Ja, das stimmt. Aber warum hat es von den in den Westen gegangenen Leipzigern fast keiner in eine Führungsposition geschafft und warum funktioniert das in die andere Richtung bestens? Das will mir einfach nicht in den Kopf. Und man darf auch nicht den Denkfehler begehen, dass Leipzig die Insel der Glückseligkeit im luftleeren Raum ist. Im Umland sieht es weit weniger rosig aus. Und was bringen bei dieser steigenden Frustration die nächsten Landtagswahlen? Auch das wird Leipzig so oder so treffen. Bei 40% latenter Zustimmung zur afd kann man sich ausrechnen in welche Richtung das geht. Schauen wir mal in das westlich von uns gelegene Thüringen, in dem an der afd vorbei nicht mehr regiert werden kann. Das ist in Sachsen möglicherweise auch die Richtung in die es geht. Vor dem Hintergrund kann ich es wirklich nicht verstehen, dass man nicht endlich mal versucht, die Ungleichheit zu beseitigen...
Es braucht Netzwerke und Vertrauen ins System. Beides bekommst Du nur, wenn Du durch Schule und Uni im selben System gegangen bist. Es hätte daher Jedem von vornherein klar sein müssen, dass es mindestens 1 Generation braucht bis Führungspositionen mit Kräften aus dem ex-Osten besetzt werden. Und guess what, ich kenne mittlerweile mind 3 Professoren der jungen Generation mit ostdt Herkunft allein in Leipzig. Selbst in den alten Bundesländern setzen sie sich mittlerweile erfolgreich durch. Gehalt ist im öffentlichen Dienst übrigens ebenfalls dasselbe. Insofern ist Deine vorangegangene Aussage widerlegt.
Ich verstehe zwar, dass Leute sich als Wendeverlierer empfinden, selbst wenn sie ökonomisch gut gestellt sind, allerdings check ich nicht was es bringen soll ständig in einer komplett nutzlosen Erwartungshaltung zu erstarren. Es gibt in Jedem Land erfolgreiche und weniger erfolgreiche Regionen. Das kann sich ändern mit der Zeit, lässt sich aber weder mit Gießkanne, noch mit Verordnungen erzwingen. Wer permanent mit grumpy face durch den Alltag geht, wird bestimmt nicht dazu beitragen, dass in seiner Region in absehbarer Zeit irgendwas besser wird. Es braucht zivilgesellschaftliches Engagement! An der Stelle muss mehr Support von bundesstaatlicher Seite kommen, insbesondere in SN/TH/ST! Zivilgesellschaftliche Akteure und Organisationen (Demokratie-Initativen, Vereine, Verbände, Schulen, Ehrenämter, Kultureinrichtungen (insbesondere Soziokultur)) sind das Fundament einer funktionierenden Gesellschaft. Es ist die Art von Teilhabe und Mitwirkung, die im Osten leider erst ganz langsam auf die Beine kommt. Dazu braucht's weder Professoren, noch Industriemagnaten. Dazu brauchts gesellschaftliche Strukturen. Strukturen die es im Osten kaum gab und nach der Wende nicht entscheidend gefördert worden sind. Die Auswirkungen des fehlenden gesellschaftlichen Kitts (der auf Eigeninitiative basiert), sind von politischer Seite maßlos unterschätzt worden. Man dachte mit Gießkannen-Subventionen und in die Landschaft gepflasterten Autobahnen wird sich das schon von selbst regeln. Tatsache ist, dass die nächste Generation es langsam schafft diese Lücke wieder erfolgreich zu füllen. Beispiele gibt es genug (Leipzig ganz vorn mit dabei) und sie strahlen ins Umland aus, bzw führen zu einem (stark) pos Wanderungssaldo.
Wie dem auch sei. Ein mehr als abendfüllendes Thema, dem mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und dem Nachplappern von gängigen Klischees ganz sicher nicht beizukommen ist.