Beiträge von Cowboy

    Ja, absolute Spitze, baukasten. Mir war gar nicht bewusst, wie "verkrüppelt" das Schokoladen-Palais vorher war. Insofern kann sich das Resultat wirklich sehen lassen. Die Begründung der Denkmalpfleger bzgl. des Palais ist ja mal wieder genial.

    Danke für die Ausführung. Ich denke, mit diesem Gebäude dürfen wir uns auf den ersten Motel-One-Neubau in Deutschland freuen. Soweit ist übrigens der Abriss des Interpelz-Gebäudes fortgeschritten:




    Fotos APH-User "Leipziger" (Veröffentlichung erlaubt)

    Update Bayerischer Bahnhof


    Zu diesem Bahnhof möchte ich bevor ich die Bilder zeige noch ein paar Worte verlieren. Er gilt nämlich nicht nur als ältester, noch erhaltener Kopfbahnhof der Welt (Bj. 1842-1844), sondern er ist auch ein Zeugnis für den rasanten Wandel Leipzigs, noch lange bevor die sog. Gründerzeit ganz Deutschland erfasste. In den Jahren vor 1840/50 kam es zur ersten Stadterweiterung in Leipzig. Östlich der Innenstadt ließ sich das mittlere Bürgertum nieder und gründete fleißig Unternehmen. Besonders die Buchindustrie florierte in dieser Gegend. Um 1840 gab es bereits über 100 Verlagsbuchhandlungen, 24 Druckereien und 7 Schriftgießereien. Zur gleichen Zeit gründete sich der erste Literaturverein Deutschlands und das erste Boulevard-Blatt Deutschlands, die Illustrierte Zeitung, ging hier an den Start. 60 Jahre später tummelten sich in der Ostvorstadt, dem sog. Graphischen Viertel, 848 Verlage und Buchhandlungen, 113 Musikalienhandlungen, 44 Antiquariate, 201 Buchbindereien und 189 Druckereien.


    Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Leipzig-Altenburg im Jahr 1842, strömten fortan zahlreiche Pendler auf der Suche nach Arbeit in die Stadt, und belebten die Gegend um den Bayerischen Bahnhof. Fabriken und Wohnungen, meist einfache Mietkasernen mit Flach- oder Pultdach, wurden aus dem Boden gestampft. Diejenigen, die schnell zu Reichtum gelangten, ließen sich spätklassizistische Villen errichten, von denen heute noch viele in der Ostvorstadt stehen (In der Dresdner Str. oder in der Dafourstr. z.B., alle so um 1850/60 errichtet). Leipzig wandelte sich von der Stadt zur Großstadt.


    In diverser Literatur und historischen Romanen habe ich gelesen, dass wohl vielen damals diese Zeit sehr suspekt war: rasant, hektisch und schnelllebig. Wie immer man den Begriff definieren mag, die Moderne in Leipzig begann genau zu dieser Zeit...



    Um die Bauarbeiten zu vereinfachen, wurde der 1844 eingeweihte Portikus um 30 Meter nach Osten verschoben. HIER könnt ihr euch 3 Videos von der Verschiebung ansehen.






    Blick in die Station



    Die Bausubstanz der verbliebenen Bahnhofsgebäude wurde mit höchster denkmalpflegerischer Sorgfalt 1999/2000 saniert, und ggf. nach historischen Vorlagen ergänzt. Heute werden die Gebäude gastronomisch genutzt.









    Dahinter verliefen die Gleise in Richtung Süden, unter denen sich in Zukunft der City Tunnel befinden wird. Jetzt nagelt mich bitte nicht auf die genaue Meterzahl fest, aber ich meine gelesen zu haben, dass der Tunnel in 400 bis 500 Metern wieder ans Tageslicht kommt. Die auf dem Bild zu sehende Brachfläche soll in eine attraktive Parkanlage umgewandelt werden.



    Und jetzt noch ein Blick in die Station aus Richtung Süden.



    Zoom


    Bilder von mir

    positiv hingegen: inzwischen wurde auch der rückwärtigie, ältere fabriktrakt in lofts umgewandelt. auch dabei wurde - analog zur signatur "felsche" - der schriftzug "veb goldeck" wiederhergestellt. auf der baustelle im vordergrund wurde inzwischen der "mediencampus" (hier im forum irgendwo zu sehen) fertiggestellt.


    Fabrik Felsche vor der Sanierung, im Sommer 2006 von 'nem Freund auf 'ner Stadtrundfahrt geknippst (Veröffentlichung erlaubt)



    2 Fotos nach der Sanierung im Sommer 2007, der Schriftzug VEB Goldeck wurde beibehalten. Vorn links zu sehen die Rückfront vom Schokoladen-Palais. Fotos von APH-User Stiffler 2207 (Veröffentlichung erlaubt).


    ^ Das sehe ich ganz genau so. Bei den Bildern handelt es sich aber nicht um ein neues Rendering, sondern um das alte in groß. Baudezernent Martin zur Nedden betonte, dass Grüntuch & Ernst die Fassaden gründlich überarbeiten, so dass im Moment in dieser Hinsicht kein Anlass zur Kritik bestünde. Auch die großformatige Darstellung berühmter Leipziger Musiker auf Lamellen wird so vermutlich nicht umgesetzt werden. Die Gestaltung der Baukörper soll sich aber nicht mehr ändern. Schade.

    Das Wohnprojekt Schokoladen-Palais finde ich nur mittelmäßig gelungen, zu sehr sieht mir alles nach liebloser Investoren-Umsetzung aus. Ein Bild von 2005, kurz vor Fertigstellung:



    Bild von mir

    Das oben auf der Studie zu sehende Hochhaus am Ring basiert übrigens noch auf einem Rahmenplan für Hochhäuser aus den 1920er-Jahren (werde gleich damit im Städteranking-Thread prahlen gehen), als nach dem Bau des Kroch-Hochhauses 1927 der (halbe/ganze?) Innenstadtring mit weiteren Hochhäusern versehen werden sollte. Davon realisiert wurden bislang:


    - Europahaus (Bj. 1928/29, Höhe: 53 Meter)
    - City-Hochhaus (Bj. 1968-72, Gesamthöhe: 155,40 Meter)
    - Wintergarten-Wohnhochhaus (Bj. 1970-72, Höhe: 95 Meter)
    - Bank deines Vertrauens, die SachsenLB (Neunziger Jahre, ca. 60 Meter - muss noch mal nachgucken)



    Für meine Begriffe ist der Bedarf für ein weiteres Hochhaus mittelfristig nicht gegeben. Der Immobilienmarkt ist trotz Aufschwung schwach, die Wirtschaftskraft trotz Wachstum gering.

    Bevor ich morgen oder in den nächsten Tagen mit einem kleinen Update vom Bayerischen Bahnhof weiter mache, möchte ich euch die Visualisierung der einzelnen Stationen zeigen. Mich wundert's, dass es auf den letzten 6 Seiten noch keiner getan hat.


    Station Hauptbahnhof:
    Über 3 so genannte Atrien, die in Zukunft auch den Zugang zur Shoppingmall und den Straßenbahn-Haltestellen vorm Bahnhof ermöglichen, ist der Tiefbahnhof mittels Rolltreppen und Aufzüge zu erreichen. Vorgesehene Bahnsteiglänge: 215 Meter, bei Bedarf kann auf 400 Meter ausgebaut werden.




    Station Markt:
    Diese Station wird über 2 Eingänge nördlich und südlich des Marktes erreichbar sein. Für den südlichen Eingang wird der historische Eingang des ehemaligen Untergrundmessehaus (Bj. 1925, wegen des City Tunnels abgebrochen) aus Rochlitzer Porphyr wieder hergerichtet werden. Vorgesehene Bahnsteiglänge: 140 Meter.




    Station Wilhelm-Leuschner-Platz:
    Vorgesehene Bahnsteiglänge: 140 Meter




    Station Bayerischer Bahnhof:
    Der älteste Kopfbahnhof Deutschlands soll mit dieser modernen Station zu einem unverwechselbaren Ensemble zusammenwachsen. Ausgefeilt: Großzügig gestaltete Lichträume sollen die 20 Meter tiefe Station mit Tageslicht ausleuchten. Vorgesehene Bahnsteiglänge: 140 Meter.






    Haltepunkt Semmelweisstraße:
    Dieser neue, oberirdische Haltepunkt mit seinen 2 neuen Bahnsteigen liegt in der Südvorstadt, und soll eine direkte Anbindung an die MDR-Zentrale erhalten.


    Bilder: Freistaat Sachsen
    Hinweis des Urhebers: Honorarfreie Veröffentlichung unter Angabe der Quelle erlaubt


    EDIT: Blöder Fehler von mir, ich habe die Bilder der Stationen Bayerischer Bahnhof und Wilhelm-Leuschner-Platz vertauscht. Ist jetzt korrigiert, Entschuldigung.

    Bereits 2006 wurde das Stadtenwicklungskonzept "Planwerk 2015" einstimmig vom Stadtrat verabschiedet. Dieses sieht folgendes vor:


    - die Visualisierung der langfristigen Stadtentwicklung Leipzig in ihrer stadträumlichen Ausprägung
    - die Darstellung der aktuellen sowie mittel- und langfristigen Projekte
    - die Herausarbeitung der wichtigsten stadträumlichen Potenziale sowie deren Vernetzungsmöglichkeiten
    - die Fokussierung der Schwerpunkträume der Stadtentwicklung


    2008 werde ich (und hoffentlich auch ein paar Mitstreiter) näher darauf eingehen. Vorab 2 Visualisierungen aus der Innenstadt. Die rot markierten Gebäude befinden sich entweder schon im Bau (z.B. Brühl, Universität), in Planung (z.B. die südwestliche Randbebauung des Bildermuseums) oder sind gegenwärtig noch Zukunftsmusik (z.B. der Hochhauskomplex am nordwestlichen Rand der Innenstadt -angestrebt sind knapp unter 100m-, oder die Neubebauung der ehemaligen Petersvorstadt rund um den Wilhelm-Leuschner-Platz - wo heute Wiese ist).




    Quelle und weitere Infos zum Zentrum: http://www.leipzig.de/de/buerg…anwerk/potenzial/zentrum/

    ^ Du hast schon recht, mit dem was du schreibst. Freidenker aller Couleur wurden von den Nazis verfolgt. Die Aussage im Wikipedia-Artikel impliziert aber, dass der zweckorientierte Bauhausstil in den Zeiten, wo die Nationalsozialisten an der Macht waren, nicht mehr umgesetzt wurde, faktisch bis 1945 unterbrochen war. Das war aber mitnichten so.

    ^ Dass mit der Entstuckung glaube ich fast nicht:


    1. sehe ich typische Arbeiter-Gründerzeitler, wo der maschinell gefertigte Stuck noch dran ist.
    2. sehe ich viele Gebäude, die nach 1907 errichtet wurden, wo man schon zu einer neuen Sachlichkeit überging - Stuck & Schnörkel somit verpönt waren.


    PS. Der im Wikipedia-Artikel Verweis darauf, dass die Neue Sachlichkeit (bzw. Bauhausstil) mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete, halte ich für eine völlig falsche Aussage. Die These Nationalsozialismus contra Bauhaus halte ich für grundfalsch.

    ^ Dem stimme ich zu. Für das Amt eines Bürgermeisters sollten sexuelle Präferenzen immer Privatsache sein, ob nun homo- oder heterosexuell. Und wenn ich mich recht entsinne, kümmern sich doch gerade in Hamburg viele private Stiftungen, Vereine und Initiativen um soziale und kulturelle Belange. Solches Engagement finde ich viel besser als immer gleich nach'm Staat zu krähen, wenn's irgendwo nicht klappt.

    Hinweis der Moderation: Die Einbindung des Zitats wurde editiert. Grund: Unerlaubtes Pressezitat.
    Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Texten achten. Vielen Dank.


    Für mich klingt es reichlich realitätsfern und übergeschnappt, wenn der OBM Zuzügler als Argument anführt, um den Bedarf an Luxuswohnungen zu rechtfertigen. Als ob das Gros der Neuankömmlinge keine anderen Sorgen hätte als 'ne Luxuswohnung zu beziehen, und als ob 10000 Euro/qm "angemessen" seien. Wurde hier nicht irgendwo geschrieben, in Düsseldorf sei man bescheiden?

    Schöne Bilder, absolut repräsentativ für Dresden außerhalb seines -leider- zerstörten Zentrums. Ich war im April oft mit dem Rad unterwegs, und bin endlos lange durch solche Villenviertel gefahren. Das hörte überhaupt nicht mehr auf, und ich war schon fast froh, als ich hier und da doch mal einen DDR-Bau oder 'ne plumpe Nachwende-Kiste zu sehen bekam.


    Die trüben und dunklen Bildern zum Schluss zeigen eindrucksvoll, dass gute Architektur auch bei schlechtem Wetter noch was her macht, und dieser komische rosafarbene Neubau wiederum sieht neben den herausgeputzten Altbauten verdammt altbacken aus. Die sog. Moderne steckt tief in der Krise.


    Wie hoch ist in diesen Vierteln eigentlich die "Wessi"-Quote? Ich tippe vorsichtig auf 30 Prozent.


    Zum Schluss ein Video, wie Dresden vor 17 Jahren noch ausgesehen hat. Unglaublich, und dabei sah Leipzig noch viel schlimmer aus:


    http://de.youtube.com/watch?v=eWUE3bw3_7M&feature=user

    Ja, ja, Dresden und sein Umland sind schon ein Traum. Letzten April weilte ich einige Tage im Stadtteil Blasewitz, und ich - als jemand der aus Leipzig kommt, wo gepflegte Feindschaft mit der sächsischen Schwester seit Jahrhunderten Tradition hat - muss sagen, dass mir beinahe alles an der Stadt außerordentlich gut gefallen hat. Interessant fand ich auch, dass an dem einen Sonntag Unmengen viele Familien in auffallend vornehmer Garderobe (nicht zu verwechseln mit Schicki-Micki-Outfit) die Elbwiesen bevölkerten. Das verloren geglaubte Bürgertum in Dresden wird wieder zelebriert (zumindest sonntags). Ganz kurz noch, was mir in Dresden außerdem noch auffiel:


    - rekordverdächtige Villendichte
    - sehr sauber
    - lebendig
    - geringe "Assi-Dichte" in vielerlei Hinsicht
    - freundliche Menschen (okay, lag bestimmt auch am schönen Wetter)
    - tolle Szene im Stadtteil Neustadt


    Vielen Dank für die schönen Fotos, Youngwoerth.

    @ dj tinitus,


    nein, mit deiner Vermutung liegst du falsch. Allein das Mauricianum, das vorher an selbiger Stelle entlang der Grimmaischen Straße stand, halte ich in baulicher und ästhetischer Hinsicht für nicht wiederaufbauwürdig. Aber ich kapier grad nicht, warum du den Unineubau auf die Kirche reduzierst. Das ist, als ob jemand beim Bau eines neuen Bahnhofs sagt, es sei sinnvoller, statt einer Bahnhofsmission einen Bahnhof zu bauen. Die Unikirche ist/war doch nur ein Teil der Uni. Freilich war sie über Jahrhunderte hinweg die geistige Mitte der Universität sowie Wirkunsgsstätte von Gellert, Bach, Mendelssohn Bartholdy, Gottsched und Goethe. Bis an den Tag, wo SED-Obrigkeit und Uni die vom Krieg völlig unversehrte Kirche sprengen ließen. Man muss also mitnichten ein Christ sein, um den kulturhistorischen Wert dieser Kirche zu schätzen, und für deren Wiederaufbau einzutreten...

    Hmmm, ich finde diese Betonstelzen gar nicht so hässlich. Sie zeugen doch vom Technischen Fortschritt und zeigen auf eindrucksvolle, dynamische und zugleich wuchtig monolitische Weise, dass es für den Menschen keine Hindernisse in der Natur mehr gibt.


    So krass wagt es nicht einmal die hiesige Betonlobby auszudrücken.

    Yup, der Bau entlang der Grimmaischen Straße enttäuscht auf der ganzen Linie. Da ist es auch wenig tröstlich, dass wenigstens die historische Gebäudekante wieder aufgenommen wird, so dass die Grimmaische Straße nun wieder bis zum Augustusplatz einheitlich wirkt. Ich mache mir allerdings auch keine große Hoffnung, dass es die Bebauung am Augustusplatz herausreißen wird. Der Neubau wird einer Uni, die mitten im Zentrum steht und zu den ältesten Deutschlands zählt, nicht gerecht - Kostenlimit hin, Postmoderne her. Schade.