittagstimmung auf der Karl-Liebknecht-Straße, der Hauptmagistrale im Süden Leipzigs.




    Dieses spätklassizistische Wohnhaus war meines Wissens vor seiner Sanierung völlig heruntergekommen. Den Seitentrakt hat man abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, den Teil zur Karl-Liebknecht-Straße hin entkernt und saniert.



    Dieses "verstümmelte" Gebäude wurde vom Künstler Fischer Art dekoriert.




    Das Betriebsgelände der ehemaligen VEB Feinkost ist total heruntergekommen. Ein Investor plant nun an dieser Stelle ein Einkaufszentrum. Die auf dem Bild zu sehende Löffelfamilie, die nachts in neongrellen Farben leuchtet, ist im ganzen Viertel, ja in ganz Leipzig kult. Sie wird auf jeden Fall auch an einem Neubau weiterbestehen.




    Sonntägliche Ruhe auf dem Gelände, wo sich seit der Wende viele alternative Läden etabliert haben. Derzeit feilscht man mit dem Investor, inwieweit die Läden weiterhin bestehen können. Dafür sieht es derzeit recht gut aus.






    Yo-Go-Area in Ostdeutschland.




    Gründerzeitliches Eckhaus, leider mit kindischen Graffitis verunziert. Wenn ihr aufpasst, könnt ihr sehen, dass oft Plakate auf noch leere Wohnungen hinweisen. Das prächtige Äußere der Gebäude verspricht meist nicht zu viel, denn auch im Inneren wird sehr denkmalgerecht saniert. Davor kann sich Frankfurt ganz weit verstecken, auch was die Preise anbelangt. Die Kaltmieten für noble Altbauten in bester Lage kosten keine 8 Euro/qm.



    An der Karl-Liebknecht-Straße steht eine Kneipe oft neben der anderen. Ich glaube, 100 insgesamt wird nicht reichen für die ca. 5 km lange Straße. Aber ich weiß nicht, wieviele es wirklich sind.



    Fischer-Art auch an diesem Portal.



    Die naTo ist Szenetreff seit vielen Jahren im Viertel.



    Straßensituation an der Karl-Liebknecht-Straße Abzweig Kochstraße.



    In der Kochstraße.




    Diesen Eisladen in selbiger Straße kann ich nur wärmstens empfehlen.



    Jetzt kommen 2 ganz ausgezeichnete Jugendstilgebäude. Als erstes Kochstraße 24.





    Kochstraße 28, Moritz Lindner, 1903






    Stimmung in der Kurt-Eisner-Straße.



    ..und wieder hinauf die Kochstraße in Richtung Connewitz.





    Die August-Bebel-Straße ist unstrittig eines der schönsten und nobelsten Straßen der Stadt. Aber wie schon gesagt, auch hier liegen die Kaltmieten noch deutlich unter 8 Euro/qm (so zwischen 6 und 7 Euro würd' ich sagen), die Eigentumspreise noch unter 2500 Euro/qm.




    Verwaltungsgebäude an der Karl-Liebknecht-Straße, leider weiß ich keine weiteren Daten dazu.



    Stimmung an der Karl-Liebknecht-Straße / Richard-Lehmann-Straße.



    Am Connewitzer Kreuz befindet sich die "Südbrause". Früher war es ein ganz schön vergammelter "Saftladen" gewesen, in den 1990ern hat man das Haus saniert und nach historischen Vorbild wiederhergestellt. Seitdem ist es beliebter Treff im Viertel.



    Ein weiteres szeniges Highlight in Connewitz ist das Werk II, ehemals eine Fabrik, das mit vielen Veranstaltungen unterschiedlichster Art aufwartet.







    In Connewitz sieht man viele Punker und Aussteiger, wobei ich nicht behaupten will, dass dies nun ausgerechnet auf diese Gruppe von Leuten zutrifft.



    Hausbesetzerromantik mit städtischer Duldung in der Stockartstraße.




    Brandmauerbemalung und Brachidylle in der Arthur-Hoffmann-Straße.




    In selbiger Straße.




    Blick in die Körnerstraße.




    Katholisch-Apostolische Kirche in der Körnerstraße, bauliche Daten sind mir leider nicht bekannt.





    Stimmung am Haupteingang zur Mediacity und zum Mitteldeutschen Rundfunk.




    Direkt gegenüber 20er-Jahre-Miethäuserbebauung mit expressionistischen Zügen.



    Die MDR-Gebäude gehörten ehemals zum Leipziger Schlachthof. Jetzt befinden sich in ihnen die Produktionsstätten.




    Blick zur MDR-Zentrale.




    Mit diesem Bild des Gasometers endet mein Rundgang. In dem Gebäude findet derzeit eine Panoramausstellung des antiken Roms vom Illusionskünstler Yadegar Asisi statt. Sehr sehenswert.


    Über Kommentare, Kritiken, Anregungen würde ich mich sehr freuen.

    Leipzigs Süden: großbürgerliches Leben - lebendige Szene

    Mit einer Galerie über die südlichen Leipziger Stadtteile Musikviertel, Südvorstadt und Connewitz möchte ich mein Debüt in diesem Forum geben. Mein Ziel ist es, euch in erster Linie einen Überblick über die bauliche Substanz, aber auch über das vielfältige Flair dieser Stadtteile zu vermitteln.


    Die baulichen Gegebenheiten reichen vom Spätklassizismus der ersten Stadterweiterung um 1860 bis zum Historismus, Jugendstil und Reformstil Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber auch die „Goldenen Zwanziger“ sind hier und da mit neuer Sachlichkeit, Expressionismus, Art Déco und Bauhaus präsent. Die Wiederaufbauphase nach 1945 hielt sich aufgrund chronischem Geldmangel und Prioritätenabsteckung der DDR-Administration angenehm zurück. Erst nach der „Wende“ verdichtete man das Viertel mit zum Teil recht ansprechender moderner Architektur.


    Als erstes zeige ich euch das Musikviertel, direkt im südwestlichen Anschluss an die Innenstadt, das aufgrund des Alten Gewandhaus (die Kriegsruine wurde 1968 beseitigt) seinen Namen bekam. Hier stehen neben dem Waldstraßenviertel in der nordwestlichen Innenstadt die prächtigsten Bürgerhäuser der Stadt. Schade, dass ausgerechnet hier ca. 60 Prozent im Krieg zerstört wurde. Heute zeichnet sich das Viertel durch viele Bildungs- und Justizgebäude aus.


    Danach zeig ich die Südvorstadt, die nahtlos an das Musikviertel angrenzt. Auch hier kennzeichnen Bürgerhäuser aus der Gründerzeit den Stadtteil, die allerdings qualitativ nicht mehr ganz so hochwertig ausfallen. Seit 1990 ist die linksalternative und freie Kultur fester Bestandteil in diesem Viertel, und schafft dort mit unendlich vielen Kneipen, Theatern und Szenetreffs ein besonders buntes Flair.


    Connewitz liegt noch weiter südlich von der Innenstadt. Die Grenzen zur Südvorstadt kann man heute nicht mehr ausmachen, da auch dieser Ort gründerzeitlich vollständig überformt ist. Ansonsten ist dort die gleiche Szene anzutreffen wie in der Südvorstadt.


    Der Rundgang zu Fuß durch diese Viertel erfolgte am Sonntag vor einer Woche, und dauerte trotz 34 Grad knapp 3 Stunden. Danach war die Luft bei mir raus, und obwohl es über 100 Bilder geworden sind, zeigen diese nur einen kleinen Ausschnitt der dort vorhandenen Gründerzeitbebauung.


    Soweit mir bekannt ist, werde ich den Bildern Daten wie Erbauungszeit, Architekt, Besonderheiten und Nutzung beifügen. Jetzt geht’s aber los...