Beiträge von Guderian

    Womit hat Kollhoff und nun die Instanz eigentlich ein Problem?
    Kollhoffs Problem ist eigentlich ganz simpel. Er hat am Wettbewerb teilgenommen und verloren. Nun versucht er seinen geteilten dritten Platz vor Gericht in einen ersten Platz umzuwandeln. Dazu diskreditiert er den Sieger, weil dieser angeblich die Teilnahmebedingungen (Mindestumsatz, Mitarbeiterzahl) nicht erfüllt habe und deswegen gar nicht erst hätte antreten dürfen.


    Die Kammer fordert die Wiederholung des Vergabeverfahrens ab dem Zeitpunkt der Preisgerichtsentscheidung von November 2008. Hans Kollhoff erhofft mehr. Er will, dass nun endlich ernsthaft geprüft wird, ob Stella die Mindestanforderungen erfüllt hat. Sollte sich das Gegenteil herausstellen, "wäre es für den Auslober nur selbstverständlich, mit den weiteren Preisträgern zu verhandeln". (Süddeutsche)


    Kollhoff hat wenig Interesse daran GMP oder H&S zu beerben, um als Subauftragnehmer die Pläne von Franco Stella ausführen zu müssen. Er will die Bundesregierung zu Verhandlungen zwingen, in deren Ergebnis er selbst zum Architekten des Stadtschlosses erklärt werden will. Diese Hybris erklärt sich dadurch, das er glaubt einen großen Namen zu haben, der dem eigentlichen Sieger fehlt. Das die Jury die Entwürfe annonymisiert bewertet hat und ohne Kenntnis der Namen keinen der vier Drittplatzierten für würdig hielt Zweitplatzierter zu sein, ficht ihn nicht an. Er will nicht mit der Qualität seiner Arbeit gewinnen, sondern mit dem Unrecht als einer von vier Dritten bei der Vergabe übergangen worden zu sein.


    Nach Auffassung des Kartellamts hätten die vier Drittplatzierten in das Vergabeverfahren einbezogen werden müssen, zumindest Informationen hätten erteilt werden müssen.
    Hierzu sagt Stella: "Mir erscheint das eine sehr seltsame Angelegenheit. Ich habe schon an vielen Wettbewerben in Deutschland teilgenommen und auch verloren. Aber ich kann mich nicht entsinnen, jemals nach der Preisentscheidung über den Vertragsabschluss mit dem jeweiligen Gewinner unterrichtet worden zu sein."

    Alle drei, am Bedarf vorbei. Drei Preisträger - drei Schnappsideen.


    1. Platz: Seen hat Berlin genug und Kulturpavillons eigentlich auch. Aber vor allem bringt beides kein Geld ein. Das Phoenix-See-Desaster aus Dortmund brauchen wir hier nicht wiederholen. Künstliche Seen buddeln rechnet sich einfach nicht.


    2. Platz: Ist der denkbar schlechteste Entwurf. Der Flugplatz ist ursprünglich kreisrund angelegt worden, damit die Flugzeuge jederzeit gegen den Wind starten konnten. Nur deswegen beschreibt das Flughafengebäude einen Bogen. Wer das Areal entlang der Landebahnen zubaut, zerstört den Ort. Der Kreis muss ein Kreis bleiben!


    3. Platz: Solarwälder sind alles was wir hier nicht brauchen. Das Gelände müsste dann weiter umzäunt bleiben, weil nicht ausgeschlossen werden kann, das Jemand ausprobiert, wie viele Solarpanele man mit einem Stein zerdeppern kann. Außerdem ist die hervor stechendste Eigenschaft von Solarparks ihre enorme Platzverschwendung für unglaublich wenig erzeugten Strom. Sowas kann man nur dort bauen, wo der Quadratkilometer nichts wert ist. Also auf dem Land in den unfruchtbarsten Gegenden, nicht mitten in der Stadt.

    Jetzt drehen sie völlig frei.

    Stella leitet ein vergleichsweise kleines Architekturbüro, dem für die Realisierung dieses großen Projektes zwei große Architekturschmieden an die Seite gestellt wurden: Gerkan, Marg und Partner sowie Hilmer & Sattler und Albrecht. Dies erfolgte nicht im Rahmen einer Ausschreibung, sondern durch Stella selbst, auf Drängen des Bundes.


    Soll das etwa heißen der Gewinner einer Ausschreibung darf keine Subaufträge mehr vergeben? Soll Stella etwa selbst die Maurerkelle schwingen und das ganze Schloß alleine bauen? Oder soll jeder Auftrag des Bundes in einer Kaskade von Ausschreibung nach Ausschreibung nach Ausschreibung enden?


    „Man braucht solche Regeln nicht aufzustellen, wenn man sie später nicht einhält“, sagt Jan Kleihues, einer der vier Gewinner des dritten Preises. Kleihues meint, die Architektenkammer oder die Verbände hätten deshalb vor die Vergabekammer ziehen müssen. Dass es Stararchitekt Hans Kollhoff dann tat, nennt er „außerordentlich mutig“.


    Gebt ihm das Bundesverdienstkreuz! Und sagt ihm gleich noch, das die rechtmäßige Teilnahme von Stella gar nicht beanstandet wurde. Es geht nur um die Aufträge für GMP und H&S. Deswegen ist mir auch nicht klar, weshalb der Vertrag zwischen dem Bund und Stella deswegen "nicht mehr haltbar" sein soll. Der Mann hat mit seinem Entwurf den Wettbewerb einstimmig gewonnen. Daraus folgen doch auch irgendwelche Rechte. Ganz sicher wird man das Schloß nicht vom Drittplatzierten bauen lassen. :doof:

    @ arnd
    Vergiss nicht die Deutsche Geschichte, und welche weltgeschichtliche Erinnerung Berlin für die Welt hat.
    Die Welt hat eine kollektive Erinnerung? Das wäre mir neu! Hast du schon Amerikaner, Britten, Russen und Franzosen (welche jeweils ihre ganz eigene Sicht auf die beiden Weltkriege haben) über diese Entdeckung informiert? Gerade die Russen haben sich trotz ihrer hohen Verluste an Menschenleben erstaunlicher Weise die Fähigkeit bewahrt, zwischen Deutschen und National-Sozialisten unterscheiden zu können. Den Britten ist dieses Kunststück bis heute nicht gelungen, für die sind das beides Synonyme.


    Aber gut, tun wir für eine Sekunde so, als hätten alle Menschen auf der Welt dasselbe Bild von der Geschichte Berlins. Warum eigentlich Berlin? Es war die Deutsche Wehrmacht, welche 1939 in Polen einmarschiert ist, nicht die Berliner Wehrmacht! Ich nehme an, wenn du denkst, es gäbe nur eine globale Sicht auf die Rolle Berlins im Zweiten Weltkrieg, dann ist diese einzig gültige Auslegung (rein zufällig) auch deine eigene. In welcher (lass mich raten) die Hauptverantwortung, für alles was so passiert ist, im Wesentlichen bei Berlin liegt, während kleine Städtchen wie Minden in Westfalen eher zufällig da mit rein gezogen wurden. Da hab ich doch recht, oder?!


    Hilft dieses selbstgerechte Berlin-Bashing eigentlich bei der Verdrängung der eigenen braunen Vergangenheit oder ist das nur eine Übersprungshandlung, weil es in dem drögen Bischoffsnest sonst nichts Sinnvolles zu tun gibt? Muss man sich doll anstrengen, um sich solchen Unsinn einzureden oder reicht es regelmäßig die Kirche zu besuchen, wo die eine Wahrheit über Berlin von der Kanzel verkündet wird? "Selig sind die geistig Armen, denn ihnen gehört das Himmelreich." (Mat.5:3)


    Im Falle der Museumsinsel ist es nun einmal so, das Berlin eben weltgeschichtlich einen extrem bitteren Geschmack hinterlassen und die Rechnung dafür auch präsentiert gekriegt hat.
    Heilige Einfalt! Schuld und Sühne, das uralte Märchen. Hast du auch nur einmal versucht, das Konzept vom Bombenkrieg als gerechter Strafe empirisch zu überprüfen? Wohl nicht, sonst hätte deinem Erbsengehirn auffallen müssen, dass die Bombenangriffe im 2ten Weltkrieg so unpräzise waren, das gezielte Angriffe auf irgendwie Schuldige überhaupt nicht möglich wären. Es gab nur die Flächenbombardements, deren zufällige Kollateralschäden sozusagen, ab und zu auch die Beschädigung eines kriegswichtigen Zieles beinhalteten. Im britischen Bomber Command ging damals der makabere Witz um: "Wir können jedes Ziel treffen, wenn es nur groß genug ist."


    Gerne hat man auch Städte bombardiert, die in Reichweite waren oder einfach auf dem Weg lagen. Das die Bombenangriffe auf die deutsche Städtelandschaft mehr als 1.000.000 zivile Opfer forderten, während die reibungslose Funktion der Rüstungsindustrie (z.B. in den unterirdischen Fabriken bei Minden) kaum beeinträchtigt wurde, bereitet dir scheinbar keine kognitive Dissonanzen. Auch der Umstand, das der Bombenkrieg geplant und vorbereitet wurde, lange bevor Hitler überhaupt in die Politik ging, stört sicher nur bei dem Versuch, die Geschichte als Abfolge unbezahlter Rechnung zu plausibilisieren.


    Das muss man verstehen, das ist die Kollektivschuld des Babys im Kinderwagen, dessen Eltern bei den letzten freien Wahlen zu 43,9% NSDAP (und zu 56,1% andere Parteien) gewählt haben, in der leisen Hoffnung dies würde wieder etwas Ordnung in die von der Weltwirtschaftskrise zerrüttete Weimarer Republik bringen. Wie konnten sie nur? Selbstverständlich hat das verbrannte Baby die Rechnung dafür präsentiert bekommen. Ewiglich sollen uns die Gebäudeschäden daran erinnern, wie sehr es die Deutschen verdient haben, die verkohlten Überreste ihrer Angehörigen in Eimern zum Friedhof tragen zu müssen! Heilige Gehirnwäsche.


    Ich weis, du bist bei weitem nicht der Einzige im Land der Bekloppten und Bescheuerten, der sich die Geschichte anhand von Guido Knopps Moralfloskeln zusammen reimt. Das macht die Sache aber auch nicht besser! Die Nazis haben wenigstens nur den Genozid an jenen Deutschen gerechtfertigt, die nicht in ihre Rassenideologie passten. Du schaffst es und findest einen tieferen Sinn hinter dem wahllosen Genozid an Jedem, den die Bomben zufällig erwischt haben. Warum konnten die Bomben nicht auch deine Eltern treffen? Dann wäre uns dein Menschen verachtendes Geschwätz erspart geblieben. Minden hat ja offenbar ordentlich was abbekommen.


    "Am 28. März 1945 kam es schließlich zum letzten und verheerendsten Luftangriff auf die Stadt Minden. Der Stadtgrundriss der Mindener Innenstadt wird bis heute von diesem Angriff entscheidend geprägt. Das historische Zentrum der Stadt mit dem Rathaus, dem Dom und den umliegenden Gebäuden wurde nahezu vollständig zerstört, über 180 Menschen kamen ums Leben." (Wikipedia)


    Keine zwei Monate vor Kriegsende noch mal schön ein unbedeutendes Städtchen platt gemacht. Wunderbar! Ich schlage vor, du stellst dich gleich Morgen mit einem Schild in die Mindener Fußgängerzone und erklärst deinen Mitmenschen, dass die Bombenschäden in Minden unbedingt sichtbar bleiben müssen, weil ihr alle nicht vergessen dürft, wie sehr ihr den Tod verdient habt. Ich werde auch bei der Royal Air Force anfragen, ob man Minden nicht nochmal bombardieren kann. Die Lektionen aus der Geschichte lernen sich bekanntlich besser, wenn sie regelmäßig wiederholt werden.


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    Fragt sich wer hier das Erbsengehirn ist? Wir die Moderatoren haben dich wohl schon oft genug ob deiner agressiven Diskussionskultur verwarnt mit der Bitte dich zu bessern. Das und die allgemeinen DAF-Regeln scheinen dir aber offenbar egal zu sein denn mit der persönlichen Beleidigung gegenüber Arnd hast du den Bogen jetzt wieder eindeutig überspannt.


    Wir haben uns deshalb dazu entschlossen dich ab heute für die nächsten zwei Wochen befristet zu sperren. Fange endlich mal an die hier vorgegebenen Regeln zu akzeptieren denn andernfalls werden wir dich in Zukunft bei erneuten Regelverstößen endgültig sperren.

    In der Kunstzeitschrift Monopol (Nr.3/2009) gibt es ein paar neue Spaßentwürfe zum Humboldtforum a.k.a. Stadtschloss zu sehen, welche die Künstler in ihrer Hybris auch gleich an Wolfgang Tiefensee versandt haben. Auch diese Aktion der Fassadengegner wäre nicht weiter wichtig, hätte nicht ein Künstler geschafft, was ich bisher für unmöglich hielt. Eine glaubwürdige Verbindung des Palastes der Republik mit dem Stadtschloss. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man die Architekturstile nicht mixen sollte. Aber wenn schon, dann so! Mit echtem Bling-Bling. Das schaut irgendwie cool aus. :cool:

    Nachtrag: Crytek, Deutschlands größtes und bekanntestes Entwicklerstudio, ist übrigens auch nicht in Frankfurt gegründet worden. Sondern im schönen (und beschaulichen) Coburg, 41.283 Einwohner auf 48,3 km² und ein Mohr im Wappen. Das Unternehmen existierte schon sieben lange Jahre in Coburg bevor es 2006 seinen Hauptsitz nach Frankfurt am Main verlegte. Aus irgend einem Grund dachten die drei Firmengründer damals, ihr Unternehmen wäre in Frankfurt besser aufgehoben. Für die Coburger wird sich das Gerede von der Größe und Internationalität Frankfurts nach einem Hype angehört haben. Aber die drei Brüder haben sich dadurch nicht beirren lassen. Und wenn die Frankfurter noch nicht ganz verblödet waren, dann haben sie das Unternehmen bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie in ihrer Stadt nach Kräften unterstützt.


    Natürlich war auch diese Entwicklung schlecht für die Multipolarität unter den deutschen Computerspielstädten und ein herber Verlust für die oberfränkische Spielekultur. Aber eigentlich können wir froh sein, wenn überhaupt eine deutsche Stadt in dem Bereich etwas Bedeutung erlangt. Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Frankfurt saugen ständig Unternehmen aus ihrer Umgebung auf. Das die Namen dieser Städte überhaupt irgend Jemandem bekannt sind, der nicht dort wohnt, hat nur mit Zentralisierung zu tun. Jegliche Beschwerde dieser Städte bzgl. irgendwelcher Umzüge nach Berlin ist daher pure Heuchelei. Insbesondere dann, wenn es sich wie bei Suhrkamp um Unternehmen handelt, die ursprünglich in Berlin gegründet wurden.



    EDIT: Und siehe da, Frankfurt war nicht blöd. "Die Frankfurter Wirtschaftsförderung hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben die Ansiedlung von 33 Unternehmen gefördert, wodurch 500 Arbeitsplätze entstanden seien. Als Beispiele nannte Martens-Jeebe das Unternehmen Crytek, das Computerspiele herstellt, ..." Unnötig zu erwähnen, das geförderte Ansiedlung nur ein Euphemismus für subventionierte Abwerbung ist. Schafft eure eigene Wirtschaftsförderung ab, dann könnt ihr euch auch guten Gewissens über die anderer Städte beschweren! Das ist doch in deinem Sinne, garcia?

    Es läppert sich langsam: 9 mal rot 2 mal grün 2 mal grau


    @ mik
    Was wir zur Zeit an Umzügen - vor allem nach Berlin - erleben ist zu großen Teilen einem verzerrten Wettbewerb geschuldet.
    Es ist ja nicht so, als wenn das deutlich finanzkräftigere Frankfurt nicht versucht hätte, diese Verzerrungen Berlins durch eigene Angebote zu egalisieren bzw. umzukehren. Es hat nur nicht funktioniert, weil der Verlag selbst umziehen wollte! Darüber macht man sich in der Frankfurter Politik auch gar keine Illusionen. CDU-Fraktionschef Markus Frank sagt: "Suhrkamp hat lange auf diesen Umzug hingearbeitet - die wollten nie in Frankfurt bleiben." Berlin bietet dem Verlagswesen aus Sicht von Suhrkamp einen echten Wettbewerbsvorteil. Dabei spielt es keine Rolle, ob dies Einbildung oder Realität ist, das Unternehmen sieht es so.


    München war dabei nie heimliche deutsche Hauptstadt. Dafür ist Bayern einerseits zu sehr Freistaat und zum anderen lag damals das wirtschaftliche Gewicht viel zu sehr in NRW.
    Damals vielleicht, heute nicht mehr. Warum nicht, weil sich seit Jahren eine schrittweise Gewichtsverlagerung nach München vollzieht. Seit Jahrzehnten wird München tendenziell wichtiger, andere Entscheidungszentren unwichtiger. Das Land ist noch nicht zentralisiert, aber es zentralisiert sich. Der Prozess schreitet dauerhaft fort, weil Konzentrationen (neudeutsch Clusterbildung) wirtschaftliche Vorteile bieten. Schon die pure Existenz von Städten beweist das.


    Was wir im Moment erleben ist eine ... durch Politik und Medienhype angeheizte Konzentration auf den Standort Berlin, der letzten Endes der Nation mehr Schaden als Nutzen bringt.
    Nennen wir es einen Hype, dann bleibt immer noch die Tatsache bestehen, das Berlin aus Sicht vieler Menschen und Unternehmen attraktiver ist, als anderen Städte. Ist an der Sache nichts dran, dann wird die Blase irgendwann platzen und es kommt tatsächlich zu jener Massenflucht aus Berlin. Die Bildung dieser Blase geschieht dennoch freiwillig. Niemand wird gezwungen nach Berlin (oder München) zu ziehen.


    Ich hätte nichts gegen eine ... Hauptstadt mit internationalen Renomee. Aber dass eben das internationale Gewicht zu Lasten des gesamten Restlandes gehen muss, ist nicht ok.
    Ich hab auch nichts gegen Gravitation, aber das Treppensteigen dadurch so schwer wird, ist nicht ok. Wie soll denn bitte eine Stadt internationales Gewicht erlangen, wenn sie schon national keine Bedeutung besitzt? Man kann das Eine nicht ohne das Andere haben. Ein Bekenntnis zur Multipolarität ist auch ein Bekenntnis zur internationalen Bedeutungslosigkeit. Gewicht und Konzentration sind zwei Seiten derselben Medaille.


    Selbst als Frankfurt-Fan würde ich mich auch nicht darüber freuen, wenn alles finanztechnische von Düsseldorf oder München hier her ziehen würde. Dafür sind diese Städte zu schön.
    Und diese Städte würden auch nicht hässlicher werden, wenn sie Pleiteinstitute wie HypoRealEstate und WestLB verlieren würden. Allein der Versuch, große internationale Banken abseits von Deutschlands Bankenzentrum etablieren zu wollen, zeigt wie hier der Marktwirtschaft Hohn gesprochen wird. Grade die vielen Landesbanken müssen sich entscheiden. Entweder sie bleiben bei einfachen Produkten, die sie lokal vermarkteten. Oder sie gehen nach Frankfurt, wo sie auch das Wissen finden, wie das Controlling bei hoch strukturierten Anlageprodukten funktioniert. Man kann nicht gegen den Strom schwimmen.


    Und um mal was positives über Berlin zu sagen: Ich bin begeistert, wie unsere Hauptstadt einige Hollywood Produktionen auf ihr Studiogelände ziehen konnte und daurch z.B. wirklich international zur Bekanntheit der BRD beiträgt - notfalls auch mit Subventionen. Das war und ist meines Erachtens der richtige Weg. Es gibt viele Branchen die immer neu entstehen.
    Die Filmbranche ist nicht neu entstanden! Berlin hat mit den billigeren und besser ausgebildeten Filmemachern andere deutsche Standorte verdrängt. Trotz weit höherer Subventionen der Filmförderung NRW haben die kleineren Subventionen in Berlin-Brandenburg hier zu einer Konzentration der Filmbranche geführt. Einzig verbliebener nationaler Konkurrent ist München. Es ist exakt dasselbe, was in der Verlagsbranche passiert.


    Und warum ist z.B. die Games Convention nicht in Berlin?
    Weil das Messegeschäft die meist subventionierte (verzerrte) Branche in Deutschland ist. Die GC hätte in Leipzig gar nicht erst entstehen können ohne 1 Mrd. Euro Steuergelder für den Neubau der Messehallen. Soviel Geld zu verschwenden lohnt sich für Berlin nicht. Der Messestandort boomt auch so, durch Umzüge (ILA früher Hannover, Bread&Butter früher Köln, Popkomm früher Köln), etliche Neugründungen (Typo, Premium, Fashion Week, Republica, Boot&Fun) und Wachstum bestehender Messen (ITB, IFA jetzt jährlich, Grüne Woche). Und nicht zu vergessen die vielen hundert Kongresse jedes Jahr.


    Das die Games Convention nach Köln geht, liegt letztlich daran, das der Branchenverband BIU (früher mit Sitz in Frankfurt heute in Berlin) von Herstellern dominiert wird, deren Deutschland Sitze in Köln sind und die Reisekosten sparen wollen. Ginge es nach Hotelkapazitäten oder Flugverbindungen, dann hätte die Messe woanders (vielleicht sogar in Frankfurt) stattfinden müssen. Köln ist von sich aus keine attraktive Messestadt.


    Ich könnte mich auch grün ärgern, dass sie nicht in Frankfurt ist. Aber gerade im dotcom bereich haben z.B. beide Städte gepennt.
    Weder Frankfurt noch Berlin haben gepennt. Beide Städte haben dem Verband attraktive Angebote mit reichlich versteckten Subventionen vorgelegt. Der Verband hat nach seinen eigenen Kriterien entschieden. Diese eine Messe ist aber nicht der dotcom Bereich. Da gibt es noch viel viel mehr, auch in Frankfurt.

    Warum ging es eigentlich bisher immer ohne extremes Rennen bis aufs Blut und auf einmal wird mir meine schöne Hauptstadt fremder und aggresiver, als jede internationale Konkurrenz. Da entwickle ich ja richtig antinationale Gefühle!

    Weil du dir bisher Illusionen gemacht hast. Das Rennen gab es schon immer und es ging dabei nie um weniger als das eigene Überleben. Solange man auf der Siegerstraße ist, kann man sich den Kapitalismus (Soziale Marktwirtschaft ist nur ein Euphemismus) schönreden. Erst wenn man selbst (oder die eigene Stadt) verliert, kommt einem die Welt plötzlich grausam vor. Solange die Umzugswagen planmäßig von Ost nach West rollen, ist es immer der babyweiche Wettbewerb, geht es in die andere Richtung, war es die blutige Konkurrenz. Das ist die pure Heuchelei. Du lebst in Zeiten von Hartz IV. Also mach dich besser auf was gefasst!


    Dabei ist deine "schöne" Hauptstadt überhaupt nicht aggressiver als andere Städte. Ganz im Gegenteil. Hamburg hat mit allen legalen und illegalen Mitteln versucht, den größten Arbeitgeber und Steuerzahler Berlins abzuwerben. Die Rede war von bis zu 1000 hochbezahlten neuen Arbeitsplätzen für Hamburg, welche entsprechend in Berlin vernichtet worden wären. Die Hamburger haben schon überlegt, wo sie das Hochhaus für die neue Bahnzentrale hinstellen. Wenn man Hanseat ist, findet man das natürlich nicht aggressiv, dann ist der Regierende Bürgermeister von Berlin aggressiv, weil er dezent darauf hingewiesen hat, das die Bahn nicht Herrn Mehdorn gehört. Was fällt ihm ein? Frechheit!

    Naja, auf eins ist verlass. Egal wie viel Berlin an sich zieht. Oder München oder Hamburg oder Stuttgart oder Frankfurt. So richtig zentralistisch wird Deutschland net mehr. Der Zug ist 1933 entgültig abgefahren. Und ich bin verdammt froh drum.

    Die Geschichte hat kein Ende und Menschen, die sich einreden, das sich bestimmte Konkurrenzen endgültig erledigt haben, verdienen es eines Besseren belehrt zu werden. Als die Bread&Butter vor zwei Jahren nach Barcelona ging und an eine Fashion Week noch nicht zu denken war, da jubelten die Düsseldorfer "Berlin ist keine Konkurrenz mehr". Aber der Wettbewerb hört nie auf. Er geht jeden Tag weiter und nichts ist dem Wettbewerb so egal wie vergangene Siege. Frankfurter Schule? Adorno? 1968? Alles vorbei. 1933 ist wettbewerbstechnische Frühsteinzeit.


    Auch das geteilte Westdeutschland ist mit Nichten ein multipolares Land gewesen. Das Zentrum des Landes war München, die offizielle heimliche Hauptstadt der BRD. Hätte die Teilung 100 oder 200 Jahre länger gedauert, dann wären alle Entscheidungsgremien dort genauso zentralisiert gewesen wie in London oder Paris. Nun ist der Kommunismus besiegt und überall konkurrieren die Marktwirtschaften. Bist du darauf vorbereitet? Vielleicht hast du Glück und erlebst den (relativen/absoluten) Niedergang deiner Stadt, deines Landes, deines Kontinents nicht mehr. Aber bilde dir nicht ein, das Rennen wäre irgendwann vorbei.

    @ Chewbacca
    Schließt das auch ein, dass Hessen nicht dazu gezwungen wird, seine Mittel so einzusetzen, dass seine eigenen Unternehmen nicht von anderen Bundesländern wegsubventioniert werden?
    Nein, denn der Länderfinanzausgleich ist ein im Grundgesetz verankertes Staatsziel.


    In New York vereinigt sich ungefähr soviel Politik, wie in Berlin Wirtschaft und Finanzen.
    Ich darf aus Halleluja. Die Geschichte der USA. von Joachim Fernau zitieren:
    "Gewiß, die Adresse für Staatsgeschäfte ist für die westliche Welt immer noch Washington, aber es ist eine Deckadresse für Provinzler. Eingeweihte richten ihre Briefe gleich nach New York. Es wäre Blindheit, nicht zu sehen, daß jetzt alles von dort erledigt wird."


    Wenn hier ein innerdeutsches Rennen eröffnet wäre, dann zwischen München und Frankfurt. Die blöde Mär, dass jede Branche sich in einer Stadt vereinigen müsse, damit Deutschland konkurrenzfähig bleibt, und dass diese Stadt natürlich immer nur Berlin heissen kann, reizt auf die Dauer nur noch zum Gähnen.
    Hättest du gelesen, was ich geschrieben habe, dann wäre dir aufgefallen, dass ich von einem offenen Rennen zwischen München, Frankfurt und Berlin sprach. Sich über Behauptungen zu echauffieren, die der Andere gar nicht getätigt hat, ist rhetorisch brillant, inhaltlich auf die Dauer nur noch zum Gähnen.


    Echt? Kein BBI, kein ICC, keine Berlinale, die Bahn darf nach Hamburg ziehen, wann sie will..usw.......???
    Die Bahn wollte nicht nach Hamburg ziehen. Sie ist ein Staatsbetrieb, hätte der Staat, d.h. zur Zeit Angela Merkel, gewollt das die Bahn nach Hamburg zieht, dann hätte Berlin dagegen genauso wenig machen können, wie Frankfurt gegen den Suhrkamp Umzug. Der einzelne Bahnmitarbeiter Hartmut Mehdorn und der Kanzlerinnen-Erpresser Ole von Beust wollten, das die Bahn umzieht, das Unternehmen wollte nicht. Hamburg und der gescheiterte Bahnumzug ist übrigens ein gutes Beispiel für das charakterlich höherwertige Verhalten von westdeutschen Lokalpolitikern im föderalen Wettbewerb. Wenn die Kanzlerin dem Umzug nicht zustimmt, dann verliert sie ihre Mehrheit im Bundesrat! So sinngemäß der Hamburger Finanzsenator. Das war eine echte Glanzleistung hanseatischen Fair-Plays! :cool:


    Auf das ICC kann man verzichten, die Berlinale hat Sponsoren und würde auch ohne den Kulturstaatsminister stattfinden. Und gäbe es keinen staatlichen Flughafenbau, dann gäbe es dafür private Konsortien. Die würden Internationale Flughäfen nur da bauen, wo sie sich auch rechnen. Da die Passagierzahlen in Berlin selbst in der Krise noch 3% stärker wachsen (weniger nachgeben) als an anderen Standorten, würde der BBI also so oder so gebaut.

    - Dass der Verlag derzeit finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, ist altbekannt. Dazu gab es in der Vergangenheit ausreichend Berichte.
    Vielleicht geht es noch etwas vager? Um was für Rosen handelt es sich? Wie viele Rosen kostet ein Umzugswagen?


    - Der Minderheitsaktionär ist die Medienholding Winterthur AG, er soll ausbezahlt werden, aber das Geld fehlte bisher.
    Und wo ist der Beleg, dass dies der Grund für den Umzug ist? Sind alle Geschichten, die plausibel klingen auch sogleich wahr?


    - Ein Sozialplan ist nach deutschem Gesetz nötig, weil es zu Kündigungen kommen wird (das war geplant und vom Betriebsrat so auch verkündet)
    Den Bekanntmachungen des Betriebsrat glaubst du, aber denen der Verlegerin glaubst du nicht. Das ist selektive Wahrnehmung.


    - Andere Städte, insbesondere in den Geberländern, betreiben nicht diese Art der "Standortwerbung" wie sie in Berlin verfolgt wird, d.h. es gibt keine Zuschüsse etc.
    Wie gesagt, Frankfurt hat dem Suhrkamp Verlag selbst Immobilien und deren kostenlose Renovierung angeboten. Wenn andere Städte und Bundesländer keine Wirtschaftsförderung betreiben, sind sie ein bisschen blöd. Dresden und Leipzig fördern noch viel stärker als Berlin. Der einzige Unterschied zu Berlin ist vielleicht, dass Berlin bei kleineren Unternehmen aber dafür häufiger erfolgreich ist, als andere.


    - Es geht nicht um sklavische Abhängigkeit, nur darum dass Firmen nicht mit finanziellen Anreizen geworben werden.
    Das sind doch Synonyme. In dem Moment, wo man einem einzelnen Bundesland verbietet, seine Finanzen nach eigenen Vorlieben einzusetzen, ist es praktisch eine Kolonie der anderen Bundesländer geworden.


    - Die Konsequenz sind keinerlei Umzüge, sondern die Tatsache, dass die führenden Finanzplätze der Welt durch entsprechende steuerliche und gesetzliche Rahmengebung von ihren nationalen Regierungen unterstützt werden.
    Die Frankfurter Banken haben dieses Jahr ein 500 Milliarden Rettungspaket erhalten und du fragst ernstlich nach zusätzlichen Steuererleichterungen? Also Chuzpe hast du! Die einzige Möglichkeit mit London und New York mitzuhalten, ist wenn sich in Zukunft wieder eine deutsche Stadt findet, die Wirtschaft, Finanzen und Politik in sich vereint. Das Rennen zwischen München, Frankfurt und Berlin ist eröffnet. Gut möglich, dass am Ende alle drei gegen London verlieren.


    - Die Abschaffung des föderalen Systems wäre schon verfassungsrechtlich unmöglich! Davon abgesehen, würde letztlich allein Berlin profitieren. Das ist unbestritten.
    Man muss den Föderalismus nicht abschaffen, sondern nur Regeln einführen, die total Subventionen von Flughäfen und Messegeländen etc. verbieten und ebenso verdeckte Subventionen durch staatliche Unternehmen, sowie die politische Bevorzugung einzelner Unternehmen. (Letzteres hat das Land Bayern groß gemacht.) Diese Gesetze würden dann aber für alle Bundesländer gelten, nicht nur für die, in denen man selbst gerade nicht wohnt.


    - Die Schweiz profitiert nicht allein von ihren niedrigen Steuersätzen, denn einige Kantone haben deutlich höhere Steuern.
    Und leiden deswegen unter der Flucht von Steuerzahlern. Der Wettbewerbsföderalismus in der Schweiz funktioniert nur deswegen so gut, weil die Schweiz das Geldwäschezentrum der Welt ist. Untereinander gibt es im Schweizer Föderalismus genauso Gewinner und Verlierer. Wettbewerb ist nie gut für alle, sondern immer nur für die Besten.

    @ garcia
    Guderian, Du hast doch den Kommentar der FTD selbst gelesen. Meine Thesen finden sich darin wieder.
    Aber du verteidigst diese Thesen nicht ausreichend, sondern stellst sie nur als Hypothesen auf.


    Selbst der Verlag gibt mehr oder weniger offen zu, dass ein Umzug aufgrund des finanziellen Gewinns [...] erfolgt (guckst du hier).
    Das sind Spekulationen einer Zeitung, kein Interview mit dem Unternehmen. Die Position des Verlages liest du hier.
    Berlin knüpfe als Hauptstadt wieder da an, wo es nach 1945 zum Aufhören gezwungen wurde, erklärte die Verlegerin [...] Die Lage politisiert sich bis tief hinein ins kulturelle Leben, da muss Suhrkamp vor Ort sein." Wie einst in den sechziger Jahren Frankfurt sei heute "eben das Labor in Berlin". [...] Eine Sparmaßnahme sei der Umzug jedenfalls nicht, sagte Unseld-Berkéwicz.


    Kulturelle Standortvorteile haben Berlin als Alternative interessant gemacht, aber ausreichender Grund zum Umzug wären sie nicht gewesen (allein schon weil dem Verlag das Geld fehlt)!
    Kein Problem, Umzüge nach Berlin sind immer kostenlos. Man ist ja hilfsbereit, auch ohne LFA Mittel. Woher weist du, dass dem Verlag Geld fehlt, wenn dieser seinen Gewinn gar nicht veröffentlicht?


    Dieses Geld braucht von Frau Unseld zum Freikauf von ungeliebten Minderheitsaktionären und für den notwendigen Sozialplan.
    Wozu einen Sozialplan, allen Mitarbeitern wurde angeboten, mitzukommen und ihren Job zu behalten! Die Geschäftsführung redet also mit ihrem Betriebsrat, ein ganz normaler Vorgang. Das Joachim Unseld seine Anteile am Unternehmen verkaufen wollen könnte, ist reine Spekulation. Deswegen hat die FAZ hinter diesen Absatz auch ein "?"-Zeichen gesetzt und zitiert die sogenannten "Kenner" nicht namentlich.


    Und meine Aussage unter c.) heißt tatsächlich, dass Bundesländer die Mittel aus dem LFA erhalten, anderen Bundesländern nicht direkt Unternehmen abwerben dürfen.
    Unter dieser Prämisse verwandelt sich der LFA von einer Finanzhilfe in ein Instrument um eine dauerhafte sklavische Abhängigkeit der Nehmerländer zu erreichen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin beweist um so mehr Charakter, wenn er sich dagegen auflehnt. Diese deine Sicht ist aber nicht die Sicht des Länderfinanzausgleichs, auch nicht indirekt oder moralisch. Ziel des Länderfinanzausgleiches (nach Art. 107 Abs.2 Satz 1 GG) ist es, dass „die unterschiedliche Finanzkraft der Länder angemessen ausgeglichen“ wird. Wenn also Nehmerländer ebenso Standortpolitik betreiben können wie Geberländer, dann ist damit das Ziel des LFA erreicht.


    Und wenn dann ein Unternehmen von sich aus, ... , die Entscheidung zum Umzug fällt und die damit verbundenen Kosten auch selbst trägt, dann habe ich nichts dagegen.
    Wie gnädig von dir, denn Suhrkamp will den Umzug von sich aus, nur die Mitarbeiter wollen ihn nicht. Und wenn die Geberländer den Nehmerländern finanzielle Umzugsbeihilfen (etwa durch günstige Immobilien) verbieten wollen, dieses Recht für sich selbst aber uneingeschränkt in Anspruch nehmen, dann ist das eine elende Heuchelei und wirklich charakterlos.


    Die Konsequenz eines föderalistischen Systems in dem sich die Länder gegenseitig mit Steuern subventionieren und auch gegenseitig mit Steuergeldern die Unternehmen abwerben, ist für alle negativ!
    Richtig. Aber verstehst du auch, dass die Abschaffung des föderalen Systems sehr gut für München und Berlin wäre und für alle anderen Städte (ja auch für Frankfurt) das Ende ihrer Ambitionen bedeuten würde? Frankfurt ist von sechs deutschen Verlagsstädten die Kleinste. Was würde wohl passieren, wenn es in Deutschland echten Wettbewerb ohne Buchpreisbindung gäbe? Die Zahl der Verlage würde sich schlagartig reduzieren, auf eine Handvoll von Superverlagen, die alle in derselben Straße sitzen würden. Frankfurt könnte sich dann vielleicht Hoffnung machen, noch mehr Landesbanken und Sparkassen anzuziehen, aber in allen anderen Branchen würde es abgehängt.


    Echter (Wettbewerbs-)Föderalismus ist hingegen für alle förderlich (siehe Schweiz).
    Die Schweiz ist als Steuerhinterziehungsparadies ein schlechtes Beispiel, genau wie die London Stock Exchange. Deren Zusammenschluss mit der Borsa Italiana hab ich irgendwie verpasst. Als ich mich zuletzt darum gekümmert habe, hieß es noch, die LSE wäre selbst ein Übernahmekandidat.


    Frankfurt hätte ... gute Chancen ... , auch wenn es niemals so groß wie London würde. Aber da hier Politik in Berlin und nicht am lokalen Finanzplatz gemacht wird, ...
    Frage: Ist die Konsequenz daraus, das die Politik nach Frankfurt oder das die Börse nach Berlin kommen müsste? Oder sollen wir uns damit abfinden, dass es Deutschland niemals schaffen wird.

    @ Agamemnon
    Bisher sind es (erst/schon) vier rote Lampignons. Was könnte Frankfurt als funktionales Zentrum von Rhein-Main eigentlich noch hinzugewinnen? Abgesehen von den peinlichen Politikern aus Wiesbaden ist doch schon fast alles vor Ort. Ich sehe jedenfalls nicht, wie die Bedeutung Frankfurts durch den Föderalismus künstlich geschmälert wird. Das eigentliche Problem ist doch, wir konkurrieren mit einer weltgrößten Volkswirtschaft, die nur einen Börsenplatz pro Kontinent und eine Metropole pro Ozean kennt. Selbst als führender nationaler Finanzplatz ist Frankfurt in Europa abgehängt. Auch ohne EZB dominiert London den Finanzmarkt und London ist ein Zwerg neben New York.


    Es gibt im Nachwende-Deutschland eine weit verbreitete Verherrlichung der angeblichen Vorzüge des Dezentralismus. Aber dadurch geht auch effektiv Wirtschaftskraft verloren. An die 100 Filmstädte in Europa produzieren nicht soviel, wie die eine Stadt Los Angeles. Budweiser USA (jetzt InBev Belgien) produziert schon allein mehr Hektoliter Bier als alle deutschen Brauereien zusammen. Und so kann man die Liste ewig weiter führen. Fakt ist, die deutschen Landsmannschaften schließen sich nicht freiwillig zu größeren effizienteren Strukturen zusammen. Daran wird auch der demographische Wandel nichts ändern. Solange man Hessen, Saarländer, Brandenburger etc. nach ihrer Meinung fragt, wird es nie zu Länderfusionen kommen. Die von Badenern und Württembergern war die Ausnahme von der Regel.


    Die Germanen mögen einfach keine Veränderungen und halten noch Jahrhunderte nachdem Freistaaten und Hansestädte obsolet geworden sind daran fest. Der Anpassungsdruck wird ignoriert und so gut es eben geht weg subventioniert. Einsicht in die Notwendigkeit ist das Letzte, was man von einem Deutschen erwarten darf. Deswegen kann man den Versuch, sich als Veränderer beliebt zu machen, gleich aufgeben. Ob Verlegerin, Bürgermeister oder Forist, sie alle hatten nie die Spur einer Chance, bei dieser Sache mit einer positiven Bewertung davon zu kommen. Das wissen auch alle, weshalb sich die Gescholtenen erst gar nicht um das Geschrei scheren und dadurch noch charakterloser wirken.


    Der einzige Ausweg aus dem deutschen Dilemma sind diktatorische Ansagen ohne lange Debatten. Schröderische Basta-Politik in monarchischer Pose. Das war den Deutschen, mit ihren vielen Duodezfürstentümern, früher auch schon mal klar, deswegen waren Bismarck, Reichseinigung und Kaiser seinerzeit auch sehr beliebt. Mal sehen, wie lange das Volk diesmal braucht, bis es erkennt, dass man Bremen nicht entschulden, sondern nur abschaffen, kann. Ich wette die Erkenntnis kommt erst lange nachdem irgend ein charakterloses Schwein Tatsachen geschaffen hat.

    garcia
    Unsauber argumentierst vor allem Du, Guderian. Denn den betriebswirtschaftlichen Nutzen des Umzuges hat niemand bestritten.
    Aber den Standortvorteil hat jemand bestritten und das warst du selbst. Zitat: "Im Falle Suhrkamp fiel die Entscheidung mit Nichten aufgrund echter Wettbewerbsvorteile des einen Standortes gegenüber des anderen." Und sie (die Entscheidung) tat es eben doch!


    Und die vermeintliche und echte Strahlkraft Berlins wird zumindest von meiner Seite auch garantiert nicht bestritten!
    Du bestreitest aber, dass daraus ein finanzieller Vorteil für kulturschaffende Unternehmen wie Suhrkamp entsteht. Denn du behauptest, die Entscheidung fiel mit Nichten aufgrund von Strahlkraft / Sogwirkung, sondern aufgrund von Immobilien / Finanzierung. Die sagst im Prinzip: Kultur gibt es, Kultur hat aber für kulturschaffende Unternehmen keine wirtschaftliche Bedeutung.


    a.) dass Berlin auf Suhrkamp zugegangen ist, erstmals vor 3 Jahren (und nicht umgekehrt)
    Richtig. Was ist daran verkehrt? Ich sag es ohne scheu: Berlin freut sich über jedes Unternehmen, das kommen möchte. Diese Einladung richtet sich dezidiert an alle Unternehmen auf der ganzen Welt. Unfair, nicht wahr?


    b.) Berlin mit Subventionen wirbt, namentlich Gebäude und Übernahme der Umzugskosten
    Aber wenn Suhrkamp in Frankfurt bleiben würde, dann brauchte es weder ein neues Gebäude noch hätte es Umzugskosten. Es entsteht also kein direkter Gewinn für das Unternehmen, außer dass es nach dem Umzug an einem Standort ist, den das Management für geeigneter hält.


    c.) Berlin dieses Angebot (indirekt) aus Mitteln des LFA finanziert
    Das heißt also, Bundesländer die Mittel erhalten, dürfen keine Standortpolitik betreiben. Dummerweise steht davon nichts im Gesetzbuch.


    d.) Berlin ohne den LFA und Bundeszuschüsse pleite wäre und praktisch gar keine nennenswerte Kultur mehr besäße
    Das ist der kapitalistische Ansatz, nach dem das Bild in einem Museum den höchsten Wert hat, für das bei der Anschaffung am meisten gezahlt wurde. Echte d.h. nennenswerte Kultur funktioniert anders. Tatsächlich wird Berlin kulturell immer ärmer, je mehr verfallene Industriebrachen verschwinden und je mehr teure Galerien aufmachen. Ironischer Weise ist Berlin für Kulturschaffende je anziehender je ärmer es ist. Arm und Sexy, das ist kein Widerspruch.


    Dieses System, bei dem sich deutsche Länder gegenseitig mit Steuergeldern und nicht mit Standortvorteilen Unternehmen abwerben, anstatt sich echte Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten, wird uns irgendwann auch international teuer zu stehen kommen.
    An dem Punkt gebe ich dir sogar recht. Aber du verkennst die Konsequenzen deiner Argumentation. Wenn das föderalistische System scheitert, werden alle Verlage, alle Labels, alle Studios und Sender sich in einer maximal zwei Städten sammeln. Frankfurt gehört nicht dazu.


    P.S.: Jedenfalls findet meine These anklang, dass es sich im Kern um eine gestörte Liebesbeziehung handelt. :Colgate:


    Stellen Sie sich vor, Sie haben einen guten Freund, der in Not geraten ist. Viele Jahre haben Sie ihn unterstützt, haben ihm Geld gespendet, ... Aber dann spannt Ihnen der Freund Ihre Frau aus - nicht zuletzt, indem er ihr teure Geschenke macht.

    Es geht nicht um Neid (worauf auch, Suhrkamp ist ja schon Frankfurt) sondern um gekränkten Stolz. Wenn ein Unternehmen eine Stadt mit dem Hinweis verlässt, das ein anderer Standort möglicherweise geeigneter oder hübscher ist, dann ist das immer eine Zurückweisung. Die verlassene Stadt reagiert dann in der Regel mit brennender Eifersucht, die sich in Verwünschungen der verschmähten Liebe und Hass auf den Konkurrenten entlädt.


    Wenn dem Suhrkamp Verlag die baldige Pleite vorhergesagt oder die sofortige Abschaffung des Länderfinanzausgleichs gefordert wird, dann sind das genau dieselben Emotionsausbrüche, die das Ende einer gescheiterten Liebesbeziehung begleiten. Bei allen Firmenumzügen, die ich bisher verfolgen durfte, war die Bevölkerung der verlassenen Stadt nie der Meinung, dass es für das Unternehmen an seinem künftigen Standort einen echten Wettbewerbsvorteil geben könne. Stattdessen galt das Management des Unternehmens als desto verblödeter und die Belegschaft als desto klüger, je stärker sie für bzw. gegen einen Umzug argumentierten.


    Wer in so eine Debatte sachlich und ausgleichend eingreift, muss damit rechnen angefeindet zu werden, weil eben jenes überhaupt nicht erwünscht ist. Es geht nur darum, die Emotionen rauszulassen, nicht darum die Lage zu analysieren. Sonst wäre schon früher aufgefallen, dass beide Städte dem Verlag geldwerte Angebote gemacht haben. Während es von Seiten Berlins natürlich vollkommen unfair ist, ein Unternehmen bei der Suche nach einer geeigneten Ruine zu unterstützen, ist es von Seiten Frankfurts nur recht und billig ungefragt mit renovierten Immobilien und Erbpachtverträgen zu werben. Schließlich gehört das Unternehmen nicht seinen Gesellschaftern sondern der Stadt, die es nicht ziehen lassen will.


    Eines muss man jedoch neidlos anerkennen, die FAZ ist eine so gründlich recherchierende Zeitung, wie es sonst keine gibt.
    Wie wär's liebe FAZ? Ich bin sicher Martin Barry würde über seine Domain mit sich reden lassen.

    Beide Artikel sind grottenschlecht. Keiner von beiden nimmt wirklich auf das Gebäude Bezug, seine historische Bedeutung, seine künftige Funktion oder gar den Sieger-Entwurf, der beides zu verbinden versucht. Beide missbrauchen das Stadtschloss nur als Aufhänger für eine Grundsatzdiskussion nach Schema F.


    Tietz versucht uns wieder einmal vorzumachen, wie viel besser Berlin aussehen könnte, wenn man die Architekten nach der Wende nur hätte machen lassen. Auf die Idee, das ein Potsdamer Platz so nichtssagend aussieht, gerade weil man die Architekten hat machen lassen, kommt er nicht. Ansonsten werden sämtliche Dämlichkeiten, die sich die Rekogegner bisher ausgedacht haben, von Tietz erneut angeführt. Der ganze zusammenhanglose Quatsch, bis hin zu dem Unsinn, das die Finanzkrise das Projekt schon noch stoppen wird. Das ganze Pamphlet ist schlimmste Gehirnwichse, für den sich der Architektenstand wahrlich schämen darf.


    Stimpel macht es leider auch nicht besser. Auch er führt eine abgehobene Grundsatzdiskussion und versucht dabei die Rekonstruktion als "Bauen im imaginären Bestand" zu rechtfertigen. Totaler Blödsinn! Das ist in etwa so, als wenn man einen Nazi davon überzeugen will, das er den Deutsch-Türken nicht verprügeln darf, weil der ja auch irgendwie ein Deutscher ist. Intolerante Dogmatiker kann man nicht mit Spitzfindigkeiten beschwichtigen. Außerdem argumentiert er sachlich falsch. Das Stadtschloss von Stella ist ein Neubau, das Bild ist dabei genauso neu wie der Stein. Nicht nur das Material auch das Aussehen wird nicht Original sein, sondern nur wie im Original.


    Den Vorwurf der Fälschung kann man nicht entkräften. Die Rekonstruktion ist per Definition nur Kopie eines Originals und kein imaginäres Bildoriginal.
    Prof. Dr. Ullrich Schwarz sagt es hier ganz deutlich.
    Frage: Welche Rolle spielt für Sie die Authentizität oder Nichtauthentizität von Rekonstruktionen?
    Antwort: Was da entsteht, sind zeitgenössische Gebäude.


    Das Humboldt-Forum ist nicht das echte Stadtschloss und will es auch nicht sein. Es ist ein hundertprozentig in die Zukunft gerichtetes Bauwerk. Erdacht für eine Zeit, wenn die Stunde-Null-Mentalität der deutschen Nachkriegsordnung längst selbst Geschichte sein wird. Wenn eine neue Generation von Deutschen sich ihrer Herkunft und ihrer Zukunft versichern wird, indem sie einem tiefen Blick in ihre Vergangenheit wirft. Diese Sicht auf die Vergangenheit wird dann genauso selektiv und fehl gedeutet sein, wie die Videoabende des Guido Knopp. Aber es werden ganz andere Aspekte der Geschichte sein, die von einer anderen Gesellschaft anders interpretiert werden. Und diese Geschichte wird dann sicher nicht mit dem Fazit enden, das vor 1945 alles nur scheiße war. Das Humboldt-Forum ist ein Neubau, der sich lediglich einer Formensprache bedient, die von einigen Legasthenikern fälschlicherweise für Obsolet erklärt wurde. Weil diese sich keine Zukunft vorstellen können, in der die Hohenzollern für die Deutung der deutschen Geschichte eine ebenso wichtige Rolle spielen werden, wie sie heute den lächerlichen 12 Jahren von Adolf Hitler zugesprochen wird.

    Das ist doch Quatsch mit Soße. :angry:
    @ Lothar
    Das Berlin der Mietskasernen und Suppenküchen kann froh sein, dass der Krieg die erdrückende Bevölkerungsdichte etwas reduziert hat. Wem die Verdichtung in Berlin heute zu niedrig ist, der kann sich gerne auf den Weg in die nächste Favela oder Banlieu machen. Ich glaube kaum, dass die Ökobilanz desto besser wird, je dichter die Menschen aufeinander leben. Ganz im Gegenteil, wenn jemand sein eigenes Gemüse im Schrebergarten vor dem Küchenfenster anbauen kann, dann schlägt die Ökofee vor Freude Purzelbäume.


    Großstadt hat mit Multifunktionalität zu tun, da gehört auch Erholung dazu. Jeder Park und jeder See machen Berlin großstädtischer. Urbanität ist Funktionsdichte nicht Einwohnerdichte. Die Transportenergie die nötig ist, um den zentralistischen Molloch Paris mit allem Notwendigen zu versorgen, unterschlägst du einfach. Stark verdichtete Großstädte sind in den seltensten Fällen Ökovorbilder. Schon allein die CO2-Bilanz tausender brennender Autos pro Jahr lassen Paris nicht als ein Ökoparadis erscheinen. Vielleicht wären die Jugendlichen dort auch weniger gefrustet, wenn es in ihren Betonsiedlungen den ein oder anderen Park gäbe.

    Den unrealistischen Wunschtraum gibt es und der heisst Berlin am Meer, da gibt es Filme drüber und Musiken. Und jeder weis, dass es nicht real ist, solange die Globale Erwärmung Hamburg noch nicht versenkt hat. Aber Berlin am Berg, das ist Unsinn - davon träumt keiner in der Stadt. Wir wollen uns doch nicht verschlechtern. :cool:

    ... sondern nur als Idee und Wunschtraum in den Köpfen existiert, wie so vieles in Berlin.

    Und so gesehen, ist es dann auch keine Idee mehr, sondern eine handfeste Beleidigung. So war der Vorschlag wahrscheinlich auch gemeint. Wer den Berlinern einen Berg in die Stadt stellt, der will sich auch nur über sie lustig machen. Das nimmt der Sache jeden Witz, es sei denn man gehört zu denjenigen, die nicht mit - sondern über - Berlin lachen wollen.


    Jetzt aber schluß damit, das Thema Berg birgt wirklich zu große Spamgefahr. :nono2:

    Wer sagt denn, dass Tempelhof nun nur noch für die B&B freigehalten wird? Mit dieser Entscheidung ist viel mehr der Weg zu einem zweiten Messegelände in Tempelhof vorgezeichnet. Das Gelände am Funkturm platzt doch schon aus allen Nähten. Irgendwann werden die Deutschen merken, dass es keinen Sinn macht, wenn sich jede Großstadt ein eigene Messegesellschaft zusammen subventioniert. Dann wird sich das Geschäft auf eine Handvoll Städte konzentrieren, die nicht nur Hallen, sondern auch viele Hotels, große Flughäfen und weltbewegende Sehenswürdigkeiten zu bieten haben. Ich hab keinen Zweifel daran, dass man Tempelhof am Ende komplett voll bekommt. Es war nur die Frage, ob man das Angebot räumlich oder zeitlich parzelliert. Nun wird es also ein Ort für zeitlich begrenzte Events. Kein Problem, denn davon lebt Berlin ja eigentlich.


    Zu dem Berg: Selbst wenn man in Berlin Öl finden würde und die Stadt so reich würde wie Dubai, dann könnten wir uns vielleicht künstliche Inseln aufschütten oder künstliche Seen buddeln (wie in Dortmund). Aber ich hab noch von keiner Technologie gehört, die Felsen wachsen lässt. Und so toll sind Gebirge nun auch nicht, als dass man davon unbedingt eines vor der Tür haben müsste. Dann schon lieber das Riesen-Bordell. Das war witzig, weil es realistisch ist.

    Es war zu schön um wahr zu sein. Aber der Filmhafen Tempelhof ist (noch nicht offiziell) am Ende! Grund ist die geistige Umnachtung von Carl Woebken, Vorstand der Studio Babelsberg AG, welche er in diesem Welt-Online-Artikel offenbart, welcher mir damals leider entgangen ist.


    Aber der Reihe nach. Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) hat mit der Modemesse Bread&Butter Berlin GmbH (B&B - geiles Video übrigens :Colgate:) einen 10-Jahresvertrag (mit Option auf weitere 10 Jahre) geschlossen. Die Streatwear-Messe mietet sämtliche Hangars, die Haupthalle und die Freiflächen für zwei Monate pro Jahr, einen im Sommer und einen im Winter. Die Messe selbst dauert aber trotzdem nur drei Tage. Die B&B steht für 800 Ausstellermarken, 80.000 Fachbesucher und 200.000 Übernachtungen. Folglich nennt die Berlin Tourismus Marketing GmbH die Entscheidung auch "ein kleines Konjunkturprogramm für Berlin". Der Weggang der Messe nach Barcelona war 2006 als schwerer Schlag für den Modestandort Berlin gewertet worden. Seither haben sich alle Modeschauen in Berlin rechtfertigen müssen, warum sie nicht in Paris oder Mailand stattfinden. Das dürfte nun erstmal vorbei sein. Ab jetzt darf sich wieder der Standort Düsseldorf in Frage stellen lassen, von wegen keine Konkurrenz.


    Alle anderen Interessenten für Tempelhof, von Alliiertenmuseum bis Filmhafen, geben sich nun natürlich überrascht, dass doch tatsächlich ein zahlungswilliger Mieter bevorzugt wurde. Wo sie doch so schöne unausgereifte Ideen beim Call of Ideas des Senats eingereicht hatten. Die ganze Blödheit des Studiobabelsberg Vorstands kommt aber erst in diesem Zitat zum Vorschein: "Sollte die BIM weiterhin so tun, als hätte sie einen langfristigen Verwaltungsauftrag, würden er [Woebken] und Fisser sich zurückziehen." Nein wie putzig, wenn der Besitzer einer Immobilie diese selbst verwaltet und meistbietend vermietet, dann zieht sich der potentielle Interessent, der noch nicht mal ein konkretes Angebot vorgelegt hat, zurück? Diese Einstellung erinnert doch sehr an die Central European Development GmbH von den Kosmetikmilliardären Fred H. Langhammer und Ronald S. Lauder. Der offene Brief der beiden mit der dritten Rückzugsdrohung war damals der Lacher überhaupt.


    Und es geht noch weiter mit den Babelsbergern: "Wir wollen das gesamte Gebäude übernehmen. Das Filmemachen ist mit 20 Prozent nur ein kleiner Teil.". Ein sehr sehr kleiner Teil, denn bei einer Umsetzung des Filmhafen Konzepts wolle man die Hallenflächen in Babelsberg aufgeben und "letztlich die derzeitige Studiofläche von 30 000 auf 25 000 Quadratmeter verkleinern". Damit ist dann auch der letzte Zauber aus dem Filmhafen Traum gewichen. Das wäre dann sogar ein fundamentaler Rückschritt für die Filmregion. Mir tut schon leid die Idee jemals unterstützt zu haben.


    Aber es kommt noch schlimmer: ""Zusätzliche Studioflächen werden wir also nicht schaffen", sagte Woebken und gibt einer Studie von McKinsey Recht, die ausreichend Studioflächen in Berlin/Brandenburg sieht." Klar wenn man davon ausgeht, dass die Filmindustrie ihr Wachstum hinter sich hat, dann sind die Flächen in Berlin ausreichend. Aber wenn man überhaupt keinen Platzbedarf hat, wieso sich dann um die (nach Grundfläche) drittgrößte Immobilie der Welt bewerben?? Das zeigt doch nur, dass die beiden wieder solch typische Schnäppchenkapitalisten sind, die denken Berlin hätte etwas zu verschenken.


    P.S.: Die (Schnapps) Idee mit dem Berg ist nicht halb so witzig wie sie klingt.

    Flachdächer sind ja soooo vielseitig:

    • ... lässt sich die Dachfäche für Terrassen Nutzen.
    • ... könnte man eine Minigolf-Anlage einrichten.
    • ... lässt sich nämlich deutlich leichter Dachbegrünung installieren.


    Genau, und wenn man auf allen Flachdächern in Berlin hoch effiziente dünnschichte Solarmodule aufstellen würde, dann könnte man mit der dadurch erzeugten Menge an Ökostrom so viele Subventionen abgreifen, dass das Erneuerbare Energien Gesetz ganz allein den Bundeshaushalt sprengen würde. - Boom!! - Nur leider macht nie jemand etwas mit den ganzen Flachdächern. Auf 90% aller Flachdächer tut sich überhaupt nichts und auf den restlichen 10% steht meist auch nur ein Handymast. Offenbar ist das Praktischste an Flachdächern, dass man damit gar nichts machen muss.