Beiträge von Ernst

    Ich finde, das Konzept klingt ganz vernünftig. Vor allem habe ich zum ersten Mal den Eindruck, daß sich der Senat konstruktiv verhält, daß er versucht, die Chance, die die Rekonstruktion des Schlosses bietet, aufzugreifen und für Berlin zu nutzen. Das ist ein gewaltiger Fortschritt.

    Ich schlage vor, daß wir alle mal üben, eine Diskussion um die Rekonstruktion/Restaurierung/Nachempfindung eines historischen Gebäudes oder Gebäudeteils zu führen, ohne das Wort "Disneyland" zu verwenden. Das wäre, finde ich, eine schöne, wenn auch offensichtlich schwere Herausforderung. Die Diskussion würde dadurch gewinnen, denn der Begriff ist in aller Regel vollkommen sinnlos.

    Also ich jedenfalls bin sehr beeindruckt. Mich erinnert die neue Version an die Hamburger Kontorhaus-Architektur: Fritz Schumacher läßt grüßen. Hut ab!

    Natürlich meinst du das ernst, das ist ja gerade der Punkt. Selbstverständlich ist das völliger Schwachsinn, da Berlin schon allein wegen seiner Größe mehr erwirtschaftet als (Vorsicht! maßlose Arroganz) jede andere Stadt in Deutschland


    Bruttoinlandsprodukt (nominal) im Jahr 2007:


    Berlin: 83,6 Mrd. Euro
    Hamburg: 88,9 Mrd. Euro

    Glaubt hier jemand ernsthaft, daß die Schloßbefürworter eine Restitution Preußens betreiben?


    Falls nein, wie ich annehme, warum streiten wir uns denn dann eigentich um eine Argumentation, die inhaltlich offensichtlich sinnlos ist und ausschließlich Kampfzwecken dient?


    Ich stelle mir gerade Wolfgang Thierse, Richard Schröder und Antje Vollmer als stiefelknallende preußische Militaristen vor. :doof:

    Ich muß mich korrigieren. Meine Aufregung war wahrscheinlich ungerechtfertigt. In einem Artikel in der Berliner Morgenpost steht heute, daß der Bürgermeister wohl in der Tat nachgefragt habe, ob denn eine Station am Rathaus notwendig sei, der Gedanke dahinter sei aber die Überlegung gewesen, daß es von der Museumsinsel bzw. vom Schloß bis zum Alexanderplatz nur eine kurze Strecke sei, so daß er sich gefragt habe, ob es denn sinnvoll sei, die mit einer Zwischentation noch zusätzlich zu zerstückeln.


    Der Einwand leuchtet mir durchaus ein.

    Meine Faszination gilt dem unfaßbaren Denglisch, das die Marketing-Leute da absondern. Merken die eigentlich nicht, wie peinlich das ist? Das ist nicht mehr weit von dem berühmten Jil-Sander-Zitat entfernt, das wiederzuegeben ich mir hier nicht verkneifen kann - es ist einfach zu schön:


    "Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils."

    Das Haus ist nicht der Rede wert aber immerhin städtebaulich ein großer Fortschritt. Aber das beste ist die Sprache, mit der das Projekt angepriesen wird:


    "Mittendrin und allem voran das FORMER – das Business-Palais in 'Berlins neuer Altstadt'. Ein Office-Neubau, der den First-Mover-Gedanken aufgreift".


    Ob die das ernst meinen?

    Wunderschöne Bilder. Vielen Dank!


    Die Stadt hat baulich nicht viel, von den antiken Denkmälern abgesehen vor allem nicht viel historisches zu bieten, weil sie bis vor vergleichsweise kurzer Zeit ein Dorf war. Erst im 20. Jahrhundert wurde Athen zur Großstadt. Davor war es jahrhundertelang praktisch ausgestorben.

    Ich war lange nicht mehr da, weiß deswegen im Einzelnen nicht mehr, wie der jeweilige Zustand ist, aber zur ersten Generation gehörten unter anderem Schlump, Lattenkamp, Denhaide, Landungsbrücken, Feldstraße, Rathaus und Mönckebergstraße. In allen waren nach meiner Erinnerung zumindest Teile der alten Gestaltung erhalten (von der z. T. aus heutiger Sicht abenteuerlichen Trassenführung, etwa zwischen Rathaus und Rödingsmarkt ganz zu schweigen). Nicht alle sind so spektakulär wie Mundsburg, aber Denkmäler ihrer Zeit sind sie allemal.


    Übrigens: Gerade die U1 hat sehr sehenswerte, weil wahrscheinlich einzigartige Stationen, nämlich an der Walddörferbahn: Volksdorf und Buckhorn beispielsweise.

    Die Umwandlung der U3 in eine Ringlinie ist zumindest historisch konsequent, denn eben dieser Ring war die erste Hamburger U-Bahn-Linie. Zumindest für Touristen wird die Rückkehr zum Ring interessant sein, weil sie damit praktisch alle sehenswerten historischen Bahnhöfe abfahren können.

    Weiß das jemand: haben die das Gleichstrom-Netz verlängert oder fahren dort dann diese eigenartigen "Hybrid-Züge", mit denen vor einiger Zeit experimentiert wurde, die sowohl mit Gleich- als auch mit Oberleitungs-Wechselstrom fahren können (sollen)?

    Hier:


    http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/19.06.2005/1887433.asp


    Damit er nicht wieder gelöscht wird: Quelle: Der Tagesspiegel vom 19. 6. 2005.


    Inhalt: Der Autor beklagt sich darüber, daß Berliner dazu neigen, aus Nostalgie auch an offensichtlich vollkommen mißglückten städtebaulichen Zuständen festzuhalten, statt aus der Wiedervereinigung die Konsequemnz zu ziehen, ein gemeinsames Stadtzentrum zu entwickeln.


    So. Nun hoffe ich, daß bei der Moderation hier wieder, wie vorher, anständige Sitten einziehen.


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    Es ist ganz einfach: Es gibt in diesem Forum Regeln, die beinahe jeder hier beachtet. Dort steht, dass Beiträge kommentarlos gelöscht werden, wenn sie nur auf einen Presseartikel verlinken ohne den Inhalt kurz wiederzugeben.

    Also hervorragend gelungen finde ich die kunsvolle Rhetorik, mit der dieses große, aber im übrigen stinknormale Einkaufszentrum als etwas angeblich ganz Besonderes angepriesen wird.


    Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich freue mich, daß es gebaut wird. Das kann dem Alexanderplatz nur gut bekommen. Aber es ist einfach ein Einkaufszentrum, nicht mehr und nicht weniger.


    Einige Mieter sind ja bereits bekannt. Es werden noch Wetten angenommen, wer die weiteren Mieter sein werden. Ich tippe unter anderem auf die folgenden: Deichmann, Tee-Gschwendner oder wahlweise Tee-Kontor Bremen, Aldi oder Plus, Görtz, Blume 2000, Weltbild Plus, Schlemmermarkt und Ditsch.


    Nun - nichts dagegen. Ich gehe gerne in Weltbild-Plus-Läden. Aber könnte man nicht doch die Phrasendreschmaschine um das Zentrum abstellen?

    @b-a-t-o,


    sehr viele sind es aber offensichtlich nicht, die sich dort gerne aufhalten. Zum Glück ist so etwas ja keine Frage der Sichtweise, sondern es läßt sich leicht überprüfen. Wohnen tut da niemand (außer einigen Bewohnern der Parkbänke), denn es gibt dort keine Häuser. Das ist ja das Problem.

    Gut ist, daß jetzt allmählich die Wüste auf der Ostseite des Palastes ins Blickfeld gerät. Wenn der Palast weg ist, wird sich die Frage, was man mit diesem Areal anfangen sollte, verschärft stellen. Meiner Ansicht nach liegt hier ein städtebauliches Problem, das mindestens so groß ist wie das, welches mit der Frage Schloß oder Palast verbunden ist: Wie kann man das Rote Rathaus und die Marienkirche wieder in städtische Strukturen einbinden, in ein Stadtviertel, in dem Menschen sich freiwillig aufhalten?