Genauso wie niemand eine Autodiktatur mag, mag niemand eine "Ökodiktatur", indem man einfach alles über Zwang und Verbote regelt oder sich noch besser auf Straßen festklebt, aber keine Konzepte hat. Einfach die Spuren sperren reicht eben nicht.
Die ständige Mär von der "klimagerechten" Stadt ist so ausgelutscht wie falsch, da es wenn umweltgerecht heißen müsste. Aber das gehört nicht hier hin in ein Architekturforum...
Zudem will die Stadt z.B. die Berliner Straße von zwei auf eine Spur reduzieren (sic!) - trotz bevorstehender tausender neuer Bewohner und Arbeitsplätze, Schulen etc. rund um Löwitz und 416. D.h. die "Umleitung" des Verkehrs aus dem Innenstadtbereich über Straßen nördlich und südlich davon würde grandios im Stauchaos scheitern. Ringstraßen weiter nördlich und südlich (u.a. Max-Liebermann-Str.) sind bis heute nicht komplett geschlossen und somit keine "360°-Alternative" um die Stadt herum.
Bevor man also die Innenstadt-Straßen abschafft, muss man erstmal die Infrastruktur abseits davon ertüchtigen, bauen, erweitern und v.a. die LVB attraktiver machen. Seit Monaten fährt diese mit einem Ferienfahrplan, egal ob Ferien sind oder nicht. Und selbst mit diesem reduzierten Plan lebt die Unzuverlässigkeit weiter, da tagtäglich zahlreiche Fahrten auf Bus und Bahn ausfallen, die Linie 8 ist häufig nur noch in der Theorie existent. Das ist nicht attraktiv, sondern abschreckend.
Du möchtest umweltgerecht? Here we go:
- Was sind die langfristigen Gesundheitsschäden durch MIV-bedingten Lärm?
- Was sind die langfristigen Gesundheitsschäden durch MIV-bedingte Abgase?
- Was sind die langfristigen Gesundheitsschäden durch verhinderte (Rad-) Bewegung? (statt möglicher 60% nur 20% Radfahrer)
- Was sind die unmittelbaren Gesundheitsschäden bei exzessiver Hitze aufgrund zu-asphaltiertem Stadtraum?
- Direkte Verkehrstote (so man sich doch dem Risiko Radfahren aussetzt) scheint als Kollateralschaden ja eh allgemein akzeptiert.
Auch ohne das Wort “klimagerecht” zu nutzen, haben wir es mit einem Fundamentalproblem zu tun, dessen allgemein akzeptierter Hoheitsanspruch sich nur durch Autodiktatur erklären lässt.
Müsste man nicht Aber-Milliarden in autogerechte Straßeninfrastruktur stecken, könnte man den attraktivsten ÖPNV ever anbieten. Selbst wenn man es macht: Auch der beste und günstigste ÖPNV wird nicht Alle zum Umsteigen bewegen. Daher muss MIV gleichzeitig unattraktiv gemacht werden! Umso größer die Städte, umso erfolgreicher wird das praktiziert. Paris, London, New York … die Liste ist lang. Wurde hier auch schon erwähnt. Dein Argument entspringt halt einzig und allein Auto-diktatorischer Bewertung und Betrachtung.
Exposé 1 aus Berlin von gestern: www.tagesspiegel.de
Mustergültiges Bsp für den gesetzlich vorgeschriebenen Autowahn. Merke: Wenn du Giffey gegen dich hast, weißt du dass du alles richtig machst ...
Exposé 2 aus Lpz von gestern (wie man sich größtmöglich bei Großereignissen blamiert):
Da man nicht in der Lage ist, den simpelsten aller Moves zu machen und den Ranstädter Steinweg bis Waldplatz während der RB-Heimspiele sperrt, stehen die Trams regelmäßig im von einer Superminorität verursachten Stau. Gestern ist daraufhin über Westplatz umgeleitet worden, wo nach kürzester Zeit ebenfalls 'Gridlock' geherrscht hat. Wie zur gottverdammten Hecke kann es sein, dass max 5% der Stadionbesucher:innen die meinen ihren Blechhaufen in unmittelbarer Stadionnähe abstellen zu müssen, mind 60%+ derer die mit Tram anreisen ausbremsen (der Rest Rad/zu Fuß)??? Zumal der ÖPNV exzellent und frei für Stadionbesucher:innen ist (siehe oben), und gleichzeitig Tausende von Parkhausstellplätzen im Innenstadt-Bereich frei sind! Es kommt einer sowas von absurden Shitshow gleich! Woche für Woche bricht der Tram-Verkehr zusammen, nur weil man nicht in der Lage ist die einzig relevante ÖPNV-Zufahrt ins Stadion frei zu halten. Es sprengt einem das Gehirn, wenn man sich überlegt wie hier eine lächerliche Minderheit der maximalen Mehrheit auf der Nase rumtanzen darf. Aber klar, Ökodiktatur!!!1111!!ELF!! WTAF!!
Die Stadt hat kein Interesse an einem ausgebauten und vor allem schnellen und zuverlässigen ÖPNV. Es ist Klientelpolitik vom feinsten. Nur das funktioniert eben auch nicht reibungslos. Man kann nicht einen Teil der Bevölkerung (hier: junge Fahrradfahrer:Innen mit intellektuellem Hintergrund ohne reguläre 40-Stunden-SV-pflichtige Beschäftigung) über alle anderen stellen und insbesondere den durchschnittlichen Leistungsträger, der ggf sogar aufs Auto angewiesen ist, mit immer weiteren Einschränkungen belegen. Für ein friedliches Zusammenleben sorgt das jedenfalls nicht (!). Der Hass auf Autofahrer nimmt bei manchen schon pathologische Züge an... Würde mich nicht wundern, wenn daraus früher oder später auch mal Tätlichkeiten erwachsen. Und ja, ich weiß sehr wohl, was ich in den letzten Zeilen geschrieben habe. Und nein, ich bin aufgrund meiner Meinung nicht intellektuell minderbemittelt sondern äußere diese im Rahmen der freien Meinungsäußerung - die als eigentlich vom Grundgesetz geschütztes Rechtsgut doch zunehmend strapaziert wird.
Denke ich muss meinen Vorrednern nicht mehr viel hinzufügen. Wie Nuperus bin auch ich Radfahrer UND durchaus passionierter Autofahrer
Zur Info und als Gruß in Dein faktenfreies Paralleluniversum (nicht dass ich mir Illusionen machen würde, dass Dich iwas meiner Argumente interessieren wird): Meine Kolleg:innen fahren so gut wie alle ausschließlich mit dem Rad. Von Student:in bis Professor:in, und ich sag mal so, was der akademische radfahrende Mittelbau verdient und versteuert ist nicht wenig. Die Anzahl derer die gern mehr Radfahren würde ist immens. Utrecht ist mit 60% Radfahrer:innenanteil vmtl das, was bei perfekten Bedingungen Standard wäre. Mit 20% Anteil in Lpz sind wir Welten davon entfernt. 40% werden somit vom MIV und der dazugehörigen radfeindlichen autogerechten Infrastruktur unterdrückt. Inklusive aller negativen Auswirkungen (siehe oben). Der Anteil derer, die in zentrumsnähe einen Blechhaufen bewegen muss, dürfte sich im niedrigen einstelligen Bereich bewegen.
Wenn Diejenigen die eigentlich gern Radfahren wollen würden, den gleichen Terz machen würden wie die Blechbüchsenanbeter - mit lauter Unterstützung quasi sämtlicher Mainstream-Medien (so wie es gegenwärtig pro Autodiktatur der Fall ist) - die Stadt wäre längst nicht mehr die Asphaltwüste die sie heute ist. Was mich dabei am meisten frustriert ist, dass die pro-Rad Fraktion noch viiiiiieeeel zu leise ist. Fast schon unterwürfig gibt man sich mit Minimalkompromissen zufrieden, stellt den inakzeptablen status quo aber kaum infrage. Welches massive Privileg der MIV in DE besitzt ist leider selbst den wohlmeinendsten Zeitgenoss:innen selten richtig bewusst.
Der Rest Deiner Argumentation ist einfach nur unwürdiger und destruktiver Nonsense. Wutbürger-Sprech vom Allerfeinsten. Recht auf freie Meinung bedeutet nicht, dass die Meinung unwidersprochen bleibt. Recht auf freie Meinung bedeutet, dass du schwurbeln kannst bis der Arzt kommt und dennoch nicht im Knast landest. Insofern wäre ein bisschen Demut in Anbetracht der Dir rechtlich zustehenden (Rede-) Freiheiten durchaus angebracht