Beiträge von Guderian

    Staffelgeschosse sind doch mittlerweile auch Berlintypisch.

    Die These halte ich für gewagt. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nur Flachdächer. In anderen Bezirken sieht man nur Satteldächer. Mir fallen in ganz Berlin keine zehn Gebäude mit Staffelgeschossen ein. Alle stehen sie einsam und verlassen zwischen Gebäuden mit anderen Dachtypen.

    Warum soll man Dächer bauen, wenn keiner sie braucht? Nur weil einige sie schöner finden?

    Es geht nicht nur um Ästhetik sondern zu allererst um ortsgemäßes Bauen. An dieser Stelle Berlins kann man sich entweder an Form und Gestaltung der Plattenbauten orientieren oder die vom Krieg verschonten Gebäude, also Instituto Servantes und Hotel Alexander Plaza, zum Maßstab nehmen. An deren Gliederung, Bauvolumen, Traufhöhe, Fensterformen und Fassadengestaltung muss man sich in so vielen Punkten wie möglich annähern, wenn man ortstypisch bauen will, (ohne dabei jeder Erker zu kopieren). Wie man an der Bibliothek im Instituto Servantes sehen kann, ist das Satteldach kein nutzloser Dachboden, sondern eine voll ausgebaute sonnenbeleuchtete Etage. Ohne selbst dort drin gewesen zu sein, behaupte ich, es ist mit der angenehmste Platz in der ganzen Umgebung.

    Wozu sich zurückentwickeln?

    Eine echte Zurückentwicklung ist es, dass der modernen Zweckarchitektur das Dach als zu gestaltene Fläche abhanden gekommen ist. Schlimm genug, dass auf eine künstlerisch geschmückte Fassadengestaltung kein Wert mehr gelegt wird. Aber die Dächer werden von vielen Architekten komplett vergessen. Dabei wäre deren ansprechende Gestaltung in Zeiten von Hochhäusern, Riesenrädern und GoogleEarth wichtiger denn je. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass man zwingend Satteldächer bauen muss. Aber man muss sich auch um eine vorzeigbare Draufsicht kümmern. Und daran mangelt es dem Entwurf.


    Trotz alledem hat der Entwurf drei Dinge an sich, für die ich ihn liebe. Erstens die Traufhöhe stimmt. Die Plattenbauten daneben sind viel zu hoch und sprengen jeden Maßstab. Gut, dass man sich nicht an deren Höhe orientiert hat. Zweitens die begrünten Innenhöfe. Das ist wirklich ein typisches berliner Detail und wertet meiner Meinung nach jedes Gebäude auf. Drittens die gebogenen Fassadenverläufe. Die sind viel ansehnlicher als rechtwinklige Häuserkanten und sind auch ein Zeichen der Urbanität und Verdichtung der alten berliner Stadtbezirke. Dadurch wird auch ein gewisser Bezug zu den Straßenzügen auf der anderen S-Bahn-Seite hergestellt. Auch wenn diese Kurven normalerweise exakt dem Staßenverlauf folgen und nicht nur bloßes Stilelement sind.

    Ich werde nie begreifen, wie man auf die Idee kommen kann, ein Gebäude nur in seinen Ausmaßen zu rekonstruieren, aber alles andere zu verändern. Das Kieler Schloss ist ein besonders krasses Beispiel, bei dem Alt und Neu rein gar nichts mehr miteinander zu tun haben. Und doch tragen beide Gebäude denselben Namen, warum nur? Genau so etwas habe ich befürchtet, als es hiess, die Architekten in der Jury für das Berliner Stadtschloss kritisieren die Vorgaben des Bundestags als zu streng und wünschen sich die Möglichkeit einer modernen Interpretation. Der dunkle Klotz in Kiel ist nichts anderes als eine Verhöhnung des Originals. Da kann man nur Mitleid haben mit den armen Menschen, die den Krieg überlebt haben, nur um ihre Heimatstadt anschließend so dermaßen entstellt wieder finden zu müssen.

    Offenbar lagen die Insider falsch und es soll nun doch eine Entscheidung für einen Entwurf mit weitgehend historischem Innenhof gegeben haben. Es gibt insgesamt 5 Entwürfe von 3 Bieterkonsortien. Einer davon soll modern sein, aber keine Chance haben. Zwei Entwürfe sollen sowohl historische Fassaden als auch historische Innenhöfe vorsehen. Nur einer von diesen beiden erfüllt nach Ansicht der Jury auch die räumlichen Ansprüche. Zu denen offenbar auch wieder die räumliche Vorratshaltung für eine mögliche Länderfusion (!) Berlin-Brandenburg gehören. In einem der beiden Entwürfe soll der Plenarsaal direkt an den Hof grenzen, im anderen über ein representatives Treppenhaus erreichbar sein.


    Ad-Hoc-News, Morgenpost, Potsdamer Neueste Nachrichten


    Leider gibt es bis jetzt weder Namen noch Bilder zu den Entwürfen. Es soll zwar nun ein "Dialogverfahren" beginnen, das bezieht sich aber anscheinend nur auf Verhandlungen zwischen den Politikern und dem Sieger. Landtagspräsident, Finanzminister Rainer und Jury-Chef wollen erst morgen über die Ergebnisse informieren. Hoffentlich gibt es dann endlich ein paar Bilder zu sehen.


    EDIT: Ich seh grad im Tagessspiegel gibt es ein Bild. Das zeigt aber auch keinen Entwurf nur die Ideen, wo der notwendige Platz für den Plenarsaal herkommen soll.

    Ich bitte die Darstellung von Kaktus zu beachten. Graphische Darstellung von Kaktus!

    Ja, das sieht schon eher nach was aus. Schon allein, weil durch die Kleinteiligkeit das Rathaus und die Kirche als dominierende Gebäude wieder etwas herausgestellt werden. Völlig anders als bei Braunfels, der die historischen Gebäude zu kleinen Statisten degradiert.


    Aber, machen wir uns nichts vor, mit diesem Entwurf würde das Marx-Engels-Forum effektiv vernichtet. Mit der Umgestaltung des Alexanderplatzes, den Neubauten (Alexa, Cubix, Die Mitte) und der neuen Fassade am Centrum Warenhaus (Kaufhof) ist schon so gut wie nichts mehr übrig vom ehemaligen Zentrum der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. Wenn man das Marx-Engels-Forum auch noch überbaut, dann wird die DDR vollständig verschwunden sein. Man verbindet also weniger ein kaiserliches und ein sozialistisches Zentrum, als dass man das sozialistische Zentrum vernichtet.


    EDIT: Auch so Kleinigkeiten, wie die Pflanzenkübel aus Beton, die dreieckigen Beete und diagonalen Weege, spiegeln das Thema des Sockelbaus vom Fernsehturm wieder. Das sieht alles nicht besonders hübsch aus und ist auch nicht sonderlich funktional. Aber ohne das Zeug steht der Fernsehturm ganz alleine da und ist nicht mehr das Zentrum vom Zentrum.

    Ansonsten schließe ich mich dieser Meinung an! :cool:

    Danach kann man dann wirklich singen: „Sie reissen ab, was die Stadt interessant macht. Osten und Westen - sind beinah schon gleich.“ Aus historischer Sicht wird die Ecke mit jedem Neubau belangloser. Die Touristen werden trotzdem dorthin strömen, wenn die Spandauer Straße erstmal unterbrochen ist. Nur zu sehen gibts dann nicht mehr viel. Ein bisschen Neptunbrunnen und drum herum ganz viel Starbucks, McDonnalds, Dunkin' Donuts Architektur.

    Eine kleine Kurzbiografie über Guido Hinterkeuser, eine Schwabe, der sich intensiv und wissenschaftlich mit dem Thema Stadtschloss auseinander gesetzt hat. Sehr lesenswert!


    Seine Einschätzung: "Das Stadtschloss war einer der wichtigsten Barockbauten in Europa einschließlich der Sakralbauten. Und es war eines der bedeutendsten Schlösser im nördlichen Europa." über Schlüter "Als Architekt wurde er rausgeworfen, aber als Hofbildhauer durfte er bleiben." Und natürlich lobt er den Entwurf von Franco Stella.


    Außerdem findet der Experte: "Ein paar Räume sollten für Preußen übrig sein: für dessen Geschichte und die Baugeschichte des Schlosses." Das sehen natürlich nicht alle so. "Um Gottes willen - bloß nicht Preußen im Schloss Berlin", sollen die Gegner der Preußengeschichte gesagt haben.

    Warum sollte man es denn nicht verbinden?

    Vielleicht ist es ja ganz gut zwei Welten zu haben. Von der Funktion her haben Alexanderplatz und Schloßplatz nicht viel miteinander zu tun. Ich war noch nie in einer Situation, in der ich von dem einen zum anderen Paltz gehen wollte. Funktionstrennung ist ja auch ein Zeichen von Urbanität. Und bestimmt kann man die beiden Bereiche auch verkehrstechnisch miteinander verbinden, ohne daraus gleich eine architektonische Achse zu machen, an der sich jedes Gebäude und jeder Baum ausrichten muss. Wie du selbst anmerkst, kann ein bisschen mehr Individualität dem Entwurf nicht schaden. Dies lässt sich zum Beispiel erreichen, wenn man die beiden kleinen Fußgängerbrücken aus dem Entwurf verwirklicht. Und auf der gegenüber liegenden Seite einen richtigen Park errichtet (nicht nur zwei Baumreihen). Die Aufenthalts- und Flanierqualität wäre deutlich höher und man könnte genauso gut vom Schloß zum Fernsehturm wandern. Im Tiergarten sieht man zum Beispiel immer ein paar Fußgänger, die kein bestimmtes Ziel haben, sondern nur die Natur geniessen wollen. Das fällt in Braunfelds Entwurf flach, eher wird die Achse als Eventfläche entdeckt, z.B. für den Weihnachtsmarkt, den das Alexa verdrängt hat oder Berlin bekommt einen neuen Flohmarkt.

    Dennoch meine ich, dass diese Idee ein gelungener Übergang von der historischen Mitte zum Alex sein könnte, wenn ...

    Und warum sollte man so einen Übergang schaffen wollen? Es sieht für mich so aus, als würde diese Achse zwischen Fernsehtum und Schloss nur deshalb gebildet, weil der Architekt Achsen so sehr mag. Denselben Eindruck habe ich auch beim Band des Bundes. Warum muss das so lang sein? Wieso muss es zweimal quer durch die Spree schneiden, ohne sich auch nur ein bisschen an die Topographie anzupassen. So eine Architektur bzw. Stadtplanung ist total rücksichtslos. Damit wird die Stadt überbaut, aber nicht in ihr gebaut. Als Ergebnis sieht das Kanzleramt aus wie ein Fremdkörper. Bei Braunfels gibt es zwar noch einen kleinen Abstand zwischen den einzelnen Blöcken, aber im Gesamtbild sieht es auch aus, wie ein langgezogener Block, der sich durch die halbe Stadt schneidet.

    Der Begriff (Blut und Eisen) geht zurück auf eine Rede, die der damalige preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck am 30. September 1862 vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses hielt. Um seine Vorstellungen einer Heeresreform gegen das Budgetrecht des Abgeordnetenhauses durchzusetzen, sprach er dabei unter anderem den Satz:

    Zitat von Bismarck

    Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut.

    Und wenn Gerhard Schröder einen Beschluss für irgend ein Rüstungsprojekt gegen murrende Abgeordnete seiner eigenen Koalition durchsetzen wollte, dann hat er mit der Faust auf den Tisch gehauen und gesagt:

    Zitat von Schröder

    Basta!

    Entscheidend ist nicht die Missachtung des Parlaments durch Bismarck. Sondern die blosse Existenz eines Parlaments, das überhaupt über ein Budgetrecht verfügte und in das ganz normale Bürger nach preußischem Drei-Klassen-Wahlrecht gewählt werden durften. Zuvor gab es Könige, die nach Gutdünken über die Verwendung des Staatsschatzes entschieden. Das Kaiserreich und die Gründerzeit ist eine Preiode ungeheurer Freiheiten, die es zuvor nie gegeben hat. Warum wohl wurden überall so viele Bismarckstatuen gebaut? Das Kaiserreich wurde von seinen Zeitgenossen weit positiver betrachtet als heute. Erst später hat man der Monarchie die Alleinverantwortung für den Ersten Weltkrieg in die Schuhe geschoben.

    Bismarck war unfreiwilliger Mitbegründer des Kaiserreichs. Er war nur ein Zugeständnis vom König an die demokratischen/liberalen Kräfte und an die anderen deutschen Kleinstaaten, die Wilhelms Thron gefährden konnten.

    Unfreiwillig oder nicht, das Kaiserreich hat mit Errichtung des Reichstags die Grundlage für die Republik gelegt. Nicht nur gäbe es heute keine staatliche Einheit einer deutschen Nation, es wäre auch nie zur Weimarer Republik gekommen, wenn es zuvor kein Deutsches Reich gegeben hätte. Letztlich sind alle Freiheiten unfreiwillige Zugeständnisse, die den Herrschenden (früher Könige, heute Parlamentarier) abgerungen werden müssen. Das hat sich nie geändert.

    Dann könnte man gleich die Siegessäule zurück auf den "Königsplatz" (Platz der Republik) stellen, was natürlich auch quatsch wäre.

    Ach die steht schon gut, da wo sie steht und man brauch sie auch nicht wieder künstlich verkleiner. Aber wenn man die echten Nazibauten (Tempelhof, Olympiastadtion etc.) unter Denkmalschutz stellt, dann darf man nicht mehr von der unheilvollen Symbolik des Kaiserreichs anfangen. Wenn Obama vor Hitlers Siegessäule reden darf, dann ist auch ein Nationaldenkmal auf der Schlossfreiheit kein Ding der Unmöglichkeit. Und scheinbar gibt es dafür sogar ein Lobby, sonst würde es doch nicht auf den Bildern des ADACs auftauchen?!

    Über Braunfels städtebauliche Geniestreiche könnte ich noch mehr sagen. Das sieht man auch wieder an seinen tollen Wettbewerbsbeitrag zum Stadtschloss. Aber diese Diskursion will ich jetzt nicht wieder anfangen...

    Solltest du vielleicht aber, denn der Braunfels Entwurf passt viel besser zum Forumsthema als die politische Einordnung bestimmter Denkmäler. Auch auf die Gefahr hin mich schon wieder im Ton zu vergreifen, haben die Entwürfe von Braunfels in ihrer Rigorosität und Monumentalität für mich immer etwas Germaniahaftes. Es werden stets breite lange überdimensionierte Achsen durch die Stadt geschlagen. Keine Straße, kein Gebäude und kein Fluß hält ihn davon ab, seine Hauptachse noch ein Stückchen zu verlängern. Sehr viel anders hätte es Albert Speer auch nicht gemacht.

    @ Timmi
    Was macht es bitte für einen Sinn jedes bisschen Geschichte am Originalbestand peinlichst zu konservieren um jegliche Zerstörung zu zeigen und daneben wird der völlig zerstörte linke Flügel einfach Hochglanz rekonstruiert?
    Das verbindet die Restauration des Artefakts mit dem Wiederaufbau des Gebäudes. Das ja auch benutzt werden soll und nicht nur Ausstellungsstück sein darf. Es will auch niemand jegliche (!) Zerstörung zeigen, das ist ein Abwägungsprozess. Wenn an der Ziegelwand noch bröckelnde Teile des Restputzes dran sind, dann kann man diese in ihrer Beschädigung zeigen. Aber wenn nur noch die nackte Wand da steht, dann kann man auch überlegen, ob man sie nicht neu verputzt.


    Dazu gehören natürlich auch die historischen Decken. Diese dürfen unter ihrer Oberfläche gerne aus Beton bestehen. Nur darf man den Beton zum Schluß nicht mehr sehen. Bei der Frauenkirche sieht man ihn ja auch nicht. Diese Decken sind für mich nichts, was den Namen Restauration verdient.


    Wenn man es noch stärker angleichen will, fällt mir dann als erstes das Kranzgesims ein. Es scheint aber so das du erst bei einer kompletten Rekonstruktion zufrieden bist.
    Nein, es muss nicht jedes Detail sein. Aber die Gesimse sind keine Details, sondern an ihnen befinden sich Details, auf deren Mitrekonstruktion man ggf. auch verzichten könnte. Aber natürlich ist ein wie auch immer geartetes Kranzgesims pflicht, wie auch die Gesimse rund um die Fenster.


    Passt das zusammen? Dann sag doch einfach das du dir nur eine komplette Rekonstruktion vorstellen kannst. Das ist doch völlig legitim.
    Chipperfield sagt doch explizit, dass seine Ergänzungen (überhaupt) keine Rekonstruktionen sind, sonder im Gegenteil sehr leicht von jedem Besucher als neu erkennbar sein sollen. Das ist ja auch genau der Auftrag den er bekommen hat. Auf einer Reko-Skala von 1 bis 100 ist Chipperfields linke Fassade vieleicht eine 10. Ich würde schon gern auf 60 bis 70 rauf gehen. Aber das ist noch lange keine komplette Rekonstruktion.


    Die nicht mehr vohandenen Teile, entsprechen einer Ergänzung oder einem Neubau, wenn du so willst. Der Bestand ist in meiner Definition einer Sanierung/Konservierung unterzogen worden.
    Ja genau. Da die Schäden sehr stark waren, ist das Museum in weiten Teilen ein Neubau ohne jeden Anspruch auf historisch korrekte Rekonstruktion.


    Die DDR hatte vor der Wende den Grundstein für ein "originalgetreue Rekonstruktion" gelegt. Diese Pläne waren nach der Wende obsolet geworden.
    Und warum? Welcher Aspekt der Freiheitlich-kapitalistischen Grundordnung verhindert original getreue Rekos. Warum sind solche Pläne im Westen nicht möglich.


    Fakt ist aber das der Originalbestand, saniert und konserviert werden sollte und die fehlenden Teile als "moderne Ergänzung" hinzugefügt werden sollten.
    Gemessen an seinen Vorgaben hat Chipperfield hervorragende Arbeit geleistet. Das gestehe ich ihm gerne zu. Die Schreibtischtäter sitzen letztlich bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der David kann sich auf seinen Befehlsnotstand rausreden.


    Jetzt nachdem die Baugerüste gefallen sind, sind ganz plötzlich alle, incl. der Gesellschaft Historisches Berlin, völlig vom Ergebnis entsetzt ...
    Ich bin (wie auch die GHB) gegen dieses Sanierungskonzept seit ich das erste Mal davon gehört habe und ich habe mich seither auch nicht daran gewöhnen können. Das ist absolut nichts Plötzliches dabei. Die Tatsache, dass die Baugerüste nun fallen, ist ja noch kein Grund, dass man das Ergebnis nun gut finden müsste.


    Diesen Protest sollte man dem Bauherrn, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz entgegenbringen und nicht den im diesem Sinne handelnden Architekten. Und dann auch bitte etwas früher!
    Na gut, dann entschuldige ich mich hiermit gegenüber dem Architekten. Er hat nur seinen Job gemacht.

    Dann lieber "Kaisers Sockel" sanieren, neu einfassen, vieleicht um den Rekonstruktionsbefürwortern entgegen zu kommen, auch mit einer schlichten Kolonnade, von mir aus platziert man die Löwen aus dem Tierpark Friedrichsfelde wieder hierher, ein paar Bänke und Infotafeln für die Touris und alle sind zufrieden.

    Ja, das unterschreibe ich sofort, weit besser als die Geschichte ganz zu begraben oder an ihr herum zu deuteln. Neu errichten braucht man das Nationaldenkmal nicht gerade. Aber durch etwas anderes zu ersetzen, braucht man es auch nicht.

    Mit dem Einheitsdenkmal kann man sich dann auf dem öden Platz der Republik austoben.

    Obwohl dort natürlich eigentlich das Bismarck Denkmal hingehört. Dies symbolisiert nun wirklich die Anfänge der Republik und das Ende der Monarchie. Und so versteckt im Tiergarten wird man diesem originalen historischen Monument auch nicht gerecht.

    Braunfels hat mit seinem alles zerschneidenden "Band des Bundes" den Reichstag einfach links liegen lassen.

    Meine Rede, die „Wand des Bundes“ ist ein großer Frevel am Städtebau. Unglaublich, das Berlin so etwas mit sich machen lassen hat. :nono:

    Dazu gehört die für das preußische Kaiserreich übliche Siegesmetaphorik der vier Löwen. Das alles ist für die heutige Zeit mehr als unangemessen und ließe sich kaum mit einer Umbenennung in Einheitsdenkmal überschminken.

    Für die Siegesmetaphorik haben wir schon die Goldelse. Die von Hitler extra noch um eine Trommel erhöht und auf den Großen Stern verpflanzt wurde. Daran stört sich komischer Weise keiner, obwohl das mal eine echte imperialistische Symbolik ist. Außerdem huldigen wir hier in Preußen Streitwagen und Reiterstandbildern. Beide Symbole finden sich nicht nur auf dem Nationaldenkmal. Die vier Löwen sind eher typisch für Bayern. Und symbolisieren in der Regel nicht Militär und Nation, sondern nur den König (der Löwen) selbst.

    Nicht zuletzt ist das Denkmal künstlerisch jetzt nicht die Jahrhunderleistung, dass man es aus diesen Erwägung unbedingt wieder haben müsste.

    Den Vergleich zu dem, was die Gegenwart bisher als Gestaltung für ein Einheitsdenkmal vorgeschlagen hat, hält es ästhetisch aber allemal stand.

    Taj, ich fürchte damit hat sich jede weitere Debatte darüber mit dir erledigt. Wer dermaßen [...], der ist eine weitere Verschwendung von Diskussionsinput nicht wert.

    Kein Problem, ich diskutiere auch nicht mit dir, sondern nur über das was du geschrieben hast.

    Selbst Walter Ullbricht hatte ein differenziertes Verhältnis zur architektonischen Geschichte als du!

    Weswegen die DDR viele fast vollkommen zerstörte Gebäude entlang der Straße Unter den Linden (so gut wie es eben ging) dem Original entsprechend wiederaufgebaut hat. Ohne dabei der Versuchung zu erliegen, einzelne Flügel im Stil der Sozialistischen Moderne zu gestalten. Rückblickend eine sehr weise Entscheidung!

    Da helfen auch keine Smilies oder sonstwas mehr. Dann outest du dich einfach nur als beschränkter Dogmatiker.

    Das Smiley gilt dem Umstand, dass du ins Englische verfällst. Nicht den ernst gemeinten Verwünschungen gegenüber den Verantwortlichen für dieses Architekturverbrechen.

    Nichts für ungut, aber du bist ja sonst immer so penibel ;)

    Ich seh da ehrlich gesagt keinen Widerspruch zwischen den beiden Aussagen. Eine Restauration (zu deutsch: Wiederherstellung) heisst entweder, die noch erhaltene Originalsubstanz instand halten oder die verloren gegangenen Teile in ihrer Originalform wiederherstellen (= rekonstruieren). Am linken Flügel geschieht weder das Eine noch das Andere.


    An den Stellen, wo noch soviel Ruine übrig ist, dass sie konserviert werden kann, soll man sie der Echtheit wegen erhalten, d.h. ggf. auch eine Ziegelwand mit einzelnen Flecken des Originalputzes. Dort wo auch von der Ruine fast nichts mehr übrig ist, da kann nur noch die Form rekonstruiert werden. Das trifft auf den linken Flügel zu, der muss komplett rekonstruiert werden, wenn man das original Gebäude restaurieren (wiederherrstellen) will. Man kann doch nicht einfach modern ergänzen und sich dann noch einreden, man hätte dadurch die Ruine bewahrt. :confused:

    @ OriginalScore
    Ich kann mir auch kaum vorstellen, wie man den Nordflügel noch angepasster, hochwertiger und zurückhaltender hätte gestalten können.
    Hochwertig? Wirklich? Ich finde jeder sanierte Plattenbau sieht weit besser aus.


    Dann wäre ja die Pei-Pyramide vor dem Louvre noch viel mehr als ein Fremdkörper, schon eine extraterrestrische Anomalie jenseits aller Vorstellungskraft, wenn man diese Maßstäbe anlegt.
    Nein wäre sie nicht, denn die Glaspyramide steht vor dem Louvre nicht im Louvre. Sie ist ein moderner Anbau am Louvre, aber kein moderner Umbau des Louvres. Und schon dafür kassiert Pei von den Franzosen (zu recht) verbale Prügel.


    Chipperfield hat sich mit seinen Kreationen so würdevoll und respektvoll Stüler gegenüber verhalten, wie es (mit der Maßgabe der Restauration und nicht Rekonstruktion) möglich war.
    Hätte er das Museum tatsächlich nur restauriert, dann wäre es heute immer noch eine Ruine, nur in einem besseren Erhaltungszustand. Er hat aber die fehlende Bausubstanz ergänzt, nur hat er sie dabei nicht rekonstruiert sondern neukonstruiert.


    Dass deutsche Denkmalpflege sich so gravierend von der italienischen unterscheidet, liegt meines Erachtens im Kern dara, dass es hierzulande eine starke Fraktion jener romantisierenden Menschen gibt, die "Das Historische" nicht als Prozess, sondern als Zustand begreifen.
    Nein es liegt daran, dass in Westdeutschland von den Verfechtern der Moderne ein ideologischer Krieg gegen Rekonstruktionen geführt wird. Diese werden als unmoralisch und minderwertig diffamiert, während alles Moderne angeblich besonders praktisch und hochwertig sein soll.


    Sie definieren für ein Gebäude einen Zeitpunkt, an dem es original war und alles andere ist dann nicht zulässig.
    An welchem Zeitpunkt in der Geschichte hatte das Neue Museum eine Betontreppe? An keinem! Deswegen ist dieses Detail nicht Original und kann (Romantik hin oder her) nicht zum Bestandteil des Gebäudes gezählt werden. Es ist fremde Architektur, die in das Gebäude hineingepflanzt wurde, und seinen historischen Charakter (egal zu welcher Epoche) verfälscht.


    Schon beim Schloss türmen sich da solche Wiederspüche auf (ist denn Stülers historistische Kuppel original? oder überhaupt der barocke Teil?)
    Ja, sie sind alle Original (jede zu ihrer Zeit), nur Stellas nackte Fassaden sind völlig neu und damit nicht Original. Und auch Chipperfields Neues Museum wird irgendwann "Original" sein und dann von einer Epoche künden, in der die Menschen keinen Sinn für ihr kulturelles Erbe hatten.


    Es ist allso immer eine gewisse Willkür, was man denn als die historische oder die originale Situation ansieht.
    Nein ist es nicht.


    In jedem Fall führt diese Sichtweise aber dazu, dass das historische als Prozess kaum Beachtung findet.
    Ja klar, wenn wir alle Kriegslücken mit Moderne auffüllen, dann erfährt der historische Prozess dadurch natürlich viel mehr Beachtung. Ganz anders als bei der originalgetreuen Rekonstruktion herausragender Bauten der Gechichte, welches uns jeden Blick auf die Architektur im Wandel der Zeit verwehrt.


    Nur bei den antiken Bauwerken scheint es common sense zu sein, dass man die Akropolis (welch Schande, wie heruntergekommen sie aussieht) nicht schnieke aufmöbelt - ihr darf man die Jahre ansehen und den langen Prozess ihrer Geschichte erleben.
    Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn man Chipperfields Neuem Museum die Geschichte ansehen könnte. Aber welchen Bezug hat seine Betontreppe zur Geschichte Berlins und wo ist die viel gefeierte Betontreppe der Akropolis?


    Entweder die "Historische Fraktion" gibt zu, dass es ihr nur um Ästhetik und nicht um Würdigung der geschichtlichen Bedeutung geht. Oder sie muss zugeben, dass ihr Bild von Geschichte extrem selektiv und zustandsorientiert ist.
    Und wovon träumst du nachts? Vielleicht könnte ja auch die "Unhistorische Fraktion" einfach mal zugeben, dass die Ergänzungen am Neuen Museum keine geschichtliche Relevanz haben, sondern allein der Phantasie der Moderne entsprungen sind.


    Beides ist (in diesem Extremfall) eigentlich keine gute Eigenwerbung, wobei mir ersteres noch deutlich sympathischer ist und für viele wohl der insgeheime Hauptgrund ist.
    Seit wann sind die Bürger einer Stadt auf die Sympathie der Architekten angewiesen? Chipperfield muss die Sympathie der GHB erringen, nicht umgekehrt.


    Zweiteres finde ich bedenklich, gerade wenn man für sich reklamiert, beispielsweise die "Gesellschaft Historisches Berlin" zu sein und gleichzeitig aus der langen Geschichte des Bauwerkes nur den Urzustand akzeptabel zu finden.
    Wiederum, in welcher Epoche hatte das neue Museum eine Betontreppe?


    Long story short: Bravo Chipperfield
    May he and his orderers suffer a long and painfull death. :cool:

    @ Timmi
    Vom linken Flügel war zu Beginn der Bauarbeiten fast nichts mehr übrig. Also hätte man ihn rekonstruieren müssen und nicht konservieren.
    Sag ich doch, man hätte ihn rekonstruieren müssen. Und sei es nur in Ansätzen.


    Auch eine Konservierung der Ruine in ihrem Bestand am Anfang der Neunzigerjahre, hätte eine Nutzung des Gebäudes sehr stark eingeschränkt.
    Ein Grund mehr bei einem zu 70% beschädigten Gebäude die fehlenden Teile zu rekonstruieren.


    Eine hochglanz Rekonstruktion des linken Flügels hätte die Konservierung der anderen Gebäudeteile in Frage gestellt.
    Wie bitte? Im Gegenteil, nur wenn das Gebäude als Ganzes wieder aufersteht, macht die Restauration der erhaltenen Fragmente Sinn. Was hätte denn eine Restauration der wenigen Originalteile der Frauenkirche gebracht, wenn man den Rest in einem völlig anderen Stil aufgebaut hätte?


    Wenn man immer wieder zu große Kontraste bemängelt, dann will man eine Rekonstruktion und sollte das dann auch so sagen.
    Wer bemängelt denn Kontraste? Ich verdamme die blosse Existenz moderner Elemente, die einfach nicht zu diesem Gebäude dazu gehören.


    Seine Ergänzungen sind vierlmehr eine Rekonstruktion des Stülerbaus als Rohbau.
    Das ist Unsinn, dann würden wir überall Ziegelwände sehen. Schlüters Rohbau hatte auch nie eine Betontreppe.


    Vieleicht mit zu großen undifferenzierten Wandflächen, farblichen Unterschieden, aber kein architektonischer Bruch mit dem Bestand.
    Es ist der totale Bruch. Dieser linke Flügel ist die absolute Antithese zum rechten Flügel. So könnte auch ein (un)sanierter Plattenbau aussehen.


    Wenn man das Bild noch weiter betrachtet fällt sogar auf, das er alle Gesimse in den farblich differenzierten Streifen seines Ziegelmauerwerks weiterführt hat und damit sogar eine Sockelzone andeutet wird.
    Bäh! Ein Dreckstreifen an einer glatten Wand und ein Sims sind doch wohl nicht vergleichbar. Wenn das die Intention des Architekten war, dann ist er damit gescheitert. Ich will gar nicht wissen, was die weißen (Plastik?) Fensterrahmen andeuten sollen.


    Wenn das als moderne Ergänzung noch zu modern ist, kann man sich ja noch das große Kranzgesims aus Sandstein, als verbindendes Element dazudenken.
    Wozu denn bitte? Dem linken Flügel fehlt alles, was Schlüters Architektur ausmacht. Da hat man überhaupt keinen Ansatz sich Teile dazu zu denken. Da fehlt einfach alles! Genauso gut könnte man versuchen, sich in Marzahn das Gründerzeitviertel mit dazu zu denken.


    Viel weiter kann man mit einem Neubau, der als solcher zu erkennen sein sollte, wirklich nicht gehen.
    Aha, du gibst also zu das es ein Neubau ist! Keine Restauration oder Rekonstruktion des Neuen Museums. Es ist ein völlig anderes Gebäude, das erst gar nicht den Versuch unternimmt, dem Neuen Museum ähnlich zu sein.


    Es geht also nur wieder darum ein Gebäude zu rekonstruieren oder neu zu interpretieren und zu zitieren, beides mit allen Vor- und Nachteilen die dies mit sich bringen würde.
    Eine Neuinterpretation hat nichts mit dem Charakter eines Museums gemein, bei dem es immer darum geht, zu bewahren und wieder herzustellen was tatsächlich einmal war. Ein Neuinterpretation der Geschichte ist zum Beispiel das Luxor. Dies ist nun wirklich Disneyland Architektur und hat nichts in oder an einem ägyptischen Museum verloren. Die Ruine des Neuen Museums hatte noch einen kulturellen Wert als Zeuge ihrer Zeit, aber die Neuinterpretation ala Chipperfield ist ein kulturloser Schandfleck auf der Museumsinsel. Eben ein echter Neubau


    Wenn ich mir das zweite Bild betrachte kann ich das Problem mit dem Putz und der Farbe gut verstehen, aber es zeigt für mich ein Detail das unglaublich antik wirkt. In Italien geht die dortige Denkmalpflege genau so vor. Da sieht jedes Denkmal aus unseren Augen sanierungsbedürftig aus, ein "glänzender" neuer Farbanstrich ist dort verpönt.
    Es wirkt nicht antik, es ist antik. Und auf der linken Seite ist dasselbe antike Mauerwerk überstrichen und damit zerstört worden. Das ist nicht einfach nur verpönt, das ist eine Schande! Mir kommen regelmäßig Gewaltphantasien beim Gedanken an diese Zerstörung meines kulturellen Erbes.

    Meinst du das rekonstruierte Denkmal auf der Schlossfreiheit? So wird es glücklicherweise nicht kommen, denn dort soll das Einheitsdenkmal seinen Platz finden...

    Ist doch kein Problem, solange es die Fassaden der Schlossfreiheit bekommt, kann das Denkmal doch heißen wie es will. ;)


    Der Skandal an dem Artikel ist, dass der ADAC natürlich nicht selbst einen Tunnel bauen will. Er möchte, das andere für ihn einen Tunnel bauen. Solche nicht durchfinanzierten Vorschläge dürften gar nicht erst in der Presse erscheinen, sondern müssten gleich in den Papierkorb wandern. Der Satz: "Der Senat lehnt beides ab." ist die einzig valide Information in dem ganzen Text.

    Auch meine erste Assoziation zu dem 360° Entwurf war, dass er sich der Umgebung entsprechend gut einfügt.

    Moment mal, noch sieht die Umgebung am Humboldthafen so aus (vom Fotoeffekt mal abgesehen). Ein paar schöne alte Bauten des Campus der Charité, dazu der Hamburger Bahnhof und dazwischen viel Brache. Das Regierungsviertel von Brasilia (eine Assoziation die mir auch schon kam) gibt es bisher nur auf der anderen Spreeseite. Also in die Umgebung passt der Entwurf eigentlich nicht. Er passt nur sehr gut zum Kanzleramt, welches ebenfalls nicht in die Umgebung passt. Ich dachte die Ironie dahinter wäre soweit klar gewesen.


    Und sicher gibt es immer auch noch Orte und Gebäude, die noch schlimmer und belangloser sind, aber das wertet einen Entwurf ja auch nicht auf. Verglichen mit der monotonen Monumentalität des Band des Bundes ist dieser süße kleine Sichbetonkasten sogar ein echter Hingucker. Als S-Bahnfahrer hat man sowieso nur die Möglichkeit, sich die am wenigsten hässlichste Aussicht auszusuchen. Bisher hiess das, entweder Brasilia oder das kotzende Pferd. Am Besten man macht die Augen zu während die S-Bahn durch den Hauptbahnhof rollt.

    Sollen noch weitere Gebäude in einem dem Bundeskanzleramt irgendwie ähnlichen Stil verwirklicht werden?

    Nein bitte nicht! Nicht in Berlin und nirgendwo sonst auf der Welt. Außer vielleicht in Brasilia, das kann man damit nicht mehr versauen. Abgesehen von dem Stil, der ja durchaus verschieden ist, sollte ein Gebäude nie so aussehen, dass sich künftige Generationen fragen müssen, wie billig der Beton damals gewesen sein muss, dass man soviel davon verwendet hat.


    P.S.: Apropos "Band des Bundes", der Name ist doch ein Euphemismus. Dieses "Band" ist eine Wand aus Beton.

    Beim Berliner Schloß gab es vor Veröffentlichung der Entwürfe auch Alarmmeldungen, umgesetzt wird nun wohl eine eher nicht sehr "wilde" Lösung.

    Hoffen wir mal, dass es in Potsdam auch so kommt. Generell regen mich aber diese Klagen gegen verlorene Ausschreibungen und deren Kriterien auf. Irgendwo muss der Auftraggeber (auch wenn es der Staat ist) noch selbst entscheiden dürfen, was er haben will. Dieses Recht wird von Architekten und Bauunternehmen publizistisch und juristisch immer wieder in Frage gestellt. Schon dieses Verhalten ist eine Frechheit, auch wenn es am Ende folgenlos bleibt.

    Waren das denn wirklich Entwürfe? Oder nur Volumenskizzen der zu vergebenen Baufelder?

    Wenn der "Zahnarztentwurf" (wie ihn Guderian von vornerein abwertend nennt) halbwegs so umgesetzt wird, dann werden sicher nicht wenige Reisende am Hbf beeindruckt sein.

    Ich nenne es nicht Zahnarztentwurf sondern Zahnarztwerbung. („Eine Tube Photoshop macht ihre Zähne weißer als weiß.“) Es ist wirklich nicht schwer eine Illustration spektakulär aussehen zu lassen, wenn man die Sättigung aller Farben um 50% erhöht. Aber so etwas kann nicht gebaut werden. Die Wände müssten schon von Innen beleuchtet werden, um in Natura so dermaßen zu strahlen. Wenn es dem Architekten gelänge, dieses Bild halbwegs umzusetzen, wäre niemand beeindruckter als ich.


    In der realen Welt wird es aber mehr so dunkelweiß aussehen:

    Ich möchte noch einmal auf diese Darstellung des alten Entwurfs hinweisen. Es kann doch nicht euer Ernst sein, dass in dieser Lage eine derartige öde Bebauung hinkommt, oder?

    Es gibt doch bisher noch nicht einmal einen Bauherren, wie kann es da schon Entwürfe geben? Das sind für mich alles nur Ideenskizzen. Nichts davon droht tatsächlich in Kürze errichtet zu werden.