Marginal und nur der Anfang
1. Der Mensch wird höchst selten die Vogelperspektive einnehmen. Doch macht auch sie deutlich, die Grundrißlösungen zielen mit der einen Rundung mehr oder weniger allein auf die maximal zu bebauende Gesamtfläche. Die Unterschiede sind also marginal.
2. Jede der Fassaden (ich war gestern auch in dem Präsentationszelt) ist verwechselbar, zeigt nichts Neues, nichts, das dem Platz gerecht werden könnte, wenn es denn zwingend erforderlich wäre, den Platz derart flächig zu bebauen, nichts, was man in Düsseldorf nicht schon mehrfach finden könnte.
3. Das Verfahren ist eine Pharse. Es lagen keine Umfragebögen aus. Daher habe ich eine der zuständigen Damen angesprochen und gefragt, ob man in der Umfrage auch eine Kritik zum gesamten Baukörper äußern könnte ohne sich eher für die eine oder andere Fassade entscheiden zu müssen. Dies wurde klar verneint. Dann fragte ich, ob ich den Fragebogen im Internet herunterladen könnte. Auch dies wurde verneint. Vielleicht hinterher, sagte sie dann. - Ich halte die Aktion für eine reine Placebo-Bürgerbeteiligung.
4. Es liegt kein Architekturwettbewerb für das Gesamtprojekt vor. Dieser hätte unter Beachtung des Denkmalschutzes (diesem unterliegen der Hofgarten und der Tausendfüßler) und einer gesamt-städtebaulichen Planung unbedingt erfolgen müssen. Dies ist ein Punkt der besonders deutlich wird, wenn man betrachtet, wie nach dem Bau der Bank, dem Abriß des Tausendfüßlers und dem Bau des Tunnelsystems weitergegangen werden soll. Jede Lücke, sei sie auch noch so klein, soll mit Gebäuden zugestellt werden. Es wird keine Rücksicht auf bereits bestehende oder entstehende Sichtachsen genommen, weil es offensichtlich nur um die Einnahme durch den Verkauf von Grundstücken geht.
5. Ein Exkurs, da es ja hier grundsätzlich nur um die sog. Köbogen-Bebauung und nicht um den Tausendfüßler geht, doch der Abriß leider mit dem Bau der Trinkaus-Bank dann doch beschlossene Sache zu sein scheint:
Der von mir bereits angesprochene Anstrich des Tausendfüßlers meint nicht den Anstrich der gesamten Konstruktion. Es geht nur um den ehemals weiß gestrichenen Streifen an der oberen Kante. Der Rest muß noch nicht einmal gesandstrahlt werden. Eine wirklich kleine Aktion, Spuren von Verwitterung zu entfernen, um der Schandfleckfraktion Stimmen abzujagen. Weitere würden schon verstummen, wenn man das Abstellen von Müllcontainern und das "wilde" Abstellen von Lieferwagen unterbinden würde.
Man kann sagen, die Zeit der Hochstraßen sei vorbei. Da stimme ich grundsätzlich zu. Doch handelt es sich beim Tausendfüßler nicht um ein dauerhaftes Provisorium, wie es das in Düsseldorf zum Beispiel am Werstener Kreuz und anderswo in Massen gegeben hat und vielfach leider immer noch gibt. Zumal der Tausendfüßler sich formal sehr extrem von seiner reinen Zweckbindung entfernt. Ebenso wird vielfach gesagt, die Zeiten der U-Bahn-Bauten sind vorbei und die Zeit der Wiederkehr der Straßenbahn sei gekommen. Diese würden das Stadtbild beleben und nicht abtöten. Wenn man an den Sichtkontakt nach außen auf eine Geschäftszeile zum Beispiel und aufgrund der häufigeren Haltestellen an die Möglichkeit des spontanen Aussteigens denkt, nicht unbedingt verkehrt.
6. Ich halte es für gefährlich, die Diskussion auf den Fassadenwettbewerb zu reduzieren, weil sie einen Status Quo schafft, der nicht so einfach zurückzunehmen ist und den bereits angedrohten nächsten Schritten, wie sie hier nur kurz angesprochenwerden können, freie Bahn verschafft. (Man hat es ja zum Beispiel in Heiligendamm gesehen, wieviel Denkmalschutz wert ist, wenn ein Unternehmen mal eben schnell einen Abriß erledigt.) Außerdem ist in der Amtszeit des jetzigen Oberbürgermeisters ein Klima zwischen seinen alleinigen Entscheidungen und ansonsten großer Unterwürfigkeit und Passivität entstanden, das für die Stadtentwicklung nur schädlich sein kann. Die Stadtplanung hat das Ziel, urbane Lebensqualität zu fördern, unter Erwin leider verlassen. Man denke nur an die Stichworte Les Halles, Monkey´s Island, Tonhallenterrasse und Bilker Bahnhof.
7. Den auswärtigen Besucher des Forums biete ich gerne eine kleine Führung durch meine Heimatstadt an, um zu verdeutlichen, was die Diskussion hier nicht zeigen kann. Ich liebe meine Stadt. Doch unter diesem Oberbürgermeister entfremdet sie sich immer weiter von mir. - Ich bitte für den sentimentalen Abschuß um Verzeihung.