Hallo Enzo,
es geht nicht um die Frage, ob ein Haus höher ist als eine Brücke, sondern um die Wirkung auf den Betrachter. Die geplante Überbauung des JWP empfinde ich als aufdringlicher und klotziger als den in der Seitenansicht filigranen Tausendfüssler.
Leider bist Du mir eine Antwort auf meine Frage, wie eine nahezu (:D) vollständige Überbauung des JWP an dieser Stelle eine Verschönerung darstellen soll, schuldig geblieben.
Aber in einem Punkt muss ich Dir recht geben. Christoph Ingenhoven hat das Problem der massiven Ansicht aus Westen auf geradezu geniale Weise dadurch gelöst, in dem er die Fassade des vorderen Gebäudes stark zurückweichen lässt und erst im weiteren Verlauf den Blick auf die zweite Gebäudehälfte freigibt. Vergleiche einmal die Ansicht in Deinem Posting #146 vom Cornelius-Platz aus mit der jetzigen Planung bzw. mit meinem Bild aus #154.

Beschreibungen, Renderings und Animationen: Ingenhoven/Overdiek Architekten, http://www.koe-bogen.de, EBV durch Enzo Molinari
In dem Entwurf von Ingenhoven wirkt die Bebauung durch die geschickte Anordnung der Gebäude und die geschwungene Fassade weit weniger wuchtig und massiv als das, was aller Voraussicht nach jetzt umgesetzt wird. Das gleiche gilt für die Ansicht von Norden zum Hofgarten, wo sich im Entwurf von Christoph Ingenhoven die Fassade nach Osten rasch vom Hofgarten entfernt. Durch die geschwungene Linie und die halbkreisförmigen Innenhöfe wirkt das Gebäude nicht so kompakt. Im Gegensatz zur heutigen Planung, deren Fassade sich mit aller Macht in ihrem Verlauf nach Osten bis zum Ende an die Südseite des Hofgartens drückt.
Den Entwurf von Christoph Ingenhoven hast Du selbst hoch gelobt. Er hat mir anfänglich nicht sehr gut gefallen. Im Vergleich zur heutigen Planung würde ich diesen Entwurf jedoch allen anderen vorziehen.
Denn die aktuelle Planung hat sich von der ursprünglichen Idee sehr weit entfernt. Manchmal habe ich den Eindruck, der Entwurf von Christoph Ingenhoven war für interessierte Kreise nur ein trojanisches Pferd, um letztendlich auf dem JWP ein X-beliebieges Bürogebäude zu realisieren.
Der Entwurf von Christoph Ingenhoven sah auch den Abriss des Tausendfüsslers vor. Beides ist auch gar nicht zu trennen, so ein Gebäude wirkt nicht mit einer Hochstrasse davor. Erst durch den Abriss des Tausendfüsslers entsteht der Freiraum, der die Proportionen wieder herstellt und dem Hofgarten sogar einen deutlichen Zugewinn an Fläche beschert. Das hätte auch die in der Ingenhovschen Planung deutlich reduzierte Annäherung der Fassade an die Südseite des Hofgartens mehr als kompensiert.
In der aktuellen Planung ist der Abriss des Tausendfüsslers auf den Bauabschnitt II verschoben. Ob und wann der jemals realisiert wird, steht in den Sternen. Meine Prognose dazu: In den nächsten 30 Jahren nicht. Wenn jetzt schon um 50 Mio Eur für die Verlängerung der Tunnel nach Norden gestritten wird, um die beiden Hofgartenhälften miteinander zu verbinden, dann wird nach Fertigstellung der Wehrhahnlinie und der Tunnel aus Bauabschnitt I so schnell wieder nicht an gleicher Stelle gegraben.
Und damit werden auch die Absichten klar. Es geht nicht um die Zusammenfassung der Hofgartenhälften. Es geht nicht darum, im Herzen von Düsseldorf eine anspruchsvolle architektonische Lösung zu präsentieren. Es geht auch gar nicht darum, den Hofgarten wesentlich zu erweitern. Es geht nur darum, bei fast maximaler Ausnutzung der Fläche einen weiteren Büroklotz dem Stadtbild hinzuzufügen.