Ich versuchs nochmal etwas weniger polemisch, obwohl ich finde, dass es eine gewisse Polarisierung gegen BS und faktischen/fachlichen Nonsens durchaus braucht. Permanentes Appeasement führt uns jedenfalls nicht weiter. Wie dem auch sei, ich ergänze nur, da viel Wichtiges und Richtiges schon gesagt worden ist.
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Quote PeterL: "Wenn man Pendlern (hier eine Autospur auf einer zentralen Verkehrsachse) was wegnimmt, dann müssten halt die Alternativen besser und zuverlässiger sein, dann würde das Thema auch in der Emotionalität nicht so diskutiert werden."
—> TLpz_ hat es bereits auf den Punkt gebracht. Pendler haben nicht mehr Recht auf öffentlichen Raum als der Rest. Der urbane Raum bzw der Verkehrsraum gehört allen. Man hat dem MIV den Raum bisher auf Kosten der Allgemeinheit bzw zum Schaden einer Mehrheit geschenkt. Mittlerweile ist es derart gesellschaftlich normalisiert, dass es als Recht begriffen wird. Moto-Normativität nennt sich das im Fachjargon. Leider ist es weder Recht, noch gerecht. Es ist ein Privileg, was denjenigen die davon (vermeintlich) profitieren naturgemäß schwer fällt zu akzeptieren. Was ist bspw mit meinen Recht als Radfahrender auf sichere Wege? Warum siehst du nicht, dass ich allen Grund habe mega-frustriert zu sein?
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Quote PeterL: "Ich wiederhole mich, man wird die Verkehrswende nur regional mit besseren und zuverlässigen Angeboten auf der Schiene und mit Bussen lösen können. Dazu Ausbau Radwege, Aufwertung Fußwege, Car-Sharing usw. und man wird da eine klare Veränderung im modal split sehen."
—> Man bekommt den Verkehr, für den man baut bzw den man sät ('induced demand'). Die vergangenen 70+ Jahre haben wir fast nur für den MIV gebaut. Baue ich sichere Radwegenetze, bekomme ich Radfahrende! Baue ich Brücken, bekomme ich Menschen die sie nutzen. Die Mehrheit der Menschen möchte sorgenfrei Radfahren. Ausbau Radwege geht aber aus physikalischen Gründen (auch bekannt als verfügbare Fläche) nur wenn anderswo reduziert wird. Alles keine Raketenwissenschaft. Wer beansprucht mit Abstand den meisten Platz in der Stadt? Stehende und gelegentlich fahrende Fahrzeuge (aka Stehzeuge)! Dass sie gleichzeitig brutale Gesundheitsschäden verursachen, wahnsinnig teuer und hochsubventioniert im Vergleich zum Umweltverbund sind, macht die Notwendigkeit für inklusiven und gerechten Wandel nur noch offensichtlicher.
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Quote PeterL: "Für die Radfahrer wird es in stadtauswärtiger Richtung besser, das freut aber eher radelnde Personen in Probstheida als Menschen in Threna. Ich kann da schon auch den Frust einiger Menschen verstehen."
—> C. S. hat das alles bereits gecovered. Deine Moto-Normativität ist in jedem Post mit Händen zu greifen. Den Frust der Pendler verstehst Du. Den Frust derer die gar nicht da sind, weil sie keine Wege haben auf denen sie sicher fahren können ignorierst du komplett! Eine schnelle, auf voller Länge und sicher mit separaten Radschnellwegen ausgebaute Prager Straße würde massiv Leute aufs Rad locken. Gewohnheiten passen sich den Gegebenheiten an. Das wiederum schafft Raum auf der Straße, welcher selbst denen die weiter im Auto pendeln wollen zugute kommt.
Ein genereller Punkt noch zu zwei Spuren. Zwischen Kreuzungen machen 2 Spuren für MIV absolut keinen Sinn. Null. Es ist nutzlose Asphaltversiegelung, animiert zur Raserei, ist die Hölle für Nicht-Autofahrende. Die Kreuzungen sind der Bottleneck. Davor eine kurze zusätzliche Abbiegespur (wo Platz ist), ist alles was es braucht. Auch wieder Physik. Diesmal Fluid Dynamics. Gibts Bazillionen von Studien, die in Planungsämtern leider die wenigsten kennen. In CDU-Kreisen sowieso nicht.
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Quote PeterL: "Mir ist bewusst, dass es viel mehr als nur einen der 60-jährigen Bewohner aus Liebertwolkwitz oder Threna gibt, der so denkt."
—> LE Mon. hist. hat auch hier mit einem extrem guten und wichtigen Antwort. Autofahrende Bewohner aus dem Umland haben die gleichen Rechte wie Radfahrende Bewohner der Stadt. Moto-Normativität kennt hingegen nur die Rechte des MIV. Und genauso argumentierst du in jedem einzelnen Post. Wie gesagt, es fällt dir null auf. Du hinterfragst es nicht. Du erkennst die systematischen massiven Benachteiligungen für Nicht-Autofahrende einfach nicht. Ich werfe es dir nicht mal vor. Wir alle sind in dieser ungerechten, einseitig wertenden Welt aufgewachsen, aber wenigstens reflektieren könnte man doch mal versuchen? Gewohnheiten passen sich den Gegebenheiten an! Remember?
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Quote PeterL: "Mein Punkt ist einfach, dass man Menschen wie im obigen Beispiel mehr mitnehmen kann, wenn die umweltfreundlichen Alternativen eben auch deutlich besser und zuverlässiger werden. So steigen mehr Leute um und es reicht dann eben auch eine Spur im besagten Abschnitt. Wenn Stadt (Ausbau Linie Herzzentrum) oder S- und Regionalbahn hier zu wenig liefern, erzeugt das eher Frust. Auf diesem Frust können dann eben die bekannten politischen Akteure aufbauen und niemand muss sich bitte wundern."
—> Umweltfreundliche Alternativen brauchen den Platz, der derzeit fast ausschließlich dem MIV zur Verfügung steht. Gut, die Tram hat man glücklicherweise nicht geschafft wie anderswo auch noch dem Auto zu opfern. Besser geht auch im ÖPNV immer, aber eben nur durch geänderte Prioritätensetzung. 'Push and Pull' heißt das Konzept. Der Frust ist ideologie- und teilweise lobby-getrieben. Es wird den Menschen eingeredet, dass ihnen was weggenommen wird, wenn man auch nur eine MIV Spur anrührt, einen Parkplatz abschafft oder - god forbid - Tempo 30 fordert. Das Gegenteil ist der Fall: Die Stärkung des Umweltverbunds schafft Angebote ('pull'), auf die viele Menschen sehnlichst warten. Bzw entdecken würden, wenn sie einmal da sind. Die Sache mit den Gewohnheiten ... bin sicher, du erkennst das Muster Der MIV würde sich automatisch reduzieren, anfangs brauchts - aus hoffentlich mittlerweile verstandenen Gründen - Reduktion ('push'). Wir wissen dass es funktioniert. Zum Gewinn Aller! Auch der CDUler. Sie wollen es nur leider nicht hören oder verstehen.